Zirkus – Apollo Edition 7/2022

Vorhang auf!

Liebes Publikum, Deutschlands Politakrobaten zählen zu den besten der Welt. In den Disziplinen Verbiegung, Verschwindungszauber, Balancieren und Kuscheltierdressur sind sie ungeschlagen. Apollo stellt sie vor – staunen Sie mit uns!

Apollo ist für seine Leser kostenlos – aber als unabhängiges Jugendmagazin spendenfinanziert. Wenn Sie die gemeinnützige und nicht gewinnorientierte Arbeit und Ausbildung junger selbstdenkender Autoren und Journalisten unterstützen wollen, freuen wir uns sehr!
Mehr dazu hier

Der messerwerfende Markus trifft immer ins Schwarze

Von Jonas Aston | Beim Messerschleudern macht er keine Kompromisse. Er trifft immer ins Schwarze, egal was im Weg steht.

Der magische Lothar: Simsalabim, weg ist die Impfnebenwirkung

Von Larissa Fußer| Er hat seine Ausbildung als Tierarzt an den Nagel gehängt, um Sie, meine Damen und Herren, hier und heute in einen Irrgarten der Illusionen zu führen.

Begrüßen Sie den Zirkusdirektor: Ein, zwei Nummern zu groß

Von Anna Graalfs | Der Zirkusdirektor sucht seine Größe. Er weiß wie Führung geht – die zirkuseigenen Meerschweinchen hören auch auf das, was er sagt. Manchmal.

Karlos, der Booster-Balanceur

Von Simon Ben Schumann | Dank der Ungeimpften funktioniert bei den Geimpften die Impfung nicht mehr. Der Argumentations-Balanceakt ist unschlagbar.

Lambrechtorghini – die Frau, die einfach alles packt 

Von Pauline Schwarz | Christiana hebt die Stimmung, stemmt tausende Helme und ist jetzt schon eine Ikone in ihrer Disziplin. Sie hat alles im Griff.

Tarot-Toni sieht alles

Von Sarah Victoria| Er ist ein wundersamer Gelehrter: Von Landwirtschaft bis Waffen weiß er alles – oder tut jedenfalls so.

Kanonen-Hans macht den Abflug

Von Luca Tannek | Eine reine Erfolgsgeschichte hat der Saarländer zu verzeichnen. Ein Meister aus der Merkel-Schule hat sich diese Reise wohl verdient.

Roberto Habecco, der Kuscheltierdomteur 

Von Johanna Beckmann | Er ist so ein total guter Kommunikator, weißt du, so er erklärt halt alles so empfängergerecht und so. Deshalb machen Kuscheltiere immer Sitz, wenn er es will.


Marcäleon Buschmann: Der weltbeste Formwandler
 

Von Jerome Wnuk | Biegsam, formbar, verdrehbar: Das Chamäleon unter den Politattraktionen. Nur Gummi ist dehnbarer.

Kulturtalent Claudia: Politikerin, Sängerin, Komikerin 

Von Selma Green | Wäre sie nicht so talentiert darin, das Publikum zum lachen zu bringen, hätte sie glatt Sängerin werden können.

Annalena – der Sprung in den Politikzirkus 

Von Gesche Javelin | Sie macht einfach immer weiter und spielt sich auf wundersame Weise immer wieder nach oben.

Ricarda Lang – sie ist einfach da 

Von Jonas Kürsch | Was zeichnet Ricarda Lang aus? Niemand weiß es so genau. Eine Annäherung.

Und zu guter Letzt: Das Rücktrittskarussel 

Von Laura Werz | Panzerschwund-Lambrecht, Schummelstudien-Lauterbach oder doch der Cum-Ex-Kanzler – wer folgt Anne Spiegel auf dem Rücktrittskarussel?

Der Vorhang fällt

Aber eins noch: Apollo bildet junge Journalisten und Autoren aus – und arbeitet gemeinnützig und ohne Gewinnabsicht. Aber der ganze Zirkus läuft nicht ohne Schmieröl.



Das Schleudersitz-Karussell: Welcher Minister fliegt als nächstes?

Von Laura Werz | Hochverehrtes Publikum,

wir präsentieren Ihnen nun unser legendäres ministrables Karussell. Jeder der befähigt ist, Minister zu werden, ist herzlich eingeladen Platz zu nehmen. Fragt sich nur wie lange!

Von unseren 16 sehr komfortablen (Monatsgehalt 16.440 Euro) Schleudersitzen sind wieder alle mit prominenten Gästen besetzt. Unsere bisherige Bundesfamilienministerin, Anne Spiegel, hatte es als Erste aus der Kurve getragen. Fliehkraft war hier größer, als die fehlende eigene Einsicht.

An dieser Stelle sind Sie, liebes Publikum, wieder gefragt, zu entscheiden, wer unseren Zirkus als nächstes verlassen soll. Sie haben zum Beispiel die Qual der Wahl zwischen unserem bald ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der noch-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und unserer Bundes-Nancy, der Innenministerin Feaser.

Obwohl unsere Kandidaten wohl bekannt sind, hier noch einmal ihre jeweiligen Schlüsselqualifikationen, mit denen sie im Rampenlicht „glänzen“.

Karl überzeugt als erste Wahl vor allem durch seine mediale Dauerpräsenz und die damit geschürte Angstpandemie. Vergessen wir nicht, dass seiner fundierten Meinung nach, bereits alle Ungeimpften bis zum Frühjahr diesen Jahres geimpft, genesen oder bereits gestorben sind. Oha, lauter Zombies da draußen? Auch die im Bundestag gescheiterte Impfpflicht, wird ihn nicht aufhalten, weiter für sein Lebensprojekt zu kämpfen. Für den Fall, dass die Angst vor der Pandemie nachlässt, bedient er sich der vermeintlichen Gefahr von Long Covid. Hauptsache die Panik in der Bevölkerung wird weiterhin genährt. So werden wir auch zukünftig das angstverzerrte Gesicht unseres Gesundheitsministers im Fernsehen sehen. Wählen Sie jetzt schon, oder wollen Sie sich die weiteren Kandidaten vorher nochmal kurz ansehen?

Christine Lambrecht würden Sie mit Ihrer Wahl wohl den größten Gefallen tun, indem sie von ihrem Amt erlöst werden würde. Sie scheint mit ihrer Aufgabe die Militärangelegenheiten in Kriegszeiten zu leiten, absolut überfordert zu sein. Äußerungen und Handeln fallen weit auseinander und führen zur Unglaubwürdigkeit in beide Richtungen. Gönnen Sie der heimlichen Pazifistin doch eine baldige Auszeit!

Last but not least steht unsere Ministerin für Inneres und Heimat, Nancy Feaser, zur Auswahl. Nancy würde am liebsten die Deutschlandfahne durch die Regenbogenfahne ersetzen. Überhaupt erweckt sie den Eindruck, ihre Aufgabe als deutsche Innenministerin bestünde darin, das bisschen verbliebene innerdeutsche Nationalbewusstsein mit allen Mitteln abzuschaffen. Bewahrt unsere Heimatministerin unsere Heimat mit diesem Verhalten? Überhaupt ist es fraglich, ob Sicherheit und Ordnung gewahrt werden, wenn Feaser auf dem linken Auge vollkommen blind ist.

Diese drei Kandidaten, die uns durch clowneske und bühnenreife Fehlentscheidungen überzeugt haben, sollen Ihnen noch ein Weilchen der täglichen Unterhaltung dienen? Auch kein Problem! Zögern Sie nicht – Sie können sich gar nicht falsch entscheiden!  

 


Der magische Lothar und sein größter Trick: Impfnebenwirkungen wegzaubern

Von Larissa Fußer | Uuuuuund jetzt meine Damen und Herren, präsentieren wir Ihnen unseren unvergleichlichen, unbeschreiblichen und landesweit bekannten Mann der Magie. Verwirrung ist sein zweiter Vorname, Sinnestäuschung seine Profession. Er hat seine Ausbildung als Tierarzt an den Nagel gehängt, um Sie, meine Damen und Herren, hier und heute in einen Irrgarten der Illusionen zu führen. Freuen Sie sich besonders auf seinen berühmtesten Trick: Mit Tuch und Zauberstab wird er Impfnebenwirkungen wegzaubern. Sie glauben, das ist nicht möglich? Dann sehen Sie selbst! Applaus für Lothaaaaaaaario Wieleraaaaaaaaano!


Kennst du das: Du erzählst deinen Freunden etwas und weil Du dich ein bisschen aufplustern willst, lehnst du dich dabei aus dem Fenster – vielleicht behauptet du etwas, von dem du eigentlich keine Ahnung hast – zum Beispiel, dass Armenien in Nordafrika liegt. Du stößt auf irritierte Blicke. Doch zum Glück weiß von deinen Freunden auch niemand genau, wo Armenien liegt. Es beginnt in den Köpfen zu rattern. Einer sagt: Ich glaube, Armenien liegt in Asien. Du presst die Lippen zusammen, du bist selber unsicher. Doch das dürfen die anderen nicht merken – diese Blöße willst du dir nicht geben. Also sagst du: „Ach Quatsch, da hast du wohl in der Schule nicht aufgepasst“. In deinem Magen breiten sich Unbehagen aus. Hat dein Freund vielleicht recht? Jemand anderes holt einen Atlas und fängt an zu blättern. „Ach, ihr seid doch bekloppt, dass ihr mir nicht glaubt“, schimpfst du. Dein Freund deutet auf eine Seite: „Ha! Ich habe Armenien gefunden!“ Du gerätst in’s Schwitzen. Welche Ausrede fällt dir jetzt noch ein?


So ähnlich muss es Lothar Wieler und seinem „Partner in Crime“ Karl Lauterbach im Moment mit den Impfnebenwirkungen gehen. Seit wir die Corona-Impfung haben, preisen der RKI-Chef und unser Gesundheitsminister die Vakzine so aggressiv an wie ein türkischer Markschreier seine Tomaten. Nur während du und ich gewiss auch mal eingestehen können, wenn wir uns getäuscht haben, bleiben Wieler und Co bis heute unbeirrt sturköpfig. Während ich diesen Artikel schreibe, appelliert Lothar Wieler im Titelbild seines Twitter-Accounts: „Lassen Sie sich impfen. Impfen schützt Sie und die Menschen, die Ihnen wichtig sind!“. Von schwerwiegenden Impfreaktionen, gar Schäden hat man von Herrn Wieler bis heute nichts gehört. Sein Kollege Karl behauptete sogar im Februar bei Anne Will: „Die Impfungen sind mehr oder weniger nebenwirkungsfrei“.

 


Aber was ist, wenn Armenien doch in Asien liegt? Inzwischen häufen sich Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen nach der Covid-Impfung, manche mit Todesfolge. Das Paul- Ehrlich-Institut (PEI) schreibt in seinem Sicherheitsbericht vom 7. Februar 2022, dass bis Ende letzten Jahres 29.800 Verdachtsfälle von schwerwiegenden Impfnebenwirkungen registriert wurden. Das sind 0,02 Prozent der insgesamt 149 Millionen erfolgten Impfungen in Deutschland. Bei 2.255 Meldungen handelte es sich um Verdachtsfälle mit „tödlichem Ausgang“. Zu den genannten schweren Nebenwirkungen gehören unter anderem die Sinusvenenthrombose (Verstopfung der großen Hirnvene durch Blutverklumpungen), die Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen sowie Anaphylaktische Reaktionen (potentiell lebensbedrohliche allergische Reaktionen).


Doch immer mehr Ärzte vermuten, dass nur ein Bruchteil der Impfnebenwirkungen beim PEI erfasst werden. In einer mdr-Doku berichtet Professor Harald Matthes, ärztlicher Leiter des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe und Stiftungsprofessor am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité, dass seine eigene „ImpfSurv“-Studie zu Impfnebenwirkungen 40 mal mehr Fälle als das PEI registriert habe (0,8 Prozent im Vergleich zu den 0,02 Prozent des PEI). Matthes erklärt: „Man muss davon ausgehen, dass wir beim Paul Ehrlich Institut eine erhebliche Unterfassung haben, weil wir in unserem Register höhere Zahlen haben. Und wenn wir unsere Zahlen mit denen von Israel, Kanada und Skandinavien vergleichen, kommen wir auf die gleichen Zahlen.“ Dieser Vergleich lege nahe, dass bei dem PEI zu wenig Fälle registriert werden.

Eine mögliche Ursache für die Untererfassung könnte sein, dass viele Ärzte die Symptome ihrer Patienten nicht mit der Impfung in Verbindung bringen und sie deswegen nicht melden. Diese Erfahrung hat auch der Allgemeinmediziner Dr. Erich Freisleben in seiner Berliner Praxis gemacht. Er berichtet: „Ich habe den Eindruck, dass das Impfthema dermaßen emotional aufgeladen ist, dass man sich nicht traut, irgendetwas zu sagen, was vielleicht als Schwäche oder als Problem in diesem Zusammenhang im Raum steht, um nicht in eine bestimmte Kategorie eingeordnet zu werden.“ Außerdem sei die Meldung einer Impfnebenwirkung sehr aufwendig. Für vier Meldungen brauche er fünf Stunden.


Tatsächlich hört man schon seit mehreren Monaten immer mehr von schweren Nebenwirkungen und Todesfällen durch die Impfung. Sei es im privaten Umfeld, in den sozialen Medien oder in Zeitungen. Inzwischen hat sich selbst der ÖRR hat dem Thema angenommen: In einer zweiten mdr-Doku, die Ende April erschienen ist, wurden mehrere junge Menschen mit Impfkomplikationen vorgestellt. Der 26-jährige Thorben, früher sportlich und bei der Feuerwehr aktiv, kann seit seiner Biontech-Impfung kaum noch Treppensteigen, er kämpft mit Atemnot und schweren Herzrhythmusstörungen. Grund ist eine Herzmuskelentzündung, die in Folge der Impfung aufgetreten ist. 



Die 15-jährige Lea hat ebenfalls durch die Impfung eine Myokarditis erlitten – doch das ist leider nicht alles: Seit dem „Pieks“ sitzt sie im Rollstuhl, hat Pflegegrad 3. Die Impfung hat bei ihr schwere Krampfanfälle verursacht – ihre linke Hand ist stark versteift, ihre Beine und Füße knicken weg, wenn sie aufsteht. Die Mutter berichtet mit brüchiger Stimme: „Wir hatten vor der Impfung ein kerngesundes, lebensfrohes Kind“. 


 

In einem kürzlich veröffentlichten Bericht des rbb über Impfnebenwirkungen bei jungen Männern stellt sich Louis Weiß vor. Der Jura-Student hat durch die Impfung Taubheitsgefühle in seinen Händen und Beinen entwickelt: „Ich konnte nicht mehr richtig laufen. Ich konnte mit den mit den Händen nicht mehr richtig zupacken. Ich konnte teilweise nicht mehr alleine eine Wasserflasche aufmachen.“


Wir müssen davon ausgehen, dass diese Geschichten nur die Spitze des Eisbergs sind. Jetzt, wo der allgemeine Corona-Wahn und die Impfeuphorie zwischen Omicron-Welle und Ukraine-Krieg nachlassen, werden sich immer mehr Menschen trauen, mit ihren Leiden an die Öffentlichkeit zu gehen. Hoffentlich werden sich auch immer mehr Ärzte und Forscher dazu entscheiden, bei Impfnebenwirkungen genauer hinzusehen. Es kann daher gut sein, dass uns die Impfnebenwirkungen noch die nächsten Monate und Jahre beschäftigen werden.

Nun, Herr Wieler, kommen Sie etwa ins Schwitzen? Wunderbarer Wielerano – wir alle sehen doch, dass der Hase, den sie wegzaubern wollten, noch da ist.


Presseschau mal auf Italienisch: Was hält man in Bella Italia von unserer Außenpolitik?

Von Elena Klagges | Ciao Ragazzi, ich bin Elena, 23 Jahre alt und studiere Jura in Münster. Ich bin an der Ostseeküste mit meinen beiden Brüdern aufgewachsen. Hatte aber das große Glück, zweisprachig groß geworden zu sein, weil meine Mutter Italienerin ist. Mami ist in Mailand geboren und in Rom aufgewachsen und wenn sich welche von Euch fragen, wie man dann im Schietwetter in Schleswig Holstein landet, kann ich nur antworten: Amore…

Wir sind immer noch sehr regelmäßig in Italien, weil mein Großvater und die weitere Familie noch dort leben und so nehmen wir das Beste aus beiden Ländern mit. Großer Vorteil: Sollte ich in meinem Chaos auch mal einen Pass verlieren, ich könnte mich zum Glück immer noch mit dem Italienischen ausweisen.
Also falls ihr auch große Fans des italian way of life, der dolce vita seid, habt ihr Glück gehabt, denn ihr seid hier genau richtig. In Zukunft werdet ihr regelmäßig Post aus dem Süden und Insider für Reisen und aus der Küche bekommen.

A presto, Elena


Also, überlegen wir mal, was ist denn zur Zeit so relevant? Die deutschen Schlagzeilen werden weiterhin von dem Ukraine-Konflikt dominiert und es wird vergeblich nach einer Möglichkeit gesucht, sich von den russischen Gas- und Kohleimporten zu lösen.

Doch einige von uns sind so glücklich und können dieser Krisenzeit entfliehen, indem sie sich eine Auszeit gönnen und unser geliebtes Urlaubsland Italien bereisen. Allen voran: Unsere Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Anlass genug, sich mal die italienische Berichterstattung genauer anzusehen und herauszufinden, wie über uns Deutsche gedacht wird. Schaut man in die Zeitungen fällt auf, dass sich die Diskussion auf die Fehler der Merkel-Politik konzentriert. 

Die Repubblica berichtet, wie Deutschland ganz nach dem Motto ,,Wandel durch Handel’’ versucht hat, den russischen Bären mit Projekten wie Nord-Stream 1 und 2 in ein regelbasiertes Handelssystem einzubinden. Diese Umgangsart wird im Süden als nostalgische Brandtsche Ostpolitik interpretiert. Über die vergangenen 16 Jahre habe Merkel es geschafft, Deutschland so stark vom russischen Gas abhängig zu machen, dass wir jetzt wie ein ,,nützlicher Idiot Putins’’ dastehen würden. Auch Schröders Stellung bei Gazprom leistete zu dieser Ansicht ihren ganz eigenen Beitrag und mit der anfänglichen Einschätzung von SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz, bei Nord Stream 2 handle es sich um ein rein privatwirtschaftliches Projekt, schien diese Richtung weiter verfolgt zu werden.

Mit dem 100 Milliarden Zuschuss für die marode Bundeswehr, mit dem Deutschland endlich auch das 2%-Ziel der NATO erfüllen wird, scheint allerdings ein Strategiewechsel von der passiven Diplomatie-Politik hin zu einer Realpolitik stattgefunden zu haben. In liberaleren Medien sieht man in den Kriegsfolgen zumindest den positiven Effekt, dass Europa nun langsam ganz nach Platons Lehre: ,,Si vis pacem para bellum’’ (Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor) wieder selber in Waffen investiert und Russland entgegenhält, als nur mit Worten zu antworten. Um auf diese Weise zumindest einen angemessen europäischen Beitrag zur NATO zu leisten und sich im Ernstfall mit gewissem Eigengewicht nicht völlig abhängig von einer amerikanischen Verteilung machen zu müssen.

Auch die Autokritik Steinmeiers der letzten Tage scheint die Aufarbeitung des deutschen Ostpolitik-Kapitels abzuschließen; wenn auch dieses späte mea-culpa Geständnis nicht viel an der Situation ändert. Aber zurück zum dominierenden Thema der Energieimporte: Spätestens seit 2014 mit der Annexion der Krim hätte Deutschland die Aggressivität Russland bemerken, die Gasabhängigkeit zurückfahren und eine Wende in der Russlandpolitik einleiten können. Es brauchte aber erst die Bilder aus Bucha, um – oh sieh einer an, die Verteidigungsministerin Lambrecht meldet sich auch mal zu Wort -, eine ernsthafte Forderung nach einem Gasembargo laut werden zu lassen.

Mit Merkel wurde in den italienischen Zeitungen reichlich abgerechnet, aber von Lambrecht bekommt man in den Medien sehr wenig mit. Und wie Oscar Wilde schon feststellte: „There is only one thing in life worse than being talked about, and that is not being talked about.’’ Deutschland und Italien jedenfalls befinden sich in einer ähnlichen Position. Die beiden Länder sind die größten Gasimporteure Europas, wobei Deutschland 55% seines Gases und Italien immerhin auch 45% aus Russland beziehen. Die Staaten betonen immer wieder, nun schnellstmöglich unabhängig von russischen Lieferungen werden zu wollen und haben Ende März in Berlin beschlossen, bei Versorgungsengpässen einen bilateralen Solidaritäts-Gasliefervertrag zu unterschreiben.

Wie der fatto quotidiano meldet, könnte es Italien allerdings leichter fallen, sich schneller von den Lieferungen zu lösen und die Energiequellen zu diversifizieren. Vor dem Hintergrund, dass das Land schon jetzt auch aus anderen Ländern – wie beispielsweise über die Trans-Adria-Pipeline (TAP) aus Aserbaidschan – Importe bezieht, sollen diese zukünftig deutlich erhöht und auch Kohlekraftwerke reaktiviert werden.

In Deutschland scheint es lediglich Verbraucherhinweise zu geben, so viel Energie wie möglich zu sparen und aus Solidarität zur Ukraine appelliert Joachim Gauck, für die Freiheit könne auch mal gefroren werden. Und auch Finanzminister Lindern verschweigt nicht, dass die Gasimporte momentan noch nicht gestoppt werden können. Kein Wunder, dass Deutschland sich deshalb einem sofortigen Gasembargo immer noch querstellt. Aber wer weiß, was da noch kommen könnte – zur Not: ab nach Italien, da macht es ohne Heizung einfach mehr Spaß. 


Buschmann: Der weltbeste Formwandler

Von Jerome May | Das Warten hat ein Ende!

Hier ist der Mann, der sich wie kein anderer verbiegen und verdrehen kann. Seitdem er hier in unserem Politikzirkus auftritt, kann man auf ihn zählen, er liefert seine Leistung konstant.

Hat er uns einst versprochen, alle Maßnahmen würden bis zum Frühlingsbeginn fallen, so ruderte er bei erster Kritik legendär zurück. Es gibt keinen Mann, der uns schöner Hoffnung auf eine Besserung macht und dann so wunderbar umfällt wie er. Beweglich wie kaum ein anderer wendet er seinen Hals.

Wahrlich eine Sensation, wie schnell und ohne zu zögern, dieser Mann sich wenden und verbiegen kann! Dabei hat er uns noch nie enttäuscht, indem er je sein Wort gehalten hat und Rückgrat bei Kritik bewiesen hat.

Und das sei nicht alles!

Kaum einer gibt rote Linien so schnell auf, wie er es tut. War er einst im Wahlkampf noch einer der FDP-Hoffnungsträger, so ist er aktuell kaum mehr von seinen Ampel-Partnern zu unterscheiden. Ein wahrer Formwandler. Kaum einer hat den Titel „Pseudo-Liberaler“ mehr verdient als dieser Mann.

Dass er sich so biegen kann, wie er es tut, mag man auf den ersten Blick gar nicht vermuten. Er kommt auf den ersten Blick kantig und unbeweglich vor. Doch der Trick auf ein Rückgrat zu verzichten bringt ihm Ruhm und Bekanntheit und schließlich auch zu uns in den Zirkus. Gut, dass er auf das Rückgrat verzichtet. Ich meine, wer bräuchte den schon einen wahrlich liberalen Minister?

Sei es die Debatte um Lockerungen oder die Diskussionen über das Verbieten von Telegram, von einer liberalen Position ist bei ihm nichts mehr zu sehen. In verschiedensten Interviews und Talkshows offenbarte unser Schlangenmensch schon sein markantes Umfallen. Stets warf er seine liberalen Ideen, die er einst mal äußerte, über Bord und bemühte sich um das Gefallen der Medien.

Großartig.

Und jetzt möchte ich euch nicht mehr länger auf die Folter spannen. Hier ist der Mann, unser einzigartiger Schlangenmensch in Justizminister-Verkleidung.

Hier ist er, Marco Buschmann!


Karlos, der Booster-Balanceur

Von Simon Ben Schumann | Meine Damen und Herren – machen Sie sich gefasst auf den größten Balanceakt, den die Welt je gesehen hat. Sehen Sie jetzt Karlos Lauterbach´ und sein beliebtestes Kunststück. Vier nebenwirkungsfreie Impfbooster-Spritzen stecken in den Venen seines linken Arms, das Grundgesetz hält er in seiner rechten Hand zitterfrei fest. Was sehen wir hier – schon nach zehn Sekunden beginnt unser Artist, auch noch mit mehreren „Also-Ähms” zu jonglieren! Applaus, Applaus für Karlos Lauterbach! 

Doch woher kommt diese Neigung zu wagemutigen Kunststücken und der Drang, mit ihnen in möglichst vielen Zirkussen aufzutreten? 

Merkwürdigkeiten einer Karriere 

Beginnen wir ganz am Anfang, noch vor Corona. Karl Lauterbach studierte Humanmedizin an verschiedenen Universitäten, in den Vereinigten Staaten und Deutschland. Dort promovierte er zum Dr. med. – so weit, so gut. Könnte man meinen. Doktoren, die sich zur Corona-Lage zu Wort meldeten, gab es ja eine Menge. Allerdings hat Lauterbach nicht nur in Humanmedizin promoviert, sondern auch im Fach „Health Policy and Management“ – und das in Harvard. Diese Arbeit war tatsächlich bis 2015 unter Verschluss (warum?), umfasst gerade einmal 118 Seiten und trägt den ironischen Titel „Justice and the Functions of Health Care“. Ihre Qualität wird – gerade vor dem Hintergrund der langjährigen Geheimniskrämerei – unter anderem vom Allgemeinarzt und Publizist Dr. Gunter Frank in Frage gestellt. Eine Doktorarbeit, die nicht öffentlich zugänglich war, ziemlich dünn daherkommt und sich nicht etwa der Epidemiologie widmet, sondern ethischen Erwägungen – kann man das als Qualifikation für das Amt des Gesundheitsministers bezeichnen? 

Was Lauterbach weiterhin charakterisiert, ist seine Professur. Okay – Professoren sollten zwar lehren, nicht belehren – aber immerhin. Seine Habilitation ist aber leider nicht ganz koscher: Die Schrift existiert gar nicht; Lauterbach ist nicht habilitiert. Das vor seinem Namen auftauchende „Prof.“ erwarb er nicht durch eine aufwändig angefertigte Habilitationsschrift, sondern einzig durch den Ruf an die Universität Köln im Jahr 1998. Dieser wurde durch Lauterbachs wissenschaftliche Arbeit begründet. Das weckt schon Zweifel daran, ob der jetzige Gesundheitsminister wirklich ein astreiner Experte ist. Ob erfahrene Schamanen aus der Savanne, marktschreiende Schlangenölverkäufer im wilden Westen oder eben allwissende Profs: Autoritätsargumente sollten uns unsere Freiheit nicht wegnehmen dürfen. Besonders, wenn sie so dubios daherkommen. 

Falschaussagen in der Pandemie 

Seine etwas kritisch stimmende „Origin Story“, wie man bei Superschurken aus Marvel & Co. sagt, wird leider ergänzt durch sein zerstörerisches Handeln in der Coronakrise. Hier fiel Lauterbach mehrfach durch Falschaussagen und Panikmache auf. Einige Beispiele. 

Im Mai 2021 ging es bei Maybrit Illner um Covid. In der Sendung vom 6. Mai 2021 behauptete Lauterbach: Das Durchschnittsalter der Intensivstationspatienten betrüge durchschnittlich 47 bis 48 Jahre. Eine glatt unwahre Aussage. Sogar der „Faktenfuchs“ des BR, ein nicht gerade für seine investigative Kritik bekanntes Medienhaus, konstatierte: Die Aussage Lauterbachs ist statistisch nicht belegbar. Auf Anfrage antwortete der Jetzt-Minister, es handele sich um eine „persönliche Schätzung“. In der Sendung erwähnte er das freilich nicht. Panikmache vom Feinsten. 

Vor einigen Monaten war die Wortneuschöpfung „Booster-Impfung“ überall zu hören. Ich kenne „Booster“ ja noch als günstige Energydrink-Eigenmarke von EDEKA & Co. – aber solange es cool klingt, wieso nicht? Der Experte Lauterbach postete dazu auf Facebook: Die dritte Biontech-Impfung biete 10-fachen Schutz gegen Infektion oder schwere Krankheit. Allerdings: Auch das ist höchst fraglich. Forscher des RWI aus Leipzig kamen zum Ergebnis, Lauterbach habe die Statistik fehlinterpretiert; der Schutz nähme maximal um 2,00% zu. 

Ein weiteres Beispiel der Eskapaden unseres tollkühnen Antihelden sind die Verbreitungen ganz am Anfang der Pandemie. Lauterbach warb vehement für Lockdowns – unter anderem argumentierte er, dass Restaurants ein Ort mit besonders vielen Infektionen seien. Mittlerweile ist klar: Lockdowns sind nicht empfehlenswert – sagt auch die WHO – und Restaurants sind keine Brandherde für Infektionen.

Doch die Kirsche auf der Torte drapierte Karl Lauterbach mit seinen Äußerungen über nicht geimpfte Bürger. „Das ganze Land wird in Geiselhaft dieser Menschen sein.“, ließ er verlauten. Und weiter: „Das können wir uns nicht mehr leisten.“ Meinte er damit etwa, wir können uns die ungeimpften Menschen nicht mehr leisten? Da werden schon ungute Erinnerungen an NS-Zeiten wach. 

Unterstrichen wird dieser negativ-Eindruck durch Lauterbachs Statements zu Joshua Kimmich. Der Fußballer wollte sich nicht impfen lassen; später entschied er sich um. Lauterbach, ganz in Manier eines Ablässe verkaufenden Priesters, sprach von der Kanzel: „Der Körper ist sein Kapital, da hatte er Ängste“. Jeder andere Mensch denkt vielleicht an Gesundheit, Nebenwirkungen, die Familie oder Entscheidungsfreiheit über den eigenen Körper – für Karl Lauterbach geht’s um der Venen Wirtschaftlichkeit. 

Hat der Zirkus genug? 

Liebe Zuschauer, danke, dass Sie so friedlich gelauscht haben! Doch was ist das – ein immer lauter werdendes Buhen? Gefällt die „Killervarianten“-Performance von Karlos etwa nicht? Dabei war der Zirkus doch so lange wie gefesselt! Vielleicht sollten wir unserem Künstler ja eine Sommerpause gönnen. Im Herbst, da dürfen Sie sich drauf verlassen, ist er wieder da.


Zu Besuch bei Tarot-Toni Hofreiter

Von Sarah Victoria | Die Wege der Zukunft scheinen unergründlich, aber zum Glück behält ein Mann den Überblick: Tarot-Toni, das bayerische Urgestein der Grünen, weiß dank seiner Karten, wo die Zukunft hinführt. Ich habe ihn in der Pause der Zirkusvorstellung besucht.
Abseits vom bunten Treiben in der Zirkusmanege, gleich hinter dem Kassenhäuschen, findet sich ein schmaler Weg. Neugierig wage ich einen Blick um die Kurve und erspähe einen kleinen Wohnwagen, der versteckt zwischen zwei Zirkuswägen Platz findet. Am Wegesrand stehen lauter Blumentöpfe mit exotisch aussehenden Lilien und vermoosten Holzpfeilen, die einem den Weg zum Eingang weisen. An der Eingangstür hängt ein Schild: „Tarot-Tonis Kartenzauber“.


Noch bevor ich mein Handy entsperren kann, um ein Bild zu machen, fliegt plötzlich die Tür auf und ein lautes „Ich grüße Sie!“ schallt mir entgegen. Vor lauter Schreck lasse ich mein Handy in einen der Blumentöpfe fallen. Möglichst vorsichtig versuche ich, mein Gerät aus den gelb-orangenen, trichterförmigen Blüten zu befreien und richte mich wieder auf.
„Dieses Prachtstück ist aus der Gattung der Bomarea, eine bekannte Kletterpflanze.“, erklärt mir ein Mann mit blonder Wallewalle-Mähne. „Darüber haben Sie doch promoviert!“, platzt es aus mir heraus.
„Sie können mich ruhig Toni nennen, meine Pronomen sind er/ihm. Ich sehe, dein drittes Auge ist stark. Warst du damals auch in Südamerika und hast dich mit der dortigen Flora und Fauna bekannt gemacht?“
„Ähm nein, ich war nur auf Google. Ich meine, Ecosia.“


Er nickt verständnisvoll. „Ich denke gerne an meine Reise damals zurück. Also natürlich erst, nachdem ich die Flugmeilen kompensiert habe. Ein tolles Land, voll freier Flüsse…wären da nicht diese Soja-Multis.“ Sein Blick fällt wieder auf mich. „Du willst etwas über die Zukunft wissen?“
Ich nicke und gemeinsam betreten wir den Wohnwagen. Der kleine Raum ist voller Pflanzen, aus dem Badezimmer kommt ein heller Nebel. An den grün gestrichenen Wänden hängen eingerahmte florale Malereien. „Sind die Bilder von ihren Kindern gemalt worden?“, frage ich freundlich nach. „Das sind meine Kunstwerke.“, antwortet er fast beleidigt. „Wow. Ich meine, so… farbenfroh!“ Ich beschließe, weitere Fettnäpfchen zu vermeiden und setze mich schweigend an den kleinen Tisch, auf dem schon ein großer Kartenstapel liegt.

„Von wegen beleidigte Leberwurst, ich bin Vegetarier!“


„Ich ziehe jetzt fünf Karten aus dem kleinen Arkana-Tarot. Gemischt habe ich meine Karten schon, als du noch vor meinem Wohnwagen standest. Die Tarotkarten habe ich zum Teil auch selber gemalt. Zurzeit nutze ich die Ukraine-Edition, in blau gelb, ein Geschenk aus Lviv. Frau Strack-Zimmermann hat die Trumpfkarten aus der großen Arkana eingesackt, angeblich wollte sie mit Herrn Lindner teilen. Naja…“ Er legt die Karten nebeneinander auf den Tisch und hält einen kurzen Moment inne, bevor er weiterredet. „Der König der Schwerter. Die Karte sagt, dass wir in harten Zeiten leben. Ich meine, persönlich geht es schon, aber politisch ist es schlimm. Der Krieg in Europa, der rechte Faschismus und nicht zu vergessen: Die Klimakrise ist da. Politiker müssen unbedingt mehr Verantwortung übernehmen und die Hand des Staates besser lenken.

Was haben wir als nächstes, ah, die zwei Münzen. Die stehen dafür, Dingen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich finde ja, feministische Außenpolitik, der Veggie Day und die stark gefährdete Rotbauchunke, meine liebste Krötenart, verdienen mehr Aufmerksamkeit. Karte Nummer drei sind die fünf Kelche, wie passend. Sie stehen für Melancholie und Trauer, ausgelöst durch die russische Invasion oder Vergabe von Ministerposten natürlich. Seit wann zählt es nicht, einen bayerischen Migrationshintergrund zu haben, Herr Gott nochmal, ständig krieg ich Untertitel. Und von wegen beleidigte Leberwurst, ich bin Vegetarier!“ Er atmet einmal tief durch. „Äh, bitte vergiss den letzten Teil. Aber Hopfen und Malz sind noch nicht verloren! Der Bube der Münzen verkörpert ein Geschenk oder ein Angebot. Als Deutsche sind wir natürlich so wohlhabend, dass wir keine Geschenke benötigen. Aber wir können geben, so viel geben. Wir müssen der Ukraine mehr geben, Europa mehr geben und natürlich der ganzen Welt mehr geben – vor allem Waffen. Und als Abschluss die Karte für die Zukunft, in dem Fall der Ritter der Stäbe. Die Karte steht für Energie, Einsatzbereitschaft und sofortiges Handeln. Also nichts anderes als schweres Gerät, wie etwa Panzer und Artilleriegeschütze. In die Ecke habe ich sogar einen kleinen Kampfhubschrauber neben die Friedenstaube gemalt.“


Damit kommt er zum Ende seiner Lesung. Ich bedanke mich und frage noch nach einer Rezeptur für gute Haarmasken, bevor ich den Wohnwagen verlasse. Draußen atme ich erleichtert durch, der Nebel im Wohnwagen hat mich ganz schläfrig gemacht. Auf dem Rückweg ruft mir Tarot-Toni noch einen letzten Satz zu: „Und nicht vergessen: Waffen, Waffen, Waffen!“


Kanonen-Tobias und die Saarland-Wahl

Luca Tannek | Meine Damen und Herren, nach all den erstaunlichen Artisten, die in der Manege ihr Können gezeigt haben, folgt nun eine weitere, atemberaubende Sensation! Haben Sie keine Angst, auch wenn es gleich knallt. Sie sehen nun denn Abschuss des weltbekannten Kanonen-Tobias!

Kanonen-Tobias und die Saarland-Wahl 

Der Zirkus ist eine abenteuerliche Show. Egal ob Seiltänzer, Dompteure, Messerschlucker oder Jongleure, sie alle bringen ihr Publikum ins Staunen. Jeder scheint atemberaubender als der andere. Und das ist kein Wunder, denn die Artisten stehen in direkter Konkurrenz um die Aufmerksamkeit ihrer Besucher. Ein besonders zäher Mitstreiter dieses Zirkuswettbewerb ist die „menschliche Kanone“. Klingt verrückt? Ist es auch. Hierbei steigt der Artist nämlich direkt in ein Kanonenrohr und wird mittels Druckluft zirka 40 bis 50 Meter in die Höhe geschossen. Wer Zeuge eines solchen menschlichen Geschosses war, weiß, dass dieses Spektakel unvergesslich ist. 

Neulich habe ich dann festgestellt, dass nicht nur im Zirkus, nein, sondern auch in der Politik menschliche Kanonenkugeln existieren. Vor allem bei Bundes- und Landtagswahlen kommen sie gut und gerne zum Einsatz. So fiel vor wenigen Wochen Tobias Hans (CDU), bei der Landtagswahl im Saarland, die Rolle des menschlichen Geschosses zu. Er verlor sein Amt als Ministerpräsident, während seine Partei einen Stimmenverlust von schlappen -12,20% erlitt und damit am Ende nicht mehr als 28,50% einfahren konnte. Die neue Ministerpräsidentin heißt nun Anke Rehlinger. Ihre Partei gewann 13,50% mehr Wähler, als bei der letzten Wahl und lag im Endergebnis bei 43,50%. Ob Tobias Hans sich bewusst oder unbewusst derart „abschießen“ ließ, sei dahingestellt. Man kann Herrn Hans allerdings nicht vorwerfen, er habe sich für seinen Abschuss nicht qualifiziert. 

Fragwürdiges Menschenbild 

Und zwar schon allein deshalb: „Es ist wichtig, den Ungeimpften eine klare Botschaft zu senden: ihr seid jetzt raus aus dem gesellschaftlichen Leben.“, so Kanonen-Tobias am 9. Dezember 2021 bei Maybritt Illner. Ein Ministerpräsident, der so spricht, hat für Bürgerrechte, Freiheit und Selbstbestimmung offensichtlich nicht viel übrig. Wenn es nach Herrn Hans ginge, würden wir anscheinend in einer Zweiklassengesellschaft mit Sozialkredit-System leben – wenn Sie mich fragen, ein fragwürdiges Menschen- und Gesellschaftsbild. Wenn die Autonomie des Individuums nichts wert ist, ist die Menschenwürde schließlich auch egal. Würden wir nicht in so verrückten Zeiten Leben, hätten die Leitmedien angesichts solcher Aussagen längst Druck auf Hans ausgeübt und seinen Rücktritt verlangt. Aber, immerhin: die Bürger haben letztlich selbst für seinen Abgang gesorgt. 

Irrwitzige Idee: Spritpreisbremse 

Eine weitere Qualifikation als Kanonenfutter erbrachte ihm sein nicht vorhandenes ökonomisches Verständnis. Als Anfang Februar die Spritpreise in den Himmel schossen, war Tobias Hans sich nicht zu schade, nach Lösungen zu suchen. Auf Social Media postete er ein Video von sich, in dem er in voller Theatralik eine Spritpreispreisbremse forderte und sich als „Mann des Volkes“ inszenierte. Dabei besteht der Spritpreis je Liter Benzin oder Diesel bereits fast zu 60% aus Steuern. Da fragt man sich doch: wieso forderte Herr Hans keine temporäre oder gänzliche Abschaffung der Mineralölsteuer oder CO2-Steuer? Damit würden die Preise nämlich tatsächlich sinken. Zumal dem CDU- Mann klar sein sollte, dass starre Preise, die der Staat festlegt, immer zu einem Wohlfahrtsverlust führen. Da dreht sich Ludwig Erhard, Vater des Wirtschaftswunders, doch im Grab um. Wenn er wüsste, was aus der Wirtschaftskompetenz seiner Partei geworden ist, wäre er sicherlich sehr schockiert. 

Tobias gendert gerne 

Ausgrenzung von Personengruppen und fehlende ökonomische Kompetenz reichen aber noch nicht ganz, um eine Karriere als menschliche Kanonenkugel zu starten. Ein weiterer wichtiger Teil der Qualifikation ist die Verschandelung der deutschen Sprache. Tobias Hans gendert nämlich gerne und unterwirft sich damit identitätslinker Politik. Er begründet das unverblümt mit zwei für ihn sehr wichtigen Aspekten: Einerseits möchte er Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen -als würde er das bei der Verwendung des generischen Maskulinums nicht bereits tun- und andererseits geht es dem Katholiken darum -und das hat er tatsächlich so gesagt-, Zeit zu sparen. Ich sage dazu nur: Bravo CDU. Sollte die Partei unter Merz nicht konservativer und bürgerlicher werden? Oder zumindest ein Profil bekommen und sich nicht von linken Ideen die Richtung weisen lassen? War da nicht mal was? 

Leider Fehlanzeige – doch dafür ist der Abschuss gelungen. Hoffentlich hat Herr Hans den halbwegs überstanden und sich beim Aufprall nicht verletzt. Für die Rolle als Zirkusakteur war er, wenn Sie mich fragen, jedenfalls bestens vorbereitet. Ausgrenzung, sozialistische Ideen und „zeitsparendes“ Gendern haben ihn zweifelsohne für die Rolle der menschlichen Kanonenkugel qualifiziert. Trotz all der anderen talentierten Zirkus-Athleten in der deutschen Politik, wird der Kanonen-Tobias mir garantiert in Erinnerung bleiben. 


Der messerwerfende Markus trifft nicht mehr ins Schwarze

Als nächstes präsentieren wir den messerwerfenden Markus. Mit beeindruckender Präzision trifft er bei jeder Meinungsänderung der Medien voll ins Schwarze – bis jetzt. 

An Absurditäten mangelt es der deutschen Politik wahrlich nicht.  Sei es Annalena Baerbocks „feministische Außenpolitik“ oder Karl Lauterbach mit seinem Corona-Wahn. Beide eint jedoch der Kampf um ihre Überzeugungen. Lauterbach beispielsweise sieht sich selbst vermutlich in einer Schlacht, in dem er sich heldenhaft gegen alle Widerstände einem tödlichen Virus entgegenstellt. Schlimmer als der Fanatiker ist jedoch der Opportunist, der den Fanatikern nach dem Mund redet. Hierzulande gibt es kaum einen Politiker, der sein Fähnchen höher in den Wind streckt als Markus Söder. 

Wenn es darum geht, wie man plötzliche Stimmungsschwankungen in politisches Kapital verwandelt, macht dem bayrischen Ministerpräsidenten niemand etwas vor. Rückgrat, Standhaftigkeit und Überzeugen, alles das sind Fremdworte für den Franken. Erst war er gegen die rot-grüne Energiewende, dann biederte er sich bei Fridays-for-Future an. Ein anderes Mal machte Söder gegen den Kohleausstieg mobil, um dann einen noch schnelleren Ausstieg (2030), als die Ampel (2038) zu fordern. Bis ins letzte Jahr war der bayrische Ministerpräsident Gründer und Kapitän des Teams Vorsicht. Er war einer der ersten Politiker, der dem medialen Druck nachgab und für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht plädierte. Als dann Anfang April abgestimmt wurde, die Stimmung sich jedoch ein Stück weit gedreht hatte, war aus der bayrischen Staatskanzlei nur noch ohrenbetäubendes Schweigen zu hören. Ein anderes mal behauptete Söder, er habe 2G „von Anfang an“ skeptisch gesehen. Auch darf nicht vergessen werden, dass Karl Lauterbach u.a. auf Drängen von Markus Söder zum Gesundheitsminister ernannt wurde. Dann preschte er plötzlich mit einer Ansage gegen seinen Wunschminister vor. Als erster äußerte er, die umstrittenen Hotspot-Regel nicht durchsetzen zu wollen. Soviel offensichtlichen Opportunismus ließen ihm die Medien dann nicht mehr durchgehen. Die Taktik des Opportunismus wurde schon von Angela Merkel kultiviert. Damit war sie so erfolgreich, dass sie gegen Ende ihrer Amtszeit als quasi-überparteiliche Institution der Bundesrepublik wahrgenommen wurde. Doch in die Fußstapfen der „Präsidialkanzlerin“ kann Söder nicht treten – in den vergangenen Monaten gelang es ihm nicht mehr, auf der Hysterie-Welle zu surfen. Dabei schien ihm auch immer mehr sein Ego im Weg zu stehen – Söder hatte sich verworfen.

Die Wahlkampf-Sabotage von Laschet wird Söder parteiintern und auch von einigen Stammwählern übelgenommen. Mit Aussagen wie: „Das Ziel, Leben zu retten, haben wir gut erreicht. 130.000 Menschen konnten in Bayern vor dem Tod gerettet werden“, macht Söder sich lächerlich. Mit „wir“ meint er vor allem sich selbst, steht er im Freistaat doch an der Spitze der politischen Nahrungskette. Aus dem Autoritätsverlusts von Scholz und Lauterbach in Folge des Scheiterns der Impfpflicht und dem der Ampel-Zoff um die Ukraine-Krise, kann die Union kein Kapital schlagen. Dabei steht insbesondere der Franke unter Druck. Vor einem Jahr hielten rund 70 Prozent der Bayern für einen guten Ministerpräsident. Inzwischen sehen das nur noch 56 Prozent so. Auch wenn solche Umfrage immer mit Vorsicht zu genießen sind, ist doch ein klarer Trend zu erkennen.  Geschadet haben dürfte Söder kürzlich ein Auftritt in Augsburg. Anfang April infizierte sich der bayrische Ministerpräsident mit Corona. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals wurde 3 Tage nach seiner Infektion die Corona-Quarantäne auf 5 Tage verkürzt. „Gleichwohl appellieren wir an die Menschen sich verantwortungsvoll zu verhalten“. „Das heißt, wir empfehlen deshalb, nach Isolationsende noch eine Zeit lang eine Maske zu tragen und Kontakte zu reduzieren“. Die Empfehlung richtete sich aber offenbar nur an das Fußvolk. Eine gute Woche nach seiner Infektion feierte Söder feuchtfröhlich beim Augsburger „Plärrer“. 

Trotz dieser Fehltritte wirkt Söder unantastbar. Parteiinterne Gegner sind (noch) nicht in Sicht. Es dürfte erst einmal weiter gesödert werden. Er wird nach wie vor opportunistisch bleiben und treffsicher wie eh und je Meinungsänderungen in der Bevölkerung erahnen. Doch seine Messer werden langsam stumpf.


Olafimir Scholzinow: Der schweigsame Zirkusdirektor

Von Anna Graalfs | *Trommel-wirbel* Hier ist er! Der große Olafimir Scholzinow, Zirkusdirektor seit über vier Monaten! Und in diesen Monaten hat man den Manegechef schon ganz gut kennengelernt. Doch was viele nicht wissen: der schweigsame, etwas kleingeratene Hobbykoch geht die Dinge gerne langsam an. “Es muss ja nicht gleich eine große Party sein”, lautet eine seiner wenigen Aussagen bezüglich der Zirkus-Shows. Generell meint man Scholzinow möchte nichts sagen, was er im Nachhinein eventuell bereuen könnte, weswegen er beschließt einfach gar nichts zu sagen. Das ist nachhaltige Problemlösung auf dem höchsten Niveau! Seine wenigen Worte zeugen dann aber von großer Menschenkenntnis und Solidarität gegenüber seinen Angestellten und den Zirkusbesuchern. Ich präsentiere deswegen, die drei Aktionen die Zirkusdirektor Scholzinows Solidarität unter Beweis stellen:

  1. Spritpreise

Höhere Spritpreise wären nicht nur für das Zirkusmobil, das momentan durch ganz Deutschland zieht, sondern auch für die Zirkusbesucher definitiv nicht zumutbar. Scholzinows Worte: “Wer jetzt immer weiter an der Spritpreisschraube dreht, dem müssen die Nöte der Bürgerinnen und Bürger egal sein.” Was eine ausdrucksstarke Message. Auf die Frage, ob er denn wisse, wie viel der Sprit momentan koste, konnte er leider keine Antwort geben. Natürlich könnte man einwerfen: Wie soll die Zirkusshow jemals gut gelingen, wenn der Zirkusdirektor die Sorgen und Wünsche des Publikums nicht kennt? Allerdings zeugt seine Aussage doch viel mehr von Verständnis und Mitgefühl – und wegen eines kleinen Blackouts sollte man doch nicht auf die allgemeinen Fähigkeiten des Direktors schließen. Ein Problem könnte der momentane Russland-Ukraine-Krieg darstellen, der die Spritpreise durch die Decke schießen lässt. Doch ich bin fest überzeugt, dass auch hier Scholzinow ganz viel Empathie für seine Zirkusbesucher parat hat.

  1. Impfpflicht

Das wohl größte Zeichen von grenzenloser Solidarität in Zeiten des Killervirus: Für die Impfpflicht zu stimmen. Und das tat Scholzinus natürlich auch, in der Hoffnung, die rasante Verbreitung des Virus im Zirkuszelt einzudämmen – ungeimpfte Besucher sind ja ohnehin total solidarisch ausgeschlossen worden. Unglücklicherweise ist die Impfpflicht nun gescheitert und die meisten Maßnahmen gegen das Virus sind auch gefallen, doch Scholzinow verspricht, das Virus weiterhin zu bekämpfen.

  1. Enge Zusammenarbeit mit Anne Spiegel

Mehrmals äußerte sich Scholzinus über die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Energieversorgungs- und Umweltmanagerin der Zirkusses. Er sprach ihr das Vertrauen aus, wenige Stunden vor ihrem Rücktritt. Er hat sie außerdem stolz als “menschlich sehr beeindruckend” beschrieben, was auch immer das genau heißen mag.  Man muss schon sagen, dass der überraschende Rücktritt Anne Spiegels schlechtes Licht auf Scholzinow geworfen hat. Doch er nimmt ihren Rücktritt ganz professionell “zur Kenntnis” und erklärt ihr dann umso professioneller “großen Respekt”.  Naja, vielleicht hat sich Spiegel ja auch nur im Spiegelkabinett verirrt und findet nach einer Zeit wieder ihren Weg zurück zur Show.
Eins steht jedenfalls fest: Wer die Rückendeckung von Scholzinow hat, dem kann nichts passieren. 

Hoffentlich konnte euch dieser Beitrag den im Frack schwimmenden, großherzigen Zirkusdirektor Olafimir Scholzinow etwas näherbringen. Natürlich muss man auch sagen, dass er das Glück hatte einige Dinge, wie die marode Zirkuswehr, von seiner Vorgängerin L’Angelina Merkelassimo geerbt zu haben, dennoch sind Scholzinows Kompetenzen für das Zirkusdirektoramt keinesfalls fragwürdig… Doch nun ist es Zeit, mit der richtigen Show zu beginnen!