Archiv: September 18, 2022

Union vs. Hertha – das große Apollo-Fussball-Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Union-Anbeter Marc gegen Hertha-Huldiger Jerome. Zündet schonmal die Bengalos an, denn wir tragen den Stadium-Konflikt auf der virtuellen Bühne aus! Wer ist der wahre Big-Player in der Hauptstadt: Team Hertha oder Team Union? 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder Hertha-Hooligans noch Union-Ultras wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


„Wir aus dem Osten geh’n immer nach vorn. Schulter an Schulter für Eisern Union“

Von Marc Sierzputowski | Es tut mir leid Jerome, aber ich muss vorab gleich klarstellenn: Es gibt absolut keinen Grund der Welt Hertha BSC Fan zu sein. Keinen einzigen. Ich meine: Deine Mannschaft hatte Tedi als Sponsor auf der Brust. Einem 1€ Shop. Und genauso billig habt ihr auch gespielt.

Im Jahr 2021/2022 belegte Hertha in der Fussball-Bundesliga gerade mal Platz 16 von 18 – viel schlechter geht also gar nicht. In der Saison 2020/2021wart ihr etwas erfolgreicher, da hattet ihr immerhin Platz 14. Und im Jahr 2019/2020 Platz 10. Ich weiß ja nicht ob ihr über die Jahre zielstrebig versucht habt der erste von Hinten zu werden – wenn ja, seid ihr wirklich die Könige des Fussballs. Die Hertha aus Berlin ist ein Kummerkasten, voll von falsch gelabelten Talenten, und ernüchternden Management-Fehlern.

 

Herthas Leistung ist ein Schrei nach Hilfe

Ich habe absolut keine Ahnung wie Jerome das erträgt. Als Zuschauer, bekommt man beim Anblick des Hertha Managements nicht mehr, als das Gefühl von absoluter Ahnungslosigkeit. Miserabelste Leistungen auf dem Platz verschlimmerten die Lage, sodass Hertha in nur 5 Jahren insgesamt neunmal den Trainer wechselte. Ein Schrei nach Hilfe. Auch das Lars Windhorst Hertha finanziell wieder auf Vordermann bringen sollte, ist witzlos. Vielleicht solltet ihr euch mal an Leuten ein Beispiel nehmen, die von Fussball wirklich Ahnung haben – bei uns Unioner heißt es: „Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen – Eisern Union!“.

Ich sag´s deshalb nochmal: Es gibt keinen rationalen Grund Hertha Fan zu sein. Und da muss man sich doch fragen: Warum zum Teufel gibt es trotzdem so viele blau-weiße Fanatiker? Aber eigentlich, liegt die Antwort auf der Hand. Hertha BSC Fans sind Ideologen. Weder guten Fußball noch ein ausverkauftes Stadion. Und apropos Stadion – euer ach so geliebtes Herthaner Stadion ist genau fünfmal im Jahr voll. Zweimal, weil sie gegen Bayern und Dortmund spielen. Einmal weil sie gegen Union ein Derby haben – was wir die letzten fünfmal gewannen. Und einmal, weil dort der DFB-Pokalsieger ausgemacht wird. Wenn jemand zu euch ins Stadion kommt Jerome, dann nicht um euch spielen, sondern um euch gegen eine echte Fussballmannschaft verlieren zu sehen. 

Aufmerksamen Lesern ist jetzt vielleicht aufgefallen, dass das nur viermal volle Hütte waren. Das liegt daran, dass das eine mal, wo die Hütte ausverkauft war, Hitler die Olympischen Spiele eröffnet hat. Also um festzuhalten: Das Olympiastadion ist kein Publikumsmagnet. Aus dem Grund baut ihr euch in fünf Minuten Laufweg ein neues, kleineres Stadion oder besser Stadionchen.

 

Kein Anspruch, „nur nach Hause gehen wir nicht“

Sitzt ihr dann da in eurem Stadionchen sitzt und wartete darauf, dass es endlich losgeht, dann merkt ihr, dass selbst eure Hymne komplette Sülze ist. Nina Hagen reißt die Alte Försterei ab mit „Wer lässt sich vom Westen nicht kaufen? Eisern Union!“ und eure Hymne „Nur nach Hause gehen wir nicht“, die hat nicht mal einen pädagogischen Wert. Und das obwohl  im Pädagogischen ist eigentlich alles wertvoll ist. 

Nur eins muss man Hertha lassen, sie geben sich Mühe. Erst letzte Woche besiegte Hertha BSC den Augsburger Fußball Club. In jeder Berliner Mitläufer Kneipe hört man, wie groß die Freude ist. Das letzte Mal wo sich Hertha so sehr gefreut hat, war übrigens am letzten Spieltag, wo bekannt wurde, dass Hertha nicht absteigt. Union ist da sportlich einfach besser. Wer guten Fußball mag, guckt kein Hertha Spiel.


„Unioner komm aus Köpernick, Herthaner aus Berlin“

Von Jerome Wnuk | So, lieber Marc, jetzt reden wir mal Klartext. Ich weiß, ich weiß, sportlich läufts für Union aktuell sehr schick und ich versteh’, dass man da sehr leicht übermütig werden kann. Werde ich ja auch jedes Wochenende, wenn meene Hertha mal gewinnt. Aber jetzt kommen wir mal auf den Boden der Tatsachen, Union der größte Klub Berlins?- das ist nicht nur Quatsch, sondern astreiner Bullshit.

First Things First, wenn ein Klub Berlin repräsentiert dann ja wohl Hertha. Wir sind weltoffen und setzt auf klare Worte, Berliner Schnauze eben. Keine Imagetrickserei, kein Blatt vorm Mund und – wie unsere Stadt halt so ist – nicht unbedingt glamourös.

 

Wir brauchen kein DDR-Image um kultig zu sein, wir sind Kult

Während Union sich ein Image vom Ost/DDR-Klub aufbauen wollte, um damit besonders kultig zu wirken, ist Hertha ehrlich. Wir brauchen keinen künstlichen Kult-Kitsch. Wir sind nämlich das, was wir sind – bis auf seltene Ausnahmen kein besonders erfolgreicher Verein, ja. Aber einer mit Herz und loyalen Fans. Viele Union-Fans sind erst seit dem Erfolg Union-Fans. Da spielt ihr einmal international und zack fällt allen auf, dass sie ja schon immer Union-Fan waren. Möchte dir das nicht unterstellen, aber die meisten Union-Fans, die ich kenne, hatten vor eurem Erfolg noch kein einziges Spiel gesehen. Bin mal gespannt, wie viele beim ersten Misserfolg immer noch Unioner sind.

Bei Hertha ist das ganz anders: Als Herthaner harrt man meist schon seit der Kindheit mit dem Verein aus. Und trotz größtenteils unschönem Fußball und mittelmäßigen Ergebnissen bleiben die Herthaner Hertha-Fans. Mindestens 30.000 kommen bei uns in der Bundesliga immer – das sind mehr, als in euer ganzes Waldstadion reinpasst.

Hertha ist einfach authentischer als Union. Ihr wollt euch durch ein Ost-Image auszeichnen. Geschichtsrevisionistisch möchtet ihr die DDR als kultig darstellen und euch als den Klub der DDR darstellen. „Wer lässt sich vom Westen nicht kaufen“ singt ihr, sprecht noch immer von den „Wessis“, die ihr nicht leiden könnt. Sorry, aber das ist peinlich. Und: Wenn es ein Verein heute noch hinkriegt dieses Image wirklich zu verkörpern, dann ist es Hansa Rostock oder Dynamo Dresden, aber nicht der Klub der letztes Jahr eine Immobilienfirma aus dem Westen als Trikotsponsor hatte.

Wenn ihr also Sozialisten spielt, euch „vom Westen nicht kaufen“ lassen wollt, dann fühlt euch gerne gut dabei, aber kultig ist das nicht. Damit überzeugt ihr außer den Ossis aus Köpenick, wenn überhaupt nur ein paar Hippies aus Friedrichshain, die ihren Kapitalismus-Hass bei euch loswerden wollen. Da bleib’ ich lieber beim legendären Frank Zander mit „Nur nach Hause gehen wir nicht“- eine Hymne, die statt Hass auf den Westen eine Ode an die Loyalität und Treue der Herthaner ist. Ach ja, ich krieg’ schon wieder Gänsehaut, nur wenn ich daran denke.

 

In Berlin trägt man Blau-Weiß

Berlin ist eine Weltstadt und Hertha steht für Weltoffenheit. Verschiedenste Typen aus verschiedensten Ländern haben hier schon gespielt und das Blau-Weiße Trikot getragen. Brasilianische Zauberer wie Marcelinho oder Cunha, Arbeitstiere wie Dardai und Zecke Neuendorf, Weltenbummler wie Kalou – all das ist Berlin und das ist Hertha. Und während wir Fans in England und den USA haben, fallt ihr international nur durch Eklats auf – wie beim Spiel gegen den israelischen Klub Macabi Haifa.

Und auch was die Bedeutung in Berlin selbst angeht, geht Hertha als klarer Sieger im Berlin-Duell vom Platz. Du musst nur einmal in die Fußballkäfige in Wedding, Neukölln, Pankow oder Charlottenburg gucken – da trägt doch niemand ein Union-Trikot. Die Kinder, die von der großen Fußballkarriere träumen, tragen blau-weiß und himmeln Kevin-Prince-Boateng oder jetzt Nader El-Jindaoui an.

Die Unioner können also so erfolgreich sein wie sie wollen, Hertha wird immer der Verein Berlins sein. Klar, sportlich ist Union gerade das erste Mal seit 100 Jahren die Nummer 1, aber was Fußballkultur, Bedeutung für die Stadt und alles, was über das reine Fußballspiel hinaus geht, angeht, ist Hertha der Verein Berlins.

Also Marc, ich nehm dich gerne mal mit, zu meener Hertha. Und glaub mir, auch wenn man weit vom Spielfeld weg ist und auch wenn der Fußball meist einem Trauerspiel ähnelt – wenn du nur ein ein Tor in diesem Stadion erlebst, wirst auch du ein bisschen Blau-Weiß in deinem Herz tragen.


Es geht um – Nichts. Verrückte Machtkämpfe der Schülerpolitik

Von Simon Ben Schumann | „In der Politik geht es nur um eins: Die Gesellschaft voranzubringen“ – Said nobody ever. Aus meiner Erfahrung geht es in politischen  Organisationen oft darum, sich zu profilieren. Bei der Schüler Union hieß es „Wer auf der  falschen Seite steht, wird fertiggemacht.“ 

Ich war ungefähr 15, als mir der Gedanke kam: „Ich will mich politisch engagieren.“ Damals war ich mir unsicher, ob das wirklich eine gute Idee ist – zurecht, wie sich später zeigte. Trotzdem schrieb ich eine Anfrage an die lokale Schüler Union. Ein Verwandter von mir  war sowieso bei der CDU. Als er mal zu Besuch war, gingen wir dann zusammen zum  „christdemokratischen“ Stadtfest.  

Dort umringten alle, wie im alten Ägypten, den Pharao. Nur, dass der sich jetzt  „Bundestagskandidat“ nannte. Vom Titel abgesehen, fehlte nur die Sänfte. Wie beim  Wrestling, bildete die lokale Partei eine Traube um den Mann. Er glänzte in der  Freundlichkeit und dem Zuvorkommen, das ihm seine Gefolgschaft entgegenbrachte. Für mein 15-jähriges Ich waren die schnatternden CDUler zunächst nicht der Typ Mafioso. Obwohl mich der Personenkult skeptisch stimmte, wollte ich erstmal  dabeibleiben. 

Doch mein Anfang bei der Schüler Union verlief desaströs. An einem Spätsommerabend saßen wir zum ersten Mal im Kreisbüro der CDU. Ein Mädchen, ungefähr 17, tischte eine  Flasche auf. „Möchtest du auch?“, fragte sie nett. Ich schaute auf das Etikett. Das war  keine Fanta – sondern „Hugo“. „Nein, danke“, lächelte ich nervös. Die anderen  begannen zu trinken. Dann fingen sie an zu diskutieren. 

Nach dem Ende der Sitzung war ich verwirrt. Alkohol war als 15-jähriger für mich  Neuland. Aber vor Allem: Wieso wurde schlecht über den Kandidaten geredet – vorher wurde er doch so bewundert? 

In einer urdeutschen, holzvertäftelten Kneipe fand ein weiterer gemeinsamer Abend statt.  Sofort wurde deutlich: Diese Schüler Union ist echt was anderes. Denn in einem stickigen  Hinterzimmer teilte sich die Gruppe. Auf der einen Seite: Eine junge Frau und ihre  Verbündeten, über die schon viel gelästert wurde. Auf der anderen „meine Gruppe“ und  ich. Die Stimmung war toxisch. Subtil, aber in vollem Ernst bekämpften sich die beiden  Flügel der lokalen Schüler Union. Auch ich wurde mit reingezogen. Ich sollte mich auf  eine Seite stellen, obwohl ich niemanden persönlich kannte. Um Inhalte ging es dabei  nicht. Das war dann mein Ausflug in die CDU. 

Hochmut kommt vor dem Fall 

Was Machtgier angeht, bin ich auch nicht ganz ohne. Bei der Schüler Union hatte ich  keine größeren Absichten. Anders war das bei der „Wahlsimulation“. Das war ein Projekt  von ca. 100 Jugendlichen, welches von 2016 bis 2019 lief. Es ging darum, Bundes- und  Landtagswahlen, Parteien und Parlamente online zu simulieren. Die Kommunikation ging über „Telegram“, alles weitere über Instagram und Online-Abstimmungen. Neben mir  waren auch einige weitere Kollegen von Apollo dabei. Ich stieß damals interessiert mit  einem Schulfreund dazu.

Und die Gier nach mehr packte uns. Innerhalb des Projektes gründete ich eine rechts liberale, mein Freund eine linke Partei. Auf Instagram begannen wir fleißig Wahlwerbung  zu machen und Mitglieder zu gewinnen. In der Gruppe des Projektes auf Telegram ging  die Post ab. Politische Diskussionen eskalierten öfter. 

Nach einiger Zeit kam bei uns der Verdacht auf, dass die Leiter des Projekts nicht ganz  ehrlich waren. Sie gehörten nämlich selbst zu einer virtuellen Partei. Wir beschlossen, sie  zu stürzen. Mit einigen Intrigen – so weit waren wir bereit zu gehen – gelang es uns. Wir  übernahmen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Online-Präsenzen des Projektes. Mit  „besten“ Absichten. 

Als Projektleiter hatten wir die Kontrolle über die simulierten Parlamentswahlen und  „wichtige“ Positionen. Mein Freund, ein weiterer Kollege und ich bildeten ein Trio mit  unbegrenzter Machtfülle. Es gab keine Kontrollinstanz. Wir gründeten zu dritt eine  Telegram-Gruppe, die wir – kein Witz- „Elite“ nannten. Schon bald zogen wir in  Erwägung, Wahlen zu fälschen, wenn wir eine Partei nicht mochten. Personen, die wir für  „schlecht“ hielten, ließen wir nicht in Positionen kommen. Wir machten zwar auf  Unschuldslämmer, aber die anderen in der „Wahlsimulation“ vermuteten schnell, dass  irgendwas im Busch war. 

Es dauerte nicht lange, bis auch wir gestürzt wurden. Ich glaube, das passierte durch eine Hackerattacke seitens einer Person, die wir ungerecht behandelt hatten. Innerhalb weniger  Minuten verloren wir wichtige Zugangsdaten und hatten nichts mehr zu melden. Danach  waren wir für einige Monate Fußabtreter, bis man uns wieder rehabilitierte. Und das  zurecht. 

Die Lektion aus diesen Geschichten ist für mich: Politik und Macht korrumpieren. Auch  wenn es um wenig geht. Daher ist man immer selbst gefragt, wenn es heißt: „Helf‘ ich  noch, oder regiere ich schon?“




Linker Hass auf die Queen: In Großbritannien unerwünscht

Von Sebastian Thormann | Bereits Stunden nach dem Tod von Queen Elizabeth II. entlud sich online der Hass. Von Identitätspolitik zerfressene Linke ließen ihrer Wut auf die Queen freien Lauf. Von Rassismus bis Völkermord wurde der verstorbenen Monarchin alles Mögliche vorgeworfen.

Aber im Kern wurden ihr und der gesamten britischen Krone zwei Dinge angelastet: Dass sie über das britische Empire herrschten und sie sich zusammen mit allen anderen für dieses einstiege Empire schämen müssten.

Klar war die britische Kolonialherrschaft nicht überall makellos, aber das Empire ist bei weitem nichts wofür sich Royals oder Briten schämen müssten. Mit ihrem Empire verbreitete die Seefahrernation Großbritannien die westliche Zivilisation und die Werte von Freiheit und Demokratie im Westminster-Stil bis ans Ende der Welt.

Entgegen dem Irrglauben vieler Queen-Hasser verbreitete es sich aber eben nicht durch rücksichtslose Eroberungen fremder Imperien, sondern vor allem durch Kolonisierung im klassischen Sinne, also Besiedlung kaum bewohnter Gebiete, und dem Aufbau und der Verteidigung von Handelsposten. Die Briten zogen nie in den Kampf die Welt zu erobern oder gar zu unterdrücken. Wohl kaum ein anderes Reich behandelte seine Untertanen so gut, und entließ sie dann später so friedlich in die Autonomie und schließlich Unabhängigkeit.

Man bedenke auch an dieser Stelle: Selbst die USA, die sich ihre Unabhängigkeit vom Empire schon früh erkämpften, taten dies nicht, weil sie sich vom britischen König unterdrückt fühlten, sondern vom britischen Parlament, in dem sie nicht repräsentiert waren.

Der wohl wahnsinnigste dieser Kommentare zum Tod der Queen stammte von Uju Anya, einer US-Professorin, die auf Twitter schrieb: „Ich habe gehört, dass der oberste Monarch eines diebischen, vergewaltigenden Völkermordimperiums stirbt endlich. Möge ihr Schmerz entsetzlich sein“

Aber auch der Deutschlandfunk legte nach und erklärte Queen Elizabeth ebenfalls verantwortlich für „jahrzentelange Unterdrückung“ und für „unendliches Leid in den Kolonien und Rassismus bis heute“

Für Achtung Reichelt war ich vor Ort in London und habe dort Briten zu diesen heftigen Attacken auf die Queen und die britische Monarchie interviewt: Nur so viel kann man sagen, der Hass auf die britische Monarchie aus Deutschland und von Linken aus Übersee kam alles andere als gut an.

Schauen Sie hier rein:

Bildquelle: Screenshot Achtung Reichelt


„Cleverländ“ – Waschlappen-Kretschmann gibt wieder Energiespartipps!

Von Pauline Schwarz | Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist nicht nur der Mann mit dem lustigen Bürstenhaarschnitt, er ist auch der wohl cleverste Energiesparfuchs. Schon in den 1980er Jahren revolutionierte Kretschmann die Klosettspülung mit seiner Forderung nach zwei Knöpfen – „viele haben damals gelacht, aber dieses Sparprinzip hilft uns heute allen“. Deshalb ist er nun zurück, um uns alle mit seinen Tipps zu erleuchten. Im Zuge seiner neuen Kampagne „CLEVERLÄND“ zeigt der Mann, der etwa 20.000 Euro im Monat verdient, wie der Otto-Normalbürger Energie sparen kann. Nicht nur für den eigenen – vergleichsweise wohl eher mickrigen – Geldbeutel, sondern auch aus Solidarität mit der Ukraine und für die Rettung des Klimas.

„CLEVERLÄND“ bietet dabei mehr als nur Mut zum stinken, wie ihn uns Waschlappen-Kretschmann schon in der Vergangenheit vorgelebt hat. Unterstützt wurde er damals von seiner Parteikollegin und Bürgermeisterin von Berlin, Bettina Jarrasch – sie outete sich morgens nur Katzenwäsche zu machen und brach damit eine weitere Lanze für die Fraktion Waschlappen statt Duschen.

Clever-Kretschmann im Einsatz – Screenshot via YouTube

In seinem Videostatement appelliert Kretschmann nun an die Bürger, dass wenn alle soldarisch sind und gemeinsam an einem Strang ziehen, auch Kleinvieh Mist macht: „Einfach vorm ins Bett gehen den Thermostat runterdrehen“, sagt er – „Ein Grad weniger heizen spart sechs Prozent Energie; zwei Grad weniger sparen zwölf Prozent; vier Grad schon ein Viertel der Heizkosten.“ Frieren lohnt sich also – zu hohe Raumtemperaturen seien sowieso nur ungesund und steigern die Gefahr von Erkältungen.

Aber das ist noch nicht alles: Kretschmann hat gleich 34 „clevere“ Tipps und zahlreiche weiterführende Links für uns parat. Halten Sie sich fest: Einfach beim Heizen die Türen schließen, Topfdeckel auf die Töpfe und mit Fußpower „Kalorien- statt Spritverbrauch“. Legen sie Brötchen nicht in den Ofen, sondern auf den Toaster und sparen Sie damit unglaubliche 40 Cent pro Frühstück! Dann noch ein bisschen „Stand-by-bye“ hier und ein bisschen „Watt denn?“ da und schon klingen sie nicht nur so charmant und witzig wie die Baden-Würtembergische Regierung, sondern haben auch richtig Geld gespart! Wer braucht da noch bezahlbaren Strom durch fossile Energie?

Also: Seien Sie clever, hören sie auf auf den Mann mit dem Waschlappen und holen Sie sich auf der großen Cleverländ-Tour jede Menge Energiesparwissen „to go“!


Xi’s Verschiebung – von Mao zurück zum Imperium

Von Max Roland | Mao hat einen Nachbarn bekommen. Bis 2011 überblickte die Statue des „Großen Vorsitzenden“ alleine den Tiananmen-Platz – dann bekam sie Gesellschaft durch den großen chinesischen Denker Konfuzius. Der dicke Kommunist würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüsste – denn die chinesischen Kommunisten taten zu Maos Lebzeiten alles, um die Ideen von und die Erinnerung an Konfuzius und andere Väter von chinesischer Kultur und Gesellschaft auszulöschen. Kulturrevolutionär Mao hatte zu Lebzeiten  versucht, den konfuzianischen Einfluss aus der Seele Chinas zu verdrängen. In den letzten Jahren kehrten er und andere Väter der imperial-chinesischen Kultur, wie Lao Zhou und Sun Tsu, ins kulturelle Gedächtnis des „Reiches der Mitte“ zurück. Eine Geschichte, die China einst verteufelte, ist wieder relevant, und ihre Charaktere, die einst verschrien waren, sind als Helden der Nation wiederauferstanden.  Heute sind Konfuzius und co. der jungen Akademikergeneration Chinas wichtiger als Mao. China distanziert sich ein Stück weit vom Kommunismus – Kommunistisch ist am Land eigentlich nur noch der Name und die Struktur der herrschenden Partei, der KP Chinas. Sie ist intern strikt leninistisch organisiert. Aber die chinesische Wirtschaft ist keine Planwirtschaft – eher eine regierungsabhängige und -beeinflusste, aber  doch marktorientierte Wirtschaft. Stattdessen ordnet der chinesische Staat sich in die dreitausendjährige, imperiale Geschichte der Nation ein – und Präsident Xi beschleunigt diesen Prozess. 

Über Jahrtausende bestand die imperiale Ordnung des „himmlischen Reiches“. Die Welt des Handels drehte sich um China und sein Imperium – schon die Römer handelten mit dem chinesischen Reich, welches so eine kontinuierliche Instanz war, dass die Chinesen die Außenwelt kaum noch wahrnahmen. Sie mussten es nicht – die Außenwelt kam ja zu ihnen.  Die Gleichgültigkeit gegenüber den „Barbaren“ dieser Außenwelt zeigt der Kontakt zwischen den Handelsdelegationen der Briten und den Chinesen im 18. Jahrhundert. Die Briten boten den Chinesen ihre neuesten Erkenntnisse in Seenavigation, Bildung und Waffentechnologie an. Die Chinesen lehnten das Angebot ab – auf Latein. Denn Latein war die Sprache dieser „europäischen Barbaren“. Dass das römische Reich seit über Tausend Jahren aufgehört hatte, zu existieren, scherte die Chinesen nicht – die Briten waren für sie das gleiche Barbarenpack, als das sie die Römer sahen. Über die Jahrhunderte schwand Chinas Einfluss jedoch. Dieser Schwund kulminierte im „Jahrhundert der Demütigung“ – als China im späten 19. Jahrhundert durch die Europäer bedrängt, überwältigt und aufgeteilt wurde. Jahrtausende war China das Zentrum der Welt – plötzlich nicht mehr. Europa und später Amerika wurden zu Weltmächten.

Nun strebt China zurück an die Spitze der Weltordnung, geführt von seinem ambitionierten Präsidenten Xi Jinping. Was im Westen als ein Umsturz dieser Weltordnung wahrgenommen wird, gilt in China eher als historische Korrektur – zurück zur natürlichen Weltordnung, in der China als Herz und Zentrum steht.  Dieses chinesische Selbstverständnis begreift man im Westen erst langsam. China geht es nicht um Kapitalismus und Kommunismus, nicht um Multilateralismus oder globale Gerechtigkeit gegenüber dem Westen – es geht um die Rückkehr an die Spitze einer Weltordnung, die sich um China dreht. Das imperiale Denken der letzten dreitausend Jahre dominiert die chinesische Politik erneut – der Maoismus wird inoffiziell als Unfall der Geschichte an den Rand gestellt. Natürlich distanziert man sich offiziell nicht von Mao Tse-Tung und seinem Kommunismus – immerhin ist er nach wie vor die Machtbasis der KP. Aber an sich ist die chinesische Staatsdoktrin längst zurück im kaiserlichen Denken des Imperialismus – nichts ist ewig, außer der chinesische Staat. 


Die irrsten Woke-Charaktere

Von Elisa David | In Hollywood herrscht aktuell der Trend, alte Geschichten neu zu verfilmen. Insbesondere die Produktion von Kinderfilmen – ein Gebiet, das fast restlos von Disney aufgekauft wurde – sieht sich gezwungen, alle Werke noch einmal neu aufzuziehen. Der König der Löwen reicht in seiner liebevoll gestalteten Zeichentrickversion nicht mehr aus, Disney musste ihn einfach noch mal neu drehen – dieses Mal mit Tieren, die am Computer erstellt wurden und ebenso täuschend echt wie emotionslos aussehen. 

Diese Fließbandproduktion an Neuverfilmungen gibt aber nicht nur die Möglichkeit, die Technik zu verbessern – sondern auch, die Charaktere und Geschichten ein kleines bisschen abzuwandeln und politisch korrekte Kinderfilme zu gewährleisten.

 

Küss den Frosch (2009)

Den Anfang nahm diese Umschreibung der Geschichten wohl bei der Disney-Verfilmung des Froschkönigs in dem Film “Küss den Frosch” von 2009. Hier küsst nicht die Prinzessin den Frosch, sondern ihre schwarze Magd, der Froschkönig selbst ist ebenfalls schwarz. Sie beide müssen Vodoo-Zauber brechen und werden auf dieser Reise von einem Alligator begleitet. 

 

The little Mermaid (2023)

Der Froschkönig ist nicht das einzige Märchen, bei dem Disney sich von der mitteleuropäischen Kultur inspirieren ließ, um die Protagonisten dann etwas südlicher anzusiedeln. Das jüngste Beispiel soll am 25. Mai 2023 auf die Leinwände kommen: Aus einer Arielle mit bleicher Haut und roten Haaren wird dann eine Schwarze mit Rastalocken. Begleitet wird die Schauspielerin Halle Bailey durch ihr Abenteuer von Nebencharakteren, die ebenso angepasst wurden. Wie die Möwe Scuttle, die jetzt von einer asiatischen Frau synchronisiert wird, nachdem sie im Original noch von Komiker Buddy Hackett gesprochen wurde. Die Charaktere, die tatsächlich weiß geblieben sind, haben zum Großteil einen spanischen Hintergrund. Dabei ist die kleine Meerjungfrau das Werk von dem dänischen Autor Hans Christian Andersen in 1837. Dänen sucht man in der Besetzung, zumindest noch, vergebens. 

 

Bridgerton (2020)

Die Schauspielerin Simone Ashley scheint sich in diesem Zweig der PC-Neuverfilmungen einen Namen gemacht zu haben. Sie ist ebenfalls in der Besetzung neben Arielle aufgelistet, aber wer sich mit der “Wokeisierung” von Hollywood auskennt, der kennt sie schon aus der Netflix-Serie Bridgerton. Bridgerton spielt im England des 19. Jahrhunderts. Aber nicht irgendwo in England, sondern in der Londoner High Society in der Ballsaison. In dieser Verfilmung ist die Königin von England schwarz, so wie auch ca. die Hälfte der restlichen Besetzung – alle hoch adlig, versteht sich. Simone Ashley spielt hier Lady Sharma, die dem Vizeherzog (weiß besetzt) hoffnungslos den Kopf verdreht hat. Im Grunde sind alle unwiderstehlichen Charaktere in dieser Sendung schwarz, während die weißen Charaktere nichts tun können, als den Boden anbeten, auf dem sie gehen. Mit Ausnahme vielleicht von der übergewichtigen Eloise Bridgerton.

 

Pinocchio (2022) 

Ebenfalls unter Disney erschienen ist die Neuverfilmung des Klassikers Pinocchio dieses Jahr. Hier ist es die Fee, die die kleine hölzerne Puppe in einen echten Jungen aus Fleisch und Blut verwandelt und dabei irgendwie anders aussieht. Sie wird von der schwarzen Schauspielerin Cynthia Erivo gespielt, was von dem italienischen Autor Carlo Collodi im Jahr 1881 sicher noch anders gedacht war. Damit aber noch nicht genug: “Die Fee mit den dunkelblauen Haaren”, ist mit Cynthia Erivo von einer Frau mit Glatze dargestellt worden. Es wirkt schon fast wie eine Provokation.

 

Charaktere aus der Serie „The Rings of Power“ – Screenshots via Amazon Prime

The Rings of Power (2022)

Die zweifellos zahlreichen Fans der Herr der Ringe Saga staunten nicht schlecht, als die ersten zwei Folgen der Fortsetzung, beziehungsweise Vorgeschichte endlich auf dem Bildschirm hatten: Schwarze Elben, schwarze Zwerge und schwarze Hobbits. Und das, obwohl Tolkien sich seinerzeit für seine Geschichte von europäischen Völkern und einheimischen Stämmen inspirieren ließ. So repräsentierten die Zwerge keltisch-germanische Stämme, die Elben waren skandinavisch gedacht. 

 

Macbeth (2021)

Die Krönung dürfte die 2021 erschienene Verfilmung des Shakespeare-Klassikers Macbeth sein. Zweifellos so wie Shakespeare ihn schuf, wurde der schottische Mittelalter-König mit dem schwarzen Denzel Washington besetzt. 


Markus, wir müssen reden!

Von Jonas Aston | „Long live the King“ postete Markus Söder vor wenigen Tagen auf seinem Twitter-Profil. Damit nahm er Bezug auf den Tod von Queen-Elizabeth. Untermalt wurde der Tweet von einem gemeinsamen Foto von Söder und King Charles. Die beiden Frauen der Männer, die auf dem ursprünglichen Foto zu sehen waren, schnitt Söder aus. Charles blickte selbst für seine Verhältnisse bedröppelt, nur Söder blickte stolz und mit geschwollener Brust in die Kamera. Den Zuschauern möchte er damit wohl sagen: „Seht her, ich bin der wahre König“. Und wenn es schon für Großbritannien nicht reicht, dann immerhin für Bayern. 

Aber Markus, du bist kein König, du bist auch kein Prinz und nicht einmal für den Knappen reicht es nicht. Meiner Meinung nach bist du ein Hofnarr und ein Gaukler. Jahrzehntelang hingst du am Rockzipfel von Merkel und den Grünen. Ewigkeiten hast du dich an das woke Milieu herangewanzt und gleichzeitig dem Wähler vorgegaukelt, du seiest konservativ. Nun versuchst du verzweifelt dich von deiner Vergangenheit loszulösen. 2011, als die CDU und die FDP sich nicht auf ein Ausstiegsdatum für die Atomenergie einigen konnten, bestandst du auf dem Ausstiegsjahr 2022. Nun erklärst du aus heiterem Himmel: „Mit ihrer zögerlichen Tiki-Taka-Politik zur Kernenergie hat die Bundesregierung wegen der Grünen bereits sehr viel Zeit verloren.“ Plötzlich erklärst du den Turnaround, aber das natürlich ohne dich von deinen Äußerungen vor über 10 Jahren zu distanzieren.

Aber es fehlt dir nicht nur an politischer Weitsicht, sondern selbst an deiner politischen Kurzsicht mangelt es. Ich werde nie vergessen, wie du vergangenen Dezember bei Anne Will gefordert hast, Karl Lauterbach als Gesundheitsminister zu berufen. „Er kann das aufjedenfall“, hast du gesagt. Du hast erklärt, du würdest „es begrüßen“, vor allem da man in dieser Lage jemanden brauche, der „keine 100 Tage Einarbeitung“ braucht. Damit hast du auf Olaf Scholz weiteren Druck aufgebaut, der sich ganz offensichtlich davor gesträubt und lange gezögert hat Lauterbach zum Gesundheitsminister zu nennen. Ob du es nun also wahrhaben willst oder nicht, lieber Markus, Karl Lauterbach ist dein Gesundheitsminister.

Markus, der Wähler kauft dir dein Herumlamentieren nicht mehr ab. 50 Prozent plus X? Das wird wohl nichts! Die Zeiten, in denen die CSU die absolute Mehrheit erringen konnte, sind ein für alle Mal vorbei. Die Zielmarke von 5 Prozent plus X dürfte künftig die realistischere sein. Die Koalition von Freien Wählern und CSU könnte 2023 auch Geschichte sein, doch was tut Markus dann? Steigt er mit Habecks Grünen ins Bett oder holt er sich doch lieber die Lauterbach-SPD ins Kabinett?

Lieber Markus, du hast dich verzockt. Beende also endlich das Trauerspiel und mach Platz für Leute, die es vielleicht besser können, sofern davon noch welche übrig geblieben sind. Ganz nach dem Motto: „Der Hofnarr ist Tod! Es lebe der Hofnarr!“.




Der Fall Safronow – Unabhängiger Journalismus im Visier des russischen Regimes

Von Sarah Victoria | Am 5. September verurteilte das Moskauer Stadtgericht Iwan Safronow zu 22 Jahren Haft in einem Straflager. Zuvor forderte die Staatsanwaltschaft für den angeblichen Landesverrat sogar 24 Jahre Haft. Iwan Safronow ist ein ehemaliger Rüstungsreporter, der unter anderem für die Wirtschaftszeitung „Kommersant“ oder die Tageszeitung „Wedomosti“ über Militärthemen geschrieben hat. Vor seiner Festnahme vor zwei Jahren arbeitete er nicht mehr als  Journalist, sondern als Berater bei Roskosmos, einer russischen Raumfahrtbehörde. Seit 2020 saß er in Untersuchungshaft, jetzt folgte die Verurteilung.  

Zwischen 2015 und 2018 soll Safronow in sieben Artikeln Militärgeheimnisse an den tschechischen Journalisten Martin Larisch und den deutsch-russischen Politologen Dmitri Woronin weitergegeben  haben. Laut den russischen Behörden kooperierten beide mit Nato-Diensten – also dem deutschen und tschechischem Geheimdienst. Mit dem tschechischen Journalisten war Safronow seit 2012  befreundet, oder wie es die russischen Behörden nennen: Er wurde angeworben.  

Der bekannte Anwalt Iwan Pawlow, der auch Nawalny vertreten hat, übernahm Safronows Fall, bis  er selbst ins Exil flüchten musste. Pawlow ist der Gründer der ehemaligen Juristenvereinigung  „Komanda 29“, die sich auf die Strafverteidigung in Spionage- oder Landesverratfällen spezialisiert haben. Die Gruppierung hat sich mittlerweile aufgelöst, da sich die meisten Anwälte entweder im  Exil oder im Gefängnis befinden. Iwan Safranows aktueller Anwalt, Dmitri Talantow, war im Juni in Untersuchungshaft.  

Laut russischer Justiz ist es bestimmt nur ein Zufall, dass ein erfahrener Militärjournalist und Kenner der Raumfahrtszene zu einer abstrusen Haftstrafe verurteilt wird, während die “Spezialoperation” in der Ukraine zu wünschen übrig lässt und es auch im Raumfahrtsektor zu Verzögerungen kommt. Auch ist es ein Zufall, dass Iwan Safronows Vater, der ebenfalls Militärjournalist war, 2007 plötzlich aus einem Moskauer Fenster stürzte – natürlich ein Suizid. Die Botschaft an alle Journalisten und russischen Militärkenner ist eindeutig: Schreibt Dinge, die uns nicht gefallen und wir zerstören euer Leben.  

Vor dieser Entwicklung warnte der Journalist Andrej Soldatow bereits 2020.  Hintergrund für die Verurteilung ist eine Rechtsreform aus 2012. Laut der neuen Fassung können nun auch Journalisten zu Landesverrätern werden. Das war zuvor noch nicht möglich, da Journalisten per Definition keinen Zugang zu geheimen Informationen hatten. Vor der Reform musste sich der FSB immer Kunstgriffe einfallen lassen, um unliebsame  Journalisten mundtot zu machen.  

Die Reform des Strafgesetzbuches ermöglicht juristische Willkür, denn unter Staatsverrat zählt  neben der klassischen Spionage nun jede finanzielle, konsultative oder materielle Kooperation mit  einer feindlichen ausländischen Organisation. Der Tatbestand wird dadurch uferlos, was sich in Strafonows Fall wiederspiegelt. In der Vergangenheit ergaben sich daraus schon einige abstruse  Gerichtsverfahren, wie etwa im Fall des Journalisten Iwan Golunow, der im Sommer 2019 nach seiner Artikelreihe zum Thema Korruption wegen versuchten Drogenhandels angeklagt wurde. Die Klage wurde nach einer öffentlichen Empörungswelle ein paar Tage später wieder fallen gelassen.  

Die langen Haftstrafen zeigen zudem, dass es der russische Staat ernst meint. Nur besonders schwere Gewaltverbrecher verbringen so viel Zeit im Gefängnis – etwa für Missbrauch, Mord oder  Hochverrat. Zum Vergleich: Der Mörder von Boris Nemzow wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. 

Iwan Safronow erhielt gleich 22 Jahre. Zu 22 Jahren Haft wegen Hochverrats wurde zuvor Sergey Mikhailov verurteilt, der stellvertretende Leiter des FSB-Informationssicherheitszentrums. Die gleiche Haftstrafe forderte die Staatsanwaltschaft für Strafonow – der nur Informationen teilte, die größtenteils öffentlich einsehbar waren. Russische Investigativjournalisten des Medienunternehmens „Projekt“ haben den Fall auf ihrer Seite aufgearbeitet.

Das Vertrauen in die russische Justiz dürfte dadurch nicht größer werden. In einer Studie des  Lewada-Zentrums von 2020 vertrauten gerade mal 31 Prozent der Befragten den russischen  Gerichten. 51 Prozent gaben an, die Staatsanwaltschaft für nicht vertrauenswürdig zu halten. Nicht ohne Grund gibt es im Russischen den Begriff der Basmannyj-Justiz – abgeleitet vom Moskauer Basmannyj-Bezirksgericht, in dem schon zahlreiche politisch motivierte Prozesse verhandelt wurden. Dieser Trend dürfte sich seitdem nur noch verschlechtert haben.  

Die Urteilsverkündung fand, wie auch der restliche Prozess, hinter verschlossenen Türen statt, so dass es nur ein schriftliches Statement von Safronow selbst gibt. In diesem Statement vom 30. August, das BBC Russia vorliegt, schreibt er:  

„Der von der Staatsanwaltschaft geforderte Begriff ist nicht nur in seiner Absurdität, sondern auch in seinen Folgen ungeheuerlich – nicht nur für mich, sondern auch für das Ansehen des Landes. Die ganze Welt wird sehen, dass sie einen Journalisten für das Schreiben von Artikeln ins Gefängnis stecken wollen. Ein Schuldspruch zu fällen bedeutet für lange Zeit, wenn nicht für immer, das Thema Meinungsfreiheit zu schließen, weil es weder Rede noch Freiheit geben wird.  

Wenn ich vom Schicksal dazu bestimmt bin, im Gefängnis zu sitzen, dann werde ich meine Strafzeit mit Ehre und Würde absitzen. Es gibt kein Corpus Delicti in meinen Handlungen. Ich beteuere meine Unschuld und fordere einen vollständigen Freispruch.“




Wahlen in Schweden: Schwedendemokraten fahren Achtungserfolg ein

Von Boris Cherny | Schweden hat gewählt. Stärkste Kraft wird wie bei jeder Parlamentswahl seit 1917 (!) die Sozialdemokratische Partei mit der Ministerpräsidentin Magdalena Andersson an der Spitze. Im Fokus steht bei dieser Wahl allerdings eine andere Partei. Die nationalkonservativen Schwedendemokraten konnten erstmals die zweitstärkste Kraft werden. Ob Andersson Ministerpräsidentin bleibt, ist noch unklar, denn eine Koalition wird notwendig sein. Aktuell liegt ein rechtsgerichtetes Bündnis unter Beteiligung der Schwedendemokraten äußerst knapp vor dem links-grünen Bündnis, doch das kann sich noch ändern. 

Der endgültige Wahlausgang wird den Erfolg der Schwedendemokraten (SD) aber wohl kaum schmälern. Im Jahr 1988 gegründet, war die SD jahrelang eine Kleinstpartei am äußersten Rand des rechten Spektrums. Politiker der SD hatten Verbindungen zu Neonazis, und fielen häufig durch rassistische und antisemitische Äußerungen auf. Die Partei blieb bei Wahlen stets weit unter den 4 Prozent, die nötig für einen Einzug ins schwedische Parlament sind. 2005 wurde Jimmie Åkesson Vorsitzender der SD. Unter seiner Führung, die bis heute andauert, hat sich das Image der Partei deutlich verändert. 

Rechtsextreme Politiker wurden nicht mehr in den Reihen der SD geduldet. Auch das Parteiprogramm wurde gemäßigter gestaltet. Forderungen von kompletten Grenzschließungen und einem Swexit (EU-Austritt Schwedens) wurden verworfen. Åkesson gestaltete die Schwedendemokraten in eine moderne konservative Partei mit Fokus auf Einwanderungspolitik um. Dank der gemäßigten Rhetorik wurde die SD nun zur einzigen demokratischen Wahlalternative für viele Menschen, die zunehmend negativ gegenüber dem unregulierten Flüchtlingsstrom nach Schweden standen. Auch durch die Corona-Krise profitierten die Schwedendemokraten. Im Gegensatz zu den meisten anderen konservativen Parteien in Europa setzte sich die SD für härtere Corona-Regeln ein. Als eine der wenigen Parteien in Schweden kritisierte sie den liberalen Sonderweg während der Corona-Krise, was ein weiteres Alleinstellungsmerkmal schuf. Åkesson bezeichnete die Folgen der Politik der Sozialdemokratischen Regierung gar als “Massaker”. 

Die Besorgnis der Bevölkerung über Migration und Ausländerkriminalität, die zunehmend in den schwedischen Vorstädten grassierte, spiegelte sich rasch in Wahlergebnissen der SD wider. Von 2,6 Prozent im Jahr 2006 steigerten sich die Schwedendemokraten bei jeder Wahl, bis auf 17,5 Prozent in 2018. Auch politisch konnte die SD Erfolge erzielen. Etablierte Parteien fingen an, ihre Positionen in Fragen der Einwanderungspolitik anzupassen. 2014 beendete der damalige Ministerpräsident Löfven sogar die offene Grenzpolitik Schwedens und ließ das Einwanderungs- und Asylrecht drastisch verschärfen. 

Das konnte den Aufwind für die SD allerdings kaum noch stoppen. Bei diesen Wahlen erreichte die Partei etwa 20,6 Prozent und wurde erstmals die zweitstärkste Kraft im schwedischen Parlament. Eine Regierungsbeteiligung der SD scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Das wäre in den letzten Jahren trotz zweistelliger Wahlergebnisse für unmöglich gehalten worden. Das politische Establishment verweigerte jahrelang jegliche Zusammenarbeit mit den Schwedendemokraten. Die Barriere fing allerdings in den letzten Jahren an zu bröckeln, denn Koalitionen nach alten politischen Mustern wurden zusehends schwieriger, je mehr Sitze die SD bekam. Das führte letztes Jahr gar zum Rücktritt des bisherigen Ministerpräsidenten Stefan Löfven und zum Aufstieg der ersten weiblichen Ministerpräsidentin Schwedens, Magdalena Andersson, die seitdem eine instabile Minderheitsregierung führt. Die politische Isolation der SD ist vor dieser Wahl endgültig beendet worden als sie in eine informelle Wahlallianz mit anderen Mitte-Rechts Parteien einging. 

Diese Allianz steht nun kurz vor dem Wahlsieg. Nachdem fast alle Stimmen ausgezählt worden sind, führt die rechte Allianz mit einem Parlamentssitz vor der linken Koalition der Sozialdemokraten. Der Posten des Ministerpräsidenten ist, im Falle des Sieges des Liberal-Konservativen Bündnisses wahrscheinlich Ulf Kristersson, dem Vorsitzenden der Moderaten Partei (der anderen großen konservativen Partei) vorbehalten, doch gewiss wird die SD, als stärkste rechte Kraft im Parlament, die größte Macht innerhalb der Koalition besitzen. 

Ob die Zukunft eine Regierungsführung für die Schwedendemokraten bereithält, ist unklar, doch mit dieser Wahl haben sie eine starke Basis für die Zukunft aufgebaut. Sie wurden die zweitstärkste Kraft unter den jungen Wählern (nur hinter der Moderaten Partei – Parteien des rechten Bündnisses kommen in dieser Demografik auf insgesamt 58 Prozent der Stimmen), was für sie nur ein positives Zeichen für die Zukunft sein kann. Der Wahlerfolg der Schwedendemokraten zeigt, dass linke Mehrheiten alles andere als gesetzt sind.




Der deutsche Staatsfunk ruft zum Sturz der britischen Monarchie auf

Von Max Roland | Die Queen ist tot – lang lebe der König! Während Großbritannien in tiefer Trauer um seine prägende Monarchin ist, besteht die britische Monarchie weiter, wie sie es seit Jahrhunderten tut.  Die Kontinuität des Königshauses ist der Stabilitätsanker Großbritanniens – die schwersten Krisen in der britischen Geschichte waren fast immer Krisen der Krone. In weltweit fast unvergleichlicher weise sind Krone und Demokratie in Großbritannien nicht Gegensätze, sondern garantieren einander. Das war einer der Gründe, warum der Faschismus in Großbritannien nie Fuß fassen konnte – anders als in Deutschland. 

Genau jene deutschen sind es aber nun, die den Briten aus der Ferne ungebetene Ratschläge erteilen wollen. Ausgerechnet der deutsche Staatsfunk ruft jetzt auf englisch zum Sturz zur Monarchie auf. Die „Deutsche Welle“, ein zu 100% nicht etwa über Gebühren, sondern direkt über Steuergelder finanzierte, staatliche Auslandsfunk der Bundesrepublik, erklärt den Tod der Königin in einem Meinungsbeitrag zur Chance für Großbritannien – die Chance, endlich eine „richtige Demokratie“ zu werden. Charles sei schwach, schreibt der „DW“-Autor Zulfikar Abbany in seinem Kommentar – deswegen sei die Gelegenheit gekommen, die Monarchie zu stürzen. Der Autor spricht von „royalen Resten“, die man jetzt beseitigen könne – zusammen mit der „undemokratischen Hierarchie“, die das Land beherrsche. 

Die „Deutsche Welle“ ist kein Regierungssprecher – aber eben doch staatlicher Rundfunk. Umso problematischer sind solche Kommentare – kommend aus einem Land, das erst demokratisch wurde, nach dem sich vor allem auch britische Soldaten bis zur Elbe gekämpft hatten. Die deutschen wollten immerhin schonmal die britischen Institutionen zerstören, weil sie ihren Nationalsozialismus für das bessere, fortschrittlichere System hielten. Es wird heute gerne vergessen, dass die Nazis, aber auch die Faschisten generell, sich als progressive Bewegung verstanden – und Monarchien ablehnten. Die Briten werden über solche Beiträge „not amused“ sein – those bloody germans again.