Vom 9-Euro- zum 49-Euro-Ticket: Probleme nicht gelöst

Von Sven Justin Verst | Es ist nun offiziell, das Nachfolgeticket zum 9€-Ticket soll 49€ kosten und ab dem 1. Januar 2023 verfügbar sein. Damit wird dann wie bereits beim 9€-Ticket der gesamte deutsche Regionalverkehr nutzbar sein. Von den verantwortlichen Politikern der Bundesregierung wird es einheitlich als Erfolg gefeiert. 

 

So erkennt die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang, dass Menschen dadurch finanziell entlastet werde – richtigerweise. . Denn bei einem Blick auf derzeitige Ticketpreise lässt sich das nicht abstreiten. Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP freut sich über das neue Ticket. So teilte er seinen Followern auf Instagram den Versuch eines Memes: „Ihr wolltet ein Nachfolgeticket Ihr bekommt ein Nachfolgeticket“. Dabei sind es vor allem seine Wähler, welche nicht begeistert sind von der Performance der FDP in der Bundesregierung. So erzählte mir ein Erstwähler „Ich weiß gar nicht mehr, was ich davon halten soll“, er hat, wie viele andere die FDP für eine liberale Wirtschaftspolitik gewählt und nicht für grüne Umverteilungsfantasien. Die neusten Umfragewerte der FDP unterstreichen diese Aussage, denn die Partei kommt derzeit bloß auf 6 %, hat ihr Bundestagswahlergebnis also beinahe halbiert. Nicht nur Lindners Memes sind aus 2013 – seine Wahlergebnisse bald auch. 

 

Aus der Opposition gibt es Kritik. Die AfD bemängelt vor allem eine fehlende Entlastung für Autofahrer und Menschen im ländlichen Bereich, welche meist auf ihr Auto angewiesen sind. Des Weiteren wünscht man sich „mehr Qualität und mehr Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel“. Aus dem linken Spektrum, darunter auch Grünen Mitglieder, hagelt es auch Kritik. Selbsterklärter Fahrradaktivist Ingwar Pero, bezeichnet das Ticket als zu teuer. Andere legen nach und beschreiben es als Ticket, welches sich nur Privilegierte ausdenken und bezahlen könnten. Dabei wird immer wieder der Hart-IV-Satz für Mobilität angeführt. Zudem würde es niemanden entlasten, was evident falsch ist. Zwar mag die Entlastung unterschiedlich ausfallen, jedoch werden Abonnenten eines Monatstickets am Ende mehr Geld in der Tasche haben.

Während die Einen feiern und die Anderen kritisieren, ist die genaue Finanzierung weiterhin unklar. Vor allem die steigenden Energiekosten müssen in der Finanzierung berücksichtigt werden. Eigentlich plante die Deutsche Bahn, ihre Ticketpreise zu erhöhen, dies wird dann allerdings nur den Fernverkehr betreffen. Durch das 49€-Ticket werden zudem beinahe alle anderen Monatstickets hinfällig, da sie teurer und eine geringere Reichweite haben.

Dahingehend sind zwei Dinge klar. Pendler, die bereits den Regionalverkehr nutzen, werden durch das neue Ticket entlastet. Hiervon profitieren Menschen in Ballungsgebieten wie Berlin oder dem Rhein-Ruhrgebiet deutlich mehr als die Landbevölkerung. Außerdem ist spätestens seit dem 9€-Ticket für alle klar, dass der Regionalverkehr nicht adäquat auf eine deutlich höhere Nachfrage reagieren kann und im Zweifelsfall Fahrgäste zurückgelassen werden. Diese strukturellen Probleme werden durch die Einführung des Tickets nicht gelöst, sondern verschlimmern die bereits schwierige Lage des Regionalverkehrs in den Ballungsräumen.




32 Jahre Deutsche Einheit

Von Sven Justin Verst | Es ist der 3. Oktober, heute ist unser Nationalfeiertag. Wir feiern 32 Jahre deutsche Einheit. Zwar ist die Idee der deutschen Einheit mittlerweile auch schon über 200 Jahre alt, so ist sie doch jung im europäischen Vergleich. In unserem Nachbarland Frankreich macht sich keiner Gedanken über die französische Einheit. Immerhin existiert Frankreich als einheitliches Land bereits deutlich länger. Tatsächlich waren es auch die Franzosen, welche uns die Idee eines geeinten Deutschlands gaben. Denn durch die Befreiungskriege gab es erstmals eine gesamtdeutsche Identität. Auch unsere Flagge mit den Farben Schwarz-Rot-Gold stammt aus dieser Zeit.

Es sind die Helden einer vergangenen Zeit, die damals die Ideen eines geeinten Deutschlands entwickelten. Allen voran die Studenten, genauer die Verbindungsstudenten. Ihre Forderungen waren deutlich: weg mit der Kleinstaaterei und der reaktionären Politik. Allerdings kämpften sie nicht gegen das cisheteronormative Patriarchat, sondern für Freiheit. Bereits 1817 trafen sich dafür Studenten in der Wartburg, ein Fest, das es bis heute gibt. Daraus folgten viele Revolution, welche mit der ersten Nationalversammlung in der Frankfurter Pauluskirche ihren Höhepunkt aber auch Ende fand. Erst 1871 durch die Reichsgründung wurde Deutschland geeint. Die heutigen Verbindungsstudenten, allen voran die Deutsche Burschenschaft sind die Erben jener mutigen Studenten.

Der 3. Oktober hat einen anderen Hintergrund. Die Einigung der zwei deutschen Staaten durch den Beitritt der östlichen Länder in die Bundesrepublik. Die Mauer fiel bereits ein Jahr früher am 9. November 1989. Das deutsche Volk brachte die Mauer zu Fall, eine gelungene Revolution gegen den DDR-Unrechtsstaat. 32 Jahre deutsche Einheit eine deutlich kleinere Einheit als die eigentliche „kleindeutsche Lösung“. Doch es läuft nicht mehr so gut im „besten Deutschland aller Zeiten“. Am einfachsten lässt sich die Lage anhand der Deutschen Bahn erklären. Jahrzehnte lang auf Verschleiß gefahren. Dadurch ergeben sich immer augenscheinlichere Ineffizienzen. Dazu kam eine Fehlentscheidung nach der anderen: Der Euro, offene Grenzen, die Energiewende und drakonische Corona-Maßnahmen sind bloß die Spitze des Eisberges. Getrieben von einer seltsamen Mischung aus Selbsthass und Welt retten, verlor man den Anspruch, Weltklasse zu sein.

Nicht trotz, sondern wegen des Abgrunds, an dem wir uns befinden, müssen wir den Tag der Deutschen Einheit feiern. Denn wir feiern nicht die Politik der letzten Jahrzehnte. Der 3. Oktober steht symbolisch für eine Idee konträr zum Zeitgeist. Wir feiern unsere Ahnen, jene Helden, die sich damals gegen eine unrechtmäßige Obrigkeit stellten. Die Studentenaufstände und Mauerfall können uns eine Inspiration sein, allen Widrigkeiten zum Trotz eine positive Veränderung zu bewirken. Sodass wir an dem Traum eines freien deutschen Volkes festhalten.


Neues von Game of Thrones: Jetzt sind sogar die Drachen woke

Von Sven Justin Verst | Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler für “House of the Dragon” und “Rings of Power”. Ihr seid gewarnt.

Endlich, “House of the Dragon”, das Prequel zu “Game of Thrones”, ist da. Wie bereits GoT sieht auch die neue Serie wunderschön aus. Außerdem sehen wir, wie das Leben unter den Targaryens war, bevor sie verrückt wurden. Doch so mächtig das Drachen-Geschlecht auch sein mag – nicht einmal sie sind vor dem woken Zeitgeist sicher. Jedem, der das Buch gelesen hat, fällt schon bei der ersten Folge auf: Wieso zur Hölle, sind die Valyrians denn plötzlich schwarz mit graublonden Rastas?! Im Buch werden die Valyrians doch explizit als blass bezeichnet. Es mag für viele zwar nur eine oberflächliche und kosmetische Änderung sein, aber es wirft Fragen auf. Immerhin waren die Valyrians geradezu besessen davon, durch ihre blasse Haut, platinblonden Haaren und violetten Augen aus dem Rest von Westeros hervor zu stechen. Auch deshalb betrieb man Inzest, um die Blutlinie und äußere Erscheinung rein zu halten. Aber an Buchvorlagen scheint sich Hollywood ja schon lang nicht mehr halten zu wollen.

https://twitter.com/le_surmulot/status/1565775798103166976?s=21&t=ss6pOsa6tSoip3iTAaWoQw

Die Empörung darüber lässt sich leicht in die rechte Ecke stellen. Dabei gab es schon vor ein paar Jahren ein ähnliches Problem und die Empörung hält bis heute an. Die amerikanische Zeichentrickserie “Avatar: Herr der Elemente” ist einzigartig. Die erzählten Geschichte und Charaktere sind ausgereift und können jede Altersgruppe ansprechen. Als man sich entschied, einen Realfilm zu produzieren, war die Erwartung groß und die Empörung größer. Die Produzenten hatten es gewagt, die dunkelhäutigen Charaktere von weißen Schauspielern spielen zu lassen. Es folgte der übliche linke Scheißsturm und bis heute wird der Film verachtet. Auch die Macher vom Prequel zu der Hobbit und Herr der Ringe, “Ringe der Macht” hat eine diverse Besetzung. Dabei basieren die Werke von Tolkien auf nordischer Mythologie. Schlaue Marathonschauer denken außerdem zurecht: Was ist denn bitte später mit den nicht-weißen Menschen, Elben und Zwergen passiert? Wurden sie von einem rassistischen Monster ausgelöscht? Immerhin gibt es sie in den zeitlich später spielenden Filmen nicht mehr. 

 

Eine Königstochter, die keinen Bock hat zu heiraten 

Doch zurück zu “House of the Dragon” und der Protagonistin Rhaenyra Targaryen. Schon zu Beginn der Serie wird der Zuschauer belehrt: Die ach so wunderbare, vorlaute, kecke Rhaenyra wurde mit allem geboren, was das Herz begehrt – außer einem Penis. Die Tennie-Thronfolgerin ist unglücklich: Sie möchte nicht bloß eine Ehefrau und Mutter werden, sondern eine Königin, die tun lassen kann, was sie möchte. Dabei stößt sie auch ihrer engsten Freundin vor den Kopf – was man ein bisschen verstehen kann, immerhin ist sie mit ihrem Vater, dem König in die Kiste gestiegen und wird kurz darauf seine Frau und Königin. Rhaenyra belästigt den Zuschauer geradezu mit der neu-feministischen Idee, dass Frauen ihre Femininität über Bord werfen sollten und Männer nachahmen sollten. Auch Rey aus den Star Wars Sequel Filmen sowie Captain Marvel folgen diesem Modell. Damit wurden beide jedoch zu äußerst unbeliebten Charakteren. Männer haben ein Problem mit starken Frauen, so die These der Verfechter des woken Zeitgeistes. Dass das Blödsinn ist, weiß wohl jeder Leser dieses Blogs. 

 

Es gibt genug faszinierende, starke Frauen in Filmen und Serien, die mutig und gleichzeitig weiblich sind. Ellen Ripley, die Protagonistin aus dem Film Alien (1979), ist das beste Beispiel. Ripley kehrt zurück in eine gefährliche Situation, welcher sie gerade erst entkommen ist, um ein junges Mädchen zu retten. Dabei wird auf ihre Feminität angespielt und auf ihre Beschützerrolle als Mutter. Auch in der von J.K. Rowling geschaffenen “Harry Potter”-Welt gibt es eine solche Szene. Molly Weasley stellt sich schützend vor ihre Tochter im Duell gegen die Todesserin Bellatrix Lestrange, welche vermutlich zu den stärksten Hexen ihrer Zeit gehörte. „Get away from her you bitch“ und „Not my daughter you bitch“, sind unvergessliche Zeilen, welche die Hingabe der beiden Frauen ausdrücken.

Es geht also auch anders: starke Frauen können authentisch geschrieben werden. Molly hat uns berührt, weil sie nicht woke war. Rhaenyra wiederum nervt einfach nur.

 


29€-Ticket: Grünen versprechen „Entlastung“ – finanziert aus Ihrem Geldbeutel

Von Sven Justin Verst | „Eine echte Entlastung, für die wir hart gekämpft haben“, so stellten die Grünen Berlin das 29€-Ticket vor, das ab dem 1. Oktober gelten soll. Als Übergangslösung bis mit Beginn des neuen Jahres das bundesweite 49€-Ticket kommen soll. Man lässt sich erst mal feiern und spricht von einer Entlastung für niedrige und mittlere Einkommen.

Dabei wird selbstverständlich verschwiegen, dass das Geld für das neue Ticket vom Steuerzahler kommt. Dieser gibt in Deutschland circa 40 % seines Einkommens ab. Der damalige Finanzminister, derzeitige Bundeskanzler mit Gedächtnislücken Olaf Scholz, prognostizierte eine Steuerlast gemessen am BIP von 23,8 % (im Jahr 2023). Ungefähr jeder fünfte Euro geht also an den Staat, der dann solche Projekte finanzieren kann.

Doch zurück zu Berlin. Ob es um Arbeitslosenquote, Pro-Kopf-Verschuldung oder Privatinsolvenz geht, Berlin liegt vorne oder mindestens über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Mit ihrer Arbeitslosenquote von 9,2 % liegt die Hauptstadt nur hinter Bremen. Bei der Pro-Kopf-Verschuldung ist sie auf Platz vier, auch hier führt Bremen. Zwar liegt Berlin bei Privatinsolvenzen nicht weit über dem Bundesdurchschnitt, wirklich rosig sieht es allerdings nicht aus. Übrigens führt auch hier Bremen.

Wie also finanziert sich Berlin, wie leistet sich die Hauptstadt ein 29€-Ticket? Die kurze Antwort durch neue Schulden sowie einen fetten Check aus Bayern. Denn durch den Bundesfinanzausgleich erhält Berlin dieses Jahr 1.693.671.000€ eine gewaltige Summe. Mit den zusätzlichen neuen Schulden kommt man auf eine Finanzierungslücke von 2.782.571.000€. 

Dazu kommen noch mal „über 100 Millionen Euro“ wie Grüne und SPD auf den sozialen Netzwerken bekannt machen. Ein genauer Kostenpunkt im interaktiven Haushaltsplan lässt sich jedoch nicht ausmachen. Der Bereich Eisenbahnen und öffentlicher Personennahverkehr erhält jedoch bereits beinahe 2 Milliarden Euro im Jahr 2022. Weitere 100 Millionen Euro sollten also nicht weiter auffallen. Trotzdem bedeutet es für den Haushalt einen weiteren Kostenpunkt, der finanziert werden muss, dafür werden wohl weitere Schulden aufgenommen werden.

Letztendlich zahlt also wieder der Bürger für seine eigene „Entlastung“. Fraglich ist nur, ob es Berliner Bürger oder die der wohlhabenderen südlichen Bundesländer werden. Denn diese stemmen bereits seit geraumer Zeit die linken Wunschprojekte, die Berlin zu einer so schönen Stadt gemacht haben.

Anstelle solider Staatsfinanzen setzt Berlin lieber auf Gender Budgeting. Anstelle einer schwarzen Null lieber auf weitere Schulden. Statt nur ausgeben, was man selbst erwirtschaftet, das Geld anderer verschleudern. Und statt richtiger Entlastungen durch Steuersenkungen auf staatliche Umverteilung. Kein Wunder also, das Berlin in den wichtigen Statistiken oben bleibt immer dicht hinter Bremen, dem eigentlichen Sorgenkind der Republik.




Aus dem 9€-Ticket wird das 49€-Ticket

Von Sven Justin Verst | Endlich ist es September, endlich ist es weg! Vor drei Monaten, also Anfang Juni, startete das 9€-Ticket. Schnell wurde es als Erfolg gefeiert, vor allem von jener Politikelite, die selten bis nie im ÖPNV reist. Jeder, der auf den ÖPNV angewiesen ist, um von A nach B zu kommen, hat den Horror miterlebt. Volle Züge, sofern die dennabfahren konnten, wurden zur neuen Normalität in der Zeit des 9€-Tickets. Unbekannte Gerüche und eine dazugehörige Dauerbeschallung erzeugen eine abenteuerliche Atmosphäre, die an Mos Eisley Cantina aus Star Wars erinnert.

Der Erfolg lässt sich also nur auf dem Papier genießen. 52 Millionen verkaufte Tickets und mehr Fahrten über Verbundsgrenzen sprechen für ein gesellschaftliches Interesse an einem bezahlbaren und unkomplizierten ÖPNV. Auf die erhöhte Nachfrage war der ÖPNV nicht vorbereitet, mit einer Pünktlichkeitsrate von 88,5 % fiel der Regionalverkehr auf sein bisheriges Jahrestief. Zudem stellte es Menschen im Rollstuhl, mit Rollator oder Kinderwagen vor neue Herausforderungen. Unter anderem wurden diese Menschen an Bahnsteigen stehen gelassen, da es nicht möglich war, Platz zu schaffen. Auch Fahrradfahrer standen häufig vor dem Problem, nicht mitgenommen zu werden. Unter „Respekt für dich“ und Grüner Mobilitätswende litten also jene, die besonders schützenswert sind.

Als Teil des Entlastungspaketes und der Klimaschutzfantasien der Grünen fiel es auch eher nüchtern aus. Lediglich 10 % verlagerten PKW-Fahrten in den ÖPNV, dadurch ergibt sich eine CO2-Ersparnis von 1,8 Millionen Tonnen – hoffentlich lässt sich Greta Thunbergs Gemüt damit für einige Zeit besänftigen.

Mit dem dritten Entlastungspaket wird auch ein Nachfolger für das 9€-Ticket kommen. 49€ wollten SPD und Grüne, 69€ FDP und Verkehrsbünde. Dieses Ticket soll frühstens 2023 verfügbar sein. Noch hat sich die Bundesregierung auf keinen genauen Betrag geeinigt, aber es soll zwischen 49€ und 69€ liegen. Damit entfernt man sich deutlich von dem unverhältnismäßig günstigem 9€-Ticket. Trotzdem bleibt es in einem bezahlbaren Rahmen, besonders im Vergleich mit anderen Tickets. 

Fahren wir von Düsseldorf von Köln eine der höchstfrequentierten Strecken Deutschlands. Im DB Navigator können wir ein Einzelticket für 11,30€ kaufen. Alternativ haben Studenten aus NRW das Privileg, mit ihrem Semesterticket zu fahren. Dafür zahlen sie durchschnittlich 200€ im Semester, also 33€ im Monat für ganz NRW. Das Semesterticket gehört zu den bisher günstigsten Angeboten. Wer nicht studiert und trotzdem regelmäßig mit dem ÖPNV unterwegs ist, zahlt deutlich mehr. Abonnenten des Ticket2000 aus dem Verkehrsbund Rhein-Ruhr zahlen monatlich 184,80€. Damit kommen Sie allerdings aus Düsseldorf nicht nach Köln, denn Köln liegt bereits im Verkehrsbund Rhein-Sieg. Ein 49€- oder 69€-Ticket lohnt sich also vor allem für Vielfahrer.

Trotzdem beschweren sich linke Aktivisten, es sei zu teuer. Es gibt Menschen, die sich dies nicht leisten könnten. Überraschenderweise haben sie damit nicht unrecht. Es gibt Menschen, die es sich nicht leisten können, ein Monatsticket für ganz Deutschland zu bezahlen. Zumal der Hart-IV-Satz (2021) für Verkehr nur 40,01€ vorsieht. Es ist nicht schön, aber nun mal Realität, dass ein deutschlandweiter ÖPNV kein Menschenrecht ist.

Spätestens nach dem 9€-Ticket „Erfolg“ ist klar, die Bahn, der ÖPNV allgemein muss sich ändern. Absurde Preise für kleine Verkehrsverbünde und eine Bundesregierung, die Ideologie betreiben, gegen den Individualverkehr agiert, sind keine Lösung. Ein Blick ins Ausland genügt, dort finden sich verschiedene Erfolgsrezepte aus unterschiedlichen Ländern. Die japanischen Bahnen gelten als Gold Standard. Dort schaffen es Privatbahnen, ihre Kunden pünktlich ans Ziel zu bringen. Denn Pünktlichkeit heißt Profit, ein Gedanke der in Deutschland zunehmend fehlt. Derzeit strebt die Bundesregierung Reformen an, welche die DB jedoch stärker an den Staat binden sollen. Dadurch hätte sie dann die Möglichkeit, Missstände anzugehen, heißt es. Ob das funktioniert, bleibt fraglich.




Mit woker Ideologie geht es in den USA zurück zum nach Hautfarbe segregierten Leben

Von Sven Justin Verst | Mit dem Abschluss des akademischen Jahres erhielten auch diesen Sommer wieder unzählige Studenten ihre Abschlüsse. Derzeit ziehen neue Studenten in Wohnheime und machen sich mit ihrem neuen Zuhause, der Universität vertraut. Während dieser stressigen und aufregenden Zeit muss man jedoch vermehrt darauf achten, welches Gebäude man betritt und welche Abschlusszeremonie man besucht.

Bei dem Begriff „Thematisiertes Wohnen“ denken viele wohl zunächst an den einzigartigen Einrichtungsstil der 70er-Jahre, dem ist nicht so. Vielmehr handelt es sich um den Stil der 50er-Jahre, in welchen Menschen nach Herkunft und Hautfarbe von offizieller Seite segregiert wurden. Diese Rassentrennung wird allerdings nicht von rassistischen Weißen gefordert, sondern einer oft radikalen Minderheit der damaligen und heute vermeintlichen Opfern, den Schwarzen. Unterstützer dieser „progressiven“ Idee argumentieren damit, dass segregierte Leben schade nicht beim Lernen und nicht nur das, es mache es sogar stressfreier für Minderheiten, da vermeintliche störende „Unterdrücker“ verbannt werden. Dieser klare Widerspruch zu der sonst geforderten Diversity in allen anderen Lebensbereichen wird ignoriert. Des Weiteren behaupten solche „Aktivisten“, dass die Kritik an„Thematisiertes Wohnen“ als Rückschritt zu Segregation bloße Angstmacherei sei mit dem Ziel, die Gesellschaft zu spalten.

Wild, wie die Jugend von heute sagt. Aber die Verdrehung der Realität und Kontrolle von Wörtern ist ein allbekanntes Mittel der politischen Linken und vor allem der neuen woken Ideologie. Denn erst durch das Aufheben von der gesetzlichen Segregation hat man den ersten Schritt gemacht, die Spaltung der Gesellschaft zu lösen.

Nach einem erfolgreichen Studium darf man sich auf die feierliche Überreichung des Abschlusses freuen. Insbesondere in den USA wird das traditionell groß gefeiert. Doch auch dieses feierliche Ereignis wird zunehmend segregiert. So fand dieses Jahr bereits die 26. segregierte Abschlusszeremonie statt. Auch hier wird damit argumentiert, dass die Präsenz Weißer den Schwarzen „emotional“ schaden würde – und man daher lieber wieder nach Hautfarbe segregiert. 

Grundsätzlich versuchen paradoxerweise gerade woke Aktivisten mit all dem Schwarze aus der amerikanischen Identität herauszubrechen um eine zweite, afrikanische Identität zu schaffen, die mit der amerikanischen konkurrieren soll. Sie unterstützen die Idee, dass die USA eine weiße Nation sind und Menschen anderer als nordeuropäischer Herkunft keine Amerikaner sein können – etwas was die wohl auch selbst die schlimmsten Klu-Klux-Klan-Anhänger untschreiben könnten. Mit dieser Identitätspolitik zerstört man den amerikanischen Leitsatz „e pluribus unum“ (aus vielen eines). 

Eigene Wohnheime und Abschlussfeiern unterstreichen das woke Weltbild, dass Schwarze herausgehoben werden müssen, da sie sonst im Schatten von Weißen (und Asiaten) stünden. Dabei gibt es ein reales Problem, das vor allem Schwarze betrifft, die Rate der Studienabbrecher. Dabei spielen auch die „Affirmative Action“-Programme eine Rolle. Um die Verteilung der Studenten in den Universitäten an die Verteilung der Gesamtbevölkerung anzupassen, werden für „unterrepräsentierte Gruppen“ die Bewerbungskriterien gesenkt. Desaster ist da vorprogrammiert, Studenten brechen ab und sind demoralisiert. All das, obwohl sie an anderen Universitäten zu den Besten gehören könnten. „Affirmative Action“ schadet also auch vor allen den Gruppen, den es helfen soll. 

Statt korrekter Problemdiagnose wird ein struktureller Rassismus für alles herangezogen. Aus dieser falschen Diagnose lassen sich Problem jedoch nicht behandeln. Im besten Fall passiert nichts, im Schlimmsten werden existierende Probleme verschärft. Eine erneute Segregation und herkunftsbasierte Absenkung von Einstiegskriterien sind keineswegs hilfreich, sondern extrem schädlich und stehen im völligen Widerspruch zum Einsatz für Gleichheit vor dem Gesetz.




Angriff auf Rushdie und die Meinungsfreiheit

Von Sven Verst | Bei einer Veranstaltung am 12. August 2022 wird Salman Rushdie Opfer eines versuchten Mordes. Rushdie wurde 1947 im heutigen Mumbai in eine muslimische Familie geboren. Als Kind aus wohlhabender Familie wurde Rushdie zur Schule nach England geschickt, wo er auch später studierte. Er hat einen Sohn aus seiner ersten Ehe. Mit dem Buch Mitternachtskinder gelang ihm im Jahr 1981 der internationale Durchbruch. Er erhielt für seine Werke mehrere Auszeichnungen, darunter der Booker Prize im Jahr 1891 und zuletzt den Welt-Literaturpreis 2019. Viele seine Bücher wurden auch auf Deutsch übersetzt, erfreuen sich also internationaler Bekanntheit.

Für sein Werk Die satanistischen Verse erließ der iranische Ayatollah Khomeini eine Fatwa mit der er alle Muslime aufrief Rushdie zu töten. Allerdings stellten sich Regierungen anderen muslimischen Länder gegen dieses „Urteil“. Mittlerweile gibt es ein Kopfgeld von $4 Millionen auf Rushdie. Trotz des Todesurteils veröffentlichte Rushdie weiterhin Bücher und trat bei Veranstaltungen auf. So auch am 12. August 2022.

Eigentlich wollte er in Chautauqua, New York einen Vortrag vor Hunderten Menschen halten. Doch dann stürmte ein junger Mann auf die Bühne und stach auf mehrmals auf ihn ein. Verletzt wurde Rushdie an Hals, Gesicht, Arm und der Leber. Nach einer Notoperation ist seine derzeitige Situation unklar. Durch die Einstiche gibt es jedoch laut der New York Times durchtrennte Nervenstränge in einem Arm sowie die Sorge, dass er ein Auge verliert. Der 24-jährige Angreifer Hadi M. aus New Jersey ist Sohn von libanesischen Emigranten.

Die Mutter des Angreifers hat sich zudem auch von ihrem Sohn distanziert und spricht von einer Radikalisierung, welche bei einem Besuch im Libanon stattgefunden haben soll. Er selber hat seine Tat gestanden und befindet sich weiterhin in Haft. Regierungstreue Medien im Iran sowie Muslime auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken begrüßten den gescheiterten Mordversuch. Aus der westlichen Welt folgten die bekannten Solidaritätsbekenntnisse sowie Entsetzen.

Rushdie ist einer von wenigen Kritikern des politischen Islams. Aber einer der vielen Kritiker, welche Morddrohungen oder sogar Opfer von Gewalt wurden. In Deutschland hält derzeit Michael Stürzenberger wieder Kundgebungen in Großstädten ab. Diese lassen sich im Livestream verfolgen, was ungemütlich für einige Gegenredner wird. Denn immer wieder kommt es zu Drohungen oder Menschen äußern sich Hitlerverherrlichend und Holocaustbefürwortend. Am 20. August 2022 wurden er und sein Kameramann vor Beginn der Kundgebung mit Pfefferspray angegriffen. Gegen 20 Uhr folgte ein weiterer Angriff, er befindet sich derzeit im Krankenhaus.

Bekannt in den Niederlanden sind Theo van Gogh und Ayaan Hirsi Ali, welche mittlerweile internationale Bekanntheit erreicht hat. Van Gogh wurde 2004 von einem Islamisten ermordet, an seiner Leiche befand sich ein Drohbrief an Ali. Nun im Visier ist u.a. der umstrittene niederländische Politiker Geert Wilders, der nach dem Mordversuch auf Rushdie erneut zahllose Morddrohungen erhalten hat. Unter anderem wurde von einem pakistanischen Mann, der sich auf Twitter als PMLN-Politiker ausgab, ein $20 Millionen Kopfgeld auf Wilders ausgesetzt. Der wohl bekannteste Fall ist der Anschlag auf die französische Zeitung Charlie Hebdo, nachdem sie eine Karikatur des Propheten Muhammed herausgegeben hatte. So gehört auch der Mordversuch an Rushdie zu einer Reihe von Warnungen an ein Westeuropa, welches lieber die Augen verschließt, als sich seinen Problemen zu stellen. Aber Rushdie lebt, schenken wir ihm also Gehör, bevor es zu spät ist.

Bildquelle: Wikimedia Commons via CC-BY-2.0