Alle reden über die Impfpflicht – aber ist die überhaupt rechtlich zulässig? (Spoiler: nö)

Von Jonas Aston | „Geht das denn nicht?”, fragte Jan Josef Liefers mit großen Augen. Seiner Frage zuvorgegangen war ein Gedankenspiel von Maybrit Illner, ob es nicht „fairer“ sei eine Impfpflicht einzuführen, da das Impfen die Menschheit erlöse“. Dass ausgerechnet der Vatikan als einziger europäischer Staat eine Impfpflicht für alle Erwachsene eingeführt hat, scheint Illners Erlösungsargument zu bestätigen. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Italien oder Griechenland gilt eine Impfpflicht für bestimmte Gruppen. Da stellt sich die Frage, ob eine (teilweise) Impfpflicht auch hierzulande juristisch zulässig wäre.

In der Debatte um eine Corona-Impfpflicht, wird oft darauf verwiesen, dass es bereits gesetzlich verankerte Impfpflichten, namentlich die Masern-Impfpflicht gebe. Folglich handele es sich um eine gewöhnliche staatliche Maßnahme. Tatsächlich gilt seit dem 01.03.2020 eine Impfpflicht gegen Masern für Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen, wie dem Kindergarten oder der Schule, betreut werden oder beschäftigt sind. Ob die Masern-Impfpflicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist, ist jedoch nicht abschließend geklärt, hierzu ist noch eine Entscheidung beim Bundesverfassungsgericht anhängig. Doch selbst wenn die Masernimpfpflicht mit dem Grungesetz vereinbar sein sollte, kann hiervon nicht auf eine Vereinbarkeit der Corona-Impfpflicht mit dem Grundgesetz geschlossen werden. Die Coronaimpfung unterscheidet sich nämlich wesentlich von der Masernimpfung (hierzu später mehr).

Eine Impfpflicht schränkt zahlreiche Grundrechte ein. Insbesondere zu nennen ist das Recht der freien Entfaltung der Persönlichkeit, der körperlichen Unversehrtheit und der Berufsfreiheit. Eingriffe in Grundrechte sind unter hohen Anforderungen grundsätzlich zulässig. Hierzu muss der Eingriff einen legitimen Zweck verfolgen, geeignet, erforderlich und verhältnismäßig sein.

Die Corona-Impfung auf dem juristischen Prüfstand 

Zweck der Impfpflicht ist der Schutz des gemeinschaftlichen Guts der Gesundheit. Dieser Zweck könnte als legitim gelten.

Bei der Geeignetheit wird es hingegen schon kniffliger. Geeignet ist die Impfpflicht dann, wenn sie die weitere Ausbreitung eines gefährlichen Virus eindämmt. Hierzu müssten die Impfstoffe wirksam sein und weitere Übertragungen verhindern. Die in der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffe sollen schwerere Verläufe verhindern können. Allerdings kann mit den vorherrschenden Impfstoffen – im Gegensatz zur Masernimpfung – keine Herdenimmunität erreicht werden. Damit ist die Impfpflicht nicht geeignet.

Die Impfpflicht müsste außerdem erforderlich sein. Die Erforderlichkeit liegt dann vor, wenn ein milderes Mittel zum Erreichen des Zwecks nicht ersichtlich ist. Als milderes Mittel sind Maßnahmen des Hygieneschutzes, wie dem Tragen von Masken, Abstand halten und das Einhalten allgemeiner Hygieneregeln denkbar (ob man dies zum jetzigen Zeitpunkt noch für erforderlich hält, ist eine andere juristische Frage). Die Einführung einer allgemeineImpfpflicht ist somit nicht erforderlich. Man könnte jedoch argumentieren, dass eine Impfpflicht für Risikogruppen erforderlich ist. Dafür müsste das Gesundheitssystem aufgrund dieser Gruppe dem Risiko der Überlastung ausgesetzt sein. Das Überlasten der Gesundheitssysteme erscheint bei der vorherrschenden Immunisierungsquote und den bisherigen Erfahrungen jedoch als sehr unwahrscheinlich. Somit ist die Einführung einer Impfpflicht für bestimmte gesellschaftliche Gruppen ebenfalls nicht erforderlich.

Um eine Impfpflicht zu begründen, müsste das Risiko einer Erkrankung weit über dem von potenziellen Impfschäden liegen. Dies kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht behauptet werden.

Die Einführung einer Impfpflicht ist auch nicht verhältnismäßig. Wie schon oben beschrieben, kann mit der Impfpflicht keine Herdenimmunität erreicht werden. Darüber hinaus ist die Coronaimpfung – etwa im Vergleich mit der Masernimpfung – mit deutlich mehr auftretenden Nebenwirkungen behaftet. Auch liegen bisher kaum Studien vor, die die Langzeitnebenwirkungen einer mRNA-Impfung untersuchen. Um eine Impfpflicht zu begründen, müsste das Risiko einer Erkrankung weit über dem von potenziellen Impfschäden liegen. Dies kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht behauptet werden. Zudem genügt bei der Masernimpfung eine einzige Impfung, um ein Leben lang voll immunisiert zu sein. Die Wirksamkeit der Coronaimpfung lässt nach einiger Zeit nach. Folglich würde der Bürger im Rahmen der Impfpflicht zu einem mehrmaligen staatlichen Eingriff gezwungen werden.

Die Coronaimpfung ist überwiegend Individual-, nicht Kollektivschutz. Es ist nicht Aufgabe des Staates die Bürger vor sich selbst zu schützen. Daher ist der Eingriff in die Grundrechte weder geeignet, noch erforderlich, noch verhältnismäßig.

Die Antwort ist also nein, Herr Liefers. Die Einführung einer Impfpflicht und sei es nur für bestimmte Gruppen geht nicht!

 


Corona-Föderalismus in den USA: Red States gegen Blue States – und das Weiße Haus

Von Sebastian Thormann | Im Dezember 2020 wurde der zukünftige US-Präsident Joe Biden von einem Reporter gefragt, ob eine Corona-Impfung verpflichtend sein sollte. Biden erwiderte damals: „Nein, ich denke nicht, dass es obligatorisch sein sollte, ich würde es nicht fordern.“

Neun Monate später hieß es dann von ihm aus dem Weißen Haus: „Wir waren geduldig, aber unsere Geduld lässt nach und Eure Weigerung hat uns alle gekostet.“ Biden kündigte eine de facto Impflicht für alle Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern an. Zuvor hatte er bereits eine Impfpflicht für Angestellte der US-Bundesregierung verhängt. Damit geht er auch auf Konfrontationskurs mit vielen republikanisch regierten Bundesstaaten. 

Die haben nämlich vielerorts überhaupt keine staatliche Impfpflicht und verbieten teilweise eine solche sogar explizit Privatunternehmen und Kommunen. In Florida etwa, müssen Geschäfte auch ungeimpfte Kunden akzeptieren und kommunale Behörden dürfen ihre Mitarbeiter nicht zur Impfung zwingen. Solche Vorschriften gibt es auch in vielen anderen Red States. Ähnlich sieht es mit der Maskenpflicht aus: Während demokratisch regierte Staaten wie Kalifornien fast überall in Innenräumen Masken vorschreiben, haben Red States wie Arizona, Florida, Texas die Maskenpflicht komplett aufgehoben und für kommunale Behörden verboten.

Wie schon bei Lockdowns kann eigentlich jeder US-Bundesstaat selbst seine Corona-Politik festlegen – wenn da nicht Joe Biden wäre, dessen geplante Impfpflicht in vielen Punkten sogar direkt lokalen Vorschriften widerspricht, die teilweise Mitarbeitern erlaubt sich einer Impfvorschrift privater Unternehmen zu verweigern. Für das Weiße Haus ist klar: Bundesrecht bricht Staatsrecht. Das Problem ist nur, sein Vorhaben ist womöglich illegal und die Chancen stehen nicht schlecht, dass es vor Gericht gestoppt wird.

Noch im Juli sagte Bidens Pressesprecherin z.B. gefragt nach einer Bundesimpfpflicht: „Das ist nicht die Aufgabe der Bundesregierung“. Aber nun will Biden sie doch in Form einer Notfall-Gesundheitsvorschrift des US-Arbeitsministeriums einführen. Dafür müsste laut Gesetz allerdings feststehen, dass die Mitarbeiter einer „großen Gefahr“ ausgesetzt sind und eine solche Regel tatsächlich „notwendig“ ist, um sie davor zu schützen. In der Vergangenheit haben Gerichte diesen Paragraphen sehr eng interpretiert. Auch angesichts der Tatsache, dass Bidens Regel z.B. natürliche Immunität durch frühere Infektionen ignoriert, ist es gut möglich, dass es diese Vorgaben nicht erfüllt. Daneben haben Bundesstaaten eigentlich die volle Zuständigkeit über Gesundheitsangelegenheiten und ob eine solche Bundesvorgabe sich am Ende auf die Verfassungsklausel berufen kann, nach der „Geschäfte zwischen Bundesstaaten“ reguliert werden können, um dann Millionen von Amerikanern zur Impfung zu drängen, darf zweifelhaft gesehen werden. 

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass Biden mit einer vor Gericht scheitert. So bereits geschehen bei seinem Räumungsmoratorium, bei dem Biden auch zunächst zugab, er habe die Befugnis dafür nicht, nur um dann Wochen später genau so etwas vorzuschreiben, das dann schließlich vom Supreme Court als illegal einkassiert wurde.


Psychische Krankheiten und Suizide – die katastrophale Bilanz der Corona-Politik

Von Pauline Schwarz | Es ist inzwischen mehr als anderthalb Jahre her, dass das Corona-Virus in Deutschland ausgebrochen ist und unser aller Leben über Nacht auf den Kopf stellte: Schule, Uni, Party und Arbeit adé, dafür Lockdowns, Kontaktverbote und Masken wohin man sieht. Kinder und Jugendliche wurden von den Maßnahmen am härtesten getroffen. Obwohl sie selbst nur im geringen Maße durch das Virus gefährdet sind, wurden die Schulen und Kitas geschlossen und die Kleinen damit in die Isolation und Einsamkeit gestürzt.

Für viele bedeutete das, sich von einer normalen Entwicklung und der Chance auf gute Bildung zu verabschieden – mit gravierenden Folgen: Über die Lockdowns stieg die Zahl psychischer Krankheiten und Suizide schon bei den Kleinsten massiv an. Statt sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen, will man Kinder, Jugendliche und junge Leute nun dazu nötigen, sich als eine Art Solidarakt impfen zu lassen – und ob offen kommuniziert oder nicht: wem seine eigene Gesundheit wichtiger ist, droht der Rückfall in die soziale Isolation und Ausgrenzung.

Dabei ist inzwischen sehr gut belegt, was die soziale Isolation mit jungen Menschen machen kann. Bereits im Juli 2020 stellte man im Rahmen der COPSY-Studie bei 31 Prozent aller untersuchten 7-17-Jährigen deutliche psychische Auffälligkeiten fest – ein Plus von 13 Prozent in Bezug auf die Referenzdaten. Ängste, emotionale Probleme und psychosomatische Beschwerden nahmen deutlich zu. Eine Umfrage der Pronova BKK unter 150 Kinderärzten stützte diese traurigen Erkenntnisse. 89 Ärzte berichteten einen Anstieg von psychischen Problemen, 37 Prozent diagnostizierten eine Zunahme körperlicher Beschwerden und 4 von 5 beobachteten Entwicklungsverzögerungen bei ihren kleinen Patienten. Die Pädiater machten die fehlende Tagesstruktur, die Isolation, Konflikte in den Familien und mangelnde Freizeitmöglichkeiten neben Handy- und Computerkonsum für die Beschwerden verantwortlich.

Deutsche Kinderärzte meldeten offiziell, was schon länger zu befürchten stand – eine Triage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Im Mai diesen Jahres kam dann die Schreckensbotschaft: Deutsche Kinderärzte meldeten offiziell, was schon länger zu befürchten stand – eine Triage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die gefürchtete Corona-Triage auf den Intensivstationen blieb aus, dafür wurden Kinder, die „nur“ Depressionen hatten und (noch) nicht suizidgefährdet waren, in den Psychiatrien überhaupt nicht mehr aufgenommen. Laut DAK wurden schon im ersten Halbjahr 2020 fast doppelt so viele Kinder und Jugendliche in der Psychiatrie behandelt wie noch 2019 – spätestens im Mai 2021 übertraf der Andrang dann die Behandlungskapazitäten.

Dabei sind Klinikaufnahmen laut dem Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf dem Charité Campus in Berlin Mitte, Christoph Corell, „nur die Spitze des Eisbergs“. Man lässt sich schließlich nicht wegen irgendwelcher Befindlichkeiten oder weil es einem mal ein bisschen schlecht geht in eine Klinik einweisen. Es geht um schwere Krankheiten wie Essstörungen, Schlafstörungen, Substanzabhängigkeiten und Depressionen – wenn solche Störungen nicht behandelt werden, können sie chronifizieren, gravierende psychosoziale Einschränkungen mit sich bringen und das Auftreten weiterer psychischer Krankheiten im Erwachsenenalter begünstigen. Unbehandelte Essstörungen können zu Stoffwechselstörungen und Organschäden führen. Auf Dauer droht bei vielen unbehandelten Krankheitsbildern sogar Suizidalität.

Und der überwältigende Ansturm beschränkte sich leider nicht nur auf die stationären Behandlungsmöglichkeiten. Nach Angaben der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) ist die Zahl der ambulanten Therapieanfragen von Kindern und Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen. Das Ärzteblatt versuchte damit zu trösten, dass man immerhin 25 Prozent der jungen Therapieanwärter innerhalb von zwei Wochen und mehr als der Hälfte innerhalb eines Monats ein Erstgespräch bei einem Therapeuten vermitteln konnte – man verschwieg aber, dass ein solches Gespräch kein Garant für einen freien Behandlungsplatz ist. Zumindest im Erwachsenen-Bereich sind Therapeuten verpflichtet Erstgesprächstermine anzubieten, auch wenn sie keine freien Behandlungskapazitäten haben. Viele Patienten bringen deshalb etliche Gespräche hinter sich, bevor sie endlich einen der wenigen heiß begehrten Plätze ergattern oder die Suche aus lauter Frustration wieder aufgeben.

Trotz der katastrophalen Versorgungslage, dem immensen Zuwachs psychisch kranker Kinder und Jugendlicher und deutlich erhöhter Suizidzahlen, hielt man lange an der Lockdown-Politik und strikten Corona-Maßnahmen wie den Schulschließungen fest. Die deutschen Schüler mussten landesweit für 14 Wochen komplett und für 20 Wochen teilweise die Schulbank im Distanzunterricht drücken – laut Unesco deutlich häufiger als bei unseren westlichen europäischen Nachbarn wie Großbritannien, Spanien und Frankreich. Und das obwohl bei verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen kein Zusammenhang zwischen dem Pandemiegeschehen und der Dauer der Schulschließungen gefunden werden konnte.


Folgen noch gravierender als bislang angenommen 

Immer wieder bestätigt wurde nur der Zusammenhang zwischen Schulschließungen und dem Anstieg psychischer Krankheiten. Zuletzt kamen Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) im Juli zu dem traurigen Ergebnis, dass die Folgen noch gravierender sind als bislang angenommen. Laut den Wissenschaftlern leiden unglaubliche 477.000 zusätzliche Jugendliche im Alter von 16 bis 19 an depressiven Symptomen. „Wir sehen, dass sich bei einem von sechs Jugendlichen während des Lockdowns eine depressive Symptomatik entwickelt hat.“, sagte Studienmitautor und Wissenschaftler Dr. Martin Bujard. Dabei sind Mädchen mit einem Anstieg von 13 auf 35 Prozent am schwersten betroffen. Aber auch bei den Jungs stieg die Zahl betroffener Jugendlicher von 7 auf 15 Prozent.

Inzwischen sind unsere Schulen zum Glück wieder geöffnet – doch die Angst, sich bald wieder von Freunden und Lehrern verabschieden zu müssen, wenn die Inzidenzwerte im Winter steigen, bleibt. Gleichzeitig steigt der Impfdruck und damit bei vielen sicherlich auch die Sorge, auf diesem Weg abermals vom sozialen Leben ausgeschlossen zu werden. Bei Studenten ist das durch die hohen Testkosten für Umgeimpfte bereits zu Teilen der Fall. Man kann nur hoffen, dass wenigstens die Schüler auch auf Dauer vor der Entscheidung zwischen dem angeblich so heilbringenden Piks oder der Rückkehr in die soziale Isolation und all dem damit verbundenen Leid bewahrt werden.


Netflix und Zoom statt wildes Studentenleben – „Wer niest oder hustet fliegt raus“

Von Larissa Fußer | Stricken im Hörsaal, Rauchen im Seminar; abends mit den Kommilitonen in die Studentenkneipe und dann in der Disco die Nacht durchtanzen. Am nächsten morgen Schlaf in der Gruppenarbeit nachholen und sich vor dem Kommilitonen verstecken, mit dem man neulich auf der Party geflirtet hat, jetzt aber doch lieber nicht näher kennenlernen möchte. „Das Studium war die aufregendste Zeit unseres Lebens!“, haben mir meine Eltern schon vorgeschwärmt, als ich noch zur Schule gegangen bin. Als ich 18 Jahre alt war, konnte ich es daher kaum erwarten, endlich in die Uni zu gehen.

Ich war sehr aufgeregt, als ich schließlich meine Immatrikulationsbescheinigung in der Hand hielt und mich an meinem ersten Uni-Tag in einen völlig überfüllten Hörsaal setzte. Neugierig guckte ich mir all die neuen Gesichter an. Alles Leute in meinem Alter, die nervös ihren neu gekauften Schreibblock mit ihrem Namen beschrifteten und Textmarker in verschiedenen Farben aus ihren Federmäppchen kramten. Die Dozenten überfluteten uns mit Informationen – es gab zahlreiche Webseiten, die man kennen musste, und unzählige Fristen, die man nicht verpassen durfte. In den folgenden Wochen wuselten meine Kommilitonen und ich aufgedreht und verloren über den Campus, um versteckte Hörsäle und Seminarräume zu finden. Abends trafen wir uns bei Kabarett-Shows von Studenten aus höheren Semestern oder bei Studentenpartys wieder. In einem vollgedrängten Audimax wurden Bierflaschen herumgereicht. Wir tanzten, sangen, schäkerten, lachten und drängten uns ganz eng aneinander. Überall mischten sich Schweiß und Speichel – das kommt mir ewig her vor.


Vor allem für Studienanfänger waren die Corona-Semester eine herbe Enttäuschung

Seit über anderthalb Jahren sieht Studieren nun schon völlig anders aus. Vorlesungen, Seminare, Praktika – all das findet wegen Corona fast nur noch digital statt. Das Studentenleben bewegt sich für viele seitdem zwischen Zoom und Netflix. Junge Leute, die früher von morgens bis abends in Bewegung und unter Gleichaltrigen waren, hocken nun schon mehrere Semester zuhause alleine vorm Laptop auf dem Sofa.

Vor allem für Studienanfänger waren die Corona-Semester eine herbe Enttäuschung. Eine Bekannte von mir hat vor einem Jahr ihr Medizinstudium angefangen. Sie war damals ganz euphorisch, dass sie einen Platz ergattert hatte, zog nach Berlin, kaufte sich einen Arztkittel und ein Stethoskop und freute sich auf ihr erstes Semester als angehende Ärztin. Vor Corona hätten sie wöchentliche Laborpraktika und Unterrichtsstunden am Patienten erwartet – sie wäre aus dem Pipettieren nicht mehr herausgekommen und hätte geübt, wie man Herz, Lunge und Bauch untersucht. Sie hätte den Campus und ganz viele neue Leute kennengelernt und hätte vor Angst bis zum Abwinken für die erste Prüfung gelernt.

Doch bei ihr war alles anders. Einführungsveranstaltungen gab es für die „Erstis“ nur digital und spätestens mit dem „November-Lockdown“ wurde an ihrer Uni sämtliche Präsenz-Lehre eingestellt. Seitdem sitzt sie zu Hause. Von ihren Kommilitonen kennt sie nur wenige – ein paar hat sie mal auf ein Bier getroffen, aber auch das hat sich verlaufen. Inzwischen ist sie sogar zu ihren Eltern zurück in ihre Heimatstadt gezogen. Wenn doch einmal ein Praktikum in Präsenz stattfindet, reist sie mit dem Zug an. Erst neulich sagte sie mir, dass sie „überhaupt keine Lust“ mehr auf ihr Studium hat. Das geht vielen so. Ich kenne kaum einen Studenten, der mit der Online-Lehre etwas anfangen kann. Früher ist man ja immerhin noch in den Hörsaal gefahren, um dann dort zu schlafen.

Operationen per Videokonferenz

Heute loggt man sich nur noch kurz bei der Videokonferenz ein, macht Kamera und Mikrophon aus und lässt sich berieseln. Manche Studenten machen das von morgens bis abends, fünf Tage die Woche. Eine Freundin von mir studiert Biologie und hat regelmäßig Online-Praktika, die sechs Stunden am Stück gehen. Praktisch geübt wird da nichts – der Dozent redet einfach durch. Andere Dozenten sind da schlauer und lassen einfach die Studenten den Unterricht machen. Freundinnen von mir haben seit Corona fast nur noch Seminare, die von Kommilitonen geleitet werden. Jeder Seminarteilnehmer muss im Semester einmal einen Termin von vorne bis hinten planen und anleiten. Lernen tun sie dabei nichts – außer wie man bei sinnloser Arbeit die Nerven nicht verliert.

Auch mein Unterricht besteht seit Corona hauptsächlich aus Aufzeichnungen von Vorlesungen und interaktiven Online-Lernmodulen – da kann man anderthalb Stunden einer krächzenden Stimme zuhören, die sehr langsam Sätze von einer Folie abliest. Ungefähr einmal die Woche habe ich noch ein „Live“-Online-Seminar, bei dem meist ein gestresster Assistenzarzt bei abgehakter Internetverbindung versucht, uns chirurgische Nahttechniken per Video beizubringen. Oft hängt das Bild, sodass man leider nur den Anfang und das Ende der OP-Aufzeichnung sieht oder man hört plötzlich den Dozenten nicht mehr sprechen. Neulich hat ein frustrierter Chefarzt versucht, uns einen Luftröhrenschnitt per Videokonferenz zu erklären. „Normalerweise üben wir das am Modell, aber das geht jetzt wegen Corona nicht“, hat er gesagt und bedröppelt in die Kamera geguckt. „Wenn wir alle geimpft sind, könnt ihr gerne bei mir in der Klinik vorbeikommen und das nachholen“. Inzwischen hat sich so einiges angehäuft, das wir dann „später lernen“.


„Wer niest oder hustet fliegt raus“

Immerhin darf ich ab und zu mit einem Schnelltest zum Unterricht am Patienten ins Krankenhaus. Das Schöne dabei: nirgendwo vergisst man so sehr, dass es Corona gibt, wie auf der Station. Das ist kein Witz – für die Schnelltests oder die Einhaltung der Abstände hat sich noch nie ein Arzt interessiert. Allein die FFP2-Maske muss unbedingt ordentlich getragen werden – die scheint mit magischen Abwehrkräften belegt zu sein. Sobald wir unser Schutzschild vor den Mund gezogen haben, ist jede Virusgefahr vergessen und wir drängen uns zu zehnt um ein Patientenbett.

Meine Biologie-Freundin hat da nicht so viel Glück. An ihrem Mikroskopie-Praktikum durfte man nur mit einem offiziellen Nachweis über ein negatives Testergebnis teilnehmen. Selbsttests wurden nicht akzeptiert – eine Studentin, die das vergessen hatte und ihren negativen Selbsttest vorzeigte, wurde nach Hause geschickt. Die Dozentin begann das Seminar dann mit der charmanten Ansage: „Wer niest oder hustet fliegt raus“ – woraufhin sich alle anwesenden Studenten verkrampften und versuchten, möglichst wenig zu atmen. Man muss sich erinnern: alle Teilnehmer wurden vorher negativ getestet.

Mich kriegen diese Irren damit jedenfalls nicht.

Nach drei Semestern „Corona-Studium“ ist bei den Studenten inzwischen endgültig die Luft raus. Es gibt bald Viertsemester, die noch nie ihr Unigelände betreten haben – und nach wie vor ist unklar, ob und wann Studieren „wie früher“ möglich sein wird. Zwar haben viele Unis angekündigt, im vor Kurzem begonnenen Semester wieder mehr Präsenzlehre anzubieten. Die Sache hat nur einen entscheidenden Haken: bei den meistem Unis herrscht 3G – Ungeimpfte dürfen also nur mit Testzertifikat zum Unterricht erscheinen. Die Kosten für den Test müssen sie selbst übernehmen, was bei voraussichtlich ca. 20 Euro pro Test ganz schön teuer für ein Studentenportemonnaie ist.

Meine Uni hat sich sogar einen ganz besonderen Clue ausgedacht: Bei uns muss sich jeder, egal welches „G“, testen. Anders könne man die Patientenbesuche im Krankenhaus nicht verantworten, haben sie uns gesagt. Es sei ja wissenschaftlich erwiesen, dass auch Geimpfte das Virus übertragen können. Schön, dass meine Uni zumindest das mal begriffen hat. Doch zum Impfen drängen wollen sie uns trotzdem – ihre Taktik: die Geimpften bekommen die Tests von der Uni gestellt, die Ungeimpften müssen sie selbst bezahlen. Was soll man da noch sagen? Mich kriegen diese Irren damit jedenfalls nicht.


Impfen hier, impfen da – ich kann es nicht mehr hören!

Von Gesche Javelin | Wann lässt du dich impfen? Bist du schon geimpft? Warum bist du denn noch nicht geimpft? Es dreht sich alles nur noch darum, geimpft oder nicht geimpft: wenn man Leute besuchen möchte, beim Small Talk, wenn die Tests morgens in der Schule kontrolliert werden, wenn man mit Freunden irgendwo hingehen will – der Impfstatus wird ausgetauscht wie Sammelbilder.

In meinem Umfeld ist das Thema zum Glück nicht so dominierend. Doch bei einer meiner Lehrerinnen um so mehr. Als sie eines morgens die Tests von den Ungeimpften kontrollieren musste, hat sie jeden einzelnen von uns verhört, denn sie wollte eine Rechtfertigung, warum wir noch nicht geimpft sind. Am Ende der Stunde erzählte sie uns, wo man sich denn überall impfen lassen kann und wie einfach das doch gehe. Wir sollen uns doch bitte möglichst schnell impfen lassen, weil die Pandemie sich ja immer mehr zu einer „Pandemie der Ungeimpften“ entwickle.


Oftmals sind die Lehrer das Problem, nicht die Mitschüler

Diese Schuldzuweisung haben sich aber glücklicherweise einige nicht gefallen lassen. Beim Elternabend wurde dies angesprochen und die Lehrerin wurde von unserer Klassenlehrerin zurechtgewiesen und nun musste sie sich rechtfertigen. Zu uns Schülern meinte sie dann, dass sie sich der Emotionalität dieses Themas nicht bewusst gewesen wäre. Was für eine Pädagogin ist man eigentlich, wenn man eine ganze Klasse öffentlich ins Kreuzverhör nimmt und mehr oder weniger zu den Schuldigen einer weltweit verbreiteten Krankheit macht – und da gar nicht sieht, wo das Problem liegt. Klar, wir sind einfach nur emotional. 

In der nächsten Stunde mit ihr sollten wir eine Diskussion darüber führen, ob es wichtig wäre, dass Jugendliche sich gegen Corona impfen lassen. Dazu sollte jeder drei Pro- und drei Contra-Argumente heraussuchen. Die eine Hälfte der Klasse sollte in der nachfolgenden Debatte dann die Pro-Seite vertreten und gegen die andere Hälfte der Klasse, die die Contra-Seite vertreten sollte, antreten. Zwei Schüler haben die Moderation übernommen und dann am Ende der Diskussion entschieden, welche Seite die Debatte gewonnen hat. Sie entschieden sich für die Seite, die die Meinung vertreten haben, dass es wichtig wäre, dass Jugendliche sich impfen lassen. Bei der Publikumsabfrage, welche Meinung man selbst hat, waren dann aber mehr als die Hälfte der Meinung, dass es nicht so wichtig ist, sich als Jugendlicher impfen zu lassen.

Sollte es bei einer Impfung nicht eigentlich um die Gesundheit gehen und statt um das Zurückgewinnen der Freiheit oder sozialer Interessen? 

Ich bin froh, dass dieses Thema in meiner Klasse ziemlich tolerant gehandhabt wird. Denn ganz abgesehen von dem Druck den einzelne Lehrer durch ständiges Fragen auslösen, fühlt man sich inzwischen auch als Außenseiter, wenn man nicht geimpft ist. In vielen Klassen sind schon annähernd alle geimpft. Einige lassen sich dann nur impfen, weil sie nicht mehr die einzigen Ungeimpften sein wollen oder nicht alles mitmachen können. Eins ist klar: das Thema nimmt in zwischen einen viel größeren Teil in unserem Alltag ein, als es eigentlich verdient. Und die Gründe dafür, gehen inzwischen weit über den Nutzen hinaus, der überhaupt mal zu der Impfung geführt hat. 
Sollte es bei einer Impfung nicht eigentlich um die Gesundheit gehen und statt um das Zurückgewinnen der Freiheit oder sozialer Interessen? 


Alleine zwischen Parolen, Propaganda und Todesfällen – Tabuthema Coronaimpfung

Von Selma Green | „Da hilft nur impfen, impfen und noch mehr impfen!”, brüllte unsere Biologielehrerin durch den Klassenraum. Ich erschrak. Eben erklärte uns die Lehrerin noch in Seelenruhe den Aufbau des Coronavirus. So hysterisch habe ich sie noch nie erlebt.
„Kann man das Virus nicht trotz Impfung weitergeben?”, fragte ich und versuchte naiv zu klingen.
Die Lehrerin brummte: „Ja, für eine bestimmte Zeit schon.” 
„Also ist die Impfung Selbstschutz?”
Es klingelte zur Pause und meine Schlussfolgerung ging im Gemurmel der Klasse unter. Von der Lehrerin gab es keine Antwort.

Jeden zweiten Tag schiele ich beim Testen zu meinen geimpften Mitschülern. Ich beneide sie. Mir klatscht man einen Schnelltest vor die Nase. Meinen geimpften Mitschülern erlauben die Lehrer: „Ach du bist geimpft, du darfst frei entscheiden, ob du dich testest.” Als hätten sie eine besondere Leistung vollbracht. Mir hängt diese Impfung und das Testen zum Hals heraus. Die meisten Lehrer plappern das Gleiche wie die Medien. Meine Mitschüler werfen mit irgendwelchen Behauptungen über die Impfung um sich, die sie bei der Tagesschau oder von ihren Eltern gehört haben. Will ich meinen Senf dazu geben oder etwas hinterfragen, reagieren meine Mitschüler darauf, als würde ich den Holocaust leugnen. „Nein Selma das stimmt nicht!” und „Was sagst du da? Die Wissenschaft sagt etwas anderes! Du leugnest die Wissenschaft! Du Leugnerin!”, brüllte mir ein Mitschüler in die Ohren. Er verstand meine Argumente gar nicht und brüllte einfach nur, um mich nicht zu Wort kommen zu lassen. Stellt man die Impfung in Frage oder kritisiert die Maskenpflicht, wird man als Querdenker abgestempelt. Um meiner guten Biologienote willen, schweige ich vor den Lehrern lieber gleich.

Ich möchte eine Auseinandersetzung mit diesem Thema haben, mit Fakten und ruhigem Diskurs. Warum ist das so schwer? Ich verstehe nicht, weshalb die Impfung so ein Tabuthema ist. Es beschäftigt mich beispielsweise in den Pausen, wenn Mitschüler wissen wollen, ob man geimpft ist oder auch beim Testen.
Überall in der Schule stoße ich auf Leute, die bei der kleinsten Bemerkung panisch auf das Thema Impfung reagieren. Es gibt einen Mitschüler in meiner Klasse, der die Impfung nicht, wie die anderen, in den Himmel lobt. In einer Pause murmelte er in die Runde: „Mein Vater arbeitet ja in der Pharmaindustrie und meint, wir sollten uns nicht impfen lassen. Zwei aus unserem Bekanntenkreis sind daran gestorben.” Die anderen Mitschüler „überhörten” ihn. Ich fragte nach: „Wie alt waren die?”
„Der eine so um die 30 und der andere in unserem Alter. Ich glaube 16 Jahre.”

Er konnte mir genau erklären, was die Impfung im Körper anrichtet. Ich weiß nicht, ob das, was mir mein Mitschüler erzählt, stimmt. Er verstand zumindest, wovon er redet und für mich klang es plausibel. Mit ihm konnte ich mich in Ruhe über das Thema unterhalten. Der Mitschüler schien auf mich inhaltlich informiert und hat mich nicht, wie die anderen Mitschüler, mit moralischen Unsinn zugetextet. Aber wenn ich mit Erwachsenen, Lehrern – deren Job es doch ist, uns Wissen zu vermitteln – über meine Ängste, Befürchtungen und Einschätzungen sprechen will, muss ich Angst um meine Noten und damit auch meine Zukunft haben. Und so bin ich allein gelassen, in einem Meer aus Tagesschau-Berichten, Impfwerbung der Regierung, der politisch überhaupt nicht neutralen Parolen meiner Lehrer und Todesfällen in meinem Alter – und niemand will mir helfen, das alles zu verarbeiten. 


Hobby-COVID-Propheten, Impfdruck und jeden Tag Kopfweh: Schulalltag in Corona-Land

Von Michael Friese | Die Schule ist seit Corona zu einem ziemlich nervigen Ort geworden. Man verstehe mich nicht falsch, die Schule war davor schon (für mich zumindest) kein Ort, an welchem man sich gerne aufhält. Aber Corona hat dem noch eine ganz eigene Note hinzugefügt, als zwischen die Unterrichtsstunden mit unnötigem Wissen auch noch die unnötigen Corona-Maßnahmen dazu gekommen sind – mal ganz davon abgesehen, dass für einige Monate ein sogenannter „Schulalltag“ gar nicht existierte, weil man gezwungen war, zu Hause zu bleiben.

Die mangelnde Sinnhaftigkeit der Maßnahmen beginnt bei den Masken. Bei uns an der Schule bzw. in unserem Bundesland galt für eine sehr lange Zeit eine Maskenpflicht auf dem gesamten Schulgelände – auch in den Außenbereichen. Es ist bereits seit Ewigkeiten wissenschaftliche Evidenz, dass Aerosole an der frischen Luft sofort verwirbeln und so gut wie gar keine Infektionsgefahr darstellen. Trotzdem galt diese Pflicht monatelang. Die Betonung liegt hier glücklicherweise auf „galt“, man war nämlich so gnädig und ließ uns wieder an die frische Luft… vorerst vermutlich.

In Innenräumen ergibt das Maskentragen schon mehr Sinn, dort verwirbelt die Luft schließlich nicht gleich, weil eben Wände und die Zimmerdecke im Weg sind. Wie sieht es aber nun aus, wenn jeder Schüler und auch der Lehrer (und an einigen Schulen auch die mindestens zwei Sozialarbeiter), die sich in dem Raum aufhalten, darüber im Klaren sind, dass sie nicht mit dem Killer-Virus infiziert sind? Dann kann doch Entwarnung gegeben werden, oder? Keine Corona-Aerosole bedeuten keine Ansteckungen. Ist doch einfach. Offenbar zu einfach, denn wir müssen trotzdem eine tragen. Man mag nun sagen, dass die Geimpften sich ja nicht testen lassen müssen, was auch prinzipiell stimmt.


…und trotzdem dürfen wir diese verdammten Fusselfetzen nicht vom Gesicht nehmen

Jedoch: Mein Englischlehrer, ich nenne ihn Mr. BBC, besteht felsenfest darauf, dass sich auch die Geimpften testen lassen (seine Methoden habe ich in einem früheren Artikel bereits beleuchtet), was an sich auch logisch ist, das muss ich ihm zugute halten. Die Impfung schützt schließlich nicht komplett vor einer Ansteckung. Wenn wir von dem einen Schüler absehen, der sich vehement dagegen wehrt und sich nicht testen lässt, haben wir von jedem im Raum anwesenden Menschen einen Nachweis, dass sich Corona höchstwahrscheinlich nicht in ihnen befindet – und trotzdem dürfen wir diese verdammten Fusselfetzen nicht vom Gesicht nehmen. Eine Begründung fehlt wie immer, weil vermutlich gar nicht an so ein Szenario gedacht wurde.

Dabei wäre ein Schultag ohne Maske sehr viel entspannter. Ich mache diese Erfahrungen jedes Mal, wenn ich Nachmittagsunterricht habe (G8 lässt grüßen). Die ersten Stunden gehen einigermaßen normal an mir vorbei, ab der siebten Stunde (ca. 13:30 Uhr) wird es langsam schwieriger, sich zu konzentrieren. Ich merke, wie ich jedes Mal unkonzentriert bin und irgendwas anderes mache oder auch einfach nur schläfrig werde. Das schaukelt sich dann in der neunten und zehnten Stunde schlussendlich zur absoluten Lustlosigkeit auf. Lasst mich hier einfach nur noch raus. Ich habe keinen Bock mehr. Und spätestens nach der Schule setzen dann die guten alten Kopfschmerzen ein, die gut und gerne mal mehrere Stunden anhalten. Ich sehe das stundenlange Tragen der Maske als Ursache für diese verstärkten Symptome. Ich hatte oft Kopfschmerzen, aber nicht in so einer Regelmäßigkeit bzw. jeden Tag. Und dann gibt es nicht einmal einen wissenschaftlich validen Grund dafür, diese Kopfschmerzstifter aufzusetzen. Man kriegt also wegen nichts und wieder nichts einen dröhnenden Schädel… Ich frage mich, was wohl gefährlicher für mich werden könnte – täglicher Gebrauch von Ibuprofen oder Corona.


Eine Spritze und du bist ein guter Mensch

Kommen wir aber mal von den Masken hin zu einem Thema, welches natürlich oft in der Schule besprochen wird: Die Impfung. Ich habe bereits Mr. BBC erwähnt. Er ist ganz vorne bei der Werbetrommeltruppe dabei, wenn es um die Impfung geht und erwähnt sie immer und immer wieder. Wir sollten zum Beispiel einfach zum Testzentrum fahren, die hätten da „gerade viel J&J herumliegen“. Eine Spritze und du bist ein guter Mensch. Ach warte, das könnte bei J&J vielleicht doch nicht der Fall sein, weil der Impfschutz womöglich doch nicht reicht. Wer hätte bloß sowas ahnen können? Da bleibe ich dann lieber ungeimpft.

Eine bemerkenswerte Sache muss aber genannt werden: Die meisten Leute in meinem Jahrgang sind inzwischen geimpft, es gibt einige wenige (u. a. mich), die sich noch nicht haben impfen lassen. Und trotz eines solchen Mehrheits-Minderheits-Verhältnisses, kommt zumindest mir kein großer Gruppenzwang seitens meiner Klassenkameraden zu Ohren. Natürlich fragt man mal nach, wieso man sich nicht impfen lassen will, aber man respektiert die Entscheidung des anderen und das ist etwas, was ich selten sehe. Ich kann mir vorstellen, dass an anderen Schulen die Toleranzgrenze ungefähr so hoch gelegt ist, wie bei einem Grünen, wenn er einen AfD-Politiker auf der Straße trifft. Ich selber habe es auch schon miterlebt, dass ich aufgrund meines Impfstatus willkürlich als „Gefahr“ tituliert wurde. An meiner Schule scheint aber bei meinen Klassenkameraden die Lage einigermaßen entspannt zu sein und dafür bin ich offen gesagt sehr dankbar.

Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass die Schule durch die unsinnigen und unüberlegten Corona-Maßnahmen zu einem weitaus nervigeren und stressigeren Ort geworden ist, als er es vor Corona bereits war. Ich hoffe wirklich, dass ich nach Ferien, die leider bald wieder zu Ende sind, einen etwas normaleren Alltag haben werde, aber man wird die Masken und die nervigen Hobby-Covid-Propheten getarnt als Lehrer bedauerlicherweise nicht einfach wegzaubern können.