Archiv: Mai 20, 2022

Sie ist wieder da – Die Inflation 

Von Jonas Aston | Als ich das letzte Mal über die Inflation schrieb, hatte die EZB gerade ihre Inflationsprognose von 1,7 % auf 3,1 % erhöht. Grund: Man hatte sich verrechnet und die explodierenden Energiepreise nicht einkalkuliert. Eine Meldung, die wohlgemerkt Wochen vor dem Ukraine-Krieg veröffentlicht wurde. Tatsächlich steigt die Inflation schon seit über einem Jahr kontinuierlich an. Mit Beginn des Krieges haben die Teuerungsraten noch einmal kräftig zugelegt. Inzwischen soll die Inflation bei 7,4 % liegen, wobei jeder weiß, dass diese Zahlen noch geschönt sind. Dies ist der höchste Wert seit dem ersten Golfkrieg im Herbst 1981 und viele Wirtschaftswissenschaftler fürchten, dass die Inflation weiter ansteigen wird. Immer mehr Menschen wissen nicht, wie sie sich noch die steigenden Mieten und vor allem horrenden Strompreise leisten sollen. Einige Kommilitonen denken über die Aufnahme eines Studienkredits oder sogar den Abbruch des Studiums nach.

Dabei erschien den Deutschen die Inflationsthematik lange als völlig irrelevant. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges führte der Brockhaus den Begriff „Inflation“ nicht einmal als eigenes Stichwort. Vor rund 100 Jahren änderte sich dies drastisch. Die Hyperinflation in den Jahren 1922/23 zerstörte die Ersparnisse einer ganzen Generation. Und die Entwertung der Kriegsanleihen zerstörte das Vertrauen von Millionen Bürgern in den Staat.

Die heutige Situation weist einige Parallelen zu der damaligen auf. Krieg und offensichtlich auch Corona kosten den Staat eine Menge Geld. Dieses Geld wurde nicht durch staatliche Mehreinnahmen, sondern durch Kreditaufnahme bei der Zentralbank besorgt. Dies führte zu einer Ausweitung der Geldmenge. In beiden Fällen (Krieg und Corona) stand bzw. steht dem Geldüberhang keine Erhöhung der Ressourcen gegenüber. Ganz im Gegenteil: Die Weimarer Republik musste auf Grundlage des Versailler Vertrages absurde Geld- und Materialleistungen an die Kriegsgewinner zahlen. Die Bundesrepublik muss unverhofft ihr Verteidigungsbudget drastisch ausweiten. Hinzu kommen noch einmal erhöhte Energiepreise durch den Ukraine-Krieg.

Die EZB steht nun vor einer Bewährungsprobe. Bei aller Kritik ist es ihr in den vergangenen Jahren relativ gut gelungen die Preisstabilität zu gewährleisten. Das Inflationsziel von „nahe zwei Prozent“ wurde meist erreicht. Das war in einem völlig inflationsberuhigten Umfeldallerdings auch keine große Leistung. Nun, wo die Inflation anläuft, stünde die EZB in der Pflicht ihre Geldpolitik zu straffen, also zum Beispiel Käufe von Anleihen zu beenden und vor allem den Leitzins zu erhöhen. Wie einst die Reichsbank steht auch heute die EZB dabei vor einem Dilemma. Im Deutschland der 1920er Jahre hätte die Erhöhung des Leitzinses die Implosion des deutschen Staatshaushaltes bedeutet. Ähnlich ist die Situation heute in einigen südeuropäischen Staaten. Ein höherer Zins würde etwa für Griechenland, Spanien und Italien deutlich höhere Staatsausgaben bedeuten, die sie sich wohl nicht leisten könnten. Auch die EZB dürfte folglich den Zins viel zu spät anheben, da ihr die Inflation insgesamt als das kleinere Übel erscheint.

Doch es gibt auch deutliche Unterschiede zu der Situation vor 100 Jahren. Damals war den Bürgern die Gefahr der Inflation nicht bewusst. Durch die Totalität des Kaufkraftverlustes sind die Deutschen inzwischen äußerst inflationssensibel. Schon bei – im Vergleich zum Jahr 1923 – geringen Inflationsraten wird ein Gegensteuern der Politik gefordert. Eine Hyperinflation wie vor rund 100 Jahren ist also nicht zu befürchten.

 


Movie Review: Downton Abbey 2 ,,A New Era’’ – man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist

Von Elena Klagges | Endlich war es mal wieder so weit: Ich war nach Ewigkeiten im Kino und habe mir als großer Downton Abbey Fan den lang ersehnten 2. Film ,,A New Era’’ ausgesucht. Eine Zeitreise in die britischen 1920er und 1930er Jahre. Wo, was von Anfang an auffällt, Manieren, Anstandsgefühl und die guten Sitten noch erstrebenswerte und grundlegende Werte waren, die selbstverständlich vorausgesetzt wurden, wenn man nicht das Gesprächsthema einer bestimmten Klasse sein wollte.

In the big picture: Es ist mal wieder ein gelungener Film, der alle Generationen begeistern kann. So hatte man im Kinosaal das Gefühl, wie in einem großen Wohnzimmer zusammen mit Großeltern, Eltern und Geschwistern zu sitzen und den Erlebnissen der Crawley Familie zu folgen.
Aber nicht nur alteingesessene Eingeweihte werden 100 Jahre zurück in die Vergangenheit geschickt. Ein Freund von mir hat noch keine einzige Folge der Serie gesehen, auch nicht den ersten Teil des Filmes und verließ das Kino mit einem großen Lächeln. Julian Fellows hat es sehr feinfühlig geschafft, nette Anekdoten zu den vergangenen Ereignissen in die Dialoge einzubinden, die den Vertrauten ein rundes Bild der Familiengeschichte geben; gleichzeitig aber für die Neuen nicht den Witz aus der Story nehmen.

Durch die Kameraführung, die im Vergleich zu der Ersten Staffel aus dem Jahre 2010 mit tollen Drohnenaufnahmen arbeitet, bekommt der Zuschauer eine atemberaubende Tour des ikonischen Highclear-Castles und der französischen Villa an der Cote d’Azur. Wie diese zweite Location in das Vermögen der Crawleys kommt, ist eines der spannenden Geheimnisse der DowagerCountess Violet Crawley (Maggie Smith), welche schlagfertig wie eh und je geblieben ist. Deutlich in die Jahre gekommen – was man aber logischerweise dem gesamten Cast von upstairs und downstairs ansieht – sorgt eine ihrer jugendlichen Affären mit dem Marquis de Montmirail für Aufregung. Könnte es sein, dass die ganze Erbfolge des Earl of Grantham auf einem jugendlichen Fauxpas aufbaut?

Während Robert Crawley (Hugh Bonneville) und seine Frau Cora (Elisabeth McGovern) mit einem Teil der Familie diesem Mysterium bei einem sommerlichen Besuch in Südfrankreich nachgehen, leitet die älteste Tochter des Grafen, Lady Mary Talbot (Michelle Dockery) das Estate zu Hause. Doch auch hier wird es nicht langweilig. Wie man auch schon im Laufe der Serie immer wieder mitbekommt, ist die Aufrechterhaltung eines solchen Anwesens mit enormen Kosten verbunden, die viele Familien grade nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr stemmen können. Noch gelingt es den Crawleys sich zu finanzieren, auch wenn man natürlich sehr ungerne über Geld redet. Um die Schäden des Daches überhaupt decken zu können, öffnet Mary nun die Türen für eine Filmproduktion. Hollywood kommt ins das kleine Yorkshire und bringt die moderne Kinowelt mit, die sich grade von den Stummfilmen in die ersten Tonfilme wandelt. Mit bei dieser Partie ist der attraktive Regisseur Jack Barber (Hugh Dancy), der dem Ehemann von Lady Mary, Mr. Henry Talbot (Matthew Goode), große Konkurrenz macht. Zur großen Enttäuschung sei hier schon verraten, dass der hotte Rennfahrer dieses Mal leider kein einziges Mal zu sehen sein wird, weil er auf einer Autorallye rund um die Welt unterwegs ist.Trotzdem legt Michelle Dockery erneut eine tolle schauspielerische Leistung ab.

Wer im Laufe der Geschichte sehr positiv heraussticht, ist Lady Edith (Laura Carmichael), die zweite Tochter des Earls. Die etwas vernachlässigte Schwester entwickelt sich zu einer modernen Frau des 20. Jahrhunderts. Wenn wir Fans mal ehrlich sind, war das Beste, was ihr passieren konnte, von dem alten Herren Anthony Strallan (Robert Bathurst) in der Dritten Staffel am Altar stehen gelassen zu werden. Denn danach fängt eine erfolgreiche Karriere an: Zunächst lernt Edith den Verleger Micheal Gregson kennen, mit dem sie sogar eine Tochter bekommt. Zwar verschwindet dieser tragischerweise bei dem Hitler-Mob in München 1923, aber vermachtet Lady Edith das Magazin ,,The Sketch‘‘. So wird sie eine der interessantesten und stylischen Frauen Londons. Schließlich findet auch Edith ihr Eheglück mit dem Marquess of Haxam, Bertie Palham(Harry Hadden-Paton), der seine Frau sehr offen und herzlich in ihren Projekten unterstützt.

Trotz der ganzen geschilderten Euphorie, muss ich leider gestehen, dass dem Film eine gewisse Spannung, das excitement, fehlt. Probleme und Skandale können erstaunlich schnell gelöst werden, die Dynamiken zwischen den Charakteren sind überwiegend harmonisch; eben zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht waren meine Erwartungen dafür zu hoch, aber etwas völlig Neues und Schockierendes enthält das Skript nicht.

Das könnte natürlich daran liegen, dass ein Film in seiner Laufzeit deutlich beschränkter ist, als eine ganze Serie. Und dann muss man auch betonen, dass alle Charaktere in dem Film extrem gut eingebunden worden sind. Jeder hat die Chance, seinen Moment auf der Leinwand zu beweisen. Es scheint, dass man noch im Kinosaal den Spaß transponiert bekommt, den das eingespielte Team während der Dreharbeiten gehabt haben muss. Doch sollte ,,Die Neue Ära’’ der Crawleys mit diesem Film ihr endgültiges Finale finden. Für diejenigen unter uns, – und das werden mit einem weltweiten Publikum von über 120 Millionen Zuschauer einige sein – für die die Crawley Familie sowieso schon eine Droge war, stillt auch dieser Film die Entzugserscheinungen. Doch wie heißt es auch: Man sollte immer aufhören, wenn es am schönsten ist.


Die Krankenhausserie „The Knick“ nimmt uns mit zu den Anfängen der modernen Medizin

Von Larissa Fußer | Begeistert euch Medizin? Vermutlich schütteln viele von euch den Kopf. Verständlich – in den letzten zwei Jahren haben uns Ärzte und Epidemiologen die letzten Nerven geraubt. Unsinnige Regeln, Lockdowns, tägliche Infektionszahlen-Updates, ständiges Stäbchen in die Nase Stecken, Impfempfehlungen, Bedrängungen – böse Zungen würden sagen, die Medizin wurde eingesetzt, um die Menschen zu kontrollieren, nicht um sie zu heilen. Vermutlich gibt es auch ein paar unter euch, die nach zwei Jahren Pandemie den Ärzten weniger vertrauen, als vorher. Was wir aber in all der verständlichen Abneigung gegen die Doktoren-Drangsalierung nicht vergessen sollten: Noch vor 100 Jahren sind die Menschen in der westlichen Welt im Schnitt nicht mal 60 Jahre alt geworden, um 1870 starb man sogar noch vor dem 40. Lebensjahr. Heute liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei ca. 80 Jahren und wir dürfen damit rechnen, dass unsere Kindeskinder noch länger leben werden. Da hören selbst die Konservativen auf, sich in frühere Zeiten zurückzuwünschen, oder? 

Die enorme Verminderung der Sterblichkeit, die Entdeckung zahlreicher Behandlungs- und Heilungsmethoden, chirurgischer Verfahren und Mittel der Bildgebung – all das ist das Ergebnis der Arbeit vieler mutiger Ärzte – und etlicher toter Patienten. Ich habe eine Serie entdeckt, die uns in die Zeit mitnimmt, in der Medizin noch bedrückend blutig war und die Überlebenswahrscheinlichkeit schwerkranker Patienten einem Lottogewinn glich. „The Knick“ ist eine US-amerikanische Serie aus den Jahren 2014/15, die im New York des frühen 20. Jahrhunderts spielt. Hauptfigur Dr. John W. Thackery ist Chefchirurg im Knickerbocker Hospital, sein Charakter erinnert an den von Dr. House: griesgrämig und empathielos, aber genial. Dr. Thackery brennt für seinen Beruf und arbeitet kontinuierlich daran, neue OP-Verfahren zu entwickeln und alte zu verbessern. Wir sehen ihn live in Aktion in einem OP-Saal wie er vor hundert Jahren ausgesehen hat – und es dreht sich einem der Magen um.

Heutzutage kann man den Patienten im OP unter Wärmedecken, Schläuchen, Kabeln und Monitoren ja kaum noch erkennen – doch damals bestand die einzige Überwachung der Lebensfunktionen aus einer Schwester, die ängstlich ein Stethoskop auf die Brust des Patienten drückte und nebenbei den Puls fühlte. In einer Szene sehen wir Dr. Thackery und seine Kollegen, wie sie bei einer Frau mit Schwangerschaftskomplikationen einen Kaiserschnitt durchführen. Gleich zu Anfang wird dem Publikum verkündet, dass alle bisher operierten Patientinnen mit diesem Krankheitsbild verstorben seien – man nun aber ein neues, besseres Verfahren entwickelt habe. Thackery schneidet den Bauch auf, sofort quillt Blut heraus. Ein Assistenzarzt macht sich daran, das Blut mit einem Sauger zu entfernen – dabei kurbelt er wie ein Irrer an einer Drehvorrichtung, die offensichtlich den Sog zum Abfließen des Blutes erzeugt. Doch das Blut hört gar nicht mehr auf zu fließen – die blanken Hände der Chirurgen sind voll davon. OP-Handschuhe gibt es noch nicht. Langsam bekommt die Schwester Angst – der Puls der Patientin sei sehr unregelmäßig. Die Ärzte versuchen mit Nadel und Faden irgendwie die Blutungsquelle zu verschließen – doch es ist schon zu spät: Die Schwester meldet, dass kein Puls mehr vorhanden ist.

Die gescheiterte OP ist für Thackery Anlass, sich in die Forschung zu stürzen. Tage und nächtelang macht er sich – wohlgemerkt bis zum Rand vollgepumpt mit Kokain – daran, die OP-Methode zu verbessern. Er mietet sich Prostituierte, um ihre Gebärmuttern zu erforschen. Sein Vorgehen übt er an Schweinen. Und während der Chefarzt aus seinem Studienzimmer nicht mehr herauskommt, werden im Krankenhaus immer mehr neue Erfindungen eingeführt. Größter Kracher: Elektrizität. Unter Murren der Schwestern werden überall elektrische Lampen angebracht. Natürlich passiert, was passieren musste: Schon nach kürzester Zeit brennt eine Sicherung durch und das Krankenhaus ist stockdunkel – sofort werden die altbewährten Gaslampen wieder angezündet. Doch das ist noch lang nicht alles: Das erste Röntgengerät, das erste Endoskop (Gerät, um in tiefe Körperöffnungen hineingucken zu können), der erste Elektrokauter (Gerät, mit dem man durch einen erhitzten Draht eine Blutung stillen kann) und der automatische Sauger werden Stück für Stück Teil des medizinischen Alltags. Nebenbei forschen die Ärzte noch an der fixen Idee, dass es mehr als eine Blutgruppe geben könnte, und versuchen Syphilis mit Malaria-Erregern zu heilen. 

„The Knick“ ist eine Hommage an den enormen Erfindergeist der Mediziner, der in den letzten 150 Jahren dazu geführt hat, dass wir unsere Lebenserwartung verdoppeln konnten. Dabei unterschlägt die Serie nicht, dass die medizinische Forschung oft blutig und grausam war – und manchmal mehr Leben gekostet als gerettet hat. Heute wiederum darf sich alles medizinische Forschung nennen, was in Wirklichkeit nur eine schlampig durchgeführte Pflichtumfrage unter Kommilitonen für die Doktorarbeit war. Deutschland hat sich im Bereich Energiegewinnung und Autoindustrie schon länger „dem Klima zuliebe“ gegen den Fortschritt entschieden. Und auch in der Medizin gibt es leider immer mehr Ärzte, die lieber die Erde als ihre Patienten schützen wollen, und zum Beispiel monieren, dass zu viele medizinische Geräte nur einmal benutzt werden. Man könne ja das OP-Besteck auch einfach mehrmals verwenden… Da wünscht man sich doch lieber einen gestörten, aber fortschrittshungrigen Dr. Thackery.

Neugierig geworden? Hier könnt ihr den Trailer der ersten Staffel „The Knick“ sehen:  

Quelle Beitragsbild:

Lba050300, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Waffenlieferungen an die Ukraine? – Das große Apollo-Battle

Steigen Sie beim großen Apollo-Battle mit in den Ring. Heute:  Sollten wir wirklich schwere Waffen an die Ukraine liefern? Oder lieber doch auf andere Hilfen setzen? Diese Frage teilt aktuell das ganze Land – und unsere Autoren Sebastian und Jonas. Sie stellen sich hier und heute dem Debattenduell. Wer überzeugt Sie mehr?


 

Schluss mit hilflosen Friedensappellen und zahnlosen Forderungen – auch unsere Sicherheit steht auf dem Spiel

Von Sebastian Thormann | Waffenlieferungen in Kriegsgebiete? Noch vor kurzem haben Grüne und Linke so etwas vehement verteufelt. Jetzt gab es bei vielen auf einmal ein Umdenken. Und in Teilen des bürgerlichen Lagers gibt es einen Reflex auf alles was auf einmal „Mainstream“ ist, mit einer Anti-Haltung zu reagieren. Nach dem Motto: Weil die Grünen für etwas sind, dann muss es schlecht sein. Nun wäre es unangemessen jedem Gegner der Waffenlieferungen an die Ukraine so eine Motivation zu unterstellen, aber es ist eine Haltung, die auf einen Teil zutrifft. Und man muss zugeben, eine gewisse Grundskepsis ist sicher auch gesund. Also: Zeit einen Schritt zurückzugehen, raus aus den Berliner Politikerphrasen, und Klartext zu reden:

Warum die Ukraine unterstützen?

Aus Mitleid? Weil wir den Krieg damit sofort beenden? Die Wahrheit ist, Waffen für die Ukraine beenden den Krieg nicht von heute auf morgen. So schrecklich er ist, ihn noch heute und um jeden Preis beenden  zu wollen, kann auch nicht das Ziel sein. Denn wie Ronald Reagan einmal sagte: „Es gibt nur einen garantierten Weg, um Frieden zu haben – und Sie können ihn in der nächsten Sekunde haben – indem Sie sich ergeben.“ Aber das wollen die Ukrainer ganz offensichtlich nicht – aus guten Gründen, und unser Ziel sollte es auch nicht sein.

Ja, wir sollten ein Ende des Krieges anstreben, aber nicht nach Putins Wünschen, sondern soweit möglich zu unseren Bedingungen. Das bedeutet: Nachdem die Ukraine so viel wie möglich ihres Landes zurückerobert hat. Man wird darüber streiten können, wann und unter welchen Zugeständnissen es zu einem Waffenstillstand kommen sollte – am Ende ist es eine Entscheidung der Ukrainer, es ist ihr Land.

Die Ukraine verteidigt auch unsere Sicherheit

Wir sollten Waffen liefern, weil auch unsere Sicherheit auf dem Spiel steht. Wenn die Ukraine fällt, wer ist als nächstes dran? Moldawien? Bekommt das Baltikum bald Besuch von mysteriösen „grünen Männchen“? Mit hilflosen Friedensappellen und zahnlosen Forderungen nach einem Kriegsende wird Putin nicht davon abgehalten die Ukraine zu besiegen. Und wenn der Westen Moskaus Eroberungsfeldzüge zulässt, werden wir keine Deeskalation sehen, sondern neue Konflikte, näher an Deutschland, und womöglich gegen unsere Verbündeten – vielleicht nicht von heute auf morgen, aber langfristig, denn Diktaturen wie Russland oder China schauen nicht bloß auf die nächsten paar Jahre, sondern auf die nächsten Jahrzehnte. Für Deutschland als bevölkerungsreichste und wirtschaftsstärkste Nation in Europa kann das niemals in unserem Interesse sein, es ist eine Bedrohung unserer Sicherheit.

Ein häufiges Argument lautet dann: „Aber wenn wir ‚schwere Waffen‘ liefern, dann ist es ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und dem Westen“ Ja, ist es und wir sind schon längst mittendrinnen – aber eben in genau dem, einem Stellvertreter-Krieg und keiner direkten militärische Konfrontation zwischen Russland und der NATO. Und dazu muss es auch überhaupt nicht kommen, nur weil europäische Länder einen Nachbarn beliefern, der von Russland angegriffen wurde. Durch all die Jahrzehnte des Kalten Krieges haben West- und Ostblock auf vielen Flecken der Erde oft noch viel blutigere Stellvertreterkriege geführt – ohne, dass beide Seiten sich einen nuklearen Schlagabtausch geliefert haben. Bei manchen geistertet die Idee einer Flugverbotszone rum, in anderen Worten, russische Flugzeuge vom Himmel zu schießen. So etwas wäre tatsächlich eine direkte militärische Konfrontation – Waffenlieferung sind es eben nicht.

Das Weltuntergangsszenario ist unrealistisch

Aber man dürfe Putin trotzdem nicht „provozieren“ oder „demütigen“ heißt es, denn sonst drückt der den Atomknopf. Wenn die rote Linie für einen potenziellen Atomkrieg etwas anderes als eine direkte Auseinandersetzung ist, dann steht praktisch alles was eine andere Nation macht zur Debatte. Dann lassen wir uns vollends auf nukleare Erpressung ein und können uns alle zwischenstaatlichen Beziehungen direkt von Moskau diktieren lassen. Nein, das ist kein valides Argument, das weiß auch der Kreml, der schließlich einst selbst die Gegner der Amerikaner im Vietnamkrieg bewaffnete. Ganz abgesehen, davon dass so ein Weltuntergangsszenario aus rein praktisch Gründen völlig unrealistisch ist: Unsere Verbündeten haben bereits „schwere Waffen“ geliefert, ohne atomar ausradiert zu werden.

Die Debatte müssen wir also nüchtern und ohne apokalyptische Drohkulisse führen: Wollen wir einen russischen Sieg über die Ukraine zulassen? Macht so ein Ausgang, Europa zu einem sichereren Ort? Die Antwort lautet Nein, und daher hat die Ukraine unsere Unterstützung, mit Waffen nicht nur mit leeren Worten, verdient – völlig unabhängig davon, ob einige Linke und Grüne jetzt auf einmal ihre Meinung zu Waffenlieferungen geändert haben.

 


Die Lieferung schwerer Waffen führt uns in eine Eskalationsspirale

Von Jonas Kürsch | Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sich scheinbar alles verändert. Steigende Lebensmittelpreise, horrende Energiekosten und die Angst vor einem dritten Weltkrieg sind allumgebend. Auch in Deutschland sind diese mit Kriegsausbruch verbundenen Unsicherheiten klar zu spüren. Besonders die über Jahre hinweg kaputtgesparte Bundeswehr und unser jahrelanger Mangel an diplomatischem Feingefühl rächen sich nun. 

Die Stimmung ist – im wahrsten Sinne des Wortes – hochexplosiv. Das Leiden in der Ukraine ist unverkennbar groß und die Anzahl der Todesopfer dieses Krieges steigen tagtäglich an. Es ist daher absolut richtig, dass die Deutschen sich für ein Ende dieses brutalen Blutvergießens einsetzen müssen. Allerdings hege ich, ebenso wie ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung, enorme Zweifel an der vermeintlich positiven Wirkung schwerer Waffenlieferungen in die Ukraine: denn Waffen haben noch nie einen Konflikt nachhaltig lösen können.

Wir verlassen den neutralen Boden

Erst vor kurzem hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) die Ausbildung ukrainischer Soldaten an Artilleriesystem auf deutschem Boden angekündigt. Diesen Gedanken empfinde ich als gefährlich, schließlich sind sich die meisten Völkerrechtsexperten weitestgehend darüber einig, dass gerade durch die Kampfausbildung einer Konfliktpartei der gesicherte Boden der Neutralität verlassen werde. In Kombination mit den im vergangenen April von der Bundesregierung angekündigten schweren Waffenlieferungen, ist daher nicht länger auszuschließen, dass Deutschland von Russland als aktive Kriegspartei wahrgenommen werden könnte – womit die Regierung unser Land einem unberechenbaren Risiko aussetzt.

Der zweite Artikel des Zwei-plus-Vier-Vertrages, der nach dem Fall des eisernen Vorhanges durch die Staatschefs der BRD und der DDR unterzeichnet wurde, besagt, „dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird.“ Durch die Entsendung schwerer Artillerie würde man diesen gesetzlichen Vorsatz zunichtemachen.

Das Scheitern deutscher Waffeneinsätze

Besonders die öffentlichen Aufrufe von ranghohen Politikern wie Finanzminister Christian Lindner, der auf dem vergangenen FDP-Parteitag verlautbaren ließ, man müsse alles mögliche tun, um den Sieg der Ukraine und die Niederlage Russlands sicherzustellen, empfinde ich als unbedacht. Gerade die Konflikte der vergangenen Jahre haben doch gezeigt, dass moderne Kriege nur allzu selten durch militärische Gewinner und Verlierer entschieden wurden: schon der Kosovokrieg von 1998 wurde letztlich durch die Unterzeichnung des Abkommens von Kumanovo beendet, nicht aber durch das schwere Bombardement unschuldiger Zivilisten in Belgrad, die bis in die frühen 2010er Jahre mit den durch die NATO zerbombten Ruinen leben mussten.

Ein noch extremeres Beispiel für das Scheitern deutscher Waffeneinsätze ist der vor wenigen Monaten beendete Afghanistankrieg. Fast 20 Jahre lang hat Deutschland sich an der militärischen Mission beteiligt. Das Leiden der Zivilbevölkerung konnte nicht verhindert werden, stattdessen konnte das völlig desolate Land trotz eines 20 Jahre andauernden Schusswechsels ohne Mühen von den Taliban erobert werden. Die Freiheit am Hindukusch konnte leider nicht mit deutschen Waffen sichergestellt werden.

Wollen wir einen neuen Weltkrieg riskieren?

Wir könnten uns mit der Lieferung schwerer Waffen in eine niemals enden wollende Eskalationsspirale begeben, welche die Kluft zwischen dem Westen und Russland immer größer werden lässt. Ich schließe mich daher ganz klar den Worten des Brigadegenerals a.D. Erich Vad an: „Der Weg in die Hölle ist bekanntlich immer mit guten Vorsätzen gepflastert.“ Vad sieht in der Eskalationslogik der Bundesregierung einen gefährlichen Trend und mahnt zur Notwendigkeit eines Friedensabkommens. 

Noch können beide Seiten an den Verhandlungstisch zurückkehren. Zu glauben, man dürfe mit Putin aus moralischer Sicht nicht verhandeln, ist in meinen Augen keinesfalls logisch. Vor allem im Hinblick auf „die Zeit danach“ sollten wir uns um eine möglichst gewaltfreie und schnelle Deeskalation des Krieges bemühen. Niemand weiß, wohin diese Konfliktsteigerung letztlich führen könnte, und mir stellt sich die Frage, ob wir wirklich einen neuen Weltkrieg mit direktem Konfrontationspotenzial riskieren wollen. Mir erscheint dieses Risiko in Anbetracht der geringen Erfolgsaussichten des deutschen Interventionismus als nicht sinnvoll. 


Landtagswahl in NRW: Die Wahl zwischen Alles-bleibt-gleich und Weiter-so

Von Jonas Kürsch | Am 15. Mai dieses Jahres werde ich mich zum ersten Mal in meinem Leben an einer nordrhein-westfälischen Landtagswahl beteiligen. Es handelt sich nicht um meine erste Wahl, immerhin habe ich bereits zur Kommunalwahl 2020 und zur Bundestagswahl im vergangenen Jahr meinen Wahlzettel ausfüllen und in die Wahlurne werfen dürfen. Dennoch muss ich anerkennen, dass sich vieles seit meinem Debüt als Wähler vor zwei Jahren geändert hat: vor allem in Deutschland ist die Spaltung der Gesellschaft sowohl durch die Coronamaßnahmen, als auch durch die jetzt schon gescheiterte Wirtschafts- und Finanzpolitik der Ampelregierung stark beschleunigt worden. Es wäre mir daher ein wichtiges Anliegen gewesen, für eine Partei des Kompromisses, der Ehrlichkeit und der Versöhnung zu stimmen. Bei näherem Blick wird allerdings klar, dass keiner der Kandidaten mit Regierungsoption wirklich überzeugt: denn sie alle sind gleichermaßen für die Misere in Nordrhein-Westfalen mitverantwortlich.

Der Groll gegen die Altparteien ist groß

Noch nie zuvor habe ich in meiner Heimatstadt Krefeld derartig viele zerrissene und beschädigte Wahlplakate gesehen wie zu dieser Landtagswahl. Die bemalten und zerkratzten Gesichter von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Herausforderer Thomas Kutschaty (SPD) und der voraussichtlichen Koalitionspartnerin Mona Neubauer (B’90/Die Grünen) sind teilweise nur noch zu erahnen. Nicht einmal bei der durchaus medienstark inszenierten Bundestagswahl 2017, als die AfD zum ersten Mal in den Bundestag gewählt und beide Regierungspartner der schwarz-roten Koalition historisch schlechte Ergebnisse einfuhren, waren die Spannungen in diesem Ausmaß spürbar. Verwunderlich ist das für mich allerdings kaum.

Mit Amtsantritt des SPD-Bürgermeisters Frank Meyer im Jahr 2014 verschlechterte sich die Situation meiner Stadt zunehmend. Im Alleingang erklärten er und seine rot-grünen Koalitionäre, Krefeld zum „Sicheren Hafen“ der Seebrücke für die Aufnahme von Flüchtlingen. Er bemühte sich ganz besonders um ein „buntes“ Image der einstigen Seidenstadt. Als Resultat dieser falschverstandenen Toleranz ist in der Innenstadt heute kaum noch ein Wort Deutsch zu vernehmen. 

Auch während der Pandemie setzte sich Meyer dann als Hardliner zusammen mit den Grünen für die härtesten Maßnahmen ein. Er forderte, ähnlich wie viele seiner Parteigenossen,  niedrigschwellige und möglichst radikale Grundrechtseinschränkungen zur Bekämpfung der – wie wir heute wissen – völlig aussagelosen Inzidenzen. Die Lockdowns, 2g-Zutrittsbeschränkungen und Ausgangssperren haben viele lokale Geschäfte in den Ruin getrieben. Eine hohe Anzahl an Schaufenstern bleibt bis heute verwaist. Zudem hat sich die Anzahl der Bettler und Junkies auf den Straßen, gerade auch in der Einkaufszone, sichtlich erhöht. Während der staatlich verhängten Verkaufsverbote konnten sie ungehindert in das Krefelder Stadtzentrum ziehen, denn niemand war dort um sie davon abzuhalten. Besonders die Parkhäuser Krefelds sind inzwischen auf menschenunwürdigste Art und Weise mit dem Blut und den Fäkalien der Drogensüchtigen beschmutzt.

Ein solch drastisches Mismanagement ist kein Einzelfall. Viele andere Kommunen teilen das Schicksal Krefelds, unabhängig davon, ob sie nun von Schwarz-Gelb oder Rot-Grün regiert werden. Es ist daher kaum verwunderlich, dass Thomas Kutschaty, der mit eben dieser bürgerfeindlichen Programmatik in den Wahlkampf zieht und Politik als Ministerpräsident machen will, eine stolze Gegnerschaft in den „failed cities“ von NRW aufweisen kann.


Doch wie bereits erwähnt, wird auch die CDU vom Zorn der Unzufriedenen getroffen: ihre Plakate liegen ebenfalls abgerissen am Straßenrand. Bei Hendrik Wüst ist das zu erwarten gewesen: als ungewählter Zufallsministerpräsident hat er während der Hochphase der Coronapandemie mit seinem Hardlinerkurs den Versuch gewagt, Markus Söder seine Kapitänsrolle im totalitären #teamvorsicht strittig zu machen: Ja zur Impfpflicht! Ja zu 2g! Klares Nein zu Lockerungen!

Mit diesem Auftreten hat der Opportunist Wüst, der bei Linken und Konservativen fast gleichermaßen verhasst zu sein scheint, allerorts kaum an Sympathien gewonnen. Bei genauer Betrachtung stellt man schnell fest, dass beide Spitzenkandidaten für exakt dieselbe Politik der Drangsalierung stehen, sie beide verkörpern dieselbe institutionelle Arroganz und dieselbe Verachtung gegenüber den einfachen Bürgern unseres Landes. Es macht keinen Unterschied, ob Wüst oder Kutschaty die Wahl gewinnen werden: nichts wird sich zum besseren änderen.

Die FDP ist auf allen Ebenen gescheitert

Besonders enttäuscht sind viele Menschen von den Freien Demokraten, die auf kommunaler, regionaler und bundesweiter Ebene an ihren eigenen Werten gescheitert sind. So hat sich beispielsweise die FDP meiner Heimatstadt, nachdem der Bürgermeister die Mehrheit im Krefelder Rathaus verloren hat, zum Steigbügelhalter rot-grüner Ideen gemacht. Sie fungiert seitdem als Mehrheitsbeschaffer einer toten Koalition. 

Auch auf Landesebene hat die Partei nicht gerade eine Glanzleistung abgegeben: der stellvertretende Ministerpräsident und NRW-Spitzenkandidat Joachim Stamp war beispielsweise einer der ersten ranghohen FDP-Politiker, die öffentlich eine allgemeine Impfpflicht für notwendig befunden hatten. 

Es ist schon ironisch, wie schnell sich die Positionen der Partei seit dem September des letzten Jahres gewandelt haben. Als Christian Lindner und Joachim Stamp noch im Rahmen des Bundestagswahlkampfes meine Heimatstadt besucht haben, machten sie klare Versprechungen, an denen sich die Wähler orientieren sollten: keine Impfpflicht, keine flächendenkenden 2g-Regelungen und eine rationale Finanzpolitik, die nicht auf der immer stärker ausartenden Neuaufnahme Schulden beruhen sollte. Mit der partiellen Impfpflicht für Pflegekräfte, 2g-Regelungen zur Weihnachtszeit und einem durch Christian Lindner mitgetragenen Nachtragshaushalt von 60 Milliarden Euro, hat die FDP alle an jenem Tag erklärten Wahlversprechen gebrochen. Die Entwicklung der einstigen Liberalen macht mich als inzwischen ehemaligem Parteimitglied besonders traurig.

Gerade bei der letzten Bundestagswahl sahen viele meiner bürgerlichen Freunde, Verwandten und Bekannten in den Freien Demokraten eine ideale Alternative zu CDU und AfD, denn sie trat mit einem klassisch-liberalen Profil auf, wie es sich viele Menschen schon lange von der deutschen Politik wünschten. Von der ursprünglichen Freiheitsliebe ist inzwischen aber nichts mehr übrig geblieben. Keiner aus meinem Bekanntenkreis, der zuvor für die FDP gestimmt hat, zieht es in Erwägung, seine Stimme noch einmal an die Liberalen zu verschwenden. Das spiegelt sich auch in den gefährlich niedrigen Umfragen wieder. Der gelbe Traum ist tot.

Die immer gleichen Sprüche

Auf den Wahlplakaten ist so wenig Inhalt wie nie. Die Grünen schwadronieren von „Visionen für morgen mit Plänen für heute“ und die SPD will bei den Wählern mit „Weil besser möglich ist“ punkten. Während die CDU verspricht, ihr Spitzenkandidat werde „Machen, worauf es ankommt“, übertrifft die FDP sich selbst mit dem unglaubwürdigen Statement „Freiheit bleibt systemrelevant“. Es ist diese Art von leeren Phrasen und propagandistischen Parolen, wegen derer sich immer mehr Bürger in NRW von der parlamentarischen Berufspolitik im Stich gelassen fühlen. Die Nöte und Sorgen der Menschen werden nicht mehr ernst genommen und das wird durch die beliebige Auswahl von solchen Kalendersprüchen noch einmal verdeutlicht.

In den Umfragen liefern sich CDU und SPD ein Kopf-an-Kopf-Rennen, es ist daher völlig unklar, welche Partei den nächsten Ministerpräsidenten stellen wird. Auch die Frage nach dem Regierungspartner kann gegenwärtig noch nicht abschließend beantwortet werden. Im Hinblick auf die Programme und Köpfe der vier „regierungsfähigen“ Parteien wird einem allerdings schlagartig bewusst, dass das keine große Rolle spielt. Bei dieser Wahl gibt es kein „kleineres Übel“, mit dem man einem „noch größeren Übel“ ausweichen könnte. Die nächste Landesregierung wird in jedem Fall eine schädliche sein, und daher bleibt mir nichts anderes übrig, als auf eine starke Opposition zu hoffen.


PS: Apollo News bildet junge Journalisten und Autoren aus und bietet Ihnen eine Plattform. Hier können Sie unsere Arbeit unterstützen. Jede Spende hilft uns weiter!


Künstlerin Maria Lassnig und das ungebändigte Verlangen nach Individualismus


Von Jonas Kürsch | Als ich zum ersten Mal vor vier Jahren von der österreichischen Malerin Maria Lassnig gehört habe, waren mir weder ihr Name noch die Bedeutsamkeit ihres Werkes für die internationale Kunstszene bekannt gewesen. Während einer Schulexkursion durfte ich im Rahmen der Kunstausstellung „Ways of Being“ im Stedelijk Museum in Amsterdam ihre Gemälde erstmals erblicken. Sofort war mir die emotionale Stärke ihrer großartigen Arbeit klar. Aus einem Gefühl der Nostalgie und einer starken Begeisterung für ihre Kunst heraus, habe ich daher die ihr jüngst gewidmete Ausstellung „Wach Bleiben“ im Kunstmuseum Bonn am vergangenen Wochenende besucht – und durfte feststellen, dass die Wirkung ihrer Malereien in all den Jahren an nichts verloren hat.

Rebellin gegen die Kunstelite

Maria Lassnig wurde im Jahr 1919 in der österreichischen Region Kärnten geboren. In der Kindheit litt sie nach eigenen Angaben unter dem angespannten Verhältnis der Eltern und den Hänseleien ihrer Mitschüler. Im Jahr 1940 begann Lassnig ein Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste, das sie gegen Ende des zweiten Weltkrieges erfolgreich absolvierte. Nichtsdestotrotz war sie während ihrer Ausbildung mit einigen Dozenten in ernsthafte Auseinandersetzungen geraten, vor allem, weil man ihr den Vorwurf machte, sie würde „ja ganz entartet“ zeichnen. 

In den 1950er Jahren würde sie nach einer wegweisenden Parisreise die Informelle Kunst (dazu gehören unter anderem die Stilrichtungen des Kubismus, des abstrakten Expressionismus und des Tachismus) nach Österreich bringen, um ihren zunächst eher surrealistischen Arbeitsstil weiterzuentwickeln. Ihr Ziel war es, in Anbetracht starker Phasen des körperlichen und geistigen Unwohlseins, die Grenze zwischen innerer und äußerer Wahrnehmung aufzulösen. Aus dieser Idee entstanden die unzähligen „Body Awareness“ Selbstporträts der Künstlerin, in denen sie auf radikale Art und Weise die eigenen Empfindungen zum Ausdruck brachte und durch mutige Farbgestaltungen und eine noch nie zuvor dagewesene Verwendung von Figurationen im Alleingang die zeitgenößische Kunst revolutionierte. Den auch noch zu jener Zeit in weiten Kreisen vorherrschenden Kult um die rationalistische Realitätswahrnehmung lehnte sie entschieden ab und setzte damit einen klaren Fokus auf die individuellen Empfindungen des Subjekts.

In der Hoffnung auf eine blühende Karriere zog Lassnig letztlich in den späten 1960er Jahren nach New York City, wo man ihre Arbeit als „zu morbide“ abstempelte und sie weitestgehend auf Ablehnung stieß. Während ihres Aufenthalts (und vermutlich unter Einfluß der noch immer florierenden Pop-Art Bewegung um Andy Warhol) absolvierte Lassnig eine Zeichenklasse und fertigte während ihres Aufenthalts in den vereinigten Staaten eine Reihe von Kurzfilmen über die eigene Identität an. Als sie dann ihre Werke in ersten Ausstellungen präsentieren konnte, zeigten sich viele Besucher über das Alter der inzwischen über 40-Jährigen verwundert: einen so radikalen Malstil hätte man einem jungen Mädchen, nicht aber einer erwachsenen Dame zugetraut. Zeit ihres Lebens kämpfte sie gegen eine dekadente und teils festgefahrene Kunstelite an, die sie selbst gerne als „Kunstfaschisten“ bezeichnete. 

Ihr großer Durchbruch erfolgte erst im Alter von 61 Jahren mit ihrer Rückkehr nach Österreich. Endlich wurde sie durch die Wissenschaftsministerin zur Professorin der Kunst an der Universität für angewandte Künste erklärt. Den Rest ihres Lebens würde sie damit verbringen, sich ihrer Arbeit zu widmen, sprich unzählige und einzigartige Kunstwerke zu kreieren. Erst 2014 ist Maria Lassnig im Alter von 94 Jahren gestorben. Sie starb kinderlos und ohne jemals geheiratet zu haben. Lassnig selbst pflegte zu sagen, sie sei einzig und allein mit ihrer Kunst verheiratet. 

Ihr Werk bewegt auch heute noch

Maria Lassnig war ein Ausnahmetalent. Kaum eine Künstlerin hat sich selbst so sehr in ihrer Arbeit verwirklichen können wie sie es tat. Durch die Verwendung von zahlreichen Leitmotiven wie der Betonung des Subjekts, der Fokussierung auf eigenen Empfindungen und einem ungebändigten Verlangen nach Individualismus hat Lassnig ganz in der Tradition des Sturms und Drangs einen lebenslangen emanzipatorischen Kampf gegen die Zwänge der Gesellschaft geführt und damit Millionen von Menschen beeinflußt. Besonders in Zeiten der kulturellen Eintönigkeit und künstlerischen Angst empfinde ich ihre Bilder als extrem bewegend. Beschreiben lässt sich ihr außergewöhnlicher Pinselstrich kaum und auch auf Fotografien ist die Wirkung nicht annähernd nachzuvollziehen. Es ist daher jedem, dem sich die Gelegenheit ergibt, dringlichst ans Herz zu legen, das Werk Maria Lassnigs mit eigenen Augen anzusehen.


 „Es ist die Kunst, die bringt mich nicht ins Grab. Es ist die Kunst, jaja, die macht mich immer jünger, sie macht den Geist erst hungrig und dann satt.“ 

– aus dem Kurzfilm ‚Maria Lassnig Kantate’ von Maria Lassnig und Hubert Sielecki 

 

Bildquelle: 

Maria Lassnig, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Und zum Schluss: Ricarda Lang – sie ist halt einfach da

Von Jonas Kürsch | Sie gilt als aufsteigender Stern am Horizont der deutschen Politik. Sie ist sympathisch, charismatisch und unbeschreiblich weiblich: die Rede ist natürlich von der Grünen- Parteivorsitzenden Ricarda Lang. Mit ihren gerade einmal 26 Jahren ist die gebürtige Baden- Württembergerin schon jetzt an der Spitze der fortschrittlichsten und zukunftsgerichtetsten Partei unseres schönes Landes! Ich wünschen Ihnen, unseren verehrten Lesern, daher zum Abschluss unseres Apollo-Politikzirkus viel Vergnügen mit den einzigartigen Talenten der liebreizenden, leichtfüßigen und leichtsinnigen Ricarda Lang!


Ein kurzer Lebenslauf

Frau Lang ist aus vielen guten Gründen zur Parteivorsitzenden der Grünen gewählt worden: schließlich bringt sie einiges an Erfahrungen mit sich! Vor allem im akademischen Bereich kann sich die Gute mit einer beachtlichen Anzahl von Hochleistungen schmücken. Immerhin studierte Lang sowohl an der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg, als auch an der Humboldt-Universität zu Berlin. An beiden prestigeträchtigen Institutionen wurde sie seit 2012 im Bereich der Rechtswissenschaften unterrichtet, und das für etwa sieben Jahre lang.

Doch Ricarda Lang wusste schon in jungen Jahren, dass das politische Engagement in einer halb- linksextremen Jugendorganisation wie der Grünen Jugend wichtiger als echte Lebenserfahrungen oder Fachkenntnisse ist. Daher trat sie auch noch im Jahr ihres Studienbeginns der grünen Partei bei, wo sie schon im Oktober 2015 als Beisitzerin in den Bundesvorstand der Grünen Jugend berufen wurde. In diesem Zeitrahmen war sie ebenfalls die Bundessprecherin des „grün- alternativen“ (was auch immer das bedeuten soll) Hochschulverbandes Campusgrün, der aus der Tradition kommunistischer und radikallinker Studentenverbindungen in den 1970er Jahren hervorgegangen ist. Nochmal zwei Jahre später war sie dann auch schon Sprecherin ihrer Jugendpartei.
Doch die Arbeit an der ideologischen Verstümmelung unseres Landes fordert auch persönliche Opfer: so musste Lang im Jahr 2019 ihre vielversprechende Karriere als Nachwuchstalent der Juristerei leider ohne Abschluss vorzeitig beenden, oder vulgärer formuliert, Frau Lang musste ihr Studium hinschmeißen. Dafür fokussierte sie sich nun vollends auf ihren Werdegang als Berufspolitikerin.

Der mutige Kampf der Ricarda Lang

Im Jahr 2019 wurde sie trotz des Spitzenergebnisses der Grünen nicht ins Europaparlament gewählt, ihre Kandidatur scheiterte. Nichtsdestotrotz belohnte man sie mit dem parteiinternen Amt der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Grünen sowie der Aufgabe als frauenpolitische Bundessprecherin. Auch bei der Bundestagswahl 2021 konnte Ricarda Lang als Direktkandidatin im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd gerade einmal den fünften Platz belegen (11,5%), und das wohlgemerkt in der vom Parteigenossen Winfried Kretschmann besetzten baden-württembergischen Hochburg der Grünen. Über einen sicheren Listenplatz gelang ihr dann aber doch der Einzug in den Bundestag, wo sie sowohl zum Mitglied des Familienausschusses als auch zum Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales gewählt wurde.
Nun darf sie ihren mutigen Kampf für soziale Gerechtigkeit und kollektivistische Lösungsansätze in der Klimapolitik auch auf parlamentarischer Ebene weiterverfolgen. Neben einer allgemeinen Impfpflicht gegen Covid-19 spricht Lang sich auch für eine feministischere LGBTQI+-Politik sowie für eine sozialistische Neuverteilung des Wohlstands in Deutschland aus. Dafür erfährt sie zuweilen einiges an Gegenwind, unter anderem, weil viele „Rechtspopulisten“ in der Bevölkerung ihre fachlichen Kompetenzen aufgrund des weniger üppigen Lebenslaufs stark anzweifeln. Ich persönlich denke aber, dass sie diese kleinen Mankos mit der Tatsache, die erste bisexuelle Abgeordnete des Bundestags zu sein, im Großen und Ganzen ausgeglichen hat.

Eine strahlende Zukunft

Im Januar 2022 erreichte Lang den Höhepunkt ihrer Karriere: zusammen mit Omid Nouripour wurde sie auf dem Bundesparteitag der Grünen zur Bundesvorsitzenden gewählt. Gegenkandidaten gab es, wie damals in der DDR, allerdings keine. Sie tritt damit in die vermächtnisvollen Fußstapfen von Annalena Baerbock, doch wird Lang mit ihrer Expertise bestimmt in den kommenden Jahren voll und ganz in ihrer Funktion überzeugen.
Für mich ist sie ein großes Vorbild, denn Ricarda Lang ist der lebende Beweis dafür, dass das Aufstiegsversprechen der sozialen Marktwirtschaft noch lange nicht gestorben ist: denn auch ohne Berufserfahrung, Studium oder sonstiger Ausbildung kann man wenigstens bei den Grünen Karriere machen und Deutschlands Wirtschaft mit progressivem Reaktionismus gegen die Wand fahren. Vor Frau Lang liegt eine wahrlich strahlende Zukunft – vor den Bürgern Deutschlands allerdings nicht.


Annalena – der Sprung in den Politikzirkus 

Von Gesche Javelin | Ladies and Gentlemen, machen Sie sich bereit für unsere nächste Attraktion. Sie ist ein wahres Talent der Lüfte – keiner kann so kunstvoll, so grazil und so hoch springen wie sie. Meine Damen und Herren, gegen sie kann jedes Känguru, jeder Hase und jedes noch so toll dressierte Springpferd einpacken. Ich präsentiere Ihnen: Annahüpfa Baerbock! 

Mit Leichtigkeit und einem breiten Grinsen springt Annalena Baerbock auf das Trampolin und präsentiert gekonnt eine perfekte Flugrolle. Schon als Kind hat sie so leidenschaftlich gerne ihre Akrobatikkünste gezeigt. Heute kann sie ihre Sprünge sogar in der Arena des deutschen Politikzirkus ausführen. Dort ist sie mit ihrem Talent weit gekommen. Vor Kurzem hat sie sogar versucht, sich noch höher zu katapultieren und Zirkusdirektorin zu werden, doch diesen Sprung hat sie nicht geschafft. 

Auch die vielen Sprachkunststücke, die sie gerne in ihre akrobatischen Auftritte einbaut, konnten das Publikum nicht überzeugen. Dabei übertrumpfte Annalenas Kreativität in der Sprache die der anderen Kandidaten bei weitem. Ihre besondere Fähigkeit besteht darin, den Kern manchmal ganz zufällig zu treffen. Und sie hat eine echte Begabung für Wortneuschöpfungen. Die „Fressefreiheit“ ist nur ein Beispiel ihrer kreativen Bereicherungen unseres Wortschatzes. Wie schade wäre es, wenn wir ohne die „Fressefreiheit“ unsere „Fresse“ nicht mehr aufmachen könnten, um zum Beispiel über eine solche Wortneuschöpfung zu berichten. 

Jetzt, wo sie den Posten des Zirkusdirektors verfehlt hat, fliegt sie mit großen Sprüngen von Land zu Land und vertritt uns mit ihrem breiten Grinsen. Manchmal gibt es einige Verständnisprobleme, da sie mit der Kunst der englischen Sprache noch etwas überfordert ist – aber man kann ja auch nicht alles können. Neue Kunststücke probiert Annalena trotzdem gerne aus. Besonders am Balanceakt scheint sie Gefallen gefunden zu haben. In Niger versuchte sie sich am Transport von Wassermelonen – lachend balancierte sie, mehr schlecht als recht, die Trage auf ihren Schultern. Eine Disziplin, die nach Spaß und vor allem nach einem gekonnt inszenierten Publicity-Act aussieht. Aber sie probiert sich auch an weitaus schwereren Balanceakten: Immer wieder schwankt Frau Baerbock zwischen der Forderung nach schweren Waffen für die Ukraine und der nach Pazifismus, dem sie lange Zeit viel Gewicht gegeben hat. 

Aber egal wohin sie gerade springt, ihre Begeisterung und ihr Willen sind ungebrochen. Besonders die feministische Außenpolitik hat es ihr angetan. Dieses Kunststück hat das Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP) entworfen. Hierbei besteht die Kunst unter anderem darin, die „zerstörerischen Kräfte des Patriarchats, der Heteronormativität, des Kapitalismus, des Rassismus und des Militarismus zu hinterfragen“. Dieses Kunststück gehört zu den Sportarten, die eine besonders starke Linke verlangen. Ob dabei Gerechtigkeit herauskommt, bleibt zweifelhaft, denn die Gefahr einer Gleichgewichtsstörung ist hierbei laut dem Lexikon der Politikzirkusse hoch. Deswegen sollte man diese Sportart mit Vorsicht genießen. 

Insgesamt sollte Annahüpfa Baerbock vielleicht doch lieber den Sprung aus der Manege zurück aufs heimische Trampolin wagen – dort kann sie schwanken, wanken und springen so viel und wohin sie gerade will.


Lambrechtorghini – die Frau, die einfach alles anpackt

Von Pauline Schwarz | Meine sehr verehrten Damen und Herren, setzen Sie sich hin und halten Sie sich fest, denn als nächstes erwartet Sie eine ganz besondere Attraktion. Nur hier, heute und bei uns präsentieren wir Ihnen die einzigartige, die herausragende, die atemberaubende, Christana Lambrechtorghini – die Frau, die mehr stemmen kann als jeder Mann und jeder andere vor ihr! Sehen und staunen Sie über ihre Kraft!

Christana, die im bürgerlichen Leben den Namen Christine Lambrecht trägt, ist in Mannheim geboren und wuchs im beschaulichen Viernheim auf – genau wie mein Vater, und damit war mir alles klar. Die „Viernemmer“ sind harte Burschen und Burschinnen. Sie san ned unbedingt die schlausten, aber anpacke könn´se. Aus Christana muschte also ane eschte Powerfrau werde. Wär se ned do her, wär beschtimmt alles anderscht kumme. Aber so konnte die bezaubernde SPD-Genossin -die im Gegensatz zu vielen Kollegen in ihrem Leben sogar schonmal einen echten Beruf, nämlich den des Rechtsanwaltes, ausgeübt hat- im Bundestag so richtig Karriere machen. Sie war Bundesjustizministerin, nach Giffey Entlassung dann auch noch Familienministerin, und wurde im letzten Jahr zur Verteidigungsministerin gekürt – und zur Stöckelschuh-Ministerin unserer Herzen.

Besonders in ihrem neuen Job muss sich Christana nun echten Herausforderungen stellen. Aber kein Problem, Frau Lambrecht packt das schon. Ukraine-Krieg? Easy, die kriegen 5.000 Helme – oder auch nicht, bzw. irgendwann später halt. Ist doch eigentlich auch egal, immerhin ist und bleibt das doch ein ganz deutliches Signal unserer Solidarität und das ist ja wohl das wichtigste. So souverän, wie Frau Lambrecht die für unser Land zutiefst peinliche Helm-Affäre schön geredet hat, agiert die Hessin auch gegenüber ihrer Truppe und hochrangigen Militärs – ja, oder auch (mal wieder) nicht, denn Christana spricht nicht so gerne mit diesen ruppigen, kahlköpfigen Männern. Sie soll sich lieber von politischen als von militärischen Beratern Tipps geben lassen. Vielleicht trägt sie deswegen selbst im Einsatzgebiet in Mali 10-Zentimeter Pumps. Ich glaube jeder Militär hätte ihr davon abgeraten, allein wegen der Skorpione – den Respekt der Truppe mal ganz außer Acht gelassen. Bei denen hatte sie mit ihrer Personalpolitik sowieso schon für „Irritationen“ gesorgt.

Aber wer wäre die große Lambrechtorghini, wenn sie sich um ihre Außenwirkung oder irgendwelche Sicherheitsvorschriften scheren würde. Was die Bundeswehrangehörigen, die nigerianischen Soldaten und die deutsche Bevölkerung denken, ist doch zweitrangig. Denn wenn das mit dem Amt alles nicht so klappt und man das vorgefunden Häufchen Elend, dass sich unsere Bundeswehr schimpft, noch weiter gegen die Wand fahren muss, sollte schließlich wenigstens das Outfit sitzen. Ob es der Zweiteiler in rosa Küchentuch-Optik oder der Rubik-Cube´s-Pump ist, Christanas Style sitzt – und sie sticht aus der Masse hervor. Sieht man sich im Vergleich die Verteidigungsminister anderer Länder an, ist sie etwas ganz besonders. Während einem beim Anblick des amerikanischen oder des russischen Verteidigungsministers angst und bange wird, denkt man sich bei Frau Lambrecht nur: „Ach die liebe Oma Christa, die hat immer so leckeren Tee und Kekse!“. Und damit versteht man auch, warum die Gute immer so hohe Schuhe trägt – ich würde vor den ganzen Militärs und hochrangigen Beamten anderer Länder, wenn ich sie wäre, auch gerne größer wirken als ich bin.

Die „Verweigerungs-Ministerin“ hat einen schweren Stand. Ihr Beliebtheitsgrad sank schneller als die Titanic, wenn sie zwei Eisberge gerammt hätte. Selbst Maggus Söder findet, dass Christana unser Land „blamiert“. Und auch „Schattenkanzler“ Scholz will die 100 Milliarden für die Bundeswehr lieber selbst verwalten, als sie in die Hände von Frau Lambrecht zu geben – vielleicht hat er Angst, dass sie passend zu den Bundeswehrtaschen und Schwangerschaftspanzern eine eigene Pumps-Collection entwickelt, statt neue Waffen oder eine gescheite Ausrüstung für die Soldaten zu beschaffen.

Christana Lambrechtorghini bleibt einzigartig – eine unserer größten Attraktionen. Sie ist die Frau, die alles anpackt und doch nichts gebacken kriegt. Sie hat die Tupperwaren-Party direkt zur Bundeswehr gebracht und der Welt eindrücklich gezeigt, dass Deutschland militärisch weder will noch irgendetwas kann. Sollte man sie tatsächlich zum Rücktritt drängen, wird sie uns für immer in Erinnerung bleiben. Allein für die Assoziationen, die sie ausgelöst hat, als sie in Litauen aus einem Militärfahrzeug stieg