Von Selma Green | “Wandern und Outdoor-Aktivitäten werden als eine weiße, männliche und bürgerliche Domäne wahrgenommen, die für viele Menschen weder zugänglich noch einladend ist. Das muss sich ändern, denn die Natur gehört niemandem.”, postete The North Face, eine auf Outdoor-Kleidung spezialisierte Marke, am 9. Oktober auf Instagram. Ich denke beim Thema wandern ja eher an das Bild eines älteren Pärchens, das seine Leidenschaft fürs Nordic Walking entdeckt oder eines Familienvaters, der seine Söhne mit Campen und Angeln vertraut machen will. Ich denke dabei nicht sofort an weiße Männer.
Ich bin dunkelhäutig und ein Mädchen – Wandern an sich finde ich öde, daran ändert auch eine Nicht-weiß-und-männlich-Quote nichts oder was sich The North Face ausdenken will.
Gut, ich kann verstehen, dass The North Face seine Zielgruppe erweitern möchte. Ich meine: ein weiterer Bereich, in dem man auf weißen Männern rumhacken kann, bringt bestimmt ein paar Leute aus der Woke Szene mit ins Boot. Rassismus gebe es nicht gegen Weiße, so liest man neuerdings überall. Aber warum muss alles auf das Geschlecht und die Hautfarbe reduziert werden? Nennt man sowas nicht Sexismus und Rassismus? Ich bin dunkelhäutig und ein Mädchen – Wandern an sich finde ich öde, daran ändert auch eine Nicht-weiß-und-männlich-Quote nichts oder was sich The North Face ausdenken will.
Meine Abneigung gegen das Wandern rührt von einer Klassenfahrt in der achten Klasse her. Das Programm für jeden der fünf Tage lautete: sechs Stunden wandern. Nach sechs Stunden einen Berg hoch, runter und drumherum stiefeln, spürte ich meine Beine nicht mehr. “So muss sich ein Querschnittsgelähmter fühlen.”, dachte ich damals. Beim Wandern kamen die Jungs in meiner Klasse auf Ideen, wie meine Haare mit Tannenzapfen zu kämmen, mir Beine zu stellen und mir mit Stöcken in den Rücken zu pieksen. Meine Kleidung war nicht für’s Wandern geeignet, denn die Lehrerin hatte irgendwas von wegen “Baden im See” angekündigt. Es wurde kälter als angenommen. Also stapfte ich bei acht Grad, zitternd mit Schnupfen durch Dreck und Blätter. Öfter wurde ich von Spinnweben im Gesicht oder Fliegen in meinem Mund überrascht. Ich merkte, wie blödsinnig ich Wandern finde.
Wandern schreckt mich keinesfalls wegen weißer Männer ab. Sondern einfach nur, weil ich es bescheuert finde. Wenn mich auf der Klassenfahrt nicht meine nervigen Klassenkameraden, sondern schwarze Powerfrauen begleitet hätten, wäre mir trotzdem auf halber Strecke sterbenslangweilig geworden. Das Zitat hat nur zum Ziel, weiße Männer runterzumachen. Auch wenn ich nicht verstehe, warum man sich so etwas antun würde. Aber: Jeder, der Lust hat, kann doch wandern gehen – oder etwa nicht?
Von Sebastian Thormann | Um die Welt reisen, andere Kulturen entdecken, Weltbürger werden – gehörte das nicht einmal zum kosmopolitischen Traum Linksliberaler? Und warum auch nicht? Unsere Technologie, allen voran das Fliegen, hat es möglich gemacht. Das war vor mehr als hundert Jahren gerade noch ein Traum – oder wie es Orville Wright, einer der Wright-Brüder formulierte: „Der Wunsch zu fliegen ist eine Idee, die uns unsere Vorfahren überliefert haben, die in prähistorischer Zeit bei ihren zermürbenden Reisen durch wegloses Land neidisch auf die frei schwebenden Vögel schauten.“
Heute sieht es ganz anders aus: Fast jede Reise, die nicht mit dem Fahrrad zu bewerkstelligen ist, gilt da schnell als Klimasünde – erst recht natürlich Flugreisen. Versprachen diese einst noch jeden an die entlegensten Orte der Welt zu bringen, gehören sie heute zu den schlimmsten Dingen, die man seinem Klimagewissen antun kann. „Du bist geflogen? Da sind doch direkt ein paar Zentimeter Insel in Polynesien im Meer verschwunden!“, kann man schon die FFF-Flughafen-Demonstranten schreien hören.
Wenn Grüne, FFF und Co. es Ernst meinen mit ihren Forderungen, sieht die Welt von morgen dann tatsächlich internationaler, globaler aus? Das kann sie wohl kaum. Besonders verhasst bei ihnen ist ja das Reaktionäre, die Welt von gestern – bloß, wenn es um Mobilität angeht, klingen ihre Vorschläge selbst nach der Welt von vorvorgestern.
Mit dem Lastenrad gibt es keine Europa- geschweige denn Weltreise. Jeder bleibt in seinem Land, in seiner Provinz. Das ähnelt eher dem Europa vor gut hundert Jahren, wo man sein Land vielleicht für sein ganzes Leben lang nicht verlassen hat (es sei denn es herrschte Krieg). Erscheint das auf den zweiten Blick nicht auch ein bisschen nationalistisch? „Aber es gibt doch die Bahn“ schallt es da einem entgegen. Ja genauso wie die E-Autos. Aber trotzdem will nicht jeder seinen halben Griechenland-Urlaub im Zug oder an der Ladestation verbringen.
Wird also im grünen Utopia niemand mehr eine Weltreise machen? Doch, aber nur diejenigen, die das nötige Kleingeld haben, um sich von ihren Klimasünden mit ein paar Klimawohltaten rein zu waschen, können dann auch ganz „klimaneutral“ fliegen. Verboten wird es nicht, nur so teuer, dass es sich immer weniger Menschen leisten können. Und damit machen wir dann auch zivilisatorisch einen Rückschritt: Statt die Bürger immer mobiler zu machen und immer mehr Menschen die Möglichkeit des technologischen Fortschritts nutzen zu lassen, gehen wir zurück und schränken unsere Mobilität und unsere technologischen Fortschritt weiter ein.
Von Gesche Javelin | Fliegende Autos schweben über den Dächern der Stadt. Die Traumvorstellung von Science-Fiction-Liebhabern. Oder vielleicht bald die Realität? Von zu Hause aus los fliegen und in ein paar Minuten in der nächsten großen Stadt landen, ohne Staus und nervige Verkehrsbehinderungen. Wer hätte es nicht gerne, endlich ohne Staus überall hinzukommen? Werden wir bald schon wie in „Zurück in die Zukunft“ mit unserem fliegenden Auto von einem Ort zum anderen kommen oder bleibt das erst einmal eine Traumvorstellung?
Die ersten Versuche fliegende Autos zu bauen, gab es schon im 20. Jahrhundert. Doch scheiterten sie. Jetzt nach fast einem ganzen Jahrhundert, sind die ersten Modelle tatsächlich kurz davor in die Serienproduktion zu gehen. Zum Beispiel bringt das holländische Unternehmen PAL-V bald ihr fliegendes Auto „Liberty“ auf den Markt. Es soll bis zu 400 km Reichweite und auf der Straße eine Geschwindigkeit von bis zu 170 km/h erreichen, in der Luft etwas schneller. Der Umbau vom Auto in das fliegende Gefährt dauere etwa zehn Minuten. Außerdem läuft es mit Benzin. Nur billig wird es nicht, den Stau zu überfliegen. Ganz abgesehen von den aktuellen Benzinpreisen, soll die erste Edition eine halbe Millionen Euro kosten. Zudem ist das mit den Staus überfliegen doch nicht ganz so einfach. Man darf nicht von der Straße abheben, sondern nur von einem Flugplatz aus starten. Also ganz so wie bei James Bond ist es nicht.
Eine für die breite Bevölkerung realistischere Art der zukünftigen Fortbewegung sind Flugtaxis. Mehr als 100 Firmen arbeiten momentan daran, verschiedene Modelle zu entwickeln. Die fliegenden Taxis heben senkrecht ab und sind dadurch besser in Städten anwendbar. Sie sind wendig, haben jedoch meist wegen des Elektroantriebs nur eine geringe Reichweite von unter 50 km. Aber wenigstens müsste Ursula von Leyen dann keinen Privatjet mehr für den 50km kurzen Weg von Wien nach Bratislava nehmen. Vielleicht sollte die Firma sich mal mit ihr in Verbindung setzten.
Unter anderem die deutsche Firma Volocopter oder auch Airbus haben bereits erste Testflüge hinter sich. Wie die meisten Flugtaxis in Entwicklung, bewegen sich auch diese mit Rotoren und fliegen autonom, also ohne Piloten. Auch perfekt für Ursula, die ja nun behauptet hat, sie hätte den Privatjet genommen, weil sie Angst vor Corona hat. Damit sie abheben können, muss das Gewicht möglichst gering gehalten werden. In den nächsten Jahren werden die bemannten Drohnen von Volocopter voraussichtlich unter anderem in Singapur in Benutzung kommen. Selbst in Deutschland sollen schon bald erste Flugtaxis am Frankfurter Flughafen in Betrieb gehen. „Die Zukunft“ wird dann doch schneller real als man denkt. Doch wie umsetzbar ist diese Technologie wirklich? Kann man mit Flugtaxis den Verkehr entlasten oder gar ersetzen?
In ein Flugtaxi passen meist nur zwei bis drei Menschen. Ein Ersatz für den Verkehr kann es also eher nicht werden. Wenn ich mir vorstelle, dass auch nur ein Viertel des Verkehrs der Städte in die Luft verlagert wird, habe ich schon Angst, dass mir so ein Ding früher oder später auf den Kopf fällt, weil die Batterie plötzlich leer ist. Immerhin verdeckten sie dann „die böse Sonne“ und die Erde hat vielleicht kein Fieber mehr. Sondern Schüttelfrost.
Okay, nein. Fassen wir zusammen: der Traum, dass wiralle irgendwann ein fliegendes Auto fahren bzw. fliegen wird wahrscheinlich nicht wahr. Denn wie soll der Verkehr in der Luft geregelt werden? Schwebende Ampeln? Leuchtzeichen? Ja gut, feste Strecken soll es geben, aber so viel Verkehr wie wir auf dem Boden schon haben – und selbst das funktioniert schon nicht so reibungslos – kann doch selbst mit festgelegten Strecken kaum in der Luft möglich sein. Aber Mal so ein Flug über die Stadt wäre trotzdem ganz cool.
Von Sophie Specker | Früher war vieles besser. Diesen Satz hört man des Öfteren von etwas älteren Zeitgenossen. Und meistens ist er leider wahr, wie mir jetzt in der Fahrschule bestätigt wird. Anstatt dass man in der Theorie viel über die Technik und das Auto an sich lernt, wird man heute genauestens über Drogen und Gefühle aufgeklärt und wie man seine Gefühle besser verarbeiten kann. Ich hatte ungelogen eine Theoriestunde von anderthalb Stunden, in der wir uns Bilder angesehen haben und die dort sichtbaren Gefühle beschreiben sollten. Dann haben wir noch besprochen, wie wir diese Gefühle kontrollieren und damit das Bild des idealen Autofahrers erreichen können. Das ist wichtig, schließlich muss man für den Fall gewappnet sein, dass eine Polizeistreife dich an die Seite ranfahren lässt um zu fragen: „Wie geht es Ihnen wirklich?“
Dann das Gespräch über Drogen. Natürlich war Alkohol dabei, was meiner Meinung nach auch wichtig ist. Aber was wurde beinahe ausführlicher behandelt? Cannabis. Und darüber hinaus Ecstasy, Speed, Kokain, Halluzinogene und Opiate. Fand ich etwas befremdlich, aber besser einmal zu viel darüber reden als zu wenig. Noch intensiver als über Gefühle und Drogen, haben wir allerdings über unser Lieblingsthema geredet: die Umwelt.
In einer Stunde sollte es um die technischen Bedingungen, die Fahrphysik und um den umweltbewussten Umgang mit Kraftfahrzeugen gehen. Stattdessen übersprangen wir die Technik und die Themen zur Funktionsweise der Kupplung, der Bremsen und der Fahrphysik, auf die ich mich eigentlich gefreut hatte und gingen direkt über zum Thema Umwelt. Allerdings anders als gedacht. Bisher kamen nur Tipps, dass man Fahrgemeinschaften bilden, auf unnötiges Beschleunigen verzichten und möglichst wenig fahren solle.
Jetzt wurden wir dazu aufgefordert, Gegenargumente zum Elektroauto zu liefern, die unser Lehrer dann widerlegen wollte. Es kamen Argumente wie die Reichweite, die Tankstellen, der Sicherheitsaspekt aufgrund der fehlenden Geräusche und noch einige weitere. Diese wurden dann bei der weder sachlichen noch korrekten Widerlegung demonstrativ an der Tafel durchgestrichen und es wurde sehr viel Werbung für Tesla und die Elektromobilität gemacht. Ein wenig zu viel für meinen Geschmack. Sätze wie ,,Scheiß Diesel und Benzin“, ,,Wenn nicht Elektro dann fahrt doch wenigstens auf Erdgas“, ,,Pumpt eure Reifen mehr auf, dann spart ihr CO2.“ sind gefallen. Wir sollen unsere Reifen mit mehr Luftdruck füllen, als für den Reifen vorgeschrieben ist? Dass das die Haftung auf der Straße verringert und das Profil ungünstig abfährt ist dabei egal? Verkehrssicherheit muss dem Umweltschutz weichen? Dann wurde noch für autofreie Städte geworben.
Wie treffen die Fahrschulen denn die Auswahl bei den Lehrern? Suchen die so verzweifelt nach Personal, dass sie auch Leute aufnehmen, die das Auto am liebsten abschaffen würden? Ich meine, Fahrschulen sollten den Schülern beibringen wie man Auto fährt, aber doch auch ein wenig den Spaß am Fahren vermitteln. Eine Fahrschule, beziehungsweise Fahrlehrer, die dann offenkundig ihren Hass auf Verbrennungsmotoren kundtun, erscheinen mir dann doch etwas merkwürdig. Immerhin haben sie noch nicht angefangen, Werbung für das Lastenrad zu machen. Vielleicht kommt das erst noch in der nächsten Stunden, wer weiß.
Von Jonas Aston | „Mama fährst du mich“? An fast keinem Tag kam mein 14-jähriges Ich an dieser Frage vorbei. Wollte ich Freunde treffen oder zum Fußballverein – ohne fahrwilliges Elternteil war ich auf dem Land verloren. Tagsüber kommt der Bus nach Plan theoretisch alle zwei Stunden. Ich schreibe theoretisch, da der Bus nur dann fährt, wenn das Busunternehmen einen Tag zuvor informiert wird, dass eine Transportmöglichkeit benötigt wird. Abends werden die Bordsteine sowieso mitsamt der Bushaltestelle hochgeklappt.
An meinem 15. Geburtstag wurde ich aber schlagartig unabhängiger. Um die Mobilität von Jugendlichenzu erhöhen, wird in den neuen Bundesländern ein Modellversuch durchgeführt. Demnach kann die Führerscheinklasse AM (für Mopeds) schon mit 15 und nicht erst mit 16 Jahren erworben werden.Der Modellversuch wird sehr gut aufgenommen. In meiner Klasse hatte jeder dritte diesen Führerschein gemacht.
Die Simson-Mopeds sind für die ostdeutsche Jugend also nicht nur fahrbarer Untersatz.Sie stehenfür Freiheit, Identität und einLebensgefühl.
Die meisten fuhren ein Moped der Marke „Simson“, Roller werden eher verpönt und das nicht nur weil man mit den Simson-Mopeds 60 statt 45 km/h fahren darf.In den neuen Bundesländern werden zahlreiche Simson-Treffen und gemeinsame Ausfahrten durchgeführt.Außerdem kannan den Mopeds sehr einfach “gebastelt“ werden. So lernte man einiges über Motoren und hat sich nicht immer an die zugelassenen 50 ccm gehalten (Ich natürlich schon!). Die Simson-Mopeds sind für die ostdeutsche Jugend also nicht nur fahrbarer Untersatz.Sie stehenfür Freiheit, Identität und einLebensgefühl.
Das Mopedfahren wird jedochimmer mehr zu einer Luxusangelegenheit. Simson wird seit dem Ende der DDR nicht mehr produziert, erfreut sich aber weiterhin großer Beliebtheit. Hierdurch sind die Preise für Mopeds in der Vergangenheit massiv gestiegen. Die Politik wirft uns Jugendlichen weitere Steine in den Weg. Die hohen Rohstoffpreise schlagen auf die Kosten von Ersatzteilen durch, die gerade bei Mopeds massenweise benötigt werden. Die Spritpreise tun ihr Übriges. Denjenigen, die nicht doch auf das Lastenfahrrad umsteigen wollen, wird damit Nostalgie und ihre Unabhängigkeit geraubt.
Von Sarah Victoria | Schon seit Jahrzehnten wird über die Frage diskutiert, wie sinnvoll die Einführung einer einheitlichen Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen sein könnte. Gerade Befürworter eines Tempolimits argumentieren, dass neben der Einsparung von CO2-Emissionen auch die Verkehrssicherheit auf Autobahnen erhöht werden könnte. Und auch im diesjährigen Bundestagswahlkampf wurde die Tradition aufrecht erhalten, ein inhaltsloses Thema mit noch mehr heißer Luft zu füllen. Denn bis heute ist fraglich, inwiefern es wissenschaftliche Argumente für einen Zusammenhang zwischen Tempolimits auf Autobahnen und der Zahl an Unfalltoten gibt.
Autobahnen zählen statistisch zu einer der sichersten Straßenarten in Deutschland. Seit drei Jahrzehnten verzeichnen Verkehrsstatistiken einen klaren Abwärtstrend, die Anzahl Verkehrstoter auf Autobahnen ist insgesamt um zwei Drittel gesunken. 2020 erreichte die Anzahl der Verkehrstoten den niedrigsten Wert seit Beginn der Messung von vor sechzig Jahren: Insgesamt starben 2719 Menschen im Straßenverkehr, davon 191 auf Autobahnen und 849 auf Landstraßen. Dabei wurde in weniger als 12 Prozent der Fälle die Geschwindigkeitsüberschreitung als Unfallursache angegeben. Diese Entwicklung, die ganz ohne ein Tempolimit von 130 km/h stattfand, hat laut dem Verband der Automobilindustrie vor allem etwas mit verbesserten Fahrassistenzsysteme und der Einführung der Gurtpflicht zu tun.
Im Gegensatz dazu lässt sich seit fünf Jahren ein klarer Aufwärtstrend bei den Unfällen mit Elektrokleinstfahrzeugen verzeichnen. Im Jahr 2020 sind laut dem statistischen Bundesamt 142 Fahrer von E-Bikes tödlich verunglückt, ein Anstieg von zwanzig Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch wird in der Politik weiter behauptet, dass ein Tempolimit von 130 km/h notwendig sei, um die Autobahnen sicherer zu machen.
Alleine der Wert von 130 km/h ist bereits problematisch. Dieser stammt aus einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen aus dem Jahr 1978. Es wird also seit fast 50 Jahren an einem Messwert festgehalten, ohne zu hinterfragen, ob der Wert bezogen auf den heutigen Verkehr noch sinnvoll ist. Diese Willkür lässt auch die Schwankungen bei der Höchstgeschwindigkeit zu, so fordert etwa die Linkspartei eine Höchstgrenze von 120 km/h, Grüne und SPD orientieren sich mit 130 km/h eher am europäischen Nachbarn. Schlimmer noch: Bei einem Blick ins Wahlprogramm der Grünen trifft man sogar auf den Begriff der Vision Zero. Hier wird hier die magische 0, also das Ziel von keinen Verkehrstoten mehr, angestrebt. Keine Tote im Straßenverkehr, durch eine Methode, die bestenfalls nicht mal 12 Prozent der tödlichen Unfälle auf Autobahnen verhindern könnte. Liegt es an mir, oder fehlt hier insgesamt die Logik?
Die Debatte um einheitliche Tempolimits auf Autobahnen ist ein schönes Beispiel, wie viel Symbolpolitik momentan im politischen Diskurs vorkommt. Symbolische Politik setzt vor allem auf Gesten, die eine Absicht verdeutlichen sollen, aber nicht unbedingt an Handlungen geknüpft sind. Bestenfalls handelt es sich um mehr Schein als Sein und schlimmstenfalls um Manipulation der Wähler. Kaum ein politisches Thema ist so kontrovers, aber inhaltsleer, wie die Debatte um Tempolimits. Seit Jahrzehnten werden alle vier Jahre die selben Argumente hervorgeholt, mit Prognosen und Wahrscheinlichkeiten ein Narrativ gebaut. Es geht nicht um die Sachfrage, ob Tempolimits auf Autobahnen einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen haben können, denn die Sachfrage würde offenbaren, wie willkürlich die Debatte eigentlich ist. Vielmehr geht es um die Möglichkeit, sich selbst durch das Einführen neuer Verbote zu profilieren. Jede rot umrahmte 130 wäre nichts anderes, als die Botschaft, als Politiker aktiv geworden zu sein – ein Symbol, das viel mehr aussagt, als nur die Höchstgeschwindigkeit. Es ist egal, ob die Maßnahme wirklich etwas bringt, denn was zählt ist die Absicht, mit der sie getroffen wurde. Seht her, wir kümmern uns um die Klimafrage! Wir retten den Planeten, Stück für Stück! Man muss die Botschaft vermutlich nur oft genug wiederholen, bis sie geglaubt wird.
Von Marikka Wiemann | Eine Welt ohne Autos mit Verbrennermotoren, wäre das nicht herrlich? Ohne verdreckte Luft, laute, quietschende Reifen und stundenlanges Stehen im Stau. Die einzige Möglichkeiten zu reisen, wären Bus und Bahn – ach, was rede ich E-Autos, Lastenräder und E-Scooter. Die Welt könnte so ein wunderbar CO2-neutraler Ort werden. Was für eine utopische und unrealistische Vorstellung! Es gibt gute Gründe ein Auto zu nutzen, sei es um unabhängig von einem Ort zum anderen zu kommen, Zeit zu sparen oder weil es ganz einfach bequemer ist.
Und ja, ich weiß – ich höre mich gerade wie der letzte Boomer an. Vielleicht bin ich das ja auch, obwohl ich die 30 noch nicht einmal erreicht habe. Aber lieber das, als ein weltfremder Klimafetischist, der in einer Großstadt mit gut ausgebautem Verkehrsnetz wohnt und sich deswegen keine Sorgen machen muss, wie er von A nach B kommt. Denn mal ganz ehrlich: welcher Dorfbewohner hat die Möglichkeit, ohne Auto schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen? Und nein, mit der Pferdekutsche zu fahren ist keine Option. Also keine Ahnung wie sich die Grüne Jugend die Fortbewegung vorstellt, wenn sie kreative Ideen wie z.B. den Stopp des Autobahnbaus entwickelt. Sollen vielleicht alle Pendler deswegen jetzt Bahn fahren?
Der Nahverkehr erreicht schon unter „normalen“ Bedingungen häufig nicht pünktlich sein Ziel und zu bestimmten Uhrzeiten sind die Busse und Bahnen so gefüllt, dass man über einen „1,5-Meter-Abstand“ gar nicht nachzudenken braucht. Wenn ich früh morgens gegen viertel vor sieben in die Schule fahre, ist die Citybahn so gefüllt, dass ich mich freue, wenn ich noch einen Stehplatz bekomme, an dem ich nicht zwischen Rucksäcken und Wildfremden eingequetscht werde. Würde die Bahn häufiger kommen, wäre das kein Problem. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn die Leute das Auto gar nicht mehr nutzen und ausschließlich Bahn fahren würden. Im Übrigen ist die Infrastruktur in den meisten Dörfern sehr spärlich.
Mein Auto bedeutet Unabhängigkeit und Spontanität.
Ein Beispiel: ungefähr zwanzig Meter vom Haus meiner Eltern entfernt, befindet sich eine Bushaltestelle, an der dummerweise nur viermal am Tag ein Bus hält. Das heißt, ich hatte, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, die Wahl, entweder zwanzig Minuten zur nächsten Haltestelle zu laufen oder mich in Stadt fahren zu lassen. Mittlerweile bin ich in der komfortablen Lage zu wählen, welches Fortbewegungsmittel ich nutzen möchte. Mein Auto bedeutet Unabhängigkeit und Spontanität. Ich bin nicht gezwungen, stundenlang auf die Bahn zu warten, die wieder aus irgendeinem Grund Verspätung hat, und muss meine Tagesplanung auch nicht dem Fahrplan anpassen.
Ich frage mich immer wieder woher diese Freude und dieser Eifer kommen, anderen Menschen vorschreiben zu wollen, was sie zu tun und zu lassen haben. Neid auf Wohlstand kann es nicht sein, denn der Großteil der grünen Wählerschaft bezieht ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Wenn es also nicht Neid ist, dann kann es nur Machtgeilheit oder das religiös anmutende Ausüben der Klimareligion sein. Anders kann ich mir dieses Verhalten nicht erklären.
Leider sieht die Zukunft der Autos mit Verbrennermotoren eher düster aus. Hier nur einige Beispiele: die EU plant ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zuzulassen, in Spanien sollen ab 2050 keine Verbrenner-Autos mehr auf öffentlichen Straßen fahren dürfen und in Paris soll das Verbot für Dieselautos sogar schon ab 2024 gelten. Bis die EU ihre Ideen in die Tat umsetzt, wird es hoffentlich noch ein paar Jahre dauern und bis dahin werde ich mit meinem kleinen Auto durch die Gegend fahren wie ich Spaß dran habe (und das Benzin bezahlbar ist).
Von Larissa Fußer | „In Berlin braucht man doch kein Auto!“, sagt eine Kommilitonin zu mir. Zusammen mit ein paar anderen Studenten guckt sie mich irritiert bis streng an. Ich hatte angeboten, meine Kollegen ein Stück mit meinem kleinen Flitzer mitzunehmen. Unsere Uni verteilt sich auf drei Standorte, manchmal müssen wir am selben Tag zwischen den verschiedenen Campus wechseln. Ein junger Mann mit Häkelmütze schnaubt – ob es ein Lachen oder ein Zeichen der Ablehnung war, kann ich durch seine Maske nicht erkennen. „Ich fahre viel lieber Fahrrad“, sagt er – die anderen stimmen ihm betont nickend zu. „Auch bei Regen und Schnee?“, frage ich. „Ja klar, auch bei Regen“, sagt der Anfang dreißigjährige Familienvater, der auf den letzten Drücker noch Hautarzt werden möchte, und erklärt: „Ich habe mir erst neulich neue Regenklamotten gekauft, das geht klar. Nur bei Schnee ist es kritisch – da fahre ich dann U-Bahn.“ Allgemein zustimmendes Gemurmel. „Wohnst du so weit weg?“, fragt mich eine blonde Studentin und guckt mich an, als sei das der einzige legitime Grund, in Berlin ein Auto zu besitzen. „Nö“, antworte ich. „Ich fahre einfach gern Auto. Ich mag es, bei Regen überall trocken hinzukommen und bei Kälte meine Autoheizung anmachen zu können. Außerdem wohne ich in einer Gegend, in der man nachts lieber nicht ohne Auto unterwegs ist.“ Allgemeine Stille. Themenwechsel.
Als Studentin, die nicht auf der links-grünen Welle mitreitet und dadurch eh öfter unter Gleichaltrigen aneckt, bin ich so ein Gemecker schon gewohnt. Gerade als junger Mensch wird man in der Hauptstadt gerne mal schräg angeguckt, wenn man erzählt, dass man mit dem Auto gekommen ist. Manchmal blitzt auch etwas Verachtung in den Augen eines Gesprächspartners auf. Ich wurde schon mal von einem Studenten gefragt, ob ich etwa zu diesen „Klimaleugnern“ gehöre. Denn wie sonst, hat er sich wohl gedacht, könnte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, rücksichtslos Abgase in die Luft zu ballern.
Das ganze grüne Gehabe wäre mir ja ziemlich egal, gäbe es nicht ein Problem: der Autohass hat in Berlin inzwischen System. Schon seit Jahren wird hier unter der Rot-Rot-Grünen Regierung Autofahren immer drastischer erschwert. Eine Zeit lang ging das nur schleichend voran: Hier wurde mal eine 30er-Zone errichtet, da ein Radweg vom Gehsteig auf die Straße verlegt. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie haben die Autohasser im Berliner Senat bei ihrem augenscheinlichen Plan, Autofahrer aus Berlin zu verdrängen, drei Gänge hochgeschaltet.
Als ich nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 endlich mal wieder länger durch die Stadt cruiste, habe ich meinen Augen nicht getraut: Plötzlich waren auf vielen zwei- bis dreispurigen Hauptstraßen dicht hintereinander Baustellenabsperrungen platziert worden – über lange Strecken machten diese eine Autospur unbefahrbar. Die Berliner Politik hatte in einer man kann schon sagen Guerilla-Aktion die berüchtigten Pop-up-Radwege geschaffen. Oft war auf dreispurigen Straßen zusätzlich eine zweite Spur durch eine Baustelle blockiert. Resultat: Aus großen Hauptstraßen, auf denen Autos je nach individueller Angst vor Blitzern zwischen 50 und 70 km/h gefahren waren, sind nun ständig zugestaute Schneckenwege geworden.
Abgesehen von dem seitdem garantiert signifikant gestiegenen Blutdruck bei Autofahrern, hat sich schnell ein anderes, im Zweifelsfall lebensbedrohliches, Problem gezeigt: Die neuen Straßen sind so eng, dass es absolut unmöglich geworden ist, Rettungsgassen für Krankenwägen zu bilden. Bis heute passiert es mir immer wieder, dass ich in einer dieser verunstaltet engen Straßen stehe, von hinten einen Krankentransport kommen höre und mich einfach nicht bewegen kann. Links das Baugitter aus Metall, rechts der Pop-up-Radweg, der inzwischen mit Pollern und anderen massiven Begrenzungen derartig fest installiert ist, dass ein Auto auch im Notfall nicht auf sie fahren kann. Ich will nicht wissen, wie viele Krankenwägen wegen dieser unmöglichen Straßenführung schon zu spät zum Verletzten oder ins Krankenhaus gekommen sind. Bekanntlich zählt bei Notfalleinsätzen manchmal jede Sekunde, um einen Patienten am Leben halten zu können. Doch die Hauptstraßen sind nicht das einzige Kampfgebiet der Auto-Gegner. In mehreren Bezirken in Berlin sieht man inzwischen mitten auf Kreuzungen oder am Anfang von kleinen Straßen Metall-Poller stehen. Immer mehr Straßen werden dadurch unbefahrbar gemacht. Bei mir in der Nähe gibt es eine Straße, die durch so einen Poller plötzlich zur Fußgängerzone gemacht wurde. Seitdem stehen da Tischtennisplatten, auf denen nie jemand Tischtennis spielt und Bänke, die meistens von Obdachlosen belegt sind. Ein paar Meter weiter kann man bewundern, wie die Berliner Politik systematisch Parkplätze reduziert und damit Autofahrer zwingt, entweder weiter weg zu parken oder ordentlich Kohle für die Begleichung von Strafzetteln auszugeben.
In einigen Berliner Straßen, auch bei mir um die Ecke, sind inzwischen meterlange Blumenkübel auf Parkplätzen errichtet worden, die keine andere Funktion haben, als dort Parken unmöglich zu machen. Anderswo blockieren zunehmend Holzbänke, große Steine, Fahrradständer und vieles mehr die Parkplätze – die Liste der Parkplatz-„Verschönerungen“ ist lang. Diese massiven Eingriffe in die Straßenführung und den Verkehr durch die Politik sind in den letzten anderthalb Jahren so dreist geworden, dass ich vor zwei Monaten noch eine gewisse Hoffnung hatte, dass die Berliner endlich genug vom Autohasser-Terror ihrer Rot-Rot-Grünen Regierung haben und ihr Kreuz bei der Landtagswahl im Oktober 2021 bei einer autofreundlicheren Partei setzen. Doch Pustekuchen – SPD, Grüne und Linke haben zusammen wieder 54 Prozent der Zweitstimmen bekommen und können damit weiter regieren.
Die Berliner Autofahrer können sich also darauf einstellen, noch mehr Wutanfälle in ihren mobilen vier Wänden zu bekommen. Denn natürlich schreiben sich die Regierungsparteien den Kampf gegen das Auto auch in der neuen Legislaturperiode auf die Fahne. Sie selbst nennen das natürlich anders – im aktuellen Sondierungspapier des neu gewählten Senats haben sich SPD, Grüne und Linke zum Beispiel „zu einer gerechten Verteilung der Flächen des öffentlichen Raumes“ bekannt. Ebenso wollen sie unter anderem das Berliner Mobilitätsgesetz unterstützen. Klingt erst einmal gar nicht so wild – aber dieses 2018 durch das Abgeordnetenhaus von Berlin beschlossene Gesetz besagt nicht weniger, als dass in Zukunft bei der Verkehrsplanung Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel vorrangig vor dem Autoverkehr behandelt werden müssen.
Welche konkreten Verkehrsmaßnahmen die neue Berliner Regierung beschließen wird, ist noch offen. Guckt man sich aber die Wahlprogramme an, mit denen unsere Regierungsparteien zur Landtagswahl angetreten sind, kriegt man das Gruseln. Grüne und Linke schämen sich nicht, offen anzukündigen, dass sie bis 2030 komplett den Benziner (und damit auch meinen treuen täglichen Begleiter) aus Berlin verbannen wollen. Die Linken planen das umzusetzen, indem ab 2030 keine Verbrenner mehr zugelassen werden sollen (entsprechend dürften die Besitzer eines Verbrenner-Autos dieses aber noch weiter fahren). Das ist den Grünen zu nett – sie wollen ab 2030 einfach sämtliche Verbrenner in der Innenstadt verbieten, ab 2035 sollen in ganz Berlin keine Verbrenner mehr erlaubt sein. 2030 – das ist schon in neun Jahren. Da bin ich gerade mal mit meiner Facharztausbildung fertig. Ich werde zur Arbeit und, wer weiß, vielleicht irgendwann mal meine Kinder zur Schule fahren müssen. Das soll ich laut den Grünen Diktatoren dann mit Fahrrad und Öffis machen. Den Teufel werd ich tun, schutzlos als Frau durch die immer gefährlicheren und versiffteren Straßen Berlins zu fahren – da müssen sie mich schon abholen und auf einem E-Bike festbinden.
Und was ist mit dem Wahlsieger, der Giffey-Partei? Im Wahlprogramm der SPD liest man angenehm wenig irre Verkehrspläne, ein Bekenntnis zum Verbrenner oder Autos allgemein fehlt aber auch. Bedeutet: Die zukünftige Verkehrspolitik in Berlin ist wahrscheinlich davon abhängig, wie gut sich Grüne und Linke mit ihren radikalen Forderungen gegen eine indifferent wirkende SPD durchsetzen können. Wetten werden angenommen. Ich überlege indessen, einen Unternehmen aufzubauen, das Stressbälle, Aggression- Bewältigungs-Musik und Boxsäcke speziell für Autofahrer vertreibt. Wer weiß, vielleicht kann ich mir mit meinen Einnahmen ja dann irgendwann einen Helikopter leisten, von dem ich genüsslich meinen Arztkollegen auf dem Lastenfahrrad zuwinken kann.
Von Pauline Schwarz | Wenn man sich dicht gedrängt und hektisch an fremden Menschen vorbeiquetschen muss, im Hintergrund jemand lauthals durch die Gegend schreit und man im Slalom schlafenden Obdachlosen ausweicht, während einem der süße Geruch von Urin und Erbrochenem um die gerümpfte Nase weht, ist man weder in einem Slum in Indien noch in einem Ghetto in Kambodscha – man ist mitten in der Berliner Innenstadt. Genauer gesagt: In einem der zahlreichen öffentlichen Verkehrsmittel, die uns die grünen Autohasser nur allzu gerne schmackhaft machen möchten. Wir sollen auf das gemütliche und gepflegte Herumtuckern im eigenen Auto verzichten, um uns in der Öffi-Hölle durchzuschlagen. Dabei gibt es neben dem schlichten Komfort, der Zeitersparnis und der Freiheit, die einem das eigene Auto bietet, mehr als tausend gute Gründe, die Öffentlichen Verkehrsmittel schon für sich zu hassen. Ich bin die längste Zeit meines Lebens mit den Öffis gefahren – heute würde ich freiwillig keinen Fuß mehr in eine U- oder S-Bahn setzen.
Achselgeruch und Gegrapsche im Bus zur Schule
Als waschechter, rundum links-grün sozialisierter Kreuzberger Zögling, bin ich schon als Schülerin lieber mit dem Fahrrad zur Schule gefahren, als auf den ollen BVG-Bus zu warten – und das wäre wahrscheinlich auch so geblieben, wenn mir nicht plötzlich die Pubertät dazwischengefunkt hätte. Fahrradfahren zerstört die Frisur und ist anstrengend, Schweißflecken und Körpergeruch konnte ich aber bei Gott nicht riskieren, deswegen stieg ich der Schönheit zuliebe doch lieber in das dicke gelbe Ungetüm – zumindest, wenn ich reingekommen bin. Die Kreuzberger Buslinie, in die ich mich jeden Morgen mit Gewalt und Anlauf quetschte, hielt an den letzten fünf Haltestellen häufig überhaupt nicht mehr an. Denn jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, purzelten Kinder heraus. Zumindest ein Gutes hatte es aber doch: war man erstmal im Bus, musste man sich wenigstens nicht festhalten, die Masse hielt einen statisch an Ort und Stelle – Umfallen einfach unmöglich. Während ich so feststeckte, amüsierte ich mich – fies und klein, wie ich nun mal war – über die Leute, die mit Koffern an der Bushaltestelle Richtung Ostbahnhof standen und mit offenem Mund oder vor Zorn geröteten Gesichtern dem vorbei rasenden Bus hinterher sahen und schimpften.
Leider war ich damals nicht nur ein Grünschnabel, sondern auch körperlich ziemlich klein und mit meinem Gesicht deshalb zielgenau auf Mundgeruch und Achselhöhe der mehrheitlich türkischen, pubertierenden Jungs, die einem mit ihrem jugendlichen Moschus nicht nur halb erstickten, sondern auch ganz gerne schubsten und ab und an zum Beweis ihrer Männlichkeit an den Hintern langten. Als kleiner Kreuzberger Pöbel wollte ich das damals nicht auf mir sitzen lassen und riskierte in meinem jugendlichen Übermut mehr als einmal ein blaues Auge. Ich warf dem Übeltäter und seinen fünf bis sechs Freunden jedes nur erdenkliche Schimpfwort an den Kopf, das ich mal irgendwo aufgeschnappt hatte. Ich habe wirklich Glück gehabt, dass ich mir von den leicht reizbaren (und immer „Stress“ bereiten) Gruppen nie eine eingefangen habe – Freunden von mir erging es da wegen weniger schon ganz anders.
Obdachlose und Junkies in den U-Bahnhöfen
Trotzdem ist eine Busfahrt in Berlin (meist) vergleichsweise harmlos. Richtig übel wird es erst, wenn man sich dem U- und S-Bahnfahren nicht mehr entziehen kann. Gerade in Kreuzberg sind die Bahnhöfe eine Katastrophe. Am Moritzplatz etwa schliefen im großen Durchgangsbereich jedes Jahr im Winter zwanzig bis dreißig Obdachlose, die es sich mit Matratzen, Schlafsäcken und ihren Einkaufswägen inmitten von tonnenweise Müll und Fäkalien richtig gemütlich gemacht hatten. Man kann sich vielleicht vorstellen, dass es nicht nur bestialisch stank, sondern verdammt bedrohlich war. Ich hatte als junges Mädchen große Angst, mich allein an den häufig sturzbesoffenen, teils völlig psychotischen Männern vorbei zu stehlen. Zumal die Anwohner sich zu dieser Zeit erzählten, dass in kurzer Zeit gleich zwei junge Frauen in dem U-Bahnhof vergewaltigt worden waren.
Die Alternativen waren aber leider auch nicht besser. Rund um den Bahnhof am Kottbusser Tor sammelte sich schon immer die traurige Resterampe der Gesellschaft. Als ich klein war, gab es direkt am Kotti noch einen Drogenstrich, an dem Tag und Nacht völlig heruntergekommene Prostituierte – die vermutlich selbst süchtig waren und ihren Körper für Drogen anboten – auf ihre Freier warteten. Aber auch nachdem dieser verschwunden war, wurde auf der Straße und im U-Bahnhof kräftig weiter gedealt und offen konsumiert: Haschisch, Speed, Benzos, Kokain und Heroin – alles, was das Junkie-Herz begehrt. An jeder Ecke humpelten oder saßen obdachlose Süchtige mit offenen, suppenden Verletzungen an Armen und Beinen, mit völlig schief geheilten Brüchen, fehlenden Zähnen und blauen Augen. Es gab Tage, an denen ich schwarzfahren musste, weil vor dem BVG-Automat gerade ein Junkie sein Heroin auf einem Löffel kochte oder ein anderer wutentbrannt mit den Stimmen in seinem Kopf diskutierte.
Einmal folgte mir ein Mann bis zur Haustür
Neben den Drogenverkäufern und -konsumenten drückten sich aber noch einige weitere ominöse Gestalten rund um den Bahnhof rum, die es nicht selten auf Handtaschen und Portemonnaies abgesehen hatten. Nachts begegnete man außerdem häufig Gruppen junger arabischer Männer, die einem als junge Frau besonders viel Aufmerksamkeit zu Teil kommen ließen. Eines der letzten Male, dass ich als Jugendliche nachts über den Kotti nachhause gefahren bin, werde ich nie vergessen. Als ich aus dem Bahnhof kam, rannte plötzlich ein völlig aufgebrachter junger arabischer Mann auf mich zu. Er sah aus, als würde er mir gleich ins Gesicht springen, als ihn seine Freunde in letzter Sekunde von mir wegrissen und mit Gewalt festhielten.
Als ich weglief, war ich so verängstigt, dass ich erstmal nicht bemerkte, dass mir ein anderer Mann gefolgt war. Als er mich eine Straße weiter mit ekelhaften Sprüchen beglückte, konnte ich aber zum Glück noch rechtzeitig reißausnehmen. Einen anderen Tag, nur kurze Zeit später, gelang mir das nicht. Ein offenbar psychotischer Mann folgte mir bis zur Haustür, begrapschte mich brutal und versuchte sich mit in den Hauseingang zu drängen. Nach einem wahrscheinlich nur sekundenlangen, aber gefühlt ewig dauerndem Kampf um die Eingangstür, brabbelte er etwas völlig Unverständliches, entschuldigte sich bei mir und verschwand zu meinem großen Glück wieder. Danach war ich völlig fertig, verängstigt und fühlte mich schmutzig. Ich fühlte noch Stunden später seine Hand auf meinem Hintern, traute mich über Wochen nicht mehr allein nachhause und fuhr nie wieder über das Kottbusser Tor.
Berliner U-Bahntreter? Leider kein Einzelfall
Kreuzberger Bahnhöfe wie der Kotti, der Moritzplatz, der Görlitzer Bahnhof (an dem nicht nur etliche Drogendealer stehen, sondern inzwischen eine ganze Penner-Stadt den Eingang blockiert) und das Schlesische Tor gehören sicher zu den schlimmsten in Berlin. Obdachlose, Heroinbesteck, Dreck, Gestank, Kriminalität und Gewalt sind aber generell fester Bestandteil der Berliner Bahnhofskultur. Etwa in Neukölln: Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an das viral gegangene Video einer jungen Frau, die von einem Mann völlig willkürlich in den Rücken getreten wurde, die Treppe am U-Bahnhof Herrmannstraße herunterstürzte und sich dabei den Arm brach und den Kopf aufschlug – leider kein Einzelfall. Ich habe bei meiner Arbeit für ein Berliner Betreuungsbüro diverse ähnliche Vorfälle in ganz Berlin mitbekommen und habe einmal selbst miterlebt, wie ein Obdachloser eine junge Frau die Treppe runterstürzte.
Das war in Friedrichshain – ein Bezirk, dessen Gewalts- und Kriminalitäts-Hotspot mit Sicherheit die Warschauer Straße ist. Hier stößt man häufig auf sogenannte Antänzer, die im Team vornehmlich Touristen ausrauben. Einer stellt den Opfern ein Bein oder tanzt sie wortwörtlich an und der andere nutzt die Ablenkung, um sich an seinen Taschen zu bedienen. Ich war am Görlitzer Park selbst mal dabei, als einem Freund direkt neben mir das Portemonnaie aus der Hosentasche „getanzt“ wurde und war so perplex, dass ich nichts davon bemerkte – und dass, obwohl ich als Kreuzberger durchaus sensibilisiert für Taschendiebe bin.
An Orten wie der Warschauer, dem Alexanderplatz und dem Gleisdreieck kommt es neben solchen Tricks immer wieder zu Schlägereien und sogar Messerstechereien. Ein Bekannter von mir war mal in eine Schlägerei verwickelt, bei der einer der Jungs im Gemenge zwischen Bahnsteig und S-Bahn fiel und mit seinem Bein in das Rad geriet – er verlor es. Ein anderer durfte zusehen, wie direkt vor ihm jemand abgestochen wurde und blutüberströmt aus der sich öffnenden Tür fiel. Ich bin in meinem Öffi-Leben selbst Zeuge zahlreicher Schlägereien, Übergriffe und Unfälle geworden. Einmal hätte ich beinah mitansehen müssen, wie ein Obdachloser zwischen Bahn und Tunnel zerquetscht wird. Der Mann war in der Tür eingeklemmt, hing zur Hälfte außerhalb und zur Hälfte in der Bahn und konnte nur in aller letzter Sekunde von einem jungen türkischen Mann befreit werden, bevor die Bahn an einer Engstelle vorbeifuhr. Ich bin in Berliner Bahnhöfen außerdem zahllose Male sexuell belästigt und/oder begrapscht worden und habe mehr als einmal große Blutlachen vor S- und U-Bahnhöfen gesehen, an denen sich Leute tags zuvor die Köpfe eingeschlagen haben.
„Ringbahnsaufen“ und S-Bahn-Surfen
Die Gewalt und Kriminalität – also meine Sicherheit – sind für mich der gravierendste Grund, nicht mehr mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Es gibt aber noch zahlreiche mehr – etwa die ständige Belästigung. Alle drei Minuten möchte jemand einem eine Obdachlosenzeitschrift verkaufen, ein anderer erzählt lautstark seine Lebensgeschichte oder lädt einen zu einem rumänischen Blaskapellenkonzert ein – ob man will oder nicht. Mir wurde mitten am Tag vor die Füße gekotzt und ich durfte dran teilhaben, wie sich besoffene Obdachlose bei diversen Stürzen den Kopf aufschlugen. Abends und nachts sind außerdem haufenweise besoffene junge Leute unterwegs, die ihre Absturz-Partys gleich mit in die Bahn bringen. Ich kann (leider) nicht leugnen, dass ich mich früher selbst das ein oder andere Mal am „Ringbahnsaufen“ beteiligt habe, wenn es zu kalt war, um in den Parks herumzulungern. Die Ringbahn fährt nämlich nonstop im Kreis – man muss also nur noch seine eigene Musik mitbringen, sein Schamgefühl zu Hause lassen und schon hat man die perfekte mobile Partylounge. In der zum Leidwesen aller normalen Fahrgäste nicht selten auch noch geraucht und gekifft wird.
In meiner Schulzeit gab es außerdem einen weiteren traurigen Trend unter Jugendlichen, der dem ein oder anderen sogar das Leben kostete: Das S-Bahn-Surfen. Bei dieser Mischung aus lebensmüder Mutprobe und Adrenalin-Kick, klettert man auf das Dach der fahrenden S-Bahn oder hängt sich seitlich an den Waggon. Häufig geraten die Surfer dabei unter den Zug, prallen gegen Brücken- und Tunnelteile oder kriegen einen tödlichen Stromschlag. Ich bin froh, dass ich nie Zeuge werden musste, wie so etwas passiert, hatte in meinem Bekanntenkreis aber gleich zwei solcher Todesfälle junger unbedachter Männer im Alter zwischen 13 und 19 Jahren.
Tödliche Unfälle, Suizide und Verrückte auf Gleisen sind in Berlin leider nicht selten der Grund dafür, wenn die Bahn zu spät kommt oder nicht mehr weiterfährt. Ich saß mal eine Dreiviertelstunde wegen eines „Polizeieinsatzes“ mitten auf der Strecke in der Hochbahn fest. Später hörte ich, dass sich ein Stück weiter jemand vor den Zug geworfen hatte. Was meinen Sie, wie froh ich war, als ich das nächste Mal in der Bahn feststeckte, weil die Polizei einen Schwan von den Gleisen retten musste und etwas mehr Zeit benötigte, um mit dem geretteten Tier Selfies zu machen.
Wenn grüne Politiker, wie unsere ehemalige Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann, sagen, dass die meisten Menschen ihr Auto nicht brauchen, scheinen sie also schlicht nicht zu wissen, wovon sie eigentlich reden. Jeder, der sich nicht das ganze Elend, die Verwahrlosung und die Belästigung in den Öffentlichen Verkehrsmitteln antun will, ist mehr als nur dringend auf sein Auto angewiesen. Ich würde mich besonders abends ohne mein Auto überhaupt nicht mehr aus dem Haus trauen, weil ich – dank der grün-roten Politik der letzten Jahrzehnte – in der Bahn, auf den Bahnhöfen, an den Haltestellen und auf der Straße Angst um mein Leben habe. Wenn an jeder Ecke Drogendealer, Obdachlose, Junkies, Kriminelle und besoffene Idioten herumrennen, sind die Öffis für mich keine Option. Mal ganz abgesehen davon, dass ich leidenschaftlich Auto fahre und lieber zehnmal im künstlich erzeugten Stau stehe, als mich mit fremden Menschen in die Bahn oder den Bus zu quetschen.
Von Michael Friese | Wenn man wie ich auf dem Land lebt und (noch) nicht im Besitz eines Führerscheins ist, ist die Fortbewegung ein ziemliches Kreuz. Insbesondere die Busverbindungen lassen zu wünschen übrig, was das Auto für weite Strecken unabdingbar macht. Von der Anti-Auto-Fraktion wird vehement gepredigt, dass man den ÖPNV auch auf dem Land ausbauen müsse und das ist theoretisch auch eine gute Sache. Aber ist das überhaupt möglich?
In der Großstadt ist es vollkommen normal, dass die Bus-, S-Bahn oder U-Bahn-Linie, welche man z. B. auf dem Weg zur Schule nimmt, alle fünf oder zehn Minuten fährt. Das heißt, wenn man mal den Anschluss nicht kriegt, weil man den Wecker mal wieder überhört hat, kommt man noch rechtzeitig (oder vielleicht mit etwas Verspätung) im Unterricht an. Nicht bei mir: Wenn ich meinen Bus am Morgen verpasse, kommt der nächste Bus genau zwei Stunden später. Das bedeutet, dass ich die ersten beiden Schulstunden verpasse, wenn meine Eltern mich morgens nicht fahren können. Es ist mir zum Glück noch nie passiert, wenn ich eine Klausur schreiben sollte, trotzdem besteht die Gefahr und es nervt wirklich.
Aber nicht nur der Morgen gestaltet sich knifflig. Wenn die Schule dann irgendwann auch mal ihr Ende findet, ist der Takt, in welchem die Busse abfahren, auch nicht immer ideal. Ich habe das Glück, dass an den meisten Tagen der Bus etwa 40 Minuten nach Schulschluss abfährt. Glück ist es, weil ich so noch etwas Zeit habe, um in die Stadt zu gehen. Sonst würde ich die Warterei am ZOB vermutlich nicht überleben. Wenn ich aber nun einen langen Schultag und um ca. 16:30 Uhr Schluss habe fährt der nächste Bus etwas mehr als eine Stunde später. Und klar, man könnte die Zeit auch wieder dazu nutzen, um durch die Stadt zu schlendern, aber ich bin ein sehr „kauffauler“ Mensch und die Stadt ist nicht die größte, sodass die wenigen, immer gleichen Schaufenster auf Dauer langweilig werden. Da trifft die Liedzeile von Peter Fox: „Frust kommt auf, denn der Bus kommt nicht“, den Nagel wirklich auf den Kopf. Deshalb holt mich meine Mutter an solchen Tagen mit dem Auto ab.
Es geht jedoch noch viel schlimmer: Ich kann froh sein, dass ich in einem etwas größeren, vom Touristenverkehr geprägten Ort lebe, der dadurch eine zweistündige Busverbindung ermöglicht. Wie sieht es aber nun in einem Dorf aus, welches weder von Touristen besucht (oder zumindest für die Durchreise benötigt) wird noch wirklich viele Einwohner sein Eigen nennen kann? Nun ja, da wären wir dann bei einer Freundin von mir, die mir schilderte, dass in ihrem Ort zwei Buslinien fahren. Und auf beiden dieser Linien fahren jeweils genau zwei Busse – pro Tag! Wenn sie also den Bus am Morgen verpasst, fährt der nächste um ca. 16 Uhr. Ich denke, ich brauche nicht zu erwähnen, dass man da nicht nur die ersten beiden Stunden verpasst. Hinzu kommt, dass ihre Erziehungsberechtigten sehr widerspenstig sind, was das „Herumkutschieren“ angeht. Für sie heißt es also dann: Bus verpasst, Schule verpasst.
Ich hätte gegen einen regelmäßiger fahrenden Busverkehr eigentlich nichts einzuwenden. Er würde mir meine Fahrten zur Schule oder in eine andere Stadt enorm erleichtern. Jedoch werde ich, wenn alles glatt läuft, im nächsten Jahr meinen Führerschein in meinen Händen halten. Brauche ich dann noch den Bus? Das Auto ist doch noch mobiler als der Bus; es ist nicht an Haltestellen und Fahrzeiten gekoppelt. Für meinen Vater beispielsweise wäre die Abschaffung von Verbrennungsmotoren eine große Einschränkung. Er arbeitet in einem Industriebetrieb, welcher sich vor der Stadt befindet und dieser wird nicht von einer geeigneten Buslinie angefahren, das heißt, er müsste mehrere Buslinien benutzen und Umwege fahren. Zudem sind seine Arbeitszeiten so gestaltet, dass er sowohl manchmal früh morgens (ca. 6 Uhr) und spät Abends (ca. 23 Uhr) unterwegs ist. Insbesondere am so späten Abend fährt längst kein Bus mehr.
Um mich davon zu überzeugen, dass der Bus die ideale Transportmöglichkeit ist, müsste ich mit ihm genau so flexibel sein, wie mit dem Auto. Idealerweise würde er dann alle fünf oder zumindest 15 Minuten fahren. Sobald er im Halbe-Stunde-Takt oder nur stündlich fährt, würde es schwieriger werden, meine Fahrten zu planen oder auch etwas spontan zu unternehmen, und ich würde immer mal wieder zu meinem Wagen herüberschielen.
Aber ist so ein Busverkehr überhaupt realistisch? Überhaupt nicht. Wenn wir mal an das Dorf von meiner Freundin zurückdenken: Sie erzählte mir, dass sie über den Zeitraum mehrerer Haltestellen so gut wie die Einzige ist, die in den Bus einsteigt. Der Bus fährt also theoretisch nur für sie allein den Umweg durch den Ort. Und so sind eben auch die Fahrzeiten gestaltet – sie richten sich nach dem Fahrverhalten der Fahrgäste. Man versuche nun bitte, die Autokraft oder irgendeine andere Firma davon zu überzeugen, den Bus doch mal öfter durch den Ort fahren zu lassen. Zu Zeiten, in welchen niemand einsteigt und teurer Treibstoff trotzdem verbrannt wird. So etwas wäre mit einer eklatanten Kostenexplosion verbunden und somit nur möglich, wenn man den Busverkehr verstaatlichen würde. Aber ich möchte, offen gesagt, nicht irgendwann mein Steuergeld für leere Busse ausgeben.