Am 3.Oktober geht es um Deutschland – doch was ist das eigentlich noch?

Von Michael Friese | Der 3. Oktober ist der Tag der Deutschen Einheit, der Tag, an welchem vor 31 Jahren die DDR in die BRD eingegliedert wurde. Er ist der Tag, an dem es einmal um die deutsche Nation, Kultur und auch Geschichte außerhalb von Hitlers Schreckensherrschaft gehen soll. So, sieht jedenfalls das Konzept in meinem Kopf aus. Aber der Tag der Deutschen Einheit hatte für mich nie einen hohen Stellenwert außerhalb von „Hey, ich muss heute nicht zur Schule“. Und das ist eigentlich sogar ziemlich schade, wie ich finde. Deutschland hat nämlich sowohl kulturell und geschichtlich sehr viel zu bieten und damit meine ich nicht die ach so schöne „Vielfalt“ oder das Dritte Reich. Ich gehe auch gerne zum Chinesen oder Dönermann, versteht mich da nicht falsch, aber typisch deutsch ist daran nichts. Deshalb wäre es vermutlich gut, mal hervorzuheben, was Deutschland denn eigentlich ist.

Was mich persönlich an Deutschland fasziniert ist, dass hier auch außerhalb der Migrationsbewegungen seit den 1960ern sehr viele Völker in einer Nation leben. Mit „Völker“ meine ich hier die Bewohner der frühen Herzogtümer und Grafschaften und was es sonst noch so gab, welche vor dem Entstehen Preußens in dem Gebiet lebten, welches sich heute „Deutschland“ nennt. Sachsen, Bayern, Baden und Württemberg waren beispielsweise jeweils unabhängige Staaten. Und das zeigt sich bis heute: Hat sich mal jemand die Vielfalt an Dialekten und teilweise richtigen Sprachen angeschaut, die in Deutschland gesprochen werden? Wir haben Dialekte wie Sächsisch, Bayrisch, Badisch und Berlinerisch. Es fällt nicht nur mir, der so gut wie ausschließlich Hochdeutsch spricht, schwierig, diese Mundarten immer zu verstehen. Meine Familie und ich fahren seit einigen Jahren in den Schwarzwald in den Urlaub und sobald unsere Gastgeber anfangen, in ihrem regionalen Dialekt zu reden, muss ich mich äußerst konzentrieren, um alles verstehen zu können. Man kann sich denken, dass das nicht immer klappt – vor allem, wenn in diesem Dialekt zum Beispiel ein Wort verwendet wird, was man selbst noch nie gehört hat, weil man eben nicht in der Region lebt. Doch trotz dieser ganzen Unterschiede hat man es irgendwie geschafft, diese kunterbunten Zutaten in einem Kochtopf zu vereinen. Wobei man auch anmerken muss, dass es bis heute hin und wieder Spannungen zwischen den Regionen gibt, das beste Beispiel dafür wäre Bayern, was oft und gerne was eigenes zu sein versucht.

Vielleicht habe ich doch einen Punkt gefunden, mit welchem ich den 3. Oktober für mich schmücken könnte. Hinzu käme dann natürlich als rein geschichtlicher Punkt die Wiedervereinigung selbst. Man könnte dann auch noch auf berühmte Komponisten oder Dichter Bezug nehmen oder auf Politiker, welche großes für Deutschland geleistet haben (Und nein, Hitler gehört da nicht dazu).

Aber wie wird heute der 3. Oktober präsentiert bzw. zelebriert? Eigentlich sogar ziemlich wenig im Vergleich zu anderen großen Festen wie Weihnachten und das ist im Vergleich mit anderen Ländern schon irgendwie traurig. Mir persönlich ist nichts von großen Festen, Paraden in der Bundeshauptstadt, die landesweit ausgestrahlt werden oder ähnliches bekannt. Als Kind übersieht man so etwas vielleicht auch öfter, aber auch heutzutage lässt sich sehr wenig erblicken. Das Einzige, was mir beispielsweise letztes oder vorletztes Jahr ins Auge stach waren ein paar Plakate, welche halt auf den 3. Oktober anspielten und entweder einen einfachen Werbespruch beinhalteten oder eben ein Plädoyer für die Dönerbude. Keine Plakate, die Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe als große deutsche Künstler zeigten. Keine Plakate, die Konrad Adenauer als ersten Bundeskanzler oder Ludwig Erhardt als Mann des Wirtschaftswunders zeigten. „Deutschland ist eins: vieles.“ war der Leitspruch zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung.

Ich würde mir darunter jetzt Ossis, die mit Wessis freudig plaudern, oder einen Norddeutschen mit Krabbenbrötchen im Biergarten neben einen Bayer mit Bier und Schweinshaxe sitzend vorstellen, aber was bekommen wir? Sockensandalen und Dönerbuden. Die Klischees, wenn es um Deutschland geht. Manch einer wird nun sagen, dass Bier und Schweinshaxe doch auch Klischees seien. Ich finde, sie sind ein Teil der deutschen Kultur aber einer, der sich stark von manch anderen Bräuchen unterscheidet, wie das Krabbenbrötchen aus dem Norden.

Ich habe es zwar schon einmal gesagt, aber ich sage es sicherheitshalber noch einmal: Ich gehe gerne in die Dönerbude und ich gehe gerne zum Chinesen. Aber die Vielfalt an unterschiedlichen Kulturen aus unterschiedlichen Ländern wird das ganze Jahr über betont. Doch die Vielfalt an deutschen Kulturen zu erkunden, wird jedem selbst überlassen. Am Tag der Deutschen Einheit sollte es jedoch meiner Ansicht nach um die Deutschen, die deutsche Kultur und die Geschichte der deutschen Nation gehen und nicht um irgendein Gefasel von „kultureller Vielfalt“. Sonst könnten wir diesen Tag doch gleich in den „Tag der Vielfalt“ umbenennen, oder? Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb der Deutsche Nationalfeiertag für so viele Deutsche an Bedeutung verloren hat: er wird kaum gefeiert, er wird nicht beachtet, Deutschlandflaggen und -Hymnen sind eh schon Nazi – und wenn der Tag dann doch mal Beachtung bekommt, dann komplett zweckentfremdet. 

 


„Okay, Boomer“ – wie unser Humor tickt

Von Michael Friese | Zwischen dem Humor der älteren Generation, den „Boomern“, und den jüngeren Leuten, den „Millennials“ und „Zoomern“, liegen mehr als nur Welten.  Die Art und Weise, wie wir Witze reißen und Sprüche klopfen, unterscheidet sich grundlegend von der der über 40-Jährigen.

Meine Generation, oft als „Generation Z“ oder „Zoomer“ bezeichnet, sieht sich völlig neuen Phänomenen ausgesetzt, welche die „Boomer“ in ihrer Jugend nicht miterlebt haben. Das dominanteste Beispiel dafür ist das Internet und die Kultur, welche sich bereits dort herum gebildet hat. Das Internet ist mittlerweile nicht mehr nur ein Weg zur bloßen Kommunikation; Unterhaltung, Geschäftliches und der restliche Zeitvertreib spielt sich für viele heutzutage zum großen Teil im Netz ab.
Natürlich haben auch die Boomer das Internet für sich entdeckt und benutzen es ebenfalls für ähnliche Zwecke. Jedoch ist der Spielplatz der Jungen im Netz teilweise sehr strikt von der Welt der Älteren getrennt. Insbesondere die sogenannten „Memes“ sind unter Jugendlichen weit verbreitet. Ein Meme ist ein Netzphänomen, das bedeutet, dass Menschen es sehen und an weitere weiterversenden und sich dadurch eine Information quer durch das Internet verbreitet. Die meisten Memes sind humoristischer Natur, also ein lustiges Bild mit einem coolem Spruch oder auch ein lustiges Video. Selbst Persönlichkeiten können zu Memes werden, wenn sich diese der Lächerlichkeit preisgeben.
Die sogenannten Boomer bedienen sich auch oft solchen Memes, allerdings werden sie von ihnen nicht so genannt. Für sie ist es halt „ein lustiges Bild“, was man gerade auf WhatsApp verschickt.


Wenn man sich nun mit der Internet-Jugend auseinandersetzt, wird es nicht lange dauern, bis jemandem mal ein Kommentar über die Lippen kommt wie „so schlimm wie WhatsApp-Familiengruppen“ oder „WhatsApp-Gruppen sind schon eine Qual“. Es wird dort u. A. auf die von den Teenagern als unlustig angesehenen Bilder angespielt, welche ähnlich wie die Memes aufgebaut sind, sich aber trotzdem anders verhalten und oft von den Eltern, Onkel, Tanten usw. in solche Gruppen versendet werden. Seien es Minions, die irgendetwas tollpatschiges anstellen, Katzenbilder mit Guten-Tag-Grüßen oder auch pseudo-tiefgründige Sprüche über das Leben. Während die Boomer solche Bilder abfeiern und an ihre Lieben weiterschicken, weil sie es für süß, lustig oder emotional halten, können sich die Teenager am anderen Ende der WhatsApp-Gruppe oft überhaupt nicht mit den Bildern identifizieren. Für sie sind diese Bilder nicht süß, lustig und emotional sondern nervig, unangenehm und käsig.


Was mag aber nun die Jugend? Was ist denn nun lustig und cool? Ich, der mit meinen 18 Jahren selbst dazugehört, sollte das doch am besten einschätzen können, oder? Nun ja, es ist schwierig. Memes sind, wie ich finde, der beste Anhaltspunkt für den Humor der Jugend, weil man in ihnen sehen kann, was gerade angesagt und lustig ist. Ein YouTuber, Streamer oder anderer Influencer, der einen lustigen Spruch gerissen hat oder einen neuen Begriff geprägt hat, wird eben auf dem Schulhof von jedem Schüler rezitiert.
Es kommt aber auch vor, dass Memes bekannt werden, bei welchen ich mir denke: „Das ist überhaupt nicht lustig. Wieso feiern Leute sowas?“ Damit stehe ich auch nicht vollkommen alleine da. In der jungen Generation gibt es oft Memes, die umstritten sind. Während andere sich totlachen, sitzen die anderen daneben und denken sich: „Alter, ist das cringe!“ – das Wort „cringe“ als Adjektiv kann man mit „fremdschamerregend“ übersetzen.


Was man aber allgemein über Memes sagen kann ist, dass sie sich oft Themen bedienen, welche typisch für die jungen Leute sind wie Schule/Studium, Eltern und Hobbys. Es gibt für allerlei Alltagssituationen das richtige Bild, zu welchem man „relaten“ (sich mit identifizieren) kann: Wenn man erst zu Stundenbeginn die Hausaufgaben anfängt zu machen, wenn die Mutter einen ruft und am Ende nichts von einem will und man deshalb umsonst nach unten gelaufen ist und wenn man im Sportunterricht sich den Salto total geschmeidig vorstellt, man sich am Ende aber das Genick bricht und im Krankenhaus landet, sind Situationen, mit welchen man sich identifizieren kann.


Die Art und Weise, wie wir lachen, ist definitiv undurchsichtig und oft auch etwas unvorhersehbar. Selbst ich verstehe den Humor meiner Generation nicht zu 100 Prozent, weil es so viele Szenen und Communitys mit ihren eigenen Insidern und Running-Gags gibt. Allerdings sind die Muster, nach welchen die meisten Witze entstehen, etwas vollkommen neues und ziehen sich wie ein roter Faden durch uns junge Leute, weshalb es den älteren Leuten noch schwerer fallen dürfte, diese überhaupt nachzuvollziehen. Nicht umsonst ist der Spruch „Okay, Boomer!“ zu einem Meme geworden.


Während in Deutschland Benachteiligungen für Ungeimpfte beschlossen werden, schaffen Holland und Dänemark die Corona-Maßnahmen ab

Von Michael Friese | Während hier in Deutschland zunehmend ungeimpfte Menschen mit gezielten Benachteiligungen zum Impfen gedrängt werden sollen, wollen mittlerweile mehrere Staaten einen anderen Corona-Kurs verfolgen. Großbritannien machte es bereits vor: alle Maßnahmen werden nach und nach abgeschafft.
 
Nachdem in Großbritannien nach dem sogenannten „Freedom Day“ beinahe alle Corona-Maßnahmen im Königreich aufgehoben wurden, wagen sich nun unter anderem Dänemark und die Niederlande an dasselbe Konzept. Dänemark schaffte bereits am 10. September alle Maßnahmen wie Masken- und Abstandspflicht in sowohl Innen- als auch Außenräumen ab. Die Niederlanden haben am 20. September nachgezogen und wollen – wenn alles gut läuft – im November ebenfalls ihren Tag der Freiheit feiern. Mehrere US-Staaten wie Texas und Florida fahren schon seit Monaten einen Corona-Kurs jenseits der Lockdowns, sehr zum Zorn des US-Präsidenten Joe Biden, der die zuständigen Gouverneure immer wieder dafür massiv attackiert und mittlerweile auch eine landesweite Impfpflicht in die Wege leiten will. Fakt ist aber: Immer mehr Regierungen wollen sich von den immer wiederkehrenden Lockdowns verabschieden und dem mündigen Bürger wieder seine Entscheidungsfreiheit zurückgeben.
 
Niederlande: Weitreichende Lockerungen im September
 
Nach der „großen Deltawelle“ im Juli, in welcher das Land eine Inzidenz von teilweise über 400 verzeichnete, hält sich diese nun seit Anfang August bei knapp über 100 – in Deutschland hat man zum Vergleich aktuell eine Inzidenz von etwas über 80 zu verzeichnen. Die Impfquote im westlichen Nachbarland beträgt zudem 70% für die Erstimpfung und 62% für die vollständige Impfung (in Deutschland sind es 66 und 58%). Diese Werte sind für die Niederlande Anlass genug, einen Ausgang aus ihren Pandemie-Maßnahmen zu planen und in Angriff zu nehmen.
Ministerpräsident Mark Rutte hat in einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Hugo de Jonge insbesondere Lockerungen in Bezug auf Abstands- und Maskenregeln angekündigt. Am 20. September sind überall im Land die Maskenpflicht und Sicherheitsabstände abgeschafft worden. Diese gilt sowieso schon nur im ÖPNV. Rutte kündigte darüber hinaus unter anderem an, dass es keine Begrenzungen der Besucherzahlen bei Veranstaltungen mehr geben könnte; dies würde auch Festivals wieder legal machen. Außerdem könnten Cafés und Restaurants wieder frei ihre Öffnungszeiten bestimmen, während sie aktuell um 0 Uhr die Schotten dicht machen müssen. In Kinos und Theatern wird man seinen Sitzplatz auch wieder frei wählen können. Zudem wird die generelle Homeoffice-Empfehlung aufgehoben werden. Man kann also gespannt sein.
 
Letzte Regeln fallen voraussichtlich im November
 
Rutte kündigte für Clubs und Diskotheken eine spätere Öffnung an. Allerdings sieht man dort den 1. November als Öffnungsdatum vor, womit man in den Niederlanden wieder legal feiern gehen kann. Lediglich Hygieneregeln wie das regelmäßige Lüften sollten beachtet werden, so Rutte. Dies wären auch die letzten Corona-Regeln, welche ihre Wirkung verlieren würden; die Niederlande feiern damit ihren eigenen „Freedom Day“, wie es Großbritannien bereits getan hat, und reiht sich somit in die Reihe der Länder ein, welche die ewigen Lockdowns als unnötig abgeschrieben haben.
 
Dänemark hat bereits komplett geöffnet
 
Deutschlands nördlicher Nachbar Dänemark hat seine Pläne zu einer kompletten Öffnung bereits in die Tat umgesetzt. Am 10. September wurden alle Maßnahmen wie Masken- und Abstandspflicht abgeschafft; kein großes Diskutieren über eine 3G- oder 2G-Regelung oder eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Geimpften und Ungeimpften wie hier in Deutschland.

Und das aus guten Gründen: 72% der dänischen Bevölkerung genießen bereits einen vollen Impfschutz; bei den alten Leuten (60+) liegt die Quote sogar bei 86%. Die Inzidenz steigt zwar aufgrund der sowieso schon eher zurückhaltenden Maßnahmen, aber die ist ja bekanntlich kein gute Ratgeber. Das wären eher die Hospitalisierungen und diese steigen trotz steigender Inzidenz nur leicht. Auch Sterbefälle sind in Dänemark zur Zeit niedrig (pro Tag ca. 1-3 Menschen). Gesundheitsminister Magnus Heinicke sagte, dass damit die Epidemie unter Kontrolle sei und nicht mehr als Bedrohung für die Gesellschaft gelte.
Dänemark hatte schon seit längerem Pläne für seinen „Freedom Day“ geschmiedet. Bereits im Frühjahr 2021 überlegte man, wie bzw. wann man aus den pandemischen Maßnahmen aussteigen kann. Zuerst war Juni als Öffnungstermin angedacht bzw. der Moment in welchem alle über 50-jährigen Dänen vollständig geimpft sind, dieser wurde jedoch aufgrund der zu der Zeit aufgekommenden Delta-Variante verschoben.
 
Was ist, wenn die Formel aufgeht?
 
An dem neuartigen Kurs (gut, in Schweden war er nie neu) wird man erkennen können, ob die Strategie eines Lockdowns und der systematischen Benachteiligung Nichtgeimpfter, wie sie hier in Deutschland zu beobachten war und ist, überhaupt etwas nützt. Natürlich muss man zuerst auf die gehaltvollen Einschätzungen à la Lauterbach warten, um das beurteilen zu können. Auf mindestens 500.000 Neuinfektionen pro Tag muss man sich doch bestimmt einstellen, oder?
Aber Spaß beiseite: Sollte es in den Wochen und Monaten nach der Öffnung in den Niederlanden und Dänemark nicht zu einer a{„type“:“block“,“srcIndex“:1,“srcClientIds“:[„a9456e0c-6699-41ea-8754-dfdb116db6bd“],“srcRootClientId“:““}bsoluten Apokalypse in Form von überfüllten Intensivstationen und einem Hochschnellen der Totenzahlen, jung wie alt, kommen, werden sich unsere Politiker so langsam überlegen müssen, ob ihr Corona-Kurs vielleicht doch nicht alternativlos ist.


Impfen! Impfen! Impfen! – Wenn Lehrer Schüler zum Impfen drängen

Von Michael Friese | Seit dem Ausbruch von Corona hat vermutlich jeder schon mal Seiten an seinen Kumpels oder Familienmitgliedern entdeckt, von denen man nicht gedacht hätte, dass sie bei ihnen existieren. Leute, die vorher über Rassismus, Sexismus und so weiter geredet haben und immer dafür plädierten, dass alle „die gleichen Rechte“ haben sollten, bilden sich urplötzlich ein, dir vorschreiben zu können, was du zu tun und zu lassen hast.

Lehrer sind da definitiv keine Ausnahme. Ich meine, es haben sich schon immer im Laufe der Schulbahn verschiedene Lehrertypen zeigen können: Der Langweilige, der Strenge, der Inkompetente, der Referendar, der „Politikexperte“ (wer’s glaubt), der Möchtegern-Coole und ganz selten auch mal der wirklich Coole. Corona hat dem nochmal eine ganz neue Qualität gegeben. Jeder Lehrer hat anders auf die Pandemie reagiert und hat seine eigene Meinung dazu gebildet und die heilige (inoffizielle) Pflicht vieler Lehrer ist es ja schon seit Urzeiten, diese Meinung den Schülern immer und immer wieder unter die Nase zu reiben.

Ganz vorne dabei ist mein Englischlehrer – nennen wir ihn einfach mal Mr. BBC. Ich werde zweimal in der Woche auf Corona getestet, einmal montags und einmal mittwochs, und ich habe das große Glück, dass ich an beiden Tagen in den ersten beiden Stunden Englisch habe. Mr. BBC nimmt das mit den Tests natürlich sehr genau, weshalb er den Unterricht auch erst nach 20 Minuten beginnt, um das wirklich endgültige Testergebnis von allen Schülern eintragen zu können. Das ist zwar an sich schon irgendwie nervig (außer für die Schüler, die Englisch hassen; die freuen sich natürlich). Als Lehrer muss man es jedoch wahrscheinlich nach den aktuellen Regelungen so machen.

Das wäre ja alles noch akzeptabel, wenn Mr. BBC in diesen 20 Minuten nicht immer wieder auf das Thema Impfung zu sprechen kommen würde. Er hält es nämlich beispielsweise für notwendig, uns Schüler immer wieder daran zu erinnern, dass man sich ja gerade beliebig impfen lassen kann. Man könne einfach rüber zur Messehalle/Impfzentrum gehen und sich dort den Pieks geben. Die hätten da „gerade sehr viel Johnson&Johnson rumliegen“. Als wäre das eine Entscheidung, die man einfach mal so im Vorbeigehen im Supermarkt treffen würde (warte, da war doch mal was…). Es ist nicht einmal so als wären meine Klassenkameraden impffaul. Mindestens über die Hälfte des Kurses sind geimpft, wodurch die Ansprachen meines Lehrers immer so einen Beigeschmack haben. Es wirkt so, als wolle er einen unterschwelligen Druck auf die Ungeimpften (u. a. mich) aufbauen.

Aber auch vor den Geimpften macht er keinen Halt. Diese sollen sich bei ihm nämlich ebenfalls testen lassen, obwohl keine explizite Regel dazu ausgesprochen wurde. Das nehme ich zumindest an, weil ein geimpfter Schüler sich vehement dagegen wehrt, sich testen zu lassen und weiterhin in die Schule kommt. Jedenfalls hat der Lehrer damit eigentlich kein Recht dazu, den Schüler zu testen, selbst wenn er damit sogar Recht haben mag, schließlich können auch Geimpfte weiterhin ansteckend sein.

Und eben dieser Schüler ist Mr. BBC oft ein großer Dorn im Auge. Hier kann er nicht mit der Moralkeule schwingen, schließlich hat er sich ja schon impfen lassen. Mein Lehrer will sich aber nichtsdestotrotz durchsetzen. So kommt immer wieder zu kleinen Diskussionen zwischen Mr. BBC und dem Schüler, die überwiegend nur daraus bestehen, dass der Lehrer den Schüler darum bittet, sich testen zu lassen und der Schüler sich weigert. Dieses „Bitten“ artet aber immer wieder in eine Art Drängen aus. Ein Satz, der mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, war der folgende: „Vielleicht müssen wir ja mal unter vier Augen sprechen.“

Ich glaube nicht, dass es zu so einem Gespräch gekommen ist, denn der Schüler ist bis jetzt standhaft geblieben. Trotzdem zeigt insbesondere dieser Satz, was mit vielen Lehrern in Deutschland falsch läuft: sie versuchen immer wieder, den Schülern ihr Weltbild zu verklickern und aufzudrücken. Schüler befinden sich noch in ihrer Entwicklungsphase – davon spreche ich mich selbst ebenfalls nicht ab – und deshalb sind sie noch zu einem guten Teil manipulierbar. Lehrer sollten so etwas wissen und ihre Manipulationsversuche auf ein Minimum halten. Die Praxis sieht aber wie so häufig anders aus und man sich nur schlecht gegen den Lehrer und seine Methoden wehren kann, ist man ihnen nahezu schutzlos ausgeliefert.