Schlager-Hit „Layla“: Gröle ich noch oder sexualisiere ich schon?

Von Jonas Aston | Vor gut einem Monat habe ich mit ein paar Freunden übers Wochenende einen Campingausflug gemacht. Schnell bauten wir unsere Zelte auf und der feuchtfröhliche Abend konnte los gehen. Einige Bier später meinte mein Kumpel er sei auf ein neues Lied namens „Layla“ gestoßen. 5 Minuten später war es dann soweit und wir grölten: „Ich hab n´ Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler“ über den Zeltplatz. Gedacht haben wir uns dabei wenig und ahnten nicht, dass wir eine Sexismus-Debatte auslösen sollten, die das gesamte Land in Schockstarre versetzt.

Nach Welt-Information sind wir gar russischer Propaganda auf den Leim gegangen. Das „Nervengift in Notenform“ soll höchstpersönlich von Putin komponiert worden sein, um Deutschland zu destabilisieren. Okay, das meinte die Welt wohl satirisch. Keine Satire ist allerdings folgender Beitrag der Ostsee-Zeitung. Von dieser hatte ich vorher noch nie gehört, was aber ganz offensichtlich auch nicht weiter schlimm ist. Diese erklärt: `Layla` bestärkt die Vorurteile derjenigen, die Schlager ohnehin ablehnen. Meist sind das jüngere und gebildetere Gruppen, die die einfachen und damit eingängigen Melodien und Texte mit primitiven Hörerinnen und Hörern assoziieren. Schlager sehen sie als billige Musik für die stumpfe Masse. Ihre Vorurteile über Schlagerfans mischen sich daher oft mit solchen über Alte, Arme oder Ostdeutsche, für die einfache Lieder gerade recht seien. Ich und meine Freunde stehen plötzlich vor der Frage: Grölen wir noch oder sexualisieren wir schon?

Die Debatte um „Layla“ steht spiegelbildlich für eine Durchpolitisierung des Alltags. Wer heute Schlager singt muss sich mit Sexismusvorwürfen auseinandersetzen. Wer morgen über die Straße geht, wenn das Ampelmännchen grün zeigt, manifestiert womöglich schon das Patriarchat. Die Debatte ist heuchlerisch und von Doppelmoral durchsetzt. Im Deutschrap hat mit frauenfeindlichen Texten niemand ein Problem. Als die Rapper Farid Bang und Kollegah in einem Track „mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ sangen, wurden sie sogar noch mit einem Echo für das Album des Jahres ausgezeichnet.

Alles „Whataboutism“, wenn es nach der Ostsee-Zeitung geht. Deutschrap mag sexistisch sein, der Schlager müsse sich aber dennoch seiner Verantwortung stellen. Deswegen kommt die Ostsee-Zeitung nicht nur mit Hetzte gegen Alte, Arme und Ostdeutsche daher, sondern hat für den Schlager auch noch ein paar Verbesserungsvorschläge parat. Statt nachkriegsdeutsche Urlaubssehnsüchte nach italienischen Inseln zu besingen, könnte er in Zeiten von Pandemie, Krieg in der Ukraine und Klimakrise die Sehnsucht nach einer friedlichen und gesunden Welt zum Thema machen

Ich bewerbe mich hiermit schon mal als der neue Ikke Hüftgold. Im Sommer 2023 grölen wir alle zusammen: „Joana, du nette Frau. Geboren, um Spritzen zu geben. Inzidenzen erhebenOhne Viren an dem Morgen danach.


Diskussionen in der Schule. Warum sind alle so empfindlich? 

Von Gesche Javelin | Neulich im Deutschunterricht sollten wir über die Gesundheitsdiktatur in dem Buch „Corpus delicti“ von Juli Zeh diskutieren. Das Problem war nur: unsere Deutschlehrerin hat eine sehr besondere Auffassung von Diskussionskultur. Egal welche These aufgestellt oder welches Argument von uns Schülern vorgebracht wurde – sobald man von ihrer eigenen Meinung abgewichen ist, hat sie unsere Worte irgendwie so hingedreht, dass sie doch wieder ihren Ansichten entsprachen.

Beispiel gefällig? Ich habe an einer Stelle gesagt, dass es doch besser wäre, Menschen von Gesundheitsmaßnahmen zu überzeugen, damit sie diese freiwillig umsetzen, anstatt sie dazu zu zwingen. Ihre Antwort darauf war: „Aber die Intensivbetten sind ja so überfüllt, wenn wir keine Maskenpflicht hätten, würden noch mehr Menschen sterben.“ Das war mir dann echt zu doof. So etwas ist doch keine Diskussion! Vielleicht bin ich ja naiv, aber ich dachte immer, ein Streitgespräch ist ein Austausch verschiedener Meinungen und das beinhaltet auch auf die andere Meinung einzugehen und eventuell sogar überzeugt zu werden und nicht partout auf seiner Meinung zu beharren. Aber vielleicht bin ich da ja nicht auf dem aktuellen Stand.

Emotionen statt Argumente

Die meisten Diskussionen, die ich in letzter Zeit beobachtet habe, laufen leider ähnlich ab, wie die mit meiner Deutschlehrerin. Argumente werden nicht gehört, stattdessen wird sofort emotionalisiert – der Gegenpart kann gar nicht anders als ausweichen oder abwehren. Ein Austausch findet kaum statt – wenn der Mensch dann noch aus dem anderen politischen Lager kommt, wird es ganz schwierig.

In der Schule wird uns beigebracht, dass es schlecht ist, kritisch zu denken. Am besten man plappert dem Lehrer nach, dann ist man auf der sicheren Seite. Und wenn man mal etwas gegen beliebte Personen äußert, gehört man nicht mehr dazu. Bei Diskussionen in der Schule muss man inzwischen bei jedem zweiten Satz verdeutlichen, dass man damit auch niemanden verletzen oder diskriminieren möchte. Wenn man sich dann doch mal traut, etwas gegen die vorherrschende Meinung zu sagen, wird nur geschockt geguckt – „Wie kannst du es wagen!“ – gleich wird von allen Seiten auf einen eingeredet oder nur spöttisch gelacht. Es wird einem beigebracht, Angst vor anderen Meinungen zu haben.

Angst vor politisch unkorrekten Meinungen

Doch nicht nur in meinem Umfeld sind Diskussionen fast unmöglich geworden – auch in Talkshows kann man kaum noch eine Streitkultur entdecken. Illner und Co sollten uns ein Bild von dem aktuellen Meinungsspektrum geben – stattdessen zeigen sie uns nur unkritisch moderierte Darstellungen von „wichtigen“ Persönlichkeiten. Unsere Diskussionskultur spiegelt sich eigentlich ziemlich gut in den Talkshows wider. Es wird nur die politisch korrekte Meinung zugelassen, ansonsten wird unterbrochen, rausgeschnitten oder die Moralkeule geschwungen. Es herrscht Angst vor anderen Meinungen, weil die politisch unkorrekt sein könnten. Es geht den Diskutanten nur noch darum, ihr Gesicht zu wahren und unbedingt die stärksten Schläge zu haben – einander zuzuhören und Argumente inhaltlich abzuwägen ist nebensächlich.

Die aktuelle Diskussionskultur kommt mir vor wie ein immer engerer zugeschnürtes Meinungskorsett: Jeder, der bei dem Mainstream-Blabla nicht mitmachen möchte, wird einfach ausgeschlossen. Angeblich gibt es heute nicht mehr so viel Tabuthemen wie früher. Okay, über Sex wird heute offen geredet und Kinder werden in der dritten Klasse über verschiedene Sexualitäten und Geschlechtsumwandlung unterrichtet, doch wenn man anfängt, den menschengemachten Klimawandel oder Corona zu hinterfragen, herrscht allgemeine Panik. Sollten wir nicht inzwischen gelernt haben, dass Tabuthemen nur bewirken, dass sich die wildesten Theorien entwickeln? Nicht umsonst haben früher viele Mädchen geglaubt, dass man nur durch Blickkontakt mit einem Jungen schwanger werden kann.

Es bringt doch einfach nichts, um kontroverse Themen einen großen Bogen zu machen, so als wären sie eine ansteckende Krankheit. Diskussionsvermeidung bewirkt nur, dass die Menschen gar nicht mehr an ihren Überzeugungen zweifeln. Ich bin dafür, dass wir auch die wildesten Theorien offen diskutieren. Die Welt ist doch viel spannender, wenn man sich streitet. Und: Jede große Entdeckung war am Anfang mal eine wilde Theorie.


„Layla“ reicht nicht. Gebt uns mehr Verbote!

Von Marius Marx | Achtung, Achtung, ich muss Sie eindringlich warnen. Dieser Text reproduziert Sexismus. Lesen auf eigene Verantwortung. Tanten haften für ihre Neffen, oder so ähnlich. 

Meine Damen und Herren, Sie werden es vermutlich mitbekommen haben: Die deutsche Schlager- und Kulturszene ist seit wenigen Tagen um eine in Sachen Peinlichkeit kaum zu überbietende Sexismus-Debatte reicher. Gegenstand dieser nur mehr belustigenden Debatte ist der Ballermann-Hit „Layla“ von Michael Müller alias „Schürze“ und DJ Robin, bürgerlich Robin Leutner. 

Aus gegebenen Anlass und damit sich jeder Leser ein eigenes Bild machen kann, zitiere ich an dieser Stelle den Refrain des Liedes. Der geht so: „Ich hab‘ ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla – Sie ist schöner, jünger, geiler – La-la-la-la-la-la-la-Layla – La-la-la-la“. Und damit ist im Grunde auch schon der gesamte Inhalt des Textes erschöpfend wiedergegeben, denn viel mehr erfährt man über besagte Layla eigentlich nicht. 

Der Stadt Würzburg als Veranstalter des Kiliiani-Festes und dem Schützenverein St. Sebastianus als Veranstalter der Düsseldorfer Rheinkirmes ist das jedenfalls zu viel. Sie haben nun beide vor wenigen Tagen das Abspielen des Nummer-Eins-Hits untersagt. Begründung: der Text sei sexistisch und hätte auf einem Volksfest nichts zu suchen. Die Würzburger Verantwortlichen haben sich bei ihrer Entscheidung auf eine Verwaltungsvereinbarung aus dem vergangenen Jahr berufen. Damals ging es um das „Donaulied“, in dem es um die Vergewaltigung einer schlafenden Frau geht. Die Stadt beschloss, dass „jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremem Liedgut“ auf städtischen Veranstaltungen unerwünscht sei. 

Bürgermeister beim „Layla“-Grölen erwischt

Die selbsternannten Sittenwächter haben damit einmal mehr einen exquisiten Griff ins Klo gelandet. So tauchte kürzlich ein Video auf, das den Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt selbst noch zu „Layla“ feiernd in einem Bierzelt bei der Eröffnung des Kiliani-Festes zeigt. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks gibt der in flagranti erwischte CDU-Mann zu Protokoll: „Den Liedtext habe ich erst vorgestern (am 11. Juli) gegoogelt und mich damit auseinandergesetzt und ich finde ihn nicht gut. Den vollständigen Liedtext habe ich aber in der Festzeltatmosphäre auf jeden Fall nicht bewusst wahrgenommen.“ Und weiter: „Außer auf Kiliani höre ich keine Ballermann-Musik. Die Liedlisten der Bands sind mir auch nicht bekannt.“ Der Rhythmus des Liedes sei „aber auf jeden Fall gut“, so Schuchardt. 

Und dass das nicht gerade die Einhaltung des Song-Verbots befördert hat, ist auch nicht gerade überraschend. Sowohl in Würzburg als auch in Düsseldorf scheinen sich sowohl DJs als auch Besucher nicht im Geringsten um das Verbot zu scheren. Die Moralpolizisten haben sich wohl ein klein wenig verkalkuliert. Die woke Zensur kommt bei den feierlustigen Leuten jedenfalls bislang eher so semi-gut an. 

Und wenn sogar die Süddeutsche kommentiert, „Warum das Würzburger Quasi-Verbot von „Layla“ dümmer als der Text ist“, dann muss endgültig eingesehen werden, dass die ganze Nummer komplett nach hinten losgegangen ist. Im Gründe müssten die Musiker und Produzenten von „Layla“ die verklemmt-humorlosen Veranstalter, die mit ihren Verboten überhaupt erst die Sexismus-Debatte ausgelöst sowie für die Popularität und Aufladung des Ballermann-Hits als musikalisches Symbol gegen die woke Verbotskultur gesorgt haben, an ihren saftigen Gewinnen beteiligen. Eine bessere Werbe- und Verkaufskampagne als diese Liedverbote hätten sich diese vermutlich überhaupt nicht ausmalen können. Schließlich liegt „Layla“ schon seit Wochen auf Platz eins der deutschen Single-Charts. „Schürze“ und „DJ Robin“ können sich also auch bei den Volksfest-Verantwortlichen in Düsseldorf und Würzburg für den überwältigenden Erfolg ihres Songs bedanken. 

Nicht Grammy verdächtig und das ist auch gut so

Gut, falls das noch nicht jedem klar ist: Grammy verdächtig ist der Song nicht. Das Schöne an Ballermann-Songs ist ja aber, dass das auch gar nicht der Anspruch ist. „Layla“ ist ein simpler Party-Hit, mit eingängigem Rhythmus und einem Text, den man auch noch um vier Uhr früh und 2,3 Promille auswendig mitgrölen könnte. Und um mehr geht es doch bei solchen Liedern auch nicht. „Layla“ ist ein Song für feuchtfröhliche Bierzelte und ausgelassene Besoffene auf Mallorca oder Ibiza und nicht für den sexismuskritischen Deutsch-LK irgendeiner integrativ-kooperativen Hildegard von Bingen-Gesamtschule im Prenzlauer Berg. Das scheinen die Veranstalter (im Übrigen überwiegend alte weiße Männer) in ihrer moralischen Aufregung um die Adjektive „schöner, jünger, geiler“ allerdings grandios verkannt zu haben. 

Mir soll das recht sein. Immerhin bin ich überzeugt, dass auch künftige Cancel-Versuche der neuen woken Sittenwächter nach hinten los gehen werden. Also liebe Spaßverderber: Nur Mut zum Verbot! 


Die prüden Linken – Apollo Edition 11/2022

Liebe Leser,

die freie Liebe ist in aller Munde. LGBT ist Staatsräson. Pride und Fetischpartys auf der Straße beim CSD werden von der Bundesregierung unterstützt. Nancy Faeser hisst die Regenbogenflagge – Sex ist wieder Staatsangelegenheit.  
Offen, lebensfroh, progressiv – so will die Linke wirken. Aber mal ehrlich: hinter dem Regenbogen ist es ziemlich öde, das sehen wir alle. 

Denn im gleichen Atemzug wollen die gleichen Regenbogen-Linken mit #Metoo die unangemessene Berührung des weiblichen Knies kriminalisieren; ihre Compliance-Abteilungen machen Jagd auf Liebende wie einst die „Sitte“ auf das brüllende Leben der goldenen 20er. Sex wird bald einen schriftlichen Vertragsschluss erfordern. Und dann wird der Mann, der einer Frau schöne Augen macht, dennoch als Belästiger schief angeschaut, als Macho verschmäht. Die Lust ist potentiell übergriffig. 

Sie wollen die Geschlechter abschaffen – und damit den Geschlechtsverkehr. Und eigentlich das schöne Leben an sich. 

Es sind nicht mehr die Linken, die die faden Regeln durchbrechen, die gesellschaftliche Aufbruch wollen. Es geht um Abbruch. Es ist der große Abbruch aller sexuellen Befreiungsprozesse, die die alte Linke einmal losgetreten hat. Die Linken haben die Moral für die Sexualität nur durch eine neue ersetzt – eine woke. Und die ist nicht weniger penibel als die konservative der 50er Jahre. Und verklemmt. Und altbacken. Und hässlich. Und langweilig. Und spaßfeindlich.

Es ist insofern überhaupt kein Widerspruch, dass viele Woke beim Thema Kopftuch gar kein Problem sehen. Das ist nur konsequent. Die Frau muss beschützt werden – braucht Schutzräume. Männer müssen vor der Versuchung geschützt werden. Die ganze ungezügelte Lust muss man abschneiden. Quarks oder Koran? Mohammed oder Fester? Man weiß es oft nicht mehr. Die Hufeisentheorie gilt auch hier.

Die woken Sexualphilosophen wollen schwule Fetischpartys. Aber halt erst nach der Ehe.

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Elisa David

Chefredakteurin

Titelstorys

Ich darf doch bitten?! Zwischen falschem Anstand und Neo-Prüderie

Von Elena Klagges | ,,Prüderie’’. Als wir dieses Thema in der Apollo Konferenz festgelegt haben, wusste ich kaum etwas damit anzufangen.

CSD statt Spielplatz?

Von Johanna Beckmann |  „Es ist scheißegal, wen du küsst!“- ein Schild mit dieser Aufschrift wird von einer acht jährigen in einem süßen Regenbogenoutfit hochgehalten.

Grüne Gartenzwerge

Meine pseudo-prüden Mitschülerinnen

Von Selma Green | Es klingelte zur Pause, als mir auf dem Schulhof zwei Mitschülerinnen mit ernster Miene entgegen kamen. Was war passiert?

Sommer, Sonne und Bikini im Freibad? – Das war einmal.

Von Pauline Schwarz | Ich bin als Kind für mein Leben gerne baden gegangen. Heute ist das anders.

Horrorerlebnisse auf Tinder & Co: Die Schattenseiten des Online-Datings

Von Simon Ben Schumann | Auf seinem Profilbild sah er richtig gut aus, wirkte beim Chatten sympathisch. Dann aber taten sich Abgründe auf.

Schlager-Hit „Layla“: Gröle ich noch oder sexualisiere ich schon?

Von Jonas Aston | Vor gut einem Monat habe ich mit ein paar Freunden übers Wochenende einen Campingausflug gemacht.

Woke besserwisser

Diskussionen in der Schule. Warum sind alle so empfindlich?

Von Gesche Javelin | Neulich im Deutschunterricht sollten wir über die Gesundheitsdiktatur in dem Buch „Corpus delicti“ von Juli Zeh diskutieren.

Die Scheinrebellion der Vorzeigeschüler

Von Jonas Kürsch | Die Vertreter der Pop-Kultur des 21. Jahrhundert bezeichnen sich selbst und die Anhänger ihrer Bewegung gerne als bunt, divers und woke.

Prostitution als normaler Job?

Von Anna Graalfs | Unter Feministinnen steht ein Thema zur ganz großen Debatte: Prostitution, beziehungsweise Sexarbeit.



Ich darf doch bitten?! Zwischen falschem Anstand und Neo-Prüderie

Von Elena Klagges | ,,Prüderie’’. Als wir dieses Thema in der Apollo Konferenz festgelegt haben, wusste ich kaum etwas damit anzufangen. Was sollte man noch groß dazu schreiben, nachdem wir schon in der vergangenen Edition über die Orgie nach der Krise geschrieben haben. Aber Moment mal, was genau beschreibt ,,Prüderie’’ eigentlich?

Somit fing ich an zu googeln. Der Begriff stammt ursprünglich aus der französischen Sprache von der Präposition preux (dt.: tüchtig, tapfer) ab und entwickelte sich dann aus dem altfranzösischen Wort prodefemme (dt.: ehrbare Frau). In Deutschland tauchte das Wort ca. im 18. Jahrhundert zuerst auf und aus dem Duden kann man lesen, dass das dreisilbige Wort ein feminines Substantiv ist. Nun gut, sehr viel klüger bin ich aus dieser allgemeinen Information nicht geworden.

Also weitersuchen. In Pierers Universallexikon aus dem Jahre 1861 wird ,,prüde’’ definiert als ,,auf übertriebene und affektierte Weise sittsam, zimperlich oder scheinspröde’’. Alles klar, es wird irgendwie um Anstand und vielleicht auch Moral gehen?! Ein bisschen schwammig ist meine Vorstellung immer noch, deshalb versuche ich es mit Synonymen oder vielleicht noch besser, auch mal mit dem Gegenteil.

Die Resultate: Google spuckt mir ,,altmodisch’’, ,,bieder’’ und ,,reserviert’’ aus, auf der anderen Seite ,,Wildheit’’, ,,Körperlichkeit’’, ,,schamlos’’, ,,frech’’ und ,,vulgär’’.

Als beispielhafte Bewegungen für die grenzenlose Freiheit werden mir der FKK-Kult in der DDR und das Woodstock-Festival gelistet. Nacktbaden als ein Recht gegen die westdeutsche Prüderie und der Höhepunkt der Hippie-Bewegung als Inbegriff der Gegenkultur zur prüden Elterngeneration und zum Vietnamkrieg.

Na, wenn das nicht zufällige Überschneidungen sind. Gerade jetzt, wo im Osten ein Krieg und über Europa eine Hitzewelle ausgebrochen ist, könnten wir doch endlich die Klamotten guten Gewissens ablegen und Haut zeigen. Warum nicht und was soll daran verwerflich sein?!

Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, als wir im Sommer nach Sylt gefahren sind und dann auf Strandspaziergängen unterwegs waren, kann ich mich nur an alte Leute am FKK-Strand erinnern. Und an uns, die etwas rot im Gesicht und beschämt weggeschaut haben.

Dabei frage ich mich, ob wir, die jüngere Generationen, aber evtl nur schein-prüde sind? Schämen wir uns für die Freizügigkeit oder ist die Scham eventuell eher auf die Pubertät zurück zu führen? Eine Zeit, in der sich unsere Körper ändern und wir diese neu kennen lernen. Auch wenn die Politik und einige Biologen uns glauben lassen wollen, dass Geschlechtlichkeit überholt ist.

Doch Pubertät als Ursache für das Schamgefühl klingt so langweilig, so normal. Dann doch lieber auf den Neo-Prüderie-Zug aufspringen und politisch korrekt dem Mainstream nacheifern.

Wie dem auch sei, wenn ich mich auf einer Shopping-Tour in der Stadt umschaue, scheint nach der Pandemie der Kleiderschrank der Jugend kürzer und knapper geworden zu sein. So schamlos, dass man sich fast den Schlafanzug oder Trainingsanzug aus der Quarantäne zurückwünscht. Hilfe, erwische ich mich hier jetzt etwa gerade als prüde 23-jährige Studentin?

Wohl kaum, denn ich behaupte an dieser Stelle, dass ich ein gesundes Anstandsgefühl in mir trage und der Situation gerecht mal etwas mehr, mal etwas weniger Haut zeige; stets so, dass ich mich angemessen präsentiere. Nicht spießig, nicht prüde, aber auch nicht exzessiv anstoßend.

Und dann lag ich einen heißen Frühsommertages im Garten und lauschte dem Podcast des Spectators vom 30.06.2022, als es plötzlich um Sex-Parties ging und wie alltäglich solche für die heute Mitte-30-Jährigen sind. Hatte man in seinen 20er einfach mal Sex auf einer Party, geht man nun geplant und vorbereitet zu einer exklusiven Party, wo vieles erlaubt ist, Verträge für bestimmte Verhaltensweise unterschreiben werden und dann ausprobiert und experimentiert wird. Alles exklusiv – nicht unbedingt geheim – aber doch geheimnisvoll, als dass man gewisse Tests bestehen muss, z.B. eine gewisse Attraktivität ausstrahlt oder den Dresscodes einhalten muss.

Da war es wieder: Die Gesellschaft gibt sich nach außen als prüde, es wird nur leise über solche Parties getuschelt. Doch tief im Inneren sehnt man sich nach Extase, hat Sehnsüchte und Fantasien. In meinen Augen, völlig human und normal. Dann lasst uns doch bitte keine große Show drum machen. Man muss mit diesem Thema nicht extrem anecken und aufmüpfig wie in den 70er Jahren sein. Gleichzeitig sollte man auch nicht in die Rolle des scheinheiligen Priesters oder Nonne schlüpfen. Also Friends, nehmt jeden Sommer-Flirt mit, lebt den Sommer und eure Jugend nach den guten Sitten.


CSD statt Spielplatz?

Von Johanna Beckmann |  Es ist scheißegal wen du küsst!: ein Schild mit dieser Aufschrift wird von einer acht jährigen in einem süßen Regenbogenoutfit hochgehalten. Dieses Kind ist nicht das einzige, das in seiner Kindheit den CSD besucht hat, anstatt auf den Spielplatz zu gehen.

Jedes Jahr im Juli versammeln sich große Menschenmassen auf dem CSD, manche sind verkleidet und manche nicht. Jeder kann anziehen was er möchte. Alles ist schrill und bunt. Die meisten Menschen tragen Klamotten in den Regenbogenfarben und Fahnen, die ihre Sexualität beschreiben. Es kommen Sänger, Menschen halten Reden und es wird gefeiert. Hört sich doch ganz gut an, oder ? Ist es auch, denn die Stimmung ist ausgelassen. Die meisten demonstrieren dafür, dass sie ihre eigene Sexualität ausleben dürfen und dabei respektvoll behandelt werden.

Als ich ungefähr dreizehn war, hätte ich gern an einer CSD Parade teilgenommen. Glitzer in das Gesicht malen, laute Musik hören und feiern, das wollte ich unbedingt auch machen. Und nein, ich war nicht frühreif und auch nicht politisch interessiert. Ich wollte einfach nur sein, wie die Influencer denen ich auf Musically (heute TikTok) und Instagram folgte. Diese zeigten die ausgelassene Stimmung und ihre hübschen und farbenfrohen Outfits beim CSD. Viele meiner Klassenkameraden folgten den gleichen Influencern. Meine Freunde gingen zum CSD und posteten ihre Erlebnisse auf Instagram. Ich konnte dort nicht hingehen, da ich im Familienurlaub war. Zu dieser Zeit machte es mich sehr traurig, die Posts meiner Freunde zu sehen und nicht dabei sein zu können. Heute bin froh, dass mein Familienurlaub mich von der Demonstration abgehalten hat, denn mir war damals nicht einmal klar, warum dieser schrille und bunte CSD stattfindet. Trotzdem wollte ich mir ein Beispiel an dem bunten MakeUP und den Outfits der Influencer nehmen. Auch eine Flagge hätte ich gern hochgehalten. Von diesen Fahnen gibt laut dem offiziellen CSD Flaggen Lexikon 27. Und ich muss zugeben, dass ich bis heute nicht alle kenne. Ich habe ein Mal durchgezählt: Ich kenne ungefähr 10, ich bin 16 und habe mich durch meinen Freundeskreis schon oft mit diesen Flaggen beschäftigt. Damals kannte ich noch weniger. Natürlich hätte ich auch nicht gewusst, welche ich nehmen soll.

Und ich glaube nicht, dass ich die einzige war, die nicht aus einem politischen Grund  zum CSD gegangen wäre. Ich habe den CSD nur als Festtag gesehen, dass es auch ein Gedenktag ist wusste ich nicht. Auch war mir nicht bewusst, dass er an den ersten bekanntgewordenen Aufstand von sexuellen Minderheiten gegen die Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street erinnert. Von den schlimmen tagelange Straßenschlachten hatte ich ebenfalls noch nie gehört. Das ich wahrscheinlich nicht die einzige in meinem Alter gewesen war, die dort nicht für ihre Sexualität demonstrieren wollte, belegt eine Studie der Universität Basel: Nur 69% der Jugendlichen zwischen 15 und 18 geben an über ihre Sexualität Bescheid zu wissen.  Der Prozentsatz bei noch jüngeren Kinder liegt also wahrscheinlich weit unter 69%. Das zeigt das, dass Wissen über die eigene Sexualität in diesem Alter sehr unwahrscheinlich ist und das viele Junge Menschen dort, wie ich, nur hingehen wollten um coolzu sein.

Mit meinen dreizehn Jahren wäre ich nicht die jüngste auf dem CSD gewesen, da es viele Eltern gibt, die den Familienausflug am Wochenende vom Spielplatz zum CSD verlegen. Sie sehen dies als Erziehungsmaßnahme an. Das hat zur Folge das man auf dem CSD auch fünf- oder acht Jährigen über den Weg läuft. Häufig werden diese Kinder in süßeKostüme mit regenbogenfarbenen Engelsflügeln gesteckt. Sie halten auch oft Schilder hoch mit Aufschriften wie: Es ist scheißegal wen du küsst!Natürlich ist es scheißegalwer wen küsst, aber das ist ein politisches Statement und ein acht jähriges Kind hat in den meisten Fällen keine politische Einstellung und deswegen sollte es auch keine tragen müssen. Darüber, dass man mit acht Jahren nicht für seine eigene Sexualität demonstriert muss man sich glaube ich nicht streiten.

Natürlich ist mir bewusst, dass auch Kinder wissen, dass es lesbische und schwule Paare gibt. Dennoch gibt es auf einem CSD viele Gruppen, die sehr sexualisiert auftreten. Wen ein Kind zum Beispiel jemanden sieht der in einem Latexanzug an der Leine geführt wird, stellt es sich wahrscheinlich die Frage: Warum muss der Mann angeleint werden? Das hier jemand seinen Fetisch offen zur Schau stellen, wird das Kind nicht verstehen. Natürlich muss man zu einem Zeitpunkt in seinem Leben lernen muss, dass es Fetische gibt und das man diesen Menschen tolerant gegenüber treten sollte, aber nicht im Alter von acht.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Kindern in einem jungen Alter beigebracht wird, dass man jede Person respektvoll behandeln sollte. Das geht aber auch außerhalb des CSDs. Und ist es nicht auch irgendwie gegensätzlich, dass dafür demonstriert wird, dass jeder so leben darf, wie er möchte, nur die Kinder dürfen nicht auf den Spielplatz, sondern müssen auf einer Demonstration sein und Schilder hochhalten? Und sollten nicht Menschen, wie die Influencer, denen ich früher gefolgt bin, ihre Reichweite eher dafür nutzen, über die Entstehung des CSDs aufzuklären, als ihre jungen Follower dazu zu bewegen hübsche Outfits anzuziehen und dort zu feiern?  Meiner Meinung nach gehören Kinder nicht auf einen CSD. Ich sage das nicht, weil ich ich denke, dass Kinder nicht wissen dürfen, dass es lesbische und schwule Paare gibt. Ich würde mit meinen Kindern auch nicht auf heterosexuelle Veranstaltungen gehen, auf denen sich alles um die Sexualität dreht. Aus diesem Grund bin ich dankbar, dass ich früher immer im Familienurlaub war.


Zugausfälle, kaputte Klima und mehr: Dauerkatastrophe bei der Deutschen Bahn 

Von Simon Ben Schumann | Ende Juni war ich zu Gast beim Apollo-Seminar in der Nähe von Berlin. Bei der Rückfahrt wollte ich etwas sparen und nahm das 9-Euro-Ticket. „Wird schon klappen, steht ja auch in der DB Navigator App“: berühmte letzte Worte.

Wenn die Bahnfahrt zur Odyssee wird

Klar: Es ist schon ein Risiko, nur mit Regionalbahnen von Brandenburg ins Ruhrgebiet zu fahren. Aber da ich mir vorher fein säuberlich einen Fahrplan in der DB-hauseigenen App „Navigator“ erstellt hatte, waren meine Befürchtungen eher gering. Die Fahrt sollte planmäßig ca. 8 1/2 Stunden dauern – für lau, weil das 9-Euro-Ticket im Semesterticket der Uni enthalten ist.

In Erkner, wo das Seminar stattfand, stieg ich erstmal mit zwei Apollo-Kollegen in den Regionalexpress. Der war brütend heiß. Die Klimaanlage war entweder ein naiver Wunschtraum, ausgefallen oder ein Minigerät aus dem 1-Euro-Shop. Immerhin waren wir pünktlich am Berliner Hauptbahnhof. Hier trennten sich unsere Wege – meine Kollegen nahmen den ICE.

Ich musste aber unbedingt den Schnäppchenjäger mimen. Mit einer Verspätung von ungefähr einer halben Stunde bestieg ich also den RE nach Rathenow, von dort aus ging es weiter nach Stendal. Hier durchschritt ich das Tor zur Hölle.

Es war nicht nur heiß auf Bahngleis 7, sondern auch voll. Den Zug nach Wolfsburg wollten eine Menge Leute nehmen, eine richtige Alternative gab es nicht. Zunächst hieß es, der Zug würde sich verspäten. Dann kam die Nachricht über einen der Bildschirme: Zug fällt aus.
Die Stimmung auf dem Wartesteig kippte, auch ich war jetzt schlecht drauf. Die Fahrt nach Hause verlängerte sich mal eben um 4 Stunden. Der Umweg über Magdeburg verlief zwar problemlos, doch der Zugausfall brachte weiteres Umplanen mit sich. Erst um Fünf Uhr morgens fiel ich völlig kaputt ins Bett. Froh war ich, nicht von mitten in der Nacht am Bahnhof in Hamm „abhängenden“ Leutchen attackiert worden zu sein.
Bilanz des Ganzen: 80,00 € gespart, 80 Millionen Nervenzellen durch den Stress verbraten.

Missmanagement – keiner will verantwortlich sein

Egal, welche Reiseform der Deutschen Bahn es auch ist: Irgendwas stimmt nicht. Sogar der prestigeträchtige ICE trägt scheinbar ein Kainsmal.

So fuhr ich den Hinweg nach Berlin mit dem „FlixTrain“, die Zug-Sparte der bekannten Firma „FlixBus“. Der ICE nach Berlin vom selben Bahnhof fiel einfach ganz aus; hätte ich mich für die DB entschieden, wäre das Apollo-Seminar für mich flachgefallen. Dass Züge ausfallen, ist zugegebenermaßen nicht die Regel. Aber auch keine Ausnahme mehr. Gerade bei den im Vergleich hohen Ticketpreisen der Deutschen Bahn (der ICE kann One-Way locker 100,00 € kosten) ist der Unmut von Fahrgästen nachvollziehbar.

Am 22. Juli berichtete das Handelsblatt über mehrtägige Ganzausfälle in NRW. Betroffen sind vier (!) S-Bahn-Linien und auch eine Regionalbahn, die in unserer Region oft genutzt

wird und seit Ewigkeiten nicht mehr verlässlich fährt. Grund ist laut der Bahn ein „hoher Krankenstand“. Der Fahrgästeverband „Pro Bahn“ hält solche Totalausfälle für nicht mehr akzeptabel, nicht einmal einen Stundentakt könne die DB anbieten. Die entschuldigt sich und bietet z. B. Sammeltaxis als Alternative an.

Neben Ausfällen kommt es häufig zu Verspätungen. Mitte Juli 2022 wurden „geheime“ bahninterne Dokumente geleakt, welche sich mit „Langsamfahrstellen“ auseinandersetzen. Sie liegen dem Magazin „Spiegel“ vor. Bei Langsamfahrstellen handelt es sich um Streckenabschnitte, auf denen Züge nur noch mit etwa 20 km/h fahren dürfen. Gründe können Unfälle, Bauarbeiten oder ähnliches sein. Von diesen Stellen gab es Anfang Juni ca. 331 Stück. Davon waren 225 schon seit einem Monat nur mit Schneckentempo befahrbar. An die Öffentlichkeit sollten diese Zahlen nicht kommen. Jemand, der sich des Ganzen annimmt – Fehlanzeige. Stattdessen gibt es Entschuldigungen, Rechtfertigungen und Chaos im Schienenverkehr.

Ökonomische Misere und leere Versprechen?

Die Nettoschulden der Deutschen Bahn beliefen sich 2021 auf satte 29,1 Milliarden Euro. Das ist fast eine Verdopplung seit 2011. Dennoch will die Politik die Bahn weiter für die Klimaentlastung, bürgerfreundlichen Nahverkehr und so weiter einspannen. In der Corona-Krise verzeichnete sie Milliardenverluste, jetzt will sie 24.000 neue Mitarbeiter einstellen, um den Problemen Herr zu werden.

Ob das funktionieren wird? Ich hoffe es zwar. Früher war die Bahn Deutschlands Vorzeigeprojekt, bekannt für ihre Pünktlichkeit und Ingenieurskunst. Wir alle wollen entspannt und zufrieden herumreisen können.

Andererseits: Eine Verspätung gibt es bei der Bahn – kein Witz – erst ab 5 Minuten und 59 Sekunden. Davor gilt ein Zug als pünktlich. Wenn mit derselben Großzügigkeit die Probleme der DB behoben werden sollen, heißt es wahrscheinlich auch in Zukunft: „Dieser Zug hat leider Verspätung. Wir bitten um Entschuldigung.“


Sonntags-Öffnungen – das große Apollo Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Alles-Zu-Sven vs. Öffnungs-Maxi. Sollte der Sonntag für den freien Markt geöffnet werden? Oder behalten wir ihn lieber als Ruhetag  – wer überzeugt Sie mehr?

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Keine Sonntags-Prediger oder Öffnungs-Fanatiker wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


Keine Marktwirtschaft um jeden Preis – der Ruhetag ist Teil unserer konservativen Werte!

Von Sven Justin Verst | Ja, auch ich würde manchmal sonntags gerne in das Lebensmittelgeschäft, um eine Packung Salzstangen, Rapsöl oder Zwiebeln zu kaufen. Doch wie zu erkennen ist, habe ich diese Sonntage auch ohne Salzstangen überlebt. Der Sonntag macht etwas mit uns, er sorgt dafür, dass wir erwachsen werden. Denn wer am Sonntag nicht hungern oder ohne Toilettenpapier auf dem Pott sitzen möchte, der muss Verantwortung übernehmen. Verantwortung für sich selbst, aber auch Verantwortung für andere, einen Partner, Eltern oder Kinder. Er bringt uns bei, in die Zukunft zu schauen, uns zumindest für einen Tag vorzubereiten – damit hat Maxi es nicht so, sollte er aber mal lernen. Außerdem bringt uns der Sonntag bei, dass wir nicht immer alles sofort haben können. Sondern dass wir ab und zu warten müssen und vielleicht sogar Vorfreude aufbauen, zum Beispiel auf die Salzstangen, die man sich dann am Montag kaufen kann.

Die Beschleunigung des Alltags, so lautet die Kritik an unserem immer schneller werdenden Leben. Alleinstehende, frisch Verlobte und Ehepaare mit Kindern alle spüren, dass der Alltag uns kaum Ruhe lässt. Auch aus diesem Grund kommt der Sonntag sehr gelegen, einmal die Woche, am Ende der Woche, ein Tag Ruhe. Der Sonntag, an dem die meisten Menschen frei haben, ist ideal, um mal nicht auf die Uhr zu schauen, um den Alltag wieder etwas zu entschleunigen. Für Maxi ist jeder Tag der Woche ein Sonntag, deswegen sieht er die Notwendigkeit wohl nicht so – für normale Menschen ist der echte Sonntag aber die einzige Zeit für die Familie, ein Besuch bei der Oma oder ein Ausflug in den Park, ohne dass man an das nächste Meeting oder andere lästige Arbeitsaufgaben Gedanken machen muss. Ich persönlich gehe sonntags gerne mit einer Freundin spazieren, dabei haben wir ganz gelassen Zeit, uns über die vergangene Woche auszutauschen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Der Sonntag kann also auch als einen Teil von familienfreundlicher Politik betrachtet werden – und die haben wir in Deutschland bitter nötig. 

An den Sonntag habe ich auch eine besonders schöne Kindheitserinnerung. Denn nach der Kirche, worauf wir als Kinder weniger Lust hatten, sind wir zum Gemeindefrühstück gegangen. Dort hatten Menschen aus der Gemeinde bereits freiwillig ein Frühstück vorbereitet, bei welchem sich dann die Nachbarschaft nach dem Gottesdienst getroffen hat. Dort sind dick und dünn, jung auf alt, sogar Protestanten und Katholiken aufeinandergetroffen. Gemeinsam haben wir Gottes Schöpfung gefeiert. Tatsächlich gibt es in der Bibel ein Gebot dafür, sechs Tage zu arbeiten und am Siebten zu ruhen. Der gemeinsame Sonntag, an dem große Teile der Bevölkerung frei haben, bietet sich dafür perfekt an.

Selbstverständlich gibt es relevante wirtschaftliche Aspekte, wenn es um Sonntagsöffnungen geht. Von Leuten wie Maxi wird beklagt, dass der Staat nicht vorzuschreiben hat, wann Geschäfte geöffnet haben sollen. Und ja, man muss generell feststellen, dass ein freier Markt besser ist als eine Planwirtschaft – da sind wir uns ja einig. Allerdings sollte der freie Markt nicht der einzige oder höchste Wert in unserer Gesellschaft sein. Denn wenn nur „der Markt regelt“, zerstört er besonders konservative Werte wie ein traditionelles Familienbild und schwächt gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt. Hinzu kommt die Relevanz von verkaufsfreien Tagen für Kleinunternehmen. Unternehmer, die ein einzelnes Geschäft in einer Innenstadt haben und nicht jeden Tag in ihren Geschäften stehen können, um mit Großunternehmen mithalten zu können. Letztendlich bedeuten Sonntagsöffnungen für den Einzelhandel eine zusätzliche Belastung für Klein- und Familienunternehmen. Welche bereits jetzt durch den Onlinehandel vom Aussterben bedroht sind. Sofern wir nicht den Einzelhandel amerikanischen Großunternehmen überlassen wollen, welche bereits jetzt einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil haben, müssen wir am Verkaufsverbot für Sonntagen festhalten.

Also: wenn sie einmal einen Sonntag mit ihrer Familie auf der Couch sitzen, um einen Film zu schauen und ihnen die Salzstangen ausgehen, ärgern sie sich nicht, denn Vorfreude ist bekanntlich die beste Freude!


Weg mit staatlichem Zwang ohne gelebte Kultur – Gebt den Sonntag frei!

Von Max Zimmer | So Sven, da du mir unbedingt meinen sonntäglichen Einkauf verwehren möchtest, werde dir mal kurz erläutern, wieso du damit unserer gemeinsamen Sache überhaupt nicht dienlich bist. Jeder kennt es: Man braucht noch eine Kleinigkeit für‘s Kochen, überlegt noch kurz in die Stadt zu gehen oder will etwas anderes besorgen – aber dann fällt einem ein: „Verdammt, es ist ja Sonntag!“. Ok, ich gebe ja zu, du bist deutlich strukturierter als ich, und leidest daher vielleicht weniger darunter. Aber es gibt ja auch Menschen wie mich, und derlei ärgerliche Situationen könnten vermieden werden, würde sich die Politik endlich mal dazu durchringen, das Sonntagsöffnungsverbot abzuschaffen. 

Ich verstehe die Einwände von konservativer Seite, eine der letzten Bastionen unserer christlichen Kultur – das Ehren des Tages des Herrn – beizubehalten. Aber seien wir doch mal ehrlich: Das Abendland krankt derzeit nicht daran, dass Menschen möglicherweise Sonntags einkaufen gehen. Da fallen mir ganz andere Sachen ein. Außerdem gibt es Länder, in denen der progressive Wahnsinn unserer Zeit deutlich geringere Ausmaße annimmt, und die kein Sonntagsöffnungsverbot haben – Niederlande, Italien, Ungarn, Kroatien zum Beispiel. Wirfst du mal einen Blick nach „Bella Italia“, sollte dir schnell auffallen, dass die Italiener trotz frei verfügbarem Sonntag wohl die „besseren“ Christen sind als wir – und die Zeit mit der Familie scheinen sie auch deutlich mehr zu schätzen, als der Durchschnitts-Deutsche. 

Unsere Kultur muss an ganz anderen Fronten verteidigt werden – es ist eine gesellschaftliche Frage, und hier sollte es keinen von Oben aufoktroyierten Zwang geben, hinter dem aber überhaupt keine gelebte Kultur steht. Jedes Jahr gibt es in Deutschland abertausende Kirchenaustritte, weitaus mehr als Neuzugänge. Und man muss leider sagen:  Mehr als zurecht. Die Kirche – die katholische genau so wie die evangelische – biedern sich massiv dem woken Zeitgeist an, betreiben ja teilweise selber aktiv grünprogressive Politik. Dass das gläubigen Christen nicht passt und auch nicht passen sollte, ist offensichtlich. Und auch die Strukturen innerhalb der Kirche, beispielhaft sei nur mal der Missbrauchsskandal genannt, delegitimieren diese Institution ebenso. Hier gilt es anzusetzen – konservativer und antilinker Kampfgeist sind mehr als wichtig, aber hier sollten wir uns nicht darauf konzentrieren, den Menschen einen sonntäglichen Einkauf zu verwehren; Vielmehr sollten wir überall dort kämpfen, wo der woke Fortschrittszug noch wirklich schmerzhaft getroffen werden kann. Bei Sonntagsöffnungen ist das nicht der Fall.

Wir sollten nämlich nicht aus stumpfem konservativen Dogmatismus an alten Strukturen festhalten, das solltest du besser wissen als ich. Viel mehr müssen wir den wirklichen Geist dessen bewahren, was wir verteidigen wollen – und das geht nicht über kleinkarierte Verbote, sondern über einen politisch-kulturellen Wandel innerhalb der Gesellschaft.


Horrorerlebnisse auf Tinder & Co: Die Schattenseiten des Online-Datings

Von Simon Ben Schumann | „Auf seinem Profilbild sah er richtig gut aus, wirkte beim Chatten sympathisch. Als mir abends im Dämmerlicht eine verschlagene, nicht wiederzuerkennende Gestalt entgegenkam, rutschte mir das Herz in die Hose“ –  klingt wie der Beginn eines Krimis oder schlechten Horror-Streifens? Finde ich auch, aber weit gefehlt. Es ist eine Szene aus dem Alltag der Gen Z – meiner Generation. Einer, die selbst ihr Liebesleben ins Online-Universum verlegt hat.

Was das für Konsequenzen haben kann, wird in Geschichten, wie der meines Bekannten deutlich: „Statt dem netten Typen, den ich auf Grindr kennengelernt hatte, kam mir ein alter Mann entgegen. Bei weitem nicht so attraktiv, wie auf seinem angeblichen Foto. Warum er sich mit mir vor einer Sparkasse treffen wollte, war für mich zunächst unerklärlich. Er fragte mich sofort, ob ich mit ihm schlafen wolle. Nachdem ich das ablehnte, wurde mir der Grund für unseren sonderbaren Treffpunkt klar. Er zückte 50,00 € in Bar, die er vorher abgehoben hatte. Hielt der Mann mich für einen Hobbyprostituierten? Sein Geld konnte der Betrüger sowas von behalten. Schlecht gelaunt zog ich wieder ab. Den Rest des Abends verbrachte ich dann zuhause, mit ein paar Kugeln Eiscreme.“

Ich dachte wirklich ich höre nicht richtig – ist das diese Welt aus Tinder, Grindr und Co? Nach dieser Story war ich mehr als heilfroh, dass ich mich bisher erfolgreich daraus gehalten hatte – und dass meinem Bekannten da nicht mehr passiert ist. Fake-Profil plus ein kleines „Taschengeld“ für die Nacht – so stellt sich niemand einen gelungenen Abend vor. Und falls sie sich jetzt fragen, ob das ein Einzelfall war: Ich hab mich umgehört und noch mehr solcher Geschichten auf Lager – „Hey, mein Freund ist jetzt spontan auch hier, aber das ist doch kein Problem für dich oder?“. Auch hier wurde schonmal ein kleines „Taschengeld“ angeboten. Klingt für mich nicht nach Spaß und erst recht nicht nach Liebe – ist beim Online Dating aber traurige Realität. Solche Geschichten untermauern, dass das Kennenlernen in der realen Welt doch seine Vorzüge hat.

 

Wenn Menschen nur noch ein „Swipe“ sind 

Dating Apps sind bei vielen meiner Artgenossen nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. In Deutschland teilen sich „Lovoo“ und „Badoo“ (stammen die Namensgeber aus der Krabbelgruppe?) die Marktführung mit Tinder. „Tindern“ ist sogar zu einem neuen Verb geworden.

Auf Tinder werden einem erstmal nur Fotos potenzieller Dating-Kandidaten vorgeschlagen. Gefällt einem das Bild, swipet man nach rechts – wenn nicht, nach links. Haben zwei Menschen sich gegenseitig nach rechts gewischt, kommt man per Chat ins Gespräch. Ähnlich funktionieren auch viele andere Dating-Apps.

Dass das einfache „wegswipen“ eines Menschen bei Nichtgefallen durchaus unmenschlich genannt werden kann, möchte ich hier mal außen vorlassen – ich finds zwar ziemlich hart, aber man macht ja freiwillig bei dieser Prozedur mit.

Ich finde es viel schlimmer, dass die  romantische Ader dabei völlig verloren geht. Es mag auch Ausnahmen und fantastische Liebesgeschichten auf Tinder geben, aber grundsätzlich ist es doch viel aufregender, sich im echten Leben kennenzulernen und zu merken, dass die Chemie stimmt – oder eben auch nicht. Ob im Sportverein, an der Uni oder meinetwegen im Coffeeshop: Überall menschelt es mehr als im Tinder Chat. 

Wenn Männer sich darüber austauschen, mit welchen „Ice-Breakern“ sie bei möglichst vielen „Weibern“ landen und sie ins Bett kriegen konnten, nur um danach die „nächste Chaya zu klären“ kann einem echt übel werden. Das klingt jetzt vielleicht altbacken, aber sollten wir Männer uns nicht besser im Griff haben und Verantwortung übernehmen? Oder wenigstens stilvoller auf die „Jagd“ gehen?

 

Leben ohne Liebe – (k)eine gute Idee?

Wenn es nur das Dating und Kennenlernen wäre, was über den Touchscreen ziemlich kaltschnäuzig daherkommt, könnte man ja noch sagen: Was ein Luxusproblem. Das ganze Tindern hat sich aber zu einer regelrechten „Hook-Up-Culture“ entwickelt. Darunter versteht man, dass das Verhältnis zwischen Mann und Frau oder auch Mann und Mann auf den „Spaß im Bett“ beschränkt ist. Die emanzipierte Frau von heute verabredet sich zu – Achtung, Vulgärsprache – sogenannten „Dick Appointments“ über ihr Smartphone. Zumindest in den Augen mancher third-wave Feministen ein Ausdruck sexueller Befreiung, aber ich sehe hier „Haramstufe Rot“. 

Früher wäre man dafür am Pfahl verbrannt worden! – Nicht, dass ich da dafür wäre. Aber Spaß beiseite: Sowohl aus rein rationaler als auch aus seelischer Perspektive führt das Ablehnen von emotionalen Bindungen in eine kranke Gesellschaft. Wer sich über Dating-Portale mit zig Partnern vergnügte, wird es wahrscheinlich schwerer haben, eine aufrichtige Liebesbeziehung zu führen oder eine Familie zu gründen. Allein, dass das Gegenüber zur austauschbaren „Ware“ wird, ist folgenschwer für das eigene Menschenbild.

Daher plädiere ich für den absoluten Wahnsinn: Den Glauben an Liebe, Bindung und auch an eine Portion Selbstaufopferung nicht aufzugeben. Klar ist es verlockend, einfach Spaß zu haben und auf alles andere nicht viel zu geben. Aber gerade als junge Menschen sind wir gefordert, moralische Werte zu finden, die die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft absichern.


Meine neo-prüden Mitschülerinnen

Von Selma Green | Es klingelte zur Pause, als mir auf dem Schulhof zwei Mitschülerinnen mit ernster Miene entgegen kamen. Was war passiert? Die eine, die schon immer einen Hang zum Dramatischen hatte, seufzte: „Selma, ich verliere die Hoffnung auf die männliche Bevölkerung!” „Wieso das?” Obwohl, ein paar Gründe kamen mir doch in den Sinn: Jungs denken heute, Mittelscheitel, halblange Haare und Ohrringe seien schick. Das große Vorbild dabei ist Harry Styles. Ein bisschen zu schwul für meinen Geschmack. Das Schlimmste dabei ist, dass sehr viele Mädchen Harry Styles toll finden. Wieso das jetzt? Es war doch Harry Styles, der meinte, jeder sei etwas schwul. Ein weiterer Liebling ist der Hauptsänger der Band Maneskin. Mädels, was findet ihr an dem? Der Typ trägt Ohrringe und Eyeliner! Ja, wegen solcher Typen zweifle ich allerdings auch an der männlichen Bevölkerung. Aber nein, die Mitschülerinnen meinten es anders.


Sie schaute genervt zur Seite und stammelte: „Naja, du weißt schon… Paul und Matti halt”, „Ja?”, „…wie die eben drauf sind…”, „Nein, was haben sie getan?”, „Also bei der Besprechung waren sie unmöglich!”, fauchte sie. Ich musste sie noch eine Weile ausquetschen, bis sie auspackte. Sie erzählte mir mit aller gekünstelter Dramatik, die sie nur aufbringen konnte, dass die Jungs es gewagt hätten, mit einer Frau zu flirten, obwohl die Frau viel älter war. Ihre Freundin schüttelte den Kopf, wurde rot und versuchte ein Schmunzeln zu verbergen. „Es war voll peinlich”, erzählte sie und machte eine qualvolle Grimasse, die ihr Lächeln trotzdem nicht verstecken konnte. Ich dachte ja, ich wäre die Königin der Dramen, doch diese Mitschülerin war deutlich besser als ich. Es war nicht zu übersehen, dass die Mädchen den Flirt überhaupt nicht schlimm fanden. In Wirklichkeit waren sie neidisch. Warum kommen sie sonst auf die Idee, ausgerechnet die Jungs für blöd zu erklären, bei denen noch Testosteron in den Adern fließt?

 

Mädchen tragen doch nicht ohne Grund Miniröcke

Beide Mädchen waren von der Sorte, die sich wünscht, ihr Traumprinz würde sich nur wegen ihrer „Persönlichkeit” für sie interessieren. Also mich haben Jungs noch nie angesprochen, weil sie meine Persönlichkeit so attraktiv fanden. Wozu kaufen sich wohl Frauen Push-up-BHs und Mikro- Röcke? Und im Ernst, wer will was mit einem Schleimer haben, der sich nicht einmal traut, dich anzusprechen und zu flirten? Ich weiß, dass sich jedes Mädchen wünscht, dass die Jungs halt Jungs sind und genau das Gegenteil machen von dem, was man ihnen sagt. Sonst wären selbst meine alibi-prüden Mitschülerinnen wegen ein paar flirtenden Jungs nicht so sehr an die Decke gegangen.
Gut, manchmal enden Neckereien auch damit, dass du mit einer Haarsträhne weniger nach Hause kommst, weil ein Junge mit seiner Bastelschere etwas zu übermütig war. Oder dass dir der Stuhl unterm Hintern in dem Moment weggezogen wird, in dem du dich hinsetzen willst und du auf den Boden knallst. Oder damit, dass dir Stifte in den Haaren stecken, weil ein Junge austesten wollte, wie viele Stifte darin hängen bleiben. Aber immerhin ist was los und es bleibt nie langweilig.

 

Jungs dürfen nicht mehr Jungs sein

Leider kommt es heutzutage nur sehr selten vor, dass Jungs mal etwas anderes machen, als freundlich zu nicken oder demonstrativ den Blickkontakt zu meiden. Insbesondere bei denen aus der Grünen-Hochburg Kreuzberg, in der ich wohne. Vielleicht liegt das daran, dass man als Junge in dieser woken Kreuzberger Gesellschaft von Anfang an schlechte Karten hat: Jungen dürfen nicht mit Autos spielen, sie dürfen sich nicht prügeln, sie tragen lange Haare, beim Fußball sollen sie die Tore nicht mitzählen, es ginge ja nur um den Spaß. Wenn sie es dann doch mal wagen sollten, Mädchen zu necken und nicht nach deren Pfeife zu tanzen, dann wird gleich ein Klassenrat einberufen. Deshalb sind die Mädchen entweder total aufgedreht oder sie tun halt, wie meine Mitschülerinnen, als wären sie Nonnen, die sich in keiner Weise für Jungs interessieren.


Doch eines haben nahezu alle Kreuzberger Öko-Mädchen gemeinsam: Sie verurteilen die
Jungs, die sich noch was trauen. Jungs dürfen Mädchen nicht hinterherpfeifen, weil sie ja kein Hündchen seien. Hä? Da frag ich mich, ob den Mädchen überhaupt schon mal hinterhergepfiffen wurde. Und das höchste und wichtigste Verbot: Wenn Jungs eine Freundin haben, ist sie die einzige Person, die sie ansehen dürfen. Bei anderen Mädchen gilt ein striktes Guck- und Lächelverbot.
Das Traurige ist, dass die Jungs das alles mitmachen. Allerdings wundert man sich nicht, wenn man deren links-grüne Eltern kennenlernt. In diesen Familien führen die Frauen das Regiment und die Männer wirken trottelig und hilflos. Mich hat es jedenfalls immer frustriert, wenn die Jungs lieber den Mülleimer anguckten, als mir in die Augen oder wenn sie einem nicht mehr widersprechen. Ich wünsche mir einen Jungen, der groß, stark und männlich ist, und nicht so einen Harry Styles.