Archiv: Oktober 12, 2021

Lässt die FDP sich wieder mal über den Tisch ziehen?

Von Jonas Aston| Claus Kleber fielen im Heute-journal fast die Augen aus. Bei den Wählern unter 30 wurden die Grünen mit 22 %, wie zu erwarten, die stärkste Kraft. Direkt dahinter reihte sich jedoch die FDP mit 20 % des Stimmanteils ein. Was den GEZ-Großvater schockierte, war für viele unseres Alters keine große Überraschung. In der App „Jodel, eine App die zumeist von Studenten genutzt wird und in der man unter anderem anonym an Umfragen teilnehmen kann, zeichnete sich die Teilung in Grün und Gelb deutlich ab. Wenn die Frage „Wen wählst du?“ gestellt wurde, stimmten teilweise 40% aller Teilnehmer für die Grünen und 40% für die FDP ab. Die anderen Parteien konnten unter „Sonstige“ verbucht werden. In den Kommentaren wurde schnell deutlich, dass sich der Baerbock-Block und das Lindner-Lager unversöhnlich gegenüberstehen. Wechselseitig wurdensich Begriffe wie„Ökostalinist“ oder „neoliberales Arschloch“ um die Ohren gehauen.

Die FDP fährt in der Darstellung ein relatives Kontrastprogramm zu dem der Grünen. Gleichzeitig gilt sie nicht als ewiggestrig und ist gesellschaftlich einigermaßen akzeptiert – aber immer noch umstritten genug, um etwas Rebellisches auszustrahlen. Dass die Jugend sich ein solches Programm wünscht, ist keine große Überraschung. Auf YouTube erzielen Deutschraplieder mit Titeln wie „RS6“, „Huracan“ oder auch „Benz Diggi“ Millionenaufrufe. Glorifiziert werden also teure Autos und das ist mit einem grünen Weltbild leider so gar nicht vereinbar. Überhaupt scheint sich in der Deutschrapszene, der Libertarismus Bahn zu brechen. Auf dem Track „Die Straße lebt“ legt Rapper Gzuz dar, wie er einen großen Teil seiner eigentlich zu zahlenden Steuern „spart“. Das ist aber wieder ein anderes Thema.

Unter vielen Deutschen Streamern kommen die Grünen ebenfalls nicht gut weg. Der erfolgreichste deutsche Streamer „MontanaBlack“ bezeichnet die Grünen als „Schmutz“ und überlegt schon seit langem aus steuerlichen Gründen auszuwandern. Youtuber „justinveröffentlicht regelmäßig Videos mit dem Titel: „Ich habe mir ein neues Auto gekauft“ (alternativ: „Ich habe mir eine neue Uhr gekauft“). Er ist mit Sicherheit auch kein Fan von grünen Steuererhöhungsplänen.

Der Erfolg der FDP kann aber nicht nur auf die Youtube– und Deutschrapszene reduziert werden. Vielmehr haben junge Menschen das Thema Geldanlage für sich entdeckt. Seit dem Corona-Crash März letzten Jahres hat der Dax eine beispiellose Aufholjagd hingelegt und so viele unter 30-Jährige wie noch nie sind am Aktienmarkt investiert. Diese Gruppe konnte die FDP mit der Forderung nach einer Aktienrente für sich gewinnen. Hinzu kam das jugendliche Auftreten von Christian Lindner und die Schwerpunktsetzung in den Bereichen Bildung und Digitalisierung. Dass die Partei in der Corona-Politik eine vergleichsweisemoderate Linie fährt, hat ebenfalls nicht geschadet.

Die Hoffnung der Jugend nach Modernisierung und Freiheit wird die FDP jedoch nicht erfüllen.

Ausgerechnet mit den Grünen lotet man „Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes aus“. Als Annalena Baerbock nach Schnittmengen zwischen Lindner, Habeck und ihr gefragt wurde, äußerte sie allen Ernstes, „wahrscheinlich essen wir alle drei gerne Eis“. Ein Vorgeschmack auf das Niveau der künftigen Bundesregierung. Hinzutreten wird – so sieht es zur Zeit aus – die SPD mit ihren stark repräsentierten Jusos. Die Verhandlungsposition der FDP ist dabei äußerst schlecht. Christian Lindner kann nicht schon wieder „Nein“ sagen. Außerdem will er unbedingt Finanzminister werden. Auch Kubicki wird nicht dazwischen grätschen. In einer Ampel könnte er sogar Bundestagspräsident werden.

Die FDP begeht faktisch Wählertäuschung. Gelockt wurden die Wähler mit dem Versprechen der Freiheit und bekommen nuneine Regierung der Selbstkasteiung. Claus Kleber kann also wieder beruhigt schlafen. Ändern wird sich durch die FDP nichts.


Die Union ist reif für die Insel – aber nicht für Jamaika

Von Sebastian Thormann | Nach 16 Jahren Regierung unter Merkel hat die Union das schlechteste Ergebnis aller Zeiten bei einer Bundestagswahl eingefahren. Das ist vor allem Konsequenz der inhaltlichen Entkernung der letzten Jahre: Man wollte alles mögliche für alle Wähler sein und steht am Ende für nichts. Seit Jahren sehnen sich daher die Konservativen in der Union einen Kurswechsel herbei, zeitweise verkörpert durch Friedrich Merz. So einen vielbeschworenen liberal-konservativen „Aufbruch“ oder „Neustart“ wird es aber nur in der Opposition geben.

Eine Ampel-Koalition ist unzweifelhaft ein Linksruck für das Land. Jamaika erscheint daher vielen daneben als das kleinere Übel, dort wären wenigstens noch einige CDU-Positionen vertreten.

Das an sich ist natürlich überzeugend, setzt aber eins voraus: Nämlich, dass es den führenden Akteuren an der CDU-Spitze aktuell primär um Inhalte und nicht um Macht geht. Und spätestens an der Stelle wäre es Zeit große Zweifel anzumelden. Viele scheinen nämlich mehr mit dem eigenen Macht- und Postenerhalt beschäftigt als damit CDU-Positionen in eine Regierungskoalition einzubringen. Das hat man in den vergangen Koalitionen bereits eindrucksvoll beobachten können – und da war die Partei noch in einer viel besseren Verhandlungsposition. Jamaika drohte daher zum völligen Ausverkauf der eigenen Positionen zu eskalieren, damit sich einige wenige noch Regierungsposten sichern können.

Vor der Bundestagswahl 2017 hatte die Union noch 49% aller Sitze im Bundestag, heute sind es 26%. Sie hat sich also mehr oder weniger halbiert. Aber ein Kurswechsel in der CDU fand nicht statt, es galt das bekannte „weiter so“. Alles nach dem Motto: „Lieber schlecht regieren als gar nicht regieren“ Das liegt auch an der Dynamik der Parteipolitik, in der man Fehler der eigenen Partei kaum eingestehen will. Selbst in diesem Wahlkampf verteidigte Armin Laschet noch die Flüchtlingspolitik von 2015. Und dabei ist da Thema nur eines von vielen Fehlentscheidungen, die die Union eingestehen müsste um einen überzeugenden inhaltlichen Neustart hinzulegen.

Nachdem sich die Unionsspitze nicht dazu aufrappelt die eigenen Fehler einzugestehen, bleibt nur eins: Lasst eben den politischen Gegner die Fehler machen. Alleine aus der Rolle der Opposition heraus wird die Union dann gezwungen sein sich neu zu positionieren und die linke Politik der Ampel-Koalition zu attackieren. Man müsste das erste Mal in anderthalb Jahrzehnten von Defensive auf Offensive schalten. Denn der Partei würde es gut tun wenn sie nicht weitere 4 Jahre gezwungen wäre, die Inhalte ihrer linken Koalitionspartner zu verteidigen, die es mit ins Regierungsprogramm geschafft haben. Auch eine personelle Neuaufstellung wird es viel eher in der Opposition als in der Regierung geben. Und auch die wäre dringend notwendig.

Denn es sollte nicht mehr darum gehen, wer auf welchen Posten überlebt, sondern welche CDU-Positionen überhaupt überleben. Die CDU muss jetzt aus der Rolle der Status-Quo-Partei raus und sich auf ihre alten Kernthemen zurückbesinnen. Und das geht nicht, wenn man sich wieder um jeden Preis am Kanzlersessel festklammert, statt der Realität ins Auge zu schauen.


E-Scooter – mehr Fluch als Segen

Von Gesche Javelin | Wie eine Invasion übernehmen die E-Scooter mittlerweile die Straßen der Städte. Überall stehen sie an den Straßenrändern, aber leider nicht nur da. Im Rhein wurden um die 500 E-Scooter gefunden, sie liegen auf Gehwegen, in Einfahrten, in den Stadtparks. Achtlos zur Seite geschmissen. Ganz nach dem Motto „gehört ja nicht mir, also ist es ja auch nicht meine Verantwortung“. Dass der Staat das bezahlt und somit auch wir, wird vergessen.

Der Nutzen für die Gesellschaft beziehungsweise für die Umwelt lässt auch zu wünschen übrig. Bei der Herstellung der Lithium-Akkus verschmutzen Chemikalien und Schwermetalle die Umwelt. Außerdem ist beim Kobaltbergbau bekannt, dass häufig Kinderarbeit und Ausbeutung stattfindet. Die Entsorgung der Lithium-Akkus ist sehr gefährlich, da die Akkus leicht entzündlich sind und sich schwer löschen lassen. Dies stellt nicht nur bei der Entsorgung ein Problem dar. Inzwischen sind schon mehrere Fälle von brennenden E-Scootern auch in privaten Haushalten bekannt.

Auch den Autoverkehr in der Stadt, den sie ersetzen sollen, behindern sie eher. Sie ersetzen meist die Fuß- und Fahrradstrecken. Immerhin bringen sie dadurch vielleicht einen kleinen wirtschaftlichen Nutzen: Ein paar Besuche mehr im Fitnessstudio, weil die Menschen noch nicht mal mehr den Weg von der Bushaltestelle zur Wohnung zu Fuß machen, das Krankenhaus hat ein paar mehr Patienten und auch die Polizei ist öfter im Einsatz. Die E-Scooter werden schnell im Straßenverkehr übersehen und in Fußgängerzonen gefahren, wo es eigentlich verboten ist.

Also ich fahre ich da lieber mein gutes altes Fahrrad, um wenigstens ein bisschen Bewegung zu bekommen. Das sieht auch nicht so albern aus, wie die erwachsenen Männer, die man aktuell auf Rollern durch die Stadt gurken sieht. 


Und, für wen gibt’s du dir den Pieks?

Von Sarah Victoria | Für die Singles, das Real-life oder doch die Schlager-Homies? Wer an dieser Stelle verwirrt ist: Die Rede ist natürlich von der Corona-Impfung.  „Ärmel hoch und impfen gehen! Für dich, für uns, für alle. “ heißt es in der Kampagne des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, die seit Juni in den sozialen Medien zu sehen ist. Seien es kurze Werbesports, in denen mehr oder weniger prominente Menschen für die Impfung werben, oder neue Memes über sogenannte Impfmuffel – das bayerische Gesundheitsministerium unter Klaus Holetschek hat keine Kosten und Mühen gescheut, die Zielimpfquote des Robert Koch Instituts von 85% zu erreichen. Bayern soll in der Pandemie schließlich weiterhin Vorreiter bleiben.  

Ein Wettbewerb von Ideen, das Vertrauen in jeden Einzelnen, vernünftige Entscheidungen zu treffen? Fehlanzeige. Stattdessen werden von Steuergeldern Werbekampagnen finanziert, die an kollektivistischen Beiklängen kaum zu überbieten sind. Impfen ist nun eine politische Mission. Für die Erhöhung der Impfquote werden Videos gedreht, Plakate aufgehangen oder gar Cocktails und Bratwürste verteilt. In den sozialen Medien, Clubs, auf dem Schulhof – die Impfkampagne ist überall. Die staatliche Bevormundung breitet sich immer weiter aus und versucht, die öffentliche Meinung zu steuern. Es sind Aussagen wie „Wir impfen Deutschland zurück in die Freiheit!“, jüngst getätigt vom Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die einen freiheitlich denkenden Menschen stutzig werden lassen. Sollte Freiheit nicht ein Selbstverständnis sein und nicht als Anreiz verwendet werden?

Liberale Prinzipien wie individuelle Freiheit oder moralische Autonomie werden Stück für Stück umgangen und durch eine Vormundschaft politischer und gesellschaftlicher Institutionen ersetzt. Eigenständiges Denken ist fortan nicht mehr nötig, immerhin gibt es Ministerien und natürlich „die Wissenschaft“, die diese Aufgabe übernehmen. Die Willensbildung in liberalen Systemen dauert lange und politischen Entscheidungsträgern sind in vielerlei Hinsicht die Hände gebunden. Da erscheint es natürlich verlockend, diese Prinzipien unter dem Deckmantel des Allgemeinwohls zu umgehen. Das hat einen großen Vorteil für die Politik: Entscheidungen können viel schneller getroffen werden. Heute ist es noch die Corona-Impfung, morgen die Bekämpfung des Klimawandels. Warum warten, bis 85% der Bevölkerung davon überzeugt sind, sich impfen zu lassen, wenn man denselben Effekt auch mit Werbefilmen und Gruppendruck erreichen kann? Warum nicht gleich gegen den Klimawandel vorgehen? Man übernimmt Verantwortung, kümmert sich um die Bevölkerung und gewinnt ganz beiläufig immer mehr Einfluss. Die Frage ist allerdings, wer bestimmt, was das Allgemeinwohl ist und für welche Entscheidungen Politik verantwortlich ist. Die Impfkampagne zeigt, dass zumindest das bayerische Gesundheitsministerium bereit ist, diese Verantwortung auch in Zukunft zu übernehmen. Für dich, für uns, für alle, versteht sich.

 

 


Zukunftsbündnis gesucht – Apollo-Edition 2

Lieber Leser,

Deutschland hat gewählt – und das Ergebnis schafft alles andere als Klarheit. Zwischen einer kollabierenden Union und einer vermeintlich starken SPD gibt es zwei Parteien, die zu politischen Gewinnern erklärt werden – Grüne und FDP. Wer auch immer ins Kanzleramt einzieht – sie werden ihn hineintragen.

Doch die medial bereits ausgerufene „Zitrus-Koaliton“ ist nicht die Liebeshochzeit, zu der sie verklärt werden soll – und auch nicht das Bündnis für Aufbruch und Fortschritt. Sie ist eine erklärte politische Notwendigkeit, die sich scheinbar aus dem Wahlergebnis ergibt: In Wahrheit trennen FDP und Grüne viele Gräben. Gräben, über die auch das Gerede von Visionen oder gar einem gemeinsamen Auftrag der Jugend nur schwer Brücken werden schlagen können. Die FDP fuhr das stärkste Ergebnis bei Erstwählern ein – das war auch das Votum einer Generation, die sich von ihren linken Lehrern, den linken Medien und dem linken Zeitgeist genervt fühlt. Freiheit statt „Fridays for Future“: Wenn es einen Jungwählerauftrag an die FDP gibt, dann diesen. Mit den Grünen wird er sich nicht realisieren lassen.

In den geneigten Medien spricht man von Aufbruch, neuer Politik und Zukunft – doch kein Dreierbündnis verkörpert einen Plan. Wohin der Aufbruch gehen soll und welche „neue Politik“ uns in eine wie auch immer geartete Zukunft führt, ist den Journalisten wohl genauso unklar wie den Politikern. Klar ist nur: Für die Freiheit sind das mäßige Aussichten. Wer wegen ihr die FDP wählte, dürfte bald mit ihren erklärten Gegnern aufwachen – den Sozialisten in Grün und Rot, für die „Politik für die Jugend“ vor allem Einschränkungen, Gängelung und Vorschriften bedeutet. Die Jugend soll die Wahl geprägt haben – doch Politik machen am Ende wieder alte Menschen mit alten Ideen. Was sich abzeichnet, wirkt wie Aufbruch in den Abriss.

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Max Roland

Stv. Chefredakteur
Union & FDP

Junges WÄhlen



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Die Union ist Reif für die Insel – aber nicht für Jamaika

Von Sebastian Thormann | Nach 16 Jahren Regierung unter Merkel hat die Union das schlechteste Ergebnis aller Zeiten bei einer Bundestagswahl eingefahren. Das ist vor allem Konsequenz der inhaltlichen Entkernung der letzten Jahre: Man wollte alles mögliche für alle Wähler sein und steht am Ende für nichts. Seit Jahren sehnen sich daher die Konservativen in der Union einen Kurswechsel herbei, zeitweise verkörpert durch Friedrich Merz. So einen vielbeschworenen liberal-konservativen „Aufbruch“ oder „Neustart“ wird es aber nur in der Opposition geben.

Eine Ampel-Koalition ist unzweifelhaft ein Linksruck für das Land. Jamaika erscheint daher vielen daneben als das kleinere Übel, dort wären wenigstens noch einige CDU-Positionen vertreten.

Das an sich ist natürlich überzeugend, setzt aber eins voraus: Nämlich, dass es den führenden Akteuren an der CDU-Spitze aktuell primär um Inhalte und nicht um Macht geht. Und spätestens an der Stelle wäre es Zeit große Zweifel anzumelden. Viele scheinen nämlich mehr mit dem eigenen Macht- und Postenerhalt beschäftigt als damit CDU-Positionen in eine Regierungskoalition einzubringen. Das hat man in den vergangen Koalitionen bereits eindrucksvoll beobachten können – und da war die Partei noch in einer viel besseren Verhandlungsposition. Jamaika drohte daher zum völligen Ausverkauf der eigenen Positionen zu eskalieren, damit sich einige wenige noch Regierungsposten sichern können.

Vor der Bundestagswahl 2017 hatte die Union noch 49% aller Sitze im Bundestag, heute sind es 26%. Sie hat sich also mehr oder weniger halbiert. Aber ein Kurswechsel in der CDU fand nicht statt, es galt das bekannte „weiter so“. Alles nach dem Motto: „Lieber schlecht regieren als gar nicht regieren“ Das liegt auch an der Dynamik der Parteipolitik, in der man Fehler der eigenen Partei kaum eingestehen will. Selbst in diesem Wahlkampf verteidigte Armin Laschet noch die Flüchtlingspolitik von 2015. Und dabei ist da Thema nur eines von vielen Fehlentscheidungen, die die Union eingestehen müsste um einen überzeugenden inhaltlichen Neustart hinzulegen.

Nachdem sich die Unionsspitze nicht dazu aufrappelt die eigenen Fehler einzugestehen, bleibt nur eins: Lasst eben den politischen Gegner die Fehler machen. Alleine aus der Rolle der Opposition heraus wird die Union dann gezwungen sein sich neu zu positionieren und die linke Politik der Ampel-Koalition zu attackieren. Man müsste das erste Mal in anderthalb Jahrzehnten von Defensive auf Offensive schalten. Denn der Partei würde es gut tun wenn sie nicht weitere 4 Jahre gezwungen wäre, die Inhalte ihrer linken Koalitionspartner zu verteidigen, die es mit ins Regierungsprogramm geschafft haben. Auch eine personelle Neuaufstellung wird es viel eher in der Opposition als in der Regierung geben. Und auch die wäre dringend notwendig.

Denn es sollte nicht mehr darum gehen, wer auf welchen Posten überlebt, sondern welche CDU-Positionen überhaupt überleben. Die CDU muss jetzt aus der Rolle der Status-Quo-Partei raus und sich auf ihre alten Kernthemen zurückbesinnen. Und das geht nicht, wenn man sich wieder um jeden Preis am Kanzlersessel festklammert, statt der Realität ins Auge zu schauen.


Lässt die FDP sich wieder mal über den Tisch ziehen?

Von Jonas Aston| Claus Kleber fielen im Heute-journal fast die Augen aus. Bei den Wählern unter 30 wurden die Grünen mit 22 %, wie zu erwarten, die stärkste Kraft. Direkt dahinter reihte sich jedoch die FDP mit 20 % des Stimmanteils ein. Was den GEZ-Großvater schockierte, war für viele unseres Alters keine große Überraschung. In der App „Jodel, eine App die zumeist von Studenten genutzt wird und in der man unter anderem anonym an Umfragen teilnehmen kann, zeichnete sich die Teilung in Grün und Gelb deutlich ab. Wenn die Frage „Wen wählst du?“ gestellt wurde, stimmten teilweise 40% aller Teilnehmer für die Grünen und 40% für die FDP ab. Die anderen Parteien konnten unter „Sonstige“ verbucht werden. In den Kommentaren wurde schnell deutlich, dass sich der Baerbock-Block und das Lindner-Lager unversöhnlich gegenüberstehen. Wechselseitig wurden sich Begriffe wie„Ökostalinist“ oder „neoliberales Arschloch“ um die Ohren gehauen.

Die FDP fährt in der Darstellung ein relatives Kontrastprogramm zu dem der Grünen. Gleichzeitig gilt sie nicht als ewiggestrig und ist gesellschaftlich einigermaßen akzeptiert – aber immer noch umstritten genug, um etwas Rebellisches auszustrahlen. Dass die Jugend sich ein solches Programm wünscht, ist keine große Überraschung. Auf YouTube erzielen Deutschraplieder mit Titeln wie „RS6“, „Huracan“ oder auch „Benz Diggi“ Millionenaufrufe. Glorifiziert werden also teure Autos und das ist mit einem grünen Weltbild leider so gar nicht vereinbar. Überhaupt scheint sich in der Deutschrapszene, der Libertarismus Bahn zu brechen. Auf dem Track „Die Straße lebt“ legt Rapper Gzuz dar, wie er einen großen Teil seiner eigentlich zu zahlenden Steuern „spart“. Das ist aber wieder ein anderes Thema.

Unter vielen Deutschen Streamern kommen die Grünen ebenfalls nicht gut weg. Der erfolgreichste deutsche Streamer „MontanaBlack“ bezeichnet die Grünen als „Schmutz“ und überlegt schon seit langem aus steuerlichen Gründen auszuwandern. Youtuber „justinveröffentlicht regelmäßig Videos mit dem Titel: „Ich habe mir ein neues Auto gekauft“ (alternativ: „Ich habe mir eine neue Uhr gekauft“). Er ist mit Sicherheit auch kein Fan von grünen Steuererhöhungsplänen.

Der Erfolg der FDP kann aber nicht nur auf die Youtube– und Deutschrapszene reduziert werden. Vielmehr haben junge Menschen das Thema Geldanlage für sich entdeckt. Seit dem Corona-Crash März letzten Jahres hat der Dax eine beispiellose Aufholjagd hingelegt und so viele unter 30-Jährige wie noch nie sind am Aktienmarkt investiert. Diese Gruppe konnte die FDP mit der Forderung nach einer Aktienrente für sich gewinnen. Hinzu kam das jugendliche Auftreten von Christian Lindner und die Schwerpunktsetzung in den Bereichen Bildung und Digitalisierung. Dass die Partei in der Corona-Politik eine vergleichsweise moderate Linie fährt, hat ebenfalls nicht geschadet.

Die Hoffnung der Jugend nach Modernisierung und Freiheit wird die FDP jedoch nicht erfüllen.

Ausgerechnet mit den Grünen lotet man „Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes aus“. Als Annalena Baerbock nach Schnittmengen zwischen Lindner, Habeck und ihr gefragt wurde, äußerte sie allen Ernstes, „wahrscheinlich essen wir alle drei gerne Eis“. Ein Vorgeschmack auf das Niveau der künftigen Bundesregierung. Hinzutreten wird – so sieht es zur Zeit aus – die SPD mit ihren stark repräsentierten Jusos. Die Verhandlungsposition der FDP ist dabei äußerst schlecht. Christian Lindner kann nicht schon wieder „Nein“ sagen. Außerdem will er unbedingt Finanzminister werden. Auch Kubicki wird nicht dazwischen grätschen. In einer Ampel könnte er sogar Bundestagspräsident werden.

Die FDP begeht faktisch Wählertäuschung. Gelockt wurden die Wähler mit dem Versprechen der Freiheit und bekommen nun eine Regierung der Selbstkasteiung. Claus Kleber kann also wieder beruhigt schlafen. Ändern wird sich durch die FDP nichts.


„Opposition ist Mist“ – Lieber Jamaika als Ampel!

Von Simon Rabold | „Opposition ist Mist. Lasst das die anderen machen – wir wollen regieren.“ Das sagte einst Franz Müntefering von der SPD. Lange ist es her, doch ist dieser Satz immer noch aktuell. Aktueller als Christian Lindners „Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren“ sowieso. Und das gilt jetzt ganz besonders für die CDU. Sie steht vor der Wahl: entweder Jamaika, also eine Koalition mit den Grünen und der FDP oder die Oppositionsbank.

Zugegebenermaßen keine leichte Entscheidung. Die CDU muss sich dringend erneuern. Sie hat viele, einst sicher geglaubte Direktmandate verloren. Prominente Beispiele, die auch gegen den anhaltenden Linkskurs sind: Hans-Georg Maaßen, Sylvia Pantel, Saskia Ludwig. Aber auch hohe Parteifunktionäre haben ihr Direktmandat verloren: Julia Klöckner, Annegret Kramp-Karrenbauer, Peter Altmaier, …  Die Ironie des Schicksals: letztere sind durch die Landesliste abgesichert, ziehen also trotzdem in den neuen Bundestag ein und sind auch Teil der nächsten Unionsfraktion. Ergo: es sieht so aus, als ob der aktuelle Links- und Wischiwaschi-Kurs der Unionsfraktion weiter geht, wenn nicht sogar noch schlimmer wird.

Daher vertreten viele die „Oppositionstheorie“. Der Gedanke ist im Grundsatz der, dass die CDU einfach mal wieder nach 16 Jahren Merkel und Regierungsverantwortung lernen sollte, die Oppositionsbank zu drücken, dann würde sie sich erneuern. Das Problem, das die Befürworter dieser Theorie in meinen Augen verkennen, ist, dass es keinen Automatismus im Sinne von: Union in der Opposition = Erneuerung/Rechtsverschiebung der Union gibt. Gäbe es diesen, würde auch ich vier Jahre Ampel in Kauf nehmen. Es gibt ihn aber nun mal nicht und ich befürchte, dass eine CDU in der Opposition sogar noch linker wird. Wieso sollten die Parteioberen dann plötzlich merken, dass sie fast zwei Jahrzehnte lang die Union heruntergewirtschaftet und entkernt haben? Eher werden Klöckner, Spahn, Röttgen, AKK und Co. die (deutlich weniger!) zu besetzenden Posten in der Opposition unter sich aufteilen, aber gewiss kein Platz für neue oder konservativere Köpfe machen. 

Auch medial wird es die CDU/CSU noch schwerer haben, ist sie doch neben einer mit weniger als 5% unbedeutenden Linken und der AfD dann einzige Oppositionspartei. Sie wird sich permanent von der AfD abgrenzen und sich vorwerfen lassen, mit dieser zusammen gegen Gesetze zu stimmen. Klingt bescheuert, aber so tickt heutzutage leider der ÖRR.

Die Merkel-Wähler sind dann ohnehin bei der SPD, die mit Olaf Scholz im Grunde ja eine Merkel mit Halbglatze als Bundeskanzler stellen. Wenn die AfD geschickt ist, wird sie sich als echte Opposition verkaufen, professioneller auftreten und das konservative Vakuum ausfüllen. Also konservative, libertäre und marktwirtschaftliche Stimmen abgreifen. Wem die AfD zu rechts ist, der wählt FDP oder Freie Wähler. Im Endeffekt handelt es sich bei der CDU/CSU dann um eine SPD-Light, die in der Opposition zerrieben wird. Wie tief man fallen könnte, lässt ein Blick auf die jüngere Vergangenheit der SPD erahnen. 

All das kann Jamaika verhindern. Das wäre der FDP auch lieber, zudem kennen sich Laschet und Lindner bereits. Sicherlich muss man den Grünen Zugeständnisse machen, aber es ist das geringere Übel als vier Jahre lang eine Koalition aus SPD und Grünen mit gelben Sprenklern. Laschet als Kanzler ist zunächst keine glückliche Vorstellung, aber wohl immer noch besser als Scholz. Auch Kohl war am Anfang sehr unbeliebt, wer weiß welche Entwicklungskurve Laschetnehmen könnte. Und noch einen Vorteil hat Jamaika: Merz ist wieder in der Fraktion und wird als Wirtschaftsminister gehandelt, auch Linnemanns Einfluss wird steigen. Laschet kann Flügel einbinden und versöhnen, das hat er in NRW gezeigt. Schließlich sind mir selbst linke CDU’ler lieber an der Macht als Esken, Kühnert und Chebli. Um dies zu verhindern und sich zu erneuern, muss die CDU nicht in die Opposition gehen. Sie muss es einfach machen. Oder frei nach Müntefering: Lasst das die SPD machen – wir wollen regieren!


Endlich kann ich mitmischen: Meine Erfahrung als Erstwähler

Von Michael Friese | Ich bin dieses Jahr 18 geworden. Das bedeutet, dass die Wahl zum 20. Bundestag meine erste Gelegenheit war, im politischen Spiel mitzuspielen. Natürlich ist eine einzelne Stimme bei Millionen wahlberechtigten Bundesbürgern ein kleiner Beitrag, aber jeder sollte seinen Beitrag leisten, um der Regierung zu sagen, dass sie entweder alles richtig gemacht oder alles komplett vermasselt hat (und was es da noch so in der Mitte gibt). Der Tag der Wahl war für mich ein sehr wichtiger. Zum ersten Mal durfte ich ein Recht ausführen, welches sonst nur meinen Eltern vorbehalten war. Es hört sich vielleicht wie etwas an, was ein Zehnjähriger sagen würde, aber so ist es eben.

Der Weg zum Wahllokal und das Wählen selbst waren nicht besonders spektakulär. Da ich auf dem Land lebe, waren nicht besonders viele Leute im Wahllokal – um genau zu sein, waren wir zu dem Zeitpunkt die einzigen – und da ich nicht in Berlin lebe, konnte man mir auch einen Wahlzettel aushändigen. Alles lief in gewohnten Bahnen ab: Ich ging in die Wahlkabine und verinnerlichte mir noch einmal meine Wahlentscheidung. Ich würde nämlich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir sicher bei der Wahl war. Auf diese Entscheidung haben mich monatelanges Hadern und Überlegen „vorbereitet“. Es war letztendlich die Wahl des geringsten Übels.

Nachdem ich meine zwei Kreuze gesetzt hatte, habe ich meinen Wahlzettel gefaltet – selbstverständlich so, dass man die Kreuze nach außen hin sehen konnte, habe ich bei meinem guten Onkel Armin gelernt – und ihn in die Wahlurne gesteckt. Als ich dann das Wahllokal verließ, fühlte ich mich, als hätte ich meinen Teil dazu beigetragen, dass der Bundestag nun so besetzt sein wird, wie er eben sein wird. Da mag mir nicht jeder zustimmen, aber so habe ich mich eben gefühlt, wobei diese Wahl auch meinen inneren Wunsch nach Volksabstimmungen nochmals verstärkt hat. Denn auch ich finde es zugegebenermaßen frustrierend, dass man alle vier Jahre einmal zur Urne gebeten und dann in Berlin auf Villa Kunterbunt gemacht wird.

Nach dem Wählen kam dann natürlich das Auszählen. Viele Leute gucken sich alle fünf Minuten die Hochrechnungen an, egal ob sie aktualisiert wurden oder nicht. Nichts gegen solche Leute, aus ihnen spricht ein Enthusiasmus, den ich schätze, aber ich gehe eher einen entspannten Weg. Ich schaue mir die Zahlen einmal bei den ersten Hochrechnungen an, horche so ein bisschen herum, was andere Leute gerade so über die möglichen Wahlergebnisse erzählen und warte einfach bis zum nächsten Tag, an welchem dann langsam ans Licht kommt, wer nun wie gewählt hat. Das liegt vermutlich daran, dass ich keine Partei habe, für die ich wirklich brenne, aber auch so schont es die Nerven, weil man sich eben nicht stresst.

Wie waren aber nun die Ergebnisse für mich? Nun ja, sie nehmen mich tatsächlich nicht sonderlich mit. Die Partei, die ich gewählt habe, wird niemals die Möglichkeit bekommen, in der Regierung mitzuwirken, also kann ich dahingehend nicht viel mitfiebern. Denn egal, ob jetzt die CDU mit den Grünen und der FDP ins Boot steigt, oder die SPD für bestimmte Assoziationen an der Straßenkreuzung sorgt: am Ende wird sich gar nichts ändern, denn in dieser Wahl ging es nicht um die Frage „Wie geht es weiter?“, sondern um „Wie halten wir Deutschland auf (Kollisions-)Kurs?“. Es mag eher resignierend wirken, aber was nützt es, sich über Wahlergebnisse aufzuregen? Man könnte seine Zeit auch produktiver verwenden und zwar indem man der neuen Regierung und generell allen Politikern genau auf die Hände schaut und ihnen unverblümt einen Klaps auf die Finger gibt, wenn sie mal wieder alles gegen die Wand zu fahren versuchen. Sei es durch journalistische Arbeit oder eben durch den nächsten Gang zur Wahlurne in vier Jahren.


Grün, grüner, U18-Wahl. Ein Erfahrungsbericht

Von Selma Green | „Allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim”, zählte ich im Politikunterricht die Wahlrechtsgrundsätze vor der Klasse auf. Zum neuen Thema, den Wahlen, wurde in meiner Klasse schon heiß diskutiert, ob man das Wahlalter auf 16 Jahre senken sollte. Der Großteil war dafür. So wie viele Schüler auf meiner Schule, die der Meinung sind, wir Jugendlichen sollten wählen gehen. „Wenn wir schon nicht richtig wählen können, dann aber fake”, war der Gedanke, denn es wurde eine U18 Wahl für die Fünft- bis Zwölftklässler auch an meiner Schule veranstaltet.

Innerhalb von zwei Pausen konnte man auf dem Schulhof wählen gehen. Man muss es sich so vorstellen: Vier Tische wurden zu einer langen Tafel aufgestellt. Die zwei inneren Tische wurden von drei Zehntklässlern besetzt. Vor den Tischen bildete sich eine Schlange quer über den ganzen Schulhof. Vorne an den Tischen wurde gedrängelt ohne Ende. Die drei Zehntklässler mussten jeden Wähler auf einer Liste unterschreiben lassen und die Wähler darauf abhaken. Nachdem ich unterschrieb, bekam ich einen Wahlzettel mit den Parteien für die Zweitstimme und musste mich irgendwie durch das Gewusel zu den “Wahlkabinen” vorarbeiten. Die beiden äußeren Tische sollten die Wahlkabinen darstellen.

Naja, “Wahlkabine” konnte man das nicht nennen: Auf den Tischen waren Trennwände platziert, die eigentlich für Klassenarbeiten gedacht waren. Sie sind ca. 30 cm hoch und bestehen aus nur einer Wandseite. Sichtschutz bieten die erst, wenn man an dem Tisch sitzt. Die ganze Wahl wurde etwas improvisiert und somit auch Stühle für die Wähler vergessen. Nun stand ich gebückt da, während mein Körper immer mehr einer Zuckerstange ähnelte, versuchte ich ein Kreuzchen zu setzen, sodass meine Mitschüler es nicht sehen konnten. Eine Wahlkabine neben mir stand ein Fünftklässler, der seinen Wahlzettel musterte, als wäre es eine schwierige Matheaufgabe. Bis sich seine Kumpels grölend gegen ihn warfen und ihm in die Ohren brüllten: ”Grün! Wähl die Grünen! Da, hier stehen sie!” Der Junge grinste etwas gezwungen. Ich guckte nicht hin als er zögernd sein Kreuzchen setzte, ich wollte die Wahl schließlich noch ernst nehmen. Seine Kumpels jubelten daraufhin. 
Man gab sich noch nicht einmal die Mühe für eine richtige Wahlurne. Ich meine: Karton umdrehen, Schlitz einritzen und mit Filzstift „Wahlurne” drauf kritzeln. Wäre das so schwer gewesen?

Die Aufgabe sollte stattdessen ein Jutebeutel übernehmen – damit war dann der letzte Funken Hoffnung, auf eine halbwegs seriöse U18-Wahl erloschen… Dieser Wahljutebeutel lag irgendwo im Nirgendwo zwischen den Zehntklässler auf den Tischen. Durch das Gedränge brauchte ich eine Weile, bis ich ihn überhaupt gefunden und erreicht habe. Nach dieser chaotischen U18-Wahl dauerte es eine Ewigkeit, bis die Stimmen ausgezählt wurden. Jetzt, zwei Wochen später, wurde das Ergebnis veröffentlicht.

Kein Wunder, dass 35 Prozent der Schüler die Grünen wählen, wenn uns im Geografieunterricht eingetrichtert wird, die Welt gehe wegen des Klimawandels bald unter. Von Lehrern und Schülern wird das Bild erzeugt, die AfD-Politiker sind Nazis und die Grünen die Guten. Das ist wohl ein Grund, weshalb die Grünen so viele Stimmen bekommen haben.

Für die meisten Schüler war es einfacher, beim Mainstream mitzuschwimmen oder dasselbe wie ihre Eltern zu wählen, um sich keine Gedanken über die Partei zu machen. Computerspielen oder das andere Geschlecht sind für viele in meinem Alter interessanter als Politik.
Dass Wahlen frei und geheim sein sollten, wurde bei der U18-Wahl, übrigens – organisiert von 16-Jährigen – ignoriert. Die ganze Wahl wurde nicht ernst genommen.

Geht es bei Wahlen nicht darum, eine Partei zu wählen, die die eigenen politischen Ansichten am besten vertritt? Ich wüsste nicht, wie ein Wahlalter ab 16 Jahren funktionieren sollte – ich bin doch gerade erst dabei, meine politische Meinung zu bilden. Wie wenig ich und meine Mitschüler über politische Themen Bescheid wissen, merke ich an Diskussionen mit denen. An der Schule erfahren wir meist grüne Indoktrination statt Bildung. Durch die größtenteils einseitige Presse ist es auch nicht einfach, sich eine eigene Meinung zu bilden. Die Wenigsten in meinem Alter informieren sich politisch. Ein Wahlalter ab 16 Jahre halte ich deswegen für keine gute Idee. Und das sage ich als 16 Jährige.