Der deutsche Dunkelseher: Alle Jahre wieder Weltuntergang

Von Jonas Kürsch | Wer einen Blick in die vielen Nachbarländer Deutschlands wirft, stellt schnell fest, dass das Coronavirus im Alltagsleben der meisten Menschen nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Die Niederlande und Großbritannien haben bereits vor einigen Wochen so gut wie alle Maßnahmen fallen gelassen und auch Schweden kündigte zuletzt an, man würde das Virus fortan nicht mehr als staatsgefährdend einstufen. Auch Deutschland erlebte in den letzten Tagen die erste Welle an Maßnahmenlockerungen seit langer Zeit. Glaubt man allerdings der Panikpresse, Gesundheitsminister Lauterbach und vielen Solidaritätspredigern von SPD und Grünen, droht durch das Wegfallen der Schutzverordnungen sogleich der Weltuntergang.

Auch in der Bevölkerung stellt man eine starke Unsicherheit und großflächige Unzufriedenheit über die Beendigung der Maßnahmen fest. In den Niederlanden oder Großbritannien ist das hingegen kaum der Fall. Die Deutschen scheinen ein ungewöhnlich starkes Interesse daran zu haben, im Angesicht ihres nahenden Verderbens selbstzerstörerische Politik zu betreiben. Obwohl diese Charaktereigenschaft zunächst leicht absurd erscheinen mag, ist sie doch tief in der Historie unseres Landes verankert: die deutsche Lust am Weltuntergang.

Kriegseuphorie

Gut erkennen lässt sich das am Beispiel des ersten Weltkrieg, der zwar alleine von Deutschland ausgelöst wurde, aber durchaus auf eine hohe Begeisterung in der Bevölkerung traf. Im Rahmen des sogenannten „Augusterlebnis“ von 1914 entwickelte sich im Deutschen Reich eine gefährliche Kriegseuphorie, die das solidarische Kämpfen und das selbstlose Sterben für die politischen Ziele der Heimat zu einer realitätsfernen Glorie verklärte. Unter Jubel zogen teils minderjährige Soldaten in jenen Krieg, der als einer der opferreichsten Konflikte in die Menschheitsgeschichte eingehen würde. Das ehrwürdige Schlachtfeld aus alten Tagen fand man nirgends: stattdessen war der kalte und enge Schützengraben zur Übergangsheimat für Millionen von Männern geworden. Für die Mehrheit war dieser Schrecken allerdings nur ein kleiner Preis, denn den letztendlichen Gewinn schätzte man um so vieles höher ein: am deutschen Wesen sollte die Welt genesen.


Dieser größenwahnsinnige Wunsch nach Selbstaufopferung ließ sich ebenfalls in der Werbekampagne „Gold gab ich für Eisen“ wiederfinden. Mit diesem Aufruf wurden deutsche Staatsbürger dazu aufgefordert, ihren Goldschmuck an den Staat abzutreten, um die Kriegsindustrie zu finanzieren. Wer das tat, erhielt im Gegenzug ein kostenloses Schmuckstück aus Eisen, das lediglich einen ideellen Wert besaß. Obwohl die Aktion freiwillig blieb, entstand ein massiver gesellschaftlicher Druck. Wer weiterhin Goldketten oder Goldohrringe trug, nicht aber den eisernen Volksschmuck, bewies damit, dass er nicht alle patriotischen Pflichten erfüllt hatte, um sich mit dem Volk und seinem Kaiser solidarisch zu zeigen. Kam man dem Aufruf also nicht nacht, drohte einem die gesellschaftliche Isolation.


Fatale Fantasien vom Endsieg

Mit dem Kriegsende und der damit einhergehenden Niederlage des Deutschen Reichs trat Verbitterung in großen Teilen der Gesellschaft ein. Die hohen Verluste, die Armut und all die Mühe waren umsonst gewesen. Besonders der von vielen als Demütigung empfundene Vertrag von Versailles sollte tiefe Narben in der Volkspsyche der Deutschen hinterlassen. Vielleicht ist es sogar gar nicht so falsch zu sagen, dass die Schande des Kriegsverlustes nach den unzähligen Opfern tatsächlich für viele Menschen einem Weltuntergang gleichkam.

Nach einer kurzen Phase der Demokratisierung sahen die Deutschen 1932 in Adolf Hitler jenen Mann, der den Weltuntergang verhindern oder gar rückgängig machen sollte. Dabei half ihm nicht nur die durch zentristische Parteien verursachte Wirtschafts-, Finanz- und Währungskrise der Weimarer Republik, sondern vor allem der weitverbreitete Vergeltungswunsch gegenüber den Siegermächten des ersten Weltkrieges.

Ähnlich wie im wilhelminischen Kaiserreich propagiert, nun aber eingebettet in eine durch blanken Hass getriebene Ideologie des NS-Regimes, fürchteten die Nationalsozialisten um den Lebensraum der Deutschen. Im Zuge der „Germanisierung“ des Ostens wollte man dem angeblichen Aussterben des deutschen Volks mit einem größenwahnsinnigen Eroberungsfeldzug entgegentreten. Dabei würde Deutschland alles bereit sein zu opfern, denn fortan würde man nur noch auf den totalen Endsieg abzielen, also den endgültigen Sieg Deutschlands über die restlichen Nationen dieser Welt.


(Selbst)zerstörung als deutsche Ursehnsucht

Der vermeintliche Weltuntergang oder die irrationale Angst vor der Zerstörung des deutschen Lebensraums gehörten schon immer zu den essenziellen Bestandteilen der deutschen Politik. Dämonische Mahner und Warner der Geschichte sind daher keine Ausnahmeentwicklungen, sondern ein fester Bestandteil in der schwergestörten Realitätswahrnehmung von uns Deutschen. Ganz egal, ob es um weltfremde Kriegseuphorie, die menschenverachtende Germanisierung der Nazis, den Klimafaschismus der Grünen oder die ungebändigte Angst vor Corona geht: der Deutsche sehnt sich nach der altruistischen Selbstaufgabe der individuellen Freiheiten zugunsten eines vermeintlich höheren Ziels. Die Resultate sind die immer gleichen: Armut, Selbstverstümmelung und Leid.

Während andere Völker dieser Welt ihre wiedergewonnenen Freiheiten voller Begierde annehmen und mit der entsprechenden Lebensbejahung in die Post-Covid Ära schreiten, sind es allein die deutschen Experten, welche bereits jetzt vor einer Rückkehr der destruktiven Maßnahmen im Herbst warnen. Das Ende ist in Deutschland mal wieder am nächsten und die Katastrophe gewiss. Alles wie immer. 



„Die Deutschen – man hieß sie einst das Volk der Denker: denken sie heute überhaupt noch? Die Deutschen langweilen sich jetzt am Geiste, die Deutschen mißtrauen jetzt dem Geiste, die Politik verschlingt allen Ernst für wirklich geistige Dinge.“
   – aus Friedrich Nietzsches „Götzendämmerung“


Apollo Kultur: Die skandalbefreite und kritiklose Tristesse der Musik von heute

Von Jonas Kürsch | „Ich schlaf auf Partys fast immer gleich ein“, sang Hildegard Knef vor Ewigkeiten. Ich könnte ihr gar nicht genug Recht geben. Warum? Weil ich die auf Parties gespielte Musik abgrundtief hasse. Meine Liebe zur Punk- und New Wave Kultur der 1980er sowie zu ihren Vertretern von Public Image Limited bis Falco, wird nur allzu selten geteilt. Zumeist erklärt man mir dann auf fast schon pädagogische Art und Weise, dass mein Musikgeschmack „anstrengend und nicht gesellschaftstauglich“ sei. Auf Parties wolle man lieber etwas „schönes und nettes“ hören, um sich einfach eine gute Zeit zu machen. Es ist genau dieses oberflächliche Verhältnis zur Musik, das mich gelehrt hat, Parties zu verabscheuen.

Die Musik des einundzwanzigsten Jahrhunderts wird zunehmend durch drei Kernfaktoren geprägt: Konformität, Beliebigkeit und Wiederholung. Das ist durchaus logisch, denn wer sich der breiten Maße mit bequemen und leicht verdaulichen Ideen präsentiert, der kann wiederholt hohe Profite mit sehr einfachen Mitteln einfahren. Es ist daher auch kaum verwunderlich, dass sich die Musikindustrie in den letzten Jahren auf Interpreten der völlig inhaltsleer gewordenen Genres der Pop- und Rapmusik fokussiert hat.
Während gegenwärtige Popikonen wie Billie Eilish und Katy Perry mit ihren zeitgeistlosen und woken Propagandahymnen vor allem großes Lob aus der amerikanischen Politelite erfahren (wie vor allem die fast schon inzestuös wirkenden Aufeinandertreffen der beiden Sängerinnen mit dem US-Präsidenten Joe Biden und seiner Vizepräsidentin Harris beweisen), lassen sich die internationalen Größen des Raps von den Medien für ihre plumpen, drogen- und gewaltverherrlichenden Texte feiern. Dabei inszeniert man sich gerne als „Rebell“, der gegen die Normen der Gesellschaft verstößt. Ein solcher Ruf kann durchaus dazu beitragen die Verkaufszahlen nach oben zu treiben. Die zeitgenössische Musikszene ist in Anbetracht der sich ständig wiederholenden Themenbereiche allerdings erkennbar durch Unterwürfigkeit und einen gewaltigen Mangel an Einfallsreichtum gebrandmarkt.

Dabei wird vor allem versucht durch Scheinkontroversen den Eindruck zu vermitteln, man würde sich mit gesellschaftlich aufgeladenen Themen auseinandersetzen. Zumeist betrifft das die Inhaltsfelder des strukturellen Rassismus, der sexuellen „Queer“-Diversität, des Neofeminismus und der sozialen Ungleichheit im Antlitz eines stetig stärker werdenden Rechtsrucks. Keiner der behandelten Themenbereiche ist dabei wirklich kontrovers, denn sie sind alle politisch und gesellschaftlich erwünscht. Über Homosexualität und Klimaschutz zu singen ist nicht aufsässig, es ist konservativ und spießbürgerlich geworden. Vor wirklich heißen Eisen hält sich die Crème de la Crème der Unterhaltungsindustrie hingegen fern.

Auch in Deutschland wird diese politisch domestizierte Feigheit vor dem kreativen Skandal immer deutlicher: wie mutig kann beispielsweise ein Marius Müller-Westernhagen schon sein, der sich aus welchen Gründen auch immer vom Abspielen seines Hitsongs „Freiheit“ auf Anti-Corona-Demos distanziert? Als wie anarchistisch und staatskritisch lassen sich Campino und seine Punkband „Die toten Hosen“ heute noch bezeichnen, wenn sie mit ihrem Aufruf zur Coronaschutzimpfung den Regierenden aktive Beihilfe bei ihrer Politik leisten, vor allem unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es eben der Frontsänger jener Gruppe war, der sich während des Ausbruchs der Schweinegrippe vor einigen Jahren noch ganz anders zu staatlich verordneten Pflichtimpfungen geäußert hat?

Während Musiker vor einigen Jahrzehnten noch das Ziel verfolgten, durch kontroverses und exzentrisches Auftreten ihre Zuhörer aus der Komfortzone zu locken, ist die Industrie heute darauf bedacht, ihre Konsumenten mit möglichst einfachen und repetitiven Botschaften an sich zu binden und damit von möglicherweise unangenehmen Problemfragen fernzuhalten. Ich würde die Konfrontationsbereitschaft der heutigen Musik deshalb auch gerne mit der politischen Neutralität von Leni Riefenstahl Filmen gleichsetzen, nur würde das dem Lebenswerk der Filmemacherin vermutlich nicht gerecht werden, denn wenigstens ist ihr Werk im Vergleich zur heutigen Musik handwerklich gut gemacht.
Schaut man in die Vergangenheit, wird man schnell feststellen, dass Musik keinesfalls so mut- und energielos sein muss, wie sie heute häufig daherkommt. Allein in der jüngeren Musikgeschichte Deutschlands finden sich allerlei skurrile Künstler, die losgelöst vom Wunsch nach gesellschaftlicher Akzeptanz und hohen Verkaufsmargen die Grenzen des Mainstreams gesprengt haben. Man denke nur an die Godmother of Punk, Nina Hagen, mit ihren auch heute hochumstrittenen Punk-Oper-Arien, in denen sie über die Vereinsamung des Stadtmenschen, ihre christlich-kommunistische Lebensphilosophie und eigene Erfahrungen mit Entführungen durch Außerirdische singt. Oder denken wir an die weltbekannte deutsche Schauspielerin Hildegard Knef, die in den 1960er Jahren mit ihren frivolen und stets die individuelle Sehnsucht betonenden Chansons große Schlagzeilen in der Bundesrepublik gemacht hat.

Viele Menschen haben für den Wohlfühlkitsch der 2020er Jahre kein Verständnis mehr. Das Radio kann man im Grunde nur noch einschalten, wenn man zur Entwicklung kritischer Gefühle und Gedanken vollkommen unfähig ist oder unter Gefühlslegasthenie leidet. Es bedarf, gerade in Zeiten massiver staatlicher Einflussnahme und dem neuaufkeimenden Trend zum Denunziantentum, unabhängiger und mutiger Musiker, die sich mit den gegenwärtigen Entwicklungen auf vielseitige Art und Weise auseinandersetzen. Ein gutes Beispiel dafür wäre unter anderem die Sängerin Nena, die sich auf ihren Konzerten gegen die verfassungswidrigen Grundrechtseingriffe zur Pandemiebekämpfung aussprach und damit ein großes persönliches Risiko eingegangen ist. Unser Land und die gesamte westliche Hemisphäre brauchen mehr Eigensinn. Daher gilt es insbesondere jetzt zu fragen: Wo bleibt der Skandal? Und viel wichtiger: wer war eigentlich Hildegard Knef?

 



„I’m adaptable and I like my new role, I’m getting better and better and I have a new goal, I’m changing my ways where money applies: this is not a Love Song“
 – Public Image Limited


Diskriminierung von Russlanddeutschen – die deutsche Liebe zur Ausgrenzung bleibt

Von Jonas Kürsch | Seit etwas mehr als einem Jahr müssen die ungeimpften Bürger dieses Landes nun schon eine Welle der Ausgrenzung und Diskriminierung aufgrund ihrer individuellen Entscheidung gegen das Impfangebot der Bundesregierung erleiden. Sie werden von der Politik als „Sozialschädlinge“ beschimpft, durch willkürliche Test- und Zugangsverordnungen drangsaliert und mit Berufsverboten oder Zwangsgeldern bedroht. Das wirklich erschreckende daran sind aber nicht die drastischen Maßnahmen, sondern die Nonchalance, mit der ein großer Teil der deutschen Bevölkerung sich diesem Kult rund um den ungeimpften Sündenbock unterwirft und fleißig an der Mär des „unsolidarischen“ Impfgegners mitarbeitet.

Ein Kult, der sich nicht allein auf Corona zu beschränken scheint. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich nämlich ein neuer, zweiter Sündenbock aufgetan, der in unserem Land zunehmend abgewertet und ausgeschlossen wird: die Russlanddeutschen oder in Deutschland lebende Russen. Seither hört man immer wieder von Fällen in denen russische Läden beschädigt, Leute beleidigt oder aktiv ausgegrenzt wurden. Wie etwa in Südbayern, wo ein Wirt einem Gast mit russischen Wurzeln den Zutritt verwehren wollte. Oder im Münchner Universitätsklinikum, wo eine Professorin die Behandlung russischer Patienten abgelehnt haben soll. Nach starken Protesten sollen sich zwar sowohl der Gastwirt als auch die Professorin öffentlich entschuldigt haben, trotzdem zeigt sich deutlich welche gesellschaftspolitischen Auswüchse die Corona-Politik der letzten Jahre zu verantworten hat.


Deutscher Haltungswahn wider der Vernunft

Den Haltungswahn der deutschen Moralisten haben auch der Chefdirigent Valery Gergiev und die in Deutschland auftretende Opernsängerin Anna Netrebko am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Beide Künstler wurden aufgrund ihrer beachtlichen Leistungen in der Kulturbranche vom Kreml – und somit auch von Vladimir Putin – im Rahmen ihrer Karriere gewürdigt. Nun haben die Mainstream-Medien und diverse Politiker die beiden dazu aufgefordert sich unmissverständlich vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und vom Kreml zu distanzieren. Valery Gergiev weigerte sich den Aufforderungen nachzukommen und wurde kurzerhand vom Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) aus seinen Verantwortungen entlassen.

Anna Netrebko äußerte sich zurückhaltend über den Konflikt, merkte allerdings klar an, dass es falsch sei von Kulturschaffenden mit solchem Nachdruck eine politische Stellungnahme zu verlangen. Vor allem wenn das bedeutet, sein Heimatland öffentlich zu diffamieren und dafür Sanktionen befürchten zu müssen. Die Opernsängerin kündigte deshalb an, in naher Zukunft nicht mehr öffentlich auftreten zu wollen.

Der Umgang mit den beiden Künstlern ist nichts anderes als Ausdruck der Cancel Culture – die schon in den Vereinigten Staaten dazu führte, dass die Karrieren etlicher Künstler vom einen auf den anderen Moment beendet wurden. Wer sich nicht der Bewegung der Mehrheit beugt, gilt als Verräter der „liberalen Werte“ und wird mundtot gemacht. Genau wie Leute mit sogenannter „Kontaktschuld“, die man auch Gergiev und Netrebko aufgrund ihrer russischen Abstammung nachsagt. Hier reicht allein die Bekanntschaft mit einem Sittenbrecher, um für dessen Vergehen schuldig gesprochen zu werden.


Bundesregierung spricht sich gegen die Diskriminierung Russlanddeutscher aus

Diverse Mitglieder der Bundesregierung haben sich inzwischen klar gegen die Diskriminierung von Russlanddeutschen ausgesprochen – unter anderem Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (B’90/Die Grünen). Laut ihnen ist der Boykott russischer Kulturgüter nicht der richtige Weg. Schön und gut, wir sollten aber nicht vergessen, dass es gerade linke Ideologen wie Nancy Faeser und Claudia Roth waren, welche die öffentliche Diffamierung und Ausgrenzung von Ungeimpften in unserem Land salonfähig gemacht haben. Faeser wollte noch im September des vergangenen Jahres „mehr Druck auf Ungeimpfte“ ausüben, um die Impfquote gewaltsam zu erhöhen.

Über zwei Jahre wurde die Diskriminierung unschuldiger Menschen durch hohe Regierungsbeamte nicht nur geduldet, sondern aktiv mit betrieben. Die Früchte dieser Politik dürfen nun, wie auch sonst, die Bürger dieses Landes ernten. Wir hatten die große Ehre, zwei so talentierte und weltbewegende Künstler wie Anna Netrebko und Valery Gergiev in unserem Land begrüßen zu dürfen und haben die Gelegenheit des kulturellen Austauschs aufgrund unseres blinden Haltungswahns völlig zunichte gemacht wird. Ein Vergehen an der Kunst – und eine Drangsalierung unschuldiger Bürger.

 


„Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“
   – Aus Johann Wolfgang von Goethes „Der Zauberlehrling“


Marie-Agnes Strack-Zimmermann – die überzeugungslose Parteisoldatin auf der Suche nach Macht

Von Jonas Kürsch | Sie ist, ähnlich wie SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach, das mediale Aushängeschild ihrer Partei und sitzt als Dauergast in jeder landesweit bekannten Talkshow. Die Rede ist natürlich von Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, der verteidigungspolitischen Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und Mitglied im Bundesvorstand ihrer liberalen Partei. Doch was genau ist es, das den Charakter dieser allseits beliebten Berufspolitikerin so außergewöhnlich macht?


Die Parteisoldatin Strack-Zimmermann

Böse Zungen würden behaupten, dass sie sich vor allem durch ihr Auftreten als überzeugungslose Parteisoldatin in der FDP über viele Jahre hinweg einen makellosen Ruf erarbeitet hat. Denn mit Abweichlern, Freidenkern und Querulanten in den eigenen Reihen hält sie es, wie einige Aussagen aus der Vergangenheit zeigen, nicht sonderlich gut: So legte sie beispielsweise dem ehemaligen Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (ebenfalls FDP) – nach dessen öffentlichkeitswirksamen Auftreten auf einer Demonstration gegen die übergriffigen Coronaschutz-Verordnungen der Regierung – den Parteiaustritt nahe, mit der fadenscheinigen Begründung, dass Kemmerich „offenbar nicht nur physisch die Nähe zur AfD und Verschwörungstheoretikern [suche], sondern […] offensichtlich auch deren Demokratie zersetzenden Kurs“ unterstütze. Sie sei nicht der Meinung, dass Kemmerich noch Mitglied in der richtigen Partei sei.

Aber wo bleibt hier die urliberale Freude am Meinungsstreit? Wo ist Frau Strack-Zimmermanns Respekt gegenüber dem fünften Artikel unseres Grundgesetzes und die Kunst- und Meinungsfreiheit nur abgeblieben? Durch ihre Aussagen fördert sie den innerparteilichen Meinungsdiskurs keineswegs auf konstruktive Art, sondern trägt stattdessen aktiv zu der für Demokratien hochgefährlichen Entwicklung einer – um es frei nach dem Aufklärer John Stuart Mill zu bezeichnen – gradlinienförmigen Meinungsgesellschaft bei.

Es ist bereits mehrmals aufgefallen, dass Frau Strack-Zimmermann nur selten kontroverse oder vom scheinbaren Zeitgeist abweichende Meinungen von sich gibt. So war sie beispielsweise eine der ersten „Politiker*innen“ der Freien Demokraten, die nach der Bundestagswahl im vergangenen Herbst von der möglichen Einführung einer nationalen Coronaimpfpflicht schwärmten, zuerst nur im Rahmen der medizinischen Pflichtimpfungen beim Personal der Bundeswehr, schließlich aber auch für den Rest der Bevölkerung. Entgegen jedweder programmatischer Versprechen, die von der FDP im Wahlkampf noch so selbstbewusst betont worden sind, stichelte Frau Dr. Strack- Zimmermann bereits vor Abschluss der Rot-Grün-Gelben Koalitionsverhandlungen mehrfach gegen die ungeimpften Bevölkerungsteile in Deutschland. Besonders erschreckend ist hierbei aber die radikale Rhetorik, mit der sie alle ungeimpften Menschen in unserem Land pauschal denunziert hat, denn ihren Aussagen kann entnommen werden, dass es die Ungeimpften seien, durch welche die Mehrheit der Menschen in diesem Land terrorisiert würde, und nicht etwa durch den Staat mit seinen radikalen, nicht empirischen und verfassungsrechtlich stark umstrittenen Interventionsmaßnahmen.

In der falschen Partei gefangen

Um dieser Position Nachdruck zu verleihen, ließ Strack-Zimmermann sich daher auch am vergangenen Wochenende auf einer Gegendemonstration zu der parallel verlaufenden Anti-Maßnahmen-Demo in Düsseldorf blicken. Das Ziel der Demo war es, ein Zeichen gegen die vermeintlich „rechtsextremen und verschwörungsideologischen“ Inhalte der Demonstranten zu setzen. Und ganz gleich der Tatsache, wie man zu diesen Protesten auch stehen mag, es ist und bleibt doch in jeder Demokratie ein schlechtes Vorzeichen, wenn die Stadtratsfraktionen (fast) aller nennenswerten Parteien im Einheitstakt den Versuch starten, eine basisdemokratische Bewegung innerhalb der Gesellschaft durch ihren Aufruf aktiv zu sabotieren.

Die Zahl der politisch goutierten Gegendemonstration fiel allerdings im Vergleich zu der Hauptdemo mit etwas mehr als 1000 Teilnehmern recht kläglich aus. Besonders besorgniserregend waren allerdings die politischen Nebenforderungen der Demonstrationsveranstalter, die zum einen offenherzig mit den Mitgliedern der vom Verfassungsschutz beobachteten Antifa kokettiert haben, zum anderen die marktwirtschaftlichen Ideale unserer demokratischen Gesellschaft offen infrage stellen. Vor allem das Banner mit der Überschrift „Kapitalismus überwinden“ sorgte in den Medien für größere Aufmerksamkeit.

Inzwischen hat Strack-Zimmermann sich von den linksextremen Positionen einiger Teilnehmer distanziert, ähnlich wie es der von ihr angeprangerte Thomas Kemmerich es seinerzeit tun musste. Im Grunde lässt sich dieses scheinheilige und überaus doppelmoralische Verhalten nur mit den weisen Worten einer allseits beliebten Verteidigungspolitikerin der FDP kommentieren: wer „offenbar nicht nur physisch die Nähe zu“ Linksextremisten und antikapitalistischen Verfassungsgegnern sucht, der unterstützt auch „deren Demokratie zersetzenden Kurs“.

In diesem Sinne, Frau Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, möchte ich mich mit jenen Worten verabschieden, die Sie einst voller Besorgnis über die idealistischen Positionen von Thomas Kemmerich geäußert haben: Ich „finde nicht mehr, dass […] [Sie Mitglied] in der richtigen Partei“ sind!

 


„Es zahlt sich teuer, zur Macht zu kommen: die Macht verdummt…“
 – aus Friedrich Nietzsches „Götzendämmerung“


 


Vom “Ich” zum “Wir”: Ayn Rand und das vergessene Wort

Von Jonas Kürsch | Die vergangenen zwei Jahre waren für freiheitsliebende und demokratisch geprägte Menschen ein regelrechter Albtraum. Viele der von uns als selbstverständlich empfundenen Grundrechte wurden und werden von Tag zu Tag durch immer despotischere und absurdere Schutzmaßnahmen eingeschränkt und teilweise sogar ganz aufgehoben. Wir reden hier nicht von irgendwelchen „Privilegien“, wie sie in der Politik gerne genannt werden, sondern von den Grundpfeilern einer funktionierenden liberalen Gesellschaftsordnung: wir sprechen von der Meinungsfreiheit, dem Recht auf freie Entfaltung und körperlicher Unversehrtheit, dem Verbot von Diskriminierung, dem Versammlungsrecht und vielen anderen essenziellen Bestandteilen unseres Grundgesetztes.

Doch aus welchen Gründen lässt sich der Mensch immer wieder in Knechtschaft zwingen lassen? Und wie können wir zu jenem langvergessenen Ideal des „freien Menschen“ auch in Zeiten der totalen Verwirrung zurückfinden? Genau diese Fragen versuchte auch die amerikanische Philosophin und Schriftstellerin Ayn Rand mit ihrem Lebenswerk zu beantworten. 

Kein “Ich”, kein “Du”

Ayn Rand erlebte als Kind einer jüdischen Geschäftsfamilie den ruinösen Einfluss der leninistischen Ideologie auf das Russland des frühen 20. Jahrhunderts aus erster Hand mit. Sie war dazu gezwungen mit anzusehen, wie rechtschaffenen Menschen der langerarbeitete Besitz enteignet und ihre bürgerlichen Freiheiten im Rahmen des kommunistischen Machtkampfes vom einen auf den anderen Tag fast vollständig abgeschafft wurden. Jene roten Gräueltaten würden ihr Werk bis ins hohe Alter prägen. Später entkam sie der stalinistischen Diktatur, um in New York zu einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen der USA zu werden.

In einer ihrer Novellen beschreibt Rand eine dystopische Gesellschaftsordnung, die viele Parallelen zur heutigen Entwicklung der Politik aufweist. Beispielsweise sprechen die Figuren in ihrer Geschichte fast ausschließlich in einem eigenartigen Newspeak, der die Personalpronomen „Ich“ und „Du“ nicht kennt. Zu erklären ist das mit dem vorherrschenden Regime, das seinen revolutionärem Kollektivgedanken mit jener neuen Sprechart aufrechterhalten und die Identifikation der Menschen als einzelnes Individuum zu unterbinden versucht. Mich hat dieses Sprachsystem stark an das Gendern erinnert, welches durch seine Überfeinerung ja auch das Ziel verfolgt, ein radikales Gefühl der kollektivistischen Zusammengehörigkeit und totalen gesellschaftlichen Inklusion zu erzeugen. Im Grunde hat beides das gleiche Ziel, nur ihre Mittel haben unterschiedliche Vorzeichen.


Sind wir eine Stufe vor der Dystopie?

Auch Namen sind in diesem Staatssystem schon lange vergessen, vermutlich weil sie im Rahmen der uneingeschränkten Identifikation mit dem staatlich gelenkten Volkskörper keinen Nutzen mehr innehatten. Als der Protagonist eines Tages auf ein technologisches Artefakt stößt, das ihm und seinen Mitmenschen vollkommen neue Entwicklungsoptionen ermöglichen würde, fällt er bei dem fortschrittsfeindlichen Regime in Ungnade. Zudem verliebt er sich in eine Feldarbeiterin und erträgt den Gedanken nicht länger, ihre Liebe mit dem Rest der Gesellschaft teilen zu müssen. So entscheidet er sich gemeinsam mit dieser Geliebten zur Flucht in die Wildnis, wo er durch Zufall auf die Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit stößt. Zum ersten Mal in seinem Leben liest er in einem alten Buch das für ihn vollkommen unverständliche Wort „Ich“.

Fortan will er lernen, den Sinn seiner Existenz einzig und allein aus der eigenen, nicht aber aus der Anstrengung anderer Menschen zu schöpfen.

Doch nach einer Weile begreift er letztendlich die Bedeutsamkeit dieses essenziellen Wortes und zieht die zentrale Schlussfolgerung, dass eine Gesellschaft, die den Einzelnen zum ständigen Verzicht zu Gunsten der Bedürfnisse anderer zwingt, im starken Widerspruch zu der natürlichen Beschaffenheit des Menschen als freiem und kreativen Wesen steht. So erkennt er, dass seine neugefundene Fähigkeit zum Empfinden von Liebe nicht etwa ein Resultat des gesellschaftlich angestrebten Gleichheitsideals ist, sondern eine Reaktion auf die individuelle Einzigartigkeit seiner Geliebten. Fortan will er lernen, den Sinn seiner Existenz einzig und allein aus der eigenen, nicht aber aus der Anstrengung anderer Menschen zu schöpfen. Er will frei und unabhängig auf der Grundlage seines eigenen rationalen Verstandes die Welt um sich herum erforschen und das eigene Schicksal ohne äußere Fremdeinflüsse gestalten können.

Rands Gedanken sind so aktuell wie nie zuvor

Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der jede Art des eigennützigen Handelns verteufelt und ein vollkommen falschverstandener Solidaritätsbegriff auf gefährliche Weise überhöht wird. Wer es wagt, sich gegen den Willen der Mehrheit zu äußern, muss mit der Willkür und dem Zorn seiner Mitmenschen rechnen. Wer sich nicht dem Kollektiv beugt und den Versuch unternimmt, für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit einzustehen, wird für diesen unerwünschten Widerstand mit aller Härte bestraft.

Die letzten zwei Monate haben allerdings gezeigt, dass immer mehr Menschen dazu bereit sind, sich mit demokratischen Mitteln gegen die ungerechtfertigten Freiheitseinschränkungen zu wehren. Es bleibt daher zu hoffen, dass Deutschland und der Rest der Welt aus ihrem ideologischen Schlaf erwachen wird und sich, ganz in der Tradition Ayn Rands, wieder zu einem sehnsuchtsvollen Leben in Freiheit bekennen, fernab vom gegenwärtigen Lebensgefühl der Angst und totalitären Zwangsaufopferung. Es ist Zeit, dass die Deutschen das heiligste aller Wörter wieder in ihrer Lebensphilosophie zu verwenden wissen: Ich.

 


»Ich schwöre bei meinem Leben und der Liebe zu ihm, dass ich niemals für einen anderen Menschen leben werde und von keinem Menschen verlange, dass er für mich lebt.«
– Ayn Rand