Der letzte Auftritt der Sensation Roberto Habecco, der Kuscheltierdresseur

Von Johanna Beckmann | Als nächstes sehen Sie unsere atemraubende Tiershow, die eines der vielen Highlights in unserem Zirkus ist. So etwas haben sie noch nie gesehen, also seien Sie gespannt! Als Dompteur die großartige Sensation Roberto Habecco!

Doch bevor es losgeht, haben wir leider eine tragische Nachricht für Sie: Roberto wird uns nach dieser Show verlassen. Zu seinem Abschied möchte ich eine kurze Ansprache halten.

 

Vielleicht erinnern sich einige von Ihnen noch: Wir haben mit der Hilfe von Roberto diese Show ins Leben gerufen. Roberto legte schon immer sehr viel Wert auf den Schutz von Tieren. Aus diesem Grund wollten wir eine Tiershow auf die Beine stellen, die sich am Deutschen Tierschutzgesetz orientiert. Keine zu kleinen Käfige, kein schlechtes Futter und wenig Stress für die Tiere waren die Gedanken, die uns leiteten.

 

Es war uns eine Herzensangelegenheit, Ihnen trotzdem alle bekannten Tierattraktionen zu bieten. Durch einen Feuerreifen springenden Löwen oder Bälle balancierende Robben durften auf keinen Fall fehlen. Wie wir das geschafft haben? Wir schufen mit der großen Unterstützung von Roberto Habecco einen Kuscheltierzirkus. So springen nun Kuscheltier-Löwen durch die Reifen und Plüsch-Robben balancieren Bälle. Bei uns müssen keine echten Tiere leiden, sondern nur Plüschtiere aus ökologischem Material.

 

Als wir den Zirkus auf die Beine stellten, war es Roberto ein großes Anliegen, mit diesem für mehr Tierschutz zu sorgen. Der Grund für sein großes Engagement nach der Eröffnung waren der gescheiterte Tierschutzcent 2021 und Julia Klöckner, der es mit dem Tierschutz seiner Meinung nach nicht ernst war. Roberto hatte sich so sehr gewünscht, mit dem Tierschutzcent einen zentralen Einfluss auf die Klimakrise haben.

Auch bei der Bundestagswahl 2021 engagierte sich Roberto für den Tierschutz. „Wir wollen mehr Tiergerechtigkeit in allen Bereichen, sagte er bei dem Termin mit dem Deutschen Tierschutzbund. Unter anderem forderte er, Tierheime besser finanziell zu unterstützen und das Ehrenamt zu stärken. Auch Tiere in der Landwirtschaft müssten laut Roberto besser geschützt und Tierversuche durch Alternativmethoden ersetzt werden. „Dafür brauchen die Tiere starke Organisationen und politische Fürsprecher – ich hoffe, das können wir sein, so Roberto. 

 

Leider kann Roberto Habeccos nun nicht mehr länger bei uns für Tierschutz eintreten. Er hat sich einer neuen weltrettenden Aufgabe angenommen: der Energiewende. Wir haben seinen Vertrag daher einvernehmlich nicht verlängert. Roberto möchte sich in der kommenden Zeit auf den Bau von Windrädern fokussieren, denn die Gewinnung von Ökostrom muss höchste Priorität haben. Auch in Landschaftsschutzgebieten möchte er Windräder bauen lassen. Roberto hat uns erklärt, dass es völlig legitim ist, als politischer Fürsprecher der Tiere die Rückzugsgebiete seltener Arten mit Windrädern zu bebauen. Denn was nutzt den Tieren noch ein Leben in isolierten Waldarealen, wenn die Klimakatastrophe naht? Es soll außerdem artenspezifische „Tabubereiche“ mit genau definiertem Abstand zum Brutplatz sowie einen zusätzlichen „Prüfbereich“ geben. Vielleicht werden hier und da auch mal Landschaftsschutzgebiete bebaut – aber Roberto hat versprochen, sich ganz doll Mühe zu geben, es zu vermeiden! Die einfach gehaltene Prüfung der Gebiete, auf denen Windräder geplant sind, ist schließlich dafür da, ihre Errichtung zu beschleunigen. Roberto meint, dass so wir alle, auch unsere Kuscheltiere, bald vom Ökostrom profitieren können! Der Aufbau von Ökostrom muss künftig vor dem Tierschutz stehen. Auch wenn Extremwetterlagen, wie beispielsweise ein Orkan nötig seien mögen, um ausreichend Windenergie zu garantieren, zeigen wir natürlich volles Verständnis für den Austritt von Roberto Habecco aus dem Kuscheltierzirkus.

 

Aus diesem Grund begrüßen Sie jetzt ein letztes Mal den großartigen Roberto Habecco und den Kuscheltierzirkus!

 

 

 


Stell dir vor es ist Weltuntergang und keiner kriegt es mit: Was ist mit unseren Sirenen schief?

Von Johanna Beckmann | Wahrscheinlich kann sich jeder an den 10. September 2020 erinnern. Denn da passierte genau: Nichts! Am 10. September 2020 sollten um 11 Uhr sämtliche Warnmittel in Deutschland erprobt werden. Es sollte Sirenen, Warnsignale mit einer Warnapp und Lautsprecherdurchsagen aus Warnfahrzeugen geben. Dieser Warntag wurde geplant, damit die Bevölkerung lernt, wie man in einem Ernstfall handeln muss. Diese Probe für den Ernstfall war die erste seit der Wiedervereinigung Deutschlands. In Zukunft sollte dann vor Großfeuer, Hochwasser, einem Anschlag oder drohenden Unwettern gewarnt werden.

Da die meisten von uns noch nie eine Probe für den Ernstfall in dieser Art erlebt hatten, warteten wir am 10. September gebannt auf das laute Heulen der Sirenen.
An meiner Schule wurde sogar der Unterricht früher beendet, da durch die lauten Sirenen, nicht weiter Unterricht gemacht werden könne, hieß es. Nun wurde es 11 Uhr, die Zeit verging und es passierte nichts. Damit blieb es dabei, niemand von uns hatte jemals ein Warnsignal gehört. Später erfuhren wir, dass die Sirenen in den 90er Jahren abgebaut wurden waren. Vor dem Organisieren eines Warntags war das natürlich unmöglich herauszufinden. Einige der vorhandenen Sirenen schlugen zwar Alarm, gaben dabei dennoch keinen Laut von sich. So kam es, dass der deutschlandweite Warntag an einigen Menschen komplett vorbeiging. Das ist in einem Ernstfall praktisch, denn dann muss sich niemand Gedanken darüber machen, wie man die Hysteriker beruhigt.

Auch auf unseren Handys passierte vorerst nichts, da die Warnung eine halbe Stunde zu spät kam. Der Grund für diese Verspätung waren verschiedene Zentralen, die sich nicht an Absprachen hielten. Laut der Planung sollte eine zentrale Warnung aus Bonn gesendet werden, dennoch wurden 30 Warnmeldung getätigt. So kam es zu einer Überlastung der App „NINA“. Falls ein Katastrophenfall eintreten sollte, darf es also auch wirklich nur eine Katastrophe sein, andernfalls kann es sein, dass die Nachricht auf dem Handy erst aufploppt, wenn man bei einem Hochwasser schon ertrunken ist.

So lernten wir also nicht, wie wir uns in einem Alarmfall verhalten sollten, sondern nur, dass dieser aufgrund von fehlenden Signalen niemals eintreten wird. Auch die Methode des Preppings ist dadurch sinnlos – wenn man von der Katastrophe nicht erfährt, hilft einem ein Bunker und ein Lebensmittelvorrat wenig. So werden wir auch in Zukunft selbst merken müssen, wann ein Großfeuer, Hochwasser, Anschlag oder Unwetter droht. Hier wird die Methode empfohlen, bei der man seinen Finger kurz anfeuchtet und ihn dann weit von sich gestreckt in die Luft hält.

Damit wir von dieser eher unsicheren Methode keinen Gebrauch machen müssen, sollte das Warnsystem verbessert werden. Aber wie sieht es heute wirklich aus? Hat sich das Warnsystem nach dem Fehlschlag vor zwei Jahren verbessert?
Bislang gab es keine großen Veränderungen. Erst jetzt, aufgrund des Russland-Ukraine Konflikts, rückt das Warnsystem wieder in den Vordergrund. Deswegen sollen jetzt dann doch mal 5000 Sirenen deutschlandweit gebaut werden. Diese gehen vom bundesweiten Sirenenförderprogramm aus. Für dieses Programm wurden knapp 90 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Berlin erhält davon 4,5 Millionen. Das reicht nur für 400 Warnanlagen im Stadtzentrum. So müssen sich die Menschen in den Randbezirken weiterhin selbst um eine Warnung kümmern. Also doch wieder zurück zum angefeuchteten Finger in der Luft. Oder wie wär’s mit Rauchzeichen?


Ein Gespräch: Was Putins Krieg für in Deutschland lebende Russen bedeutet

Von Johanna Beckmann | In Deutschland leben nach dem Stand 2020 ungefähr 234.000 Menschen mit einer russischen Staatsbürgerschaft. Diese Menschen werden seit dem Kriegsbeginn oft mit Fragen gelöchert und angefeindet. Viele von ihnen sind in Russland die Deutschen und in Deutschland die Russen. Auch in meine Klasse geht ein Mädchen mit einer russischer Staatsbürgerschaft. Sie ist 17 Jahre alt und wohnt ungefähr 1900 Kilometer von ihrer Geburtsstadt Moskau weg. Sie hat mit der russischen Politik so viel zu tun, wie ich – trotzdem muss sie mit Konsequenzen durch den Russland-Ukraine Konflikt rechnen.

Meine Klassenkameradin erzählte mir, dass sie 2015 im Alter von 10 Jahren nach Deutschland kam. Ihr größtes Problem war zu Beginn, die deutsche Sprache zu lernen, um sich gut zu integrieren zu können. In diesen polarisierten Zeiten einen russischen Akzent zu haben, reicht jetzt schon aus, um in ungefragte Diskussionen verstrickt zu werden. „Seitdem der Konflikt eine große Aufmerksamkeit in Deutschland erlangt hat, werde ich oft über meine Meinung gefragt, oft auf eine unhöfliche Art.“, erzählte sie mir. Sie teilte mir mit, dass viele Freunde und Bekannte ihre Meinung teilen und  sie unterstützen, jedoch habe sie das Gefühl, von der Mehrheit verurteilt zu werden –  für Geschehnisse, auf die sie keinen Einfluss hat. 

Ich frage sie, ob sie Angst hat, sie antwortet: „Es gibt zahlreiche Sachen, vor denen ich Angst habe, aber auch die mich wütend machen. Ich glaube, ich muss mich nicht zur Situation in der Ukraine äußern, denn jedem vernünftigen Menschen ist klar, dass das was passiert eine große Schande ist.“ Außerdem sagte sie, dass sie Angst um ihre Verwandtschaft, um sich selber und die Menschen, die ihr wichtig sind hat. Mir weil sie Russen sind, werden aufgrund ihrer Herkunft für den Krieg verantwortlich gemacht. Sie bekommen Probleme, auch wenn sie sich gegen den Krieg äußern. Auch in Russland herrscht bei vielen Menschen Antikriegs- Stimmung.

Jedoch hat sie das Gefühl, von der Mehrheit verurteilt zu werden –  für Geschehnisse, auf die sie keinen Einfluss hat. 

Neben den drohenden Folgen die von Mitmenschen ausgehen, machen ihr aber vor allem die staatlichen Maßnahmen zu schaffen. Von den Sanktionen, die Putin bekämpfen sollen, bekommt sie stattdessen die Folgen zu spüren. Sie hat einen russischen Pass – daher treffen sie die Beschränkung der Reisefreiheit besonders hart. Sie darf nicht ins Ausland reisen, dementsprechend kann sie nicht in den Urlaub fahren und auch bei der nächsten Klassenfahrt muss sie zu Hause bleiben. „Es werden Sanktionen gegen die russische Bevölkerung ausgesprochen, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Kreditkarten werden gesperrt, es gibt Visumsbeschränkungen und Meta plant ebenfalls ihren Rückzug aus Russland und viele andere Firmen schließen sich an. Dabei interessiert sie die Situation in der Ukraine überhaupt nicht, sie hoffen, mit solchen Aktionen der “Solidarität”, Sympathie bei Kunden zu gewinnen. Dadurch, dass es Einreisebeschränkungen gibt, können Bürger mit einer russischen Staatsangehörigkeit nicht ausreisen, denn kein Land würde sie reinlassen. Den Menschen wird die Möglichkeit genommen, aus einer Diktatur zu fliehen. Und durch das Sperren sozialer Netzwerke, die von Meta verwaltet werden, sind Russen in ihrem eigenen Land eingesperrt ohne Kontakt zur Außenwelt. Ich finde es unmoralisch doch muss mir trotzdem anhören, dass es Maßnahmen geben muss, um Putin abzuhalten. Ich frage mich, womit die russische Bevölkerung es verdient hat, so von der Welt ausgeschlossen zu sein und wieso sie kein Recht dazu haben, das Regime, das ihnen offenbar schadet, zu verlassen und in einem anderen Land Unterkunft zu suchen.”

Auch wenn es in Deutschland Russen gibt die mit Putin sympathisieren, kann es für Personen wie meine Klassenkameradin schwer sein, behandelt zu werden, als wäre sie eine KGB-Agentin. Sie gehört plötzlich nicht mehr dazu. Denn bei Sanktionen in diesem Ausmaß könnten wir voller Vorfreude unsere Auslandsreise planen: „Welche Sehenswürdigkeiten werden wir besuchen? Wo werden wir shoppen gehen?“ Sie könnte nur daneben sitzen und auf eine Woche Unterricht in einer der unteren Klassen warten. Sie würde für eine Sache bestraft werden, auf die sie keinen Einfluss hat. Ihr Pass wird zum politischen Statement.


Wer am lautesten schreit, gewinnt – vom Klassensprecher zum Bundestagsabgeordneten

Von Johanna Beckmann | Das erste Mal kandidieren, Wahlreden halten und wählen – das waren die Klassensprecherwahlen in der Grundschule. Jedes Jahr, wenn unsere Lehrerin die Wahl ankündigte, gab es zwei Leute, die den ganzen Raum übertönten, um schreiend und schnipsend ihre Kandidatur zu verkünden: Ich, ich möchte Klassensprecher werden.Der Rest meiner Klasse meldete sich ebenfalls, war dann aber meist eingeschüchtert und es blieben nur noch wenige Kandidaten, diese hielten dann ihre Reden. Bei uns sagten die Schüler immer das gleiche: Ich will verlängerte Pausen und weniger Unterricht.Gegen diese Forderungen kamen Schüler, die sich gefüllte Handtuchspender wünschten, natürlich nicht an. Wenn die Klassensprecher dann gewählt waren, gab es nicht weniger Unterricht, was zu erwarten war. Die „Arbeit“ unserer Klassensprecher, sah meist so aus: Spielen im warmen, während alle anderen Schüler draußen froren.

Eigentlich würde man erwarten, dass es sich auf der weiterführenden Schule bessert, da jeder von uns älter wird. Das geschah jedoch nicht, mit der Ausnahme, dass jetzt niemand mehr schulfrei fordert. Seit der 9. Klasse dürfen sich unsere Klassensprecher für Posten, wie zum Beispiel Schulsprecher, bewerben. Hierfür wählte meine Klasse dann eine Schülerin, deren einzige Qualifikation es war, nicht den ganzen Raum zusammen zu schreien. Sie bewarb sich für einige Posten. Wie ich es erwartete bekam sie keinen von diesen, da andere Klassen zum wiederholten Mal Schreihalse gewählt hatten. Einer von diesen wurde dann unserer Schulsprecher.

Bei seiner Kandidatur guckte er sich Verhaltensweisen von Politikern ab: Forderungen vortragen und sie aufgrund des Widerstandes ändern, um dann eine aussagelose vorzutragen, konnte er gut. Zuerst wollte er eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema Schule ohne Rassismus, Schule mit Courageeinführen, da niemand länger in der Schule bleiben wollte, stoß diese auf Widerstand. Nun war seine Forderung: Ich möchte euch den Schultag erleichtern.Gegen diese Forderung hatte natürlich keiner von uns etwas einzuwenden, wenn wir gewusst hätten, welche Taten auf dieses Versprechen folgen sollten, hätten wir gegen ihn gestimmt.

Wir hatten dann Periodenprodukte auf der Männertoilette, welche ihre Funktion nur in der Verstopfung der Abflüsse fanden.

Außerdem waren dann die meisten anderen eingeschüchtert, da er die Forderungen mit einen unglaublich großen Selbstbewusstsein vortrug. Da konnte jeder nur denken, dass es das Beste, das man jemals gehört hat, wäre. Wir hatten dann Periodenprodukte auf der Männertoilette, welche ihre Funktion nur in der Verstopfung der Abflüsse fanden. Außerdem richtete er einen Dienst ein, der jede Pause die Sauberkeit der Toiletten kontrollierte – für jede bemalte Toilettenwand wurde eine Tür abgenommen, manchmal wurden Toiletten sogar abgesperrt. Für uns hieß die „Erleichterung des Schultages“ Spaziergang durch das gesamte Schulhaus, um eine funktionstüchtige Toilette zu finden. Ich weiß ja nicht, ob es uns abseits des kostenlosen Fitnessprogramms den Schulalltag erleichtert hat.

Zur Realisierung seiner Projekte hat unser Schulsprecher einen Aufenthaltsraum, in dem theoretisch Dinge, die den Schulalltag angenehmer gestalten könnten, besprochen werden sollen. In der Realität sitzt dort der Schulsprecher mit seinen Freunden unterhält sich, kocht Tee und isst Instant Nudeln, da es dort einen Wasserkocher gibt. Natürlich alles, um den Alltag für die gesamten Schüler angenehmer zu gestalten. Nun sitzt also unsere Schulsprecher in einem warmen Raum, genießt sein Menü und freut sich über seine gute Arbeit, während die meisten Schüler auf dem Schulhof stehen, frieren und ihr mitgebrachtes Mischbrot essen.

Man kann nirgendwo so schnell Karriere machen und ein sehr hohes Gehalt erhalten, wie in der Politik.

Wenn sich junge Menschen, oft die gleichen, die früher Schulsprecher waren, dafür entscheiden, nach der Schule in die Politik zu gehen, läuft es nicht besser. Oft sehen diese jungen Menschen keine beruflichen Alternative. Dann geht es direkt nach dem Studium, oft sogar nach ein paar abgebrochenen Semestern auf hohe Polit-Posten. Ich glaube, man kann nirgendwo so schnell Karriere machen und ein sehr hohes Gehalt erhalten, wie in der Politik.  Andere Menschen kämpfen zum Beispiel in der Wirtschaft ihr ganzes Leben um eine Beförderung. Eigentlich wäre es ja wichtig, den Kontakt zur realen Berufswelt nicht zu verlieren, denn man kann die Bevölkerung nicht vertreten, wenn man wie Schulsprecher in einem beheizten Raum sitzt, sich über seine Forderungen freut, Nudeln kocht und der Rest draußen sitzt,  friert und Mischbrot isst.

Kevin Kühnert – das Sinnbild eines Klassensprechers

Der Politiker Kevin Kühnert erinnert mich sehr an den Schulsprecher meiner Schule und auch er war mal Schulsprecher. Er forderte bei seiner Abschiedsrede von den Jusos dazu auf, weiterhin umrealisierbare Forderungen zu stellen, um Aufsehen zu erregen. Auch unser Schulsprecher, der uns den Schulalltag erleichtern wollte, setzte seine Versprechen eher weniger gut um. Jedoch brach Kühnert nach seiner Schulzeit sein Studium ab und ist jetzt seit Oktober 2021 im Bundestag.

Er hat es geschafft: schneller Aufstieg zum stellvertretenden SPD-Vorsitz und ein hohes Gehalt ohne ein abgeschlossenes Studium. Nicht einmal ernstzunehmende Berufserfahrung hat er. Demnach wäre auch ich als Schülerin perfekt für den Bundestag geeignet. Eigentlich ist man, wie man am Beispiel von Kühnert sehen kann, ohne Studium einfach ein besserer Politiker. Um Forderungen wie die Überwindung des Kapitalismus und die Kollektivierung von Konzernen zu veröffentlichen, braucht man keine Ausbildung oder Berufserfahrung. Aber er hat es geschafft, er hat gewonnen. Er hat den Aufstieg geschafft vom selbstbewussten Schulsprecher zum Politiker mit sehr hohem Gehalt.