Von Simon Ben Schumann | Das Ende des Verbrennungsmotors wurde besiegelt. Am Donnerstag, den 27. Oktober 2022, einigten sich die nicht gewählten Unterhändler der Europäischen Union darauf, dass die „Flottengrenzwerte“ für Fahrzeugemissionen ab 2035 auf „Null“ sinken sollen. Damit wäre es ab diesem Zeitpunkt für Hersteller illegal, Neufahrzeuge mit Diesel- oder Benzinantrieb zu verkaufen.
Die Reaktionen
„Mit diesen Standards schaffen wir Klarheit für die Autoindustrie und regen Innovation und Investitionen für die Hersteller an“, sagte der niederländische Chefunterhändler des EU-Parlaments. Vom grünen Parlamentarier Michael Bloss gab es den Kommentar, es handele sich um „eine Zeitenwende, die den Wohlstand von morgen sichert“. Die Augsburger Allgemeine berichtet ebenfalls von der Reaktion des SPD-Europaabgeordneten Tiemo Wölken. Der Beschluss sei ein gleich „doppelt gutes Signal“.
Kritik gibt es hingegen durchweg von CDU, CSU, und AfD. Von Realitätsferne über zu wenig Kompromissbereitschaft bis Dummheit stehen viele Vorwürfe im Raum. So twitterte die „AfD im EU-Parlament“, dass sich „Grün und Gelb“ nicht einig seien, „wer dem Verbrennungsmotor die rote Karte härter gezeigt hat“. Eine Anspielung auf die Haltung der Freien Demokraten. Sie sprachen sich für die neue Regelung aus – unter einer Bedingung. Mit „E-Fuels“ betriebene Fahrzeuge sollen weiterhin neu zugelassen werden können. Dabei handelt es sich um synthetische Kraftstoffe, also weder Benzin noch Diesel. Ob die allerdings erlaubt bleiben, zeigt sich erst in Zukunft: Die Entscheidung wurde vertagt.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag, Carina Konrad, äußerte über Twitter: „Sehr gute Nachricht! […] Danke an alle in der @fdp, die dafür die Weichen gestellt haben!!“ Im Wahlprogramm der FDP aus 2021 heißt es eigentlich: „Wir Freie Demokraten sind gegen unverhältnismäßige Verbote in der Mobilität. […] Ein pauschales Verbot von Verbrennungsmotoren lehnen wir ab.“ Zumindest in Bezug auf Neuwagen weicht man eindeutig davon ab.
Von Sinn und Unsinn
Wie sinnvoll die Regelung ist? Ich würde sagen nicht mal im Ansatz – einige Menschen sehen das jedoch anders: Viele Stimmen aus dem Lager der Klimaaktivisten loben das Verbot oder finden es noch zu lasch. Professor Volker Quaschning, eine der führenden Stimmen des „Klimaretter-Lagers“, sagt auf seinem YouTube-Kanal mit über 60.000 Abonnenten: „Wir werden […] darüber diskutieren, ob das ausreichend ist. Aus meiner Sicht: Nein.“ Was das Klima-Lager meiner Meinung nach vergisst: Auch Strom für E-Autos kommt nicht aus der Steckdose. Selbst wenn ab 2035 alle nur noch E-Autos kaufen oder sich auf Wasserstoff beschränken – eine „emissionsfreie“ Stromversorgung ist mitnichten gesichert.
In Deutschland machen erneuerbare Energien nach Angaben des Umweltbundesamtes ca. 20 Prozent am „Bruttoendenergieverbrauch“ aus. 2016 betrug der Anteil von als „erneuerbar“ geltenden Energiequellen in der EU-weiten Stromerzeugung zusammengefasst ca. 15 Prozent. Wie der Strom 2035 gemacht wird, werden wir sehen – aber vielleicht fährt man dann einfach mit Kohlestrom durch die Stadt, statt mit Benzin.
Doch noch viel wichtiger: Es sollte doch jedem selbst überlassen sein, was für ein Auto er fährt, oder nicht? Ich persönlich habe nicht den Drang, mir von irgendjemandem sagen zu lassen, ob ich elektrisch fahre oder mit Super. Es scheint immer dasselbe Spiel zu sein: Eine „absolute Wahrheit“ wie „die Klimakatastrophe“ wird als Feigenblatt für massive Bürgerrechtsbeschränkungen und Verbote verwendet. „Was ist Wahrheit?“, fragte schon Pontius Pilatus vor Jesus Kreuzigung. Harald Lesch, Luisa Neubauer und Extinction Rebellion haben immer die Antwort parat – verpackt in manchmal brillante, manchmal aus der Irrenanstalt geflüchtete Worthülsen.
Hoffnung?
Das EU-weite Neuzulassungsverbot hat eine Hintertür: 2026 soll die Entscheidung noch einmal überprüft werden. Damit gibt es noch eine kleine Hoffnung für den Verbrennungsmotors – vielleicht sehen die Menschen bis dahin ein, dass es nicht besonders attraktiv ist, nur noch mit dem Eselkarren unterwegs zu sein. Eine Elektro-Autofahrer-Elite finde ich auch nicht besonders erstrebenswert – den Linken dürfte das eigentlich auch nicht gefallen: Wenn sich dank staatlicher Verordnung nur noch reiche Leute erlauben können durch die Straßen zu fahren, hat das mit Chancengleichheit und Gerechtigkeit nicht mehr all zu viel zu tun.
Von Boris Cherny | Alle Jahre wieder. Heute wählen die Israelis schon zum fünften Mal innerhalb von nur 4 Jahren ihr Parlament und damit auch indirekt den Ministerpräsidenten. Auch diesmal sind stabile Koalitionsverhältnisse nicht in Sicht.
Israels Parteiensystem ist eines der vielseitigsten auf der Welt. Die Spaltung verläuft nicht nur zwischen Links und Rechts sondern auch zwischen Orthodoxem und säkulärem Judentum und dazu noch zwischen jüdischen und arabischen Parteien. Das führt zu stets minimalen Mehrheiten, die sich selbst bei kleinsten Meinungsverschiedenheiten kaum halten. Zuletzt waren sinnvolle Koalitionen vollkommen unmöglich, und es mussten gar Rotationsregierungen gebildet werden, in denen das Amt des Ministerpräsidenten ein Mal pro Jahr zwischen zwei Personen wechseln sollte. Nach diesen Wahlen scheint ein solches Arrangement nicht unwahrscheinlich.
Die alles bestimmende Figur dieser Knesset-Wahlen ist, wie in den letzten Jahren auch, Benjamin Netanjahu. Bis 2021 Premierminister, und seit dem Oppositionsführer will er nach dieser Wahl erneut Premierminister werden. Als am längsten amtierender Premierminister des Landes ist er den Israelis gut bekannt. Mithilfe seiner liberalen Reformen wuchs Israels Wirtschaft rasant. Außerdem gab es positive Entwicklungen im Israelisch-Arabischen Verhältnis, wie beispielsweise durch die historischen Abraham Verträge im September bzw. Oktober 2020, die das Verhältnis Israels zu Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Sudan offiziell normalisierten, gefolgt von einer Normalisierung der Verhältnisse zu Marokko Ende 2020. Zusätzlich hat er schon mehrmals Vorschläge für eine faire und friedliche Zweistaatenlösung unterbreitet, die aber von Palästinensischer Seite abgelehnt wurden.
Freilich ist auch nicht Netanjahu vollkommen frei von Missetaten. Er steht schon seit Jahren wegen Korruption unter Anklage, hauptsächlich aufgrund seines Verhältnisses zum israelischen Telekom Riesen Bezeq. Seine zwielichtigen Geschäfte und vor allem seine konsequent Liberal-Konservative Politik machen ihn zum Roten Tuch für das Mitte-links Lager und Teile des orthodoxen Lagers. Zu ihrer Gallionsfigur ist der aktuelle Premierminister Yair Lapid aufgestiegen. Der ehemalige Journalist, Songwriter, TV-Host und Autor mehrerer Thriller und Kinderbücher will eine Rückkehr Netanjahus in das politisch wichtigste Amt des Landes unbedingt verhindern.
Der zentristische Politiker konnte während seiner Regierungszeit, aufgrund der untragbaren parlamentarischen Situation kaum etwas bewirken, ähnlich wie sein Vorgänger Naftali Bennett. Seine Regierung hat sich vor allem eine weitere Verhandlungen im Palästina Konflikt und eine voranschreitende Säkularisation Israels auf die Fahnen geschrieben. Doch die Regierung zerfiel schnell, als ein Knesset Mitglied der Regierungskoalition zur Opposition wechselte und damit die Einsitz-Mehrheit der Regierung im Knesset zerstörte. Doch auch die Neuwahlen werden wohl kaum Heilung in das politisch gespaltene Land bringen. Alle Umfragen weisen auf ein äußerst knappes Rennen zwischen dem Netanjahu Block und dem Lapid Block hin. Egal wie die Wahl ausgeht, eine Regierung wird schwer zu bilden sein und erneute Wahlen wahrscheinlich.
Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Halloween-Basher Sven gegen Halloween-Enthusiastin Laura. Ist Halloween wirklich das billige amerikanische Importfest für das es von vielen gehalten wird oder gibt es doch gute Gründe, Halloween zu feiern?
ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder verbitterte Halloween-Hasser noch -Fans wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.
HALLOWEEN-BASHER SVEN:
Von Sven Justin Verst | Ach Halloween, ein Fest für Kinder und große Kinder die sich besaufen. Ein weiterer toller amerikanischer Exportschlager. Nein meine liebe Laura, damit eröffne ich nicht meinen Kreuzzug gegen dieses unheilige Fest und die europäische Herkunft ist mir bewusst. Doch leider hat das heutige Halloween hat nicht mehr viel mit seinem Ursprung gemein, aber dazu später mehr. Mittlerweile ist es ein weiteres Fest in jedem säkularen Kalender. Wenn man über Halloween spricht, muss man sich erst mal darauf einigen, worüber genau man überhaupt spricht. Denn dieses „Fest“ hat zwei Seiten. Einerseits ist es ein Familienfest, eher ein Kinderfest, an dem man sich verkleidet (als Kind) und durch die Nachbarschaft zieht, um Süßes zu ergattern (als Kind). Auf der anderen Seite haben wir die Partymäuse, welche es als perfekte Gelegenheit sehen, sich mal wieder würdelos in den Vollsuff zu stürzen. Auch sogenannte Erwachsene (große Kinder) verkleiden sich gerne dafür. Es ist quasi der Karneval bzw. Fasching des Herbstes.
Zum kindlichen Halloween möchte ich gar nicht viel Negatives schreiben. In der Tat lassen sich sogar Vorzüge erkennen. Kinder lernen eigenständig von Haus zu Haus zu ziehen. Allerdings ist dies nur in sicheren Nachbarschaften möglich. Auch der Konsum an Süßigkeiten ist wie an Karneval, besorgniserregend.
Als Teil des Teams: „Trinken ja, Kotzen bah!“, finde ich die alljährlichen Sauforgien zu solch Anlässen wie Halloween, aber auch Karneval eher abschreckend. Alles ist in Maße zu genießen. Leider ist der Koma Suff kein Feiertag exklusiver Sport, sondern findet auch an anderen Tag statt. Aber was stört mich dann? Der Gebrauch von Feiertagen als Ausrede zum Trinken. Seit Jahren nervt es mich, dass Menschen Feiertage als Ausreden für ungesunden Alkoholkonsum vorschieben. Wenn du dich bis zur Kloschüssel besaufen möchtest, tu dies, aber lass den armen Feiertag in Ruhe. Trinkt einfach auch an anderen Tagen unter der Woche, am Wochenende oder auf der Arbeit. Denn wie wir alle wissen: Deutschland wird (auch) an der Theke verteidigt!
Genug Alkohol. Verkleiden. Wunderbar für Kinder. Peinlich für Erwachsene. Gleich vier Probleme werden direkt klar, für jeden was dabei, vielleicht auch für dich Laura. Alle paar Jahre gibt es einen Film oder eine Serie, welche eine perfekte Kostümidee bietet. Weil wir in unserer individualistischen Massengesellschaft so originell sind, verkleidet sich dann jeder als… was war es zuletzt, Hailey Quinn?! In dem Jahr sahen die werten Damen alle gleich aus, nicht dass sie sonst mit ihren weißen Adidasschuhen, blauen Jeans und schwarzem oder weißem Oberteil mehr Vielfalt anbieten würden. Als Argument für die Feminist:innen, welche Apollo vermutlich eh nicht lesen, biete ich noch die Sexualisierung der weiblichen Kostümmöglichkeit zur Kritik an. Sexy Krankenschwester, sexy Katze, sexy Devil, sexy Hotdog, sexy Grandma, die Liste ist endlos. Sexy everything, bis du eine kalte Bierdusche bekommst oder mit dem geliehenen Kostüm in Kotze trittst.
Die zwei weiteren Probleme sind genereller. Zunächst einmal haben wir die Kommerzialisierung von Halloween. Die Menge an Müll, die jährlich in Halloweenoptik produziert wird, ist erstaunlich. Braucht es eine Tasse mit Kürbissen drauf? Braucht die Snapchat-Karte diese Augenkrebs verursachende Umgestaltung? Anscheinend schon, sonst wären sie nicht auf dem Markt. Damit endet das Argument für Planwirtschaft aber auch. Dabei bin ich eigentlich ein Freund des Herbstes, endlich wieder einen schicken Mantel tragen, ein wenig spazieren gehen, von einem Schauer überrascht werden und sich anschließend mit einem Tee ins Bett kuscheln. Wunderbar und es alles funktioniert ohne spooky season Ästhetik.
Zuletzt lässt sich der Punkt anführen, auf den streng religiöse Leser gewartet haben. Halloween zelebriert das Böse. Es wird sich als Teufel verkleidet oder andere düsteren Figuren aus der Mythologie. Eine komplette Verdrehung des eigentlichen Feiertages. Denn seinen Ursprung und auch Namen hat Halloween vom christlichen Feiertag Allerheiligen. Aus All Hallows Eve, also dem Allerheiligen Abend, wurde Halloween. So wurde ein Abend, an dem Toten gedacht werden sollte zu einem an dem als sexy Teufel verkleidet bis in den Tod gesoffen wird.
Trotzdem werde ich mich ein wenig vorbereiten, ganz ohne Eigennutz ein paar Süßigkeiten kaufen, falls dann doch mal ein Kind klingelt. Und wenn sie nicht klingeln, verarbeite ich meinen Frust auf keine Halloweenparty eingeladen geworden zu sein mit einer ungesunden Menge an Twix-Riegeln.
HALLOWEEN-ENTHUSIASTIN LAURA:
Von Laura Werz | Lieber Sven, grundsätzlich verstehe ich ja deine Abneigung gegenüber Halloween. Viele Kritiker betrachten es als Ausgeburt des amerikanischen Kulturimperialismus. Ich stehe amerikanischen Einflüssen und der amerikanischen „Kultur“ selbst kritisch gegenüber und schätze unsere europäisch-christlichen Werte und Lebensweise sehr. Halloween als amerikanischen Importschlager abzutun ist aber zu kurz gegriffen und wird diesem Fest, dass auch unseren europäischen Oktober bereichert, nicht gerecht.
Die Wurzeln von Halloween liegen (sowie die Wurzeln von fast allem amerikanischen, dem man etwas abgewinnen kann) im guten alten Europa. Ja, richtig gehört. Ob du es mir glaubst oder nicht, Halloween ist kein reiner „Amimüll“ der nur über Kommerz den Weg zu uns gefunden hat. Da du an dieser Stelle wahrscheinlich schon die Augen verdrehst helfe ich deinen Geschichtskenntnissen mal auf die Sprünge. Halloween selbst entstand in Irland und hat einen christlichen Ursprung. Oft wird sogar ein noch älterer, keltischer Ursprung vermutet. Die Kelten, die zwischen 800 und 25 v. Chr. Auf den britischen Inseln lebten, feierten Ende Oktober das Fest Samhaim. Man glaubte daran, dass zu dieser Zeit eine Verbindung zwischen der Welt der Toten und der Welt der Lebenden entstünde. Später vermischten sich unter römischer Herrschaft das römische Totenfest und Samhain. Interessant wird es aber insbesondere, wenn wir auf den Ursprung des Namens „Halloween“ eingehen, der einen christlichen Ursprung hat. Aus „All Hallows‘ Eve“ – dem Abend vor Allerheiligen – wurde mit der Zeit „Halloween“. Die irischen Auswanderer brachten den Brauch schließlich nach Amerika, wo er sich weiteretnwickelte. Während man in Irland Kerzen in ausgehölten Rüben vor die Tür stellte, wurden in Amerika geschnitzte Kürbisse kultiviert. Kürbisse waren schlichtweg leichter zu bekommen als Rüben. Dass die Tradition nach Süßigkeiten zu fragen aus Amerika stammt, liegt wohl auf der Hand. Nichtsdestotrotz ist das Von-Tür-zu-Tür-Gehen der Kinder eine bereichernde und kommunikative Tradition, die es doch wert ist, übernommen zu werden. Und jetzt mal im ernst: an einem Tag als Kind mehr Süßigkeiten zu essen als normalerweise (wenn die heutigen Chia-Samen-Work-Life-Balance-Übermütter das überhaupt zulassen sollten) hat noch kein Kind umgebracht.
In Deutschland tauchte die neue Tradition verstärkt in den 90ern auf und wurde insbesondere durch Film und Fernsehen nach Europa gebracht. Ich kann dir Recht geben, dass natürlich marktwirtschaftliche Interessen dahinterstanden. Auch Süßwaren- und Kostümhersteller förderten den Trend in Deutschland aus wirtschaftlichem Eigeninteresse. Aber was ist denn dagegen auch einzuwenden? Du wünschst dir doch auch eine fluktuierende Marktwirtschaft, oder nicht? Schließlich profitieren nicht nur die Hersteller. Angebot und Nachfrage – die Nachfrage nach den Süßigkeiten, Kostümen und Gruselfilmen ist nicht ohne Grund da. Übrigens schätze ich saisonale Tassen sehr und hole sie Jahr für Jahr wieder aus den hinteren Ecken meines Schrankes hervor.
In Europa haben wir neben Halloween kein Fest in der Herbstzeit. In Amerika wird mit Thanksgiving im Herbst das Fest des Jahres gefeiert. Es ist aber offenkundig verfrüht, sich bereits im Oktober auf unser Jahreshighlight Weihnachten einzustellen. Bevor man die Lichterketten rausholt, wäre es doch schön, auch die bunten Blätter, das kühlere Wetter und den Herbst zu feiern. Und wie ginge das besser als mit einem eigenen Fest?
Halloween ist in diesem Sinne nicht nur ein wunderbares Event für die Kleinen, sondern das einzige Event der ganzen Jahreszeit. Und bevor du mir jetzt mit dem Martinstag kommst: so sehr ich diesen Tag auch liebe und mit guten Kindheitserinnerungen, Martinsfeuer und Martinshörnchen verbinde: 1. spielt der Feiertag in vielen Teilen des Landes keine Rolle, 2. stellt er kein vergleichbares Event für Kinder dar und am allerwichtigsten 3. hat er nicht das Potential eine ganze Saison zu prägen, wie Ostern, Weihnachten oder eben auch Halloween. Auch das Potenzial von Karneval ist schnell erschöpft, immerhin kennen die meisten Norddeutschen den Brauch nur von der Bolognese am 11. 11. aus der Grundschule. Für Erwachsene muss Halloween außerdem nicht auf den Anlass zum Trinken, der es für manche wenige leider wirklich ist, reduziert werden. In erster Linie ist Halloween ein Fest für die Kinder. Aber auch Erwachsene nehmen den 31. Oktober gerne zum Anlass einen gemeinsamen Abend mit schaurig-schöner Halloweenatmosphäre zu verbringen und mit ihrem Kostüm noch mal das innere Kind auszuleben.
Du siehst Sven, Halloween hat auch in Europa eine Daseinsberechtigung verdient. Als Fest, das unabhängig von Konfession, Kultur und Alter gefeiert werden kann, hat es Potential den teils so grauen und dunklen Herbst aufzupeppen und festlicher zu gestalten. Warum sollten wir uns in Europa dieses Spektakel nehmen lassen, nur um uns auf „die konservativen Werte“ zu besinnen?
Das kann schnell in unbegründete Ablehnung alles Neuem ausufern. Wir sollten Kulturimporte kritisch betrachten und hinterfragen um uns anschließend zu überlegen, ob wir die Bräuche übernehmen möchten oder nicht. Eine kategorische Ablehnung ist schlichtweg kurzsichtig. Und bei Halloween sprechen die besseren Gründe schlichtweg für die Übernahme dieser Tradition. Lieber Sven, ich wünsche dir wirklich, dass du am 31. Oktober von deinem nationalhistorischen Ross absteigen kannst und dir den weiteren Feiertag nicht von deinem Antiamerikanismus nehmen lässt, sondern einen guten Gruselfilm bei Kürbissuppe und Süßigkeiten schaust.
Von Selma Green, Johanna Beckmann und Boris Cherny | Diese Nachricht geht raus an unsere Lehrer! Glaubt ihr, wir merken nicht, dass die Schule an allen Enden kaputt gespart wird? Die Beamer funktionieren nicht, der Wasserschaden in der Sporthalle wird schon seit Jahren nicht behoben. Neuerdings sollen wir unsere Arbeitsblätter zuhause ausdrucken, um Papier zu sparen. Geht’s noch? Unsere Abrechnung.
Von Jonas Kürsch | Die beiden Parteiflügel von Boris Johnson und Liz Truss sind im Machtkampf um Downing Street Nr. 10 geschwächt worden, während der zentristische Mainstream-Flügel des neuen Premierministers Rishi Sunak gestärkt aus der Regierungskrise hervorgeht. Das hat allerdings nicht zu bedeuten, dass die Tories langfristig von ihrem bisherigen Kurs abrücken werden, denn Rishi Sunak sitzt alles andere als fest im Sattel.
Das neue Kabinett ist ein schwacher Kompromiss für alle Partien
Zuerst aber ein Lob: das Kabinett des neuen Premierministers und die neue Besetzung der Ministerämter ist aus strategischer Sicht geschickt gewählt. Liz Truss hatte ihrer Zeit den großen Fehler gemacht, die wichtigsten Kabinettsposten ausschließlich (oder zumindest größtenteils) mit Abgeordneten des Unterhauses zu besetzen, die ihren eigenen Ideen sehr nahestehen: das Gesundheitsministerium ging an ihre Vertraute Thérèse Coffey, das Finanzministerium ging an den Hardcore-Kapitalisten Kwasi Kwarteng, die anti-woke Kemi Badenoch ernannte Truss zur Handelsministerin und das Innenministerium wurde der erzkonservativen Suella Braverman anvertraut. Obwohl parteiinterne Gegner wie Tom Tugendhat und Penny Mordaunt in ihrem Kabinett ebenfalls integriert wurden, war klar zu erkennen, dass die prominentesten Regierungsämter entweder an die Vertreter ihres eigenen oder des ihr nahestehenden Johnson-Flügels verteilt wurden.
Truss’ riskanter Versuch, ohne den gegnerischen Flügel der Tories zu regieren, ist nachweislich gescheitert. Für Sunak muss daher von Anfang an klar gewesen sein, dass ein regierungsfähiges Kabinett ohne die Hilfe des Truss- und des Johnson-Flügels vollkommen ausgeschlossen ist. Deshalb hat er die wichtigsten Kabinettsposten unter den einzelnen Richtungsflügeln clever aufgeteilt: prominente Mitglieder der Truss-Regierung sind in einigen einflussreichen Ministerämtern verblieben, während derJohnson-Flügel und die Mainstream-Konservativen ebenfalls mit wichtigen Posten ruhig gestellt werden konnten – zumindest vorerst.
So klug dieser Schachzug im ersten Moment auch gewesen sein mag: Sunak ist nun der Premierminister eines politischen Patchwork-Kabinetts, dessen Mitglieder für drei unterschiedliche Teile der konservativen Wählerschaft Politik machen wollen. Die Minister der neuen Regierung kommen daher programmatisch nicht wirklich auf einen gemeinsamen Nenner. Der Premierminister muss schon jetzt mit angezogener Handbremse die Regierungsgeschäfte leiten, schließlich könnte eine weitere parteiinterne Revolte auch ihn binnen weniger Wochen den Kopf kosten.
Sunak ist bei seinen Parteimitgliedern und dem Wahlvolk unbeliebt
Hinzu kommt, dass große Teile der Parteibasis den amtierenden Premier noch immer als Königsmörder in Erinnerung behalten, denn schließlich markierte sein Rücktritt als Finanzminister den Anfang vom Ende der Ära Boris Johnson. Außerdem sollte man nicht die Wut jener Truss-Anhänger unterschätzen, die Sunak wegen seiner Sticheleien während der 40-tägigen Amtszeit der letzten Regierungschefin für den Umsturz ebenfalls mitverantwortlich machen. Auch parteiextern wird Sunak nicht gerade als Sympathieträger wahrgenommen. Für seine teuren Designeranzüge wurde er schon während der TV-Debatten zur Tory-Wahl im Sommer als dekadent verspottet. Der reichste Parlamentarier, ehemalige Hedgefonds- Manager und Schwiegersohn eines milliardenschweren indischen IT-Moguls wurde in der Vergangenheit immer wieder als bürgerfremder Karrierepolitiker skizziert. Unterstützt wird dieses Bild durch eine ältere Interviewaussage des Premierministers, in der er nonchalant davon schwadronierte, dass er keine Freunde aus der Arbeiterklasse habe. Auch seine Zeit als Finanzminister ist den meisten Menschen nicht gerade positiv in Erinnerung geblieben, schließlich sind die steigenden Lebens- und Energiekosten, unter denen die Briten seit etwa einem Jahr leiden, durch seine mangelhafte Finanzpolitik überhaupt erst in dem Ausmaße explodiert, das heute erkennbar ist. Hinzu kommen noch unzählige Finanzaffären der Familie Sunak, die seine Glaubwürdigkeit zusätzlich untergraben.
Auch die demokratische Legitimität seiner Regierung lässt sich noch stärker infragestellen als jene der Vorgängerregierung unter Liz Truss – denn diese ist wenigstens durch ein Mitgliedervotum der konservativen Partei bestätigt worden, während Rishi Sunak ohne weitere Gegenkandidaten in die Rolle des Premierministers „hineingerutscht“ ist.
Rishi Sunak hat ein Problem
Um es noch einmal zusammenzufassen: der millionenschwere Hedgefonds-Manager Rishi Sunak, der selbst keinen Kontakt mit der arbeitenden Bevölkerung des Landes hat, ist ohne Gegenkandidaten und Wahlverfahren zum Premierminister eines Landes mit hoher Inflation und zusammenbrechender Wirtschaft geworden, die er selbst als Finanzminister vor etwa zwei Jahren mitverursacht hat. Bekämpfen will er diese Krise mit möglichen Steuererhöhungen und einer asozialen Finanzpolitik, bei der die Bürger zur Kasse gebeten werden sollen. Dabei wird er von einem Ministerkabinett unterstützt, dessen politische Ansichten soviel gemeinsam haben wie ein Apfel und ein Fahrrad. In Anbetracht all dieser Fakten wird deutlich: auf Rishi Sunak kommt ein großes Problem zu.
Von Selma Green | Platsch – mit einem Mal schütteten die Extremisten den Inhalt der Dosen auf das Gemälde. Die Frauen klebten sich gleich darauf daneben, und eine rief: “Was ist mehr wert, Kunst oder Leben? Seid ihr mehr über den Schutz eines Gemäldes besorgt, oder über den Schutz unseres Planeten?” Es ist Freitag der 14. Oktober, und wieder einmal drehen Extremisten wegen des Klimawandels durch. Diesmal bekleckerten “Just Stop Oil”-Mitglieder in der National Gallery in London das 85 Millionen Euro schwere Van-Gogh Gemälde „Sonnenblumen” mit Heinz-Tomatensuppe, denn Öl und Gas seien an der Klimakrise schuld. Die Öl- und Gasindustrie trage laut der Extremisten auch Schuld an der Lebenserhaltungskostenkrise und daran, dass Menschen hungern – ach so, und deshalb fällt den Schlauköpfen nichts Besseres ein, als Tomatensuppe zu verschütten? Diese “Klimaproteste” werden immer abgedrehter und sind losgelöst von jeglichem gesunden Menschenverstand.
Einen weiteren Höhepunkt der absurden “Klimaproteste” bildet die Aktion der “Animal Rebellion”. Direkt nach der Tomatensuppen-Aktion, fluteten mehrere Mitglieder der “Animal Rebellion” Supermärkte in Großbritannien mit Milch. Das Ganze wurde auf Videos festgehalten: In einem dieser Videos entleeren zwei Frauen dutzende Milchkartons auf dem Boden eines Supermarktes. Daneben steht ein Junge mit einem Schild mit der Aufschrift “Plant based future”. Passend zu der hirnverbrannten Aktion der Extremisten schreibt die “Animal Rebellion” auf ihrer Website, dass sie gegen landwirtschaftliche Tierhaltung “protestieren”, weil die für Hungersnöte und den Klimawandel verantwortlich sei. Klar, bei drohenden Hungersnöten ist es vor allem wichtig, Milch zu verschwenden. Aber mal im Ernst: Wie sollen billige Tierprodukte eine Hungersnot auslösen? Warum sollen Menschen auf wichtige Lebensmittel verzichten, wenn sich das Klima verändert?
Die Tomatensuppe- und Milch-Aktionen zeigen doch nur eines: die Extremisten haben nicht mehr alle Tassen im Schrank. Die denken im Ernst, die Welt gehe morgen unter. Damit sind die Tomatensuppe- und Milch-Extremisten nicht allein, seit Wochen sorgen radikale “Klimaproteste“ auch in Deutschland für Ärger. Wie kann es bloß zu so einem Ausmaß an panischem Öko-Extremistentum kommen?
Andererseits: Was erwartet man von einer Generation, der ständig eingetrichtert wurde, dass der Klimawandel die Erde zum Explodieren bringt?
Meine Generation hat das volle links-grüne Programm abbekommen, wir wurden geradezu angestiftet, für die Öko-Ideologien protestieren zu gehen. In der Schule kann ich mich an keine Unterrichtsstunde erinnern, in der wir uns mit dem Thema Klimawandel sachlich auseinandergesetzt hätten, mehr noch glich der Unterricht einer Indoktrination. Meine Geschichtslehrerin war begeistert von Greta Thunberg. Durch diese Trulla, kam meine Klasse erst auf den Geschmack, bei Fridays for Future mitzuhüpfen. Im Geographieunterricht sollte uns ein Schaubild lehren, wie wir uns korrekt verhalten und sparsam fürs Klima leben. Auch das ermunterte uns Schüler, protestieren zu gehen. Im Unterricht sollten wir uns sogar Sprüche überlegen, die man bei einem Klimaprotest auf ein Transparent kritzeln könnte.
Nicht nur die Schule, auch Medien und der Mainstream tragen zur Panikmache bei. Das hat bei vielen prächtig funktioniert. Dieser Schaden meiner Generation wird allmählich sichtbar: angefangen mit den Fridays for Future Demos 2019 und nun durch die extremistischen Aktionen, wie die der “letzten Generation”, der “Animal Rebellion” und der “Just Stop Oil”-Gruppe.
Von Anna Graalfs | Seit Monaten hält China am “Zero-Covid-Regime“ fest, um die weitere Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Das heißt, tägliches Testen, sogar um in den Supermarkt zu gehen; uniformierte, mit Thermometern bewaffnete Männer, die sich vor Apartmentblocks tummeln und noch vieles mehr was sich im Großen und Ganzen als Coronadiktatur beschreiben lässt. Freiheit ist ein völliges Fremdwort für die chinesische Regierung. Es sei denn es geht darum, sich die Freiheit zu nehmen, sein Volk in der Scheinapokalypse verwahrlosen zu lassen. Es ist wohl offensichtlich, dass China mit ständigen lockdownartigen Zuständen Selbstmord begeht. Das chinesische Wirtschaftswachstum erreicht mit Ausnahme des Beginns der Pandemie den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1992. Aber vor Allem stellt das Regime eine dauerhafte mentale Belastung für die Bevölkerung Chinas dar. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass immer mehr in China lebende Deutsche, oder andere Emigranten, sich dazu entscheiden in ihr Heimatland zurückzukehren. Doch danach wieder nach China zurückzureisen, könnte schwieriger sein als sie sich erhofft haben.
Nach China zu reisen ist fast unmöglich
Die chinesische Regierung hat internationale Flugverbindungen immer noch über 95 Prozent zurückgestellt. Die steigende Anfrage hat die Flugpreise natürlich in die Höhe getrieben, sodass diesen Sommer fast kein Direktflug nach Shanghai unter 10.000 Euro möglich war. Transitflüge sind verboten, es sei denn man hält sich vor der Einreise nach China drei Wochen in einem Drittland auf. Diese Option ist jedoch auch nicht viel besser: Wenn man sich einmal positiv auf Covid testet, kann es noch Monate dauern bis man schlussendlich in die Volksrepublik einreisen darf, und nebenbei hat man auch noch mehrere Tausend Euro aus dem Fenster geworfen. Doch selbst wenn man negativ bleibt, ist die Einreise-Odyssee immer noch nicht vollendet. Eine Woche vor dem Abflug nach China, muss der Fluglinie jeden Morgen die gemessene Körpertemperatur geschickt werden, drei Tage später das Ergebnis eines Antigen-Tests. Auch das reicht noch lange nicht: Zwei Tage vor der Abreise muss das Ergebnis eines PCR-Tests vorgelegt werden, nur 24 Stunden später, und damit einen Tag vor der Abreise, das Ergebnis eines zweiten PCR-Tests. In China angekommen ist nichts mit Sightseeing. Dann geht es nämlich erstmal für sieben Tage in eines der “Quarantänehotels”, danach kommen noch drei Tage häusliche Isolation hinzu. Es klingt alles wie ein schlechter Witz den sich Karl Lauterbach hätte ausdenken können, doch das ist es nicht. Für alle nach China Einreisenden, und für die chinesische Bevölkerung selbst, ist es die brutale Realität des Regimes.
Immer mehr reisen aus
Aus China auszureisen ist dagegen deutlich beliebter. Seit Beginn der Pandemie setzt in der Volksrepublik ein wahrhafter Exodus ein: Grobe Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Zahl der ausländischen Manager und Fachkräfte in China halbiert haben soll. Zum einen liegt das daran, dass die Verfolgung von Minderheiten und andere geopolitische Spannungen wie in Hongkong und Taiwan Chinas Ansehen in der restlichen Welt abstürzen lassen haben. Aber das Null-Covid-Regime muss zumindest momentan den triftigsten Grund für die Ausländerflucht darstellen.
Gerade jetzt, wo man meint, die Welt fängt endlich an mit dem Virus zu leben, statt sich zu verbarrikadieren, muss das Heimweh bei Chinas Immigranten besonders stark sein. Natürlich, auch in Deutschland ist das Virus noch nicht aus den Köpfen der Bürger, vor Allem der Politiker. Im Fernverkehr und größtenteils auch im ÖPNV gelten weiterhin Maskenpflicht, sowie in Gesundheitseinrichtungen, wo zusätzlich auch ein Antigen-Test vorzuweisen ist. Das klingt lästig — aber im Vergleich zu Chinas Maßnahmen erscheint es wie ein Traum. Wenn man sich in China nicht einmal ohne positiven Test und Temperaturmessen in den Supermarkt begeben kann, sehnt man sich natürlich nach Maßnahmen wie es sie in Deutschland gibt.
Die Frage ist nur: Bleibt es bei uns dabei oder lässt sich unsere Regierung über den Winter noch ein paar zusätzliche Maßnahmen einfallen, nachdem sie erneut die Hysterie in Deutschland heraufbeschwört? Es heißt, dass die einzelnen Bundesländer Maßnahmen verschärfen könnten, wenn sie dies für nötig halten, 2- oder 3G-Regeln und Kontaktbeschränkungen, wie wir sie noch vom Anfang dieses Jahres kennen, seien aber nicht geplant. Aber mag sein das sich die Regierung noch irgendetwas sicher einfallen lassen, um die Bürger zu Hause zu lassen, wenn ihnen weitere Protesten gegen die momentane Energiepolitik zu Kopfe steigen.
Von Leon Hendryk | Das Motiv des Bösewichts der die Prinzessin entführen will, ist ein klassischer Bestandteil vieler altertümlicher Märchen und Sagen. Sogar in die Videospielgeschichte hat es dieses Klischee geschafft. Jeder Spieler des Nintendo-Klassikers Super Mario Bros. kennt Prinzessin Peach, die vom bösen Bowser entführt wurde und nun von Mario gerettet werden muss. Doch um eine neue Variation dieser Geschichte kennenzulernen, muss man weder ein Märchenbuch aufschlagen noch die Spielkonsole starten. Es reicht ein Blick in unser Nachbarland, die Niederlande.
Dort steht seit einigen Wochen die Prinzessin und Thronfolgerin Amalia, älteste Tochter des amtierenden Königs Willem-Alexander, unter verstärktem Polizeischutz nachdem bekannt wurde, dass die mächtige marokkanische Drogenmafia ihre Entführung plant. Amalia, die im letzten Jahr volljährig geworden war, plante eigentlich in diesem Herbst ihr Studium in Amsterdam aufzunehmen. Daraus wird nun erstmal nichts, denn sie darf ohne schwerbewaffnete Begleitung nicht einmal mehr ihr Haus verlassen. Doch was steckt hinter dieser Bedrohung? Warum wird ausgerechnet die Thronfolgerin des Landes von Kriminellen bedroht? Wer sind diese Leute? Um das zu erklären, muss man ein wenig weiter ausholen.
In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich in den Niederlanden und im nördlichen Belgien ein florierendes Drogengeschäft. Durch die wichtigen Häfen von Rotterdam und Antwerpen werden riesige Mengen an Kokain, Heroin und anderen Drogen in diese Länder geschmuggelt. Das so „importierte“ Rauschgift wird dann von den ansässigen Drogenhändlern in Empfang genommen und durch kriminelle Netzwerke in ganz Europa vertrieben. Zudem werden in den Niederlanden selbst große Mengen an synthetischen Drogen wie LSD und Crystal Meth hergestellt und ebenfalls in andere europäische Länder exportiert. Das Drogengeschäft ist extrem lukrativ und setzt jährlich mehrere Milliarden Euro um.
Ein beträchtlicher Teil des Drogengeschäfts wird von marokkanischen Banden kontrolliert, die sich aus dem hiesigen Einwandermilieu rekrutieren. Ähnlich wie in Deutschland, wurden auch in den Niederlanden in den 60er und 70er Jahren billige Arbeitskräfte aus der Türkei und dem Maghreb angeworben. Nachdem deren Fabriken dann in den 80ern endgültig Pleite gingen, blieben die angeworbenen Türken und Marokkaner natürlich weiterhin im Land. Linke Parteien sorgten dafür, dass sie schnell eingebürgert wurden und ebneten mit einer liberalen Migrationspolitik den Weg für hunderttausende weitere, die in den kommenden Jahrzehnten in die Niederlande zogen.
Schnell erkannten einige der Kinder der angeworbenen Arbeiter den Vorteil ihrer eingeschworenen und sprachlich vom Rest der Niederländer abgetrennten Gemeinschaft für das Durchführen illegaler Geschäfte. Insbesondere der hochprofitable Drogenhandel fiel so in ihre Hände. Nachdem allerdings sowohl die Konkurrenz als auch die Verfolgung durch die Polizei im Laufe der Zeit zunahmen, wurde das Milieu immer gewalttätiger. Auftragsmorde und regelrechte Bandenkriege wurden häufiger und in den letzten Jahren eskalierte die Gewalt regelrecht. Nachdem die niederländische Polizei den Marokkaner Ridouan Taghi, einen der wichtigsten Akteure der sogenannten „Mocro-Mafia“, festnehmen konnte, ordnete dieser aus dem Gefängnis heraus mutmaßlich weiterhin Morde an um seine Macht zu sichern. So wurden sowohl der Bruder eines Kronzeugen im Prozess gegen Taghi, sowie dessen Anwalt ermordet. Als vorläufiger Höhepunkt dieser Mordserie wurde im letzten Jahr auch der bekannte niederländische Journalist Peter de Vries auf offener Straße hingerichtet. Peter de Vries kannte Taghi und hatte kritisch über ihn und seinen Prozess berichtet. Der Mord an Peter de Vries demonstrierte eindrucksvoll die erschreckende Macht der marokkanischen Drogenmafia in den Niederlanden.
Nun ist also auch Thronfolgerin Amalia im Fadenkreuz der Mocro-Mafia. Der genaue Grund dafür ist unklar, möglicherweise war der Plan sie zu entführen um sie als Verhandlungsmasse einzusetzen und so Taghi aus dem Gefängnis freizupressen. Amalia ist mit ihrer Bedrohung übrigens nicht alleine. Auch andere wichtige Personen sind in Gefahr, so wie beispielsweise Premierminister Mark Rutte. Doch dass ausgerechnet ein achtzehnjähriges Mädchen, zudem Mitglied der Königsfamilie und Thronfolgerin, in solchem Ausmaß von der Drogenmafia bedroht wird schockiert viele Niederländer.
Der kontroverse niederländische Politiker Geert Wilders spricht aus was wohl nicht wenige Niederländer denken: Die Bedrohung von Prinzessin Amalia ist das Resultat jahrzehntelanger politischer Fehlentscheidungen. Wenn die Politik ihre Migrationspolitik fortsetzt und kriminellen Ausländern keinen Einhalt gebietet, werden Terror und Marokkaner-Mafia weiterhin florieren.
Es ist allerdings fraglich ob die Politik überhaupt dazu fähig ist. Die gigantischen Gewinne aus dem Drogenhandel haben eine große Anziehungskraft auf viele migrantische Jugendliche in den Niederlanden. Die Mafia kann auf riesige Mengen an nicht-westlich sozialisierten jungen Männer zurückgreifen, die wenig moralische Bedenken haben die niederländischen Gesetze zu brechen. Die arabische Sprache und Abgeschlossenheit der Gemeinschaften aus der sie kommen, macht es der Polizei zudem schwer Ermittlungserfolge zu erzielen. Doch die meisten Politiker entscheiden sich dafür, Symptombekämpfung zu betreiben, statt das Problem krimineller migrantischer Subkulturen an der Wurzel zu packen.
Martin Cohle und Larissa Fußer | Das Prequel der „Game of Thrones“-Serie hat unter den Apollo Autoren schon zu einigen hitzigen Diskussionen geführt. Um Handgreiflichkeiten zu vermeiden, wird der Kampf nun schriftlich ausgetragen. Lesen Sie hier das große „House of the Dragon“-Battle – kurz vor Veröffentlichung des Staffelfinales heute Abend.
PRO: Das Beste von Game of Thrones – neu interpretiert!
Von Martin Cohle | So gut wie alle „Game of Thrones“-Fans sind sich darüber einig, dass die letzten zwei Staffeln der wahrscheinlich großartigsten Serie unglaublich enttäuschend waren. Die Skepsis der Zuschauer war entsprechend mehr als gerechtfertigt, als die neue Prequel-Serie „House oft the Dragon“ angekündigt wurde. Die Fans, mich eingeschlossen, wollten nicht noch einmal enttäuscht werden. Mittlerweile sind neun von zehn Episoden von der neuen Serie erschienen und heute Abend kommt das große Finale.
Für mich ist die Serie eine äußerst positive Überraschung. Endlich sehen wir wieder politische Spielchen in Westeros, Intrigen, gut geschriebene Dialoge, komplexe Charaktere (die weder nur böse oder nur gut sind) – kurz: Wir haben es wieder mit einer qualitativ hochwertigen Serie zu tun, die die besten Teile von „Game of Thrones“ übernimmt und diese neu interpretiert und erweitert.
Ich kann deine Meinung Larissa, dass diese Serie „woke“ sei, nicht nachvollziehen. Es gibt starke weibliche und auch schwarze Charaktere, ja. Die Serie ist also divers und die entsprechenden Charaktere bekommen vielleicht auch größere Aufmerksamkeit und Rollen, als der Mittelalter-Touch der Serie erwarten lässt. Jedoch sind sie alle fantastisch geschrieben und man hat auch nicht das Gefühl, dass man sie aus rein politischen Gründen in die Serie aufgenommen hat.
Sie haben alle Motivationen, Geschichten, Gründe, warum sie so agieren, wie sie es tun und sie sind alle vielschichtig. Sie machen Fehler, treffen gute und schlechte Entscheidungen, machen moralisch gute und schlechte Dinge und sind allgemein sehr ambivalent. Das ist Menschsein! So sind Menschen und genau so müssen Charaktere geschrieben werden.
Ein gutes Beispiel für diese Komplexität ist Prinz Daemon. Er ist Bruder des Königs und ist auf der Oberfläche ein arroganter, zynischer Mann, der immer das macht, was er will. Wenn es jedoch um die Gesundheit seiner Familie geht, dann steht sie an erster Stelle und tut alles, um sie zu beschützen. Obwohl er arrogant und zynisch, kann man dennoch nicht sagen, dass er böse ist. Es gibt aber viele weitere Beispiele für gut geschriebene Charaktere, wie Alicent und Otto Hightower, Viserys der König oder auch Corlys Velaryon.
Der Plot ist ein typischer Konflikt zwischen zwei Häusern, in dem es um die Erbfolge geht und die man in der Geschichte und anderen Serien und Filmen schon recht häufig gesehen hat. Allerdings schafft es die Serie die Charaktere und die Welt interessant zu machen, indem sie die Geschichte nicht zu schnell erzählt. Die Serie lässt sich Zeit für kleine, intime Momente und damit auch um die Hauptfiguren zu entfalten.
Das ist aus vielen Gründen wichtig. Allerdings ist „Payoff“ das Schlüsselwort. Mit Payoff ist die Katharsis am Ende eines Films oder einer Serie gemeint, wenn der Konflikt zu Ende ist und man das Gefühl hat, dass sich die Serie gelohnt hat. Wenn die Figuren schlecht geschrieben sind und wenn sie einen kalt lassen, dann gibt es auch kein „Payoff“ oder Katharsis, denn sowohl „Game of Thrones“ als auch „House of the Dragon“ leben von diesen Charakteren und nicht unbedingt vom Plot.
Liebe Larissa, es ist traurig, aber das GoT-Prequel ist wohl einfach zu hoch für dich. Ich bin auf das Staffelfinale jedenfalls sehr gespannt!
KONTRA: Lame, eklig, woke – „House of the Dragon“ ist eine Enttäuschung
Von Larissa Fußer | Lieber Martin, ich freue mich ja, dass du eine Serie gefunden hast, die dir so richtig schön-spannende Couch-Abende beschert – aber ich frag mich doch sehr, was genau du an der „Game of Thrones“-Fortsetzung so unglaublich geil und geistreich finden willst. Und das sage ich dir nicht als Fantasie-Gegner, sondern als jemand, der nach drei Folgen „Game of Thrones“ in Folge schon mal überlegt hat, die vierte noch anzumachen und der heute noch manchmal auf dem Weg zur Arbeit die GoT-Titelmelodie hört, um sich in den richtigen Modus zu bringen.
Es stimmt, das Woke in der Serie nervt mich. Die können ja schwarze Charaktere reinholen wie sie wollen, aber es ist einfach lächerlich, wenn ein Volk, das in der Buchvorlage explizit als blass bezeichnet wird, plötzlich schwarze Haut hat – so wie es bei den Valyrians der Fall ist. Aber geschenkt – an solche irren Sachen gewöhnt man sich ja leider langsam. Viel schlimmer: diese Feministen-Rotzgöhre Prinzessin Rhaenyra Targaryen, die ja schon gerne Macht und Drachen haben will, aber jedes Mal rumheult, wenn sie im Gegenzug auch die Pflichten eines Thronfolgers erfüllen soll. Buhu, sie soll also aus strategischen Gründen heiraten und alle sind ganz gemein zu ihr, weil sie sie als weiblichen Thronfolger nicht akzeptieren. Ihre Nachfahrin Daenerys Targaryen war viel schlimmer dran – sie musste einen wilden Hunnen heiraten, der sie mehr oder weniger vergewaltigt hat und trotzdem hat sie sich danach über Staffeln ohne Murren zur mächtigsten Frau von Westeros hochgearbeitet. Nicht durch Jammern und Rumtrotzen – sondern durch Kampfgeist und Charme – und natürlich Machtgeilheit, wie sie wohl alle Targaryens von Geburt an besitzen.
Und das ist noch nicht alles: Mal ganz im Ernst, Martin – als der von dir hoch gelobte Daemon seine liebste Rhaenyra – die ganz nebenbei seine Nichte ist – zum ersten Mal gevögelt hat, ist mir richtig schlecht geworden. Die Schauspielerin sieht aus wie 14, während Daemon über 30 ist – ich kam mir vor, als würde ich Zeuge von Kindesmissbrauch werden! Dass Rhaenyra völlig angefixt im nächsten Moment ihren ebenso viel älteren Leibwächter zu sich ins Bett zieht, macht die Sache auch nicht besser.
Nun war ja Game of Thrones noch nie dafür bekannt, auf – wie soll ich sagen – ethisch vertretbaren Sex zu achten. Aber es ist für mich dann doch was anderes, ob (wie bei GoT) zwei erwachsene Geschwister miteinander in die Kiste springen oder ob ein Onkel seine Teenager-Nichte überwältigt. Wenn man auf Twitter dann noch die Fan-Posts zu dieser Inzest-Liebe sieht, dreht es einem richtig den Mangen um. Während Cercei und Jaime Lannister absolute Unsympathen waren, die eben auch noch eklige erotische Vorlieben hatten, feiert die GoT-Community den Inzest der Targaryens so, als wäre es die heißeste Liebesstory alles Zeiten. Tut mir leid, aber die haben sie doch nicht mehr alle.
Gut, das mögen für dich Details sein – aber selbst wenn man das alles ignoriert: Die komplexen Charaktere, von denen du berichtest, kann ich nicht sehen. Ich habe bisher für keine einzige Figur in der Serie Mitgefühl empfunden, wenn sie abgemurkst wurde. Einfach, weil die Charaktere kaum eingeführt werden und ich überhaupt keine Gelegenheit hatte, sie zu mögen, bevor sie abgeschlachtet wurden. „Game of Thrones“ hat es geschafft, dass man die Starks geliebt hat und jeder Mord einen bis ins Mark erschreckt hat. „House oft the Dragon“ kommt da einfach nicht heran.
Aber eines gebe ich zu: Das Staffelfinale werde ich trotzdem gucken. Es interessiert mich dann doch, ob die GoT-Macher noch irgendeinen Plot-Twist oder Schockmoment liefern. Falls eine zweite Staffel kommt, werde ich mir die aber, denke ich, schenken. Sorry Martin, aber für mich wirkt deine Liebe zu „House of the Dragon“ wie das Geschwafel von Vegetariern darüber, dass Fleischersatz ja fast genauso schmecken würde wie ein richtiges Steak. „House of the Dragon“ ist das Tofu-Äquivalent zu Game of Thrones – ich glaube, du hast vergessen, wie gut das Original war!