Archiv: September 4, 2022

Kampf um Berlin – das große Apollo Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Berlin-Basher Roland gegen Lokalpatriot Jerome. Ist Berlin wirklich die Schandstadt für die sie immer gehalten wird oder ist unsere Hauptstadt doch nicht so schlecht, wie Nicht-Berliner behaupten? Für wen fiebert ihr mit: Team Berlin oder Team Hauptstadtslum? 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder verbitterte Berlin-Hasser noch voreingenommene Hauptstadtkinder wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


In Berlin regiert der Wahnsinn!

Von Max Roland | Als Jerome fragte, wer sich denn mit ihm um „meen Berlin“ battlen wollte, konnte ich nicht Nein sagen – das Moloch an der Spree zu kritisieren, ist wie ein Elfmeter ohne Torwart. 

Fangen wir mit dem Namen „Berlin“ an. Die Berliner glauben gerne, dass der Name etwas mit dem Bär zu tun hat, der ihr Stadtwappen ziert. Tatsächlich kommt der Name aber von einem altslawischen Wort für „Sumpf“. Einen passenderen Stadtnamen könnte es für diese Stadt nicht geben: Denn Berlin ist wirklich ein Sumpf. Mitten in Brandenburg – also in der Mitte des Nichts – liegt diese Stadt, die eigentlich nichts weiter als das historische Überbleibsel einer anderen Zeit ist. Früher war Berlin mal die zentral liegende Hauptstadt Preußens und des des deutschen Reiches. Doch die Zeiten sind vorbei. Jetzt ist Berlin ein seltsamer Fleck im Osten, der von anderen deutschen Städten wie München, Frankfurt oder Hamburg weit entfernt liegt. Selbst nach Dresden brauchst du zwei Stunden mit dem Auto. Mitten ins märkische Nirgendwo haben wir uns also nach 1990 die Hauptstadt gepflanzt. Toll. 

Berlin hat einen viel zu guten Ruf

Der Sowjetchef Nikita Chruschtschow nannte Berlin gern den „Hoden des Westens. Jedes mal, wenn wir ihn drücken, heulen die Vereinigten Staaten auf“. Je länger ich über diese seltsame Äußerung nachdenke, desto mehr stimmt sie, finde ich. Berlin ist wirklich ein Hoden – überall stinkt es nach Sack und die Wichser sind auch nicht weit. Ich bin Anfang August nach Berlin gekommen und habe, glaube ich, noch keinen freundlichen Menschen in dieser gottverlassenen Stadt getroffen. Vielleicht liegt das am Dialekt, der so passiv-aggressiv klingt, dass selbst der unfreundlichste Badener oder der verstimmteste Sachse im Vergleich wie ein Engel wirkt. Wer sich das Wetter hier anguckt, versteht allerdings, warum die Berliner so sind – selbst unter Norddeutschen, die ja so manches „Schietwetter“ gewohnt sind, warnt man sich vor dem grau-nassen Berlin

Aus mir völlig unerklärlichen Gründen hat Berlin einen viel zu guten Ruf. Gefühlt mein halber Abi-Jahrgang ist nach Berlin gezogen, wie hunderttausende junge Leute auch. Die Zugezogenen sind aber fast noch unerträglicher als die Ur-Berliner. Während der deutschen Teilung zogen alle möglichen Gesellschaftsversager nach (West-) Berlin: Linksalternative Hippies, Wehr- und Sozialdienstverweigerer, bis zu RAF-Terrorist Andres Baader. Der wollte, wie so viele nach Berlin ziehende Versager, Künstler werden (da das nicht klappte, wurde er zu einem kommunistischen Bombenleger – Berlin verändert dich halt). Um Geld musste sich Berlin nie Gedanken machen – das „Schaufenster des Westens“ hinter dem Eisernen Vorhang wurde immer üppig subventioniert. Diese Gratismentalität hat man in Berlin nur nie abgelegt. Die Stadt Berlin, die auch Bundesland ist, steht mit 60 Milliarden in der Kreide und schafft es dennoch, Abermilliarden zu verbrennen – und wofür eigentlich? In die öffentliche Sicherheit oder die Verbesserung der Straßen wird es jedenfalls nicht gesteckt. 

Berlins Versagen an so vielen Stellen ist offensichtlich. Der Flughafen BER mit seiner Bau-Geschichte ist das bizarrste Symbol der Überforderung – das Versagen der Integrationsbemühungen ist ebenso offensichtlich wie das unheimliche Wuchern der organisierten Kriminalität. Asoziale und übergriffige Drogendealer im Görlitzer Park bekämpft die Stadt mit „Informationszelten“ – kein Witz. Davon ab sorgt sich die örtliche kreuzberger Politik um die vermeintlich rassistische Stigmatisierung der meist schwarzen Dealer. Berlin ist ein linksgrünes Luftschloss, in dem sich die Politik völlig von der Realität verabschiedet hat. Dass in der Stadt der Mauertoten und der SED-Diktatur eben jene SED, heute in „die Linke“ umbenannt, seit Jahren regiert, setzt dem Wahnsinn wirklich die Krone auf.

„Reichshauptslum“ – nicht ohne Grund

Berlin ist wie einer seiner stereotypen Bewohner:  Der blauhaarige, linksradikale Student, der Gender Studies oder soziale Arbeit studiert, nie gearbeitet hat und seine konservativen Boomer-Eltern zwar verachtet, ihre 2000 Euro im Monat aber trotzdem entgegennimmt.  In diesem Fall sind Bayern und Baden-Württemberg die konservativen Boomer-Eltern, die den ganzen linksradikalen Bumms in dieser Stadt finanzieren (müssen) – Länderfinanzausgleich sei dank.  Geld verdienen ist hier nicht. Als Google in Berlin-Kreuzberg einen Start-up-Campus eröffnen wollte, protestierten die linksradikalen Anwohner und besetzten das Gebäude. Google gab nach. Statt einer Jobschmiede entsteht dort jetzt ein „Haus des sozialen Engagements“. Besser kann man diese Stadt nicht beschreiben – Linksradikale verhindern Wirtschaftswachstum und bauen stattdessen lieber einen Hotspot, der das Geld anderer Leute verteilt. 

Trotz üppiger Zuwendungen aus Süddeutschland, Hessen oder Hamburg (wo man übrigens zeigt, wie man Stadtstaat besser macht), ist Berlin fast ein Entwicklungsland. Mit seinem Drogen- und Obdachlosenproblem, dass irgendwie auch keiner richtig zu lösen vermag, erinnern weite Teile der Stadt ans Frankfurter Bahnhofsviertel. Das Internet ist in Albanien um welten besser – und das ist keine Übertreibung. Und wehe, jemand will mal ein Haus sanieren! Dann kommen ungeduschte linksradikale und besetzen das Gebäude – nicht, dass sich hier noch was verbessert! Nicht ohne Grund hat Berlin den wenig charmanten Spitznamen „Reichshauptslum“. 

Die Sicherheitspolitik wirkt jedenfalls wie aus der Favela – Berlin dürfte die einzige Stadt der Welt sein, in der ein führender Clan-Krimineller die 27. Duldung erhält, anstatt abgeschoben zu werden. Die Kriminalitätsrate ist extrem hoch, die berühmt-berüchtigte U-Bahn-Linie 8 gleicht eher Kabul 2001 als einer zentralen Verkehrsachse in einer europäischen Hauptstadt. Die Einzigen, die die harte Hand der Berliner Justiz gnadenlos zu spüren bekommen, sind zu-schnell-Fahrer oder Falschparker. Währenddessen ereignen sich, statistisch gesehen, jede Stunde 55 Verbrechen in Berlin. Ein Rot-Rot-Grüner Senat tut dagegen freilich nichts – öffentliche Sicherheit ist eben nicht progressiv genug für Berlin. 

Ich gebe gerne zu: Als junger Mensch kann man hier viel Spaß haben. Aber das war’s auch. Berlin ist eine Stadt, die von innen heraus vergammelt – und niemand tut etwas. Im Gegenteil – dieser Verwesungsgeruch wird uns noch als „Charme“ oder „Sexy“ verkauft.  Berlin – und dieser Spruch ist für dich, Jerome –  ist irgendwie wie sein zweitbester Fußballclub Hertha BSC. Der wollte vergangene Saison als „Big City Club“ ganz groß rauskommen, auf Augenhöhe mit Clubs wie Arsenal London oder Real Madrid stehen und verbrannte dafür Millionen. Am Ende stieg man fast in die zweite Liga ab. Arrogant, aber quasi zweitklassig – dit is Berlin.


Goodbye Langeweile, Wilkommen in der Hauptstadt!

Von Jerome Wnuk | So Roland, erstmal herzlich Willkommen und Glückwunsch, dass du’s jetzt auch endlich hier nach Berlin geschafft hast. Hat ja nen´ bisschen gedauert bis auch du dich endlich mal aus deinem verschlafenen Fischerdorf getraut hast. Du wirst schon noch einsehen, dass du in der aufregendsten Stadt der Welt angekommen bist. 

Und bis auf ein paar komische Angewohnheiten, die scheinbar noch aus deiner traumatischen Zeit aus Bremen kommen, hast du dich in der kurzen Zeit ja auch ganz gut assimiliert, find ich. Über dein regelmäßiges E-Roller fahren (und die Tatsache, dass du dabei aussiehst, als wär das Ding nur für dich gemacht worden) werd ich jetzt mal hinwegsehen – darüber können wir ja nochmal sprechen.

 

Bei uns geht immer die Post ab!

Mir ist gänzlich unerklärlich, warum du jetzt schon wieder was zu meckern hast. Gut, generelle Unzufriedenheit wird euch lebensverneinenden Norddeutschen ja nachgesagt, aber komm schon, du genießt das hier in echt doch schon. Dat seh ick in deinem griesgrämigen Blick und den zusammengekniffenen Augen. Warum dann also motzen? Sieh´s doch mal so: 

Endlich ist dein langweiliges Leben außerhalb der Hauptstadt vorbei – das Kapitel, nur Schnee von Vorgestern mitzubekommen ist beendet. Jetzt bist du inmitten des Geschehens. „Genau im Mittelpunkt der Welt, hat dich der Herr Gott hingestellt“ besingt Hildegard Knef unsere Hauptstadt – und was die Dame da singt, das stimmt. Glaub mir. 

In Berlin ist jeder und alles. Und ja, das heißt natürlich auch viele Bekloppte – aber alles was cool ist, kommt eben auch aus Berlin oder ist in Berlin. An uns geht kein Trend vorbei – die verrückten und die guten. Jede wichtige Persönlichkeit hat hier schonmal ihre Zeit verbracht – die ganze Welt war schon mal hier. Denn ohne uns wär nicht viel los, auch wenn du dir das nicht eingestehen möchtest. 

Jeder der in Berlin war bestätigt den einzigartigen Charme der Stadt. Berlin kann verdammt hässlich sein, strotz aber gleichzeitig nur so vor Kultur und Kunst. Wir sind Museumshauptstadt, keine Stadt der Welt hat so eine Künstler- und Kulturszene wie wir – Straßenkünstler, freie, unabhängige Ateliers, das vielleicht berühmt-berüchtigte Nachtleben Europas. Berlin ist ein Erlebnis, die Achterbahnfahrt unter den Städten. Jeder Bezirk ist wie eine eigene Welt. Du kannst Berlin niemals ganz entdecken, egal wie lange du hier lebst – irgendwo gibt immer etwas Neues. 

Berlin verbindet tausende Kulturen in einer Stadt

Bei uns kannst du morgens schick französisch frühstücken im Prenzlberg, Mittags wie ein echter Berliner Original Currywurst snacken und Abends Köfte wie in Istanbul essen. Eine Bahn Fahrt reicht um von Berlin nach Bagdad, von Istanbul nach Klein-Vietnam und nach Bangladesh zu reisen. In der Bahn sitzen Ossis neben Arabern und Türken neben Prenzlberger Öko-Tanten – das gibts nur in Berlin.

Und auch wenn das, zugegebenermaßen, einige Problem mitbringt, eine solche Möglichkeit andere Kulturen kennenzulernen hat man nur in Berlin. Und: (über den Wahnsinn) soviel Lachen wie hier, kannst du auch nirgendwo anders. Du beklagst dich zwar immer mit deinem „Ich kann nicht mehr“, wenn du mal wieder was skurriles gesehen hast, aber lachst dich heimlich jedes mal schlapp. Wat haste denn in Bremen zum Lachen? Die Stadtmusikanten und Fischkutter geben nicht viel her. Aber das was an Berlin elendige ist, habt ihr dort auch. 

Bei euch ist man froh, wenn man als Abwechslung vom Dauer-Fisch irgendwo auch mal eine schlechte Pizza herbekommt.  Als Berliner kannst du von Schawarma bis Chai-Latte alles haben. Kulinarisch lernt man hier nie aus Roland. Dann kannst du auch mal was anderes essen als pure Avocados. 

Dazu ist die Stadt grün: wir haben tausende Parks, Seen und Spielplätze. Entspannen an der Spree, im Gras liegen am Tempelhofer Feld – hier alles drin. Das Beste an der Stadt sind aber immer noch die Berliner selbst. Wir mögen zwar auf den ersten, vielleicht auch noch auf dem zweiten Blick, ein bisschen kantig und unmotiviert sein, aber innerlich sind wir sehr herzlich. Außerdem hält uns Berliner nichts auf, wir sind tough, kämpferisch, authentisch – Berliner Schnauze halt. Wir wissen wie wir mit der Welt umgehen müssen, sind unbeeindruckbar. 

Berlin kann man also durchaus in sein Herz schließen, Roland. Vermutlich tust du es auch bald. Natürlich ist es eine Hass-Liebe die man zu seiner Stadt hat, aber irgendwie ist jeder Berliner im Herzen Lokalpatriot- warte mal nen paar Wochen dann spürst du’s auch Roland. 

Peter Fox, ein Idol meiner Jugend, fasst es eigentlich perfekt zusammen: „Und ich weiß, ob ich will oder nicht. Dass ich dich zum Atmen brauch.“ 


Weihnachten schon wieder in Gefahr?

Von Johanna Beckman | An Weihnachten funkeln die Kinderaugen, wenn sie unter dem geschmückten Baum viele Geschenke von Eltern und Großeltern sehen. Doch werden Kinderaugen in diesem Jahr wirklich funkeln oder feiern wir schon wieder Corona-Weihnachten?

Schon im letzten Jahr verbrachten wir Weihnachten unter Corona Bedingungen. Laut Sachsens Ministerpräsident Kretschmer, da die Gefahr für Leib und Leben nicht mehr von der Hand zu weisen war. Enkelkinder trafen auf Großeltern, eine Katastrophe drohte. Denn was, wenn die Enkelkinder symptomlos und trotzdem krank sind? Dann könnten sie ihre Großeltern, trotz deren Impfung, anstecken. Aus diesem Grund empfahl Karl Lauterbach eine Booster-Impfung noch vor Weihnachten und das wichtigste: Eine mehrere Tage andauernde Isolation, für alle die am Fest teilnehmen wollen. Vor allem für Alleinstehende war diese Isolation eine wahre Freude. Und auch schon im letzten Jahr konnte das ein oder andere Weihnachtsgeschenk nicht geliefert werden, da es Chaos bei den Lieferketten gab. 2020 dachte die Bevölkerung noch, dass wir uns in einem Ausnahmezustand befinden und im nächsten Jahr alles wieder zur Normalität zurückkehren würde – aber falsch gedacht.

Was, wenn uns in diesem Jahr der gleiche Schlamassel noch einmal erwartet? Wie es schon viele Menschen vorhergesehen hatten, als wir in den vergangenen Lockdowns saßen, hören die Corona-Regelungen nicht einfach auf. Ab dem ersten Oktober diesen Jahres sollen die Regeln schon wieder verschärft werden. Laut Karl Lauterbach wird es, wenn wieder vermehrt Corona-Fälle auftreten, eine Maskenpflicht in Innenräumen geben, nur wer getestet oder frisch geimpft ist, wird möglicherweise ausgenommen. 

Wenn wir in diesem Jahr also entspannt mit der Familie Weihnachten feiern wollen und uns auch ohne Maske in Innenräumen aufhalten möchten, dann sollten wir auf dem Weg zum Weihnachtseinkauf einen Zwischenstopp beim örtlichen Impf- oder Testzentrum einlegen. Am besten merken sie sich diesen Weg gut, denn sie sollten diesen vor dem Osterfest wiederholen.

Leider machen den funkelnden Kinderauge nicht nur die Corona-Regeln einen Strich durch die Rechnung: „Manche Produkte wie elektronische Geräte, Spielwaren und Textilien aus Asien dürften an Weihnachten knapper sein.“, berichtete Stefan Genth der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Potentielle Geschenke sollen oft verspätet oder in der falschen Anzahl geliefert werden. So kann es schwierig werden die Wünsche der Kinder zu erfüllen, denn dann gibts es statt eines Tablets oder einer Autorennbahn, eher ein Buch. Auch sind zwei Jahre nach Pandemiebeginn immer noch 3.000 Stellen im Einzelhandel mehr als vor der Pandemie unbesetzt. Was in diesem Jahr dazu kommt ist, dass wir neben Geschenken und Kerzen am besten auch einen schicken knallbunten Weihnachtspullover kaufen sollten, da wir möglicherweise kein Gas zum Heizen haben werden – und, wenn es noch schlimmer kommt,  auch kein Strom.

Wir sollten also wohl schon dankbar sein, wenn die Politik so gnädig ist, uns nach einer kalten Dusche, in der Isolation vor Weihnachten, ein Fest mit Maske, frisch geimpft, mit Weihnachtspullover und womöglich ohne Geschenke im Kerzenschein zu erlauben.


Michail Gorbatschow: Kein Held, aber auch kein schlechter Verlierer

Von Sarah Victoria | Michail Gorbatschow wurde 91 Jahre alt. Am 30. August starb der ehemalige Staatschef der Sowjetunion, am Wochenende findet seine Beerdigung statt. In die deutsche Geschichte wird er als Wegbereiter der Einheit eingehen – als Visionär, der mit dem zwei-plus-vier-Vertrag den Weg zur Wiedervereinigung ebnete und durch seine Diplomatie das Ende des Kalten Krieges einleitete.  Die politische Bühne verließ Gorbatschow schon vor einer ganzen Weile, gerade nach dem Tod seiner Ehefrau Raissa verbrachte er seine Zeit vor allem mit seiner Familie – etwa am Tegernsee, wo Gorbatschow bis vor kurzem das „Hubertus Schlössl“ gehörte. 

Während die Nachrufe im Westen Gorbatschow als Helden zeichnen, fallen die Reaktionen im östlichen Europa reservierter aus. In Litauen etwa stößt das Narrativ des friedlichen Staatsmannes auf Widerstand. Als Oberbefehlshaber der Streitkräfte verhinderte Gorbatschow nicht, dass am 13. Januar 1991 Panzer nach Litauen losgeschickt wurden um Protestbewegungen niederschlagen zu lassen  („Blutsonntag von Vilnius“). In der Ukraine wird sich an die Tschernobyl-Katastrophe von 1986 und an Aussagen Gorbatschows erinnert, in denen er die ukrainische Unabhängigkeitsbewegung kritisiert. Und gerade in Russland wird das Trauma des Zerfalls der Sowjetunion auf Gorbatschow projiziert. Als „Totengräber der Sowjetunion“ soll er Russland endgültig ins Chaos gestürzt und dem Westen ausgeliefert haben. Veranschaulicht wurde dieser Vorwurf unter anderem in diesem legendären PizzaHut-Werbesport, an dem Gorbatschow persönlich mitgewirkt hat: 

 

Während der Werbespot natürlich ein positives Resümee aus der Gorbatschow-Ära zieht, nehmen ihm einige Menschen bis heute den Zerfall der Sowjetunion übel. Die eigentliche Ursache des Problems, eine totalitäre Diktatur mit systematischen Schwächen, wird dabei ausgeblendet und auf eine einzelne Person übertragen – den „Landesverräter Gorbatschow“. Dieses Narrativ nutzten schon jene KpdSU-Funktionäre, die im Augustputsch 1991 verzweifelt versuchten, ihre Macht zu sichern. Und auch Putins Aussagen lassen vermuten, dass er 1991 wohl kein Plakat von Gorbatschow in seinem Petersburger Zimmer hängen hatte. 

Gorbatschows Politik wa nicht ohne Schattenseiten. Aber Gorbatschows Reformen schufen auch zumindest ein gewisses Fundament für ein demokratisches Russland, das in der globalen Gemeinschaft verankert sein sollte. Selbst als überzeugter Sozialist blickte er am Ende der Wahrheit ins Gesicht. Er erkannte, dass das sowjetische System zerfiel und versuchte nicht verzweifelt, diesen Zerfall im großen Stil gewaltsam zu verhindern. Er scheiterte politisch – jedoch mit so viel Einsicht, dass genau dieses Scheitern zum Vermächtnis wurde: Aus Satellitenstaaten konnten freie Staaten werden, ein geteiltes Deutschland wurde wieder ganz. Gorbatschow nahm Friedensgespräche auf, stimmte der nuklearen Abrüstung zu und erhielt 1990 sogar den Friedensnobelpreis. Tragisch nun, dass sein Todesjahr einen erneuten Krieg markiert – und dann auch noch mit der Ukraine, dem Herkunftsland seiner Mutter. Das Statement der Gorbatschow-Stiftung zum Ukrainekrieg erschien drei Tage nach Kriegsbeginn. Natürlich wird der amtierende Präsident nicht persönlich erwähnt, die Botschaft ist allerdings eindeutig: 

„Im Zusammenhang mit der am 24. Februar begonnenen Militäroperation Russlands in der Ukraine bekräftigen wir die Notwendigkeit einer baldigen Einstellung der Feindseligkeiten und der sofortigen Aufnahme von Friedensverhandlungen. Es gibt nichts Wertvolleres auf der Welt als Menschenleben. Verhandlungen und Dialog auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Anerkennung der Interessen sind der einzig mögliche Weg, um die schärfsten Widersprüche und Probleme zu losen. Wir unterstützen alle Bemühungen, die auf die Wiederaufnahme des Verhandlungsprozesses abzielen.“ 

Putins Pressesprecher ließ schon verkünden, dass der russische Präsident bei der Trauerfeier nicht anwesend sein wird. Anders als der Tod Schirinowskis ist Gorbatschows Ableben anscheinend nicht mit seinem Terminkalender vereinbar. Ein paar rote Rosen am offenen Sarg und ein distanziertes Kondolenzschreiben des Kremls müssen ausreichen, immerhin hat der Präsident Wichtigeres zu tun. Wie Schulklassen in Kaliningrad zu besuchen und Kindern von einer Spezialoperation zu erzählen – wichtige Staatsaufgaben halt. 

Man stelle sich nur vor, wie die Beerdigung wohl ohne Krieg ausgesehen hätte. Vielleicht hätte es ein großes Staatsbegräbnis gegeben, zu dem  Politiker und Botschafter aus aller Welt nach Moskau gereist wären. Die Beerdigung hätte ein internationales Großereignis werden können. Stattdessen offenbart sich am Tod Gorbatschows einmal mehr, wie weit sich die politische Elite in Russland vom Reformgeist entfernt hat. 

Gerade Gorbatschows Leben lehrt uns, wie wichtig es ist, dass man einsieht, wenn die eigene Zeit an der Macht vorbei ist und der Veränderung nicht im Weg steht – und dass es immer Hoffnung auf Veränderung gibt.




Will uns die Politik zur grünen Askese erziehen?

Von Elena Klagges | Dieser Tage allgegenwärtig sind die Stichworte ,,Verzicht’’ und ,,Einsparungen’’. Wir sollen öffentlich und gemeinsam Leiden, um gleichzeitig für den Frieden zu kämpfen und unser Alltagsleben halbwegs ,,normal’’ fortführen zu können.

So sollen beispielsweise die Swimmingpools nicht mehr mit Gas beheizt werden dürfen. Dies sieht das am Donnerstag vorgestellte Energiespar-Paket vor, doch seien wir mal ehrlich: Wie viele private Pools gibt es in Deutschland? Schätzungen zufolge ca. 2,1 Millionen inklusive Aufstellbecken und diese in der kommenden Zeit nicht mehr zu erwärmen, ist wirklich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der gewünschte Effekt kann vernachlässigt werden und ist im Endeffekt nur eine Maßnahme, um dem glücklichen Teil der Bevölkerung ihren Luxus zu entziehen – reine Symbolpolitik würde ich einschätzen.

Besonders betroffen von den Strom- und Gasbegrenzungen wären auch die Friseurunternehmen. Denn hier würden die Einsparungen bedeuten, dass die Haare mit kaltem Wasser gewaschen werden müssten und man nicht mehr ordentlich föhnen könnte. Viele Menschen haben bei Umfragen schon angekündigt, dass sie dann weniger oder sogar gar nicht mehr zum Friseur gehen wollten. Andersrum befürchten Friseure, dass sie die gestiegenen Kosten überhaupt nicht stemmen könnten und aufgrund dessen ihren Betrieb sowieso schließen müssten. Nachdem das Hairstyling schon zu Coronazeiten unmöglich geworden war, habe ich mich gefragt, ob die Politik uns Deutsche eigentlich verwahrlosen lassen möchte? Ob sie uns alle zu unrasierten Pudeln verkommen lassen möchte – oder viel eher zu Komondoren mit ihrem extremen Zottelfell? 

Und auch an einer anderer Front fühlt man sich zwei Jahre zurück katapultiert: Klopapier-Hamstern. Denn pünktlich zu den Engpässen in anderen Branchen warnen nun auch Stimmen aus der Papierindustrie vor Problemen bei der Versorgungssicherheit. Die Produktion der 750.000 Tonnen Toilettenpapier, die jährlich in Deutschland hergestellt werden, benötige viel Gas und sei bei einem Gasmangel gefährdet. Hinzu kommt, dass das Klopapier ja ,,unverzichtbar’’ sei vor dem Hintergrund, dass man es in allen Lebensbereichen, also privat, im Arbeitsumfeld und auch in der Öffentlichkeit benötige. Da kommen einem doch sofort die Bilder der geplünderten Supermarktregale ins Gedächtnis zurück.

Nicht zuletzt vermitteln die Änderungen im Energiesicherungsgesetz (EnSiG), die sogenannte lex uniper, ein deja-vu Gefühl und zeigen Parallelen zu einer Situation aus der Coronazeit. Damals verschaffte sich der Staat die Möglichkeit, bei der Lufthansa einzusteigen und das Unternehmen vor der Insolvenz zu retten. Jetzt geht es darum, Unternehmen der kritischen Infrastruktur vor dem Ruin zu bewahren, vorausgesetzt, es wird gemäß § 29 EnSiG ein Hilfsantrag gestellt. Dann kämen als Staatshilfen Garantie- und Sicherheitsleistungen, aber eben auch Beteiligungen mit Eigenkapital in Frage.

Laut dpa-Informationen würde zu Zweidritteln das Energieunternehmen Uniper von der Umlage in Höhe von 2,4 Cent pro Kilowattstunde profitieren. Grundgesetzlich soll es gemäß Artikel 19 Absatz 1 jedoch keine Einzelgesetzgebung geben. Unter anderem deshalb hat Wirtschaftsminister Habeck kürzlich in Münster bei den 26. Westfälischen Wirtschaftstagen versprochen, sich das Gesetz zur Gasumlage noch einmal anzuschauen. Ziel sei es, die Lasten und die Umverteilung solidarisch zu stemmen. Auf der einen Seite erklärte er zwar noch, dass alle vor dem Gesetz gleich seien. Ein paar Tage zuvor wies Dr. Robert Habeck bei einer Werksbesichtigung in Gelsenkirchen aber andere Unternehmen darauf hin, es sei vernünftig auf die Umlage zu verzichten, wenn das Unternehmen schon gute Gewinne erziele. RWE hatte zu diesem Zeitpunkt schon angekündigt, freiwillig auf die Umlage, welche als ,,Gratis-Mitnahme-Profit’’ verpönt wird, zu verzichten. Dabei kann man es den Unternehmen selbst nicht verübeln, die Gasumlage zu beantragen, wenn sie die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen – und zu diesen zählt eben (noch) nicht, dass eine finanzielle Insolvenz droht.

Hier stellt sich die Frage, ob die Politik mit uns in der Entwicklung zurück reisen will und uns zur Askese erziehen möchte. Weg von der Konsum- und Leistungsgesellschaft hin zum moralischen Gutmenschen, wenn man sich der ideologischen Lebensführung und der enthaltsamen Lebensweise anpasst. Also wenn man z.B. ,,freiwillig’’ auf exzessive Weihnachtsshopping-Touren verzichtet, weil der Winter ja naht, die Tage kürzer werden, auch die Zeitumstellung bald wieder bevorsteht, gleichzeitig aber die Rolltreppen in den Kaufhäusern ausfallen, die Klimaanlagen abgeschaltet und auch die Lichter und Leuchtreklame ab einer gewissen Uhrzeit ausgeschaltet werden sollen.

Gefühlt werden wir quasi umerzogen oder in einen ,,Klima-Lockdown’’ geschickt, wobei die Politik dadurch eigentlich ihr Versagen und ihre Fehler zu verdecken versucht und uns suggerieren möchte, wir könnten mit diesem Wandel die Welt retten, zumindest aber erst einmal den Winter überstehen. Solidarischer Verzicht für den guten Zweck – rings a bell, oder?




Meine Abrechnung mit dem Geschichtsunterricht

Von Jonas Aston | Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Artikel richtet sich nicht gegen meine Lehrer und ist ausdrücklich keine Abrechnung mit ihnen. In meiner Schulzeit war ich mit 3 sehr guten Lehrern gesegnet. Zwei von ihnen waren alte DDR-Schule: Wäre ihnen irgendeine Ministeriumstante mit dem Vorschlag gekommen doch mal Gruppenarbeit oder sonstige „moderne Lernpraktiken“ umzusetzen, wäre sie ausgelacht worden. Der dritte Lehrer war bei uns zunächst Referendar und legte in unserer Klasse seine Lehramtsprüfung ab. Auch er war fachlich hervorragend, konnte uns motivieren und schaffte es tatsächlich moderne Technik sinnvoll einzubauen, was man längst nicht über jeden Lehrer behaupten kann.

Das Problem des Geschichtsunterrichts lag (zumindest bei mir) also nicht an den Lehrern, sondern daran, dass guten Lehrern aus allen möglichen Richtungen Steine in den Weg geworfen werden. Dies liegt unter anderem an sinnlosen und ideologiegetriebenen Forderungen des Kultusministeriums. Meine Klasse hatte schon einige Lehramtsprüfungen durchgemacht und wir ahnten schon, was auch in Geschichte auf uns zukommen würde. Unser Lehrer bereitete uns also darauf vor, dass die Stunde während der Lehramtsprüfung völlig anders ablaufen würde als bisherigen. Wenn ein Lehrer in seiner Lehramtsprüfung nämlich seine Schüler keine Gruppenarbeit machen lässt, kann er das Bestehen so gut wie vergessen.

 Jeder weiß, dass Team für „toll, ein anderer macht´s“ steht. Ich halte also nicht besonders viel von Gruppenarbeit und kenne ehrlich gesagt auch niemanden der Gruppenarbeit super findet. Unser Lehrer war auch alles andere als begeistert. Im Vorfeld der Prüfung regten wir uns darüber auf, dass unser Lehrer sich dieses sinnlosen Vorgaben unterwerfen musste und nicht einfach Unterricht machen konnte, wie er es am besten kann – nämlich frontal. Doch die Ministeriumstanten können von der Gruppenarbeit gar nicht genug bekommen. Unser Lehrer dachte sich also etwas besonderes aus. Unser Thema war die Teilung Deutschlands in Ost und West bzw. die Zeit von 1945-1990. Er teilte unsere Klasse mithilfe der Schulbänke durch eine imaginäre Mauer. Jedem wurde ein Partner zugeteilt und jeder Gruppe bekam einen Zeitabschnitt, den sie bearbeiten musste. Letztendlich bestand unser Lehrer die Prüfung mit Bestnoten. 

Dass ausgerechnet die Nachkriegszeit Thema in der Prüfung gewesen ist, war purer Zufall. In meiner 12-jährigen Schulzeit habe ich kaum etwas über die DDR erfahren und dass obwohl ich aus dem ehemaligen Osten stamme. Der Nationalsozialismus wurde hingegen umso ausgiebiger behandelt. In verschiedenen Klassenstufen wurde er insgesamt 3 Mal durchgenommen. In der 12. Klasse beschäftigen wir uns ein halbes Jahr ausschließlich mit dem NS. Für den Kommunismus dagegen, waren als solches waren laut Lehrplan übrigens sage und schreibe 2 Schulstunden vorgesehen. Es ist unserem Lehrer zu verdanken, dass aus diesen 2 immerhin 4 Stunden wurden.

Am meisten stört mich aber die Art und Weise wie der Geschichtsunterricht ausgelegt ist. Der Geschichtsunterricht ist extrem auf politische Persönlichkeiten zugeschnitten. Dafür werden alle möglichen gesellschaftlichen Entwicklungen komplett ausgeblendet. Demographie, Veränderungen im Geist – wie zum Beispiel die Aufklärung – oder wirtschaftliche kommen fast nicht vor. Glaubt man dem Geschichtsunterricht ist zum Beispiel ein Napoleon völlig vom Himmel gefallen. Er konnte halb Europa nicht etwa wegen der Stärke der Franzosen erobern, sondern schlicht, weil er so ein brillanter Kopf war. So wird es zumindest im Geschichtsunterricht suggeriert. Dass die Franzosen nur deshalb so stark waren, weil ihr nationales Bewusstsein geweckt wurde, wird völlig ausgeblendet. 

In der Deutschen Geschichte tut man so, als ob Bismarck Deutschland im Alleingang vereinigt hat. Letztlich hat Bismarck sich die Einigung Deutschlands aber nicht ausgedacht, sondern kam nur einem tiefen Wunsch der deutschsprachigen Bevölkerung nach, den er selbst als stolzer Preuße teilweise sogar ablehnte. Und nach dem Krieg wurde Deutschland nicht etwa so schnell wieder aufgebaut und wirtschaftlich leistungsfähig, weil die Bevölkerung gebildet, fleißig und motiviert war, sondern einfach nur, weil Ludwig Erhard ein kluger Politiker war, der einige gute Gesetze auf den Weg brachte. 

Diese personengebundene Erklärung von Geschichte verfälscht diese. Stattdessen wird so eine Staatsgläubigkeit in den Schülern ausgebildet.




Agrarwende ins Nichts

Von Katharina Benjamine | In diesem Jahr sind die Ernten unterdurchschnittlich ausgefallen – und das könnte unsere Essensversorgung erheblich reduziert. Dabei ist jedoch nicht nur das Wetter oder die “Klimakrise” Schuld:  Denn die Politik spielt „Schiffe versenken“ mit den deutschen Landwirten. “Für die Umwelt” und “die Rettung des Klimas” wurde die sogenannte Agrarwende ins Rollen gebracht. Diese Ökologisierung der Landwirtschaft hat aber bestimmte Folgen für die Landwirte und schließlich auch für jeden Bürger. In Europa gibt es seit 1962 die gemeinsame Agrarpolitik (GAP), welche die Rahmenbedingungen und Gesetze für die Landwirtschaft in der EU festlegt. Diese werden in Strategieplänen vorgelegt und sollen so umgesetzt werden. Aber zu welchen Kosten?

Ich selbst bin auf einer Landwirtschaft aufgewachsen. Dort lernt man automatisch eine Wertschätzung für das Essen, weil man weiß, wie es auf den Teller kommt. Ich kann mich an viele Gespräche erinnern, in denen erwähnt wurde, welche Betriebe mal wieder aufgegeben werden mussten, aber auch an die Wut gegenüber Menschen, die ohne Erlaubnis in die Ställe geschaut haben, ob auch kein Tier gequält wird. Diese Ahnungslosigkeit ist nicht strafbar, aber aus ihr heraus Entscheidungen zu treffen sollte es fast sein. 

Denn ahnungslos sind auch die zuständigen Stellen in der Politik. Über Düngeverordnungen, Tierschutzauflagen oder die Stilllegung ganzer Flächen scheinen sie keine Grenzen zu kennen. Die bodennahe Gülleausbringung zum Beispiel soll mit Schleppschlauchsystem ausgeführt werden, weil Nitrat im Grundwasser sein soll – für kleine Betriebe eine unfassbar kostspielige Anschaffung. Nicht die einzigen Kosten, die auf Landwirte zukommen, denn auch der Dünger oder die Pestizide kosten Geld. Wenn diese nicht wirklich gebraucht werden würden, würden die Landwirte sie sicher nicht benutzen. Ein Bio-Betrieb auf der schwäbischen Alb hat einen ganzen Acker, der schimmelt, weil er nicht wie konventionelle Landwirte Pflanzenschutzmittel benutzen kann – so viel zur Qualität. Daran kann man erkennen, dass das alles einen Sinn hat und das alles für einen sehr kleinen Gewinn, da die Konkurrenz im Ausland definitiv kostengünstiger produzieren kann. 

Durch die Inflation braucht man sich demnächst auch nicht mehr über Billiglebensmittel beschweren – die Kostenexplosion wird dem verhassten Billig-Mett oder erschwinglichen Kartoffeln ohnehin den Gar ausmachen. Vor diesem Hintergrund  ist auch die 4% Flächenstilllegung keine gute Idee. Angesichts der schlechten Ernte in Deutschland und der Ernte, die aus der Ukraine und Russland wegfallen, werden bestimmte Produkte bei uns knapp werden. Europas fruchtbaren Boden trotz einer drohenden Hungerkatastrophe in anderen Ländern also nicht zu bewirtschaften, ist nicht empfehlenswert und wurde deswegen auch verschoben – leider aber nicht aufgehoben. 

Auch die Tierschutzauflagen machen es dem ein oder anderen Landwirt schwer. Ob nun neuere, größere Ställe, die sehr viel Geld kosten, oder der geschützte Wolf, der auf den Feldern die Tiere reißt. Dem Grünen Chef des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, scheint nur ein Tier besonders am Herzen zu liegen – die Kuh. Aber diese stoßt zu viel Methan aus und deswegen möchte Messner eine Furz-Steuer. Ein Zeichen ihn nicht so ernst zu nehmen. Vielleicht brauchen sie mal wieder Urlaub – wie wäre es mit Ferien auf dem Bauernhof?