Kleine Schwester vs. großer Bruder – das große Apollo Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Selma gegen Simon. „Kleine Geschwister werden immer bevorteilt“ – „Nein, die Großen hacken immer nur auf den Kleinen rum!“ – Jeder, der eine Schwester oder einen Bruder hat wird diese Diskussion kennen. Wir tragen den Geschwister-Ur-Konflikt auf der virtuellen Bühne aus. Für wen fiebert ihr mit: Team Kleine-Schwester oder Team Großer-Bruder? 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder kleine Kröten noch große Spielzeugdiebe wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


Längere Beine, stärkere Arme und dann noch Abzocke – große Geschwister sind kein Zuckerschlecken

Von Selma Green | Ihr großen Geschwister habt auch ein Talent fürs Jammern – ja Simon, ich meine dich: Oh nein, die kleinen Geschwister sind so eine Last, das ist total unfair, und so weiter. Tja, und ich dachte, ich wäre die Königin des Dramas, ich hab mich wohl geirrt. Lieber Simon, lass mich hiermit eines klarstellen: Es scheint vielleicht so, als hätten wir Kleinen manchmal die besseren Karten, aber das stimmt so nicht. Wir jüngeren Geschwister haben es ganz und gar nicht besser, als ihr Großen es habt. Und ich weiß, wovon ich rede: Ich habe eine 2 Jahre ältere Schwester und kenne mich bestens damit aus, wie es als kleines Geschwisterchen so ist.

Angefangen damit, dass ich als kleiner Furz immer das machen wollte, was die Großen machen. “Wollen” und “können” sind nur leider zwei unterschiedliche Dinge. Beim Fangenspielen war ich mit meinen kurzen Beinchen immer langsamer als meine Schwester. Nur zu gut kann ich mich daran erinnern, dass meine Schwester gekonnt über alle Hindernisse sprang und allen Ästen auswich. Ich hatte oft den einen Stein oder den anderen Ast übersehen. Das war dann nicht so schön. Ihr Großen wisst ja gar nicht, wie frustrierend das manchmal sein kann. Es ist überhaupt nicht einfach zu ertragen, dass man nicht alles mitmachen kann, was die Großen machen.

Tja, und dazu kommt, dass ihr Großen uns jeden Blödsinn einreden könnt, und wir glauben es euch. Meine Schwester hat mich schon in einige Fallen tappen lassen. Als ich gerade einmal 4 Jahre alt war, bekam ich zum ersten Mal mein Taschengeld, einen 10-Euro-Schein. Gerade als ich verliebt auf meinen Geldschein blickend in unser Kinderzimmer taumelte, kam auch schon meine Schwester um die Ecke. Sie zeigte mir ein paar 5 Centstücke und eine Ein-Euro Münze: “Hey, Selma willst du das Geld tauschen? Guck mal, das hier ist genauso viel wert wie dein Schein, die Münzen sind sogar noch viel mehr wert”, gaukelte mir meine Schwester vor. Und weil in allen Kindergeschichten die Schatztruhen ja mit Münzen und nicht mit Papier gefüllt waren, sah der Tausch für mich wie ein voller Erfolg aus. Ich stolperte ahnungslos in ihre Falle und tauschte meine kostbaren 10 Euro gegen ein paar Münzen, mit denen ich mir nicht einmal ein Eis holen konnte.

Und ihr Großen heult jetzt rum, dass kleine Geschwister so anstrengend und nervig sind? Aber Simon weißt du was: das Theater kaufe ich euch Großen nicht ab. Im Ernst jetzt und ich verrats auch keinem weiter: In Wirklichkeit findet ihr Großen uns doch gar nicht so blöd. Uns kleine Geschwister kann man so richtig schön verarschen, und ihr habt immer jemanden zum Spielen. Gut, es besteht eine klitzekleine Möglichkeit, dass wir kleinen Geschwister manchmal, aber ganz selten, ein bisschen nervig sind. Aber Ihr Großen habt doch immer eine super Idee parat, wie ihr Euch wehren könnt.

Meine geliebte Schwester richtete mir zum Beispiel in einer Holzkiste ein kleines Bettchen her. Sie schmückte die Truhe mit Decken, Kissen und viel Liebe. “Selma willst du dich nicht hier reinlegen?”, sie lächelte mich an. Ich konnte es gar nicht glauben. Womit verdiente ich nur diese Ehre? Völlig aus dem Häuschen kletterte ich also in die Kiste und machte es mir gemütlich, und gerade als ich mein Köpfchen auf das Kissen abgelegt hatte – BAMM – flog auch schon der Deckel der Kiste zu. “Hallo?”, murmelte ich unsicher und drückte mit den Händen gegen den Deckel, doch der ging einfach nicht auf. So hat mich meine Schwester ruhig gekriegt, sie hat sich auf die Kiste gesetzt, sodass ich nicht mehr heraus kam. Ich sage nur so: Das waren hässliche 10 Minuten in der Kiste und danach war ich still.

Wir kleinen Geschwister müssen uns jeden Blödsinn von euch Großen gefallen lassen. Und klar, wir jüngeren Geschwister wissen, dass wir euch manchmal nerven, aber große Geschwister zu haben, ist verdammt kein Zuckerschlecken.


Älter, weiser, klüger: Warum ich gerne großer Bruder bin

Von Simon Ben Schumann | Ich geb‘s zu: Die Überschrift ist nicht ganz ernst gemeint, nur zu 99,95, nicht zu 100 Prozent. Du hast recht Selma, es hat eine Menge Vorteile, das ältere Geschwisterteil zu sein. Und ich genieße das, trotz des Ärgers den einem kleine Geschwister einbrocken. Meine kleine Schwester ist 3 Jahre jünger als ich. Das ist zwar keine große Alterslücke, aber sie macht sich bis heute bemerkbar.

Ich erinnere mich verschwommen daran, wie sie auf die Welt kam. Meine Eltern hatten schon damals zukünftige Differenzen unter Geschwistern geahnt. Und so bekam ich „von meiner Schwester“ zu ihrem nullten Geburtstag ein Playmobil-Set geschenkt. Damit war ich erstmal beruhigt. In den nächsten Monaten musste ich dafür aber ein unablässiges Schreien menschlichen Ursprungs aus dem Nachbarkinderzimmer aushalten. Das war nicht nur verdammt nervig, mein 3-jähriges Ich hatte bei den gruseligen Schreien auch noch Angst, dass meine Schwester nachts ersticken könnte. Schließlich wurde sie 24/7 per Babyfon abgehört. Mir wäre es verdammt peinlich, wenn meine Schwester herumerzählen könnte, wie ich so als Baby war und dass meine Eltern mein Zimmer verwanzt hatten. Das ist zum Glück nicht möglich – 1:0 für ältere Geschwister.

Als wir beide älter waren, ging es dann los: Geschwisterzoff. Und meine Schwester hatte allen Grund zum Beschweren. Als älteres Kind hat und darf man nämlich alles früher. Das fing mit mehr Spielzeug an – „voll unfair!“ – und ging mit längerem Aufbleiben weiter. Später kam ein Plus an Taschengeld dazu. Als ich mal eine Tabelle mit Taschengeldempfehlungen nach Altersgruppe in der Zeitung fand, zeigte ich sie triumphierend meinem Vater. Vor meiner Schwester versteckte ich das Teil aber lieber, um keinen Stress zu riskieren. Älter sein hat Vorteile.

Und das jünger-Sein eine ganze Menge des Gegenteils. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht ständig mit meiner Schwester verglichen wurde. Seien es das Ende der Babynahrung, das Seepferdchen (da war sie richtig sauer) oder die Einschulung: Meine Schwester war immer 3 Jahre später dran. „Und, kommst du auch bald in die Schule?“ muss eine unfassbar nervige Frage sein. Spätestens, wenn jemand mit „Und, willst du auch studieren?“ ankäme, würde ich ja austicken.

Kein Wunder, das Selma da anfängt rumzujammern und wütend mit dem Fuß aufstampft. Meine Schwester hat oft genug deutlich gemacht, was sie von diesen Benachteiligungen hält. Ich war ständig das Ziel von Sätzen wie: „Simon darf viel mehr als ich!“. Immer heißt es, dass wir Großen ja voll gemein sind und euch die Butter vom Brot klauen. Ja – das ein oder andere Mal habe ich meine kleine Schwester „veräppelt“. Einmal habe ich behauptet, sie müsse etwas abnehmen – natürlich aus Spaß. Danach war der Zank groß, meine Eltern sauer. Selma würde mir bestimmt vorwerfen, andere in die Magersucht zu treiben – dabei muss man sowas auch mal mit Humor nehmen! Schließlich werdet ihr sowieso immer mit Samthandschuhen angefasst.

Besser, dann schweigt man wie ein Grab und lässt eine Predigt der Eltern kommentarlos über sich ergehen. Ihr könnt ja eh kein Wässerchen trüben. Viele andere ältere Geschwister denken wohl, die Jungen seien arm dran oder hätten es besser. Da stimme ich auch teilweise zu. Denn die Jüngeren werden wirklich immer in Schutz genommen. Gab es einen Streit, war im Zweifel der Ältere (also ich) Schuld und „pubertierte“ mal wieder rum. Wenn was kaputt ging? Simon wars! Wenn meine Schwester mich geärgert hat und ich mich gewehrt habe? Simon war böse! Mit kleinen Geschwistern ist es doch immer dasselbe Spiel. 

Aber ehrlich gesagt habe ich damit kein Problem. Mit Alter kommt schließlich Weisheit, und die sagt: Halt auch mal die andere Wange hin. Deswegen bin ich gerne großer Bruder – aufgewachsen mit mehr Spielsachen, weniger Vergleichen, mehr Geld und der Möglichkeit, meiner Schwester nicht nur einen Riegel vorzuschieben, wenn sie frech wird, sondern im Fall der Fälle auch für sie da zu sein.


Überraschend ehrlich: Wie Robert Habeck unser Land zerstört

Von Oskar Fuchs | Wir alle kennen und lieben unseren Vizekanzler – vor allem für seine Ehrlichkeit. Kein anderer Politiker würde so offen zugeben, dass er es in fünf Tagen nicht geschafft hat seine Wäsche aufzuhängen und zehn Tage lang sein benutztes Geschirr rumstehen lässt. Robert Habeck ist der Mann der Müsli mit Wasser isst und seinen Müll nicht rausbringt. Aber er ist noch mehr. Er ist der erste und einzige Wirtschaftsminister, der nicht mal so tut, als würde er Ahnung von seinem Job haben.

Das stellte unser Minister der Herzen zuletzt so eindrucksvoll bei seinem Auftritt bei Maischberger zur Schau, dass er selbst Kritiker überraschte. Herr Habeck antwortete auf die Frage, ob er am Ende dieses Winters mit einer Insolvenzwelle rechnet, mit Nein. Wieso ist ganz einfach:  Er kann sich vorstellen, dass bestimmte Branchen „einfach erstmal aufhören zu produzieren, nicht insolvent werden“. Diese Antwort lässt selbst Frau Maischberger ratlos und entgeistert zurück – „Wenn ich aufhöre zu verkaufen, verdiene ich kein Geld mehr, dann muss ich Insolvenz anmelden nach zwei Monaten, wenn ich´s nicht getan habe, habe ich [die] Insolvenz verschleppt“. Aber Herr Habeck bleibt in seiner ganz eigenen Wirtschaftswelt. Wenn es nach ihm geht, kann es sein dass sich bestimmte Geschäfte nicht mehr rentieren und die dann eingestellt werden, aber vielleicht können sie später einfach wieder aufgenommen werden – „kann ja sein“.

Es ist schon erstaunlich, dass unser Wirtschaftsminister scheinbar von Niemandem auf seinen Auftritt vorbereitet oder in irgendeiner Art gebrieft wurde, wie das mit der Inflation und der Wirtschaft funktioniert. Sonst hätte er einen solchen Unsinn mit Sicherheit nicht im Fernsehen breitgetreten. Mindestens genauso überraschend ist allerdings, dass es weiterhin Menschen gibt, die die kühnen Verrenkungen seines Verstandes noch verteidigen. Einige Leute scheinen bereit ihren gesunden Menschenverstand völlig zu verleugnen, nur damit die Ideologie von Herrn Habeck und seine grünen Gefährten keinen Kratzer abbekommt.

Ich möchte mir nicht ausmalen, was ein Bäcker, Handwerker oder sonstiger Unternehmer – die hart arbeitende, steuerzahlende Bevölkerung – gedacht hat, der diese Talkshow verfolgte. Ihm steht vor Augen, was der Staat den (Klein-)Unternehmen alles zumutet:  Künstlich explodierende Energiepreise, jedes Jahr zig neue Berichtspflichten und dann soll durch die Wirtschaft nebenbei auch noch die Integration von rund einer Millionen nicht ausgebildeten Migranten erfolgen. Bei der Wahl neuer Arbeitskräfte soll man dann bitte divers vorgehen – einer anderthalb Meter großen Frau bei der Bewerbung als Maurer abzusagen, sollte man vermeiden. Sonst hat man bald Verbandsklagen durch die Antidiskriminierungsbeauftragte vor der Brust. Gleichzeitig muss man nachvollziehen können, was wann und wo mit den Rohstoffen, die man bezieht, passiert ist und ob nicht doch irgendwann mal Kinderhände in die Rohstoffgewinnung verwickelt waren.

Und dann kommt der Wirtschaftsminister daher und trifft am Montag eine Entscheidung, die Dein Unternehmen an den Rand der Insolvenz bringt. Am Dienstag setzt er sich dann in eine Talkshow und meint, wer finanzielle Probleme bekommt, solle einfach zeitweise den Betrieb einstellen. Für jeden hart arbeitenden – und logisch denkenden Menschen – ein absoluter Schlag ins Gesicht.

Die Grünen scheint das Schicksal der Arbeiter und Unternehmer wenig zu berühren – wenig überraschend. Aber eins möchte ich ihnen doch zu bedenken geben: In einem Land wo Rentner nicht durch Versicherungsbezüge sondern mit Pfandflaschen über die Runden kommen, einem Land in dem die Wirtschaft am Boden liegt und Insolvenzen wie Pilze aus dem Boden schießen, einem Land wo die grundlegenden Versorgungsengpässe für immer mehr soziale Spannungen sorgen und zügellose Migration in die Sozialsysteme jeden Anreiz selbst Wohlstand zu erzeugen verschwinden lassen, da wird sich niemand fürs Gendern, Frauenquoten oder die Einhaltung von Klimazielen interessieren.

Und genau das ist der Punkt, an dem man vielleicht wieder etwas Hoffnung schöpfen kann. Bisher konnte man beim Blick auf die deutschen Wähler vielleicht sogar sagen „verdient“, immerhin haben bei der letzten Bundestagswahl rund 15 Prozent der Bevölkerung die Grünen und rund 26 Prozent die SPD gewählt. Das könnte sich nach Auftritten wie dem von Herrn Habeck gepaart mit der Strom- und Gaskrise vielleicht etwas verändern. Immerhin offenbart unsere grüne Führungsspitze grade sehr offen und verständlich, wie inkompetent und desaströs sie ist.

 


Das Olympia-Attentat und das Versagen des deutschen Staates

Von Selma Green und Boris Cherny | Die Mädchen wedeln fröhlich singend mit Blumensträußen und tanzen gemeinsam mit den Jungen Hora, das Publikum klatscht begeistert. Hunderte weiße Tauben füllen das Stadion und aus den Lautsprechern schallt es: ”Tauben fliegt und kündet auch ihr davon, dass die Spiele in München eröffnet sind.” Die Eröffnung der Olympischen Spiele 1972 versprachen eine heitere und bunte Zeit. Die Bundesrepublik wollte sich von ihrer Schokoladenseite zeigen, denn es waren die ersten Olympischen Spiele, die nach 1936 in Deutschland stattfanden. Doch das gelang leider nicht. Nur wenige Tage nach der Eröffnung der Spiele stand die ganze Bundesrepublik still vor Entsetzen.

 

Die Tragödie von Olympia 

Am frühen Morgen des 5. September brachen palästinensischen Terroristen des “Schwarzen Septembers“ in das Olympia-Dorf ein. Die Terroristen stürmten die Wohnung israelischer Sportler und hielten elf der jungen israelischen Sportler als Geiseln. Bereits nach wenigen Minuten versuchte einer der israelischen Ringer, als erster zu fliehen, und rannte an den Terroristen vorbei durch den Flur, die Treppe hinunter in die Tiefgarage. In der Wohnung brach ein Chaos aus. Moshe Weinberg, der Betreuer der Ringer und frischgebackener Vater, griff bei dem Fluchtversuch seines Kammeradens zu der Waffe seines Entführers und lenkte so das Feuer der Terroristen auf sich. In einem Kugelhagel musste Moshe Weinberg mit seinem Leben bezahlen und rettete damit das seines Kollegen. Die Terroristen legten wie eine Opfergabe den leblosen Körper von Moshe Weinberg zur Schau vor die Tür des Quartiers. Auch der israelische Gewichtheber Josef Romano nutzte seine Chance und griff einen Terroristen mit einem Küchenmesser an. Auch Romano fing sich eine Kugel ein. Erbarmungslos ließen ihn die Terroristen vor den Augen seiner neun Kameraden verbluten.

Erst drei Stunden nach der Ermordung der beiden israelischen Sportler begann eine erste Verhandlung mit den Terroristen. Die forderten die Freilassung von 234 in Israel inhaftierten “Palästinensern” und der RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof im Austausch mit den Leben der Geiseln, außerdem ein Passagierflugzeug für ihre eigene Ausreise. Die Israelische Regierung lehnte die Freilassung ab, bot der Bundesregierung jedoch an, Spezialeinheiten aus Israel kommen zu lassen. Die Bundesregierung wiederum lehnte dieses Angebot Israels ab. Die Verhandlungen endeten ohne Erfolg, lediglich die Ablaufzeit des Ultimatums konnte verlängert werden. Jetzt war das Eingreifen der Polizei gefragt. Doch es war der Beginn einer Reihe fataler Fehler – ein einziges Staatsversagen.

Um 16:30 begann der erste Befreiungsversuch der Geiseln. Polizisten, verkleidet als Sportler, umzingelten die Wohnung der Geiseln über das Dach, bereit hereinzustürmen und die Terroristen zu überwältigen. Tja, nur hatte jemand vergessen, den Terroristen vorher den Strom  abzudrehen, denn das ganze wurde gefilmt und war live auf der ganzen Welt im Fernsehen zu verfolgen, natürlich auch für die Geiselnehmer. Außerdem versammelten sich Schaulustige vor dem Haus.

 

Deutsche Behörden begingen fatale Fehler

So scheiterte die erste Befreiungsaktion. Wieder verhandelte man. Nun forderten die Geiselnehmer freies Geleit mit einem Flugzeug nach Kairo. Die Polizei ging scheinbar auf die Forderungen ein, und wollte die Entführer am Flughafen abfangen. Vorher mussten die Terroristen allerdings erst dorthin transportiert werden. Während diesem Vorgang müssten sie die Tiefgarage der Athletenunterkunft durchqueren. Die Polizei hoffte in dem verwinkelten Gang einen Hinterhalt organisieren zu können. Der Anführer der Terroristen ging allerdings den vereinbarten Weg vorher mit dem Polizeipräsidenten Münchens, Manfred Gerber, ab. Der Rädelsführer erkannte die Pläne der Polizei sofort, und stellte klar, dass er diesen Weg nicht benutzen würde. Stattdessen wurden die Terroristen samt Geiseln durch einen für sie sicheren Weg zu den Hubschraubern eskortiert, die sie zum Fliegerhorst Fürstenfeldbruck bringen sollten, wo eine Boeing bereitstand. Die Besatzung des Flugzeugs bestand ausschließlich aus getarnten Polizisten. Diese sollten die Geiselnahme im Flugzeug stoppen. Doch kurz vor der Landung der Hubschrauber in Fürstenfeldbruck, sahen die beteiligten Polizisten aufgrund von mangelnder Ausrüstung den Einsatz als hoffnungslos an. Ohne sich vorher mit höheren Stellen zu beratschlagen, brachen sie den Einsatz eigenmächtig ab, und verließen die Boeing.

Nachdem die Entführer das bereitgestellte Flugzeug leer vorgefunden hatten, kehrten sie gegen 22:35 zu den abgestellten Hubschraubern zurück, wo die Geiseln gefesselt lagen. Fünf Scharfschützen der Polizei eröffneten, auf Befehl des bayrischen Innenministers, das Feuer. Ein zweistündiges Feuergefecht entbrannte. Zwei der Geiselnehmer starben. Die desaströse Einsatzplanung der Polizei hatte zur Folge, dass die Polizisten nicht mal über Funk miteinander verbunden waren. Sie standen sich oft gegenseitig in der Schusslinie. Zusätzlich konnten die für diese Situation nicht ausgebildeten Streifenpolizisten die Geiselnehmer nicht wirklich beschießen, ohne gleichzeitig die Geiseln selbst zu gefährden. Außerdem stand die zu spät angeforderte Verstärkung im Stau.

Als gegen 24 Uhr die Situation durch eintreffende Panzerwägen für die fünf verbliebenen Terroristen ausweglos zu werden schien, entschieden sie sich ihre Geiseln zu töten. Nachdem ein Terrorist die Geiseln in einem der Hubschrauber getötet hatte, schafften es die Scharfschützen schließlich, ihn und zwei weitere Terroristen zu töten, die weiteren drei Geiselnehmer ließen sich von der Polizei festnehmen. Die allgemeine Bilanz war trotzdem katastrophal. Die Geiseln im zweiten Hubschrauber waren schon im Laufe des Feuergefechts getötet worden, die genauen Umstände sind umstritten. Alle neun Geiseln waren somit dem palästinensischen Terror zum Opfer gefallen. Ein Polizist wurde durch einen Querschläger tödlich getroffen, ein Weiterer durch andere Polizisten irrtümlich für einen Geiselnehmer gehalten, und schwer verletzt. Elf junge israelische Sportler verloren an diesem Tag ihr Leben – Kinder ihre Väter und Frauen ihre Männer.

Umso schockierender ist es, dass die drei verhafteten Terroristen nur Tage später wieder freigelassen wurden. Palästinensische Terroristen entführten den Lufthansa-Flug 615, mit dem Namen „Kiel“, um die Attentäter aus München freizupressen. Nach der desaströsen Rettungsaktion, entschieden sich die westdeutschen Behörden, den Forderungen der Terroristen ohne Gegenwehr nachzugeben. Die Mörder der elf jungen Israelis kamen frei. Muammar al-Gaddafi gewährte den Attentätern in Lybien Asyl. 

 

Deutschland hat eine Verantwortung

Die fehlende juristische Aufarbeitung und die Inkompetenz der deutschen Polizei belasteten das neugewonnene Vertrauen Israels zu Deutschland stark. Nachdem die letzte Olympiade in Deutschland unter dem Zeichen des antisemitischen, nationalsozialistischen Regimes gestanden hatte, mussten im Jahr 1972 wieder unschuldige Juden in der Bundesrepublik sterben. Dabei müsste sich gerade die Bundesrepublik der besonderen Verantwortung gegenüber den Juden und Israel bewusst gewesen sein. Die palästinensischen Terroristen haben damals in München gewonnen. Das Staatsversagen beim Olympia Attentat stand im weltweiten Fokus und spätestens ab diesem Zeitpunkt hätte man es sich in der Bundesrepublik Deutschland zum Ziel gemacht haben sollen, die Angehörigen rechtmäßig zu entschädigen und jeglichen Antisemitismus in Deutschland zu bekämpfen. Stattdessen lässt Kanzler Scholz zu, dass ein Mahmud Abbas auf deutschem Boden offen antisemitische Parolen skandiert.

Auch jetzt, 50 Jahre später, dürfen terroristischen palästinensischen Organisationen, wie der Schwarze September, im Kampf gegen Israel keinesfalls erfolgreich sein – dafür steht auch Deutschland in der Verantwortung.

 

Bild: Dr. Avishai Teicher via Wikimedia Commons (Lizenz)


Kampf um Berlin – das große Apollo Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Berlin-Basher Roland gegen Lokalpatriot Jerome. Ist Berlin wirklich die Schandstadt für die sie immer gehalten wird oder ist unsere Hauptstadt doch nicht so schlecht, wie Nicht-Berliner behaupten? Für wen fiebert ihr mit: Team Berlin oder Team Hauptstadtslum? 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder verbitterte Berlin-Hasser noch voreingenommene Hauptstadtkinder wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


In Berlin regiert der Wahnsinn!

Von Max Roland | Als Jerome fragte, wer sich denn mit ihm um „meen Berlin“ battlen wollte, konnte ich nicht Nein sagen – das Moloch an der Spree zu kritisieren, ist wie ein Elfmeter ohne Torwart. 

Fangen wir mit dem Namen „Berlin“ an. Die Berliner glauben gerne, dass der Name etwas mit dem Bär zu tun hat, der ihr Stadtwappen ziert. Tatsächlich kommt der Name aber von einem altslawischen Wort für „Sumpf“. Einen passenderen Stadtnamen könnte es für diese Stadt nicht geben: Denn Berlin ist wirklich ein Sumpf. Mitten in Brandenburg – also in der Mitte des Nichts – liegt diese Stadt, die eigentlich nichts weiter als das historische Überbleibsel einer anderen Zeit ist. Früher war Berlin mal die zentral liegende Hauptstadt Preußens und des des deutschen Reiches. Doch die Zeiten sind vorbei. Jetzt ist Berlin ein seltsamer Fleck im Osten, der von anderen deutschen Städten wie München, Frankfurt oder Hamburg weit entfernt liegt. Selbst nach Dresden brauchst du zwei Stunden mit dem Auto. Mitten ins märkische Nirgendwo haben wir uns also nach 1990 die Hauptstadt gepflanzt. Toll. 

Berlin hat einen viel zu guten Ruf

Der Sowjetchef Nikita Chruschtschow nannte Berlin gern den „Hoden des Westens. Jedes mal, wenn wir ihn drücken, heulen die Vereinigten Staaten auf“. Je länger ich über diese seltsame Äußerung nachdenke, desto mehr stimmt sie, finde ich. Berlin ist wirklich ein Hoden – überall stinkt es nach Sack und die Wichser sind auch nicht weit. Ich bin Anfang August nach Berlin gekommen und habe, glaube ich, noch keinen freundlichen Menschen in dieser gottverlassenen Stadt getroffen. Vielleicht liegt das am Dialekt, der so passiv-aggressiv klingt, dass selbst der unfreundlichste Badener oder der verstimmteste Sachse im Vergleich wie ein Engel wirkt. Wer sich das Wetter hier anguckt, versteht allerdings, warum die Berliner so sind – selbst unter Norddeutschen, die ja so manches „Schietwetter“ gewohnt sind, warnt man sich vor dem grau-nassen Berlin

Aus mir völlig unerklärlichen Gründen hat Berlin einen viel zu guten Ruf. Gefühlt mein halber Abi-Jahrgang ist nach Berlin gezogen, wie hunderttausende junge Leute auch. Die Zugezogenen sind aber fast noch unerträglicher als die Ur-Berliner. Während der deutschen Teilung zogen alle möglichen Gesellschaftsversager nach (West-) Berlin: Linksalternative Hippies, Wehr- und Sozialdienstverweigerer, bis zu RAF-Terrorist Andres Baader. Der wollte, wie so viele nach Berlin ziehende Versager, Künstler werden (da das nicht klappte, wurde er zu einem kommunistischen Bombenleger – Berlin verändert dich halt). Um Geld musste sich Berlin nie Gedanken machen – das „Schaufenster des Westens“ hinter dem Eisernen Vorhang wurde immer üppig subventioniert. Diese Gratismentalität hat man in Berlin nur nie abgelegt. Die Stadt Berlin, die auch Bundesland ist, steht mit 60 Milliarden in der Kreide und schafft es dennoch, Abermilliarden zu verbrennen – und wofür eigentlich? In die öffentliche Sicherheit oder die Verbesserung der Straßen wird es jedenfalls nicht gesteckt. 

Berlins Versagen an so vielen Stellen ist offensichtlich. Der Flughafen BER mit seiner Bau-Geschichte ist das bizarrste Symbol der Überforderung – das Versagen der Integrationsbemühungen ist ebenso offensichtlich wie das unheimliche Wuchern der organisierten Kriminalität. Asoziale und übergriffige Drogendealer im Görlitzer Park bekämpft die Stadt mit „Informationszelten“ – kein Witz. Davon ab sorgt sich die örtliche kreuzberger Politik um die vermeintlich rassistische Stigmatisierung der meist schwarzen Dealer. Berlin ist ein linksgrünes Luftschloss, in dem sich die Politik völlig von der Realität verabschiedet hat. Dass in der Stadt der Mauertoten und der SED-Diktatur eben jene SED, heute in „die Linke“ umbenannt, seit Jahren regiert, setzt dem Wahnsinn wirklich die Krone auf.

„Reichshauptslum“ – nicht ohne Grund

Berlin ist wie einer seiner stereotypen Bewohner:  Der blauhaarige, linksradikale Student, der Gender Studies oder soziale Arbeit studiert, nie gearbeitet hat und seine konservativen Boomer-Eltern zwar verachtet, ihre 2000 Euro im Monat aber trotzdem entgegennimmt.  In diesem Fall sind Bayern und Baden-Württemberg die konservativen Boomer-Eltern, die den ganzen linksradikalen Bumms in dieser Stadt finanzieren (müssen) – Länderfinanzausgleich sei dank.  Geld verdienen ist hier nicht. Als Google in Berlin-Kreuzberg einen Start-up-Campus eröffnen wollte, protestierten die linksradikalen Anwohner und besetzten das Gebäude. Google gab nach. Statt einer Jobschmiede entsteht dort jetzt ein „Haus des sozialen Engagements“. Besser kann man diese Stadt nicht beschreiben – Linksradikale verhindern Wirtschaftswachstum und bauen stattdessen lieber einen Hotspot, der das Geld anderer Leute verteilt. 

Trotz üppiger Zuwendungen aus Süddeutschland, Hessen oder Hamburg (wo man übrigens zeigt, wie man Stadtstaat besser macht), ist Berlin fast ein Entwicklungsland. Mit seinem Drogen- und Obdachlosenproblem, dass irgendwie auch keiner richtig zu lösen vermag, erinnern weite Teile der Stadt ans Frankfurter Bahnhofsviertel. Das Internet ist in Albanien um welten besser – und das ist keine Übertreibung. Und wehe, jemand will mal ein Haus sanieren! Dann kommen ungeduschte linksradikale und besetzen das Gebäude – nicht, dass sich hier noch was verbessert! Nicht ohne Grund hat Berlin den wenig charmanten Spitznamen „Reichshauptslum“. 

Die Sicherheitspolitik wirkt jedenfalls wie aus der Favela – Berlin dürfte die einzige Stadt der Welt sein, in der ein führender Clan-Krimineller die 27. Duldung erhält, anstatt abgeschoben zu werden. Die Kriminalitätsrate ist extrem hoch, die berühmt-berüchtigte U-Bahn-Linie 8 gleicht eher Kabul 2001 als einer zentralen Verkehrsachse in einer europäischen Hauptstadt. Die Einzigen, die die harte Hand der Berliner Justiz gnadenlos zu spüren bekommen, sind zu-schnell-Fahrer oder Falschparker. Währenddessen ereignen sich, statistisch gesehen, jede Stunde 55 Verbrechen in Berlin. Ein Rot-Rot-Grüner Senat tut dagegen freilich nichts – öffentliche Sicherheit ist eben nicht progressiv genug für Berlin. 

Ich gebe gerne zu: Als junger Mensch kann man hier viel Spaß haben. Aber das war’s auch. Berlin ist eine Stadt, die von innen heraus vergammelt – und niemand tut etwas. Im Gegenteil – dieser Verwesungsgeruch wird uns noch als „Charme“ oder „Sexy“ verkauft.  Berlin – und dieser Spruch ist für dich, Jerome –  ist irgendwie wie sein zweitbester Fußballclub Hertha BSC. Der wollte vergangene Saison als „Big City Club“ ganz groß rauskommen, auf Augenhöhe mit Clubs wie Arsenal London oder Real Madrid stehen und verbrannte dafür Millionen. Am Ende stieg man fast in die zweite Liga ab. Arrogant, aber quasi zweitklassig – dit is Berlin.


Goodbye Langeweile, Wilkommen in der Hauptstadt!

Von Jerome Wnuk | So Roland, erstmal herzlich Willkommen und Glückwunsch, dass du’s jetzt auch endlich hier nach Berlin geschafft hast. Hat ja nen´ bisschen gedauert bis auch du dich endlich mal aus deinem verschlafenen Fischerdorf getraut hast. Du wirst schon noch einsehen, dass du in der aufregendsten Stadt der Welt angekommen bist. 

Und bis auf ein paar komische Angewohnheiten, die scheinbar noch aus deiner traumatischen Zeit aus Bremen kommen, hast du dich in der kurzen Zeit ja auch ganz gut assimiliert, find ich. Über dein regelmäßiges E-Roller fahren (und die Tatsache, dass du dabei aussiehst, als wär das Ding nur für dich gemacht worden) werd ich jetzt mal hinwegsehen – darüber können wir ja nochmal sprechen.

 

Bei uns geht immer die Post ab!

Mir ist gänzlich unerklärlich, warum du jetzt schon wieder was zu meckern hast. Gut, generelle Unzufriedenheit wird euch lebensverneinenden Norddeutschen ja nachgesagt, aber komm schon, du genießt das hier in echt doch schon. Dat seh ick in deinem griesgrämigen Blick und den zusammengekniffenen Augen. Warum dann also motzen? Sieh´s doch mal so: 

Endlich ist dein langweiliges Leben außerhalb der Hauptstadt vorbei – das Kapitel, nur Schnee von Vorgestern mitzubekommen ist beendet. Jetzt bist du inmitten des Geschehens. „Genau im Mittelpunkt der Welt, hat dich der Herr Gott hingestellt“ besingt Hildegard Knef unsere Hauptstadt – und was die Dame da singt, das stimmt. Glaub mir. 

In Berlin ist jeder und alles. Und ja, das heißt natürlich auch viele Bekloppte – aber alles was cool ist, kommt eben auch aus Berlin oder ist in Berlin. An uns geht kein Trend vorbei – die verrückten und die guten. Jede wichtige Persönlichkeit hat hier schonmal ihre Zeit verbracht – die ganze Welt war schon mal hier. Denn ohne uns wär nicht viel los, auch wenn du dir das nicht eingestehen möchtest. 

Jeder der in Berlin war bestätigt den einzigartigen Charme der Stadt. Berlin kann verdammt hässlich sein, strotz aber gleichzeitig nur so vor Kultur und Kunst. Wir sind Museumshauptstadt, keine Stadt der Welt hat so eine Künstler- und Kulturszene wie wir – Straßenkünstler, freie, unabhängige Ateliers, das vielleicht berühmt-berüchtigte Nachtleben Europas. Berlin ist ein Erlebnis, die Achterbahnfahrt unter den Städten. Jeder Bezirk ist wie eine eigene Welt. Du kannst Berlin niemals ganz entdecken, egal wie lange du hier lebst – irgendwo gibt immer etwas Neues. 

Berlin verbindet tausende Kulturen in einer Stadt

Bei uns kannst du morgens schick französisch frühstücken im Prenzlberg, Mittags wie ein echter Berliner Original Currywurst snacken und Abends Köfte wie in Istanbul essen. Eine Bahn Fahrt reicht um von Berlin nach Bagdad, von Istanbul nach Klein-Vietnam und nach Bangladesh zu reisen. In der Bahn sitzen Ossis neben Arabern und Türken neben Prenzlberger Öko-Tanten – das gibts nur in Berlin.

Und auch wenn das, zugegebenermaßen, einige Problem mitbringt, eine solche Möglichkeit andere Kulturen kennenzulernen hat man nur in Berlin. Und: (über den Wahnsinn) soviel Lachen wie hier, kannst du auch nirgendwo anders. Du beklagst dich zwar immer mit deinem „Ich kann nicht mehr“, wenn du mal wieder was skurriles gesehen hast, aber lachst dich heimlich jedes mal schlapp. Wat haste denn in Bremen zum Lachen? Die Stadtmusikanten und Fischkutter geben nicht viel her. Aber das was an Berlin elendige ist, habt ihr dort auch. 

Bei euch ist man froh, wenn man als Abwechslung vom Dauer-Fisch irgendwo auch mal eine schlechte Pizza herbekommt.  Als Berliner kannst du von Schawarma bis Chai-Latte alles haben. Kulinarisch lernt man hier nie aus Roland. Dann kannst du auch mal was anderes essen als pure Avocados. 

Dazu ist die Stadt grün: wir haben tausende Parks, Seen und Spielplätze. Entspannen an der Spree, im Gras liegen am Tempelhofer Feld – hier alles drin. Das Beste an der Stadt sind aber immer noch die Berliner selbst. Wir mögen zwar auf den ersten, vielleicht auch noch auf dem zweiten Blick, ein bisschen kantig und unmotiviert sein, aber innerlich sind wir sehr herzlich. Außerdem hält uns Berliner nichts auf, wir sind tough, kämpferisch, authentisch – Berliner Schnauze halt. Wir wissen wie wir mit der Welt umgehen müssen, sind unbeeindruckbar. 

Berlin kann man also durchaus in sein Herz schließen, Roland. Vermutlich tust du es auch bald. Natürlich ist es eine Hass-Liebe die man zu seiner Stadt hat, aber irgendwie ist jeder Berliner im Herzen Lokalpatriot- warte mal nen paar Wochen dann spürst du’s auch Roland. 

Peter Fox, ein Idol meiner Jugend, fasst es eigentlich perfekt zusammen: „Und ich weiß, ob ich will oder nicht. Dass ich dich zum Atmen brauch.“ 


Jura vs. Psychologie – das große Apollo-Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Psycho-Tante Pauline gegen Paragraphenreiter Simon. Für wen fiebert ihr mit: Team Freud oder Team Justizia? 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder schnöselige Polo-Juristen noch verrückte Freudianer wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


Lieber Gutmenschen, als Rowdys in Cordhosen

Von Pauline Schwarz | Wenn man endlich sein Abiturzeugnis in der Hand hält und nicht zur Sorte Genderstudies, Politikwissenschaft oder Ausdruckstanz gehört, stellt sich jedem Hochschulanwärter die eine große Frage: Was kann ich studieren, um – Achtung, Raubtierkapitalismus – irgendwann mal ordentlich Knete zu verdienen. Mein erster Gedanke war damals: Studiere ich doch einfach Jura. Dann kann ich so eine fiese, gewiefte Anwältin werden, wie die aus dem Fernsehen. Aber von dem Gedanken bin ich nach dem Gespräch mit einer echten Anwältin dann zum Glück doch wieder abgekommen – Hollywood hat mit dem echten Anwaltsberuf nämlich nicht so viel zu tun. Simon hat das leider nicht rechtzeitig gerafft. Der hat so viel Suits geguckt, dass er sich selbst schon mit Anzug und einer sexy Sekretärin auf dem Beifahrersitz seines Ferraris durch den Ruhrpott rasen sah. Jetzt hat er den Salat. Er ist zwischen Segelschuhen, endlosen Paragraphenlisten und geschwärzten Bibliotheksbüchern gefangen.

In Cordhose und Polo-Shirt an die Bücher-Front

Ich will ja gar nicht behaupten, dass die Psychologie-Studenten besonders sympathische Menschen sind – ich habe mich schon oft gefragt, ob der Kommilitone neben mir wirklich Psychologie studiert oder doch nur aus dem Behandlungszentrum gegenüber ausgebüchst ist. Aber immerhin sind sie nicht so verrückt zu denken, dass ein um die Schultern gebundener Pullover stylisch aussieht. Bei uns trägt vielleicht der ein oder andere Mann Nagellack, ich gebs ja zu, aber wenigstens sieht er nicht aus, als hätte er die Golfklamotten seines Opas geklaut. Simon habe ich zwar noch nicht mit Cordhose oder Krokodilhemdchen erwischt, aber ich glaube der tarnt sich bei unseren Apollo treffen. Abends, wenn keiner hinsieht, schlüpft der bestimmt heimlich in seinen Polo-Schlaf-Anzug und atmet dann erstmal kräftig durch.

Abgesehen vom Spießer-Style, macht die Juristen aber vor allem eines unangenehm: Das Hauen und Stechen um die besten Noten. Wenn man bei den Psychologen irgendein Problem hat, muss man nur einmal in den Uni-Chat schreiben und schon melden sich zehn Leute, die bereit sind ihr Leben zu opfern, nur um dir zu helfen. Rein menschlich ist das zwar ein bisschen komisch, aber es ist verdammt praktisch. Ohne die tausend Unterlagen, Scripte, Bücher und Tipps, die ich schon von meinen Kommilitonen bekommen habe, hätte ich an der ein oder anderen Stelle in meinem Studium echt alt ausgesehen. Bei den Juristen ist das anders – denn die lassen sich gegenseitig absichtlich alt aussehen.

 

Fraktion Ellenbogen – Und wir sind die verrückten?

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie oft Simon schon keuchend und mit ausgefahrenen Ellenbogen in die Bibliothek gestürmt ist, um als erster an den begehrten Lehrbüchern oder Gesetzestexten zu sein, nur um dann vor einem Buch zu stehen, bei dem die wichtigen Seiten fehlen – sofern er es überhaupt findet, es also grade kein anderer versteckt hat. Die Juristen lassen nämlich nicht nur Bücher verschwinden, sie rupfen ganze Seiten heraus oder schwärzen wichtige Stellen, nur um zu verhindern, dass die anderen gute Noten bekommen. Wenn man den Prototyp des „Kollegenschweins“ suchen würde, würde man hier einen ganzen Vorlesungssaal voll finden. Da sind mir die alten Psycho-Gutmenschen, die mir ihr Buch schenken und extra noch wichtige Stellen markieren, doch ein bisschen lieber.

Den Jura-Studenten fällt immer eine neue Gemeinheit ein – und da ist der Simon keine Ausnahme. Ich meine der verbreitet bei Apollo einfach gnadenlos das Gerücht, ich würde auf Chia-Samen stehen. Der klaut bestimmt auch Erstsemestern ihre Bücher, einfach nur, um die Kleinen weinen zu sehen und sich dabei schadenfroh ins Fäustchen zu lachen. Aber hey, vielleicht brauch man auch einfach genau dieses grausame Gen, um ein richtig guter Anwalt zu werden. Dieses Gefühl habe ich zumindest manchmal, wenn ich mir die aktuelle Gesetzgebung anschaue – wie heißt das noch? Justizia ist blind? Das würde ich aktuell unterschreiben. 

Lieber Simon, wenn du das nächste mal vor den irren Psychologen warnen willst, denk daran: Deine Sippschaft hat nicht nur einen schlechten Klamottengeschmack und einen Hang zu kriminellem Bibliotheks-Verhalten. Einige deiner Kollegen behalten zwar die Ellenbogen, vergessen nach dem Studium aber sämtliche Rechtsgrundsätze. Also: Wer ist jetzt der Verrückte hier?


Lieber Paragraphenreiten, als Psycho-Spiele 

Von Simon Ben Schumann | In Deutschland werden immer mehr Psychologen gebraucht – und das besonders jetzt nach der Corona-Pandemie. Für Pauline ist das der Jackpot, denn sie profitiert vom psychischen Leid der Menschen. Jeder Depressive oder Verrückte, bedeutet für sie ein lukratives Geschäft – mit einer eigenen Praxis in Berlin-Kreuzberg, könnte sie dementsprechend Millionen machen. Und dabei wünsche ich ihr in Zukunft natürlich alles Gute, will sie aber auch warnen. Wenn ich mir die Psychologen von früher und heute mal genauer anschaue, frage ich mich oft wer hier eigentlich der Patient ist. Nicht das Pauline noch die Stühle wechselt. 


Stanford-Prison-Experiment & Co.: „Homo sapiens“ als Versuchstier

Als staubtrockener Jurastudent muss ich mich in Zurückhaltung üben. Ehrlich: Ich hab Angst vor der Psycho-Expertin Pauline. Da ich mich ein bisschen mit Verhaltensanalyse beschäftigt habe weiß ich, dass man schon aus Kleinigkeiten viel schließen kann. Was kann eine studierte Mentalistin dann erst herausfinden? Pauline kommt bei den Apollo-Treffen wahrscheinlich in den Raum und verteilt erstmal überall Diagnosen – da muss man verdammt aufpassen was man sagt und wie man sich benimmt, sonst hat man gleich ein „Mutter-Problem“, ist ein „Narzist“ oder sollte aus irgendwelchen anderen Gründen auf die Couch. Eine Psychologin sollte man nicht verärgern, sonst hast du einmal an der falschen Stelle gelacht – und schon heißt es: „Leute, Simon ist ein Psychopath!!“ 

Außerdem hatte ich Psychologie mehrere Jahre in der Schule und was mir im Kopf blieb: Als Freud-Verehrer schreckt man nicht vor brutalen Experimenten zurück. Solange der Versuchsaufbau stimmt, ist alles erlaubt. So wurden im Stanford-Prison-Experiment von der Straße aufgegabelte Probanden in „Wärter“ und „Gefangene“ eingeteilt und ins „Gefängnis“ gesteckt. Während des Unterrichts dachte ich: Wird schon schiefgegangen sein. Leider war das Gegenteil der Fall. Irgendwie hat man es geschafft, das Experiment so aufzubauen, dass sich alle gegenseitig fertigmachten. Kein Wunder: Die „Wärter“ blieben durch Sonnenbrillen und Einheitskleidung anonym. „Gefangene“ hatten nur Krankenhaus-Oberteile an, die Zellen waren viel zu kein. Drakonische Maßregelungen durch die Wärter, Aufstände der Gefangenen und so weiter waren an der Tagesordnung.

Auch das Milgram-Experiment – in dem Menschen viel zu hohe Stromschläge verpasst wurden – ist erschreckend. Ob Pauline regelmäßig mit einem Taser durch die S-Bahn geht, um Fahrgäste auf Schockempfindlichkeit zu testen? Ich hoffe nicht. Aber wenn wir schon im Unterricht mit solchen „Versuchen“ konfrontiert wurden, wie ist das erst im Studium? Als Jurist muss man auswendig lernen, aber keinem eine Pille unters Essen mischen und gucken, was passiert. 

Lieber Staatsexamen als Versuchsperson

Ein guter Bekannter von mir studiert auch Psychologie und er muss regelmäßig in mehrtägige „Blockseminare“ zu irgendwelchen verrückten Themen. Ein Blockseminar über „Strafrecht – Besonderer Teil: Vermögensdelikte“? Gibt’s Gott sei Dank nicht. Ich bräuchte danach ein Anti-Aggressions-Training. Außerdem müssen wir uns weder als Versuchspersonen zur Verfügung stellen, noch Bachelor- und Masterarbeit schreiben, auch wenn die Examina „hard work“ sind. Als Juristen können wir aber wenigstens dafür sorgen, dass bei einem „Autounfall-Experiment“ für Paulines Promotion niemand verklagt werden kann. Und als Notar braucht man bei einer Testamentsverfügung höchstens etwas Trost, während man als praktizierende Psychologin bekanntlich selbst eine Therapie anfangen muss. Obwohl auch ein Soja Latte ein wirksames Gegenmittel gegen Trauma-Storys aus dem Görli oder das schlechte Gewissen vom letzten Experiment sein dürfte.


Berufspolitiker – notwendig oder schädlich? Das große Apollo-Battle

Lesen Sie hier: Adenauer-Anhänger Simon gegen Merkel-Meider Jonas. Brauchen wir Berufspolitiker oder bringen sie nichts als Ärger? 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder Politiker-Protegés noch Staatsmann-Stänkerer wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


Berufspolitiker: Besser als ihr Ruf?

Von Simon Ben Schumann | Politiker, die ihr Amt hauptberuflich und auf Dauer ausüben, werden gerne dafür kritisiert. Zurecht? Oder ist Politik als Beruf vielleicht sogar wünschenswert?

Mein Gegner Jonas hat ja seine schlechten Erfahrungen in der FDP gemacht, was ihn vielleicht kritisch stimmt. Das kann ich nachvollziehen: Meine (sehr kurze) Zeit als „Gast“ in der Schüler Union der CDU habe ich in traumatischer Erinnerung. Obwohl das echt die unterste Stufe der Politik ist, gab es dauernd Machtkämpfe und Streit. Eine vergiftete Atmosphäre. So sollte es nicht sein. Besser wäre es doch, machtgierige Menschen gar nicht erst in einflussreiche Positionen zu bringen. Nun, das widerspricht der Daseinsberechtigung des „Politikerberufs“, oder?

Blödsinn! Gerade der Jonas müsste doch wissen, dass es auch Menschen gibt, die aus persönlicher Überzeugung in die Politik gehen. Sie wollen etwas zum Positiven verändern und das hauptberuflich. Ich denke da an Konrad Adenauer, Kurt Schumacher, Herbert Wehner oder Franz Josef Strauß – das waren Charaktertypen und trotzdem Berufspolitiker. Wo wären wir ohne solche Menschen? Nachdem Hitlers Regime 1945 gefallen ist, haben Überzeugungstäter unserem Land „den Arsch gerettet“. Viele Eltern des Grundgesetzes waren schon Jahrzehnte in der Politik und wurden von den Nazis verfolgt, z. B. unser erster Bundeskanzler. Im Parlamentarischen Rat schufen sie eine Verfassung, die uns bis heute ein freies Leben ermöglicht, wenn nicht gerade Karl Lauterbach am Drücker ist. 

Leider – und da stimme ich Jonas zu – gibt es auch Berufspolitiker, für die Geld und Macht das Wichtigste sind. Ich denke da z. B. an Helmut Kohl, der 1998 unbedingt Kanzler bleiben wollte und sich einem würdevollen Abgang verweigerte. Kohl vernachlässigte seine Familie und Ehefrau um des Amtes willen und wurde trotzdem scheppernd abgewählt. Die Edathy-Affäre um den Kinderpornographie-Besitz von Sebastian Edathy aus der SPD spricht Bände von den Dimensionen der Bestechlichkeit, welche in der Welt der Berufspolitik möglich sind.

Trotzdem gibt es Leute, die mit Leidenschaft und Herz Politik machen. Und sei es als angeblich „überbezahlter“ Bürgermeister von irgendeinem Kaff. Außerdem kann man sich der Politik viel besser widmen, wenn 40 Stunden die Woche investiert werden. Mit einem Beruf nebenher sähe das ganz anders aus. Wer sich Politik zum Beruf macht, bringt eine gewisse Stabilität ins System. Also, Jonas: Nur weil einige Berufspolitiker es irgendwie in den Bundestag schaffen und dort als wandelnde Schlaftabletten hausen, sind nicht alle so drauf! Und irgendwer muss in diesem Irrenhaus namens Bundestag doch den Ton angeben. 


Weg mit den Berufspolitikern, wir brauchen ein neues System!

Von Jonas Kürsch | Die „Politik“ als Beruf wird in Deutschland schon seit längerem heftig debattiert – und das aus gutem Grunde! Als „Berufspolitiker“ werden Menschen bezeichnet, die hauptberuflich ihr tägliches Brot als parlamentarischer Staatsdiener, Abgeordneter, bezahlter Parteifunktionär (z. B. Vorsitzender einer Partei) oder Regierungsbeamter verdienen. Für Leute wie den Simon scheint die Existenz von Berufspolitikern unvermeidlich zu sein, schließlich könne man ja nicht als Bundeskanzler nebenberuflich das ganze Land regieren und nationale Krisen mal soeben zwischen Tür und Angel neben dem Alltagsjob bekämpfen. Ich bin jedoch der Ansicht, dass Berufspolitiker unserem Land in vielerlei Hinsicht eher schaden, als dass sie seinem Wohle dienen. Die Schweiz zeigt uns, wie man es auch anders machen könnte. 

Berufspolitiker erledigen häufig ihre Arbeit nicht 

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass im Grunde jeder Mensch zum Berufspolitiker werden kann, unabhängig von der eigenen Lebenserfahrung oder Qualifikation. So konnten bekannte Persönlichkeiten des politischen Betriebes wie Paul Ziemiak (CDU), Katrin Göring-Eckardt (B’90/Die Grünen) und Kevin Kühnert (SPD) ohne Ausbildung, (abgeschlossenes) Studium oder sonstige Leistungsnachweise des echten Arbeitslebens in ihren jeweiligen Parteien schnell an einflussreiche Posten gelangen. Illegal ist das gewiss nicht. Aus demokratischer Sicht ist es in gewisser Weise sogar nachvollziehbar, dass ein Bildungsabschluss keine grundsätzliche Voraussetzung für ein politisches Mandat sein darf – aber wollen wir wirklich, dass unsere hartverdienten Steuergelder von Menschen verprasst werden, die außerhalb der Berufspolitik oftmals noch keinen Finger krumm gemacht haben? 

Zudem kennt jeder von uns unzählige Beispiele von professionellen Politikern, die trotz hoher Bezahlung ihren Pflichten nur unzureichend nachkommen. Es ist beispielsweise kein Geheimnis, dass im Europaparlament viele Mitglieder sitzen, die in Ausschusssitzungen, Plenardebatten und Abstimmungen häufig fehlen und trotzdem von ihren Diäten und Privilegien als Unionsangestellten Gebrauch machen. Ebenso problematisch sind hauptberufliche Abgeordnete, die offen und ohne jede Scham die Würde ihrer parlamentarischen Funktion mit ihrem eigenen Verhalten verletzen und dem Ansehen der Bundesinstitutionen somit großen Schaden zufügen – Beispielsweide im Falle der grünen Jungabgeordneten Emilia „Milla“ Fester, die mit ihren infantilen Videobeiträgen auf TikTok für Spott und Häme sorgte. 

Auch reagieren Berufspolitiker, die persönlich (d.h. finanziell) von der eigenen politischen Zukunft abhängig sind, wesentlich anfälliger auf die Bestechungsversuche von Lobbyverbänden, wie auch die unzähligen Korruptions- und Lobbyismus-Skandale der vergangenen Jahre gezeigt haben (z.B. Cum-Ex, Masken-Deals im Bundestag, etc.). Dies zeigt sich vor allem auch daran, dass nur wenige Mandatsträger nach Ablauf der Amtszeit in ihre alten Berufe zurückkehren. Häufig sitzen einflussreiche Altabgeordnete und ehemalige Minister in den Kontrollgremien und Aufsichtsräten irgendwelcher Firmen, denen sie im Rahmen ihrer politischen Aktivitäten besonders wohl gesonnen waren. 

Die Schweiz macht uns vor, wie es besser gehen könnte! 

Das Argument, man könne das Aufkeimen unzähliger Berufspolitiker in einer Demokratie nicht vermeiden, wird in vielen Punkten mit dem politischen System der Schweiz widerlegt. Durch die vielen direktdemokratischen Elemente des Landes (z.B. die regelmäßig abgehaltenen Volksentscheide und die starke Autonomie der einzelnen Kantonen) besteht in vielen Bereichen der politischen Entscheidungsfindung gar keine Notwendigkeit für einen aufgeblähten Polit-Apparat, wie wir ihn in Deutschland vielerorts feststellen. Gerade das föderale Ordnungssystem der Schweizer sorgt für eine flächendeckende Verteilung der politischen Arbeiten, wodurch die einzelnen politischen Akteure (zumindest in einigen Bereichen) weniger stark belastet sind als bei uns. 

Dies zeigt sich beispielsweise auch in der Aufteilung der Regierungsgeschäfte: anders als Deutschland hat die Schweiz nämlich kein festes Staatsoberhaupt. In der Eidgenossenschaft besteht die Exekutive vor allem aus dem Bundesrat, welcher selbst aus sieben gleichberechtigten und festen Mitgliedern besteht. Jedes dieser Mitglieder ist auf vier Jahre gewählt und besonders spannend ist, dass der Bundespräsident (Vorsitzender des Bundesrates) sowie sein Vizepräsident von den Bundesräten für lediglich ein Jahr gewählt werden. So besteht eine fließende und kontinuierliche Weitergabe der Macht, einen festen Regierungschef, wie es in Österreich oder Deutschland der Fall ist, gibt es in der Schweiz nicht. Stattdessen wird jedes Ratsmitglied einmal zum Vorsitzenden des Schweizer Bundesrates gewählt. 

Das Konzept der Berufspolitik ist veraltet 

Es kann durchaus sein, dass Berufspolitiker nach Kriegsende notwendig waren, um das völlig desolate Deutschland strukturell zu sanieren. So etwas kommt – das sehe ich durchaus ein – einem Vollzeitjob gleich. Inzwischen befinden wir uns aber in einer völlig anderen Situation und es würde unserem Land gut tun, über eine weitreichende Reform unseres repräsentativen Systems nachzudenken. 


Ein Jahr Schreckensherrschaft in Kabul. Videostatement der Apollo-Redaktion

Unser Außenpolitik-Experte Sebastian Thormann spricht zum Fall von Kabul, der sich heute am 15. August jährt.


Mädchen vs. Jungs – das große Apollo-Battle

Lesen Sie hier: Der Kampf der Geschlechter. Mädchen vs. Jungs – Selma vs. Simon – Bratpfanne vs. Bierkasten. Versteh einer das andere Geschlecht. 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder Läster-Schwestern noch Möchtegern-Machos wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


Jungs – wie soll man die nur verstehen?

Von Selma Green | Mädchen sollen ja ein Mysterium sein, aber ich denke, das liegt ganz am Betrachter. Denn lieber Simon ich sag dir mal was: ihr Jungs seid auch nicht gerade ein offenes Buch. Es gibt da ein paar Eigenschaften, die ich an euch einfach nicht verstehe.

Angefangen mit den Klamotten. Warum habt ihr immer dasselbe an? Ihr tragt eure Sachen doch entweder so lange, bis auch eure Mutter sie nicht mehr flicken kann oder ihr ganz einfach rausgewachsen seid. Und um das möglichst lang heraus zu zögern, kauft ihr von vornherein alles fünf Größen zu groß? Da soll nochmal einer sagen, Männer wären schlecht für die Umwelt. Ich habe nicht einmal das Problem, dass ich wachse und mein Kleiderschrank platzt aus allen Nähten. Modebewusstsein ist übrigens auch so ein Thema. Werdet ihr dazu gezwungen, Sandalen mit Socken oder Jogginghosen zu tragen? Ich habe dich auf dem Apollo-Seminar gesehen lieber Simon und ich verrate dir mal was: es gibt sowas wie Malls und Shoppingstraßen und dort findet man bestimmt auch andere Oberteile als Holzfällerhemden. Wenn du glaubst, damit Frauen mit Holz vor der Hütte anzulocken, muss ich dich enttäuschen: so funktioniert das nicht. Ein wenig Abwechslung und Mode ist doch nichts schlechtes. Es signalisiert zum Beispiel: „Ich kenne jemanden, der weiß wie man eine Waschmaschine bedient.“

Und wo nehmt ihr diese Aggressionen immer her? Erst vor kurzem haben sich zwei Kumpels in der Nebenklasse auf dem Flur umarmt. Dann im nächsten Augenblick nahm der Freund den Kopf seines Freundes in die Hand und donnerte ihn gegen die Spinde. Beim Fußball im Sportunterricht schubsen sich die Jungs gegenseitig um, springen in die Rücken anderer und zeigen selbst bei den Mädchen keine Gnade. Nix gegen toxische Männlichkeit, aber lasst doch bitte uns Mädchen da raus. Meine Knöchel wurden schon oft mit dem Ball “verwechselt”, sodass ich nach dem Unterricht zur Umkleide humpeln musste. Da hab ich mir übrigens nicht gedacht: „Oh wie beeindruckend, die sind ja so stark.“ Jede Woche kommen die Jungs mit einem neuen Verband in die Schule und selbst mit Krücken rennen sie rum und schubsen sich, als wären sie fitter den je. Mal im Ernst: Warum reden Jungs nicht einfach miteinander, anstelle sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen? Da ist mir Zickenkrieg viel lieber. Und ihr wundert euch, warum die Lebenserwartungen von Frauen länger ist?

Neben der Neigung zur körperlichen Gewalt und dem fehlenden Modebewusst sein, frag ich mich auch: Warum sind Jungs so wenig romantisch? Wenn der Himmel bei einem Sonnenuntergang aus Regenbogenfarben besteht und selbst die Wolken pink sind, ergreift das Jungs kein Stück. Anstelle von Filmen wie Dirty Dancing oder Romeo und Julia wollen Jungs Agentenfilme oder geschmacklose Comedy Serien gucken. Beim Thema Musik dasselbe: anstelle von schönen Liedern wie “Only you” von the Platters oder “Unchained Melody” von the Righteous Brothers hören Jungs schlechten Deutsch-Rap und Songs wie Schmetterling mit Bauch. Aber ein bisschen Romantik schadet doch nicht. Nun, Manche meinen vielleicht Romantik sei nicht männlich. Aber Simon, sag mir mal: Was ist männlicher, als der Satz von Johnny zu Frances Vater (aus Dirty Dancing): ”Mein Baby gehört zu mir, ist das klar?” ?

Es ist mir zwar ein Rätsel, warum ihr Jungs das macht, doch ich bleibe lieber von Prügeleien verschont, sehe mir gern den Sonnenuntergang mit den pinken Wölkchen an, während ich mein neues Blümchenkleid von Bershka trage und mit meiner Freundin am Telefon einen Zickenkrieg starte.


Frauen – das größte Mysterium neben Big Foot?

Von Simon Ben Schumann | Als die gute Selma unser Battle-Thema vorschlug, war ich begeistert. Jungs gegen Mädels, ein Konflikt, so alt wie die Menschheit. Schon in der Steinzeit war die Höhle nie warm genug und die Inneneinrichtung Streitfrage (Höhlenmalerei oder doch lieber blanke Wände?). Auch in der Moderne sind wir Männer weiterhin absolut verwirrt.

Wenn man Frauen fragt, was sie sich von einem Mann wünschen, antworten sie meistens: nett soll er sein. Komisch, dass der sympathische IKEA-Mitarbeiter Björn nicht in Tinder- Nachrichten und Flirtattacken erstickt. Dabei hat er doch ein freundliches Lächeln, ein rundliches Bäuchlein und guten Sinn für Möblierung.

Der sprichwörtliche Hakan von McFit hat nur ein mitleidiges Lächeln für Björn parat. Mit Sixpack, 45 cm Bizeps-Umfang und einem Mercedes AMG erobert er die Damenwelt im Sturm. Hakans Ratschlag für Björn: Sein Ding durchziehen und selbstsicher sein. Dabei hat er viele Wissenschaftler hinter sich. Studien zeigen deutlich, dass Frauen keine zu emotionalen „Nice Guys“ anhimmeln. Stattdessen sind Faktoren wie breite Schultern und ein belastbarer Charakter ausschlaggebend.

Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2006 verdeutlicht, dass ein Mann von 1,52 m Körpergröße nur geringe Chancen in der Damenwelt hat. Um mit einem Mann um die 1,80 m mithalten zu können, muss er seinen kleinen Wuchs mit einem deutlich höheren Einkommen aufwiegen. Klingt brutal, aber „c’est la vie“.

Bierbauch oder Sixpack? Sportwagen oder Nissan Micra? Das macht einen großen Unterschied – auch wenn oft das Gegenteil propagiert wird. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Frauen nicht gerne dazu stehen, was sie attraktiv finden. Oder präferierst du Übergewicht und Unfallautos, Selma? No judgement, natürlich.

Ich will die Wahrheit ungeschönt aussprechen: Für uns Schwei… ähm Männer sind mitunter rein oberflächliche Faktoren wichtig und berufliche Ambitionen kein Attraktivitätsmerkmal. Wer schon mal ein „Männergespräch“ mitbekommen hat, weiß wovon ich rede. Da geht es um viele Eigenschaften einer Frau – sogar charakterliche – aber nicht um ihren Kontostand.

Ich verstehe nicht, warum so viele Frauen Karriere machen wollen. Klar, Geld ist toll. Es bringt aber nichts, wenn das Herz zum Eiszapfen gefriert. Eine Familie aufzubauen und Kinder auf dem Arm zu haben – heutzutage ist sowas verpönt. Wo ist der „Mutterinstinkt“ der Frauen hin? Ich finde, es gibt wahrscheinlich nichts Schöneres als eine lächelnde Mama mit einem schlafenden Baby im Arm. Leider sieht das die heutige Kultur anders – und bezeichnet den Familienhund als Einzelkind.

Was ich auch nicht nachvollziehen kann ist, wie die Gefühlswelt von Frauen eigentlich funktioniert. Einerseits sind „Bad Boys“ in jeder bekannten Frauenroman-Reihe der Star. Andererseits will die Protagonistin in diesen Büchern den viel zu brutalen und hartgesottenen Mann „zähmen“ und einen zivilen Gentleman aus ihm machen. Was denn jetzt? Dazu kommt, dass sich auch der Typus des Romantikers außerordentlicher Beliebtheit erfreut, solange er nicht zu sehr „Softie“ ist. Jetzt haben Christian Grey, Hakan von McFit und Heinrich Heine aber nicht viel gemein.

Alle Erklärungsversuche scheitern – die Frau bleibt für uns Männer wohl für immer eins: Ein Mysterium, anziehend, abschreckend und unersetzbar wie kein zweites. Außer natürlich, sie sitzt in der Redaktion der „Taz“ und will die Geschlechter abschaffen. Dann nehmen wir Männer nämlich Reißaus. Woran das liegen mag?


Sterbehilfe, ja oder nein? – Das große Apollo-Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Roland und Simon stellen sich in dieser Runde einem ernsten Thema: Sollte Sterbehilfe in Deutschland erlaubt werden? Simon ist gegen die Legalisierung, Roland dafür – wer überzeugt Sie mehr?

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte trotz des ernsten Themas Spuren von Humor enthalten. 


Wir brauchen keine geförderte Sterbehilfe, sondern bessere Hilfsangebote

Von Simon Ben Schumann | „Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden“ – das ist eigentlich mein politischer Grundsatz. Deswegen bin ich für Freiheit, grundsätzlich. Warum ich dann gegen die Legalisierung von assistierten Suizid bin? Sogenannte Sterbehilfe jetzt für rechtens zu erklären, wäre das genaue Gegenteil dieses Grundsatzes. Als wir das Thema für dieses Battle auswählten, erklärte sich Max voller Siegessicherheit bereit. Schließlich sei Sterbehilfe ja zielgruppenrelevant, die Hälfte der Generation Z denke regelmäßig über ihren Tod nach. 

Ich muss Max zugutehalten, dass er einen richtig tollen Humor besitzt, mit dem er manches Varieté begeistern könnte. Wenn er aber in Zukunft beim Red Nose Day Krankenhäuser besucht, hoffe ich, dass er „selbstbestimmtes Sterben“ als praktische, schnelle Handlungsoption nicht anspricht.

Die lebensmüde Gesellschaft

Denn mal im Ernst: Depressionen sind gerade unter uns jungen Leuten häufig anzutreffen. Eine Metastudie aus dem Jahr 2021 spricht von jedem 4. Jugendlichen weltweit mit Depressionssymptomen. Dazu zählen nicht immer suizidale Tendenzen, aber: Sollten wir jungen Leuten jetzt wirklich erklären, dass es okay ist, sterben zu wollen?

Max wird bestimmt auf absolute Härtefälle hinweisen. Unheilbare Krankheiten im Endstadium, die mit viel Leiden verbunden sind. Das sind tragische Situationen, aber Ausnahmen. In solchen Fällen kann ich nachvollziehen, warum Betroffene den Schritt gehen möchten. Eine weitläufige Akzeptanz der Sterbehilfe bleibt aber ungerechtfertigt.

Gerade Menschen in schweren Lebenssituationen sollten keinen tödlichen „Shot“ aus der Spritze einfordern können, um der Erde Lebewohl zu sagen. Am besten noch bezahlt von der Krankenkasse, unter der Regie von Top-„Gesundheitsökonom“ Lauterbach. Ich kann mir den derzeitigen Gesundheitsminister gut bei Anne Will vorstellen, wie er den neuen „Lebensqualitäts-Booster“ von BioNTech anpreist. Schließlich müsse ja die fortdauernde Überlastung des Gesundheitssystems irgendwie abgefangen werden.

Sterben sollte keine Entscheidung sein

Es ist schwer abzugrenzen, wann ein Einzelner sich unbefangen zum Freitod entscheiden kann. Ein Beispiel ist der schwere Krankheitsfall. Unter manchen Umständen trifft das Individuum wirklich eine harte Entscheidung, weil das Leben nur noch aus Leid besteht. Aber wer garantiert, dass nicht völlig andere Faktoren zum Sterbewunsch führen? So können die Sorge, der Familie zur Last zu fallen oder finanzielle Probleme die Entscheidung zur Sterbehilfe auslösen – es ist schwer möglich, da eine Linie zu ziehen.

Ganz normalen Leuten, die aus irgendeinem Grund sterben möchten, das unter medizinischer Aufsicht zu gestatten, finde ich fragwürdig. Erst einmal wäre unsere Kultur damit dahin. Statt Menschen Perspektiven zu bieten, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen, reicht man ihnen lieber die Hand ins Nirwana. Außerdem würde der intrinsische Wert des Lebens an sich mit Füßen getreten.

Am absurdesten finde ich, was in der Schweiz legal ist: Menschen mit schweren Depressionen dürfen sich dort für den medizinisch begleiteten Freitod entscheiden. Das ist ungefähr so, als würde man bei einem Verkehrsunfall statt einem Krankenwagen den Jäger aus dem angrenzenden Waldgebiet rufen.

Wir brauchen keine staatlich geförderte Sterbehilfe – die wäre bei unserem Gesundheitssystem fast unausweichlich – sondern mehr Hilfsangebote für Menschen, die keinen Sinn mehr im Leben sehen. Seien es Aufklärung im Alltag, mehr Möglichkeiten zu einer erfüllenden Lebensgestaltung oder eine bessere Palliativmedizin.

Alles sollte mehr im Fokus stehen, als ein rechtssicheres Ticket in den Himmel – oder in die Hölle, denn dahin führt ein Suizid aus Sicht vieler Religionen. Stattdessen brauchen wir eine Kultur, die das Leben schützt und feiert, trotz aller seiner Härten.

 


Ja zur Selbstbestimmung – „aktive“ Sterbehilfe muss erlaubt sein

Von Max Roland | Selbstbestimmung ist wichtig – und ein Grundstein jeder liberalen Gesellschaft. Selbstbestimmung im Leben zumindest – im Tode sieht das anders aus. Denn sein eigenes Ableben darf man in Deutschland nach wie vor nicht wirklich gestalten. Zwar gibt es seit einigen Jahren die sogenannte „passive Sterbehilfe“ – die „aktive“ steht jedoch nach wie vor unter Strafe. Während bei der passiven Sterbehilfe lediglich Behandlungen, Medikationen oder ähnliches eingestellt werden, ist die aktive Sterbehilfe im Grunde eine Tötung. Für viele ist das ein wichtiger Unterschied – auch für das Gesetz.

Die Zeiten, in denen man Suizid unter Strafe stellte, sind lange vorbei. Noch in den 1940ern wurde man für Selbstmord in Großbritannien sogar zum Tode verurteilt. Absurd, oder? Begründet wurde dies oft aus der Religion heraus. Im Christentum ist Selbstmord eine Sünde – niemand außer Gott darf ein Leben nehmen, heißt es. Nun bin aber ich kein religiöser Mensch – die Vorschriften der Bibel haben für mich in etwa den gleichen Wert wie Erzählungen aus „Herr der Ringe“. Ich glaube nicht an Gott, ich glaube an Freiheit.


Schwer leidende Menschen müssen in Würde sterben können

Deswegen verstehe ich nicht, dass Menschen aktive Sterbehilfe verteufeln oder verbieten wollen. Vorweg: Eine Gesellschaft, in der sich jeder beim Amt seinen Todestermin bestellen kann, möchte ich nicht. Das Ziel ist nicht, dass ein Hausarzt den Tod wie ein Antibiotikum verschreibt. Das wäre schlicht pervers. Nicht minder pervers finde ich es jedoch, Menschen einen Freitod zu verweigern, der für sie die beste Option wäre. Das Leben hat einen intrinsischen Wert und ist schützenswert. Aber verteidigt derjenige, der den leidenden Patienten im Endstadium dazu zwingt, seine restliche Lebenszeit unter Schmerzen quasi „abzusitzen“, wirklich den Wert des Lebens? Das Gegenteil ist richtig: So etwas führt Lebensschutz ad Absurdum.

Das Leben ist mehr als nur Herzschlag, Hirnaktivität oder das bloße Existieren: Der Wert meines Lebens ist die Lebensfreude. Ein Leben, das mit Möglichkeiten und Sinn ausgestattet ist – so habe ich es für mich immer definiert. Auch, weil ich bei vielen Verwandten den Leidensweg von Krebs oder Alzheimer miterlebt habe, ist für mich klar: So will und werde ich nicht enden. Heißt das jetzt, dass man sich bei jeder Depression und jedem Unglück mit kassenfinanzierter Spritze ins Nirvana verabschieden können sollte? Nein, natürlich nicht. Aber ein sterbenskranker Mensch sollte nicht gezwungen werden, einen langen und schweren Todesweg zu gehen, wenn es doch einen würdevolleren gibt.

 

Ich glaube nicht an den „easy Way out“

Schwerer tue ich mich bei der Frage der Depressionen. Aus dem Ausland hört man immer wieder von Fällen, in denen schwer depressiven Menschen die aktive Sterbehilfe gewährt wird. Ist ihr Todeswunsch Ausdruck freien Willens oder Krankheitssymptom? Das ist die schwierige Frage, auf die ich mir ganz gewiss keine Antwort anmaßen möchte. Aber: Dass Menschen die aktive Sterbehilfe leichtfertig als einen „easy Way out“ sehen würden, glaube ich nicht. Selbstmord oder Selbsttötung ist eben alles andere als einfach. Oft geht einem Suizid ein jahrelanger Leidensprozess voraus. Wie krass der Schmerz sein muss, der einen dazu bringt, sich vor einen Zug oder von einem Gebäude zu werfen, kann ich – Gott sei Dank – nicht beurteilen. Verurteilen kann ich diese Menschen schon gar nicht. Aber wäre es nicht besser, den Freitod in Strukturen einzubinden? Anlaufstellen, Beratungen, vielleicht in Fällen wie schweren Depressionen auch andere Möglichkeiten nahelegen und aufzeigen – und im Fall der Fälle eben einen würdevollen Tod ermöglichen. Wer sich sein Leben nehmen will, kann es sich im Endeffekt auch so schon nehmen. Besser, ein solcher Leidensweg endet in einem Krankenhausbett, als in einem Gleisbett.


 

Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – zum Beispiel bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.