Die neue Waschmaschine namens: Geografieunterricht – macht Ihr Gehirn grüner!

Von Selma Green | Das Thema Klimawandel ist ein Muss an jeder Kreuzberger Schule. Sätze wie: „Die Gletscher schmelzen!” und „Die armen Eisbären sterben!”, schmücken jetzt auch besonders meinen Geografieunterricht. Die neue Geografielehrerin wirkte zuerst nicht so ideologisch auf mich. „Vielleicht geht die Lehrerin das Thema mal sachlich an”, freute ich mich. Naja oder auch nicht: „Und hier sieht man, wie Berlin unter Wasser steht, wenn alle Gletscher geschmolzen sind.“ Die Lehrerin beschrieb eine Karte im politisch natürlich ganz neutralen Geografiebuch.
Sie gab uns ein Klimaquiz, das wir auf IPads der Schule bearbeiteten. Erstellt wurde das Quiz von Germanwatch, einer Organisation, die für „globale Gerechtigkeit“ und den „Erhalt der Lebensgrundlagen“ steht – also der typisch grüne Quatsch. Germanwatch ist so ähnlich wie FfF nur in einer kleineren Version und für Erwachsene. Das Quiz sollte bewerten, wie sehr wir über den Klimawandel bescheid wissen – oder eher: wie stark wir beim Mainstream mitschwimmen. Schnell hatte ich den Dreh raus: Ich muss die Antworten auswählen, die am meisten Panik verbreiten.
„Die Auswirkungen des Klimawandels sind”, selbstverständlich Antwort B: „schon heute zu beobachten.” Schön und wo ist jetzt der wissenschaftliche Beweis? Am liebsten wäre ich darauf eingegangen. Aber die Lehrerin kannte ich erst seit 45 Minuten und sie wird später meine Leistung auf dem Zeugnis benoten. Ich habe lieber geschwiegen und meinen Zorn heruntergeschluckt. Ich bemühte mich weiter, die Fragen so grün ich konnte zu beantworten. „Der Klimawandel ist…A: zu 50 Prozent menschengemacht, B: zu 60 Prozent menschengemacht oder C: zu über 95 Prozent menschengemacht”?
„Nein, das kann nicht richtig sein…”, dachte ich, während ich nach langem Zögern auf Antwort C klickte.
„Sehr gut deine Antwort ist richtig!” Ich habe noch nie von der einen Prozentzahl des Anteils des Menschen am Klimawandel gehört. Von Wissenschaftlern schnappte ich immer unterschiedliche Zahlen auf, der eine meint unter 50 Prozent und der andere redet von höchstens 60 Prozent. Den Grünen traue ich zu, dass sie 10 Prozent drauf klatschen. Aber über 95 Prozent? Wieder schluckte ich meine Wut herunter. Zu meiner Sitznachbarin, mit der ich mich gern über den grünen Mainstream aufrege, zischte ich: „Dieses Quiz ist ja dermaßen bescheuert.” Die Lehrerin konnte mich zum Glück nicht hören.
Am Ende erschien mein Ergebnis vom Quiz in lila Schrift: „Punkte: 5/7. Sehr gut, da weht der Wind schon kräftiger!” Anders gesagt: „Da war die Waschmaschine schon gründlich mit deinem Gehirn!” Ich habe es satt, dass man versucht, mich in der Schule mit irgendwelchen grünen Ideologien voll zu stopfen. Mir schmeckt das nicht.
„Noch grüner als dieses Quiz wird es bestimmt nicht”, hoffte ich. Doch, es geht. Aus einem “informativen” Poster zum Klimaschutz sollten wir die 5 besten “Ideen” herausschreiben. Das Poster war vollgekritzelt mit Verboten. Zu jedem Verbot stand, wie viel Kilogramm CO2 man einspart. Die Bildunterschrift lautete: „Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung” – politische Bildung oder Indoktrination?
Ich hatte erst keinen Schimmer, wie ich die Aufgabe bearbeiten soll. Verbote herausschreiben, die mich nicht betreffen, war meine Lösung.
„210 kg CO2 verursacht die Verwendung eines Wäschetrockners.” – Wir besitzen keinen, aber der Gedanke zählt doch immer. Viele der Verbote waren so ähnlich und mir größtenteils bekannt. Dennoch überraschte mich ein Spruch: „Demonstrieren/Unterschriften sammeln, damit wir alle wirklich umdenken.” Wie bitte? Werden wir jetzt im Geografieunterricht aufgefordert, für FfF und Co. zu demonstrieren? Gab es nicht mal so etwas wie politisch neutralen Unterricht? Naja, grün stört ja niemanden, hab ich recht?
Es ging noch weiter: „Im Zusammenhang mit den derzeitigen Wahlen sieht man am Wahlprogramm, welche Partei sich für den jetzt schon spürbaren Klimawandel besonders einsetzt”, erklärte die Lehrerin, als wir die Aufgaben verglichen. Bedeutet das jetzt: „Wählt die Grünen”? Oder was meinen Sie damit? Der Lehrerin hätte ich diese Fragen zu gern gestellt. Ich traute es mich nicht. Ich guckte lieber auf die Uhr und zählte die Minuten bis zum Unterrichtsschluss.
In der Schule muss ich aufpassen, was ich sage, denn der Unterricht wird politischer. Wenn ich ein gutes Abi machen will, muss ich unpolitischer sein. Es gibt zum Glück noch Lehrer auf meiner Schule, bei denen ich mir Fragen erlauben kann, die ich mir sonst verkneife. Bei der grünen Geografielehrerin fühle ich mich aber nicht so sicher.



















