Von Pauline Schwarz | Dienstagnacht kam es in Berlin Reinickendorf zu einer wilden Verfolgungsjagd, nachdem sechs Flüchtige marodierend durch Nordberliner Vorgärten gezogen waren. Die Polizei stoppte und umzingelte die Bande, die trotz doppelt gesicherter Elektrozäune ihrer Anlage entflohen war, erst in einer Sackgasse und nach über vier Stunden Einsatz. Glücklicherweise gelang es den Beamten ihre Widersacher von der „Roten Liste“ ohne besondere Gegenwehr oder Verletzte zu überwältigen. Und zwar trotz des übermächtigen, geballten Kampfgewichts von etwa sechs bis sieben Tonnen.
Die asiatische Ausbrecherbande, die die Stadtteile Hermsdorf und Heiligensee in Aufruhr versetzte, gehört weder zu den japanischen Yakuza, noch zu den chinesischen Triaden oder der vietnamesischen Mafia, sondern zur Familie der Wasserbüffel – die anscheinend ein sehr ausgeprägtes Freiheitsbedürfnis hat. Die sechs Tiere ahnten wohl, dass sie am nächsten Tag in ihr Winterquartier nach Potsdam verlegt werden sollten und entschlossen sich noch einen letzten kleinen Ausflug aus ihrem 14 Hektar großen Gehege zu machen. Etwa 4 Kilometer legten die unternehmungslustigen Büffel zurück und gönnten sich dabei das ein oder andere Schmankerl, wenn sie an einem Schrebergarten vorbeikamen – wer hat schon Lust, immer dasselbe olle Gras zu fressen.
Die gehörnten Wanderfreunde (von wegen Wandern wäre nur was für alte weiße Homo sapiens) scheinen aber nicht nur einen kulinarischen Sonntags- bzw. Dienstagsausflug gemacht zu haben, sie sind Wiederholungstäter – ihre Kumpels aus Brandenburg sind schon länger polizeibekannt. Erst im Mai 2020 war eine Herde von zehn Tieren aus ihrem Gehege an der Oberhavel ausgebüchst und fröhlich über Straßen, Wiesen und durch die Nachbarsgärten spaziert – freilich ebenfallsnicht, ohne sich ausgiebig und genüßlich an den leckeren Gartenpflanzen zu bedienen. Auch diese Bande konnte erst nach Stunden von der Polizei gestoppt werden, obwohl die Beamten eigentlich schon Wasserbüffeljagdprofis sein müssten. Die zehn aufmüpfigen Wasserbüffel hatten nämlich schon kurz zuvor den Duft der Freiheit gekostet und die Beamten mit vielen Fragezeichen zurückgelassen – man ist bis heute ratlos, wie die Büffel es geschafft hatten gleich zweimal aus dem Gehege zu entkommen.
Rat gäbe es vielleicht in Erfurt, wo sich vor zwei Jahren ein ähnliches Spektakel abgespielte. Nur hielt hier keine ganze Herde, sondern ein einsamer wild entschlossener Büffelmann die Polizei in Atem. Die Erfurter Beamten brauchten drei Stunden, um den flüchtigen Vater zu seinen Jungtieren zurückzubringen – in denselben Stall, aus dem sich schon einen Monat zuvor zwei Wasserbüffel-Kollegen einen unerlaubtem Freigang gegönnt hatten.
Geht das so weiter, könnte das widerspenstige Huftier in Zukunft genauso zu unserem Stadtbild gehören wie der Fuchs, der Hase oder die Kanalratte. Und er könnte uns ein Vorbild sein: So viel Freiheitsliebe und Oppositionsgeist wie der Wasserbüffel, haben die Deutschen schon lange nicht mehr gezeigt.
Von Pauline Schwarz | Heute vor genau 32 Jahren fiel die Berliner Mauer. Der 9. November 1989 war ein Tag an dem sich die Ereignisse nur so überschlugen, der die Menschen in Euphorie versetzte und den Berlinern Freiheit schenkte. Nach der Pressekonferenz mit Politbüro-Mitglied Günther Schabowski, auf der er völlig konfus die neuen Reiseregelungen der DDR verkündete, stürmten unzählige DDR-Bürger zu den Grenzübergängen Richtung West-Berlin und verlangten die Ausreise. Die Masse war unhaltbar. Die Mauer fiel. Bis Mitternacht waren alle Grenzübergänge im Berliner Stadtgebiet offen, die Menschen konnten sich endlich wieder frei bewegen, jubelten, tanzten und erklommen die Mauer, die sie so lange eingesperrt und von den West-Berlinern getrennt hatte. Knapp ein Jahr später fiel auch das DDR-Regime endgültig.
Für viele Berliner ist der 9. November sicher ein Tag, an den sie sich ein Leben lang erinnern werden. Ein Tag, von dem sie genau wissen, wann und wo sie waren und was sie gemacht haben. Ich bin erst sechs Jahre nach dem Fall geboren worden, im früheren West-Berlin nahe dem Mauerstreifen, und werde mir wohl niemals vorstellen können, was die Berliner und die Deutschen allgemein in dieser Nacht und in den ganzen Jahren der Unterdrückung und Teilung erlebt haben. Wahrscheinlich fasziniert mich die Vorstellung aber genau deshalb so – und das konnte weder von meinem schlechten Geschichtsunterricht noch von den ulkigen Jubiläumsaktionen in Berlin getrübt werden. Die Berliner sind, und waren vielleicht auch schon immer, einfach ein skurriles Völkchen.
Meine liebste Erinnerung an die Feierlichkeiten zum Mauerfall, war die Lichtergrenze zum 25-jährigem Jubiläum im Jahr 2014. Damals wurden in ganz Berlin entlang des Mauerstreifens Stelen mit großen weißen Ballons aufgestellt, die am Abend aufsteigen und so an den Fall der Mauer erinnern sollten. Jeder Heliumballon hatte einen Paten, der eine Postkarte mit persönlichem Gruß an den Ballon band und eine Art Schlüssel für den Start seines kleines Stücks Erinnerungskultur in die Hände bekam. Die Bilder, die man von diesem Spektakel in die Welt schickte, waren schön und wirklich berührend – was man allerdings nicht sah, war das Berlin-typische Chaos, der Vandalismus und die vielen Ballon-Diebe. Man konnte den ganzen Tag immer wieder beobachten wie Menschen sich die Stelen unter den Arm klemmten und davonliefen. Ich bin nachmittags beinah von einer Stele erschlagen worden, als ich die Haustür öffnete und völlig überrascht in das Diebesgut einer meiner Nachbarn hineinlief. Die Leute mobsten die Ballons als Beleuchtung für ihren Garten, fürs Wohnzimmer oder verhöckerten die Stelen bei Ebay – und da soll nochmal einer sagen, die Berliner hätten keinen Sinn fürs Geschäft. Die Ballons wurden für immense Summen bis nach Saudi-Arabien verkauft.
Das ganze Spektakel hatte schon etwas Lustiges, auch wenn die Langfinger sicherlich etwas Geschmacklosigkeit und wenig Geschichtsbewusstsein bewiesen – aber wat soll man sagen, dit is halt Berlin. Trotzdem sollten sich die Berliner dieses Jahr vielleicht etwas mit ihrem lustigen Treiben zurückhalten und mit mehr Ernsthaftigkeit daran denken, dass Deutschland mehr als 28 Jahre lang geteilt war. Mich jedenfalls hat es heute etwas traurig gemacht, dass wir 32 Jahre nach dem Mauerfall nicht nur volle Fahrt Richtung Sozialismus steuern, sondern wieder gespalten sind – nicht in Ost und West, aber in Rechts und Links, in Geimpfte und Ungeimpfte.
Von Pauline Schwarz | Wenn man sich dicht gedrängt und hektisch an fremden Menschen vorbeiquetschen muss, im Hintergrund jemand lauthals durch die Gegend schreit und man im Slalom schlafenden Obdachlosen ausweicht, während einem der süße Geruch von Urin und Erbrochenem um die gerümpfte Nase weht, ist man weder in einem Slum in Indien noch in einem Ghetto in Kambodscha – man ist mitten in der Berliner Innenstadt. Genauer gesagt: In einem der zahlreichen öffentlichen Verkehrsmittel, die uns die grünen Autohasser nur allzu gerne schmackhaft machen möchten. Wir sollen auf das gemütliche und gepflegte Herumtuckern im eigenen Auto verzichten, um uns in der Öffi-Hölle durchzuschlagen. Dabei gibt es neben dem schlichten Komfort, der Zeitersparnis und der Freiheit, die einem das eigene Auto bietet, mehr als tausend gute Gründe, die Öffentlichen Verkehrsmittel schon für sich zu hassen. Ich bin die längste Zeit meines Lebens mit den Öffis gefahren – heute würde ich freiwillig keinen Fuß mehr in eine U- oder S-Bahn setzen.
Achselgeruch und Gegrapsche im Bus zur Schule
Als waschechter, rundum links-grün sozialisierter Kreuzberger Zögling, bin ich schon als Schülerin lieber mit dem Fahrrad zur Schule gefahren, als auf den ollen BVG-Bus zu warten – und das wäre wahrscheinlich auch so geblieben, wenn mir nicht plötzlich die Pubertät dazwischengefunkt hätte. Fahrradfahren zerstört die Frisur und ist anstrengend, Schweißflecken und Körpergeruch konnte ich aber bei Gott nicht riskieren, deswegen stieg ich der Schönheit zuliebe doch lieber in das dicke gelbe Ungetüm – zumindest, wenn ich reingekommen bin. Die Kreuzberger Buslinie, in die ich mich jeden Morgen mit Gewalt und Anlauf quetschte, hielt an den letzten fünf Haltestellen häufig überhaupt nicht mehr an. Denn jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, purzelten Kinder heraus. Zumindest ein Gutes hatte es aber doch: war man erstmal im Bus, musste man sich wenigstens nicht festhalten, die Masse hielt einen statisch an Ort und Stelle – Umfallen einfach unmöglich. Während ich so feststeckte, amüsierte ich mich – fies und klein, wie ich nun mal war – über die Leute, die mit Koffern an der Bushaltestelle Richtung Ostbahnhof standen und mit offenem Mund oder vor Zorn geröteten Gesichtern dem vorbei rasenden Bus hinterher sahen und schimpften.
Leider war ich damals nicht nur ein Grünschnabel, sondern auch körperlich ziemlich klein und mit meinem Gesicht deshalb zielgenau auf Mundgeruch und Achselhöhe der mehrheitlich türkischen, pubertierenden Jungs, die einem mit ihrem jugendlichen Moschus nicht nur halb erstickten, sondern auch ganz gerne schubsten und ab und an zum Beweis ihrer Männlichkeit an den Hintern langten. Als kleiner Kreuzberger Pöbel wollte ich das damals nicht auf mir sitzen lassen und riskierte in meinem jugendlichen Übermut mehr als einmal ein blaues Auge. Ich warf dem Übeltäter und seinen fünf bis sechs Freunden jedes nur erdenkliche Schimpfwort an den Kopf, das ich mal irgendwo aufgeschnappt hatte. Ich habe wirklich Glück gehabt, dass ich mir von den leicht reizbaren (und immer „Stress“ bereiten) Gruppen nie eine eingefangen habe – Freunden von mir erging es da wegen weniger schon ganz anders.
Obdachlose und Junkies in den U-Bahnhöfen
Trotzdem ist eine Busfahrt in Berlin (meist) vergleichsweise harmlos. Richtig übel wird es erst, wenn man sich dem U- und S-Bahnfahren nicht mehr entziehen kann. Gerade in Kreuzberg sind die Bahnhöfe eine Katastrophe. Am Moritzplatz etwa schliefen im großen Durchgangsbereich jedes Jahr im Winter zwanzig bis dreißig Obdachlose, die es sich mit Matratzen, Schlafsäcken und ihren Einkaufswägen inmitten von tonnenweise Müll und Fäkalien richtig gemütlich gemacht hatten. Man kann sich vielleicht vorstellen, dass es nicht nur bestialisch stank, sondern verdammt bedrohlich war. Ich hatte als junges Mädchen große Angst, mich allein an den häufig sturzbesoffenen, teils völlig psychotischen Männern vorbei zu stehlen. Zumal die Anwohner sich zu dieser Zeit erzählten, dass in kurzer Zeit gleich zwei junge Frauen in dem U-Bahnhof vergewaltigt worden waren.
Die Alternativen waren aber leider auch nicht besser. Rund um den Bahnhof am Kottbusser Tor sammelte sich schon immer die traurige Resterampe der Gesellschaft. Als ich klein war, gab es direkt am Kotti noch einen Drogenstrich, an dem Tag und Nacht völlig heruntergekommene Prostituierte – die vermutlich selbst süchtig waren und ihren Körper für Drogen anboten – auf ihre Freier warteten. Aber auch nachdem dieser verschwunden war, wurde auf der Straße und im U-Bahnhof kräftig weiter gedealt und offen konsumiert: Haschisch, Speed, Benzos, Kokain und Heroin – alles, was das Junkie-Herz begehrt. An jeder Ecke humpelten oder saßen obdachlose Süchtige mit offenen, suppenden Verletzungen an Armen und Beinen, mit völlig schief geheilten Brüchen, fehlenden Zähnen und blauen Augen. Es gab Tage, an denen ich schwarzfahren musste, weil vor dem BVG-Automat gerade ein Junkie sein Heroin auf einem Löffel kochte oder ein anderer wutentbrannt mit den Stimmen in seinem Kopf diskutierte.
Einmal folgte mir ein Mann bis zur Haustür
Neben den Drogenverkäufern und -konsumenten drückten sich aber noch einige weitere ominöse Gestalten rund um den Bahnhof rum, die es nicht selten auf Handtaschen und Portemonnaies abgesehen hatten. Nachts begegnete man außerdem häufig Gruppen junger arabischer Männer, die einem als junge Frau besonders viel Aufmerksamkeit zu Teil kommen ließen. Eines der letzten Male, dass ich als Jugendliche nachts über den Kotti nachhause gefahren bin, werde ich nie vergessen. Als ich aus dem Bahnhof kam, rannte plötzlich ein völlig aufgebrachter junger arabischer Mann auf mich zu. Er sah aus, als würde er mir gleich ins Gesicht springen, als ihn seine Freunde in letzter Sekunde von mir wegrissen und mit Gewalt festhielten.
Als ich weglief, war ich so verängstigt, dass ich erstmal nicht bemerkte, dass mir ein anderer Mann gefolgt war. Als er mich eine Straße weiter mit ekelhaften Sprüchen beglückte, konnte ich aber zum Glück noch rechtzeitig reißausnehmen. Einen anderen Tag, nur kurze Zeit später, gelang mir das nicht. Ein offenbar psychotischer Mann folgte mir bis zur Haustür, begrapschte mich brutal und versuchte sich mit in den Hauseingang zu drängen. Nach einem wahrscheinlich nur sekundenlangen, aber gefühlt ewig dauerndem Kampf um die Eingangstür, brabbelte er etwas völlig Unverständliches, entschuldigte sich bei mir und verschwand zu meinem großen Glück wieder. Danach war ich völlig fertig, verängstigt und fühlte mich schmutzig. Ich fühlte noch Stunden später seine Hand auf meinem Hintern, traute mich über Wochen nicht mehr allein nachhause und fuhr nie wieder über das Kottbusser Tor.
Berliner U-Bahntreter? Leider kein Einzelfall
Kreuzberger Bahnhöfe wie der Kotti, der Moritzplatz, der Görlitzer Bahnhof (an dem nicht nur etliche Drogendealer stehen, sondern inzwischen eine ganze Penner-Stadt den Eingang blockiert) und das Schlesische Tor gehören sicher zu den schlimmsten in Berlin. Obdachlose, Heroinbesteck, Dreck, Gestank, Kriminalität und Gewalt sind aber generell fester Bestandteil der Berliner Bahnhofskultur. Etwa in Neukölln: Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an das viral gegangene Video einer jungen Frau, die von einem Mann völlig willkürlich in den Rücken getreten wurde, die Treppe am U-Bahnhof Herrmannstraße herunterstürzte und sich dabei den Arm brach und den Kopf aufschlug – leider kein Einzelfall. Ich habe bei meiner Arbeit für ein Berliner Betreuungsbüro diverse ähnliche Vorfälle in ganz Berlin mitbekommen und habe einmal selbst miterlebt, wie ein Obdachloser eine junge Frau die Treppe runterstürzte.
Das war in Friedrichshain – ein Bezirk, dessen Gewalts- und Kriminalitäts-Hotspot mit Sicherheit die Warschauer Straße ist. Hier stößt man häufig auf sogenannte Antänzer, die im Team vornehmlich Touristen ausrauben. Einer stellt den Opfern ein Bein oder tanzt sie wortwörtlich an und der andere nutzt die Ablenkung, um sich an seinen Taschen zu bedienen. Ich war am Görlitzer Park selbst mal dabei, als einem Freund direkt neben mir das Portemonnaie aus der Hosentasche „getanzt“ wurde und war so perplex, dass ich nichts davon bemerkte – und dass, obwohl ich als Kreuzberger durchaus sensibilisiert für Taschendiebe bin.
An Orten wie der Warschauer, dem Alexanderplatz und dem Gleisdreieck kommt es neben solchen Tricks immer wieder zu Schlägereien und sogar Messerstechereien. Ein Bekannter von mir war mal in eine Schlägerei verwickelt, bei der einer der Jungs im Gemenge zwischen Bahnsteig und S-Bahn fiel und mit seinem Bein in das Rad geriet – er verlor es. Ein anderer durfte zusehen, wie direkt vor ihm jemand abgestochen wurde und blutüberströmt aus der sich öffnenden Tür fiel. Ich bin in meinem Öffi-Leben selbst Zeuge zahlreicher Schlägereien, Übergriffe und Unfälle geworden. Einmal hätte ich beinah mitansehen müssen, wie ein Obdachloser zwischen Bahn und Tunnel zerquetscht wird. Der Mann war in der Tür eingeklemmt, hing zur Hälfte außerhalb und zur Hälfte in der Bahn und konnte nur in aller letzter Sekunde von einem jungen türkischen Mann befreit werden, bevor die Bahn an einer Engstelle vorbeifuhr. Ich bin in Berliner Bahnhöfen außerdem zahllose Male sexuell belästigt und/oder begrapscht worden und habe mehr als einmal große Blutlachen vor S- und U-Bahnhöfen gesehen, an denen sich Leute tags zuvor die Köpfe eingeschlagen haben.
„Ringbahnsaufen“ und S-Bahn-Surfen
Die Gewalt und Kriminalität – also meine Sicherheit – sind für mich der gravierendste Grund, nicht mehr mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Es gibt aber noch zahlreiche mehr – etwa die ständige Belästigung. Alle drei Minuten möchte jemand einem eine Obdachlosenzeitschrift verkaufen, ein anderer erzählt lautstark seine Lebensgeschichte oder lädt einen zu einem rumänischen Blaskapellenkonzert ein – ob man will oder nicht. Mir wurde mitten am Tag vor die Füße gekotzt und ich durfte dran teilhaben, wie sich besoffene Obdachlose bei diversen Stürzen den Kopf aufschlugen. Abends und nachts sind außerdem haufenweise besoffene junge Leute unterwegs, die ihre Absturz-Partys gleich mit in die Bahn bringen. Ich kann (leider) nicht leugnen, dass ich mich früher selbst das ein oder andere Mal am „Ringbahnsaufen“ beteiligt habe, wenn es zu kalt war, um in den Parks herumzulungern. Die Ringbahn fährt nämlich nonstop im Kreis – man muss also nur noch seine eigene Musik mitbringen, sein Schamgefühl zu Hause lassen und schon hat man die perfekte mobile Partylounge. In der zum Leidwesen aller normalen Fahrgäste nicht selten auch noch geraucht und gekifft wird.
In meiner Schulzeit gab es außerdem einen weiteren traurigen Trend unter Jugendlichen, der dem ein oder anderen sogar das Leben kostete: Das S-Bahn-Surfen. Bei dieser Mischung aus lebensmüder Mutprobe und Adrenalin-Kick, klettert man auf das Dach der fahrenden S-Bahn oder hängt sich seitlich an den Waggon. Häufig geraten die Surfer dabei unter den Zug, prallen gegen Brücken- und Tunnelteile oder kriegen einen tödlichen Stromschlag. Ich bin froh, dass ich nie Zeuge werden musste, wie so etwas passiert, hatte in meinem Bekanntenkreis aber gleich zwei solcher Todesfälle junger unbedachter Männer im Alter zwischen 13 und 19 Jahren.
Tödliche Unfälle, Suizide und Verrückte auf Gleisen sind in Berlin leider nicht selten der Grund dafür, wenn die Bahn zu spät kommt oder nicht mehr weiterfährt. Ich saß mal eine Dreiviertelstunde wegen eines „Polizeieinsatzes“ mitten auf der Strecke in der Hochbahn fest. Später hörte ich, dass sich ein Stück weiter jemand vor den Zug geworfen hatte. Was meinen Sie, wie froh ich war, als ich das nächste Mal in der Bahn feststeckte, weil die Polizei einen Schwan von den Gleisen retten musste und etwas mehr Zeit benötigte, um mit dem geretteten Tier Selfies zu machen.
Wenn grüne Politiker, wie unsere ehemalige Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann, sagen, dass die meisten Menschen ihr Auto nicht brauchen, scheinen sie also schlicht nicht zu wissen, wovon sie eigentlich reden. Jeder, der sich nicht das ganze Elend, die Verwahrlosung und die Belästigung in den Öffentlichen Verkehrsmitteln antun will, ist mehr als nur dringend auf sein Auto angewiesen. Ich würde mich besonders abends ohne mein Auto überhaupt nicht mehr aus dem Haus trauen, weil ich – dank der grün-roten Politik der letzten Jahrzehnte – in der Bahn, auf den Bahnhöfen, an den Haltestellen und auf der Straße Angst um mein Leben habe. Wenn an jeder Ecke Drogendealer, Obdachlose, Junkies, Kriminelle und besoffene Idioten herumrennen, sind die Öffis für mich keine Option. Mal ganz abgesehen davon, dass ich leidenschaftlich Auto fahre und lieber zehnmal im künstlich erzeugten Stau stehe, als mich mit fremden Menschen in die Bahn oder den Bus zu quetschen.
Von Pauline Schwarz | Es ist inzwischen mehr als anderthalb Jahre her, dass das Corona-Virus in Deutschland ausgebrochen ist und unser aller Leben über Nacht auf den Kopf stellte: Schule, Uni, Party und Arbeit adé, dafür Lockdowns, Kontaktverbote und Masken wohin man sieht. Kinder und Jugendliche wurden von den Maßnahmen am härtesten getroffen. Obwohl sie selbst nur im geringen Maße durch das Virus gefährdet sind, wurden die Schulen und Kitas geschlossen und die Kleinen damit in die Isolation und Einsamkeit gestürzt.
Für viele bedeutete das, sich von einer normalen Entwicklung und der Chance auf gute Bildung zu verabschieden – mit gravierenden Folgen: Über die Lockdowns stieg die Zahl psychischer Krankheiten und Suizide schon bei den Kleinsten massiv an. Statt sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen, will man Kinder, Jugendliche und junge Leute nun dazu nötigen, sich als eine Art Solidarakt impfen zu lassen – und ob offen kommuniziert oder nicht: wem seine eigene Gesundheit wichtiger ist, droht der Rückfall in die soziale Isolation und Ausgrenzung.
Dabei ist inzwischen sehr gut belegt, was die soziale Isolation mit jungen Menschen machen kann. Bereits im Juli 2020 stellte man im Rahmen der COPSY-Studie bei 31 Prozent aller untersuchten 7-17-Jährigen deutliche psychische Auffälligkeiten fest – ein Plus von 13 Prozent in Bezug auf die Referenzdaten. Ängste, emotionale Probleme und psychosomatische Beschwerden nahmen deutlich zu. Eine Umfrage der Pronova BKK unter 150 Kinderärzten stützte diese traurigen Erkenntnisse. 89 Ärzte berichteten einen Anstieg von psychischen Problemen, 37 Prozent diagnostizierten eine Zunahme körperlicher Beschwerden und 4 von 5 beobachteten Entwicklungsverzögerungen bei ihren kleinen Patienten. Die Pädiater machten die fehlende Tagesstruktur, die Isolation, Konflikte in den Familien und mangelnde Freizeitmöglichkeiten neben Handy- und Computerkonsum für die Beschwerden verantwortlich.
Deutsche Kinderärzte meldeten offiziell, was schon länger zu befürchten stand – eine Triage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Im Mai diesen Jahres kam dann die Schreckensbotschaft: Deutsche Kinderärzte meldeten offiziell, was schon länger zu befürchten stand – eine Triage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die gefürchtete Corona-Triage auf den Intensivstationen blieb aus, dafür wurden Kinder, die „nur“ Depressionen hatten und (noch) nicht suizidgefährdet waren, in den Psychiatrien überhaupt nicht mehr aufgenommen. Laut DAK wurden schon im ersten Halbjahr 2020 fast doppelt so viele Kinder und Jugendliche in der Psychiatrie behandelt wie noch 2019 – spätestens im Mai 2021 übertraf der Andrang dann die Behandlungskapazitäten.
Dabei sind Klinikaufnahmen laut dem Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf dem Charité Campus in Berlin Mitte, Christoph Corell, „nur die Spitze des Eisbergs“. Man lässt sich schließlich nicht wegen irgendwelcher Befindlichkeiten oder weil es einem mal ein bisschen schlecht geht in eine Klinik einweisen. Es geht um schwere Krankheiten wie Essstörungen, Schlafstörungen, Substanzabhängigkeiten und Depressionen – wenn solche Störungen nicht behandelt werden, können sie chronifizieren, gravierende psychosoziale Einschränkungen mit sich bringen und das Auftreten weiterer psychischer Krankheiten im Erwachsenenalter begünstigen. Unbehandelte Essstörungen können zu Stoffwechselstörungen und Organschäden führen. Auf Dauer droht bei vielen unbehandelten Krankheitsbildern sogar Suizidalität.
Und der überwältigende Ansturm beschränkte sich leider nicht nur auf die stationären Behandlungsmöglichkeiten. Nach Angaben der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) ist die Zahl der ambulanten Therapieanfragen von Kindern und Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen. Das Ärzteblatt versuchte damit zu trösten, dass man immerhin 25 Prozent der jungen Therapieanwärter innerhalb von zwei Wochen und mehr als der Hälfte innerhalb eines Monats ein Erstgespräch bei einem Therapeuten vermitteln konnte – man verschwieg aber, dass ein solches Gespräch kein Garant für einen freien Behandlungsplatz ist. Zumindest im Erwachsenen-Bereich sind Therapeuten verpflichtet Erstgesprächstermine anzubieten, auch wenn sie keine freien Behandlungskapazitäten haben. Viele Patienten bringen deshalb etliche Gespräche hinter sich, bevor sie endlich einen der wenigen heiß begehrten Plätze ergattern oder die Suche aus lauter Frustration wieder aufgeben.
Trotz der katastrophalen Versorgungslage, dem immensen Zuwachs psychisch kranker Kinder und Jugendlicher und deutlich erhöhter Suizidzahlen, hielt man lange an der Lockdown-Politik und strikten Corona-Maßnahmen wie den Schulschließungen fest. Die deutschen Schüler mussten landesweit für 14 Wochen komplett und für 20 Wochen teilweise die Schulbank im Distanzunterricht drücken – laut Unesco deutlich häufiger als bei unseren westlichen europäischen Nachbarn wie Großbritannien, Spanien und Frankreich. Und das obwohl bei verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen kein Zusammenhang zwischen dem Pandemiegeschehen und der Dauer der Schulschließungen gefunden werden konnte.
Folgen noch gravierender als bislang angenommen
Immer wieder bestätigt wurde nur der Zusammenhang zwischen Schulschließungen und dem Anstieg psychischer Krankheiten. Zuletzt kamen Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) im Juli zu dem traurigen Ergebnis, dass die Folgen noch gravierender sind als bislang angenommen. Laut den Wissenschaftlern leiden unglaubliche 477.000 zusätzliche Jugendliche im Alter von 16 bis 19 an depressiven Symptomen. „Wir sehen, dass sich bei einem von sechs Jugendlichen während des Lockdowns eine depressive Symptomatik entwickelt hat.“, sagte Studienmitautor und Wissenschaftler Dr. Martin Bujard. Dabei sind Mädchen mit einem Anstieg von 13 auf 35 Prozent am schwersten betroffen. Aber auch bei den Jungs stieg die Zahl betroffener Jugendlicher von 7 auf 15 Prozent.
Inzwischen sind unsere Schulen zum Glück wieder geöffnet – doch die Angst, sich bald wieder von Freunden und Lehrern verabschieden zu müssen, wenn die Inzidenzwerte im Winter steigen, bleibt. Gleichzeitig steigt der Impfdruck und damit bei vielen sicherlich auch die Sorge, auf diesem Weg abermals vom sozialen Leben ausgeschlossen zu werden. Bei Studenten ist das durch die hohen Testkosten für Umgeimpfte bereits zu Teilen der Fall. Man kann nur hoffen, dass wenigstens die Schüler auch auf Dauer vor der Entscheidung zwischen dem angeblich so heilbringenden Piks oder der Rückkehr in die soziale Isolation und all dem damit verbundenen Leid bewahrt werden.
Von Pauline Schwarz | Nach all der Frustration, all den Rückschlägen, der ein oder anderen Maskenaffäre, dem Lachen an falscher Stelle und dem peinlichen herumgetanze vor Kindern oder dem Tesla-Boss kann die CDU nun endlich aufatmen. Trotz aller Widerstände hat sie es geschafft einen historischen Wahlsieg zu erringen. Bei der Berliner U-18 Wahl wurde die CDU stärkste Kraft und stieß die Grünen damit im hohen Bogen von ihrem sonst so unanfechtbaren Thron – nur wählten hier nicht die normalen Schüler. Die CDU holte sich den Sieg ausgerechnet in der Berliner JVA.
Laut taz durften die jungen Knastis der Helmuth-Hübner-Schule genau wie alle anderen Berliner Schüler an einer U-18-Wahl teilnehmen, um anlässlich der Bundestags- und Abgeordnetenwahl die politische Sicht der noch nicht wahlberechtigten Jugend abzubilden. Es zeigte sich deutlich, dass die Welt hinter Gittern anders aussieht. Während bei der bundesweiten U-18-Wahl die Grünen, dicht gefolgt von der SPD, mit 21,02 Prozent siegten, holte die CDU unter den straferprobten Jugendlichen satte 31 Prozent. Die Grünen folgten mit 10 Prozentpunkten Abstand.
Da stellt man sich natürlich schon die Frage, wieso ausgerechnet die CDU im Jugendknast so erfolgreich war. Die Sicherheitspolitik -die zwar immer noch bescheiden, aber im Vergleich zu anderen Parteien zumindest vorhanden ist- wird die jungen Rechtsbrecher wahrscheinlich nicht besonders gelockt haben. Und von Wahlkampfauftritten auf dem Gefängnishof oder dem Auffliegen einer CDU-gesteuerten Zigaretten-Schmuggel-Bestechungs-Affäre habe ich auch nichts gehört. Doch es gibt einen Punkt, in dem sich die CDU etwas von den anderen Parteien abhebt – und der brummt, stinkt, macht Spaß und soll, wenn es nach den Grünen geht, möglichst bald aus den deutschen Straßen verschwinden.
Laut einem Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt habe der Verbrennungsmotor in den Diskussionen der Jugendlichen „eine polarisierende Rolle eingenommen“. 119 Insassen machten bei der Wahl mit und gaben ihrem Wunsch nach einem „großen“ Auto Ausdruck – davon träume laut dem Mitarbeiter „fast jeder junge Mann bei uns“.
Einige ausländische Insassen, ohne deutsche Staatsbürgerschaft, etwa aus Syrien oder Afghanistan, sollen die CDU auch deshalb gewählt haben, weil ihnen Mutti´s Haltung zur Flüchtlingskrise so positiv in Erinnerung geblieben sei. Laut Justizmitarbeiter sei das auch der Grund warum die Grünen den zweiten Platz belegen – weil sie sich gegen Abschiebungen und für Integration aussprechen.
Der Wunsch nach einem schicken, großen Umweltverbester mit lautem Motor scheint bei den Jugendlichen aus der JVA aber insgesamt deutlich überwogen zu haben. Und ich denke, dass das in echt auch außerhalb vom Knast bei viel mehr Jugendlichen und jungen Leuten so ist als FFF und die Mainstream Medien uns glauben machen wollen – grade unter jungen Ausländern. Würde man in Berlin Neukölln auf der Straße Jugendliche fragen, ob sie lieber das Klima schützen oder AMG Mercedes fahren, wäre die Antwort wahrscheinlich ziemlich eindeutig und mit ungläubigem Gelächter verbunden.
Von Pauline Schwarz | Seit man dank der Corona-Maßnahmen in keine Bar und keinen Club mehr gehen konnte und Spaß zu haben ein Privileg für Geimpfte wurde, tummeln sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Berliner Parks. Die Polizei versuchte immer wieder gegen die feuchtfröhliche „partywütige Meute“ vorzugehen und versuchte sie durch Kontrollen und Absperrungen zu vertreiben. Doch es nützte alles nichts: die jungen Leute verlagerten ihre Treffen nur von einer zur nächsten Grünfläche und lieferten sich zum Teil heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei, die weitgehend machtlos blieb. Jetzt warnte Polizeipräsidentin Barbara Slowik gegenüber der Berliner Morgenpost davor, dass sich unter die Feiernden sogenannte Intensivtäter mischen, um gezielt Straftaten zu begehen und Beamte und andere Partygäste zu attackieren. Frau Slowik spricht damit ein weitaus größeres Problem an, als irgendwelche betrunkenen Jugendlichen, die sich nicht an die Corona-Regeln halten: In Berlin sind aktuell 552 Intensivstraftäter registriert – das sind vorwiegend junge, teils minderjährige Straftäter, die besonders viele und besonders schwere Verbrechen verüben.
Laut Behördeninformation sind unter den 552 jungen Straftätern 20 im Alter von 14 bis 16 Jahren, 59 zwischen 16 und 18 Jahren und ganze 114 zwischen 18 und 21 Jahre alt. Diese bislang unveröffentlichten Zahlen nannte die Senatsverwaltung für Inneres auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (Freie Wähler), der seit einiger Zeit immer wieder mit -für den Senat- unangenehmen Fragen auffällt. Laut Berliner Zeitung führen die Polizei und Staatsanwaltschaft in ihren Akten erschreckenderweise auch sechs Kinder, die in diese spezielle Kategorie von Straftätern fallen. Nach Definition bedeutet das konkret, sie haben „eine den Rechtsfrieden besonders störende Straftat herausragender Art“ begangen, innerhalb eines Jahres in mindestens fünf Fällen schwere Straftaten wie Raub und schwere Körperverletzung verübt oder in mindestens zehn Fällen „Straftaten von einigem Gewicht“ begangen, bei denen die Gefahr einer sich verfestigenden kriminellen Karriere besteht. Intensivstraftäter begehen laut Innenverwaltung außerdem besonders schwere Fälle von sexueller Nötigung oder Vergewaltigung.
Aktuell steht genau so ein Fall in Hagen vor Gericht. Dort hatte der 15-jährige Justin D. im März eine 21-jährige Frau in einem Parkhaus direkt über der Polizeiwache vergewaltigt, nachdem er sie zuvor mit einem Freund ausgeraubt hatte. Der zum Tatzeitpunkt 14-Jährige muss neben diesem grauenvollen Vergehen nun weitere 34 Anklagepunkte vor Gericht verantworten und hat -wahrscheinlich nicht erst seit gestern- eine dicke fette Polizeiakte. Justin wuchs nach Angaben von Bild in einer Großfamilie auf, die sich aus „Überforderung“ nicht um ihr Kind kümmerte, wodurch er in verschiedenen Heimen aufwachsen musste – aus meiner Erfahrung bei der Arbeit für einen Berliner Erziehungsbeistand ein ganz typischer Werdegang für junge Intensivstraftäter. Unsere jungen Klienten stammten ausnahmslos aus völlig verwahrlosten Familienverhältnissen und mussten mit drogenabhängigen oder psychisch schwerst gestörten Eltern aufwachsen, die sich -wenn vielleicht auch krankheitsbedingt- einen Dreck um ihre Kinder scherten. Solche Jugendlichen suchen auf der Straße nach Anschluss und Zugehörigkeit, weil sie sie Zuhause oder im Heim nicht bekommen. Sie landen in den einschlägigen Milieus und rutschen so tief ins Elend und in die Kriminalität, dass sie trotz Hilfe und staatlicher Präventionsmaßnahmen nicht mehr herauskommen.
Die meisten jungen Intensivstraftäter, die im Rahmen unserer vom Jugendamt finanzierten Hilfemaßnahme begleitet wurden, sind männlich und haben ausländische Wurzeln. Die offiziellen Zahlen der Senatsverwaltung zeigen ein ähnliches Bild: Unter den 552 jungen Kriminellen sind nur 6 Mädchen. 212 hatten keine deutsche Staatsbürgerschaft – wie viele von den übrigen Intensivtätern mit deutschem Pass einen Migrationshintergrund aufweisen, wird nicht genannt – der wird im polizeilichen Informationssystem nämlich nur bei Tatverdächtigen unter 21 in Fällen von Rohheitsdelikten, Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen oder Mord und Totschlag erfasst.Ich vermute es sind deutlich mehr als die Hälfte. Das würde auch den Ergebnissen einer Untersuchung von Akten der Staatsanwaltschaft Berlin aus dem Jahr 2007 entsprechen, in der der Kriminologe Claudius Ohder feststellte, dass 70 Prozent aller Intensivstraftäter einen Migrationshintergrund aufweisen – sie waren damals mehrheitlich arabischer und türkischer Herkunft. Ein weiteres Indiz ist die Verteilung auf die Berliner Bezirke: 2018 kamen mit Abstand am meisten Intensivstraftäter aus Neukölln, gefolgt von Mitte und Kreuzberg – den Bezirken mit dem höchsten Ausländeranteil. In Neukölln werden viele Intensivstraftäter dem Clan-Milieu zugerechnet. Wie etwa Nidal R., der als „jüngster Intensivstraftäter“ Berlins zu trauriger Berühmtheit gelangte und seine kriminelle Karriere solange fortsetzte bis er 2018 im Alter von 36 Jahren erschossen wurde.
Das Phänomen des Intensivstraftäters ist in Deutschland und vor allem in Berlin aber bei weitem kein neues Problem. Bis 2018 waren die Zahlen leicht rückläufig: 2015 waren 458 Intensivtäter in Berlin registriert, 2016 waren es 461, 2017 dann 437 und im Juni 2018 „nur noch“ 431. 2019 stiegen sie aber sprunghaft wieder an: Die Polizei registrierte ganze 617 Intensivstraftäter und letztes Jahr trotz Corona-Lockdown ebenfalls 606 Personen. Unsere Rot-Rot-Grüne Regierung hat es in all den Jahren also nicht geschafft die Kriminalität einzudämmen – im Gegenteil: Berlin ist und bleibt der traurige Spitzenreiter in der deutschen Kriminalitätsstatistik. Unsere Stadt wird mehr und mehr zu einem rechtsfreien Raum, in dem junge Leute zunehmend in die Verwahrlosung, Gewaltspirale und Kriminalität verfallen. Sieht man sich den hohen Ausländeranteil bei den jungen Intensivstraftätern an, scheint die allumfassend angestrebte Integration ebenfalls gescheitert.
Von Pauline Schwarz | Sieht man sich die Parteiprogramme an, können wir uns das in Punkto Mobilität und Energieversorgung schonmal abschminken. Das Auto und alle fossilen Energieträger sollen als CO2-Schleudern möglichst schnell von den deutschen Straßen verschwinden.
Von Pauline Schwarz | Der Görlitzer Park in Kreuzberg hat sich weit über die Berliner Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht: Für die einen als Kriminalitätsschwerpunkt, Drogenparadies oder No-Go-Area und für die andern als hippe Multikulti-Oase. So oder so schafft er es immer wieder in die Schlagzeilen – daran hat auch der Ausbruch des Corona-Virus nichts geändert. Im Gegenteil: Durch die fehlenden Touristen, die erst vereinzelt wieder die Stadt für sich entdecken, scheint dem ein oder anderen so langsam ein Licht aufzugehen, dass in unserem Kiez doch nicht alle von der rot-grünen Toleranzpolitik – oder sagen wir lieber: ihren Folgen – begeistert sind. Die Berliner Zeitung veröffentlichte erst vor kurzem eine Reportage über die stetig steigenden „Kiezkonflikte“ von Anwohner und Drogendealern. Schön, dass das mal jemand benennt, aber eins muss klar sein: Die Stimmung kippt nicht erst seit Corona. Die Probleme sind seit Jahren unverändert – es wollte bislang nur niemand hören oder sehen.
Im April 2020, nur kurz nachdem die ersten Corona-Fälle in Berlin bekannt wurden, wurde der sogenannte „kriminalitätsbelastete Bereich“ vom Görlitzer Park auf den umliegenden Wrangelkiez bis zum Schlesischen Tor ausgeweitet. Der Grund: eine „deutliche Zunahme erheblicher Straftaten […], die das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung besonders beeinträchtigen, beispielsweise Raubtaten und offensiver Betäubungsmittelhandel“. Und davon kann ich wirklich ein Liedchen singen. Bei uns stehen seit Jahren an jeder Straßenecke Drogendealer, die auch außerhalb des Parks völlig unbehelligt ihren Geschäften nachgehen. Man kommt keine paar Meter weit ohne angepfiffen, angeraunt oder derbe angemacht zu werden. „Yo, what´s up. You need something?“, „Mariuhana, Koks, Ecstasy?” oder auch „Ey beautiful, you need a boyfriend?” – und das sind noch die harmlosen.
Vielleicht kann man sich vorstellen, dass es unter diesen Umständen grade nachts und besonders als junge Frau eine echte Tortur ist, allein den kurzen Weg vom Auto bis zur Haustür zu überwinden. Und das war grade im ersten Lockdown tatsächlich besonders schlimm. Plötzlich waren all die kleinen Cafés, Restaurants und Geschäfte, die einem wenigstens ein kleines bisschen Sicherheit spenden konnten, geschlossen. Die meisten normalen Leute blieben zuhause, man sah fast nur noch Obdachlose, Dealer und schwerst psychisch gestörte Menschen auf der Straße – das Elend wurde so offensichtlich, dass man es gar nicht mehr leugnen konnte. Es wurde sichtbarer, war aber nicht neu. Schon bevor der Lockdown kam, und auch jetzt, wo die Restaurants zum Glück wieder geöffnet haben, saß ich unzählige Male nachts in meinem Auto und konnte nichts anderes tun als fünf, zehn oder zwanzig Minuten still zu sitzen und zu warten, bis ich mich endlich traute auszusteigen. Bis die Dealer vor meiner Tür ihr Geschäft abgewickelt hatten. Oder bis der psychotische – mit sich selbst, Jesus oder dem Geheimdienst redende – Typ, der grade versucht hatte meine Autotür aufzureißen, nach einem wütenden Schlag gegen meine Fensterscheibe enttäuscht von dannen gezogen war.
Und auch dann ist die Gefahr nicht gebannt. Ich habe immer, wenn ich nachhause komme, Angst, dass jemand in meinem Hausflur steht und schon auf mich wartet. Mir ist das schon passiert, genau wie es fast all meinen Freundinnen passiert ist. Bei zwei Bekannten von mir werden in regelmäßigen Abständen die Haustüren von Dealern, Obdachlosen oder Junkies aufgebrochen oder einfach brutal aufgetreten, bis das Schloss nachgibt. Sie suchen ein warmes Plätzchen oder Schutz vor dem Regen, um zu schlafen, sich in Ruhe einen Schuss zu setzen oder einen Deal zu machen. In der Regel kann man sich zwar mit einem richtig miesen Gefühl und zugehaltener Nase noch schnell an ihnen vorbei stehlen, im Haus einer früheren Freundin von mir, ist das aber auch schon anders ausgegangen – und daran muss ich immer denken. Ihre Nachbarin wurde im Hausflur überfallen, mit einem Messer bedroht und beinah vergewaltigt. Ein anderer Nachbar wurde nur ein paar Monate später wortwörtlich zum Krüppel geschlagen und sitzt seitdem für immer im Rollstuhl.
Seit etwa 10 Jahren steigt die Zahl der Diebstähle, Gewaltverbrechen und Überfälle im und um den Park kontinuierlich an. In den Jahren 2012 und 2013 gab es insgesamt drei Delikte wegen Tötungsversuchen und zusammengenommen 184 Fälle gefährlicher Körperverletzung. 2014 waren es allein schon 178. Es gab vier Tötungsversuche und 172 Raubtaten. 2012 gab es drei, 2013 vier und 2014 sechs Vergewaltigungen im und um den Park. Im März 2015 führte der damalige Innensenator Frank Henkel (CDU) dann die sogenannte „Null-Toleranz-Zone“ im Görli ein, um gegen die Kriminalität anzukämpfen. Damit war ab sofort jedes Gramm Gras strafbar und so nicht nur die Dealer, sondern auch die Konsumenten belangbar. Gleichzeitig wurde die Polizeipräsenz extrem erhöht. Schon damals hatten Aktivisten nichts Besseres zu tun, als sich über „regelrechte Jagdszenen“ im Park zu beschweren und der Polizei „racial profiling“ vorzuwerfen. Der damalige Leiter der Polizeidirektion 5, Stefan Weis, wies das mit den Worten zurück, dass es nach den Erkenntnissen der Polizei nun mal so sei, „dass im Görlitzer Park 95 bis 98 Prozent der Dealer Schwarzafrikaner sind“ – was ich, von dem Fakt abgesehen, dass heute ein paar mehr Araber dabei sind, nur bestätigen kann.
Kinder spielen mit Ecstasy-Pillen
2017 wurde das Projekt für gescheitert erklärt. Man hatte in den 18 Monaten zwar knapp 6.200 Straftaten festgestellt, 41 Gefängnisstrafen, 67 Bewährungsstrafen, zahlreiche Jugendstrafen sowie 337 Geldstrafen verhängt, konnte des Problems aber trotzdem nicht Herr werden. Es fehlte politischer Wille, Geld und ein richtiger Plan. Die an sich sehr begrüßenswerte Maßnahme hatte nämlich ein mehr als bittere Begleiterscheinung: Die Dealer kamen aus dem Park heraus und verteilten sich in den umliegenden Wohnstraßen, wo die Null-Toleranz-Regel nicht galt. Und da sind sie bis heute geblieben. Jetzt kann man den Drogendealern nicht mehr aus dem Weg gehen, in dem man den Park bei Tag und Nacht meidet.
Dieses Jahr sind allein bis Juni 584 Straftaten im Görlitzer Park registriert worden, womit der Görli es abermals auf die Nr. 1 der gefährlichsten Parks Berlins geschafft hat. Schon jetzt zählt die Polizei u. a. 71 Körperverletzungen, 72 Diebstähle und drei (bekannt gewordene) Sexualdelikte. Aber nicht mal die sexuellen Übergriffe auf Frauen und Mädchen scheinen für Empörung zu sorgen. Auch in dem Bericht der Berliner Zeitung wurden sie mit keinem einzigen Wort erwähnt. Dafür zitiert man lieber irgendeine Rentnerin, die sagt, dass in echt die „weißen Väter“ und „alten Männer“ an den Konflikten schuld seien und ihr die „Jungs“ – sie meint die Drogendealer – leidtun. „Vor denen muss ich keine Angst haben, die haben Respekt vor Kindern, und wenn sie doch mal was sagen, dann sind sie freundlich.“ – ist klar. Ich will der Dame ja wirklich nicht zu nahetreten, aber angesichts solcher Ignoranz würde ich sie zu gerne fragen, ob sie eigentlich in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut hat. Die meisten „Jungs“ sind zwischen 20 und 35. Da passt man mit Ü-60 nicht mehr ins Beuteschema.
Davon abgesehen, sollten sich aber auch ältere Frauen nicht zu sicher fühlen. Erst vor zwei-drei Monaten wurde eine etwa 60-jährige Frau am Park von einem Dealer mit dem Messer abgezogen und hatte Glück, dass ein paar Türken dem Typen hinterherrannten und ihn so lange festhielten, bis die Polizei kam – während sie nur panisch daneben stehen konnte und herumschrie, dass der Typ ihr Handy hat. Aber nicht nur alte, weitgehend wehrlose Frauen, selbst Rollstuhlfahrer wurden von den freundlichen Jungs schon um ihre Portemonnaies erleichtert. Und apropos Kinder:
Ich habe schon etliche male gesehen, wie kleinen Kindern von 10-11 Jahren Kokain angeboten wurde. Ich war 12, als mir das erste Mal ein Drogendealer an den Hintern fasste und mich im Schwitzkasten festhielt, sodass ich nicht weglaufen konnte. Was meinen Sie, was das mit einem kleinen Mädchen macht? Und selbst den ganz Kleinen tun die Drogendealer und ihre Konsumenten etwas, wenn vielleicht auch indirekt. Im Görli gibt es mehrere Spielplätze mit großen Sandflächen, auf denen Kleinkinder schon divers Drogenbesteck und Ecstasy-Pillen ausgebuddelt, angefasst und in den Mund genommen haben. Vor ein paar Jahren schaufelte ein kleines Mädchen Kokain-Kugeln aus dem Sand und nahm sie mit in die Kita. Diese Kinder hätten sterben können.
Doch alles kein Grund, etwas zu unternehmen. Auch unsere Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann (Grüne) hat nichts Besseres zu tun, als Autos den Kampf anzusagen und die Drogendealer in Schutz zu nehmen. Schließlich dürfen die armen Burschen nicht diskriminiert und aus dem Park ausgeschlossen werden. Nein, wir lassen uns lieber von irgendwelchen bekloppten Künstlern ein Dealerdenkmal bauen, machen Ausstellungen zu ihren Ehren und malen rosa Dealerparkplätze auf die Parkwege. Und unsere Polizei? Die steht seit Einführung des Antidiskriminierungs- bzw. Anti-Polizei-Gesetzes sowieso unter dem Generalverdacht „Rassismus“. Der Görlitzer Park ist seit Jahren ein beinah rechtsfreier Raum und es ist kein Fünkchen politischer Willen erkennbar, daran etwas zu ändern – man kapituliert lieber gleich vor dem Verbrechen und lässt die Anwohner im Stich. Wenn das durch Corona tatsächlich ein paar Leuten mehr auffallen sollte, dann hat die irrationale Pandemie-Politik wenigstens einen positiven Effekt gehabt.
Von Pauline Schwarz | Erst vor wenigen Tagen demonstrierten tausende Menschen unter dem Motto „Wohnen für Alle: Gemeinsam gegen hohe Mieten und Verdrängung!“ in Berlin gegen den seit langem angeprangerten „Mietenwahnsinn“. Die etwa 7.000 Teilnehmer forderten eine Abkehr von der Berliner Wohnungspolitik und das bedeutet neben dem Mietendeckel vor allem eines: Große Immobilienkonzerne flächendeckend zu enteignen. Dieser feuchte sozialistische Traum, jemandem einfach sein Eigentum wegzunehmen und es an andere „gerecht“ umzuverteilen, droht nun am 26.09.2021 traurige Realität zu werden. Dank der fleißigen Arbeit der Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ stimmen die Berliner am Tag der Bundestagswahl per Volksentscheid ab – auf dem Spiel stehen mehr als 200.000 der 1,5 Millionen Mietwohnungen in ganz Berlin.
Jedem Menschen, der am 26. September sein Kreuz gegen zu hohe Mieten setzen will, sollte aber klar sein, auf wessen Initiative und dank welcher Motive und Mittel, wir nun das Vergnügen haben, über anderer Leute Eigentum zu entscheiden. Die linken – bis teilweise wohl linksextremen – DW-Enteignen-Aktivisten laufen nicht nur mit „Ganz Berlin hasst die Deutsche Wohnen“-Sprechchören durch die Straßen, sowie sie es von ihrer Mutterorganisation der Antifa gelernt haben. Einige Enteignungsverfechter zeigten schon Ende letztes Jahr, dass ihnen jedes Mittel recht ist, um ihr Anliegen durchzusetzen.
Mir ist bei der Arbeit damals ein Schreiben der Deutschen Wohnen in die Hände gefallen, dass mich stutzig machte. Im ersten Moment dachte ich noch: Na toll, jetzt ist es geschehen – das Immobilienunternehmen hat sich dem öffentlichen Druck gebeugt und sich selbst als ausbeuterischer Miethai an den Pranger gestellt. Doch schon nach ein paar Sekunden wurde mir klar, dass ich der Deutschen Wohnen unrecht getan hatte. Unbekannte Aktivisten hatten völlig ahnungslosen Mietern großflächig gefälschte Schreiben in den Briefkasten gesteckt – mit potentiell gravierenden Folgen.
Der auf den 27.11.2020 datierte Brief, sah auf den ersten Blick täuschend echt aus: Ein formelles Schreiben mit original Logo, Adresse und der echten Telefonnummer des Kundenservices. Nur der Text verriet, worum es sich hier wirklich handelte und welchem Milieu die Verfasser zuzuordnen sind:
„Sehr geehrte Mieter*innen, heute möchten wir uns ausnahmsweise mit einer guten Nachricht an Sie wenden. Die Pandemie trifft uns alle sehr hart und vielen unserer Mieter*innen sind wichtige Einnahmen ausgeblieben. Wir bei der Deutsche Wohnen konnten jedoch weiterhin große Gewinne machen und haben uns deshalb entschlossen, Ihnen etwas zurück zu geben. Es scheint absurd, dass Sie mehr als ein Drittel Ihres wohl verdienten Geldes an uns überweisen müssen, während bei uns nur die Buchhalter*innen und Sekretär*innen wirklich arbeiten 😉 Schon seit Jahren verlangen wir zu viel Geld von Ihnen und hätten schon wesentlich eher auf sie zukommen müssen. Endlich haben wir, in diesen sentimentalen Zeiten, unser Herz entdeckt und wollen Ihnen ein paar Brotkrumen vom Tisch fallen lassen. Schon bald werden wir ihre Miete drastisch senken und die Dachbodenetage so umbauen, dass sie dort regelmäßig Sitzungen ihres neuen Hausrates abhalten können! Ist das nicht supidupi?!“.
Auf der zweiten Seite, die „wichtige Informationen zur Transformation der Eigentumsverhältnisse auf dem Wohnungsmarkt“ enthalten sollte, folgt die Bestätigung des allzu Offensichtlichen. Der Mieter wurde dazu aufgefordert sich zu informieren und zu organisieren, wenn er AUCH keine Lust mehr hat „sich von geldgierigen Kapitalist*innen ausnehmen zu lassen“. Es folgen einige Informationen zum Mietendeckel und zuletzt noch ein entscheidender Satz: „Wenn Sie mithelfen möchten, die Wohnungen in Berlin wieder zurück unter öffentliche Kontrolle und in gemeinschaftliche Verwaltung zu holen, enteignen sie uns doch gleich!“.
Die unbekannten Verfasser verkauften das vor Propaganda nur so triefende Schreiben in der Fußzeile (ganz klein: auf Arabisch, Türkisch, Englisch, Polnisch, Russisch und Bosnisch) zwar als Satire, die potentiellen Konsequenzen waren und sind für die Deutsche Wohnen UND für ihre Mieter aber alles andere als lustig.Grade alte, unter Umständen labile oder psychisch beeinträchtige Mieter – also eben die Armen und Schwachen, die man angeblich schützen will – könnten diesen schlechten Scherz für bare Münze genommen haben und wirklich denken, dass ihre Miete gesenkt wird oder dass sie sich auf elendig lange Bauarbeiten einstellen müssen. Mögliche Folgen sind Unsicherheit, Ängste und Wut, wenn die Freude über die angebliche Mietsenkung bitter enttäuscht wird. Damit könnte es den Aktivisten also gelungen sein, bislang völlig unbehelligte Bürger gegen ihren Vermieter aufzubringen und die Gesellschaft so immer tiefer zu spalten.
Die Deutsche Wohnen wurde derweil wahrscheinlich von Anfragen ihrer Mieter überflutet und musste dementsprechend ein Vielfaches an Zeit, Geld und Personal aufwenden, um die Angelegenheit richtig zu stellen. Als ich das gefälschte Schreiben an das Immobilienunternehmen geschickt und um Klärung gebeten habe, musste ich mehr als einen Monat auf die Antwort warten, dass es sich wirklich um eine Fälschung handelt, bereits rechtliche Schritte eingeleitet wurden und das Vorgehen zur Strafanzeige gebracht wurde. Auch das wird die meisten Mieter aber wahrscheinlich wenig beruhigt haben – wer sagt einem denn, dass die nächste Mieterhöhung oder die Änderung von Kontodaten nicht wieder von einem Betrüger stammen? Die Unsicherheit könnte sogar soweit führen, dass manche Leute ihre Miete nicht mehr bezahlen und so völlig unnötig Schulden anhäufen.
Dieser Brief war also keine rein gesellschaftskritische Satire. Die Verfasser nahmen den potentiell immensen Schaden der Mieter als Bauernopfer bewusst in Kauf, um ihren Klassenkampf gegen Unternehmen wie die Deutschen Wohnen voran zu bringen.
Jetzt stehen die Berliner vor der Wahl: Wollen sie solche dubiosen Anliegen wirklich unterstützen und den Heilsversprechen der Enteignungs-Aktivisten blind Glauben schenken oder gibt es selbst in unserer rot-grün regierten Stadt noch eine Mehrheit von Menschen, die etwas von Recht und Gesetz halten?
Von Pauline Schwarz | Seit Monaten werden die deutschen Bürger gemahnt: Haltet euch ja artig an die Corona-Beschränkungen, sonst wird unser Gesundheitssystem kollabieren. Wenn das passiert, sterben Menschen – und ihr seid schuld. Obwohl die Auslastung der Intensivbetten seit April letzten Jahres nie ernsthaft Anlass zur Sorge gab, wurden die Ängste der Bevölkerung von Politik und Medien immer weiter geschürt. Vor allem durch das Horrorszenario schlechthin: Eine Triage in Krankenhäusern.
Der Begriff beschreibt ein Auswahlverfahren in Notfall- oder Katastrophen-Situationen. Wenn sämtliche Kapazitäten aufgebraucht sind, muss das medizinische Personal unter Zeitdruck entscheiden, wer eine lebensrettende Behandlung erhält und wer leer ausgeht – und damit unter Umständen sterben muss. Während bei uns noch die erste, und von der Klinik nicht bestätigte Meldung eines solchen Falles in Zittau diskutiert wird, ist die Triage in Österreich schon längst an der Tagesordnung – allerdings werden keine Beatmungsgeräte knapp, sondern Behandlungskapazitäten für psychisch kranke Kinder- und Jugendliche.
Laut einem Bericht des österreichischen Senders „ORF TV“ ist die Zahl der Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Wiener AKH seit Jahresbeginn so rapide angestiegen, dass nur noch die aller dringendsten Fälle stationär aufgenommen werden können. Die Ärzte sind gezwungen zwischen den kleinen Patienten zu selektieren, was bedeutet, dass ein großer Teil der behandlungsbedürftigen Kinder ganze drei Monate auf einen Platz warten muss. Das klingt im ersten Moment vielleicht gar nicht so lang, ist für jemanden mit akutem Leidensdruck aber unerträglich – vor allem aus den Augen eines Kindes und mit Blick auf ihre psychosoziale Entwicklung. Zumal die Kleinen nicht nur unter ein bisschen mehr Stress oder Stimmungsschwankungen leiden, sondern unter schweren Depressionen, akuter Selbstmordgefahr und schweren Essstörungen. Betroffen sind dabei „vor allem Kinder aus stabilen familiären Verhältnissen, die vor einiger Zeit noch völlig gesund waren“.
Paul Plener, der Abteilungsleiter der psychiatrischen Station, berichtete der kleinezeitung.at außerdem, dass sich der drastische Anstieg solcher Symptomatiken eindeutig auf die Schulschließungen und die soziale Isolation zurückführen lasse. Seiner Ansicht nach rutschen die Kinder durch diesen Verlust in eine Abwärtsspirale. Die ersten Folgen sind Depressionen, Antriebslosigkeit, Erschöpfung und ein gestörtes Essverhalten. Schon im ersten Lockdown sollen viele der betroffenen Kinder zum Beispiel aktiv versucht haben abzunehmen, um daheim nicht dick zu werden. Selbst ganz junge Kinder, im Alter von 8-12 seien betroffen. Ihnen und allen anderen fehlen strukturierte Abläufe, Bewegung und zum Teil auch Sonnenlicht. Der Mediziner fordert deshalb, die Schulen möglichst schnell wieder zu öffnen.
Laut Kanzler Kurz‘ Plan ab dem 8. Februar, dem anvisierten Ende des harten Lockdowns, „alles [zu] öffnen, was nur irgendwie zu öffnen geht“, besteht für die Kinder in Österreich diesbezüglich vielleicht eine kleine Hoffnung. Die Stimmung in unserer Regierung lässt dagegen leider nichts Gutes erwarten. Dabei gibt es meines Erachtens keinen Grund anzunehmen, dass deutsche Kinder auch nur einen Deut weniger unter dem Lockdown und der Schulschließung leiden.
Schon im Juli wurden erste Studien veröffentlicht, die eine ähnliche Verschlechterung des psychischen Gesundheitszustandes andeuten. Die COPSY-Studie kam laut RKI zu dem Ergebnis, dass etwa 40 Prozent der 11-17 Jährigen eine geminderte Lebensqualität angeben, bei 31 Prozent aller 7-17 Jährigen konnten deutliche psychische Auffälligkeiten festgestellt werden (ein Plus von 13 Prozent in Bezug auf die Referenzdaten). Ängste, emotionale Probleme und psychosomatische Beschwerden, wie ungeklärte Kopf- und Bauchschmerzen, nahmen ebenfalls zu. Eine Befragung von 150 Kinderärzten der Pronova BKK stützt die Ergebnisse dieser Studie. 89 Prozent von ihnen berichteten über einen Anstieg von psychischen Problemen, 37 Prozent diagnostizierten eine Zunahme körperlicher Beschwerden und 4 von 5 Ärzten beobachten Entwicklungsverzögerungen. Die Ursachen schätzten die Pädiater ähnlich wie ihr Wiener Kollege Plener ein: fehlende Tagesstruktur, Isolation, Konflikte in den Familien und mangelnde Freizeitmöglichkeiten neben Handy- und Computerkonsum.
Das alles ist jetzt ein halbes Jahr her. Seitdem sitzen wir alle – groß und klein – im zweiten Lockdown, sehen der nächsten Verlängerung entgegen und müssen darum zittern, ob wir im Sommer vielleicht mal wieder einigermaßen normal vor die Tür gehen dürfen. Diese Ungewissheit macht schon vielen Erwachsenen genauso zu schaffen, wie die Kontaktverbote und die Stilllegung jedes noch so kleinen Fünkchens normalen Lebens. Das gilt für Kinder und Jugendliche erst recht.
Nachrichten über die medizinische Situation jenseits von Covid-Infektionen dringen derzeit jedoch nur schwer an die Öffentlichkeit und machen daher auch regierenden Politikern nur geringe Sorgen. So ging zum Beispiel die Nachricht fast völlig unter, dass im ersten Lockdown sämtliche Patienten der geschlossenen psychiatrischen Stationen in Berlin rein provisorisch und quasi über Nacht entlassen wurden.
Dieser Artikel von Pauline Schwarz erschien zuerst auf TichysEinblick.
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