Coronawahnsinn in Italien: die schärfsten Masken-Maßnahmen Europas

Von Elena Klagges | Es kommt selten vor, aber zurzeit bin ich doch ganz froh, in Deutschland zu studieren und mich gerade nicht in Italien aufzuhalten. Das Wetter passt sich hier im Norden langsam dem Frühsommer an und man kann endlich auch hierzulande die ersten Sonnenstrahlen genießen. Und – der ausschlaggebende Grund – zur Uni gehe ich nach 1 1/2 Jahren endlich unbeschränkt wie zu Pre-Corona Zeiten. Das heißt ohne Testung, ohne vorheriger Platzreservierung und ohne Maske!

Ganz anders die Lage im Süden: Am 29. April hat die Regierung in Rom unter Leitung des italienischen Gesundheitsministers Speranza die verpflichtende Maskenpflicht in Schulen, Kinos, in Anstalten des Gesundheitswesens und öffentlichen Verkehrsmitteln bis Mitte Juni verlängert. Das bedeutet, dass die Schüler und Studenten (welche sowieso schon nicht zu der vulnerablen Gruppe gehören) bis zu Beginn ihrer Sommerferien ihren eigenen Atem wieder einatmen müssen und ausgerechnet jetzt bei den steigenden Temperaturen, aber sinkenden Infektionszahlen(https://www.rainews.it/ran24/speciali/2020/covid19/) ihr Gesicht verhüllen müssen.

Begründet werden die Maßnahmen damit, dass es eine letzte Anstrengung geben müsse, um dann den Sommer ohne jegliche Regelungen genießen und leben zu können. Besonders ironisch: Dass der Gesundheitsminister ausgerechnet Speranza heißt, also auf deutsch wörtlich ,,die Hoffnung’’. Zu häufig sind die Bürger zum letzten Durchhalten aufgefordert worden und genauso häufig auch wieder enttäuscht – bzw. man kann schon fast sagen – getäuscht worden, als dass man jetzt dem Versprechen hoffnungsvoll Glauben schenken kann.

In Italien gelten nun also die schärfsten Masken-Maßnahmen Europas und dies, obwohl immer mehr Berichte und Studien die Schutzwirkung der Masken minimieren. Dabei sollte man nicht vergessen, dass zu Beginn der Pandemie der Nutzen der Maske sogar noch abgesprochen wurde und wir dann erst über selbstgenähte Tücher zur obligatorischen Pflicht reguliert worden sind. (https://pagellapolitica.it/articoli/obbligo-mascherina-italia-europa)

Außerdem reduziert sich der Schutz bei falscher Verwendung der Maske nochmal deutlich. Undseien wir mal alle ehrlich. Wer tauscht die Maske regelmäßig und holt nicht mal schnell den dreckigen Fetzen aus einer Jackentasche? Der Gesundheitsminister Speranza fordert das Tragen der Maske auch bei der Arbeit – sogar in Außenbereichen an der frischen Luft, wo der Nutzen der Maske gegen Null geht. (https://www.nicolaporro.it/il-regime-speranza-continua-sul-lavoro-mascherine-anche-allaperto/)

Da dürfen wir uns nicht wundern, wenn auf der einen Seite das Immunsystem eher geschwächt aus der Pandemiezeit kommt und die neue Tanline nicht um die Augen liegt, als sei man grade aus dem Skiurlaub gekommen, sondern eine Art Bart auf die Gesichter zaubert.

Doch diese Entscheidung ist noch längst nicht der Gipfel der Unlogik und Absurdität: Vergangenes Jahr galten zwischenzeitlich Regelungen, die es den ausländischen Touristen erlaubten, ohne Maske die mediterrane Küche zu genießen, während die Italiener in ihrem Inland diskriminiert wurden und ihnen der Eintritt nur mit Maske gestattet war. Seit dem 1. Mai 2022 werden der private und öffentliche Sektor differenziert behandelt. So müssen nur die Arbeitnehmer bei privaten Unternehmen eine Maske tragen; für die Beamten ist es nur eine Empfehlung. Rechtfertigungsgründe sind nicht ersichtlich.

Es braucht wirklich nicht viel gesunden Menschenverstand, um den bürokratischen Schwachsinn zu erkennen. Denn immerhin während der Freizeit muss man in Parks, Bars und beim Sport auch in Italien keine Maske mehr tragen. Doch trifft man hier nicht genau seine Freunde aus der Schule oder sitzt mit Kollegen von der Arbeit für einen aperitivo zusammen?

Ganz zu Recht ruft der Journalist Nicola Porro die Studenten mit der humorvollen Idee dazu auf, ihrer Abneigung zur Maske durch ein fettes ,,L’’ für liberta (dt.: Freiheit) auf der Außenseite sichtlichen Ausdruck zu geben. Bleibt folglich nur zu hoffen (ital. sperare), dass Speranza den Wahnsinn hoffentlich jetzt schnell erkennt und die Regulierungen ein Ende finden.


Die Krankenhausserie „The Knick“ nimmt uns mit zu den Anfängen der modernen Medizin

Von Larissa Fußer | Begeistert euch Medizin? Vermutlich schütteln viele von euch den Kopf. Verständlich – in den letzten zwei Jahren haben uns Ärzte und Epidemiologen die letzten Nerven geraubt. Unsinnige Regeln, Lockdowns, tägliche Infektionszahlen-Updates, ständiges Stäbchen in die Nase Stecken, Impfempfehlungen, Bedrängungen – böse Zungen würden sagen, die Medizin wurde eingesetzt, um die Menschen zu kontrollieren, nicht um sie zu heilen. Vermutlich gibt es auch ein paar unter euch, die nach zwei Jahren Pandemie den Ärzten weniger vertrauen, als vorher. Was wir aber in all der verständlichen Abneigung gegen die Doktoren-Drangsalierung nicht vergessen sollten: Noch vor 100 Jahren sind die Menschen in der westlichen Welt im Schnitt nicht mal 60 Jahre alt geworden, um 1870 starb man sogar noch vor dem 40. Lebensjahr. Heute liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei ca. 80 Jahren und wir dürfen damit rechnen, dass unsere Kindeskinder noch länger leben werden. Da hören selbst die Konservativen auf, sich in frühere Zeiten zurückzuwünschen, oder? 

Die enorme Verminderung der Sterblichkeit, die Entdeckung zahlreicher Behandlungs- und Heilungsmethoden, chirurgischer Verfahren und Mittel der Bildgebung – all das ist das Ergebnis der Arbeit vieler mutiger Ärzte – und etlicher toter Patienten. Ich habe eine Serie entdeckt, die uns in die Zeit mitnimmt, in der Medizin noch bedrückend blutig war und die Überlebenswahrscheinlichkeit schwerkranker Patienten einem Lottogewinn glich. „The Knick“ ist eine US-amerikanische Serie aus den Jahren 2014/15, die im New York des frühen 20. Jahrhunderts spielt. Hauptfigur Dr. John W. Thackery ist Chefchirurg im Knickerbocker Hospital, sein Charakter erinnert an den von Dr. House: griesgrämig und empathielos, aber genial. Dr. Thackery brennt für seinen Beruf und arbeitet kontinuierlich daran, neue OP-Verfahren zu entwickeln und alte zu verbessern. Wir sehen ihn live in Aktion in einem OP-Saal wie er vor hundert Jahren ausgesehen hat – und es dreht sich einem der Magen um.

Heutzutage kann man den Patienten im OP unter Wärmedecken, Schläuchen, Kabeln und Monitoren ja kaum noch erkennen – doch damals bestand die einzige Überwachung der Lebensfunktionen aus einer Schwester, die ängstlich ein Stethoskop auf die Brust des Patienten drückte und nebenbei den Puls fühlte. In einer Szene sehen wir Dr. Thackery und seine Kollegen, wie sie bei einer Frau mit Schwangerschaftskomplikationen einen Kaiserschnitt durchführen. Gleich zu Anfang wird dem Publikum verkündet, dass alle bisher operierten Patientinnen mit diesem Krankheitsbild verstorben seien – man nun aber ein neues, besseres Verfahren entwickelt habe. Thackery schneidet den Bauch auf, sofort quillt Blut heraus. Ein Assistenzarzt macht sich daran, das Blut mit einem Sauger zu entfernen – dabei kurbelt er wie ein Irrer an einer Drehvorrichtung, die offensichtlich den Sog zum Abfließen des Blutes erzeugt. Doch das Blut hört gar nicht mehr auf zu fließen – die blanken Hände der Chirurgen sind voll davon. OP-Handschuhe gibt es noch nicht. Langsam bekommt die Schwester Angst – der Puls der Patientin sei sehr unregelmäßig. Die Ärzte versuchen mit Nadel und Faden irgendwie die Blutungsquelle zu verschließen – doch es ist schon zu spät: Die Schwester meldet, dass kein Puls mehr vorhanden ist.

Die gescheiterte OP ist für Thackery Anlass, sich in die Forschung zu stürzen. Tage und nächtelang macht er sich – wohlgemerkt bis zum Rand vollgepumpt mit Kokain – daran, die OP-Methode zu verbessern. Er mietet sich Prostituierte, um ihre Gebärmuttern zu erforschen. Sein Vorgehen übt er an Schweinen. Und während der Chefarzt aus seinem Studienzimmer nicht mehr herauskommt, werden im Krankenhaus immer mehr neue Erfindungen eingeführt. Größter Kracher: Elektrizität. Unter Murren der Schwestern werden überall elektrische Lampen angebracht. Natürlich passiert, was passieren musste: Schon nach kürzester Zeit brennt eine Sicherung durch und das Krankenhaus ist stockdunkel – sofort werden die altbewährten Gaslampen wieder angezündet. Doch das ist noch lang nicht alles: Das erste Röntgengerät, das erste Endoskop (Gerät, um in tiefe Körperöffnungen hineingucken zu können), der erste Elektrokauter (Gerät, mit dem man durch einen erhitzten Draht eine Blutung stillen kann) und der automatische Sauger werden Stück für Stück Teil des medizinischen Alltags. Nebenbei forschen die Ärzte noch an der fixen Idee, dass es mehr als eine Blutgruppe geben könnte, und versuchen Syphilis mit Malaria-Erregern zu heilen. 

„The Knick“ ist eine Hommage an den enormen Erfindergeist der Mediziner, der in den letzten 150 Jahren dazu geführt hat, dass wir unsere Lebenserwartung verdoppeln konnten. Dabei unterschlägt die Serie nicht, dass die medizinische Forschung oft blutig und grausam war – und manchmal mehr Leben gekostet als gerettet hat. Heute wiederum darf sich alles medizinische Forschung nennen, was in Wirklichkeit nur eine schlampig durchgeführte Pflichtumfrage unter Kommilitonen für die Doktorarbeit war. Deutschland hat sich im Bereich Energiegewinnung und Autoindustrie schon länger „dem Klima zuliebe“ gegen den Fortschritt entschieden. Und auch in der Medizin gibt es leider immer mehr Ärzte, die lieber die Erde als ihre Patienten schützen wollen, und zum Beispiel monieren, dass zu viele medizinische Geräte nur einmal benutzt werden. Man könne ja das OP-Besteck auch einfach mehrmals verwenden… Da wünscht man sich doch lieber einen gestörten, aber fortschrittshungrigen Dr. Thackery.

Neugierig geworden? Hier könnt ihr den Trailer der ersten Staffel „The Knick“ sehen:  

Quelle Beitragsbild:

Lba050300, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

#DieMaskeBleibtAuf – die falsche Solidarität mit jungen Leuten aus dem NoCovid-Lager

Von Max Roland | Die Panikfraktion will Kinder für ihre NoCovid-Strategie einspannen; ausgerechnet jene, die die Interessen junger Menschen in den letzten anderthalb Jahren systematisch übergangen haben, spielen sich jetzt als ihre Retter auf.

Dass sich die „Coronazeit“ in Deutschland nun dem Ende zuneigt, ist eigentlich unstrittig. Fast zwei Drittel der Bevölkerung sind geimpft, alle Menschen hatten Chancen über Chancen, sich entsprechend impfen zu lassen. Eine Virus-Krankheit für „beendet“ zu erklären, ist natürlich absurd – Corona hat sich noch nie für politische Erklärungen interessiert – aber dass die Gesellschaft das Virus mittlerweile gemeistert hat, ist nicht von der Hand zu weisen.

Doch 18 Monate Angst und Panik wollen bei manchen Leuten nicht mehr so recht aus den Köpfen verschwinden. Die Fraktion derer, die die fast schon pathologische Corona-Sorge zum Zentrum ihrer politischen Existenz gemacht hat, ist immer noch da: Die Covid-Sirenen, die Panikmacher und -haber. Leute, die Karl Lauterbach und Melanie Brinkmann trotz zahlreicher Fehleinschätzungen immer noch einen Propheten-Status zuschreiben, die trotz doppelter Impfung weiterhin Maske zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten tragen und sich wahrscheinlich bereits für die möglichen „Booster-Shots“ angemeldet oder diesen auch schon hinter sich haben.

Ungünstig nur, dass die Angst mittlerweile kaum noch mit der Realität korreliert. Doch für die, die Lust an der Angst empfinden, bietet sich anscheinend ein letzter rettender Strohhalm – zumindest solange, wie noch keine neue maximale Mega-Mutante entdeckt worden ist. Und das sind die Kinder. Sie sind weitgehend ungeimpft und nehmen trotzdem am Leben teil. Der ängstliche Bürger wittert Gefahr und spricht von „Kinderdurchseuchung“.

Diskussionen oder Vorhaben, die Maskenpflicht in Schulen aufzuheben, sind für sie ein Sakrileg. Man wittert die Gefahr, dass Jugendliche dadurch zum qualvollen Existenzkampf auf der Intensivstation verdammt seien. In den sozialen Medien wird unter Schlagworten wie #DieMaskebleibtAuf nicht nur die eigene Angst zelebriert – sie soll auch den jungen Menschen aufoktroyiert werden.

Doch wer sich die Zahlen anschaut, wird merken: Für eine Kinderimpfung gibt es gar keine Notwendigkeit. Denn was seit Beginn der Pandemie bekannt ist, hat nichts an Gültigkeit verloren – Kinder und Jugendliche ohne Vorerkrankungen sind durch das Coronavirus nicht nennenswert gefährdet. Hunderttausende Kinder und Jugendliche haben sich laut RKI seit Pandemiebeginn mit Corona infiziert – rund 1.700 davon mussten stationär behandelt werden, 85 kamen auf die Intensivstation. Nur 27 unter 19-Jährige starben an Covid-19. Die Zahlen zeigen: Die Gefährdung von Kindern ist ein Mythos. Selbst die beschworenen „LongCovid“-Folgen für Kinder, die angeblich massenhaft drohen, finden statistisch quasi nicht statt. Jemand warf mir online vor, ich würde schlimme Nebenwirkungen wie PIMS verharmlosen. PIMS ist eine Krankheit, welche nach Coronainfektionen auftritt und für schwere Entzündungen im ganzen Körper sorgt – und die in Deutschland in über einem Jahr keine 300 mal aufgetreten ist. Das angebliche „Team Wissenschaft“ hat es nicht so mit Zahlen.

Das Argument des angeblichen Schutzes von Kindern und Jugendlichen ist aber nicht nur faktisch ohne Grundlage. Vor allem ist es durchweg verlogen. Denn diejenigen, die es vorbringen, haben offensichtlich nicht wirklich den ehrlichen Schutz von jungen Menschen im Kopf. Für eine Krankheit, die sie statistisch nicht betrifft, mussten Kinder und Jugendliche massenhaft härteste Einschränkungen in Kauf nehmen – Einschränkungen mit teils gravierenden Folgen. Depressive Symptome bei Minderjährigen haben sich im Lockdown mehr als verdoppelt. Die Krankenkasse KKH berechnet, dass 2020 die Zahl derer, die sich etwa aufgrund von Essstörungen behandeln lassen mussten, um rund 60 Prozent gestiegen sei.

Auch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout haben um rund 30 Prozent zugenommen. Laut Studien soll nach der Lockdownzeit jedes dritte Kind „psychisch auffällig“ sein. Steht das im Verhältnis zur statistisch minimalen Gefahr für Kinder und Jugendliche, die von Corona ausgeht? Diese Frage stellte sich die Politik nicht – und die manisch-panischen Befürworter eines harten Lockdowns natürlich noch weniger. Sie waren seit März 2020 allzeit bereit, die Gesundheit junger Menschen dem Lockdownbus zu unterwerfen.

Als Student in der Lockdownzeit weiß ich aus erster Hand, wie groß die psychische Belastung ist, wie sehr die Gesundheit junger Menschen gelitten hat. Und ich weiß auch, wer dabeistand und immer nur nach noch mehr Lockdown, Shutdown und Isolation gerufen hat – die Fraktion der Coronapanikmacher, die ausgerechnet uns jetzt als ihr Argument für Angst und Panik vorschieben wollen. Sie wollen und wollten die Gesundheit der Jugend nicht schützen, sondern instrumentalisieren.

Falsche Solidarität von dieser Seite brauchen junge Leute nicht – wer erst Scheiben einwirft und dann Glaser sein will, hat vor allem sich selbst im Sinn.

Dieser Artikel ist zuerst auf Tichys Einblick erschienen. 

 

 


Die Wahlplakate – eine Stilkritik

Von Elisa David | Der große Wahltag kommt immer näher – für die Parteien und Politiker geht es um einen schicken Posten und viel Geld. Ich kann nur die Städte beurteilen, in denen ich zuletzt war, aber ich finde anhand der Wahlplakatdichte auf den Straßen kann man die Verzweiflung förmlich spüren. Tja, da hockt man vier Jahre lang im Bundestag, macht sich nen Fetten und fühlt sich wie die Königin von England und kommt plötzlich zu der harten Erkenntnis, dass die Königin von England nicht abgewählt werden kann – die Abgeordneten im Bundestag aber schon. Vielleicht haben manche noch darauf gehofft, die Wahl noch ein bisschen rauszuzögern, wegen Pandemie und so. Aber jetzt sind es nur noch wenige Tage, die letzte Hoffnung ist verblasst und die Energie, die man vorher nicht in das Wohl der Wähler gesteckt hat, werden jetzt in Wahlplakate verpulvert.

Ich kann mir nicht vorstellen, wie man anhand von Wahlplakaten eine Wahlentscheidung treffen kann. Wobei ich denke, dass es bei Wahlplakaten nicht darum geht, tatsächlich Inhalte zu vermitteln und zu überzeugen, sondern vielmehr Präsenz zu zeigen und im Gedächtnis zu bleiben. In Kreuzberg hängen zum Beispiel keine Plakate der Freien Wähler und der AfD und so gut wie keine von der FDP und CDU. Wenn ich also spazieren gehe oder mit Freunden durch die Straßen ziehe, vergisst man schnell mal die eine oder andere Partei. Man ist sich auch gar nicht sicher, ob die in dem Gebiet überhaupt kandidieren. Wähler, die nicht sonderlich politisch sind, sehen die Parteien dann erst auf dem Wahlzettel wieder – wenn sie die Wahl vielleicht schon längst getroffen haben.

Klar, auf Plakaten geht es nicht um detaillierte Konzepte. Ein gefundenes Fressen also für Leute, die sich gerne über inhaltloses Geseier lustig machen – Leute wie mich zum Beispiel. Deshalb und da ich mit sechs Jahren mal einen Malwettbewerb gewonnen habe (also eine Art Expertin auf dem Gebiet Mediendesign bin), habe ich beschlossen, zur Abwechslung mal eine Kritik über die Wahlplakate zu schreiben, die ich auf meinen Wegen so entdecke.

 

Beginnen wir mit meinem persönlichen Favoriten. Ich feiere dieses Plakat deshalb so, weil man es mit Absicht auch komplett falsch verstehen könnte. Es ist nicht zu übersehen, dass es ein Linken-Plakat ist, deshalb interpretiert man die Forderung „Kultur vor Verdrängung zu schützen“ als etwas antikapitalistisches. Doch was wäre, wenn man die Linke gegen die AfD tauschen würde? Dann bekomme „Vor Verdrängung bewahren“ in Kombination mit dem augenscheinlich türkisch-stämmigen Mann eine ganz neue Bedeutung, ohne dass man sonst noch etwas ändern müsste.

 

Bleiben wir bei den Linken. Wusstet ihr, dass die Linken Bus- und Bahnfahrer jetzt zu einem ehrenamtlichen Beruf machen wollten? Wenn nicht, dann müssten sie für eine fette Steuererhöhung sorgen, denn das Bus/Bahn-Ticket kostet sicher nicht zum Spaß Geld. Aber gut, Steuererhöhungen gäbe es mit den Linken sowieso. Nebenbei möchte ich noch anmerken, dass rot und lila eine ganz scheußliche Farbkombinationen ist.

 

Genauso scheußlich wie dieser Wahlspruch. „Mit euch mach ich das“ – was soll das bitte heißen? Klingt für mich etwas wie „Mit euch kann ich‘s ja machen.“ Dazu tut mir die Satzstellung im Herzen weh. Würde man das Parteiprogramm der chinesischen Einheitspartei durch Google Translate jagen, würde der sicher genauso seltsam klingende Sätze ausspucken. Haben die überhaupt ein Parteiprogramm?

 

Wenn ja, dürften sich ihre Parolen nicht so sehr von denen unterscheiden, die zur Zeit Kreuzberg schmücken. Auch chic: „Ein Grundrecht auf Wohnen. Nicht auf Profite.“ Ok, da im Grundgesetz ein Grundrecht auf Eigentum festgelegt ist und Eigentum aus Profiten entsteht, darf ich jetzt annehmen, dass wir auch unter den Grünen enteignet werden? „Klar geht das“, sagt da Bettina Jarasch und sie hat auch Recht – wäre dann halt nur wie in der DDR. Ich frage mich nur, wann „Profite“ eigentlich so ein negativ behaftetes Wort geworden ist. Es ist doch nur das Nomen zu „profitieren“ und profitieren will doch jeder – die Grünen allen voran.

 

Apropos Grüne – mit euch hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen. Welche Gesellschaft soll das abbilden? Und welche Politik soll das abbilden? Wir stürmen jetzt mit Schwert und Regenbogenflagge die Firmen, weil die so gemein sind und Geld erwirtschaften? Ihr wisst aber schon noch, wer hier die Steuern zahlt, oder?

 

Auch spannend finde ich die Kampagne von Franziska Giffey. Ich will ehrlich sein – ich hoffe tatsächlich, dass sie die Wahl in Berlin gewinnt und Bürgermeisterin wird, auch wenn ich sie nicht wählen werde. Wenn es nicht die SPD schafft, werden es entweder die Grünen oder die Linke. Und Franziska Giffey ist wenigstens nicht linksradikal, sondern gehört in ihrer Partei – so traurig es ist – noch zu den vernünftigeren. Nichtsdestotrotz kann ich mir bei dem Anblick ihrer Plakate ein Lächeln nicht verkneifen. Denn auf den Fotos sieht sie so brav aus, als hätte sie doch einen Doktortitel.

 

Allgemein finde ich die Kampagne der SPD ganz in Ordnung (jedenfalls von der Ästhetik her, nicht von den Inhalten). Allerdings haben einige Plakate auch verblüffende Ähnlichkeit zu denen der Linken – gleicher Farbton, gleiche Farbkombi, zum Teil gleiche Schrift – habt ihr etwa den gleichen Grafikdesigner?

 

Um hier noch etwas Allgemeinbildung einzubringen: das meine lieben Kinder nennt man übrigens „Oxymoron“.

 

„Berlin, spürst du die Luft nach oben?“ Nee, ich spüre nur wie die Berliner Luft mir langsam in den Kopf steigt, denn ohne Alkohol  ist dieser Kram ja nicht auszuhalten. Ok, nein, das war nur zum Angeben – ich trinke selbstverständlich keinen Alkohol bei der Arbeit. Wenn ich bei jedem schlechten Spruch aus der Politik trinken würde, könnte ich nirgendwo mehr hingehen und auch Twitter nie wieder öffnen. Meine Nerven leiden schon genug, meine Leber soll es nicht auch noch tun müssen.

 

Nebenbei bemerkt, gibt es eigentlich einen Grund dafür, dass alle Kandidaten von Volt aussehen, als würden sie Kunst auf Lehramt studieren? Keine Entschlossenheit oder gar Tatendrang in den glasigen Augen, nur ein abgedrücktes Lächeln, das sagt: „Hi, wir waren Klassensprecher und wollen jetzt auf Bundesebene gehen“.

 

Wie Eingangs schon angemerkt, nach CDU-Plakaten kann man lange suchen. Das hat zum einen etwas damit zu tun, dass kaum welche aufgehängt wurden (da konnte wohl jemand seine Basis nicht mobilisieren). Und wenn doch, dann sehr spät, als schon die besten Plätze an Volt, SPD und MLPD vergeben waren. Aber auch das Design hat eine gewisse Mitschuld. Nicht nur, dass die CDU Kreuzberg völlig überraschend auf Orange und in Teilen auf Türkis umgestiegen ist. Auch das Logo ist deutlich geschrumpft und irgendwie in die Ecke gezwängt – fast als würde die CDU sich tarnen wollen. Denn da man das Partei-Logo erst bei genauerem Hinsehen findet und die Farbkombi völlig unbekannt ist, kann die CDU fast als Splitterpartei durchgehen – und wird es wohl auch werden, wenn sie keinen richtigen Wahlkampf für sich macht, zumindest hier in Berlin.

 

Dieses Foto habe ich nicht in Berlin sondern in Lübeck aufgenommen. Ich fand es lustig, denn zu der Zeit hat die Grüne allen ihren Kandidaten einen grünen Filter verpasst – ob das nun grün vor Neid darstellen soll, oder die Gesichtfarbe, die ich bekomme, wenn sie an die Macht kommen, weiß ich nicht. Dieses Plakat war jedenfalls das erste „farbige“ Plakat und wie man vielleicht erkennen kann, ist es um einiges größer als die meisten (auch die anderen Kandidaten der Partei haben nicht so große Plakate abgestaubt). Ich würde deshalb sagen, dass der gute Bruno also auf der Mission ist, die Erstwählerinnen in Lübeck abzugraben – mit seinen schlagenden Inhalten natürlich…

 

Das Foto soll nur als Bonus dienen und beweisen wie austauschbar die Sprüche alle sind. Denn der Satz „Damit aus wollen machen wird“, mit dem Santander hier sein BestCredit-Angebot bewirbt, könnte genauso gut auch auf einem SPD-Plakat, oder dem von jeder anderen Partei stehen. Vielleicht teilt sich da jemand die Marketing-Firma?

 

Alle abgebildeten Fotos wurden von mir auf einer Gurke aufgenommen, die sich IPhone SE 2016 nennt. Seid bitte nicht zu streng bei der Bildqualität, mein armes Handy ist schon sehr alt, hat schon einige riskante Fälle überlebt und ist nicht mehr so ganz auf der Höhe – aber es hat sein bestes gegeben!


Während in Deutschland Benachteiligungen für Ungeimpfte beschlossen werden, schaffen Holland und Dänemark die Corona-Maßnahmen ab

Von Michael Friese | Während hier in Deutschland zunehmend ungeimpfte Menschen mit gezielten Benachteiligungen zum Impfen gedrängt werden sollen, wollen mittlerweile mehrere Staaten einen anderen Corona-Kurs verfolgen. Großbritannien machte es bereits vor: alle Maßnahmen werden nach und nach abgeschafft.
 
Nachdem in Großbritannien nach dem sogenannten „Freedom Day“ beinahe alle Corona-Maßnahmen im Königreich aufgehoben wurden, wagen sich nun unter anderem Dänemark und die Niederlande an dasselbe Konzept. Dänemark schaffte bereits am 10. September alle Maßnahmen wie Masken- und Abstandspflicht in sowohl Innen- als auch Außenräumen ab. Die Niederlanden haben am 20. September nachgezogen und wollen – wenn alles gut läuft – im November ebenfalls ihren Tag der Freiheit feiern. Mehrere US-Staaten wie Texas und Florida fahren schon seit Monaten einen Corona-Kurs jenseits der Lockdowns, sehr zum Zorn des US-Präsidenten Joe Biden, der die zuständigen Gouverneure immer wieder dafür massiv attackiert und mittlerweile auch eine landesweite Impfpflicht in die Wege leiten will. Fakt ist aber: Immer mehr Regierungen wollen sich von den immer wiederkehrenden Lockdowns verabschieden und dem mündigen Bürger wieder seine Entscheidungsfreiheit zurückgeben.
 
Niederlande: Weitreichende Lockerungen im September
 
Nach der „großen Deltawelle“ im Juli, in welcher das Land eine Inzidenz von teilweise über 400 verzeichnete, hält sich diese nun seit Anfang August bei knapp über 100 – in Deutschland hat man zum Vergleich aktuell eine Inzidenz von etwas über 80 zu verzeichnen. Die Impfquote im westlichen Nachbarland beträgt zudem 70% für die Erstimpfung und 62% für die vollständige Impfung (in Deutschland sind es 66 und 58%). Diese Werte sind für die Niederlande Anlass genug, einen Ausgang aus ihren Pandemie-Maßnahmen zu planen und in Angriff zu nehmen.
Ministerpräsident Mark Rutte hat in einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Hugo de Jonge insbesondere Lockerungen in Bezug auf Abstands- und Maskenregeln angekündigt. Am 20. September sind überall im Land die Maskenpflicht und Sicherheitsabstände abgeschafft worden. Diese gilt sowieso schon nur im ÖPNV. Rutte kündigte darüber hinaus unter anderem an, dass es keine Begrenzungen der Besucherzahlen bei Veranstaltungen mehr geben könnte; dies würde auch Festivals wieder legal machen. Außerdem könnten Cafés und Restaurants wieder frei ihre Öffnungszeiten bestimmen, während sie aktuell um 0 Uhr die Schotten dicht machen müssen. In Kinos und Theatern wird man seinen Sitzplatz auch wieder frei wählen können. Zudem wird die generelle Homeoffice-Empfehlung aufgehoben werden. Man kann also gespannt sein.
 
Letzte Regeln fallen voraussichtlich im November
 
Rutte kündigte für Clubs und Diskotheken eine spätere Öffnung an. Allerdings sieht man dort den 1. November als Öffnungsdatum vor, womit man in den Niederlanden wieder legal feiern gehen kann. Lediglich Hygieneregeln wie das regelmäßige Lüften sollten beachtet werden, so Rutte. Dies wären auch die letzten Corona-Regeln, welche ihre Wirkung verlieren würden; die Niederlande feiern damit ihren eigenen „Freedom Day“, wie es Großbritannien bereits getan hat, und reiht sich somit in die Reihe der Länder ein, welche die ewigen Lockdowns als unnötig abgeschrieben haben.
 
Dänemark hat bereits komplett geöffnet
 
Deutschlands nördlicher Nachbar Dänemark hat seine Pläne zu einer kompletten Öffnung bereits in die Tat umgesetzt. Am 10. September wurden alle Maßnahmen wie Masken- und Abstandspflicht abgeschafft; kein großes Diskutieren über eine 3G- oder 2G-Regelung oder eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Geimpften und Ungeimpften wie hier in Deutschland.

Und das aus guten Gründen: 72% der dänischen Bevölkerung genießen bereits einen vollen Impfschutz; bei den alten Leuten (60+) liegt die Quote sogar bei 86%. Die Inzidenz steigt zwar aufgrund der sowieso schon eher zurückhaltenden Maßnahmen, aber die ist ja bekanntlich kein gute Ratgeber. Das wären eher die Hospitalisierungen und diese steigen trotz steigender Inzidenz nur leicht. Auch Sterbefälle sind in Dänemark zur Zeit niedrig (pro Tag ca. 1-3 Menschen). Gesundheitsminister Magnus Heinicke sagte, dass damit die Epidemie unter Kontrolle sei und nicht mehr als Bedrohung für die Gesellschaft gelte.
Dänemark hatte schon seit längerem Pläne für seinen „Freedom Day“ geschmiedet. Bereits im Frühjahr 2021 überlegte man, wie bzw. wann man aus den pandemischen Maßnahmen aussteigen kann. Zuerst war Juni als Öffnungstermin angedacht bzw. der Moment in welchem alle über 50-jährigen Dänen vollständig geimpft sind, dieser wurde jedoch aufgrund der zu der Zeit aufgekommenden Delta-Variante verschoben.
 
Was ist, wenn die Formel aufgeht?
 
An dem neuartigen Kurs (gut, in Schweden war er nie neu) wird man erkennen können, ob die Strategie eines Lockdowns und der systematischen Benachteiligung Nichtgeimpfter, wie sie hier in Deutschland zu beobachten war und ist, überhaupt etwas nützt. Natürlich muss man zuerst auf die gehaltvollen Einschätzungen à la Lauterbach warten, um das beurteilen zu können. Auf mindestens 500.000 Neuinfektionen pro Tag muss man sich doch bestimmt einstellen, oder?
Aber Spaß beiseite: Sollte es in den Wochen und Monaten nach der Öffnung in den Niederlanden und Dänemark nicht zu einer a{„type“:“block“,“srcIndex“:1,“srcClientIds“:[„a9456e0c-6699-41ea-8754-dfdb116db6bd“],“srcRootClientId“:““}bsoluten Apokalypse in Form von überfüllten Intensivstationen und einem Hochschnellen der Totenzahlen, jung wie alt, kommen, werden sich unsere Politiker so langsam überlegen müssen, ob ihr Corona-Kurs vielleicht doch nicht alternativlos ist.