Berlin schaltet ab und macht auf Pjöngjang

Von Jerome Wnuk | Das Schuljahr ist vorbei, die Klausuren geschrieben. Es ist endlich wieder Zeit, um in den Urlaub zu fahren und Städte zu erkunden. Ein Scrollen auf Instagram reicht und man sieht seine Bekannten im Urlaub, der eine in Paris, die andere in Amerika. New Yorks strahlende Hochhäuser bei Nacht, die leuchtende Altstadt Prags oder der funkelnde Eiffelturm im Dunkeln von Paris. Die Sehenswürdigkeiten jeder Stadt beleuchtet bei Nacht sind längst berühmte Postkartenmotive und fast schöner und attraktiver als dieselben tagsüber.

Das Leuchten dieser Sehenswürdigkeiten, sei es in Paris der Eiffelturm oder in London der Big Ben, symbolisieren die Lebendigkeit dieser Metropolen auch bei Nacht. Sie zeigen, dass diese Städte niemals schlafen, dass auch noch nach Mitternacht das Leben pulsiert. Berlin hat genau dieses Image auch, die Stadt, die niemals schläft. Jeden Abend verbringen tausende, ja hunderttausende ihren Abend und die Nacht im Licht der Stadt. Doch das ist zu einem Teil jetzt vorbei.

Denn ab sofort werden die Berliner Sehenswürdigkeiten nachts nicht mehr im Licht glänzen, der Grund: Stromsparen. Und das gleich im ganz großen Stil.

Die Lichter am Dom, an der Marienkirche, am Lustgarten, Zeughaus, Alten Palais, am Reiterstandbild und an der Siegessäule gehen mit Einbruch der Dunkelheit nicht mehr an. Zuletzt kam das Rote Rathaus hinzu, wo nachts nur noch die Flaggenbeleuchtung an ist. Auch am Hauptbahnhof sollen Lichter ausgestellt werden. Selbst die Weihnachtsbeleuchtung wird jetzt diskutiert.

„Angesichts des Krieges gegen die Ukraine und der energiepolitischen Drohungen Russlands ist es wichtig, dass wir möglichst sorgsam mit unserer Energie umgehen.“, so die zuständige Senatorin von den Grünen Bettina Jarasch. „Deshalb werden wir die in unserer Verantwortung stehenden Gebäude Berlins nicht mehr anstrahlen. Das ist aus unserer Sicht in dieser Situation gut vertretbar, auch um einen sichtbaren Beitrag zu leisten“, heißt es weiter. 

 

Ideologie statt Vernunft

Kaum ein Beschluss des Berliner Senats macht so sauer wie dieser. Nicht nur ist es ein Paradebeispiel für die Symbolpolitik des Senates, sondern es zerstört einen beachtlichen Teil des Flairs Berlins und das aus ideologischer Verblendung.

Lichter aus fürs Stromsparen, das ist die Idee. Für die Beleuchtung der zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die jetzt nachts ausgestellt werden soll, braucht es, so die BZ, rund 1400 Lichter. Die Stromkosten für diese Lichter belaufen sich jährlich auf ungefähr 42.000 Euro, die man jetzt zusammen mit dem Strom an Kosten einspart. Doch hier jetzt der erste Haken: Allein das Ausstellen, welches jetzt von einer Fachfirma übernommen wird, kostet das Land Berlin rund 40.000 Euro.

Geld wird also schonmal überhaupt nicht gespart, ganz zu schweige von den touristischen Einnahmen, die wegfallen könnten, wenn bestimmte Sehenswürdigkeiten nachts einfach gar nicht mehr zu erkennen sind. Finanziell lohnt sich das nicht, doch auch was das Stromsparen angeht, ist das Ersparnis sehr klein. Denn der Stromverbrauch der Beleuchtung im ganzen Jahr entspricht etwa 150 Haushalten. Klar, jedes Ersparnis ist generell erstmal begrüßenswert, aber gleich die ganze City dunkel machen?

„Wir haben ein Gasproblem, kein Stromproblem.“

Das sagte Robert Habeck vor einigen Wochen noch in der Debatte um die Laufzeitverlängerung von den übrigen Atomkraftwerken in Deutschland. Doch jetzt scheint man doch dieser These zuwiderzuhandeln und möglichst überall wo es geht Strom einzusparen.

 

Dunkel wie Nordkorea

Dafür soll also auch Berlin jetzt nicht mehr wie Paris oder New York funkeln, sondern sich an dem Nachtbild von Pjöngjang orientieren. Der Weltstadt Berlin ein großer Teil seines Flairs zu nehmen, nur weil man aus blinder Ideologie nicht bereit ist auf Atomstrom zu setzen.

Die Grünen entlarven sich auch hier: Für ihre Ideologie soll alles geopfert werden, nun auch das Stadtbild Berlins. Dass das allein aus wirtschaftlicher Perspektive schon keinen Sinn und Berlin ein klares Stück unattraktiver macht, ist ihnen dabei egal. Der Bürger soll Verzicht spüren. Das Beispiel Berlin ist nur eines von mehreren, die einem zu dem Schluss kommen lassen, dass die Grünen gar nicht daran interessiert sind, das Stromdefizit durch den Verzicht auf Atomstrom auszugleichen.

Doch hier sind nicht nur die Grünen an dieser Finsternisaktion beteiligt. Auch die Berliner FDP, vor allem in Persona von Sebastian Czaja fordert lautstark das Abschalten sogenannter „ästhetischer Beleuchtungen“. Eine Partei, die sich das Wort Freiheit auf die Fahne schreibt und sich für ein modernes, digitalisiertes Deutschland einsetzen will, in diesem Fall sich aber für ein Stadtbild wie in Nordkorea starkmacht, kann man nur als heuchlerisch beschreiben.

Es mag vielleicht schon etwas durchscheinen: Ich bin Lokalpatriot, obwohl, wie es Peter Fox genial beschreibt, Berlin manchmal so schön schrecklich sein kann. Und mich macht es sauer, dass so ganz nebenbei mal einfach ein beachtlicher Teil Berlins durch das Ausschalten der Lichter kaputt gemacht wird. Man müsste sich mal vorstellen, in Paris würde einer vorschlagen, den Eiffelturm doch mal nachts auszuknipsen, statt stündlich Lichtshows zu veranstalten.

Was ich damit sagen will ist: Berlin lebt von seinem Nachtleben und dazu gehört nicht nur die einzigartige Clubszene, sondern eben auch wie in Paris und Manhattan die Bauwerke. Denn obwohl es manchmal verklärt wird, hat Berlin architektonisch echt was zu bieten: der Dom, die Siegessäule etc. Das jetzt alles zu opfern aus ideologischen Gründen ist für mich inakzeptabel.

Ich mag den Anblick der Siegessäule am Abend, schlendere gerne abends Unter den Linden lang. Dazu muss man nicht mal Tourist sein. Das Ausknipsen macht davon viel kaputt, die Siegessäule sieht im Dunklem ohne Licht trostlos aus, der Dom nicht so imposant wie sonst, auch Unter den Linden ist nicht mehr viel mehr als eine normale Hauptstraße. Bald soll auch das Brandenburger Tor nur noch mit Notlicht angestrahlt werden, wer will da denn dann noch Zeit am Abend verbringen? „Es ist schon merkwürdig. Wir wollten natürlich Fotos machen“, sagte ein Tourist aus Baden-Württemberg zu der Nicht-Beleuchtung des „Alten Fritz“.

Noch vor Kurzem erstrahlte dieser in wunderschönem Licht und galt als Hotspot Unter den Linden. Am Ende soll den Finsternis-Befürwortern nur eins gesagt sein: Ihr schneidet euch selber ins Fleisch. Denn wie es Hildegard Knef in ihrem Lied über Berlin treffend besang: „Wer dich nicht kennt, lieber Ku’damm bei der Nacht. Der weiß noch nicht, was das Leben schöner macht.“

Also falls Sie es noch nicht getan haben, schauen Sie sich den Ku´damm bei Nacht an, bevor auch das nicht mehr möglich ist. Noch scheint dort nämlich Licht.


Übrigens: Nicht nur der Berliner Senat will uns den Strom abstellen – einige Unternehmen sind beim Thema Stromsparen auf Kosten der Bürger bzw. ihrer Kunden ganz vorne mit dabei: 




Das Berliner Schulchaos

Von Jerome Wnuk | Die meisten Berliner Gymnasien genießen keinen guten Ruf, vermutlich zurecht. Marode Schulgebäude, mehr Quereinsteiger als ausgebildete Lehrer und praktisch täglich Streitereien zwischen Schülern und Lehrern, die teilweise ins Absurde abrutschen.

Doch trotz der schlechten Lernbedingungen geht jedes Jahr ein Kampf unter den Schülern und Eltern um die Plätze auf den Gymnasien los. Ein Ergebnis aus fataler Verwaltung des Senats und dem inflationären Verteilen von guten Noten auf den Grundschulen. Leidtragende sind die Schüler.

Es ist die größte Veränderung in den 12 Jahren Schule: der Wechsel von der Grundschule auf das Gymnasium. Endlich ist man aus der Grundschule, wo man sich den Schulhof noch mit den kleinen Erstklässlern teilen musste, raus und trifft stattdessen fast erwachsene Abiturienten auf den Pausen. Der erste Tag auf der neuen Schule ist dann total aufregend: neue Lehrer, neue Mitschüler, neue Fächer. Also eigentlich eine schöne Zeit, die man mit Vorfreude erwarten kann.

Doch Lebensrealität in Berlin ist, dass die Zeit, bevor es dann endlich losgeht, wohl die stressigste des ganzen Schullebens ist. Das Problem ist dabei ganz einfach: Es gibt zu viele Kinder auf zu wenigen Plätzen an den Gymnasien. Da mein kleiner Bruder diese Zeit gerade hinter sich hat und jetzt Gott sei Dank eine Zusage seines Wunschgymnasiums hat, ist mir das Problem, zwar aus Drittperspektive, noch allgegenwärtig. Man kann die Problematik sehr übersichtlich auf drei Faktoren herunterbrechen, die die Wahl des Gymnasiums in Berlin zu einem Kampf machen.

Taktieren um Plätze

In Berlin-Pankow, wo das Problem wohl mit am schärfsten ist, gibt es etwa zehn Gymnasien, die, wenn man hier zu Grundschule gegangen ist, als weiterführende Schule infrage kommen. Zehn Schulen mit einer Kapazität von 100 bis 150 Schülern, die aber teilweise mit 200 bis teils 250 Anmeldungen überflutet werden.Ergebnis sind Unmengen an Ablehnungen und ein sehr hoher NC für die Annahme an der Wunschschule.

Diese Problematik geht nun schon seit über 10 Jahren so, die geburtenstarken Jahrgänge werden und wurden Eltern und so entsteht gerade in den familienfreundlichen Bezirken diese Problematik. Es sind einfach mehr Schüler als früher. Doch der Senat reagiert auf diese Entwicklung nicht, in 20 Jahren wurde in Pankow nur ein einziges neues Gymnasium gebaut und das hat bisher nicht einmal eine Oberstufe, das heißt sie geht nur von der 7. bis zur 10. Klasse.

Das Resultat ist, dass Schulen, die an Schülerzahlen von vor 20 Jahren angepasst sind, jetzt mit dem fast doppelten Andrang klarkommen müssen, ohne Hilfe von der Politik. Ein unangenehmer Nebeneffekt davon ist, dass auch eine Klassengröße von 35 Schüler inzwischen normal ist, die einen konstruktiven Unterricht eigentlich unmöglich macht. Da der Senat das Problem ignoriert, sind nicht nur die Schule, sondern ebenfalls die Schüler und die Eltern also auf sich alleine gestellt.

Dann geht ein monatelanges Taktieren los. Man überprüft die Anzahl der Ablehnungen an den einzelnen Schulen, spricht sich mit Freunden ab und versucht dann eine Schule zu erwischen, die frei ist. Neben dem Profil der Schule ist für viele also auch die Wahrscheinlichkeit angenommen zu werden Hauptkriterium für die Wahl.

Dabei entsteht ein verrückter Welleneffekt: Schulen, die im vorherigen Jahr viele Schüler ablehnen mussten, können im Jahr darauf alle annehmen, weil sich die Schüler aus Angst abgelehnt zu werden dort gar nicht beworben haben. Andersrum heißt das aber auch, dass die Schulen, die im Jahr davor fast alle annehmen konnten, im Jahr darauf enorm viel ablehnen müssen. Man muss daher eigentlich antizyklisch denken etc., alles in allem mündet die Situation immer im großen Stress und in Verzweiflung. So sollte der aufregende Sprung in das Gymnasium eigentlich nicht aussehen, leider lässt es sich kaum vermeiden.

1,0 Schnitt für lau 

1,3 ist doch ein super Schnitt, oder? Denkt man, aber wenn man ein gutes Gymnasium in Berlin ergattern will, hat man mit 1,3 nur mittelmäßige Karten und muss schon zittern. So ging es auch meinem kleinen Bruder, der einen 1,3 Schnitt erreichen konnte. Bewertung in der Schule ist unter Eltern und Schülern schon immer ein sehr heißes Thema mit viel Zündpotenzial. Besonders unfair, gerade wenn’s dann am Ende wirklich um den NC geht, ist die Ungleichheit in der Bewertung.

Seit Jahren bewerben sich in Berlin-Pankow nämlich nicht nur die Pankow-Kinder, sondern auch die Besten aus Neukölln, Friedrichshain oder Wedding. Die Schulen sind hier halt noch ein bisschen besser als dort.Problem ist dabei, dass die Notengebung in manchen Weddinger-Grundschulen völlig anders als die aus Pankow ist. Heißt also, dass manche Schüler aus Pankow für dieselbe Leistung in Deutsch oder Mathematik nur eine 2 bekommt, während der Schüler aus Wedding eine 1 bekommt.

So kommt es oft dazu, dass Schüler, die leistungsstärker als andere sind, durch strengere Benotung nur einen 1,5 Schnitt erreichen, und dann gegen 1,0-Schüler aus Wedding verlieren, dadurch ihr Wunschgymnasium nicht bekommen und auf eine andere Schule ausweichen müssen. Für diese Schüler ist die Absage dann besonders bitter.

Gerade im Corona-Lockdown geht die Entwicklung dahin, dass immer mehr Lehrer ein Auge zudrücken und dadurch inflationär viele sehr gute Einser-Schnitte zustande kommen. 1,3 ist daher immer noch sehr gut, aber kein Versprechen für ein Platz in einem guten Gymnasium.

Ein Beispiel für diese Entwicklung ist das Carl-von-Ossietzky Gymnasium in Pankow, die dieses Jahr nur 1,0 Schnitte annehmen konnten. Ein Mädchen mit 1,1 (!) wurde abgelehnt. Unvorstellbar.

Der Druck kommt plötzlich und knallhart

Die Grundschüler sind in dem ganzen Wahnsinn die Ärmsten. In den fünf Jahren bevor das Bewerben losgeht, kriegt man als Grundschüler in Berlin nämlich vorgepredigt, dass Leistung nicht so wichtig sei. In den ersten Klassen gibt es statt Noten Plus oder Doppel-Plus und jeder wird immer gelobt, egal wie seine Leistung war. Wenn die Notengebung dann beginnt, sind die Lehrer dazu angehalten immer sehr großzügig zu sein, etwas Schlechteres als eine 2 sieht man ganz selten.

In der fünften Klasse, das zweite Halbjahr der 5. Klasse ist das erste, das relevant für die Bewerbung ist, ist dann aber auf einmal alles anders. Die Kinder werden in das kalte Wasser geworfen. Auf einmal sind Noten das Wichtigste der Welt, jede Arbeit, jede Hausaufgabe zählt. Der Druck und der Wettbewerb, den sie aus den ersten Klassen überhaupt nicht kennen, steigen direkt von 0 auf 100.

Dieser plötzliche Wechsel gelingt nicht jedem Schüler, die, die es nicht schaffen den Schalter umzulegen, müssen sich am Ende hintenanstellen. Auf einmal werden die Grundschüler dann mit der harten Realität konfrontiert und merken, dass die Predigten, die sie die Jahre davor gehört haben, nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen.

Der Bewerbungsprozess in Berlin ist also der wahre Horror und kostet die Betroffenen viele Nerven. Damit werden jetzt auch die nächsten Jahrgänge kämpfen müssen, meine Familie ist jetzt nach meinem kleinen Bruder erstmal durch. Trotzdem bleibt es ein Zustand, den man so nicht hinnehmen kann. Aber beim Blick auf den Senat wird auch klar: Aussicht auf baldige Besserung gibt es nicht.


“Taxlandia“ – das Steuerpropaganda-Handyspiel, das die EU 155.000€ gekostet hat

Von Jerome Wnuk | Jedes Kind hat sich irgendwann im Leben mal mit seinem Nintendo, seinem Laptop oder mit seinem Handy nachts unter der Decke versteckt und heimlich irgendwelche Videospiele gedaddelt. Waren es bei mir damals Übernachtungspartys, bei einem Freund der eine mobile Playstation hatte und wir damals, mit 11 Jahren, die ganze Nacht Star Wars gespielt haben – so spielen die Kids heute mit ihren Smartphones ganz andere Videospiele und werden immer selbstverständlicher im Umgang mit dem Smartphone. Die Bandbreite ist inzwischen riesig, von Strategiespielen bis Autorennensimulatoren findet man unzählige verschiedene Apps und Spiele, mit denen die Jugend statistisch auch immer mehr Zeit verbringt. Doch neben den Trendspielen „Fortnite“, „Clash of Clans“ oder „Mario Kart“, wollte nun auch die EU die Welt der Apps für sich nutzen und hat das Spiel „Taxlandia“ auf den Markt gebracht.

„Taxlandia“, eine Wortkreation zusammengesetzt aus dem englischen Wort „tax“ für Steuern und „landia“, spielt in einem imaginären Land, das in den letzten Jahren extrem heruntergekommen ist und sich erneuern muss. Die Infrastruktur des Landes ist heruntergekommen, nicht zuletzt da die Vorgängerregierung kaum Steuern erhoben hat. Die Menschen in „Taxlandia“ sind unzufrieden und wünschen sich höhere Steuern. Der Spieler schlüpft jetzt in die Rolle des Ministerpräsidenten und soll jetzt die Wende einleiten. Das funktioniert auch ganz einfach, besonders schwierig ist das Spiel nicht.

Als Ministerpräsident muss der Spieler verschiedenste Steuern erhöhen und das eingenommene Geld in die Infrastruktur investieren und zack, die Zufriedenheit der Bürger steigt rasant. Nachdem man einige Aufgaben erledigt, ist das Spiel dann aber auch schon vorbei und es erscheint ein „Glückwunsch“ Banner. Viel länger als 10 Minuten verbringt man also an diesem Spiel nicht. Die Botschaft des Spieles ist ebenso ziemlich schnell und einfach verstanden: Hohe Steuern und Staatsausgaben sind super und finden alle toll. In dem Spiel sind bis zu 75 Prozent Steuern möglich und trotzdem sind die Einwohner Taxlandias die glücklichsten Menschen. Wird der Staat in der Wirtschaft aktiv, freuen sich die Einwohner des imaginären Landes.

Doch um diese recht einfache und einseitige Botschaft in App-Form zu kriegen, hat die EU ca. 155.000 Euro Steuergeld für die Entwicklung und den Betrieb des Spieles bezahlt. Bemerkenswert ist dabei die Hoffnung der EU, dass dieses Spiel wirklich Kindern und Jugendlichen das Steuern bezahlen als etwas sehr Positives vermitteln könnte., dass die Kids von heute ja alles, was digital und auf dem Smartphone abrufbar ist, toll und schön finden. Die Realität sieht anders aus, die Bewertungen im App-Store sind vernichtend.

Ein User schreibt „Nix funktioniert. Reine Zeitverschwendung. Kein Spaß. Keine Wissensvermittlung.“, ein anderer schreibt nur „Unglaublich, dass eine App, die Steuern verschwendet zum Steuern verschwenden anregen soll“. Taxlandia kriegt 1,5 von 5 Sternen im App-Store.
Der Gedanke, dass die Jugend alles, was in einer App ist toll finden, ist lächerlich und zeigt wie wenig Ahnung die EU von jungen Leuten hat. Das Ergebnis ist fast noch lächerlicher, ein Spiel was unbrauchbar ist und nur eine stumpfe Botschaft vermitteln will. Im Vergleich zu den anderen Trend-Spielen auf dem Mobile-Games Markt geht das steuerfinanzierte Taxlandia unter. Die Kids spielen halt lieber Autorennen oder Kampfspiele, für Taxlandia lohnt sich also auch nicht unter der Decke heimlich zu spielen


Buschmann: Der weltbeste Formwandler

Von Jerome May | Das Warten hat ein Ende!

Hier ist der Mann, der sich wie kein anderer verbiegen und verdrehen kann. Seitdem er hier in unserem Politikzirkus auftritt, kann man auf ihn zählen, er liefert seine Leistung konstant.

Hat er uns einst versprochen, alle Maßnahmen würden bis zum Frühlingsbeginn fallen, so ruderte er bei erster Kritik legendär zurück. Es gibt keinen Mann, der uns schöner Hoffnung auf eine Besserung macht und dann so wunderbar umfällt wie er. Beweglich wie kaum ein anderer wendet er seinen Hals.

Wahrlich eine Sensation, wie schnell und ohne zu zögern, dieser Mann sich wenden und verbiegen kann! Dabei hat er uns noch nie enttäuscht, indem er je sein Wort gehalten hat und Rückgrat bei Kritik bewiesen hat.

Und das sei nicht alles!

Kaum einer gibt rote Linien so schnell auf, wie er es tut. War er einst im Wahlkampf noch einer der FDP-Hoffnungsträger, so ist er aktuell kaum mehr von seinen Ampel-Partnern zu unterscheiden. Ein wahrer Formwandler. Kaum einer hat den Titel „Pseudo-Liberaler“ mehr verdient als dieser Mann.

Dass er sich so biegen kann, wie er es tut, mag man auf den ersten Blick gar nicht vermuten. Er kommt auf den ersten Blick kantig und unbeweglich vor. Doch der Trick auf ein Rückgrat zu verzichten bringt ihm Ruhm und Bekanntheit und schließlich auch zu uns in den Zirkus. Gut, dass er auf das Rückgrat verzichtet. Ich meine, wer bräuchte den schon einen wahrlich liberalen Minister?

Sei es die Debatte um Lockerungen oder die Diskussionen über das Verbieten von Telegram, von einer liberalen Position ist bei ihm nichts mehr zu sehen. In verschiedensten Interviews und Talkshows offenbarte unser Schlangenmensch schon sein markantes Umfallen. Stets warf er seine liberalen Ideen, die er einst mal äußerte, über Bord und bemühte sich um das Gefallen der Medien.

Großartig.

Und jetzt möchte ich euch nicht mehr länger auf die Folter spannen. Hier ist der Mann, unser einzigartiger Schlangenmensch in Justizminister-Verkleidung.

Hier ist er, Marco Buschmann!


Wehrpflicht? Aus keiner Perspektive tragbar

Von Jerome Wnuk | Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist auch in Deutschland das Thema Wehrpflicht nach Jahren mal wieder aus der Mottenkiste geholt worden. Besonders bei der AfD und Teilen der Union findet die Idee, die 2011 unter Theodor von Guttenberg abgeschaffte Wehrpflicht für Menschen ab dem 18. Lebensjahr wiedereinzuführen, Anklang. Doch die pazifistisch eingestellte „Generation Z“ zum Dienst an der Waffe verpflichten? Eine schlechte Idee.

Ich bin aktuell im Abiturjahrgang und erlebe die letzten Wochen Schule. Neben dem üblichen Schulkram und den tagesaktuellen Geschehnissen beschäftigen wir uns aktuell also vor allem damit, was wir nach der Schule machen. Vor uns steht eine neue, offene Welt, voller verschiedener Möglichkeiten und Reize. Nach zwei harten Jahren Lockdown und Bevormundung durch die Politik spürt man als junger Mensch endlich mal wieder ein Gefühl der Freiheit. Fragt man unter seinen Mitschülern und Freunden und Freundinnen nach hört man die verschiedensten, verrücktesten Ideen was man nach der Schule macht.

Ein Freund von mir will in Ghana als Sportlehrer arbeiten, eine andere Freundin in einem Frauenhaus in Kolumbien. Viele freuen sich endlich studieren zu können oder erstmal Pause nach der Schule zu machen. Doch in dieses Freiheitsgefühl und diese Ideen stößt jetzt die Idee der Reaktivierung der Wehrpflicht. Jetzt erstmal ein halbes Jahr in irgendeiner Kaserne hocken und Disziplin gepredigt zu bekommen? Für die meisten Jugendlichen völlig absurd.

Bis auf ein paar Mitschüler, die sich ein Beruf als Soldat durchaus vorstellen können, ist die Bundeswehr der Mehrheit bisher nur durch die jährlich im Postfach landenden Werbebriefe aufgefallen. Waffen gelten, bis auf Lichtschwerter, eigentlich als ziemlich uncool und obwohl einige Jugendliche irgendwelche Ballerspiele spielen, könnte sich kaum einer wirklich vorstellen in einem Panzer zu sitzen oder irgendwo in einem Wald Schießübungen durchzuführen. Meine Generation ist also nicht nur genervt von staatlichen Eingriffen in den Lebenslauf, sondern auch mehrheitlich völlig nutzlos für die Bundeswehr. Das liegt nicht nur an der zugegebenen immer dekadenter werdenden Jugend, sondern auch an den modernen Anforderungen der Bundeswehr. Für Cyberangriffe und andere Spezialanforderungen sind unausgebildete, lustlose Jugendliche keine Hilfe. In modernen Armeen geht es nicht mehr darum, möglichst viele Soldaten zu haben, sondern möglichst gut ausgebildete. Mal ganz abgesehen davon, dass es einen gewaltigen logistischen Aufwand bedeuten und Jahre an Zeit kosten würde, um Kasernen und militärische Einheiten wieder für den Einsatz von Tausenden von wehrpflichtigen Jugendlichen zu öffnen. Bei der aktuellen Situation der Bundeswehr unvorstellbar.

Wer Lust auf diesen ehrwürdigen Beruf hat, wird auf anderem Weg dazu finden.

Auch das Argument, man könnte durch die Wehrpflicht mehr Jugendliche für den Soldatenberuf begeistern, zieht nicht. Aktuell ist es noch so, dass wenn ein Mitschüler erwähnt, er wird nach der Schule ins Militär gehen, das meistens positiv aufgenommen wird. Man hat Respekt vor dem Beruf, auch weil man es sich selber nicht vorstellen könnte Soldat zu sein. Das könnte mit einer Pflicht sich ändern. Man könnte nach dem Dienst so abgetan sein vom Militär, dass man andere, die eine Soldatenkarriere womöglich anstreben, eher mit schiefem Blick ansehen als mit einem unterstützenden. Was hingegen wirklich für die Bundeswehr wirbt, sind deren Social-Media-Kanäle. Die durchaus ganz kurzweiligen und interessanten Videos motivieren einige Jugendliche dazu sich auch diesen Beruf vorstellen zu können. Ein Mitschüler von mir möchte sich nach dem Abitur verpflichten, initiiert durch das Auftreten der Bundeswehr in den sozialen Medien.

Wer also Lust auf diesen ehrwürdigen Beruf hat, wird ihn schon auf irgendeinem Weg finden. Aber jetzt Tausende an pazifistischen Jugendlichen, die nach Kolumbien und sonst wo reisen und ihre neu gewonnene Freiheit leben wollen, in die Pflicht zu ziehen, wäre eine falsche Entscheidung. Falls es jedoch doch dazu kommen sollte, dass ich bald meine Wehrpflicht antreten muss, dann hoffe ich, dass ich wie mein Vater irgendein Schlupfloch finde. Mein Vater ist in West-Berlin aufgewachsen und musste daher im Gegensatz zu allen anderen Jugendlichen der Republik keinen Wehrdienst antreten.

Pflichten sind ganz einfach nicht die Lösung. Für die Impfung nicht, für bestimmte Meinungen nicht und für aufgezwungene Arbeit auch nicht. Es sind ja auch nicht nur die linken Jugendlichen, die nicht zur Bundeswehr wollen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich unter dem Komando von Olaf Scholz und unserer aktuellen Verteidigungsministerin stehen und für linksideologische Politk mein Leben gefährden müsste, würde ich auch von der Fahne gehen. Es ist ja auch nicht so, als wäre die Bundeswehr ein Scherz. Es ist kein Erziehungslager, die die unorganisierte Jugend wieder auf Zack bringen soll. Die Bundeswehr ist dafür da, um im Ernstfall in den Krieg zu ziehen, zu kämpfen, bereit sein, sein Leben zu lassen. Das ist ernst. Ich sterbe ganz sicher nicht für Claudia Roth, oder wer in der Politik noch so das Sagen hat.


Gestern noch umgeben von Pazifisten, heute mitten im Krieg

Von Jerome Wnuk | Seit dem letzten Donnerstag ist vieles anders. Der Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat uns alle sprachlos gemacht. Der Alltag in Schule und Freizeit ist aktuell nur mit einem Wort zu beschreiben: anders. Normalerweise mache ich mein Handy vor der Schule nie an. Gerade an diesem Tag wollte ich mich nicht noch unnötig morgens in irgendwelchen sozialen Medien verlieren und eher die übrige Zeit sinnvoll nutzen, um nochmal alles für meine anstehende Politikklausur durchzugehen. Das ging an diesem Morgen nicht. Nicht mal frühstücken konnte ich richtig und schon gar nicht an irgendwelche Begriffe aus der Politikwissenschaft denken.

Wie ein Schlag in den Bauch hatte die Nachricht, dass russisches Militär die Ukraine angreift, mich erwischt. Das Gefühl an diesem Morgen war ein völlig neuartiges, ein tief bedrückendes. Schon die Tage davor, in denen sich das ganze Unheil anbahnte, fühlte sich der Alltag surreal an. Fast minütlich hatte man auf den News-Feed geguckt, mit Freunden gesprochen und noch bis in die Nacht verschiedenste Berichte über das Geschehen gelesen und gehört. Trotzdem ging man noch ganz normal seinen Alltag nach. Noch am Abend davor war ich zum Beispiel noch mit einer Freundin im Theater gewesen.

Das ist seit dem Donnerstag anders. Das alltägliche Leben mit Schule und Hobbys geht zwar weiter, fühlt sich jedoch völlig anders als sonst an. Aktuell fühlt es sich surreal an, in einer Schule zu sitzen oder irgendwo ein Kaffee trinken zu gehen, während 1000 Kilometer von hier gerade ein Staat von einem anderen militärisch attackiert wird und unschuldige Menschen sterben. Dass dort Menschen wie wir, die bis vor Kurzem noch dieselben Dinge wie wir getan haben, nun auf einmal um ihr Leben fürchten müssen, ist eine unerträgliche Tatsache und ein Fakt, der einen den Alltag anders erleben lässt. Oft wird man aktuell an das schreckliche Geschehen erinnert.

Diese dauerhafte Präsenz dieses Krieges und der verbundenen Sorgen in unserem Alltag ist eine Neuheit für mich und für große Teile meiner Generation. Klar, wir haben auch schon den Syrienkonflikt oder Corona erlebt, aber, dass alle so gebannt, wie die meisten in den letzten Tagen, die Nachrichten verfolgt haben und alle den Drang hatten, über die Ukraine zu sprechen, gab es noch nie. Man spürt eine Angst vor einer Bedrohung, die noch nie in unserem Leben konkreter war als jetzt. Noch nie war die Sorge vor einer Eskalation, vor einem Angriff auf all das, was uns wichtig ist, größer. Noch mal um ein großes Stück schlimmer als bei mir, ist es bei einer meiner besten Freunde, der aus Lettland kommt, dort immer seine Ferien verbringt und engste Familie in Lettland hat. Er kennt von seinen Eltern und Großeltern noch die schlimmen Geschichten aus der Zeit russischer Besatzung. Die Angst, dass sich diese Zeiten bald wiederholen werden, ist bei ihm und bei den meisten Nachbarstaaten Russlands akuter denn je und mit kaum einer Angst, die er bisher erlebt hat, vergleichbar. Dieser Krieg, dieser Angriff auf die Ukraine betrifft Europa wie kein anderer seit dem Zweiten Weltkrieg. Es sind Menschen wie wir, die ein Leben wie wir geführt haben, die dort nun um ihr Leben fürchten müssen. Es ist so nah wie nie und so bedrohlich wie nie. Dieses Gefühl ist nicht zu vergleichen oder zu beschreiben, es ist einfach da und es fühlt sich schlimm an.

 


Alibi-Jugendliche für Lauterbach? Ihr sprecht nicht für uns!

Von Jerome May | Unter „Wir werden laut“ werden Schüler für Lockdown & Impfzwang instrumentalisiert. Wieder mal phantasieren sich Politik und Medien eine Jugend herbei, die exakt ihre Meinung vertreten soll. Doch das tut sie nicht. 

Ab und an scrolle ich durch meine Foto-Galerie auf meinem Handy. Nach ein paar Minuten bin ich bei Fotos aus 2019 oder Anfang 2020 angekommen. Fotos, die mich Arm in Arm mit Freuden zeigen, Bilder von vollen Fußballstadien, von vollen Plätzen in Berlin oder anderswo.

Manche Bilder kommen mir inzwischen schon so fremd vor, als ob sie gar nicht von mir wären. Die sogenannte „Zeit vor Corona“ kommt einem wie ein vergangenes Zeitalter vor, ein Sehnsuchtsort. Jeder Jugendliche wird das Gefühl irgendwo nachvollziehen können. Eine Ewigkeit wartet man jetzt schon, dass es wieder so richtig losgeht. Auf den Moment, wo alles wieder „normal“ wird, halt so wie früher.

Bis dahin guckt man sich die tausendste Pressekonferenz an, in der mehrere alte weiße Männer einem erklären wollen, dass es doch noch viel zu gefährlich sei, jetzt Lockerungen auf den Weg zu bringen. Doch schon seit einiger Zeit ist das Maß voll, der Toleranzbereich ist längst ausgereizt. Die Zeit, wo die Jugend noch lautlos mitgezogen ist, ist Vergangenheit.

Partys und Durchseuchung

In der Jugend brodelt es. Wir scharren mit den Füßen, weil wir’s kaum erwarten können, wieder loszulegen. Die Stimmung kippt, das spürt fast jeder. Wer nimmt Lauterbachs Bergpredigt schon noch Ernst? Viele von uns haben Omikron durchgemacht, nichts gespürt und sich über den Genesenen-Status gefreut, um das blöde Testen loszuwerden. Unter Jugendlichen ist die erste Reaktion, wenn jemand sich infiziert hat, eben diese: „Boah hast du Glück, brauchst du keinen Test mehr“.  Das ist die traurige Wahrheit, so weit hat es die Politik getrieben. 

Angst oder Furcht vor Corona hat von uns kaum einer mehr. Wir wollen wieder frei sein, uns gegenseitig ohne schlechtes Gewissen umarmen können (machen wir trotzdem) und uns kein Stäbchen mehr in die Nase stecken. Unser Abitur feiern, verreisen und Partys schmeißen. ´Doch davon kommt bei Lauterbach und Konsorten nichts an. Stattdessen reiht sich im öffentlichen Raum eine Schulschließungsdiskussion an die nächste. Alibi dafür sind einzelne Schülersprecher, die stellvertretend für die ganze Jugend stehen sollen und deren Meinung gezielt von den Medien herausgepickt wird.

Wie zuletzt die Initiative „Wir werden laut“. In einem offenen Brief sprechen sich einige Schülersprecher hier für eine Aussetzung der Präsenzpflicht aus, sie wollen das Corona-Infektionsrisiko senken, warnen vor Long Covid. Es sei wichtig „die Pandemie mit allen Mitteln zu bekämpfen“ heißt es in jenem Offenen Brief, über den nahezu alle Medien groß berichtet haben. „Zu unserer Verärgerung wurden nicht alle zur Verfügung stehenden Werkzeuge eingesetzt“.
Weiter könnte ein Brief nicht von der Lebensrealität der meisten Schüler entfernt sein. 
Wir leiden zu aller erst unter den gesellschaftlichen Folgen von Isolationen und Lockdown.  Doch statt die Sorgen und Wünsche der Jugend wirklich wiederzugeben, orientieren sich viele Schülersprecher an dem, womit sie eben groß rauskommen. 


In Wahrheit geht es so manchem Schülersprecher doch nur darum, ein gut dotiertes Stipendium zu erschleichen. 


Als mutige Sprachrohre der Jugend werden sie in Szene gesetzt. Coole hippe Teenies, die den alt-gewordenen Erwachsenen mal sagen, wie gefährlich das doch alles sei.
Junge revolutionäre Freidenker sollen sie sein. Dass solche Jugendlichen ernsthaft die Stimme unserer Generation sein sollen, ist lächerlich. Als ob wir alle Lust hätten uns auch noch die zehnte Maske während der Schule über die Nase zu ziehen. Revolutionär ist wohl das unpassendste aller möglichen Wörter, um eine Haltung zu beschreiben, die von der gesamten Bundesregierung und der versammelten Presse vertreten wird. 

Jugendlich ist sie sowieso nicht. Den da oben mal widersprechen, für seine Ansichten einstehen und sich von der von Schule, Eltern oder Politik vorgegebenen Meinung loszulösen – das wäre jugendlich. In Wahrheit geht es so manchem Schülersprecher doch nur darum, ein gut dotiertes Stipendium zu erschleichen. 

Ich jedenfalls habe jetzt genug von Corona. Wenn es um Widerstand gegen mehr Normalität in der Schule geht – ohne mich.  Ich möchte nicht vor Omikron beschützt werden, ich möchte meine Fotogalerie wieder mit genau den Bildern füllen, die ich früher geschossen habe. 


Bildungspolitik – oder auch: das Opportunisten-Sammelbecken

Von Jerome Wnuk | Opportunisten brauchen Futter für ihre Popularität. Vor allem im Wahlkampf müssen daher Themen her, mit denen man sich gut in Szene setzen kann und die Menschen das liefern, was sie hören wollen. Prinzipien braucht es dabei nicht unbedingt. Eines der Lieblingsthemen der Opportunisten im Wahlkampf: Bildung. Große Reden werden geschwungen. Man möchte jetzt endlich die Bildung in Deutschland wieder auf Vordermann bringen und jetzt wirklich mal die Digitalisierung in den Schulen in die Wege zu leiten. Marode Schulgebäude, veraltete Schulbücher und Kreidetafeln sollen endlich der Vergangenheit angehören. Und außerdem kann man sich da immer so gut mit süßen Kindern ablichten lassen (was besonders die Herzen der weiblichen Wähler erwärmt) und für Schule zahlen doch sogar Anarchisten gerne Steuern.

Schön mit dem Wind wird die eigene Fahne gerichtet, um mit diesen wunderbar klingenden Versprechen möglichst viele Wähler für sich anzuziehen. Nach der Wahl sind die Schüler und die Bildung dann erstmal wieder egal, dann sind erstmal andere Themen wichtiger. Das Thema Bildung rückt nach der Wahl nämlich meist in der Öffentlichkeit in den Hintergrund und ist es auch für die opportunistischen Politiker nicht mehr interessant genug. Interesse am Einhalten der Versprechen ist dann eher eine Seltenheit.

Für uns ändert sich nichts 

Als Schüler, der jetzt inzwischen schon in die 12. Klasse geht, kann ich über die Wahlkampfversprechen so manches Politikers oder mancher Partei nur noch schmunzeln. Nach den drei Bundestagswahlen, die ich als Schüler nun schon erlebt hab, hat sich immer kaum, bis eigentlich nichts verändert. 

Es sind dieselben Atlanten, die Jugoslawien noch als eigenen Staat auf Karten verzeichnen wie am Anfang meiner Schullaufbahn. Die Wörterbücher stammen immer noch aus 1995 und kennen das Wort Internet noch nicht, so manches Musikheft aus der Mittelstufe präsentiert mir noch Tina Turner oder Pur als neue, aufkommende Stars. Wenn es mal zu Veränderung und Erneuerung von Schulmaterialien oder der digitalen Möglichkeiten kommt, dann sind es eher engagierte Lehrer und Schulleiter, die mit vollem Elan und auch finanzieller Kraft die Arbeitsmaterialien besorgen. Hilfe aus der Politik, wie sie versprochen wird, kriegt die Schule dabei nicht zu spüren. Eine Beobachtung, die mich als Schüler extrem frustriert und den Glauben in unsere Politiker um ein großes Stück verringert.

Die Wörterbücher stammen immer noch aus 1995 und kennen das Wort Internet noch nicht, so manches Musikheft aus der Mittelstufe präsentiert mir noch Tina Turner oder Pur als neue, aufkommende Stars.

Viele meiner Freunde inklusive mir durften im September das erste Mal wählen, manche wie ich zwar nur zur Bezirksverordnetenversammlung, manche aber auch schon so richtig. Neben der Corona-Politik war für „Betroffene“ auch das Thema Bildung mitentscheidend für die Wahl, wo man das Kreuzchen denn nun setzt. Das gilt für ganz vielen Menschen, vor allem Eltern, die sozusagen stellvertretend auch für ihre Kinder mitwählen. Deshalb ist das Thema leider so ideal für opportunistische Politiker – ein paar schöne Worte formulieren und sich gut vor Schulen und mit Kindern inszenieren reicht dann manchmal schon für Stimmen aus dieser Wählergruppe.

Als Schüler fühlt man sich deswegen oft im Stich gelassen. Auf unsere echten Wünsche und Sorgen wird nämlich zu selten Rücksicht genommen. Wir tragen seit zwei Jahren Masken, teils sitzen wir bei zwei Grad vor’m offenen Fenster und unsere Schulmaterialien lassen mehr als zu wünschen übrig. Sich als Politiker dafür mal einzusetzen, das wäre erfrischend. Doch wahrscheinlich werden auch die Schüler 2025 – wenn ich dann schon fein raus bin – sich wieder für drei bis vier Wochen die Wahlplakate verschiedenster Parteien mit den kühnsten Versprechen im Thema Bildung ansehen und hoffen, dass sich dieses Mal nun wirklich was ändert. Aber das einzige, was wir von der Politik bekommen, sind die Kugelschreiber vom Wahlkampfstand. 


Fußball-Fans – das unerwartete Rückgrat der Gesellschaft

Von Jerome Wnuk | Es ist ein Gefühl, das sich nicht nachvollziehen lässt, wenn man es nicht selber gespürt hat. Wenn Zehntausende wie gebannt verfolgen, wie 22 Männer einen runden Ball über eine Rasenfläche bewegen und die ganze Menge sich bei einem Tor elektrisiert in den Armen liegt. Viele sagen, es wäre die schönste Nebensache der Welt. Nebensächlich ist der Fußball jedoch schon lange nicht mehr. Inzwischen schon seit mehr als anderthalb Jahren hält die große Ernüchterung an.

Anstatt wie früher, vor Corona, den typischen Samstagnachmittag im Stadion mit seinen Freunden zu verbringen, sitzt man nun seit Februar 2020 meist auf der heimischen Couch und guckt mal mit mehr, mal mit weniger Euphorie auf seinen Fernseher. Leere, trostlose Ränge in Dortmund, Köln oder Paderborn prägen das Bild des Sportes, der in normalen Zeiten eine so große Wirkung auf das generelle Wohlbefinden einer Gesellschaft hatte und bei Welt/- und Europameisterschaften selbst die Deutschen dazu brachte, ihre Flaggen stolz auf die Straße zu tragen.


Dabeisein ist alles

„Weißt du noch wie’s früher war?“ ist die Frage, die man in Unterhaltungen mit anderen Fußballfans aktuell am häufigsten hört. Nach anderthalb Jahren ist also vor allem eine große Sehnsucht nach den guten alten Fußballzeiten ausgebrochen. Die Fußballseele schwelgt in Erinnerungen an die Vergangenheit und träumt sich in die vollen Stadien in Brasilien oder Rom und an einzigartige Spiele voller Ekstase. Doch die aktuelle Situation hat derartigen Glanz wie noch etwa vor acht Jahren in Brasilien zur WM 2014 verloren und ernüchtert das Fußballherz.

Statt Debatten darüber, welche Fangruppe die beste Choreo hat oder dass die elf Männer auf dem Platz ja die letzten Flaschen sind oder gegebenenfalls Fußballgötter an guten Tagen, muss man sich als Fußballfan Debatten über den Impfstatus eines Joshua Kimmichs anhören. Dabei möchte man doch eigentlich zum Beispiel diesen einfach mal wieder live in einem Stadion spielen sehen und in echt mit dabei sein, wie er im Bayern-Trikot mal wieder zusammen mit den anderen Stars der Bayern deinen Lieblingsverein vernichtet.

Man kann kein Fußballspiel mehr sehen, ohne auch an Politik erinnert zu werden.

Der Sport, der früher die Lieblingsablenkung war, ist jetzt so wie vieles andere nur noch ein weiterer Aspekt des Corona-Alltages geworden. Man kann kein Fußballspiel mehr sehen, ohne auch an Politik erinnert zu werden. Eine der schönsten Eigenschaften des Fußballs, das Unpolitische, bröckelt während Corona also immer mehr weg. Die nie endenden Debatten über Zuschauerzahlen, 2G oder 3G und die Diskussionen darüber, wer geimpft ist und wer nicht, ermüden und belasten den im Kern doch so unpolitischen Sport.

Die Sehnsucht nach Normalität

Der Wunsch nach dem Ende dieser Debatten und der Wunsch wieder ganz normal wie vor Corona seinen Lieblingsverein zusammen mit Freunden und wildfremden Gleichgesinnten, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Impfstatus,  zu unterstützen, ist riesig. Die Sehnsucht nach Normalität ist in kaum einer Community so groß wie unter Fußballfans. Der 7. März 2020 war das letzte Mal, wo alles noch wie immer war, zumindest für mich. Hertha gegen Bremen, ein aufregendes 2:2. Eine Erinnerung, die fest in mein Gedächtnis eingeprägt ist. Du kannst eigentlich jeden Fan fragen, er wird dir ungefähr sagen können, wann er das letzte Mal so richtig im Stadion war. Und jeder wird dir sagen, dass er es vermisst.

Mit „so richtig“ meine ich: so wie es früher war. Ich war während Corona auch zu einigen Spielen im Stadion, einmal sogar auf einer Aufwärtsfahrt. Auch, wenn ich diese Erlebnisse nicht missen möchte, sie kommen nicht an die Spiele vor Corona heran. Es sind teilweise echt die kleinen Sachen. Früher reichte ein Ticket, um ein Spiel zu sehen, heute bedarf es gefühlt tausend verschiedener Nachweise und ein Informatikstudium, um eine Online-Karte zu kaufen.

Und jeder wird dir sagen, dass er es vermisst.

Aber nicht nur das reine Stadionerlebnis fehlt, auch das „Drumherum“. Ich erinnere mich an die S-Bahn-Fahrten, bei denen man sich teils mit neuen Leuten aus anderen Städten von anderen Vereinen über Fußball und darüber hinaus unterhielt. Da war einem dann auch die Vereinsvorliebe gleichgültig. Auch dieses verbindende Element ist verloren gegangen, besucht man aktuell ein Fußballspiel (in manchen Städten Deutschlands sind noch bis zu 1000 Zuschauer erlaubt), wird man so schnell wie möglich aus den Stadien geschmissen, schnell in verschiedene Bahn-Waggons gebracht. Von Austausch und Kennenlernen ist nichts mehr übriggeblieben.

Anprangernd wird man nun jedes Wochenende, wenn man Fußball guckt, an die Zeit mit vollen Stadien erinnert. Man sieht die leeren grauen Sitzschalen, die einen mahnend in das Gedächtnis rufen, was mal war und sein könnte. Inzwischen hat man sich an diesen trüben Anblick der leeren Fußballarenen zwar mehr und mehr gewöhnt, es bleiben trotzdem kalte, graue und trostlose Bilder aus den Betonschüsseln. Den Gedanken, dass man sonst, wenn alles normal wäre, im Stadion mit dabei wäre, wird man aber trotzdem nicht los und beschäftigt einen inzwischen bei jedem Spiel. Manchmal ist man beim Fußballschauen nicht wie früher vom Alltag abgelenkt, sondern eher noch mehr an die Last des Alltags erinnert.

„Stell dir vor, das jetzt im Stadion“

Ein generelles Gefühl, man verpasst gerade einmalige Erlebnisse, die man sonst miterlebt hätte, eine unstillbare Sehnsucht nach dem elektrischen Gefühl im Stadion quält. Viel öfter als früher schaut man sich inzwischen Videos oder gar ganze Spiele von früher mit Zuschauern an – in der Hoffnung, man könnte dadurch seine Sehnsucht ein wenig stillen. Das geht allerdings genauso in die andere Richtung. Manche Spiele guckt man schon gar nicht mehr, weil man weiß, dass das Spiel ohne die Atmosphäre drumherum nicht das Gleiche ist.

„Stell dir vor, das jetzt im Stadion!“ hat mir mal ein Freund nach einem wichtigen, emotionalen Derbysieg geschrieben. Eine Aussage, die die Sehnsucht nach Normalität gut beschreibt. Klar, Fußball macht auch von zu Hause aus Spaß und kann elektrisieren, aber nicht so wie in einer 70.000-Mann-Arena. Die Sehnsucht, dieses Gefühl von zu Hause aus nachzuempfinden ging bei manchen so weit, dass sie alte Soundaufnahmen von vollen Arenen zu den Geisterspielen abspielten, um eine Stadionatmosphäre zu simulieren. Doch auch diese Mittel ziehen inzwischen nicht mehr, wenn sie überhaupt mal funktioniert haben.

Letzten Samstag habe ich mir ein Zweitligaspiel aus England angeguckt, fußballerisch nicht wirklich ansprechend, aber atmosphärisch genau wie früher. Und wenn zehntausend leicht angetrunkene Engländer ihre Fangesänge anstimmen, wird mir als Fan wieder warm ums Herz.


Ein Blick lohnt sich währenddessen seit kurzem wieder nach England, Spanien oder in die USA. Dort sind die Stadien wieder ausverkauft. Die Menschenmengen strömen wie früher begeistert in die Stadien. In den USA waren es letztens zu einem NFL-Spiel 70.000 Menschen, in England ebenfalls ähnliche Zahlen. Dort macht Fußball wieder Spaß, er verbindet wieder Menschen, er lässt einen wieder höher fliegen und tief fallen. Letzten Samstag habe ich mir ein Zweitligaspiel aus England angeguckt, fußballerisch nicht wirklich ansprechend, aber atmosphärisch genau wie früher. Und wenn zehntausend leicht angetrunkene Engländer ihre Fangesänge anstimmen, wird mir als Fan wieder warm ums Herz. Die Hoffnung, bald wieder selber in seinem Fanblock zu stehen und ähnlich grölen zu können, treibt einen dann doch wieder an, Geduld zu haben.

Aber bis das wieder in Deutschland möglich ist, schau ich erstmal neidisch nach England und Amerika und erfreue mich dort an vollen Stadien. Damit werde ich wohl auch nicht der einzige sein. Der Politik mag Fußball ja egal sein, eine dämliche Nebensächlichkeit, auf die die hirnlosen Fußballfans ruhig mal verzichten können – sie vermuten unter ihnen kein großes Wählerpotential. Dabei haben sie zu kurz gedacht. Denn ihre arrogante Haltung hält sie davon ab zu realisieren, was für einer Masse an Menschen sie gerade den vielleicht wichtigsten Teil ihrer Freizeit genommen haben. Und gerade weil die meisten Fußballfans nicht unbedingt das engagierte Wählerpotential ausmachen, haben sie auch noch nicht gelernt, dass man in der Politik seine Bedürfnisse heutzutage selbst prophylaktisch zensieren muss. Deshalb hatten die Medien auch so eine große Angst vor Kimmich.  Vielleicht erleben wir eines Tages wie die deutschen Fußballfans zum Rückgrat der Gesellschaft werden – die letzten, die noch wissen, wie sich Freiheit anfühlt. 


Schulferien in Berlin: Weltfrauentag, statt traditionelle Weihnachtsferien

Von Jerome Wnuk | Für junge Menschen ist das Leben aktuell hart. Das Corona-Virus und die daraus resultierenden Maßnahmen schränken zum erneuten Male das öffentliche Leben enorm ein. Man kann nicht raus, ohne immer an Maske, Impf-/ oder Testnachweis zu denken, überall gilt 2G und andauernd wird man von Warnungen vor der Infektionsgefahr beschallt. Bestimmte Dinge, wie über den Weihnachtsmarkt schlendern oder nach Weihnachtsgeschenken gucken, machen daher meistens nur halb so viel Spaß wie früher. Clubs, Fußballstadien oder andere Veranstaltungen wie Festivals oder Konzerte, die im Sommer für ganz kurze Zeit wieder möglich und offen waren, sind inzwischen wieder geschlossen oder abgesagt.

Zudem kommt hinzu, dass bei vielen ein alljährlicher Winter-Blues einsetzt. Es wird früh schon nachmittags dunkel, morgens ist es, wenn man zur Schule oder zur Uni fährt, immer noch dunkel und das Wetter lädt nicht ein, um sich in den Park zu setzen oder im Kiez zu flanieren. Aktivitäten wie draußen mit Freunden die Zeit verbringen oder Sport betreiben, fallen aktuell entweder wegen den Corona-Maßnahmen oder dem winterlichen Wetter weg oder werden seltener. Da bleibt einem oft nur übrig, es sich zu Hause gemütlich zu machen und den Winter auszusitzen, wenn man kann.

Doch auch wenn diese Winterphase hart ist, so hat sie auch nicht nur schlechte Seiten. Denn desto kälter und ungemütlicher es draußen wird, umso mehr freut man sich dafür auf die Weihnachtszeit. Zumindest geht es mir so. Denn, wenn der Alltag ab und an eintönig wirkt, dann sorgt Weihnachten für Vorfreude.  In diesem Jahr herrscht bei vielen schon eine Art Sehnsucht nach den Weihnachtstagen und dem Jahreswechsel, um mal wieder ein bisschen Ruhe zu finden und zumindest an den Festtagen, mal von Corona und Schulstress abgelenkt zu sein.

Vor allem als Schüler freut man sich ganz besonders auf die Weihnachtstage. Der Beginn der Weihnachtsferien markiert das Ende der anstrengenden Klausurenphase und die Freude, mal wieder auszuschlafen und zu entspannen, macht sich breit. Weihnachten verbindet man deswegen auch immer mit dem Gefühl herunterzukommen und den ab und an eintönig wirkenden Alltag abzuschütteln. Dieses Herunterkommen hat immer schon mit Beginn der Weihnachtsferien begonnen.

In den elf Jahren Schulzeit, die ich bisher erlebt habe, war dieser erste Ferientag meistens um den 21. Dezember herum, mal auch schon am 19. Dezember, immer aber schon ein paar Tage vor Weihnachten. Das kam einem unveränderbar vor. Dieses Datum als Ferienbeginn hatte den Vorteil, dass man am Weihnachtsabend nach drei bis vier freien Tagen, die man im Vorhinein schon hatte, schon wirklich entspannt war und den Weihnachtsabend, ohne noch den Stress der Schule im Kopf zu haben, genießen konnte. Dieses Jahr sollte es aber zum ersten Mal anders sein. In vielen Bundesländern, darunter auch Berlin, beginnen die Schulferien dieses Jahr erst am 23. Dezember, da Weihnachten ungünstiger Weise an einem Freitag liegt.

Ein Tag vor Weihnachten noch in der Schule? Für viele Schüler wie mich eine befremdliche Vorstellung. Man kann sich natürlich streiten, inwiefern der Unterricht einen Tag vor Weihnachten generell überhaupt Sinn ergibt, wenn sowohl Schüler als auch Lehrer schon in Gedanken beim nächsten Tag sind. So wie man letzte Schultage kennt, wird die Motivation bei allen Beteiligten nicht sonderlich groß sein. Aber darum geht es mir gar nicht. Für mich gehörten die freien Tage vor Weihnachten schon irgendwie zu Weihnachten dazu. Nun fallen diese Tage aus. Jegliche Weihnachtsvorfreude wird jetzt erstmal verpuffen, wenn man an diesen Tagen noch zur Schule geht. Wie soll auch im Matheunterricht beim Thema Vektoren irgendwie eine Weihnachtsstimmung aufkommen?

Wirklich bedauerlich, dass man den Schülern diese Vorfreude nimmt. Natürlich – man sollte nach den Schulschließungen zu Beginn des Jahres nun jeden Tag möglichst gut nutzen, um den Stoff wiederaufzuholen. Das kann ich gut nachvollziehen, gerade auf Grund der Tatsache, dass ich eigentlich sehr gerne zur Schule gehe. Aber, dass man genau hier diese Tage von den Ferien wegnimmt, nimmt mir auch einen großen Teil von Weihnachten. Weihnachten bedeutet nicht nur Geschenke an Heiligabend. Es bedeutet Vorfreude, Spannung, Heimlichkeit. Lieber gebe ich dafür die sowieso unnötigen Winterferien im Januar oder die ganzen Feiertage, die sich der Berliner Senat aktuell ausdenkt, ab, als auf diese Tage zu verzichten.

Immerhin haben jetzt schon einige Schulen schulintern beschlossen, die Ferien ein wenig vorzuziehen und den Schulbetrieb am 23. ausfallen zu lassen. So bleibt wenigstens ein bisschen Weihnachtsfreude und Zeit für Entspannung. Aber einige Schüler werden am 23. Dezember zur Schule gehen müssen. Denen nimmt man ein Stück der Weihnachtsvorfreude weg. Und klar, das klingt nicht wie eine Riesensache, schließlich werden wir später einmal an Heiligabend arbeiten müssen. Vor zehn Jahren wäre das vielleicht auch noch nicht so skandalös gewesen, doch wir reden hier von der Regierung von Berlin.

Weihnachten ist das wichtigste Fest für die meisten Deutschen und vielleicht auch auf der ganzen Welt. Es ist ein christlich geprägtes Fest in der Familie, bei dem Zusammenhalt und Besinnlichkeit im Mittelpunkt stehen. Dass ausgerechnet an den Weihnachtsferien herumgepfuscht wird, ist da wohl kaum ein Zufall. Sondern erscheint wie eine bewusstes Wirken gegen die Weihnachtstradition. Diejenigen, die in Berlin zur Schule gehen, können sich dann wenigstens mit dem freien Tag am 8. März trösten. Da ist nämlich Weltfrauentag. Berliner Schüler haben an diesem Tag zuverlässig frei. Darauf freue ich mich natürlich schon ganz, ganz doll…