Archiv: September 18, 2021

Raus aus dem Hotel Mama – welche Parteien unterstützen uns beim Start in’s selbstständige Leben?

Von Larissa Fußer | Viele von uns wollen möglichst bald ins selbständige Leben mit eigener Wohnung, eigenem Haushalt und eigener Steuerklärung starten. Was planen die Parteien in Bezug auf Mieten, Lebensmittelpreise und Staatsverschuldung?

Weiterlesen


Drogen, Dealer, Geisteskranke: Mein Leben am Görlitzer Park

Von Pauline Schwarz | Der Görlitzer Park in Kreuzberg hat sich weit über die Berliner Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht: Für die einen als Kriminalitätsschwerpunkt, Drogenparadies oder No-Go-Area und für die andern als hippe Multikulti-Oase. So oder so schafft er es immer wieder in die Schlagzeilen – daran hat auch der Ausbruch des Corona-Virus nichts geändert. Im Gegenteil: Durch die fehlenden Touristen, die erst vereinzelt wieder die Stadt für sich entdecken, scheint dem ein oder anderen so langsam ein Licht aufzugehen, dass in unserem Kiez doch nicht alle von der rot-grünen Toleranzpolitik – oder sagen wir lieber: ihren Folgen – begeistert sind. Die Berliner Zeitung veröffentlichte erst vor kurzem eine Reportage über die stetig steigenden „Kiezkonflikte“ von Anwohner und Drogendealern. Schön, dass das mal jemand benennt, aber eins muss klar sein: Die Stimmung kippt nicht erst seit Corona. Die Probleme sind seit Jahren unverändert – es wollte bislang nur niemand hören oder sehen.

Im April 2020, nur kurz nachdem die ersten Corona-Fälle in Berlin bekannt wurden, wurde der sogenannte „kriminalitätsbelastete Bereich“ vom Görlitzer Park auf den umliegenden Wrangelkiez bis zum Schlesischen Tor ausgeweitet. Der Grund: eine „deutliche Zunahme erheblicher Straftaten […], die das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung besonders beeinträchtigen, beispielsweise Raubtaten und offensiver Betäubungsmittelhandel“. Und davon kann ich wirklich ein Liedchen singen. Bei uns stehen seit Jahren an jeder Straßenecke Drogendealer, die auch außerhalb des Parks völlig unbehelligt ihren Geschäften nachgehen. Man kommt keine paar Meter weit ohne angepfiffen, angeraunt oder derbe angemacht zu werden. „Yo, what´s up. You need something?“, „Mariuhana, Koks, Ecstasy?” oder auch „Ey beautiful, you need a boyfriend?” – und das sind noch die harmlosen.

Vielleicht kann man sich vorstellen, dass es unter diesen Umständen grade nachts und besonders als junge Frau eine echte Tortur ist, allein den kurzen Weg vom Auto bis zur Haustür zu überwinden. Und das war grade im ersten Lockdown tatsächlich besonders schlimm. Plötzlich waren all die kleinen Cafés, Restaurants und Geschäfte, die einem wenigstens ein kleines bisschen Sicherheit spenden konnten, geschlossen. Die meisten normalen Leute blieben zuhause, man sah fast nur noch Obdachlose, Dealer und schwerst psychisch gestörte Menschen auf der Straße – das Elend wurde so offensichtlich, dass man es gar nicht mehr leugnen konnte. Es wurde sichtbarer, war aber nicht neu. Schon bevor der Lockdown kam, und auch jetzt, wo die Restaurants zum Glück wieder geöffnet haben, saß ich unzählige Male nachts in meinem Auto und konnte nichts anderes tun als fünf, zehn oder zwanzig Minuten still zu sitzen und zu warten, bis ich mich endlich traute auszusteigen. Bis die Dealer vor meiner Tür ihr Geschäft abgewickelt hatten. Oder bis der psychotische – mit sich selbst, Jesus oder dem Geheimdienst redende – Typ, der grade versucht hatte meine Autotür aufzureißen, nach einem wütenden Schlag gegen meine Fensterscheibe enttäuscht von dannen gezogen war.

Und auch dann ist die Gefahr nicht gebannt. Ich habe immer, wenn ich nachhause komme, Angst, dass jemand in meinem Hausflur steht und schon auf mich wartet. Mir ist das schon passiert, genau wie es fast all meinen Freundinnen passiert ist. Bei zwei Bekannten von mir werden in regelmäßigen Abständen die Haustüren von Dealern, Obdachlosen oder Junkies aufgebrochen oder einfach brutal aufgetreten, bis das Schloss nachgibt. Sie suchen ein warmes Plätzchen oder Schutz vor dem Regen, um zu schlafen, sich in Ruhe einen Schuss zu setzen oder einen Deal zu machen. In der Regel kann man sich zwar mit einem richtig miesen Gefühl und zugehaltener Nase noch schnell an ihnen vorbei stehlen, im Haus einer früheren Freundin von mir, ist das aber auch schon anders ausgegangen – und daran muss ich immer denken. Ihre Nachbarin wurde im Hausflur überfallen, mit einem Messer bedroht und beinah vergewaltigt. Ein anderer Nachbar wurde nur ein paar Monate später wortwörtlich zum Krüppel geschlagen und sitzt seitdem für immer im Rollstuhl.

Seit etwa 10 Jahren steigt die Zahl der Diebstähle, Gewaltverbrechen und Überfälle im und um den Park kontinuierlich an. In den Jahren 2012 und 2013 gab es insgesamt drei Delikte wegen Tötungsversuchen und zusammengenommen 184 Fälle gefährlicher Körperverletzung. 2014 waren es allein schon 178. Es gab vier Tötungsversuche und 172 Raubtaten. 2012 gab es drei, 2013 vier und 2014 sechs Vergewaltigungen im und um den Park. Im März 2015 führte der damalige Innensenator Frank Henkel (CDU) dann die sogenannte „Null-Toleranz-Zone“ im Görli ein, um gegen die Kriminalität anzukämpfen. Damit war ab sofort jedes Gramm Gras strafbar und so nicht nur die Dealer, sondern auch die Konsumenten belangbar. Gleichzeitig wurde die Polizeipräsenz extrem erhöht. Schon damals hatten Aktivisten nichts Besseres zu tun, als sich über „regelrechte Jagdszenen“ im Park zu beschweren und der Polizei „racial profiling“ vorzuwerfen. Der damalige Leiter der Polizeidirektion 5, Stefan Weis, wies das mit den Worten zurück, dass es nach den Erkenntnissen der Polizei nun mal so sei, „dass im Görlitzer Park 95 bis 98 Prozent der Dealer Schwarzafrikaner sind“ – was ich, von dem Fakt abgesehen, dass heute ein paar mehr Araber dabei sind, nur bestätigen kann.

Kinder spielen mit Ecstasy-Pillen 

2017 wurde das Projekt für gescheitert erklärt. Man hatte in den 18 Monaten zwar knapp 6.200 Straftaten festgestellt, 41 Gefängnisstrafen, 67 Bewährungsstrafen, zahlreiche Jugendstrafen sowie 337 Geldstrafen verhängt, konnte des Problems aber trotzdem nicht Herr werden. Es fehlte politischer Wille, Geld und ein richtiger Plan. Die an sich sehr begrüßenswerte Maßnahme hatte nämlich ein mehr als bittere Begleiterscheinung: Die Dealer kamen aus dem Park heraus und verteilten sich in den umliegenden Wohnstraßen, wo die Null-Toleranz-Regel nicht galt. Und da sind sie bis heute geblieben. Jetzt kann man den Drogendealern nicht mehr aus dem Weg gehen, in dem man den Park bei Tag und Nacht meidet.

Dieses Jahr sind allein bis Juni 584 Straftaten im Görlitzer Park registriert worden, womit der Görli es abermals auf die Nr. 1 der gefährlichsten Parks Berlins geschafft hat. Schon jetzt zählt die Polizei u. a. 71 Körperverletzungen, 72 Diebstähle und drei (bekannt gewordene) Sexualdelikte. Aber nicht mal die sexuellen Übergriffe auf Frauen und Mädchen scheinen für Empörung zu sorgen. Auch in dem Bericht der Berliner Zeitung wurden sie mit keinem einzigen Wort erwähnt. Dafür zitiert man lieber irgendeine Rentnerin, die sagt, dass in echt die „weißen Väter“ und „alten Männer“ an den Konflikten schuld seien und ihr die „Jungs“ – sie meint die Drogendealer – leidtun. „Vor denen muss ich keine Angst haben, die haben Respekt vor Kindern, und wenn sie doch mal was sagen, dann sind sie freundlich.“ – ist klar. Ich will der Dame ja wirklich nicht zu nahetreten, aber angesichts solcher Ignoranz würde ich sie zu gerne fragen, ob sie eigentlich in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut hat. Die meisten „Jungs“ sind zwischen 20 und 35. Da passt man mit Ü-60 nicht mehr ins Beuteschema.

Davon abgesehen, sollten sich aber auch ältere Frauen nicht zu sicher fühlen. Erst vor zwei-drei Monaten wurde eine etwa 60-jährige Frau am Park von einem Dealer mit dem Messer abgezogen und hatte Glück, dass ein paar Türken dem Typen hinterherrannten und ihn so lange festhielten, bis die Polizei kam – während sie nur panisch daneben stehen konnte und herumschrie, dass der Typ ihr Handy hat. Aber nicht nur alte, weitgehend wehrlose Frauen, selbst Rollstuhlfahrer wurden von den freundlichen Jungs schon um ihre Portemonnaies erleichtert. Und apropos Kinder:

Ich habe schon etliche male gesehen, wie kleinen Kindern von 10-11 Jahren Kokain angeboten wurde. Ich war 12, als mir das erste Mal ein Drogendealer an den Hintern fasste und mich im Schwitzkasten festhielt, sodass ich nicht weglaufen konnte. Was meinen Sie, was das mit einem kleinen Mädchen macht? Und selbst den ganz Kleinen tun die Drogendealer und ihre Konsumenten etwas, wenn vielleicht auch indirekt. Im Görli gibt es mehrere Spielplätze mit großen Sandflächen, auf denen Kleinkinder schon divers Drogenbesteck und Ecstasy-Pillen ausgebuddelt, angefasst und in den Mund genommen haben. Vor ein paar Jahren schaufelte ein kleines Mädchen Kokain-Kugeln aus dem Sand und nahm sie mit in die Kita. Diese Kinder hätten sterben können.

Doch alles kein Grund, etwas zu unternehmen. Auch unsere Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann (Grüne) hat nichts Besseres zu tun, als Autos den Kampf anzusagen und die Drogendealer in Schutz zu nehmen. Schließlich dürfen die armen Burschen nicht diskriminiert und aus dem Park ausgeschlossen werden. Nein, wir lassen uns lieber von irgendwelchen bekloppten Künstlern ein Dealerdenkmal bauen, machen Ausstellungen zu ihren Ehren und malen rosa Dealerparkplätze auf die Parkwege. Und unsere Polizei? Die steht seit Einführung des Antidiskriminierungs- bzw. Anti-Polizei-Gesetzes sowieso unter dem Generalverdacht „Rassismus“. Der Görlitzer Park ist seit Jahren ein beinah rechtsfreier Raum und es ist kein Fünkchen politischer Willen erkennbar, daran etwas zu ändern – man kapituliert lieber gleich vor dem Verbrechen und lässt die Anwohner im Stich. Wenn das durch Corona tatsächlich ein paar Leuten mehr auffallen sollte, dann hat die irrationale Pandemie-Politik wenigstens einen positiven Effekt gehabt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf TichysEinblick.


Impfen! Impfen! Impfen! – Wenn Lehrer Schüler zum Impfen drängen

Von Michael Friese | Seit dem Ausbruch von Corona hat vermutlich jeder schon mal Seiten an seinen Kumpels oder Familienmitgliedern entdeckt, von denen man nicht gedacht hätte, dass sie bei ihnen existieren. Leute, die vorher über Rassismus, Sexismus und so weiter geredet haben und immer dafür plädierten, dass alle „die gleichen Rechte“ haben sollten, bilden sich urplötzlich ein, dir vorschreiben zu können, was du zu tun und zu lassen hast.

Lehrer sind da definitiv keine Ausnahme. Ich meine, es haben sich schon immer im Laufe der Schulbahn verschiedene Lehrertypen zeigen können: Der Langweilige, der Strenge, der Inkompetente, der Referendar, der „Politikexperte“ (wer’s glaubt), der Möchtegern-Coole und ganz selten auch mal der wirklich Coole. Corona hat dem nochmal eine ganz neue Qualität gegeben. Jeder Lehrer hat anders auf die Pandemie reagiert und hat seine eigene Meinung dazu gebildet und die heilige (inoffizielle) Pflicht vieler Lehrer ist es ja schon seit Urzeiten, diese Meinung den Schülern immer und immer wieder unter die Nase zu reiben.

Ganz vorne dabei ist mein Englischlehrer – nennen wir ihn einfach mal Mr. BBC. Ich werde zweimal in der Woche auf Corona getestet, einmal montags und einmal mittwochs, und ich habe das große Glück, dass ich an beiden Tagen in den ersten beiden Stunden Englisch habe. Mr. BBC nimmt das mit den Tests natürlich sehr genau, weshalb er den Unterricht auch erst nach 20 Minuten beginnt, um das wirklich endgültige Testergebnis von allen Schülern eintragen zu können. Das ist zwar an sich schon irgendwie nervig (außer für die Schüler, die Englisch hassen; die freuen sich natürlich). Als Lehrer muss man es jedoch wahrscheinlich nach den aktuellen Regelungen so machen.

Das wäre ja alles noch akzeptabel, wenn Mr. BBC in diesen 20 Minuten nicht immer wieder auf das Thema Impfung zu sprechen kommen würde. Er hält es nämlich beispielsweise für notwendig, uns Schüler immer wieder daran zu erinnern, dass man sich ja gerade beliebig impfen lassen kann. Man könne einfach rüber zur Messehalle/Impfzentrum gehen und sich dort den Pieks geben. Die hätten da „gerade sehr viel Johnson&Johnson rumliegen“. Als wäre das eine Entscheidung, die man einfach mal so im Vorbeigehen im Supermarkt treffen würde (warte, da war doch mal was…). Es ist nicht einmal so als wären meine Klassenkameraden impffaul. Mindestens über die Hälfte des Kurses sind geimpft, wodurch die Ansprachen meines Lehrers immer so einen Beigeschmack haben. Es wirkt so, als wolle er einen unterschwelligen Druck auf die Ungeimpften (u. a. mich) aufbauen.

Aber auch vor den Geimpften macht er keinen Halt. Diese sollen sich bei ihm nämlich ebenfalls testen lassen, obwohl keine explizite Regel dazu ausgesprochen wurde. Das nehme ich zumindest an, weil ein geimpfter Schüler sich vehement dagegen wehrt, sich testen zu lassen und weiterhin in die Schule kommt. Jedenfalls hat der Lehrer damit eigentlich kein Recht dazu, den Schüler zu testen, selbst wenn er damit sogar Recht haben mag, schließlich können auch Geimpfte weiterhin ansteckend sein.

Und eben dieser Schüler ist Mr. BBC oft ein großer Dorn im Auge. Hier kann er nicht mit der Moralkeule schwingen, schließlich hat er sich ja schon impfen lassen. Mein Lehrer will sich aber nichtsdestotrotz durchsetzen. So kommt immer wieder zu kleinen Diskussionen zwischen Mr. BBC und dem Schüler, die überwiegend nur daraus bestehen, dass der Lehrer den Schüler darum bittet, sich testen zu lassen und der Schüler sich weigert. Dieses „Bitten“ artet aber immer wieder in eine Art Drängen aus. Ein Satz, der mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, war der folgende: „Vielleicht müssen wir ja mal unter vier Augen sprechen.“

Ich glaube nicht, dass es zu so einem Gespräch gekommen ist, denn der Schüler ist bis jetzt standhaft geblieben. Trotzdem zeigt insbesondere dieser Satz, was mit vielen Lehrern in Deutschland falsch läuft: sie versuchen immer wieder, den Schülern ihr Weltbild zu verklickern und aufzudrücken. Schüler befinden sich noch in ihrer Entwicklungsphase – davon spreche ich mich selbst ebenfalls nicht ab – und deshalb sind sie noch zu einem guten Teil manipulierbar. Lehrer sollten so etwas wissen und ihre Manipulationsversuche auf ein Minimum halten. Die Praxis sieht aber wie so häufig anders aus und man sich nur schlecht gegen den Lehrer und seine Methoden wehren kann, ist man ihnen nahezu schutzlos ausgeliefert. 


			

So war unser Jungautoren-Seminar – Bericht von Selma Green (15)

Von Selma Green | Am Jungautoren-Workshop vom 20.bis 22. August nahmen 20 Jugendliche und junge Erwachsene teil – und ich hatte die Möglichkeit dabei zu sein. Dabei waren die Referenten Roland Tichy, Vera Lengsfeld, Dr. Frank-B. Werner und Carl Batisweiler. Von ihnen haben wir in Vorträgen und Übungen gelernt, wie ein Magazin entsteht und konnten mit ihrer Unterstützung an unseren eigenen Artikeln arbeiten. Das Spannende daran war, dass die einiger unserer Artikel die Chance hatten, in der nächsten Print-Ausgabe von Tichys Einblick zu erscheinen.

Als das Programm begann stellten sich alle Teilnehmer vor. Viele konnten von ihren Berufen oder ihrem Studium erzählen, ich als Jüngste hatte da nur ein “Ich gehe noch zur Schule.” zu bieten.
Mir hat es gefallen, Abends beisammenzusitzen und über alle möglichen Themen zu sprechen, über die ich sonst nicht so offen reden kann. Der Altersunterschied hat mich dabei nicht gestört. Wir saßen immer draußen und konnten auf den See blicken. Die Kerzen auf den Tischen erzeugten eine gemütliche Atmosphäre. Die wurde dadurch noch verstärkt, dass ich endlich mal wieder frei meine Meinung äußern konnte, ohne dass man mir ähnliches wie: “Du leugnest die Wissenschaft! Du Leugnerin!” an den Kopf warf. Wir haben uns über die Grünen und ihre Lastenfahrräder lustig gemacht und die Vorstellung wie ein Junge versuchen würde, damit ein Mädchen aufzureißen, von wegen: „Schnegge wie geht’s? Lust in mein Lastenrad zu steigen?” Außerdem konnte ich mich mit den anderen über die bescheuerte Maskenpflicht in der Schule zu ärgern.

 

 

Ich konnte nicht bei jedem Gespräch meinen Senf dazu geben. Zu vielen Themen hatte ich mir noch gar keine Meinung gebildet. In solchen Momenten war es interessant den anderen Teilnehmern zuzuhören. Wenn es Diskussionen gab, dann mit sachlichen Argumenten und ohne, dass jemand die Moralkeule geschwungen hat.

Am Wochenende überarbeiteten wir unsere Artikel in Gruppen. Frau Lengsfeld half meiner Gruppe, die Artikel zu verbessern. Ich fand meinen Text nach der Überarbeitung eleganter. Viele meiner Sätze waren kürzer und mehr auf den Punkt gebracht. Es war interessant, von Frau Lengsfeld zu lernen, was man beachten muss, um gute Artikel zu schreiben. Damit wir uns im Schreiben verbessern, gab sie uns den Tipp, jeden Tag etwas Kurzes zu schreiben. “Natürlich will ich bessere Artikel schreiben!”, und jetzt schreibe ich seit ein paar Tagen immer kurze Absätze, sei es über den viel zu politischen Geografieunterricht oder die Maskenpflicht in der Schule. Spannend fand ich es auch von Herrn Werner zu erfahren, wie ein Magazin entsteht, was man alles beachten muss und welche Kosten dabei anfallen.

Für die Tichy-Print-Ausgabe wurden wir noch fotografiert. Die Kamera ist jetzt sowieso nicht mein bester Freund aber sie hätte sich an diesem Tag mehr Mühe geben können. Mein Bild musste bearbeitet werden, weil ich zu dunkel bin und man nur das Weiße meiner Augen sieht. Jaja, mit nigerianischen Wurzeln erlebt man tagtäglich Rassismus. Selbst eine unschuldige Kamera hat ihre rassistische Seite…

Der Workshop hat mir wirklich sehr gefallen. Der See und der Garten direkt am Hotel waren sehr schön. Nicht so toll war, dass die Bedienung beim Abendessen zu überfordert war, um sich die Bestellungen zu merken und ich konnte den Mücken zusehen, wie sie mich regelrecht aussaugten – wenigstens bekamen die etwas zu trinken. Das Schlimmste aber am Wochenende war aber, dass das Nutella am Frühstückstisch fehlte. Das nehme ich aber gerne wieder in Kauf, denn es war es schön an meinem eigenen Artikel zu arbeiten und Tipps von professionellen Autoren zu bekommen. Ich konnte außerdem Jugendliche kennenlernen, die sich nicht nur für FFF und vegane Ernährung interessieren. Ich hoffe, ich kann am nächsten Workshop wieder teilnehmen und dass wieder ein Artikel von mir in der Tichy-Print-Ausgabe veröffentlicht wird.


So war das Jungautoren-Seminar – Bericht von Gesche Javelin (16)

Von Gesche Javelin | Am ersten Tag war ich aufgeregt. Fragen wie „Was erwartet mich? Wie sind die Leute? Was lerne ich? Wird es mir gefallen?“ schwirrten in meinem Kopf herum. Zum Glück lösten die sich schnell auf. Die Leute waren sympathisch und ich hab mich wohlgefühlt. Gleichzeitig konnte ich noch Einiges lernen. Von der Artikelidee bis zum Druck eines Magazins wurde uns eine Einführung gegeben. Wie drücke ich mich richtig aus? Was weckt das Interesse des Lesers? Welche Schritte müssen durchlaufen werden, bevor ein Magazin in den Druck gehen kann? Und vieles mehr. Es wurde nie langweilig, besonders durch die lockere Stimmung und Interaktion miteinander.

Wir konnten mitwirken und den Prozess miterleben, wodurch wir die Tipps direkt umsetzen konnten und durch die Erfahrungen lernen. Interessant und vor allem neu war auch in das Thema „Wie entsteht ein Magazin?“ tiefer einzutauchen. Dr. Frank-Bernhard Werner, der Verleger von Tichys Einblick, konnte uns am Beispiel von Tichys Einblick eine Einführung in das Thema geben. Mir wurde bewusst, wie viel Arbeit es ist, bis das fertige Exemplar Richtung Druck gehen kann und auf wie viel man achten muss. Vor allem merkten wir, wie schwierig es sein kann, mit dem begrenzten Platz in einem Print-Magazin auszukommen und wie groß der Unterschied zum Online-Magazin ist. Wir haben den Samstag fast nur mit Texte kürzen verbracht, wodurch mir erst so richtig klar wurde, wie viel besser der Artikel wird, wenn man einfach die unnötigen Füllwörter weglässt und wie sich die Aussagekraft eines Textes steigert, wenn man sich kurz und prägnant ausdrückt.

 

Frau Lengsfeld arbeitet mit den Teilnehmern an ihren Texten.

Mit den Experten wie Frau Lengsfeld zu arbeiten und von ihnen zu lernen, ist eine besondere Möglichkeit. Es ist doch etwas ganz anderes persönlich zuzuhören, zu sprechen, zu schreiben, also im direkten Austausch zu sein, als das hundertste Youtube-Tutorial alleine auf dem Zimmer zu gucken. Die verhältnismäßig kleine Runde schaffte einen persönlicheren Umgang und man konnte Nachfragen stellen und miteinander ins Gespräch kommen. Auch die gemeinsamen Abende fand ich wertvoll. Man konnte offen miteinander reden und diskutieren. Lagerfeuer-Atmosphäre, die nur die Mücken ein bisschen zerstörten.

Aus dem Wochenende konnte ich neues Wissen, Motivation und die Hoffnung endlich ein Medium gefunden zu haben, für das ich schreiben kann, was ich denke, mitnehmen.