Herr Özdemir – danke, aber ich brauche Ihre Ernährungsberatung nicht!

Von Marikka Wiemann | Weihnachten und die Adventszeit sind bei mir immer eine sehr kalorienreiche Angelegenheit. Hier ein Stück Schokolade, dort eine Tasse Glühwein und an Heiligabend Klöße mit Gans. Meinen Kalorienbedarf habe ich in den letzten vier Wochen definitiv überschritten und bin damit hoffentlich nicht alleine. Jedenfalls habe ich mir jetzt vorgenommen, nach den Feiertagen wieder etwas zurückzuschrauben – auf ein Normalmaß, zumindest ist das mein Vorsatz. Ob der von Erfolg gekrönt sein wird, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

Aber momentan sieht es gut aus: Ich bekomme nämlich Unterstützung von Cem Özdemir, der sein neues Amt als Minister für Landwirtschaft und Ernährung sehr ernst nimmt und eine erste folgenschwere Feststellung gemacht hat: Die Deutschen seien, insbesondere durch den Konsum von Fertigprodukten, zu dick geworden. Deshalb werde es mit ihm verbindliche Reduktionsziele für Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten geben. Die Industrie soll nicht mehr selbst darüber entscheiden können, sondern zu dieser Reduktion gezwungen werden – von Zwang hat Özdemir selbstverständlich nicht gesprochen, aber anders kann man das wunderbare Wort „verbindlich“ nicht umschreiben.

Das vermeintliche Übergewicht der Deutschen scheint aber generell nur ein Vorwand, um höhere Lebensmittelpreise durchzusetzen. Um das besser zu verkaufen, weist Özdemir zusätzlich darauf hin, dass die steigenden Preise das Artensterben verhindern, das Tierwohl fördern und das Klima entlasten würden. Davon abgesehen, ob das stimmt oder überhaupt einen Sinn hat – die Erhöhung kann nur ein Mensch fordern, der sich um Geld keine Gedanken machen muss und lediglich sein schlechtes Gewissen beruhigen will, weil sein Lebensstil vermeintlich schlecht für’s Klima sein könnte. Die Grünen verachten die Armut und würden am Liebsten jedes Produkt des täglichen Lebens als Luxusprodukt vermarkten, sodass es für den deutschen Durchschnittsbürger kaum noch bezahlbar ist. Wie genau es in der Parallelwelt von Herrn Özdemir und seinen Genossen aussieht, würde mich wirklich interessieren. Dort gibt es vermutlich gar keine Mittelschicht und erst recht keine Geringverdiener mehr.

Die Realität, außerhalb der grünen Soja-Bubble, sieht aber anders aus. Es gibt durchaus Leute, die auf Lebensmittelpreise achten müssen und nicht alles in Bio- und Premium-Qualität kaufen können, ohne mit der Wimper zu zucken – ich gehöre selbst dazu. Ich wohne in einer WG mit neun Mitbewohnern. Hauptsächlich FSJler und Schüler. Der Großteil von uns verdient ausbildungsbedingt wenig bis überhaupt nichts. Weil wir häufig zusammen kochen, haben wir eine WG-Kasse eingerichtet, in die jeder von uns monatlich 55 Euro einzahlt. Von diesem Geld gehe ich einmal pro Woche einkaufen. Wir haben noch keine finanziellen Schwierigkeiten, aber Bioprodukte oder teureres Fleisch können wir uns definitiv nicht leisten. Ich kaufe Lebensmittel für, wie Herr Özdemir es so schön ausgedrückt hat, „Ramschpreise“ – sonst wird es am Ende des Monats eng für uns. Und auch wenn es manchmal einfach nur nervig ist: Es ist normal, sich als Schüler, Student oder FSJler noch nicht so viel leisten zu können wie jemand, der seine Ausbildung bereits beendet hat.

Lustigerweise sind Linke von Özdemirs Forderung großteils genauso wenig erfreut wie ich – nur aus anderen Gründen. Die taz schreibt zum Beispiel: „Die Grünen täten gut daran, künftig jedes ökologische Vorhaben an eine klare Umverteilungsmaßnahme zu knüpfen.“ Ja klar, der Klassiker! Die „Reichen“ sollen einfach höhere Steuern zahlen, dann hebt man noch die Sozialleistungen an und schon gibt es kein Problem mehr! Sollte das noch nicht genug helfen, wird eben noch ein bisschen Geld gedruckt. Es bleibt zu bezweifeln, ob es die richtige Entscheidung ist, Angebot und Nachfrage zu ignorieren und willkürlich Preise zu erhöhen, nur um die utopischen Ziele der Grünen zu erreichen. Weder Bauern und Tierhalter noch meine Figur werden von dieser Politik profitieren. Man braucht wenig Fantasie, um sich vorzustellen, dass die Maßnahmen sogar einige Höfe in den Ruin treiben könnten. Werden die Preise für Lebensmittel künstlich in die Höhe getrieben, werden viele Bauern möglicherweise Kunden verlieren, wenn diese sich die Produkte dadurch nicht mehr leisten können.

Das sah anscheinend nicht nur ich kritisch, doch keine Sorge: Nach den ersten, eher negativen Reaktionen bekommt der Grünen-Politiker jetzt Unterstützung von Greenpeace. Die Aktivisten fordern ebenfalls höhere Steuern für Milch- und Fleischprodukte. Als Ausgleich soll die Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse gesenkt werden. All dies soll im Namen von Tierschutz und der Unterstützung von Bauern abgewickelt werden. Doch egal, welche fadenscheinigen Gründe die Grünen und ihre NGO-Freunde für höhere Lebensmittelpreise anführen: Am Ende geht es doch nur darum, den Bürger umzuerziehen. Er soll sich künftig nicht mehr von Fleisch oder tierischen Produkten ernähren, sondern am besten nur noch pflanzlich und „nachhaltig“. Veganismus ist Trend und in den dystopischen Träumen einiger Grüner bereits Gesetz. 

Ich werde mich diesem ungeschriebenen Gesetz nicht beugen, aber in freier Entscheidung in nächster Zeit vielleicht auf den ein oder anderen Keks verzichten, um die vergangenen energiereichen Tage auszugleichen. Fertigprodukte esse ich persönlich sowieso nicht so gerne, das Zeug schmeckt mir einfach nicht. Ich koche wesentlich lieber frisch. Allerdings frage ich mich, was es die Politik angeht, ob ich zum Abendessen einen Salat oder eine Fertigpizza esse.


Digitalisierung an Schulen? Nein, danke! Das funktioniert hinten und vorne nicht.

Von Johanna Beckmann | Grüne Kreidetafeln werden Whiteboards und Hefter werden Tablets. Meine Schule soll nun digitalisiert werden. Kann das funktionieren?

Die neu gebildete Ampelkoalition forderte im Koalitionsvertrag, dass die Bildung verbessert und digitalisiert wird, durch zum Beispiel bessere Lernplattformen. Vor allem während der Corona-Pandemie fiel auf, dass die Schulen nicht über  ausreichend digitale Infrastruktur verfügen. Das Einstellen von Unterrichtsinhalten fiel den Lehrern schwer, da die Plattform oft überlastet war und sowohl Lehrer als auch Schüler zu bestimmten Uhrzeiten nicht auf diese zugreifen konnten. Jedoch gibt es auch im Schulalltag in Präsenz genug Dinge, die nicht funktionieren. Ich habe das zur Genüge an meiner Schule erlebt. 

Ein bekanntes Beispiel wären die Overheadprojektoren, sie werden seit ungefähr 50 Jahren in Schulen genutzt, dennoch kann man sie oft nicht gebrauchen. Der Lehrer legt eine Folie auf, schnell bemerket er, dass die Lampe nicht funktioniert. Also müssen nun wir Schüler verschiedene Klassenräume abklappern um einen neuen Projektor zu finden. Nach einer 30 minütigen Wanderung durch unser Schulhaus kann unser Unterricht dann beginnen. So fällt ein Drittel unserer Unterrichtsstunde weg. Den Nachteil haben dann wir Schüler, da wir durch diesen Verlust von Unterrichtszeit nicht den gesamten Lernstoff schaffen.

Ähnlich sieht die Misere in unseren Computerräumen aus. Wenn eine Unterrichtsstunde in diesen Räumen angekündigt wird, kann man bei der gesamtem Klasse die genervten Gesichter sehnen, denn jeder von uns weiß, dass wir zu dritt an einem Computer arbeiten werden, da bei Einzelarbeit das Internet zusammenbricht. Oft macht sich der Computer selbständig und schaltet sich ab, die Dateien sind dann gelöscht und wir können von Neuem beginnen.

Auch bei dem Unterricht in Klassenräumen mit Whiteboards merken wir, dass die Digitalisierung noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Bei der Arbeit mit den Geräten gibt es eigentlich immer Internet-, Ton- oder Bildprobleme. Noch schlimmer wird es im Sommer, denn da macht uns der Lichteinfall einen Strich durch die Rechnung. Das Bild fängt an sich zu bewegen -o ft verfärbt es sich und wird lila, der Unterricht startet dann gezwungener Maßen auf einer grünen Kreidetafel. Manchmal hat man das Gefühl, dass die Whiteboards öfter kaputt als funktionstüchtig sind. Wenn die Technik funktioniert, sind oft die Lehrer überfordert, diese zu benutzen. Der Unterricht beginnt häufig mit Fragen wie: „Wo muss ich den Stick nochmal reinstecken?“ Dann erscheinen auf dem Whitboard immer die gleichen fünf Fehlermeldungen, bei denen täglich auf „später“ gedrückt wird. Beim Öffnen der Powerpoint geht es weiter: „Wie spiele ich die Präsentation ab? Es wirkt, als wäre das Whiteboard für die Lehrer keine Unterstützung, sondern der Feind.

Ein weiterer Teil der geplanten Digitalisierung an meiner Schule, ist der Einsatz von Tablets im Unterricht. Hefteinträge sollen auf Tablets geschrieben und Aufsätze über das Gerät abgegeben werden. Einige Schüler meiner Klasse haben ihre Hefter schon gegen Tablets ausgetauscht. Die Folge: Sie chatten miteinander und teilen sich Hefteinträge über AirDrop. Ihre Einzelarbeiten werden zum weniger erwünschten Gruppenprojekt. Außerdem gucken die Schüler mit ihren Tablets im Unterricht Filme. Während die anderen ein Gedicht analysieren, beschäftigen sie sich mit ihrer Netflix-Serie – ist schließlich spannender. Manche Schüler suchen auch auf ihren Tablets nach Lösungen für unsere Arbeitsaufträge im Internet – da wird gern mal ein Wikipediaeintrag abgeschrieben. Diese Dinge sind von den Lehrern natürlich nicht gewünscht. Jedoch können sie es nur bedingt kontrollieren. Wenn diese Kontrolle bei wenigen Schülern nicht funktioniert, wie soll es dann bei einer gesamten Klasse gemacht werden?

Bei einer Umsetzung der vollständigen Digitalisierung müssten Schulen Whiteboards, Lichtschutze und WLAN-Router für schnelleres Internet anschaffen. Außerdem sollten Schulungen für Lehrer stattfinden und die Geräte müssten nach ein paar Jahren erneuert werden, da mit veralteter Technik nicht gearbeitet werden kann. Diese Dinge müssten von Steuergeldern bezahlt werden. Ich habe mal die Kosten am Beispiel meiner Schule berechnet: Ein Whiteboard inklusive Beamer von der Marke „Optoma“ kostet ungefähr 1800 Euro. Meine Schule hat ungefähr 50 Klassenräume – für diese müsste der Steuerzahler entsprechend 90.000 Euro blechen. Bei einem Preis in dieser Höhe müsste doch eigentlich erst einmal sichergestellt werden, dass es einen Mehrwert für Schüler und Lehrer hat, Whiteboards und iPads zu benutzen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die Noten der Personen, die iPads benutzen, nicht verbessert haben. Auch der Unterricht in Fächern, in denen wir Whiteboards verwenden, ist kein Gewinn zu vorher. 

Eigentlich sind ja wir, die jüngere Generation, die Menschen, die sich über die Digitalisierung freuen sollten. Die Realität ist aber: So wie die Digitalisierung an meiner Schule umgesetzt wird, sehe ich keinen Mehrwert darin. Den verantwortlichen Politikern kann ich nur sagen: Wollen Sie Ihre Pläne nicht vielleicht noch mal überdenken?


Umfallerpartei FDP: Mit der Ampelkoalition haben die Liberalen ihre jungen Wähler verraten

Von Jonas Kürsch | „Wir haben den Wert der Freiheit ins Zentrum gestellt“, erklärte der FDP-Parteivorsitzende Lindner am Tag nach der Bundestagswahl voller Selbstbewusstsein, „Wir haben also für unsere politischen Grundwerte (…) geworben und sind für diese auch gewählt worden.“ Diese Aussage ist absolut richtig, denn die FDP hat im Rahmen des vergangenen Bundestagswahlkampfes ihr Kernthema der Freiheit wiederentdeckt und zum Dreh- und Angelpunkt ihrer gesamten Wahlkampagne gemacht. Krisen, wie die andauernde Pandemie, den Klimawandel oder auch die steigende Armut innerhalb Deutschlands, wolle man nicht mit Verboten, höheren Steuern oder aggressiven Notstandseinschränkungen entgegentreten, sondern effektiv durch Wettbewerbsfähigkeit und kreative Innovationen bekämpfen. Kurz gesagt: die Partei bekannte sich zum selbstverantwortlichen Bürger und sprach sich gegen die paternalistischen Allmachtsphantasien von Rot-Grün-Links aus.


Diese demokratiebejahende Haltung kam bei den Wählern überaus gut an: die FDP erreichte mit 11,5 % eines ihrer historisch besten Wahlergebnisse und konnte den seit 2019 andauernden Abwärtstrend (5,4% bei den letzten Europawahlen) endgültig von sich abschütteln. Doch nicht nur das hervorragende Allgemeinergebnis sorgte für große Begeisterung, denn besonders bei jungen Wählern (den 18 bis 24-Jährigen) schnitt die FDP mit mehr als 20% fast so gut ab wie die Grünen. Bei den Erstwählern wurde sie sogar zur stärksten Kraft.


In meinen Augen ist dieses Ergebnis kaum verwunderlich. Gerade junge Menschen wurden während der pandemischen Notlage mit einem politischen System konfrontiert, wie sie es zuvor nur aus Büchern und Filmen kennen konnten: Quaräntepflichten und Lockdowns, Schul- und Ausgehverbote, totale Isolation und die allgemeine Unsicherheit über die eigene Zukunft. Nach beinahe drei Infektionswellen, die durch die radikalen Lebenseinschnitte der einfallslosen Krisenmanager allesamt nicht verhindert werden konnten, und anderthalb (für viele Menschen) völlig verschwendeten Jahren, war die Sehnsucht nach einem deutlichen Zeitenwechsel besonders groß. Man wollte endlich wieder die Lust am Leben zurückgewinnen und sich nicht länger durch den lähmenden Nihilismus der deutschen Politik auffressen lassen. Man sehnte sich nach den alten Freiheiten, nicht aber nach der neuen Normalität.


Die FDP versprach, die Grundrechte des Bürgers vor einem übergriffigen Staatssystem zu bewahren und eine nachhaltige Wirtschafts- und Finanzpolitik mitzugestalten, um den Jugendlichen eine schuldenfreie und finanziell sichere Zukunft zu ermöglichen. Krisen würde man nicht über staatliche Zwangsmaßnahmen, sondern durch Kreativität und Erfindergeist lösen. Das bedeutete, wer zugunsten des Umweltschutzes nicht auf Flugreisen verzichten wollte, der fand seine politische Heimat in der FDP. Wer zum Infektionsschutz der Allgemeinheit flächendeckende Lockdowns oder gar eine Impfpflicht ablehnte, der wählte die FDP. Auch wer eine sozialistische Neuausrichtung unseres Landes verhindern wollte, der konnte seine Stimme guten Gewissens der FDP geben.


Nach der Bundestagswahl dauerte es nicht lange, bis die Freien Demokraten sich in den medialen Lobliedern auf eine linksgeführte Ampelkoalition völlig verloren hatten und die Sondierungsgespräche zwischen SPD, Grünen und FDP begannen. Es folgten einige Monate der (mehr oder weniger) zähen Koalitionsverhandlungen. Als dann die Infektionszahlen stiegen, kippte die liberale Aufbruchsstimmung endgültig: die im Wahlkampf noch ausdrücklich ausgeschlossene Impfpflicht galt plötzlich nicht länger als verfassungswidrig und wurde (zunächst nur partiell) mit großer Unterstützung der FDP-Fraktion im Bundestag verabschiedet. Auch an der Schuldenbremse hält Christian Lindner (inzwischen Finanzminister) nur noch offiziell fest. Mit seinem dubiosen Nachtragshaushalt und der damit verbundenen Aufnahme von 60 Milliarden Euro de facto Schulden, hat die FDP dieses Wahlversprechen ebenfalls im Keim erstickt. Ein Wortbruch folgt auf den nächsten.


Viele Jugendliche haben der FDP ihr Vertrauen geschenkt, weil sie in ihr die Möglichkeit auf eine ganzheitliche Erneuerung unseres maroden Landes gesehen haben. Der von Christian Lindner geführte Wahlkampf machte Lust auf ein Deutschland, in dem Freiheit und bürgerliche Selbstbestimmung wieder großgeschrieben werden würden. Schaut man sich heute hingegen die praktische Umsetzung dieser ‚liberalen’ Politik an, stellt man schnell fest, dass die Freien Demokraten ihrem Ruf als Umfallerpartei einmal mehr gerecht geworden sind. Das Bedürfnis nach innovativer Politik hat die Partei inzwischen weitestgehend eingestellt. Die wichtigsten Wahlziele sind vergessen, stattdessen versucht man öffentlichkeitswirksam kleine Pyrrhussiege wie die kommende Legalisierung von Cannabis als große Erfolge der ‚Fortschrittskoalition‘ zu verkaufen. Wer glaubt, dass er mit solchen Taschenspielertricks die junge Wählerschaft langfristig an sich binden kann, der irrt gewaltig. Wenn die FDP in diesem Tempo weiter von ihrem Kurs abkommt, dann wird sie in vier Jahren vor dem gleichen Scherbenhaufen stehen, den sie schon 2013 mit ihrer Regierungsarbeit verursacht hatte. Nur wage ich zu bezweifeln, dass ihr vom Wähler die Chance auf einen weiteren Erneuerungsprozess gegeben wird.


Meinungsfreiheit in der Schule – warum unterdrücken Lehrer kritische Fragen?

Von Johanna Beckmann, 15 Jahre | Ich gehe mit tausend weiteren Schülern auf ein ganz normales Gymnasium in einer Stadt in Mitteldeutschland. Bei dieser großen Anzahl von Schülern ist es nichts Besonderes, dass nicht jeder die gleiche Meinung hat. Jedoch werden Meinungen abseits vom linken Mainstream von Lehrkräften nur ungern hingenommen.

Auf einer an meiner Schule stattfindenden Pflichtexkursion des Geographieunterrichts besuchten wir einen Film, der sich um das Thema Erdöl drehte. Am Ende des Films gab es eine Besprechung. Es wurde gesagt, dass jeder, wenn er ein Auto sieht, darüber nachdenken sollte, welche Rohstoffe es braucht, damit es fahren kann. Am besten sollte man das Autofahren ganz sein lassen. „Gibt es eine Alternative zu Erdöl und müsste man, bevor man auf den Stoff verzichtet, nicht warten, bis er zu hundert Prozent ersetzt werden kann?“, fragte ein Schüler und wurde dafür von der Leiterin der Besprechung  mit bösen Blicken angeguckt. Eine Antwort bekam er nicht.

Im weiteren Verlauf der Besprechung wurde nach den politischen Organisationen, denen wir angehören, gefragt. Außer ein paar Fridays for Future- Anhängern sagte niemand ein Wort. Die Disskusionsleiterin erklärte uns dann: „Ich finde es sehr schön, wenn sich so junge Menschen wie ihr schon bei Fridays for Future und Co engagieren. Greenpeace und Fridays for Future gibt es auch in unserer Stadt. Ich würde jedem von euch empfehlen, sich dort zu engagieren.“ Was wohl passiert wäre, wenn jemand sich zu einer rechten Organisation bekannt hätte? Später wurde uns erklärt: „Die älteren Generationen haben unseren Planeten zerstört und es ist eure Aufgabe ihn zu retten.“  Die Schuld der Umweltverschmutzung wurde also einer gesamten Generation zugeschoben. Wäre es nicht sinnvoller, Lösungen für ein Problem zusammen zu suchen, anstatt die Schuld bei jemandem zu suchen?

Jedem von uns Schülern war bewusst, dass die Benutzung von Erdöl keine dauerhafte Lösung sein kann. Aber warum geht man mit der Schule, welche eigentlich politisch neutral sein sollte, zu einem Film mit einer Nachbesprechung, die Schüler dazu animiert, links orientierten Vereinen beizutreten? Jeder Schüler mit einer Meinung abseits des linken „Ideals“ begegnet in seiner Schulzeit immer wieder Ablehnung. Auch im Sozialkunde-Unterricht muss jedes Wort genau ausgewählt werden. Als ein Schüler meiner Klasse fragte, warum der arbeitenden Bevölkerung ihr erwirtschaftetes Geld in Form von sehr hohen Steuern wieder weggenommen werden soll, erklärte ihm unsere Lehrerin, dass er egoistisch sei und wie wichtig es sei, sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Einerseits hatte sie recht, andererseits sind fast 50 Prozent Steuern auf das erwirtschaftete Geld einer Bürgers eine Menge.

Es ist schade, dass in der Schule häufig keine Diskussionen zustande kommen und Argumente nicht anerkannt werden.  Kontroverse Themen wie die Nutzung von Erdöl zu diskutieren, hätte uns inhaltlich weiter gebracht, als die Abweisung der Lehrkraft. Sollte man den Schülern nicht die Möglichkeit geben, zu lernen, für ihre Ansichten einzustehen?


In Deutschland herrscht ein literarischer Kulturkampf!

Von Jonas Kürsch | Vor nicht allzu langer Zeit war Deutschland noch gemeinhin als „Land der Dichter und Denker“ bekannt. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass kaum ein anderes Land die Weltliteratur mit geistreichen Persönlichkeiten wie Immanuel Kant, Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Nietzsche so sehr geprägt hat wie unseres. 

Heutzutage wirkt es so, als habe sich dieses Credo gewandelt. Das Gros der deutschen „Pop-Literaten“ setzt sich nicht mehr mit den entscheidenden politischen und philosophischen Sinnfragen unserer Zeit auseinander. Der radikale Abbau der Meinungsfreiheit, das schleichende Aussterben liberaler Grundwerte innerhalb Europas oder die voranschreitende Unzufriedenheit der Bürger in einem überpolitisierten Staatsgefüge: wichtige Kernfragen werden im Antlitz der woken Trivialliteratur um narzisstische Mitleidsorgien und elitäre Identitätsdebatten auf unverzeihliche Art und Weise vernachlässigt. Jedoch gibt es in Anbetracht der vielen falschen Propheten in diesem größenwahnsinnigen Kulturkampf auch noch Lichtblicke, die auf eine bessere Zukunft hoffen lassen. 

„Von der Pflicht“ heißt das jüngste Schriftwerk von Richard David Precht, dem medialen Aushängeschild des deutschen Feuilletons. Wer in das Buch hineinliest, wird schnell feststellen, dass die scheinliberale Fassade seiner Philosophie überaus bröckelig ist: kantische Ideale wie Autonomie und bürgerlicher Emanzipation werden dämonisiert, unterwürfige Staatstreue hingegen wird zum absoluten Ideal verklärt. Ein gefundenes Fressen für diejenigen, denen Grundrechtseinschränkungen und staatliche Monopolisierung gar nicht weit genug gehen könnten. Was Precht hier als Vernunft und Freiheit anpreist, ist ein gefährlicher Appel an die ohnehin schon in den letzten Jahren erstarkten, antiindividualistischen Geistesströmungen unserer Zeit. 

Ein freiheitliches Gegengewicht zu Precht bildet die Philosophin Thea Dorn, die sich in ihrem ebenfalls 2021 erschienenem Roman „Trost – Briefe an Max“ für rationale Selbstverantwortung und die klassisch liberalen Grundwerten ausspricht. Intelligent und pointiert setzt Dorn sich dabei mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Leben ihrer Opfer, auf die Gesellschaft und auf unsere Demokratie auseinander. Die Hauptfigur der Johanna verliert neben ihrer geliebten Mutter auch ihre unantastbar geglaubten Grundrechte an das Virus: der Zwiespalt aus Todesangst und Freiheitssehnsucht droht sie zu zerreißen. Mit großer Leidenschaft zeichnet Dorn ein Bild gegen totalitäre Strömungen aller Arten und bekennt sich auf mutige Art und Weise zu den Freiheitsgedanken unseres Grundgesetzes. Obgleich Thea Dorns Roman ein ausgewogenes und kluges Plädoyer gegen den totalen Sicherheitsstaat darstellt, findet Dorn (außerhalb des von ihr moderierten literarischen Quartetts) nur wenig Gehör. Precht hingegen hat sich zum staatsidealistischen Dauerprediger in Talkshows hochstilisiert und vereinnahmt somit beinahe im Alleingang die Stimme des deutschen Bildungsbürgers. 

Und während in der Philosophie der alte Streit zwischen staatstreuer Gefügigkeit und liberaler Unabhängigkeit ausgefochten wird, tobt in der deutschen Unterhaltungsliteratur ein vielleicht noch wichtigeres Gefecht: der Kampf gegen die inhaltliche Bedeutungslosigkeit. Ein Paradebeispiel der thematischen Belanglosigkeit in zeitgenössischen Literaturwerken stellen die Essays des im Jahre 2020 veröffentlichten Sammelbandes „Alle sind so ernst geworden“ von Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter dar. Mit pseudointellektueller Dekadenz und einem hanebüchenem Geschwätz schwadronieren die Autoren über völlig stumpfsinnige Themen wie „Badehosen, Glitzer“ und die Interjektion „Äähm“ – selbst die Dadaisten um Hugo Ball hätten sich für dieses Maß an Sinnlosigkeit in Grund und Boden geschämt! 

Der Belletristik alle Ehre macht hingegen die wohl berühmteste Verfassungsrichterin Deutschlands: die Sozialdemokratin Juli Zeh. Sie betrachtet in ihrem jüngsten Roman „Über Menschen“ die kritische Entwicklung unserer freien Gesellschaft in einen ideologischen Maschinenkomplex. Die Protagonistin Dora fühlt sich vom radikalen Moralismus des urbanen Milieus überfordert und flüchtet aufs Land – wo sie sich ausgerechnet mit dem Dorfnazi anfreundet. In einem humanistischen Plädoyer setzt sich Zeh für eine tolerantere und offenere Gesellschaft ein, in der gegenseitiger Respekt und die menschliche Fehlbarkeit des Einzelnen wieder zu zentralen Bestandteilen des gemeinsamen Lebens werden. Vor allem aber beweist Zeh mit diesem großartigen Roman, dass die deutsche Belletristik nicht zur seichten Irrelevanz verdammt ist, sondern auch heute noch dazu in der Lage sein kann, wichtige Akzente in der zeitgenössischen Debatte zu setzen. 

Die deutschen Vertreter des Linksilliberalismus haben die Literatur in vielerlei Hinsicht zu einem antiintellektuellen und künstlerisch beliebigen Werkzeug gemacht, das nur im Rahmen von dekadenten Anmaßungen und rechthaberischen Parolen auf Kernfragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens eingeht. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass die „Dichter und Denker“ in Deutschland vollkommen ausgestorben sind. Es gibt diverse Schriftsteller, denen die Ideologisierung und Fetischisierung der Literatur großes Unbehagen bereitet und die bereit sind gegen die woke Leere mit freiheitlichen Überzeugungen anzustehen. 

 


Laufende Nasen und Ungeteste müssen draußen bleiben!

Von Marikka Wiemann | „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Alle? Das sieht die Kirche derzeit etwas anders. Man sollte diesen Bibelvers aus Matthäus 11,28 umformulieren in: Kommt her zu mir, alle, die ihr geimpft, genesen oder getestet seid – der Rest muss draußen bleiben. Denn genau dieses Vorgehen ist derzeit in Deutschlands Kirchen gang und gäbe und kaum im Sinne der christlichen Nächstenliebe. Ich habe mir den Orientierungsplan der evangelisch-lutherischen Kirche Sachsen angeschaut und muss ehrlich gestehen: Ich bin verwirrt. Regelungen sind Empfehlungen und es wird nur auf die derzeit geltenden allgemeinen Maßnahmen hingewiesen. Die tatsächliche Ausführung obliegt den einzelnen Gemeinden. Getestet werden soll auch erst ab der Überlastungsstufe (3G+!).

Außer in Sachsen ist man in Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Thüringen verpflichtet, den Impfstatus abzufragen. Ich bin gespannt, in wie vielen Gemeinden Ungeimpfte dieses Jahr den Weihnachtsgottesdienst besuchen dürfen. Da die Gemeinden selbst entscheiden dürfen, ist 2G oder 2G+ für einige eine Option. Mich persönlich erschreckt der Umstand, dass so etwas überhaupt möglich ist. Momentan scheint man dieser Idee noch abwartend gegenüberzustehen. Dabei müsste doch eigentlich klar sein: In einem Gottesdienst ist 2G ein offensichtlicher Verstoß gegen das Recht zur freien Religionsausübung. Das Tragen einer Maske, eine Testpflicht oder eine Anmeldung sind natürlich nicht unbedingt angenehm, hindern aber nicht am Gottesdienstbesuch. Mit 2G aber werden nicht nur diejenigen ausgeschlossen, die sich nicht impfen wollen, sondern auch diejenigen, die es nicht können. Es bleibt zu bezweifeln, ob dieses Verhalten ein Zeichen der christlichen Nächstenliebe ist. Die Nächstenliebe wird gleichgesetzt mit absoluter Solidarität.

Am Nikolaustag hat Beatrice von Weizsäcker (Tochter von Richard von Weizsäcker) auf der Internetseite evangelisch.de einen Kommentar veröffentlicht, der vor Aggression und Wut nur so überschäumt. Die Überschrift „Schluss mit der Nächstenliebe!“ hätte sie nicht besser auswählen können. Sie schimpft auf die „Impfgegner“, die das Leben anderer Menschen gefährden würden. Sie fühle sich „wie Moses, dessen Zorn entbrannte, als er vom Berg Sinai herabgestiegen war, um den Israeliten die Gesetzestafeln Gottes zu bringen… und sie beim Tanz um das Goldene Kalb sah: Er schleuderte die Tafeln fort und zerschmetterte sie am Fuß des Berges. (2. Mose 32,19)“. Um Gottes Willen! Das Goldene Kalb war eine Ersatzgottheit der Israelis und hat wirklich nichts mit einer Ablehnung oder Skepsis gegenüber der Impfung zu tun. Ich würde es eher umdrehen: das goldene Kalb ist die Hoffnung auf die Erlösung von der Pandemie in Form einer Impfung.

Es ist wirklich zum Fürchten, dass die Dame Ungeimpfte als Mörder hinstellt und ihnen die Schuld an der Situation in der Pflege sowie an den Coronatoten zuschiebt. Weitere Details erspare ich euch lieber. Nur noch so viel: am Schluss fordert sie einen Lockdown für Ungeimpfte – im drastischsten Fall sogar für alle – und natürlich eine allgemeine Impfpflicht. Ich habe zunehmend den Eindruck, dass vorauseilender Gehorsam und unbedingte Staatstreue zum Kennzeichen der evangelischen Kirche in Deutschland geworden sind. In der Heimatgemeinde meiner Eltern hing zum Beispiel ein Schild, auf dem stand, man müsse den Mund-Nasen-Schutz unbedingt die ganze Zeit aufbehalten – auch beim Niesen, Husten oder Nase putzen. Beim Niesen oder Husten leuchtet mir noch ein. Aber beim Nase putzen? Wie ekelhaft ist das bitte? Am Schluss noch ein kluger Hinweis: zur Not solle man nach draußen gehen, um die Nase zu putzen. Oh herzlichen Dank! Darauf wäre ich von allein nie gekommen.

Doch wie sollen sich die Kirchen am besten verhalten? Auf der einen Seite können sie sich glücklich schätzen, dass Gottesdienste überhaupt noch stattfinden dürfen – zumindest angesichts der aktuellen staatlichen Agenda und des erhöhten gesellschaftlichen Drucks. Auf der anderen Seite wäre das die Chance der Kirche zu zeigen, dass sie eben nicht weltlich orientiert ist und andere Maßstäbe besitzt. Dadurch würde sie sich Feinde schaffen und möglicherweise auch Spaltung innerhalb von Gemeinden provozieren. Ein Effekt dieser Reaktion wäre aber auch das Provozieren der allgemeinen Aufmerksamkeit. Die große Chance der Kirche besteht darin, als einzige größere Institution in der Lage zu sein, einen öffentlichkeitswirksamen Unterschied zu machen. Aber genau das scheint nicht zu passieren. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Der MDR berichtete vor Kurzem, dass Pfarrer aus dem Erzgebirge, wie z.B. aus Schneeberg oder aus Zwönitz, zur Impfung aufrufen und es sogar Impfaktionen der Kirche gebe. Private Einstellungen der Pfarrer sind mir persönlich egal, aber als Kirchenoberhäupter tragen sie Verantwortung und sollen das Wort Gottes verkündigen. Menschen von einer Impfung zu überzeugen, liegt definitiv nicht in ihrem Aufgabenbereich. Ich habe keine Interesse an einer Kirche ohne Rückgrat, die sich nur noch am weltlichen Geschehen orientiert und keine eigenen bibeltreuen Werte vorzuweisen hat.

Die Kirche als Institution hat mehr Macht, als man vermuten könnte. Es ist noch gar nicht solange her, dass sich die Oppositionellen zu Friedensgebeten in der Kirche versammelt haben. Vielleicht wäre Deutschland ohne diese Gebete und die anschließenden Demonstrationen immer noch geteilt. In der DDR haben sich die Regierungsskeptiker in der Kirche versammelt, weil sie der einzige Ort war, an dem ein offener Austausch möglich gewesen ist. Wenn meine Eltern mir von der Wende erzählen, kann ich mir kaum vorstellen, dass in der Kirche Diskussionen und Debatten geführt werden konnten, ohne dass man Angst haben musste, etwas „Falsches“ zu sagen. Ich würde mir wünschen, dass die Kirche wieder ein Ort wird, an dem es möglich ist, seine Meinung frei zu äußern. Es wäre schön, wenn sie sich nicht mehr als politisches Organ, sondern wieder als Zufluchtsort für Regierungskritiker verstehen würde.


„Ausgrenzung – damit kriegt man mich.“ – Gespräch mit einer kürzlich Geimpften

 

Von Marlene Linden | „Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?”, frage ich meinen Dozenten. „Nein”, sagt er nach einer Weile, „wenn nächste Woche die Warnstufe ausgerufen werden sollte, müssen Sie vor jeder Exkursion einen PCR-Test machen. Das sollte dann pro Test ungefähr 100 Euro kosten. Leider kann es Ihnen nicht erstattet werden. Sie müssen dann selbst überlegen, ob Sie an der Exkursion noch teilnehmen möchten.” Alles klar. Sechs Exkursionen, das kostet insgesamt sechshundert Euro – kein Problem, Studenten können sich ja bekanntlich alles leisten. Er schaut mich nachdenklich an. Fast so, als hadere er damit, kurz darauf das Folgende zu sagen: „Aber… manches wird ja nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Sie können ja auf alle Fälle einmal mitfahren, vielleicht… Sie verstehen schon, oder?” „Klar”, sage ich, „Vielen Dank und ein schönes Wochenende”.

Natürlich habe ich verstanden. Vielleicht sehen sie es während der Exkursion ja nicht so eng. Vielleicht lässt man mich ja doch ins Gebäude. Vielleicht vergisst man dort ja auch einfach, nach einem Test zu fragen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht darf ich auch die drei Stunden vor der Tür verbringen. Ob ich überhaupt einen PCR-Test brauchen werde, kann noch niemand mit Sicherheit sagen. Wenn in unserem Bundesland an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen 250 Menschen oder mehr in Verbindung mit Corona auf der Intensivstation liegen, muss ich zuhause bleiben. Aber selbst, wenn es nicht so viele sind, werde ich aufgrund meines Impfstatus von einigen Dozenten so behandelt werden, als hätte ich persönlich die Menschen auf der Intensivstation krankenhausreif geschlagen. 

Neulich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Kommilitonin. Wir waren gerade in der Mensa auf dem Weg nach draußen, als sie abrupt stehen blieb. „Halt, ich habe meine Maske vergessen!” Hektisch kramte sie in ihrer Handtasche. „Hast du Angst, dich anzustecken? Hier ist ja kaum jemand”, fragte ich sie. Meine Kommilitonin schaute sich um und sagte leise: „Nein, aber ich möchte nicht auffallen.” 

Später hatte ich die Gelegenheit zu einem ausführlicheren Gespräch mit ihr: „Ich war auch lange nicht geimpft”, erklärte sie. „Ich habe bis in den Sommer hinein gehofft, dass es besser wird mit den Maßnahmen. Am 18. Juli hat es sich dann verschlimmert. Da wusste ich: Jetzt ist es vorbei. Also bin ich an einem Sonntag, da hatte ich ja Zeit, zum Impfen gegangen. Es ist nichts passiert. Beim zweiten Mal hatte ich etwas Kopfschmerzen. Aber ich dachte mir, ich bin ja jung, mache Sport und bin gesund, mir kann da ja nichts passieren.” „Aber warum hast du dich dann überhaupt impfen lassen?”, fragte ich erstaunt. „Ich wurde ausgegrenzt”, antwortete sie. „Deshalb wollte ich mich impfen lassen, ich habe Angst vor Ausgrenzung. Damit kriegt man mich. Ich wollte mich impfen, denn ich lebe jetzt – was, wenn ich in ein paar Jahren nicht mehr lebe? Und dann kann ich nicht mehr das machen, was mich glücklich macht.”  Darüber diskutierten wir eine Weile. Ich gab zu bedenken, dass man ja auch an die Spätfolgen denken sollte, aber das schien sie nicht weiter bedenklich zu finden. Offenbar hatte sie die Corona-Maßnahmen mittlerweile so satt, dass sie beschlossen hatte, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Von Demos gegen die Corona-Maßnahmen hielt sie nichts: „Ich akzeptiere jede Meinung, außer sowas mit Bill Gates, so Verschwörungstheorien“, sagte sie. „Außerdem sind in der Bewegung auch viele Rechte und Reichsbürger.”

Als wir kurz nach Feierabend unsere Sachen zusammenpackten, schaute sie mich eindringlich an und meinte: „Ich sage meine Meinung nicht mehr so offen wie früher, nur meiner Familie und dir, weil ich weiß, dass du nicht geimpft bist. Ich finde die Maßnahmen aber auch nicht gut. Wenn wir jetzt die Exkursion machen, dann musst du ja hierbleiben, das ist nicht in Ordnung.“

Laut traue sie sich das aber nicht zu sagen. Wenn die Warnstufe ausgerufen wird und ich bei der Exkursion draußen stehen werde und sie drinnen, werden wir beide wissen, was der jeweils andere davon hält. Und wir werden beide schweigen, lächeln und schweigen. Denn jedes Wort gegen die Maske wäre ein Wort ohne Maske. Und wer möchte seine Maske in so einer Zeit schon öffentlich abnehmen?

 


Indoktrination in der Fahrschule

Von Sophie Specker | Früher war vieles besser. Diesen Satz hört man des Öfteren von etwas älteren Zeitgenossen. Und meistens ist er leider wahr, wie mir jetzt in der Fahrschule bestätigt wird. Anstatt dass man in der Theorie viel über die Technik und das Auto an sich lernt, wird man heute genauestens über Drogen und Gefühle aufgeklärt und wie man seine Gefühle besser verarbeiten kann. Ich hatte ungelogen eine Theoriestunde von anderthalb Stunden, in der wir uns Bilder angesehen haben und die dort sichtbaren Gefühle beschreiben sollten. Dann haben wir noch besprochen, wie wir diese Gefühle kontrollieren und damit das Bild des idealen Autofahrers erreichen können. Das ist wichtig, schließlich muss man für den Fall gewappnet sein, dass eine Polizeistreife dich an die Seite ranfahren lässt um zu fragen: „Wie geht es Ihnen wirklich?“

Dann das Gespräch über Drogen. Natürlich war Alkohol dabei, was meiner Meinung nach auch wichtig ist. Aber was wurde beinahe ausführlicher behandelt? Cannabis. Und darüber hinaus Ecstasy, Speed, Kokain, Halluzinogene und Opiate. Fand ich etwas befremdlich, aber besser einmal zu viel darüber reden als zu wenig. Noch intensiver als über Gefühle und Drogen, haben wir allerdings über unser Lieblingsthema geredet: die Umwelt.

In einer Stunde sollte es um die technischen Bedingungen, die Fahrphysik und um den umweltbewussten Umgang mit Kraftfahrzeugen gehen. Stattdessen übersprangen wir die Technik und die Themen zur Funktionsweise der Kupplung, der Bremsen und der Fahrphysik, auf die ich mich eigentlich gefreut hatte und gingen direkt über zum Thema Umwelt. Allerdings anders als gedacht. Bisher kamen nur Tipps, dass man Fahrgemeinschaften bilden, auf unnötiges Beschleunigen verzichten und möglichst wenig fahren solle.

Jetzt wurden wir dazu aufgefordert, Gegenargumente zum Elektroauto zu liefern, die unser Lehrer dann widerlegen wollte. Es kamen Argumente wie die Reichweite, die Tankstellen, der Sicherheitsaspekt aufgrund der fehlenden Geräusche und noch einige weitere. Diese wurden dann bei der weder sachlichen noch korrekten Widerlegung demonstrativ an der Tafel durchgestrichen und es wurde sehr viel Werbung für Tesla und die Elektromobilität gemacht. Ein wenig zu viel für meinen Geschmack. Sätze wie ,,Scheiß Diesel und Benzin“, ,,Wenn nicht Elektro dann fahrt doch wenigstens auf Erdgas“, ,,Pumpt eure Reifen mehr auf, dann spart ihr CO2.“ sind gefallen. Wir sollen unsere Reifen mit mehr Luftdruck füllen, als für den Reifen vorgeschrieben ist? Dass das die Haftung auf der Straße verringert und das Profil ungünstig abfährt ist dabei egal? Verkehrssicherheit muss dem Umweltschutz weichen? Dann wurde noch für autofreie Städte geworben.

Wie treffen die Fahrschulen denn die Auswahl bei den Lehrern? Suchen die so verzweifelt nach Personal, dass sie auch Leute aufnehmen, die das Auto am liebsten abschaffen würden? Ich meine, Fahrschulen sollten den Schülern beibringen wie man Auto fährt, aber doch auch ein wenig den Spaß am Fahren vermitteln. Eine Fahrschule, beziehungsweise Fahrlehrer, die dann offenkundig ihren Hass auf Verbrennungsmotoren kundtun, erscheinen mir dann doch etwas merkwürdig. Immerhin haben sie noch nicht angefangen, Werbung für das Lastenrad zu machen. Vielleicht kommt das erst noch in der nächsten Stunden, wer weiß.


Eine Welt ohne Autos – eine düstere Zukunft

Von Marikka Wiemann | Eine Welt ohne Autos mit Verbrennermotoren, wäre das nicht herrlich? Ohne verdreckte Luft, laute, quietschende Reifen und stundenlanges Stehen im Stau. Die einzige Möglichkeiten zu reisen, wären Bus und Bahn – ach, was rede ich E-Autos, Lastenräder und E-Scooter. Die Welt könnte so ein wunderbar CO2-neutraler Ort werden. Was für eine utopische und unrealistische Vorstellung! Es gibt gute Gründe ein Auto zu nutzen, sei es um unabhängig von einem Ort zum anderen zu kommen, Zeit zu sparen oder weil es ganz einfach bequemer ist.

Und ja, ich weiß – ich höre mich gerade wie der letzte Boomer an. Vielleicht bin ich das ja auch, obwohl ich die 30 noch nicht einmal erreicht habe. Aber lieber das, als ein weltfremder Klimafetischist, der in einer Großstadt mit gut ausgebautem Verkehrsnetz wohnt und sich deswegen keine Sorgen machen muss, wie er von A nach B kommt.
Denn mal ganz ehrlich: welcher Dorfbewohner hat die Möglichkeit, ohne Auto schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen? Und nein, mit der Pferdekutsche zu fahren ist keine Option. Also keine Ahnung wie sich die Grüne Jugend die Fortbewegung vorstellt, wenn sie kreative Ideen wie z.B. den Stopp des Autobahnbaus entwickelt. Sollen vielleicht alle Pendler deswegen jetzt Bahn fahren?

Der Nahverkehr erreicht schon unter „normalen“ Bedingungen häufig nicht pünktlich sein Ziel und zu bestimmten Uhrzeiten sind die Busse und Bahnen so gefüllt, dass man über einen „1,5-Meter-Abstand“ gar nicht nachzudenken braucht. Wenn ich früh morgens gegen viertel vor sieben in die Schule fahre, ist die Citybahn so gefüllt, dass ich mich freue, wenn ich noch einen Stehplatz bekomme, an dem ich nicht zwischen Rucksäcken und Wildfremden eingequetscht werde. Würde die Bahn häufiger kommen, wäre das kein Problem. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn die Leute das Auto gar nicht mehr nutzen und ausschließlich Bahn fahren würden.
Im Übrigen ist die Infrastruktur in den meisten Dörfern sehr spärlich.

Mein Auto bedeutet Unabhängigkeit und Spontanität.

Ein Beispiel: ungefähr zwanzig Meter vom Haus meiner Eltern entfernt, befindet sich eine Bushaltestelle, an der dummerweise nur viermal am Tag ein Bus hält. Das heißt, ich hatte, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, die Wahl, entweder zwanzig Minuten zur nächsten Haltestelle zu laufen oder mich in Stadt fahren zu lassen.
Mittlerweile bin ich in der komfortablen Lage zu wählen, welches Fortbewegungsmittel ich nutzen möchte. Mein Auto bedeutet Unabhängigkeit und Spontanität. Ich bin nicht gezwungen, stundenlang auf die Bahn zu warten, die wieder aus irgendeinem Grund Verspätung hat, und muss meine Tagesplanung auch nicht dem Fahrplan anpassen.

Ich frage mich immer wieder woher diese Freude und dieser Eifer kommen, anderen Menschen vorschreiben zu wollen, was sie zu tun und zu lassen haben. Neid auf Wohlstand kann es nicht sein, denn der Großteil der grünen Wählerschaft bezieht ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Wenn es also nicht Neid ist, dann kann es nur Machtgeilheit oder das religiös anmutende Ausüben der Klimareligion sein. Anders kann ich mir dieses Verhalten nicht erklären.

Leider sieht die Zukunft der Autos mit Verbrennermotoren eher düster aus. Hier nur einige Beispiele: die EU plant ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zuzulassen, in Spanien sollen ab 2050 keine Verbrenner-Autos mehr auf öffentlichen Straßen fahren dürfen und in Paris soll das Verbot für Dieselautos sogar schon ab 2024 gelten.
Bis die EU ihre Ideen in die Tat umsetzt, wird es hoffentlich noch ein paar Jahre dauern und bis dahin werde ich mit meinem kleinen Auto durch die Gegend fahren wie ich Spaß dran habe (und das Benzin bezahlbar ist).


Und, für wen gibt’s du dir den Pieks?

Von Sarah Victoria | Für die Singles, das Real-life oder doch die Schlager-Homies? Wer an dieser Stelle verwirrt ist: Die Rede ist natürlich von der Corona-Impfung.  „Ärmel hoch und impfen gehen! Für dich, für uns, für alle. “ heißt es in der Kampagne des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, die seit Juni in den sozialen Medien zu sehen ist. Seien es kurze Werbesports, in denen mehr oder weniger prominente Menschen für die Impfung werben, oder neue Memes über sogenannte Impfmuffel – das bayerische Gesundheitsministerium unter Klaus Holetschek hat keine Kosten und Mühen gescheut, die Zielimpfquote des Robert Koch Instituts von 85% zu erreichen. Bayern soll in der Pandemie schließlich weiterhin Vorreiter bleiben.  

Ein Wettbewerb von Ideen, das Vertrauen in jeden Einzelnen, vernünftige Entscheidungen zu treffen? Fehlanzeige. Stattdessen werden von Steuergeldern Werbekampagnen finanziert, die an kollektivistischen Beiklängen kaum zu überbieten sind. Impfen ist nun eine politische Mission. Für die Erhöhung der Impfquote werden Videos gedreht, Plakate aufgehangen oder gar Cocktails und Bratwürste verteilt. In den sozialen Medien, Clubs, auf dem Schulhof – die Impfkampagne ist überall. Die staatliche Bevormundung breitet sich immer weiter aus und versucht, die öffentliche Meinung zu steuern. Es sind Aussagen wie „Wir impfen Deutschland zurück in die Freiheit!“, jüngst getätigt vom Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die einen freiheitlich denkenden Menschen stutzig werden lassen. Sollte Freiheit nicht ein Selbstverständnis sein und nicht als Anreiz verwendet werden?

Liberale Prinzipien wie individuelle Freiheit oder moralische Autonomie werden Stück für Stück umgangen und durch eine Vormundschaft politischer und gesellschaftlicher Institutionen ersetzt. Eigenständiges Denken ist fortan nicht mehr nötig, immerhin gibt es Ministerien und natürlich „die Wissenschaft“, die diese Aufgabe übernehmen. Die Willensbildung in liberalen Systemen dauert lange und politischen Entscheidungsträgern sind in vielerlei Hinsicht die Hände gebunden. Da erscheint es natürlich verlockend, diese Prinzipien unter dem Deckmantel des Allgemeinwohls zu umgehen. Das hat einen großen Vorteil für die Politik: Entscheidungen können viel schneller getroffen werden. Heute ist es noch die Corona-Impfung, morgen die Bekämpfung des Klimawandels. Warum warten, bis 85% der Bevölkerung davon überzeugt sind, sich impfen zu lassen, wenn man denselben Effekt auch mit Werbefilmen und Gruppendruck erreichen kann? Warum nicht gleich gegen den Klimawandel vorgehen? Man übernimmt Verantwortung, kümmert sich um die Bevölkerung und gewinnt ganz beiläufig immer mehr Einfluss. Die Frage ist allerdings, wer bestimmt, was das Allgemeinwohl ist und für welche Entscheidungen Politik verantwortlich ist. Die Impfkampagne zeigt, dass zumindest das bayerische Gesundheitsministerium bereit ist, diese Verantwortung auch in Zukunft zu übernehmen. Für dich, für uns, für alle, versteht sich.