Von Laura Werz | Dem Slogan „Gemeinsam für den Energiewechsel“ ist derzeit in ganz Deutschland nicht zu entkommen – einer Energiespar-Kampagne des Wirtschaftsministers Robert Habeck. Auf riesigen Werbetafeln und Anzeigen wird die deutsche Bevölkerung eindringlich dazu „ermuntert“ Energie zu sparen. Dem nichtsahnenden Bürger werden dabei ungefragt gleich konkrete Sparmaßnahmen an die Hand gegeben, die es nur noch umzusetzen gilt. So sollen wir von der Regierung lernen uns solidarisch-sparsam zu verhalten. Begeisterten Duschern wird sogar eine eigene Werbeanzeige gewidmet. Mit dem Slogan „Liebe Duschfans, ein Energiespar-Duschkopf spart 30% Energie für Warmwasser“ wird der verantwortungsvolle Duscher dazu aufgefordert, sein Duschverhalten grundlegend zu überdenken.

Geht es nach Habeck sitzen wir bald ungewaschen und stinkend in unserer 19 Grad kalten Wohnung im Dunkeln. Das nennt sich dann „Bestes Deutschland aller Zeiten“. Dabei haben wir eigene Atomkraftwerke im Land, die wir langfristig wieder in Betrieb nehmen könnten. Die Zeit bis zur Wiederinbetriebnahme wäre auch kein Problem – die könnten wir durch die drei noch betriebenen AKW´s Deutschlands überbrücken. Dafür dürften sie allerdings nicht abgeschaltet werden – und das würde unserem Wirtschaftsministers gar nicht gefallen. Selbst davon dass AKW´s jüngst auch von der EU als nachhaltig eingestuft wurden, lässt sich die grüne Front um Habeck wenig beeindrucken. Es wird lediglich eine leidliche Diskussion über die Verlängerung der letzten drei AKW´s bis zur vollständigen Umstellung auf regenerativen Energien geführt.

Würden wir wieder zur Atomkraft zurückkehren, befänden wir uns in guter Gesellschaft mit unseren Nachbarn Frankreich und Großbritannien, die ebenfalls an den Kraftwerken festhalten – ja sogar neue Kraftwerke bauen wollen. Unser Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hofft aber offenbar, die Notwendigkeit von AKW´s noch durch ihre zahlreichen Energiespar-Kampagnen abwenden zu können.

Wir haben mal beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nachgefragt: Für alle „kommunikativen Maßnahmen rund ums Energiesparen einschließlich Webseite, Publikationen, Social-Media-Kommunikation, Motiventwicklung, Mediaschaltungen etc.“ stehen im Jahr 2022 bis zu 40 Millionen Euro zur Verfügung. 40 Millionen! Was man damit alles schönes machen könnte – zum Beispiel Papier für Schulen kaufen, die Infrastruktur verbessern oder so verrückte Sachen wie die Strom- und Gaskrise in Angriff zu nehmen. Auch wenn man die Krise mit 40 Millionen Euro natürlich nicht Lösen könnte, wäre das Geld hier doch wesentlich besser investiert als in die Waschlappen- und Pullover-Propaganda. 

Außerdem ist die Initiative nicht nur inhaltlich völlig daneben. Es ist auch fraglich, ob sie überhaupt ihrer eigenen Ideologie entspricht oder es sich nicht doch nur um von Doppelmoral triefende, übergroße Werbetäfelchen handelt. Die Initiative „Hamburg Werbefrei“ hat den Finger in die Wunde gelegt und schlägt die Duschkritiker mit ihren eigenen Waffen. Sie kritisieren den hohen Energieverbrauch der Kampagne durch die großen digitalen Werbetafeln. Für den 24-Stunden-Betrieb eines einzelnen zehn Quadratmeter großen „City Light Boards“ würden mehr als 40.000 Kilowattstunden Strom im Jahr benötigt, was in etwa dem Verbrauch von dreißig Single-Haushalten entspricht. Bevor das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz also eindringlich für Energiesparen wirbt und das Stadtbild mit ihrer geschmacklosen Sparpropaganda zupflastert sollte es damit beginnen, sich an die eigene Nase zu fassen. Damit würden die Deutschen nicht nur vor der Doppelmoral der Regierung sondern auch vor geschmackloser bonbonfarbener Einschränkungsverherrlichung verschont bleiben.