Von Boris Cherny | Zu den größten Verbrechen des Kommunismus zählt die Behandlung der (insbesondere ukrainischen) Bauern in der Sowjetunion. Der mörderische Akt der Aushungerung ganzer Landstriche sorgte für Millionen Opfer und prägt die Ukraine noch bis heute. Der sogenannte „Holomodor“ war eine organisierte Hungersnot – und auch ein Genozid, um den Widerstand der Ukrainer gegen den russischen Bolschewismus zu brechen.
Als 1917 die bolschewistische Revolution in Russland Einzug hielt, wurden schnell von ihren Führern die Klassenfeinde des kommunistischen Regimes ausgemacht. Neben den Intellektuellen und der wirtschaftlichen Elite, zählten auch wohlhabenden Bauern, die sogenannten Kulaken zu den größten Klassenfeinden. Vor allem in der Ukraine, die als „Brotkorb Europas“ bekannt ist, waren Kulaken ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Sie waren meist die Produktivsten Bauern der Regionen die sei bewohnten. Schon früh hatten sie unter verschiedensten Schikanen zu leiden. Aber auch die restlichen Bauern wurden von den Kommunisten mit Misstrauen betrachtet. Lenin hielt die kleinen privaten Betriebe der Bauern als Keim für Kapitalismus und die Bourgeoisie und Stalin hielt die Bauern für eine größten Gefahren für seine Macht.
Gewaltsame Kollektivierung und Entkulakisierung
11 Jahre nach der Revolution hatte die Nachfrage nach Getreide ein so hohes Niveau erreicht, dass Stalin den staatlichen Einzug von Getreide als eine Art Steuer einführte. Die Bauernschaft widersetzte sich diesen Maßnahmen größtenteils. Den Widerstand der Bauernschaft sah Stalin als Akt der politischen Sabotage an. Um bessere Kontrolle über die Bauern zu erhalten, wurde 1929 letztendlich die Kollektivierung der gesamten Landwirtschaft angeordnet. Alle Bauern sollten enteignet und in kollektive Farmen, die sogenannten „Kolchose“, integriert werden. Aus diesen politisch überwachten Kolchosen konnte Getreide direkt an den Staat abgegeben werden, zumindest in der Theorie.
Kombiniert mit der Kollektivierung wurde auch die Entkulakisierung beschlossen. Dieses drakonische Programm sollte reiche Bauern zuerst enteignen, und daraufhin sollten sie in entlegene Regionen für Zwangsarbeit deportiert werden. Da die meisten „Kulaken“ sowieso schon durch die massive Steuerlast verarmt waren traf die Entkulakisierung die gesamte Bauernschaft. Der Begriff „Kulak“ wurde deshalb auch ausgeweitet. Bauern konnten schon als Kulaken deportiert werden, weil sie früher einen Mitarbeiter in ihrem Betrieb beschäftigt hatten, oder im Sommer Korn auf dem Markt verkauften. Die Enteignungen wurden von den Dorfbewohnern (organisiert in sogenannten „Aktivistengruppen“) selbst durchgeführt, was oft zu Denunziationen und persönlichen Racheakten führte. Wurde nun eine vermeintliche Kulakenfamilie enteignet, wurde ihr meist alles genommen, selbst die Kleidung (Unterwäsche ausgenommen) zogen die Aktivistengruppen manchmal ein. Durch die chaotischen Bedingungen der Deportationen und Enteignungen starben mehrere Hunderttausend Menschen.
Widerstand der Bauern erfolglos – noch mehr Repressalien als Folge
Die grausamen Gewaltakte gegen die Bauernschaft führte zu einem großflächigen Bauernaufstand. In vielen Bezirken übernahmen Bauernräte für Wochen die Macht, bis die Macht der Bolschewisten gewaltsam wiederhergestellt wurde. Zu den Forderungen der Bauern gehörten Wiederherstellung einer freien Landwirtschaft und Beendigung des Sowjetischen Systems. Vor allem in der Ukraine, wo die Bauernaufstände besonders groß waren, waren die wirtschaftlichen und politischen Forderungen meist noch mit dem Ruf nach einer unabhängigen Ukraine gepaart. Die Niederschlagung der Revolte und die nachfolgenden Repressalien gegen die Landbevölkerung der revoltierenden Regionen (neben der Ukraine auch die Regionen des Nordkaukasus und Kasachstan) forderte weitere tausende Menschenleben.
Doch auch der Beendigung der offenen Konfrontation leisteten die nun meist in Kolchosen organisierten Bauern passiven Widerstand gegen Kollektivierung und die immer erdrückender werdende Steuerlast (allein vom Jahr 1931 auf 1932 stieg die eingezogene Getreidemenge durchschnittlich – mit Unterschieden je nach Region – um etwa ein Drittel an). Ganze Dörfer, samt Mithilfe des örtlichen Parteiapparats, entzogen sich den Steuern, indem sie falsche Zahlen an die Zentralverwaltung lieferten. Die Staatsführung reagierte prompt.
Große Hungersnot und Holodomor als „letzte Lösung“ der Regierung
1932 beschloss die Parteispitze, die aufständischen Regionen aushungern zu lassen. So wollte Moskau den Widerstand der Bauern brechen. Sogenannte Schwarze Listen für unbeugsame Dörfer wurden eingeführt. Die Versorgung dieser Dörfer wurde abgeschnitten, alle „Konterrevolutionäre“ wurden verhaftet, verschleppt oder hingerichtet, und im Falle dass die Maßnahmen „nicht wirkten“, wurde die gesamte Bevölkerung der Ortschaft deportiert. Die drakonischen Steuern und Repressalien führten dazu, dass kaum noch Getreide produziert wurde. Viele Dörfer in der UdSSR hatten überhaupt keine Nahrungs- oder Anbaureserven, da diese durch den Staat eingezogen.
In ihrer Verzweiflung versuchten viele Bauern in die besser versorgten Städte zu fliehen. Doch auch die Landflucht wollten die Kommunisten verhindern. Deshalb wurden ein Inlandspass und eine Zwangsregistrierung verordnet. Fast alle flüchtenden Bauern konnten somit in ihre Heimatregionen zurückgebracht werden – und wurden zum Sterben zurückgelassen. Verzweifelte Eltern versuchten zumindest ihre Kinder in den Städten zu verstecken, doch auch die wurden durch speziell organisierte Dienste wieder deportiert. Zusätzlich zum staatlichen Morden, verbreiteten sich Krankheiten wie Typhus rasant unter der Bevölkerung. Die unmenschlichen Lebensbedingungen führten auch zu Kannibalismus. Die Sowjetische Regierung sah sich sogar gezwungen Plakate drucken zu lassen, die Bevölkerung daran erinnern sollten, dass das Essen der eigenen Kinder falsch ist. Der besondere Zynismus der Regierung lässt sich an ihrer Handelspolitik ablesen. Während im eigenen Land Millionen Menschen verhungerten, exportierte die Sowjetunion 1933 18 Millionen Doppelzentner Weizen an das Ausland.
Zwischen 5,7 und 8,7 Millionen Menschen starben während der großen Hungersnot 1932/33, davon 3,3 bis 5 Millionen alleine in der Ukraine. Manche Ortschaften mit einst mehreren Tausend Einwohnern hatten Ende 1933 nur noch einige Dutzend Bewohner. Auch wenn nicht ausschließlich die Ukraine von der Aushungerung betroffen war, wurde insbesondere die ukrainische Nationale Bewegung durch den Holodomor gezielt angegriffen. Dieses beispiellose Verbrechen führte aber langfristig zu einem Erstarken des ukrainischen Nationalgedanken, und ist auch ein Grund für die starke Ablehnung einer Union mit Russland, immerhin hat die letzte Vereinigung solcher Art zum Tod von 5 Millionen Ukrainern geführt.
Von Jonas Aston | Schon 2011 als Ursula von der Leyen noch Arbeitsministerin war, forderte sie als Konsequenz aus der Euro-Krise den Ausbau der politischen Union in Europa: „Mein Ziel sind die Vereinigten Staaten von Europa“, erklärte sie voller Überzeugung. Heute ist von der Leyen Kommisionspräisdentin und arbeitet mit Hochdruck an ihrer Vision. Und natürlich hängt auch die Ampel-Regierung dem Traum des europäischen Bundesstaates an. Laut Koalitionsvertrag möchte die Bundesregierung sich für einen verfassungsgebenden europäischen Konvent einsetzen, um die Europäische Union „zu einem föderalen europäischen Bundesstaat“ weiterzuentwickeln. Doch die deutsche Politik und auch weite Teile der Gesellschaft jagen einer Chimäre nach.
Der Historiker Heinrich August Winkler schreibt, dass Europa nach dem zweiten Weltkrieg für viele Deutsche eine Art Ersatzvaterland geworden ist. Aus der Selbstzerstörung des eigenen Staates habe man geschlussfolgert, dass der Nationalstaat als solches obsolet ist. Die Deutschen versuchen sich der Schmach von zwei verlorenen Weltkriegen und der Auslöschung von 6 Millionen Juden durch die Flucht nach Europa zu entfliehen
Die Definition dessen, was Europa ist, stammt aus der Antike. Der Grieche Herodot bezeichnete im 5. Jahrhundert damit das Territorium der damals bekannten Welt zwischen Asien und Afrika. Der Begriff hatte eine rein geographische Konnotation. Eine politische oder kulturelle Identität ging mit dem Begriff Europa nicht einher. Zwischen den europäischen Völkern gibt es keinerlei einenden Kitt. Das zeigt paradoxerweise auch die Einführung des Euros. Im Römischen Reich war das Abbild des Kaisers Augustus auf den Münzen Symbol für Zusammenhalt und Zusammengehörigkeit. Die Konstrukteuere des Euros fanden offenbar kein vergleichbar symbolkräftiges Gebäude, geschweige denn eine in ganz Europa angesehene Persönlichkeit.
Zusammenhalt stiftete die Religion, zumindest in einem gewissen Maße. Europa ist das christliche Abendland. Dennoch trennte sich das orthodoxe Byzanz vom katholischen Weströmischen Reich nicht zuletzt aus religiösen Gründen. Die Grenze zwischen griechisch-othodoxen und römisch-katholischem Glauben ist heute noch spürbar. Eine zweite kulturelle Grenze erstarkte durch die Reformation. Bis heute sind die protestantischen Staaten wirtschaftlich erfolgreicher als die katholischen Staaten. In der Entwicklung war der Norden dem Süden Europas stets einige Jahrzehnte voraus.
Die Feindschaft zwischen den christlichen europäischen Staaten ging sogar soweit, dass gelegentliche Kooperationen (z.B. Frankreich) mit dem Osmanischen Reich zustanden kamen. Aus zwei Schlachten könnten die Europäer heute aber eine gemeinsame Identität ziehen. Bei der Schlacht von Tours & Poitier und der Belagerung Wiens standen die Europäer zusammen und verhinderten die Arabisierung und Islamisierung des Abendlandes.
Doch bei wachsenden muslimischen Minderheiten in Westeuropa und diversen Parteien, die genau diese Zuwanderung befürworten (und zwar gerade jene, welche die Einigung Europas anstreben), ist eine Einigung Europas als christlicher Okzident als Gegenmodell zum islamischen Orient völlig undenkbar.
1945 war die Chance für die Einigung Europas so hoch wie nie zuvor. Mitte des 20. Jahrhunderts standen die Zeichen in ganz Europa auf Neuanfang. Hinzu kommt, dass die EU der 6 ziemlich genau in den Grenzen des einstigen Frankenreichs liegt. Als die Franzosen sich dann aber den Plänen zur Errichtung einer gemeinsamen Armee verweigerten wurde klar, dass es mit der europäischen Einigung schwer werden würde. 1973 wurde die Möglichkeit mit der Erweiterung von Großbritannien, Irland und Dänemark dann endgültig ausgeräumt. Die EU der 6 war mit diesen Ländern nie zuvor staatlich vereint.
Die nun in aller erster Linie stark aufkeimenden Wünsche nach einem vereinten Europa widersprechen dem seit dem 19. Jahrhundert anhaltenden Trend in Europa völlig. Im Abendland erwachte das Nationalbewusstsein. 1821 probten die Griechen den Aufstand gegen die osmanische Herrschaft. Später strebten auch die Serben, Bulgaren und Rumänen ihre Loslösung aus dem Vielvölkerstaat an. 1866 endete die Dreiteilung Italiens in sizilianisches Königreich, Kirchenstaat und den nördlichen Staaten (die abgesehen von Venedig einst zum Heilig-Römischen-Reich deutscher Nation gehörten. 1871 machte Bismarck es Grimaldi (dem italienischen Einiger) nach und ermöglichte den Deutschen durch sein geschicktes Handeln die Reichseinigung.
Auch im hohen Norden war der Wunsch nach nationaler Selbstbestimmung groß. Norwegen lebte seit über 500 Jahren entweder in einer Union mit den Schweden oder mit den Dänen. 1905 entschied sich Norwegen dann für die Unabhängigkeit und löste sich aus der schwedischen Personalunion. Nach dem ersten Weltkrieg zerfielen die Vielvölkerstaaten von Österreich-Ungarn und dem osmanischen Reich in ihre nationalen Einzelteile. Böhmen und Mähren, die seit 895 erst Teil des ostfränkischen Reiches, dann Teil des Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und seit 1526 lebte Böhmen und Mähren in einer Personalunion mit den Habsburgern. Nichtsdestotrotz strebten die Tschechen seit Ende des 19. Jahrhunderts die nationale Souveränität an, die sie 1918 auch erreichen sollten.
Tschechien ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass der Trend zur Selbstbestimmung und eher kleinen staatlichen Einheiten ungebrochen ist. Die Tschechoslowakei, die in Folge der Pariser Vorortverträge entstand, wurde 1993 wieder aufgelöst. Der Vielvölkerstaat Jugoslawien scheiterte und zerfiel in Folge eines blutigen Krieges. Spanien kämpft heute mit Autonomiebewegungen in Katalonien und Im Baskenland. In Belgien wollen die Wallonen nicht mit den Flamen in einem Verbund leben. Nachdem sich 1921 bereits Irland von Großbritanien abspaltete, gibt es Schottland rund 100 Jahre später dieselben Bestrebungen. Die heutige Lega-Partei entstand einst aus Unabhängigkeitsbestrebungen von Norditalien.
Wer also heute fordert, dass die Tschechen mit den Zyprioten in einem Staat leben sollen, obwohl die nicht einmal mit den ihnen sehr ähnlichen Slowaken zusammenleben, der rennt einer Utopie nach. Jürgen Habermas schreibt: „Die anhaltende politische Fragmentierung in der Welt und in Europa steht im Widerspruch zum systemischen Zusammenwachsen in einer multikulturellen Weltgesellschaft und blockiert Fortschritte verfassungsrechtlichen Zivilisierung der staatlichen und gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse“.
Damit verkennt Habermas die Realität, denn Völker und Menschengruppen fühlen sich nicht aus objektiven Gründen zueinander zugehörig, sondern aus Gründen der Sprache der Ethnie und/oder gemeinsamen Geschichte. Und das wird sich auch nicht ändern, wenn sogenannte Intellektuelle dies für rückschrittlich und ewiggestrig halten.
Von Selma Green | „Hey, Hey – wer nicht hüpft, der ist für Kohle!“ Vor gerade einmal drei Jahren sprangen hunderte deutsche Schüler auf Straßen herum und schrien: „Kohleausstieg jetzt!“ Tja, jetzt sitzen die Grünen in der Regierung und verwirklichen genau diesen Traum. Das erwartbare Ergebnis dieser Träumerei kam noch schneller, als man erwartet hat:
Strompreise, die durch die Decke gehen, und keine sichere Energieversorgung für den Winter. Uns könnte sogar ein Blackout drohen – und da diskutiert man allen Ernstes immer noch über die Laufzeitverlängerung der AKWs. Liebe Regierung – habt ihr vergessen, dass ihr dafür verantwortlich seid, im Wohle des Volkes zu handeln?
So scheint es zumindest, wenn man sich den ganzen Energiespar-Quatsch anschaut – der soll jetzt ernsthaft die Lösung der Energiekrise sein. Statt AKWs am Netz zu halten, sollen wir uns „Energiespar-Duschköpfe“ zulegen, wie Habecks Wirtschafts- und Klimaministerium überall plakatiert. Unsere Regierung will laut einem neuen Entwurf von Anfang September bis Ende Februar, dafür sorgen, dass es überall kalt und dunkel wird. Denkmäler und Gebäude sollen nicht mehr beleuchtet werden, es gibt kein warmes Wasser oder Temperaturen über 19 Grad mehr in öffentlichen Gebäuden und die Werbeanlagen dürfen von 22 bis 6 Uhr nicht mehr leuchten. Durchgänge wie Flure und Foyers sollen nicht mehr beheizt werden und Türen im Einzelhandel geschlossen bleiben. Und jetzt denken Sie ja nicht, dass Sie in Zukunft zumindest noch private Pools beheizen dürfen.
Wir sollen im dunklen frieren, um das Ziel zu erreichen bis zum Frühjahr 2023 20 Prozent der Energie einzusparen. Das kündigte genau der Robert Habeck an, der sich gegen eine Laufzeitverlängerung der AKWs aussprach. Das Volk soll eher frieren und sparen, bevor die Grünen sich eingestehen müssen, dass Deutschland ohne AKWs und Kohlekraftwerke aufgeschmissen ist. Die Freitage-für-die-Zukunft-Kinder werden bald hüpfen müssen, um sich warm zu halten.
Ihre Rufe nach einer guten Zukunft sind jetzt plötzlich verstummt. Komisch – sind sie jetzt nicht mehr dafür, dass wir eine Zukunft haben sollen? Ist es nicht gerade diese Energiepolitik, die unsere Zukunft zerstört? Ich will jedenfalls nicht wie ein Höhlenmensch leben müssen. Ich will auch nicht in der Schule oder zu Hause bei den Hausaufgaben frieren müssen.Was kommt in Wirklichkeit auf uns zu, wenn es zum Blackout kommt? Gewiss mehr als nur ein bisschen frieren, da hilft bestimmt auch kein Waschlappen. Aber ich will mir das gar nicht ausmalen, welches Elend uns erwarten könnte. Dazu bin ich zu jung. Aber auch ohne Blackout preschen die Strompreise jetzt schon so stark in die Höhe, dass es sich manche Bürger gar nicht mehr leisten können. Gerade im Winter ist genügend Energie lebenswichtig. Und der von den Grünen aufgetischte Plan zu sparen ist nichts weiter als ein schlechter Witz. Meine unmittelbare Zukunft ist jetzt akut in Gefahr – doch FFF und co. können sich wohl nur um eine ferne, hypothetische Zukunft sorgen, die auf unnahbaren, theoretischen Modellen dargestellt wird.
Ernsthafte Lösungen sind gesucht, die uns aus der Krise holen. Aber so etwas gibt es offenbar in Deutschland nicht mehr. Wirkliche Lösungen sind out, man klebt nur noch Pflästerchen. Wenn dicke Löcher in den Straßen sind, dann werden sie nicht mehr repariert, sondern man stellt ein Schild auf: „Achtung Straßenschäden“, so läuft es überall.
Die Antwort der grünen Politiker zeigt, wie die Arroganz mit ihnen durchgeht und dass ihre Ideologie ihnen wichtiger als das Wohl des Volkes ist. Dazu passt der Satz von Marie Antoinett kurz vor der französischen Revolution, “Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen”.
Und überhaupt: Früher oder später müssen wir uns an die AKWs wieder heranwagen, also warum nicht jetzt? Nicht der Klimawandel zerstört unsere Zukunft, nein es ist die grüne Energiepolitik und die grünen Politiker, denen wir egal sind.
Von Luca Tannek | Im Winter 2020/21 beschloss die damalige Bundesregierung unter CDU und SPD, dass erneut ein bundesweiter Lockdown in Kraft tritt. Einzelhändler, Gastwirte und Hoteliers mussten ihre Geschäfte dicht machen. Viele Geschäftsleute gingen Pleite, andere wiederum mussten sich hoch verschulden, um über die Runden zu kommen. Ein Alptraum für jeden Unternehmer. Zurück blieben nasse, kalte, und vor allem dunkle Straßen.
Solch eine Dunkelheit wird mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen Winter ein Comeback feiern. Ab dem 1. September gilt nämlich die Energieeinsparverordnung. Das Bundeswirtschaftsministerium – geleitet von Bundesmisswirtschaftsminister Robert Habeck- will dem Einzelhandel vorschreiben , dass von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens die Schaufenster nicht beleuchtet sein dürfen. Ebenso dürfen Türen und Fenster nicht dauerhaft geöffnet sein.
Diese Verordnung ist an Absurdität nicht fassen. Deutschland, die viertgrößte Volkswirtschaft weltweit, muss Energie sparen. Und warum? Weil Dank inkompetenter Regierungen weder eine sichere, noch eine kostengünstige Energieversorgung gewährleistet wurde. Das ist sie nun also, die „Energiewende“. Von Rot und Grün eingeleitet – und nun praktiziert.
Ob durch grüne Ideologie nun Strompreise explodieren, Deutschlands Straßen wegen fehlender Beleuchtung unsicherer werden, oder der Staat Unternehmer plötzlich zum Strom sparen nötigt, interessiert wohl nur den Normalbürger. Für Regierungsvertreter läuft alles nach Plan. Es ist ja fürs Gute, oder nicht? Weil wir wollen ja die Energiewende nicht aufgeben, nicht die bösen Atomkraftwerke anlassen. Es ist also gut, wenn Frauen mit mulmigem Gefühl nachts durch dunkle Straßen spazieren müssen. Es ist gut, wenn Einzelhändler nachts nicht für ihre Produkte werben können. Es ist gut, wenn düstere Straßen nicht mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt sind und Fußgänger beim Anblick einer beleuchteten Krippe kein hoffnungsvolles und warmes Gefühl bekommen.
Wer das kritisiert, ist rechtsradikal. Oder Verschwörungstheoretiker. Oder gar beides. Mit dem GroKodil lernten wir bezüglich Covid-19 das Konzept „nationale Kraftanstrengung“ bereits kennen. Die Ampel setzt nun unsere trainierten Verzichts- und Bevormundungskompetenzen voraus. Also: Sollten Sie diesen Herbst zu später Stunde nach 22 Uhr einen Spaziergang unternehmen, vergessen Sie bitte nicht eine Taschenlampe.
Von Johanna Beckmann | „Ein doppelter Lichtblick für die Welt“ und „Jetzt sind wir Futter für die Raubtiere“, dies sind Artikelüberschriften aus dem deutschen Magazin „DER SPIEGEL“. Ticken wirklich alle Amerikaner so? Wie viele der Menschen in Ohio denken, lernte ich in meinen diesjährigen Sommerurlaub.
Dieses Jahr verbrachte ich zwei Wochen meiner Sommerferien auf einem Roadtrip durch Ohio. Und es war nicht so langweilig, wie man es von einem Bundesstaat, der zu 44 % aus Ackerland besteht, erwartet hätte. Natürlich war es nicht immer spannend, da oft nur Felder und vereinzelte Häuser von Farmern zu sehen waren, aber den Lebensstil und die Einstellungen der Menschen zu sehen war keines Wegs langweilig. Während ich im Auto saß, wurde mir der riesige Unterschied zwischen diesem einsamen Ort und Städten, wie zum Beispiel Washington DC erst so richtig bewusst. Mir wurde klar, wie unterschiedlich der Lebensstil eines Farmers, zu dem der Städter ist. Für mich war es unvorstellbar, dass in einem Land, Menschen leben deren Lebensstil sich wie Tag und Nacht unterscheidet. Dadurch, dass mir das Leben der Menschen in Ohio sehr abgeschottet vorkam, war ich ziemlich überrascht, als ich erfuhr, dass sogar einflussreiche Persönlichkeiten aus Ohio stammten, darunter sind sieben ehemalige US-Präsidenten, Neil Armstrong, Steven Spielberg und Thomas Edison. Aus dem einsamen Ohio kommen also nicht nur Farmer und die Menschen, die ich getroffen habe, stehen deswegen beispielhaft für Personengruppen, die es genau so in fast jedem Bundesstaat gibt.
Und trotzdem ist alles sehr weiträumig und wir konnten die langen Autofahrten nicht umgehen. Während dieser langen Fahrten erblickte ich am Straßenrand auf Feldern immer wieder große Trump Plakate. Schilder mit der Aufschrift „Trump 2024!“ schmückten auch Vorgärten und Scheunen. Meine Überraschung wurde vor allem davon hervorgerufen, dass ich in Deutschland immer wieder Artikel laß, die Überschriften, wie „Ein doppelter Lichtblick“ trugen. Einer dieser Lichtblicke soll Joe Biden sein. Vom benannten Lichtblick habe ich in den gesamten zwei Wochen kein einziges Plakat gesehen. Das verwunderte mich sehr. Ich wusste zwar, dass die Wahrnehmung von anderen Ländern auf die USA positiver geworden ist seit Biden regiert. Die Wahrnehmung hat sich laut der Spring 2021 Global Attitudes Survey sogar um 28 % verbessert. Wie die Amerikaner Biden wahrnehmen, wusste ich nicht.
Ist Biden für die Amerikaner auch ein Lichtblick? Und warum stellen sie so viele „Trump 2024!“-Schilder auf? Ohio hat zwar bei der letzen US- Wahl republikanisch gewählt, das kann aber keine Begründung, dafür sein, dass ich keine demokratischen Plakate gesehen habe, da Ohio einer der wichtigsten Swing States der USA ist. Von 1964 bis 2021 galt sogar der Spruch: „Wer Ohio gewinnt, gewinnt die US-Wahl.“ Seit 1964 wurde immer der Kandidat Präsident, der Ohio gewann, das galt aber nur bis Biden kam.Es würde sich daher sogar lohnen Werbung für die demokratische Partei zu machen, denn dort ist es nicht so wie in Utah, wo seit 1964 nicht mehr mehrheitlich demokratisch gewählt wurde. Dann fand ich heraus, dass laut einer Studie von GALLUP die US-amerikanische Bevölkerung nach 552 Tagen im Amt, Trumps Arbeit zu 41 % guthieß und Bidens nur zu 38 %. Das ist zwar ein sehr geringer Unterschied, dennoch würde Trump nach der aktuellsten Umfrage von Real Clear Politics eine erneute Wahl gegen Joe Biden sogar mit fünf Punkten Vorsprung gewinnen. Es könne also sein, dass Biden für die Amerikaner gar nicht der Lichtblick ist, für den wir Deutschen ihn halten und sie deswegen so viele Trump Plakate aufstellen. Außerdem ist sehr wahrscheinlich, dass ich die gleichen Beobachtungen auch in anderen Staaten hätte machen können.
Da die Amerikaner Meister im Plakate aufstellen und politische Statements nach außen tragen sind, begegneten mir auf den langen Autofahrten nicht nur Trump Plakate, sondern auch sehr viele Schilder mit der Aufschrift „Choose Life!“. Zuerst nahm ich die Plakate nur wahr und verglich sie mit den Artikeln, die ich in Deutschland sah, wie zum Beispiel „Jetzt sind wir Futter für die Raubtiere.“, aus dem Magazin „DER SPIEGEL“. Im Spiegel-Artikel wurde die Entscheidung des obersten Gerichtshofs ein früheres Urteil, dass ein Recht auf Abtreibung eingeführt hatte, wieder zu kippen durch interviewte Frauen aus Texas kritisiert.
Als ich dann ein Museum besichtigte, in dem Menschen, die in der Bibel thematisierte Arche Noah nachgebaut hatten, begann ich über das Thema nachzudenken. Ich fand es verwunderlich, dass die Menschen Pro Life Oberteile trugen und man diese auch erwerben konnte. Ich staunte, dass sie weder komisch noch überhaupt besonders angeguckt wurden. In Deutschland wäre das undenkbar. Und dann als ich gerade das Museum verlassen wollten, erfuhr ich von einem Konzert der „3 Heath Brothers“. Ich beschloss, dort hinzugehen. Die „3 Heath Brothers“ sind drei Jugendliche, die christliche Musik spielen. Als ich in den Saal kam, der mehr Sitzplätze als eine durchschnittliche Kirche in Deutschland hatte, war es voll und ich bekam einen Platz in der vorletzten Reihe. Ich war selbst schon oft in Gottesdiensten, aber den Enthusiasmus der amerikanischen Christen sucht man in Deutschland vergebens. Um so spannender wurde es als der Titel „We choose life“ gespielt wurde. In dem Lied ging es darum, dass die Sänger finden, dass Abtreibung nicht richtig ist. Die Menschen standen auf, hoben ihre Hände und am Schluss bejubelten sie die Sänger sehr laut.
Es war keine kleine Menschenmenge, es waren mehr als es in meiner Gemeinde Gottesdienstgänger gibt. Bevor ich das erlebte war mir nicht klar, wie viele Menschen dem obersten Gerichtshof mit der Entscheidung das Abtreibungsgesetz zu kippen zu stimmten. Die klatschenden Frauen sahen glücklich aus und keines Wegs, wie das Futter von Raubtieren. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrung machen durfte und dennoch stand ich nicht und riss auch nicht meine Arme nach oben. Ich wollte es zu diesem Zeitpunkt nicht und möchte mich auch immer noch nicht zu diesem sehr schwierigen Thema positionieren. Ich finde aber, dass in den deutschen Medien nicht vergessen werden darf, dass es Menschen gibt und das nicht wenige, die der Entscheidung des obersten Gerichtshofs zustimmen.
Es ticken also nicht alle Menschen so wie in „DER SPIEGEL“ thematisiert und einige dieser Menschen habe ich während meines Sommerurlaubs getroffen. Überraschend fand ich eher weniger, dass es die Menschen gibt, die nicht so ticken, wie die deutschen Medien. Was mich überraschte, war die Vielzahl dieser Menschen. Das zu lernen wäre für mich in den deutschen Medien fast unmöglich gewesen, da die Berichterstattung in Deutschland sehr einseitig ist. Es gibt zum Beispiel das Interview mit der Texanerin, die sich als Futter für die Raubtiere betitelt, aber gibt es im Magazin „Der Spiegel“ auch ein Interview mit einer Frau, die glücklich über die Entscheidung des obersten Gerichts ist. Nein! Man sollte nicht erst in die USA reisen oder amerikanische Medien zur Hilfe nehmen müssen, um die amerikanische Realität kennenzulernen. Ich würde mir wünschen, dass wir dafür Gebrauch von den deutschen Medien machen können.
Von Larissa Fußer | Mein Handyladung stand auf 10 Prozent. Das Nachrichtenlesen auf unser griechischen Sonnenterasse hatte mir meinen Akku leergesaugt – genervt suchte ich nach meinem Aufladekabel und steckte schließlich mein Handy an die weiße Vorrichtung. Nichts. Hatte sich Sand in meinem Ladezugang angesammelt? Konnte eigentlich nicht sein, wir haben hier ja Kiesstrand. Ideenlos pustete ich trotzdem auf die Unterseite meins Handys. Doch es fing immer noch nicht an zu laden. Jetzt war ich langsam genervt. Ein Wechsel der Steckdose, ein anderes Ladekabel, ein Neustart des Handys – nichts half. Als ich schließlich einigermaßen gereizt den Kühlschrank öffnete, um mir einen Saft zu holen, stockte ich. Im Kühlschrank war das Licht aus und er kühlte auch kaum noch. Ich lief zu verschiedenen Lichtschaltern im Apartment und versuchte, sie anzuschalten. Nada. Kein Strom. Nirgends. Da ging mir ein Licht auf beziehungsweise aus: Wir hatten einen Stromausfall.
Es war nicht der erste. Schon zwei mal hatten in den letzten Tagen die Cafébesitzer am Strand plötzlich nur noch Salate statt Buletten verkauft, weil ihnen für ein paar Stunden der Strom fehlte. Abends, wenn ich vom Strand zurück in den Ort lief, war aber immer wieder alles normal gewesen. Nun erlebte ich den Stromausfall zum ersten Mal abseits des Strands. Mürrisch putze ich mir in einem stockdüsteren Bad die Zähne und schloss mein Handy an die Powerbank an. Das funktionierte dann.
Auf dem Weg zum Strand ging ich in einen kleinen Supermarkt, um mir Essen zu kaufen und sah die griechische Ladenbesitzerin schimpfend mit Verlängerungskabeln hantieren. Als sie schließlich zwei Kabel zusammensteckte ging das Licht im Laden und in den Kühlregalen wieder an. Offenbar hatten die Supermärkte Notstromaggregate. Anklagend hob die alte Griechin die Arme in die Höhe. Ich versuchte ihr auf Englisch zu sagen, dass bei uns auch der Strom ausgefallen war. Sie hob kurz den Kopf, um mich anzusehen, dann aber kam ein alter Grieche in den Laden, auf den sie sich sofort schimpfend stürzte.
Ich verließ den Supermarkt und ging ein paar Meter weiter in ein Reisebüro, das nur deshalb nicht komplett dunkel war, weil durch die große Glasfassade noch genug Licht fiel. „What’s going on?“, fragte ich den Herren am Schalter. Aufgebracht erzählte er mir, dass es diesen Sommer ständig Stromausfälle gebe. Die Ursachen seien nicht ganz klar. Man munkle, dass ein Brand im Nachbarort Schuld sei, er halte von dieser Theorie aber nichts. „Früher gab es hier sowas nie“, sagte er. „Ich kann nicht arbeiten, ich habe kein WLAN, selbst das mobile Internet funktioniert nicht mehr richtig.“ Wütend deutete er auf seinen schwarzen Computerbildschirm. „Meistens werden wir vorher angerufen, wenn sie den Strom cutten. Dann sagen sie, es muss was repariert werden, deswegen gibt es morgen zwischen 8:00 und 13:00 Uhr keinen Strom. Aber heute wurden wir überrascht.“ Er telefoniere schon den ganzen Tag herum, um zu erfahren, was los sei, aber niemand wisse was. Deswegen könne er mir leider überhaupt nicht helfen.
So langsam machte sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend breit. Als ich wieder auf die Straße ging und in Richtung Meer spazierte, sah ich über die ganze Strecke nur dunkle Läden. Überall schlugen Griechen die Hände über dem Kopf zusammen, schimpften und telefonierten. Der Strom war offenbar im ganzen Ort futsch. Meine Hand bewegte sich zum Handy in meiner Tasche, das immer noch an der Powerbank hing. Für ein bis zwei Handyladungen würde der Akku noch reichen, dann aber war Sense. Kurz flackerte die Angst in meinem Bauch auf. Erwartet uns so etwas demnächst auch in Deutschland? Hier in Griechenland ist es ja immerhin warm und die Supermärkte sind offenbar an Stromausfälle angepasst – doch was mach ich denn im Dezember in Berlin?
Ein paar Momente später saß ich mit meinen Freundinnen im Strandcafé. Bei einem griechischen Salat planten wir die Apokalypse. „Wir müssen einfach schnell sein“, sagte meine eine Freundin. „Am besten buchen wir sofort ein Flugticket – solange unsere Handyladung das noch mitmacht.“ „Aber funktionierten die Flughäfen überhaupt noch ohne Strom?“, fragte die andere. Kurz guckten wir uns starr an. „Dann fahren wir halt Auto, das Benzin reicht bis nach Polen – und da gibt’s wieder Strom“, sagte ich. „Die Idee werden auch andere haben“, merkte eine Freundin an. „Wir sollten dann unbedingt Schleichwege nehmen.“ Mir war zum Lachen und Weinen gleichzeitig zumute.
„Wir werden dann Krisenberichterstatter“, sagte meine Apollo Kollegin Pauline später zu mir, als wir vom Strand in den Himmel blinkten. „Ja“, schmunzelte ich. „Aber von Malle aus. Wir können dann ja Drohnen nach Berlin schicken und uns die Lage per Video ansehen. Das wird schon.“ Nach fünf Stunden kam der Strom zurück. Die Apokalypse war vorerst aufgeschoben.
Von Leon Hendryk | Als verantwortlicher Bürger dieses Landes konsumiere ich ausschließlich unsere deutschen Qualitätsmedien. Qualitätsmedien sind die Medien, die dafür sorgen, dass der Zuschauer oder Leser immer die richtige Meinung hat und niemals die falsche. Falsche Meinungen sind nämlich gefährlich. Nur was von unserem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den anderen großen Mainstreammedien veröffentlicht wird, kann uneingeschränkt Glauben geschenkt werden. Alle anderen Medien sind hingegen gefüllt mit rechten Verschwörungstheorien und sonstigen dummdreisten Unwahrheiten. Woher ich das weiß, obwohl ich sie gar nicht lese? Na, aus unseren Qualitätsmedien natürlich!
Die Qualitätsmedien leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Demokratie des besten Deutschlands aller Zeiten. Als Westdeutscher lebe ich in diesem besten Deutschland aller Zeiten und bin sehr froh, dass meine Demokratie geschützt wird. Denn leider gibt es auch noch ein anderes Deutschland: Dunkeldeutschland. Dunkeldeutschland, wie es unser ehemaliger Bundespräsident nannte, umfasst ganz Ostdeutschland, mit Ausnahme von Berlin, und ist ein erschreckender Ort. Bevölkert wird es von springerstiefeltragenden Nazihorden, die nicht nur dumm, sondern auch faul sind. Nachdem sie gegen elf Uhr morgens ihr Bett verlassen haben, gönnen sie sich ein paar Dosen Billigbier als Frühstück und fahren dann im Dieselauto zur nächsten Nazi-Demo, auf der sie lauthals „Ausländer raus!“ grölen. Warum sie dies tun ist mir nicht ganz klar. Schließlich soll es in Dunkeldeutschland ohnehin keine Ausländer geben, denn auf diese werden regelmäßige Hetzjagden veranstaltet, so wie etwa in Chemnitz. Woher ich all das weiß, obwohl ich dort noch nie war? Na, aus unseren Qualitätsmedien natürlich!
Trotz all dem hatte ich den Entschluss gefasst, dieses mir fremde Land einmal zu bereisen. Das 9-Euro Ticket bot mir daher die perfekte Gelegenheit den „braunen Sumpf“, wie Vice Dunkeldeutschland in einem Artikel nannte, zu besuchen. Vice nimmt es zwar mit der journalistischen Qualität eigentlich nicht so genau, ist aber sehr links und deshalb ohne Zweifel ein Qualitätsmedium, zu dem ich vollstes Vertrauen habe. Im gleichen Artikel wurde vor „Horden von Glatzköpfen, die durch ostdeutsche Kleinstädte marschieren“ gewarnt. Ein bisschen mulmig war es mir nach dieser Beschreibung schon, aber ich nahm all meinen Mut zusammen als ich an diesem Tag in die erste von vielen überfüllten Regionalbahnen stieg und mich in Richtung Osten aufmachte. Allzu schlimm würde es schon nicht werden. Vielleicht wäre es mir sogar möglich den ein oder anderen Dunkeldeutschen zu den Qualitätsmedien zu „bekehren“. Möglicherwiese könnte ich sie sogar davon überzeugen, die „Zeit“ zu abonnieren. Konnten Dunkeldeutsche eigentlich überhaupt lesen? Nun ja, ich würde es herausfinden.
Die ersten Tage meiner Reise verbrachte ich in Gotha, einer schmucken Kleinstadt im Westen Thüringens. Trotz ihrer relativ geringen Bevölkerungszahl hat Gotha eine große Geschichte als ehemalige Residenzstadt. Selbst das englische Königshaus hat Vorfahren aus Gotha und trug bis 1917 noch den Titel „von Sachsen-Coburg und Gotha“. Was mich wunderte, als ich am frühen Abend vom Bahnhof kommend durch Gotha schlenderte war, dass ich nirgendwo braune Horden erblicken konnte, die samt Baseball-Schlägern und Hakenkreuzflaggen über das mittelalterliche Kopfsteinpflaster marschierten. Lediglich ein paar andere Touristen irrten wie ich in der fast leeren Innenstadt herum, während sich eine uralte Straßenbahn rumpelnd und quietschend die Hauptstraße entlang schob. „Nun ja, vielleicht sitzen die Nazis gerade in einer heruntergekommenen Kneipe am Stammtisch und versaufen ihr Arbeitslosengeld“, dachte ich mir. Stammtische, das hatte ich in den Qualitätsmedien gelernt, sind Orte in denen sich „das Pack“ (frei nach Sigmar Gabriel) abends versammelt und gegen Ausländer, Frauen und andere Minderheiten hetzt.
Die frühere Bedeutung der einstigen Residenzstadt lässt sich an der Architektur Gothas noch erahnen
Seltsamerweise konnte ich auch in den kommenden Tagen keine Nazis in Gotha entdecken. Ganz im Gegenteil, die Menschen in Gotha sahen eigentlich ganz normal aus und waren freundlich und zuvorkommend. Als ich eines Abends an einer großen Gruppe junger Afrikaner vorbeiging die sich, dem Geruch nach zu urteilen, gerade ein paar Joints widmeten während sie mich mit feindseligen Blicken musterten, fühlte ich mich sogar fast wie zuhause im Westen. Wie konnte es sein, dass diese Fachkräfte noch keiner Hetzjagd zum Opfer gefallen waren? Vielleicht war Gotha einfach die Ausnahme, sozusagen ein heller Fleck mitten in Dunkeldeutschland. Und das, obwohl in Gotha ein AfD Politiker als Direktkandidat in den Bundestag gewählt worden war. Verwundert und fast ein wenig enttäuscht machte ich mich einige Tage später auf den Weg nach Erfurt.
Ostdeutsches „Drei-Gänge-Menü“: Bockwurst, Brötchen, Senf – zum moderaten Preis
Erfurt ist nicht nur die Hauptstadt Thüringens und bekannt für seine malerische Altstadt, sondern auch Schauplatz des größten Tabubruchs der deutschen Geschichte seit 1945. Jeder, der regelmäßig unseren Qualitätsmedien folgt weiß jetzt natürlich wovon ich rede: Der Wahl von Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten. Dieser war zwar FDP Politiker, hatte aber alles Ernstes die Dreistigkeit besessen, sich von der AfD mitwählen zu lassen. Der „Skinhead Kemmerich“ (so die TAZ) hatte damit ganz klar rote Linien überschritten. Wo kämen wir denn hin, wenn Politiker einfach so Wahlen annehmen, ohne ihre Wähler davor einen Gesinnungstest zu unterziehen? Demokratie bedeutet schließlich Herrschaft des Volkes, nicht Herrschaft des rechten Pöbels.
Der „Anger“ im Zentrum von Erfurt.
Glücklicherweise ließ Angela Merkel, die beste Kanzlerin die das beste Deutschland aller Zeiten je hatte, die Wahl kurzerhand rückgängig machen und rettete so unsere Demokratie. Dadurch wurde wieder ein echter Menschenfreund zum Ministerpräsidenten, nämlich Bodo Ramelow. Der stammt aus einer absolut demokratischen Partei, genauer gesagt der Linken. Früher hieß die Linke mal PDS und davor „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands“, kurz SED. Ramelows Partei hatte früher die Menschen in Ostdeutschland, noch bevor es Dunkeldeutschland hieß, durch einen antifaschistischen Schutzwall vor widerlichem Nazi-Gedankengut geschützt. Gut, dass so jemand nun wieder an der Spitze des Staates Thüringen steht!
Juri-Gagarin-Denkmal in Erfurt: Die sozialistische Vergangenheit der Stadt ist an vielen Ecken noch sichtbar
Vermutlich war es Bodo Ramelow und seinen edlen Regierungsgenossen aus SPD und Grünen auch zu verdanken, dass ich in Erfurt nicht einen einzigen grölenden Neonazi zu Gesicht bekam. Selbst als ich mich für einen Tagestrip aus der Stadt wagte, um das südlich von Erfurt gelegene Freilichtmuseum Hohenfelden zu besuchen, konnte ich keine derartigen Umtriebe entdecken. In meiner lokalen Tageszeitung, einem echten Qualitätsmedium, hatte ich allerdings gelesen, dass der Osten „abgehängt und verunsichert“ sei und die Menschen dort oft arbeits- und perspektivlos. Wo, wenn nicht in der thüringischen Provinz würde ich dies nun endlich beobachten können? Leider wurden meine Hoffnungen, in Ruinen hausende und nach Bier stinkende Hartz-4-Ossis zu Gesicht zu bekommen, bitterlich enttäuscht. Stattdessen, schaukelte sich der Linienbus, der mich durch das ländliche Dunkeldeutschland beförderte, durch schöne Dörfer voller gepflegter Einfamilienhäuser.
Historie statt Hetzjagden, Idylle statt „IB“: Das Freilichtmuseum Hohenfelden
Ich muss schon sagen, dass mich diese Reise bis jetzt ein wenig irritiert hatte. Nichts von alldem was ich über Dunkeldeutschland gelernt hatte schien zu stimmen. Konnte es etwa sein, dass die Qualitätsmedien mich belogen hatten? „Nein!“ sagte ich mir schnell und erschrak, dass mir dieser Gedanke überhaupt in den Sinn gekommen war. Möglicherweise hatte Dunkeldeutschland schon auf mich abgefärbt? Medienkritik war bekanntlich rechts, und so gesehen war schon der Gedanke die Unfehlbarkeit unserer Qualitätsmedien in Frage zu stellen, ein erster Schritt auf dem Weg ins Vierte Reich.
Mir gruselte es davor, doch es blieb mir nur ein Weg um endlich die glatzköpfigen Nazi-Horden zu finden die mir in den Qualitätsmedien versprochen wurden. Ich musste in den dunkelsten Teil Dunkeldeutschlands, das „Herz der Finsternis“ um es in den Worten von Joseph Conrad zu sagen. Nach Sachsen. Und nicht irgendwo in Sachsen, sondern nach Bautzen. Bautzen ist als Stadt nicht nur für ihren Senf und ihr ehemaliges Stasi-Gefängnis bekannt, sondern wurde vom ARD Monitor kürzlich als „Hochburg der Verschwörungsmythen“ bezeichnet. Gemeint sind dabei natürlich die Verschwörungsmythen der Corona-Leugner, die ihrerseits moralisch so in etwa zwischen Klima- und Holocaust-Leugnern rangieren, wie ich aus anderen Sendungen unserer Qualitätsmedien wusste. Es musste sich also um eine durch und durch rechtsextreme und wahrscheinlich völlig verwahrloste Stadt handeln.
Der Leser kann sich also meine Enttäuschung vorstellen, als ich in Bautzen ankam. Nicht ein einziger Neonazi lief mir über den Weg, als ich mir meinen Weg durch die baumgesäumte Hauptstraße in Richtung Stadtzentrum bahnte. Versteckten sich die Nazis vor mir? Gab es möglicherweise zwei Bautzens in Deutschland und ich war mit meinem 9-Euro Ticket ausversehen ins falsche gefahren? Doch nein, ein kurzer Blick auf Google Maps bestätigte meine Befürchtungen. Ich war tatsächlich im sächsischen Bautzen, dem Herz der dunkeldeutschen Finsternis (die seltsamerweise gar nicht so finster war).
Von wegen postkommunistische Tristesse: Im Zentrum Bautzens mischen sich historische Bauten mit moderner Architektur
Was mir am nächsten Morgen auffiel war, wie sauber die Stadt war. Und dies, obwohl in Bautzen laut Wikipedia nur 3% der Einwohner keine deutschen Staatsbürger waren. Ich hatte in den Qualitätsmedien gelernt, dass großangelegte Migration für das Überleben Deutschlands absolut notwendig war. Schließlich brauchte man fleißige Ausländer, die die Jobs erledigen, die faule Deutsche nicht machen wollen, zum Beispiel Müllwerker. Wobei ich mich dabei fragte, wie es möglich war, dass in Deutschland vor dem Beginn der ersten Einwanderungswellen in den 1960er Jahren überhaupt irgendetwas funktioniert hatte? Oh nein, da waren sie wieder die Zweifel am System! Schnell öffnete ich die ZDF-Mediathek App, und schaute mir eine Folge der Heute-Show an. Dabei konnte ich förmlich fühlen wie mein IQ sank und das Vertrauen in die Qualitätsmedien wieder stieg. „So“, dachte ich mir, „irgendwo in dieser Stadt wird doch ein verdammter Nazi zu finden sein!“ und begann Bautzen systematisch zu durchkämmen.
Ich startete mit der Altstadt – schön war es ja, dieses Bautzen, aber eigentlich war ich auf der Suche nach Nazi-Mobs vor verfallenden Plattenbauten. Doch die Passanten die durch das idyllische Stadtzentrum Bautzen schlenderten sahen ganz und gar nicht nach arbeitslosen Wutbürgern aus. Trotzdem beschloss ich zwei von ihnen anzusprechen und zu fragen wann denn die nächste Hetzjagd stattfinden würde. „Hetzjagd?“ erwiderten sie mit fragendem Gesichtsausdruck. „Naja, auf Ausländer, so wie in Chemnitz“ führte ich weiter aus und sah wie sich der Gesichtsausdruck meines Gegenübers ins ungläubige veränderte. „Ich hoffe, dass sie das nicht ernst meinen…“ sagte der Herr mit dem ich sprach, während seine Frau neben ihm energisch nickte. Auch ich war nun verwirrt. Am leichten Sächseln in der Stimme der beiden hatte ich erkannt, dass es sich um Einheimische handeln musste. Warum taten sie so, als gäbe es nicht mindestens ab und zu mal eine Hetzjagd in Bautzen? Was ging hier eigentlich vor sich? Machte sich irgendjemand ein Spiel daraus, mich zu täuschen? War ich in eine Folge der Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ geraten?
Innerstädtische Idylle: Die Altstadt Bautzens ist aufwendig restauriert
Ich war in der dunkelsten Stadt Dunkeldeutschlands, und alles schien ganz normal. Die Straßen waren sauber, die Menschen freundlich und gut gekleidet, in den Cafés tranken die Einheimischen tatsächlich Kaffee und kein Dosenbier. Nicht einmal eine einzige Hakenkreuzschmiererei war an den Gebäuden zu entdecken. Vielleicht hatte die Corona-Epidemie einfach allen Nazis und Verschwörungstheoretikern den Gar ausgemacht? Schließlich war in den Kommentarspalten der Qualitätsmedien schon lange unverhohlene Freude darüber geäußert worden, dass sich die ungeimpften „AfD-Wähler und Covidioten“ durch ihre Impfverweigerung nun allesamt selbst ausrotten würden. Aber auch das konnte kaum sein, denn noch vor wenigen Monaten hatte die AfD hier fast 34% der Stimmen bei der Bundestagswahl erzielt.
Nazipropaganda gefunden! Na gut, historisch eingeordnet im Museum.
Es war zum Verzweifeln. Ich war doch nicht nach Dunkeldeutschland gereist, um auf romantischen Marktplätzen Pizza zu essen und barocke Kirchen zu besichtigen. Ich war hier um mein Überlegenheitsgefühl gegenüber den Dunkeldeutschen zu bestätigen. Warum war hier alles so normal? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast denken, dass Dunkeldeutschland eigentlich gar nicht so dunkel ist. Möglicherweise konnte ich als privilegierter weißer Mann aber einfach nicht erkennen, wie schlecht es wirklich um Dunkeldeutschland bestellt war. Ich nahm mir vor, sobald wie möglich ein paar Dokumentationen der Qualitätsmedien über „White Privilege“ zu schauen und schämte mich innerlich. Auf der anderen Seite – konnte meine Sicht auf die Realität überhaupt so verschoben sein? Am nächsten Tag beschloss ich frustriert, genug von Dunkeldeutschland gesehen zu haben und entschied mich meine Reise zu beenden. Es war schlimm genug, dass die Reise mein westdeutsches Überlegenheitsgefühl ins Wanken gebracht hatte. Jetzt auch noch mein Vertrauen in die Qualitätsmedien zu verlieren kam gar nicht in Frage. Es würde mein gesamtes Weltbild in Frage stellen, denn andere Informationsquellen hatte ich nie genutzt. Und, seien wir mal ehrlich – was war wahrscheinlicher: Dass sich 46.000 Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks irren, oder dass ich mich irrte?
Außerdem war da noch eine Sache. Sollte ich öffentlich das Narrativ des Naziverseuchten Hetzjagd-Ostens anzweifeln, würde das wohl Konsequenzen für mich haben. Wer die Qualitätsmedien anzweifelte, wurde selbst zum Feind. Siehe Hans-Georg Maaßen. Denn, so hatte ich es oft gehört: Wer Nazis verharmloste, der war im Zweifel selbst einer. Wobei ich ja gar nicht vorhatte sie zu verharmlosen, sondern nur keine gefunden hatte. Naja, egal. Im besten Deutschland aller Zeiten legt man sich besser nicht mit den Qualitätsmedien an.
Von Simon Ben Schumann | Das Thema Klimawandel ist immer für eine Schlagzeile gut und gibt Klicks. Denn mal ehrlich: Selbst der skeptischste Mensch wird panisch, wenn er befürchten muss, bald an der frischen Luft Feuer zu fangen. Laut dem RBB-Ableger „rbb24“ droht das gerade den Berlinern. Sie laufen Gefahr, mit schweren Verbrennungen nach Hause zu kommen – oder schlimmeres, schließlich bin ich weder Experte noch Klimaleugner.
Am 19.08. postete der Sender auf Instagram ein Bild von Bäumen in herbstlichen Farben vor dem Axel-Springer-Haus in Berlin. Diese haben auf dem Foto schon eine Menge Laub abgeworfen, die Straße ist mit Pfützen bedeckt und der Himmel grau. Bildunterschrift: „Herbst im August -Berliner Bäume sind gestresst von der Dürre der letzten Monate. Deswegen werfen sie verfrüht ihre Blätter ab.“ Weiter heißt es: „Der Baum muss Ballast loswerden, es geht für ihn ums Überleben.“ Also wer da keine Panikattacke bekommt, hat doch den Schuss nicht gehört. Corona ist so gut wie vorbei und wir dachten, Putins Angriffskrieg ist jetzt das Problem.
Weit gefehlt: Denn nun wenden sich sogar die Jahreszeiten gegen uns. Die „Dürre“ der letzten Monate wird uns den sicheren Hungertod bescheren. Vielleicht dachtet Ihr bei „Dürre“ an die peruanischen Anden oder afrikanische Bauerndörfer in der Steppe. Doch in der Neuzeit wird Brandenburg zur neuen Sahara. Jedenfalls geht es für die Bäume vor dem Axel-Springer-Haus um alles oder nichts. Wenn sie Mitte August ihre Blätter als Ballast abwerfen müssen, sind auch Ernteausfälle nicht mehr weit.
Herbst im August – #Berliner Bäume sind gestresst von der Dürre der letzten Monate. Deswegen werfen sie verfrüht ihre Blätter ab. Sieht es bei euch auch schon herbstlich aus? pic.twitter.com/5sZD1XJkwN
Falls die Entscheidung, liebe Leser, in die Antarktis auszuwandern nun endgültig bestätigt schien: Ich kann Entwarnung geben. Glücklicherweise hat sich der goldene Herbst nicht überlegt, mal eben ein paar Monate zu früh vorbeizukommen. Nein, der rbb24 hat einfach ein Bild aus dem November 2020 gepostet. Das erklärt, warum der Himmel so bedeckt ist und die Autos voller Regentropfen. Und logischerweise auch den Laubfall. Der „Herbst im August“ ist also eigentlich der „Herbst im Herbst“ – wer’s glaubt, wird selig! Das dachte auch das Medienmagazin „Übermedien“ und twitterte, dass es das Bild zweimal in einer online-Bilddatenbank gäbe – einmal mit falschem Aufnahmedatum aus diesem Sommer.
Ein Schelm, wer da Böses denkt! Natürlich bin ich mir nicht sicher, ob rbb24 hier absichtlich ein falsches Bild verwendete und irgendjemand sich mit einem neuen Foto in der Datenbank retten wollte. Zumindest muss man dem Magazin zugutehalten, dass es auf Instagram den entsprechen Post stehen ließ und eine Entschuldigung hinzufügte. Andererseits zeigt dieser Fall, wie wenig Vertrauen wir den Meldungen der Mainstream-Medien schenken können. Ein Bild, dass offensichtlich aus dem Herbst stammt, wird zum Beweis für eine katastrophale Dürre in Berlin.
Vielleicht sollten wir von Apollo mal ein Bild der SeaWorld in Abu Dhabi posten, zum Beweis dafür, dass die nächste Sintflut da ist. Die Missetaten des RBB kann Gott schließlich nicht ungesühnt lassen.
Von Marius Marx | Mein Abitur habe ich 2020 gemacht. Wir – die Abschlussklasse von 2020 – waren der erste von bislang drei Corona-Jahrgängen. Und damit ein historischer: Als vermutlich erster Jahrgang in Friedenszeiten überhaupt blieben uns Mottowoche und Abi-Ball und damit ein würdiger Abschied von der Schule gänzlich verwehrt. Nur eine abgespeckte Zeugnisverleihung in kleinem Rahmen, wohlgemerkt mit recht willkürlicher Personenobergrenze, Mitte Juni war gerade noch so für uns drin. Mein Jahrgang verbrachte seine letzten Schulwochen nicht in fröhlich-sentimentaler Vorfreude auf das baldige Ende der gemeinsamen Zeit auf der Schulbank, sondern am heimischen Laptop. Wir lernten nicht wie dutzende Generationen vor und hoffentlich auch wieder nach uns miteinander für unsere Prüfungen, sondern jeder mehr oder weniger für sich allein, zu Haus in seinem stillen Kämmerlein: Die letzten zwei Wochen meiner Schullaufbahn fielen dem ersten allgemeinen Lockdown Mitte März 2020 zum Opfer.
Durch die ungeheure Anzahl, Intensität und Frequenz der Ereignisse in den letzten zweieinhalb Jahren mittlerweile überschattet und gleichsam vernebelt, erinnere ich mich nur noch vage an die letzten Unterrichtsstunden in meinem Leben. Die Meldung der beschlossenen Schulschließung erreichte uns jedenfalls an einem Freitagnachmittag. Es lief die letzte Unterrichtsstunde an diesem trist-trüben Märztag an der Stadtgrenze Berlins – wir hatten zum Leidwesen meiner Klasse Französisch -, da sickerte zu uns auf digitalem Wege die immer noch unglaubliche, aber gewissermaßen schon intuitiv erwartete Nachricht durch.
In einer bereits damals – sogar in der Regierungslogik – eigentlich himmelschreienden Unsinnigkeit wurde der Schulbetrieb allerdings nicht sofort eingestellt, sondern sollte noch den kommenden Montag und Dienstag fortdauern und erst ab Mittwoch ausgesetzt werden. Der noch unermesslichen viralen Gefahr trotzend, absolvierten wir also noch die letzten zwei Schultage in Präsenz und veranstalteten eine improvisierte zweitägige Mini-Mottowoche. Düster entsinne ich mich noch dem letzten Schul-Dienstag. Satirisches Motto des Tages war die Pandemie. So kamen wir dann mit Schutzanzügen, Hauben und Masken verkleidet in die Schule, amüsierten uns darüber und ahnten nicht, dass wir damit unserer Zeit nur wenige Wochen voraus waren. Nach der letzten Schulstunde versammelte sich die halbe Klasse vor dem Klassenzimmer und nahm vorläufig voneinander Abschied, dabei allerdings noch völlig gefangen in der gutmütigen wie naiven Annahme, unsere Welt und unser Leben würden nach zwei läppischen Wochen „flatten the curve“ wieder normal in den altbekannten Bahnen weiterlaufen.
Auch ich, damals noch gänzlich von einem Urvertrauen in die Autoritäten – Medien, Wissenschaft und Politik – eingenommen, war völlig überzeugt, dass es sich dabei nur um eine kurze, zwar bemerkenswerte, gleichwohl aber nicht weiter beachtenswerte Episode in unserem jugendlichen Dasein handeln würde. Und so verließen wir gutgläubig die Schule und bereiteten uns in der Quarantäne auf die anstehenden Prüfungen vor. Dort, bei uns zu Hause, begann die Stimmung mit Blick auf die „Bilder von Bergamo“ und die Geschehnisse in New York aber zunehmend nervöser zu werden. Diese Bilder im Hinterkopf, waren mein Bruder und ich Ende März noch unheimlich stolz und erleichtert, unsere Bundesregierung von einer Koryphäe wie Christian Drosten beraten zu wissen. Und so waren wir nicht nur froh, als Deutschland auf seinen Rat hin härteste Maßnahmen anordnete, sondern wünschten uns angesichts der Horrorbilder aus Italien und den USA insgeheim ein noch restriktiveres Vorgehen. Meiner Mutter, die im Krankenhaus arbeitet, befahlen wir, auf der Arbeit Maske zu tragen und sich dort im Umgang mit den Patienten so vorsichtig wie nur irgend möglich zu verhalten. Und in den Sozialen Medien lieferte ich mir in dieser Zeit die wildesten und emotionalsten Diskussionen mit „Coronaverharmlosern“. Auch meinem Vater trichterten wir unduldsam ein, auf Arbeit und beim Einkaufen aufzupassen, geisterten doch zu dieser Zeit die wildesten Prognosen, Hochrechnungen und zweistellige Sterblichkeitsraten unter Erwachsenen durch die Medien.
Einzige Beruhigung in dieser Zeit war mir ein geradezu patriotischer Glauben an die vermeintliche Überlegenheit der deutschen Wissenschaftler, allen voran Christian Drosten, die Deutschland – follow the science – schon besser als alle anderen Nationen durch diese verrückte Zeit bringen würden. Und wenn ich ehrlich sein soll, weiß ich wirklich nicht, ob ich eigenständig jemals das Vermögen und den Mut aufgebracht hätte, dieses Weltbild anzuzweifeln. Aber im Laufe des Aprils, als die erste Panik- und Horrorwelle langsam im Abflachen begriffen war, wollte mein Bruder, Physik-, Mathe- und Statistikass in Personalunion, nicht mehr glauben, nicht mehr den Autoritäten blind vertrauen, nicht mehr spekulieren und vermuten – nein, er wollte endlich selber wissen.
Aufbauend auf den damals kursierenden Zahlen stellte er eigene Analysen, Modelle und Prognosen an. Das Problem: Keine davon ist in der Realität jemals eingetroffen. Als in New York irgendwann die Testpositivenrate die 20%-Marke überstieg, hätten bei zweistelligen Sterblichkeitsraten eigentlich alleine in den folgenden Tagen zehn-, ja hunderttausende dahinraffen müssen. Schon prognostizierte auch er ein beispielloses Massensterben und verzweifelte beinahe an der Tatsache, dass noch immer Flüge von den USA nach Berlin gingen. Als dann aber überall die tatsächlichen Todeszahlen um mehrere Größenordnungen unter den vorher von ihm und allen anderen in der allgemeinen Panik erwarteten Horrorszenarien zurückblieben, bemerkte er, dass irgendetwas Grobes nicht stimmen konnte. Damit konfrontierte er mich, der an diesen Apriltagen 2020 noch an die Unfehlbarkeit der Experten glaubte, und ich versuchte diese unwiderlegbaren Tatsachen zu widerlegen, um mein Weltbild aufrechtzuerhalten. Nur: es gelang mir nicht. Seine Beweisführung, seine Argumente waren zu entblößend, zu stichhaltig und offenkundig unwiderlegbar. Jeder Mensch, der sich diesen Tatsachen undogmatisch stellte, hätte das anerkennen müssen. Die einzig logische Schlussfolgerung, die man nämlich aus der enormen Diskrepanz von Prognosen und Wirklichkeit ziehen konnte, war die, dass sämtliche Horrorprognosen auf fundamental falschen Annahmen beruhten: Die offiziellen Zahlen mussten schlicht um Dimensionen falsch sein.
Bereits im April 2020 waren so für meinen Bruder und mich die wesentlichen Standbeine des Pandemienarrativs völlig klar und unzweifelhaft in sich zusammengebrochen. Und damals glaubten wir naiver Weise, dass dieser für uns offensichtliche Irrtum, dieses unglückliche Missgeschick bald auch von Journalisten und Wissenschaftlern bemerkt werden und die Regierung ihren Kurs daraufhin natürlich drastisch verändern würde. Aber zu unserer Verwunderung, ja zu unserem Entsetzen, geschah dann das exakte Gegenteil. Anstatt den Lockdown aufzuheben, diesen als Fehler einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen, wurde er bis in den Mai verlängert. Und auch die Wissenschaftler und Journalisten setzten völlig unbeirrt ihren einmal eingeschlagenen Kurs fort. Wir konnten es nicht fassen und sahen uns wirklich täglich angesichts dessen, was um uns herum geschah, ungläubiger an. Dutzende Male fragten wir uns, ob wir oder die Mehrheit der Gesellschaft den Verstand verloren hatten, mehrfach prüften wir selbstkritisch unsere Ansichten, rechneten nach, zweifelten an uns selbst und je mehr wir uns dadurch mit dem Thema beschäftigten, je mehr wir für uns begriffen und verstanden, desto weniger verstanden wir.
Fortan führte ich wieder wilde und emotionale Debatten, nur stand ich dieses Mal selber auf der völlig gegenüberliegenden Seite. In meinem Freundeskreis stand ich mit meiner Meinung ziemlich alleine da. Niemand konnte und wollte glauben, dass sich sowohl Wissenschaft und Medien so kollektiv irrten. Politisch war ich jedenfalls innerhalb weniger Tage völlig heimatlos geworden: Die Linke war mit ihren Forderungen nach einem „solidarischen Lockdown“, der die sonst viel angeprangerte Schere zwischen arm und reich noch drastisch vergrößerte und gerade ihrer eigenen Wählerschaft, den sozial Schwächsten, am stärksten schadete, vollkommen unwählbar geworden. Und die Grünen, die sich mit Bündnis 90 zu einem nicht unwesentlichen Teil aus der einstigen DDR-Bürgerrechtsbewegung zusammensetzen, konnten gar nicht genug von Bürgerrechtseinschränkungen bekommen, vertraten am lautstärksten diskriminierende Maßnahmen wie 2 oder 3G und standen den irrwitzigen Zero- und No-Covid Konzepten politisch am nächsten.
Leidvoll musste ich erfahren, dass der freiheitlich-rechtsstaatliche Grundkonsens, den ich bis dato in allen Parteien vermutet hatte, entweder nicht existierte oder innerhalb kürzester Zeit über Bord geworfen wurde. Immer ist es so, dass ein Mensch das Normale erst dann zu schätzen lernt und dass ihm seine wichtigsten Werte und Ideale erst dann vollständig bewusst werden, wenn er diese als bedroht oder eingeschränkt wahrnimmt. Ebenso wie jemand, der Kopfschmerzen hat, erst unter Schmerzen den Normalzustand des physischen Wohlbefindens zu schätzen lernt, ist mir erst in diesen Wochen wirklich klar geworden, welchen hohen Stellenwert geistige Unabhängigkeit, persönliche Freiheit und Selbstbestimmung für mich haben. In Opposition zum Pandemiemanagement stehend, schien mir so einzig der politische Liberalismus eine adäquate und befriedigende Antwort auf den vorherrschenden illiberalen Zeitgeist zu bieten.
In der Absicht, nicht nur dagegen zu sein, sondern vielmehr auch für etwas zu kämpfen, erschloss ich mir dann Stück für Stück, die Welt freiheitlicher Ideen und Philosophien. Auch durch mein Politikstudium motiviert befasste ich mich mit liberalen Staatstheoretikern, mit Locke, Arendt und Rawls und bin dadurch mehr denn je davon überzeugt, dass eine aufrichtig und leidenschaftlich liberale Partei – im Gegensatz zur nur mehr dem Namen nach liberalen FDP – heute riesiges, bislang schlicht brachliegendes und ungenutztes Wählerpotenzial hätte.
Las ich noch vor knapp zwei Jahren Gysi, Neubauer und Co, so habe ich mich in den vergangenen Monaten durch die liberalen Denker gearbeitet. Nach diesem bereits vielversprechenden Einstieg in freiheitliches Denken, habe ich mir nun die Klassiker vorgenommen: Popper, Mises und Hayek. Ich bin sehr gespannt!