Neues von Game of Thrones: Jetzt sind sogar die Drachen woke

Von Sven Justin Verst | Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler für “House of the Dragon” und “Rings of Power”. Ihr seid gewarnt.

Endlich, “House of the Dragon”, das Prequel zu “Game of Thrones”, ist da. Wie bereits GoT sieht auch die neue Serie wunderschön aus. Außerdem sehen wir, wie das Leben unter den Targaryens war, bevor sie verrückt wurden. Doch so mächtig das Drachen-Geschlecht auch sein mag – nicht einmal sie sind vor dem woken Zeitgeist sicher. Jedem, der das Buch gelesen hat, fällt schon bei der ersten Folge auf: Wieso zur Hölle, sind die Valyrians denn plötzlich schwarz mit graublonden Rastas?! Im Buch werden die Valyrians doch explizit als blass bezeichnet. Es mag für viele zwar nur eine oberflächliche und kosmetische Änderung sein, aber es wirft Fragen auf. Immerhin waren die Valyrians geradezu besessen davon, durch ihre blasse Haut, platinblonden Haaren und violetten Augen aus dem Rest von Westeros hervor zu stechen. Auch deshalb betrieb man Inzest, um die Blutlinie und äußere Erscheinung rein zu halten. Aber an Buchvorlagen scheint sich Hollywood ja schon lang nicht mehr halten zu wollen.

https://twitter.com/le_surmulot/status/1565775798103166976?s=21&t=ss6pOsa6tSoip3iTAaWoQw

Die Empörung darüber lässt sich leicht in die rechte Ecke stellen. Dabei gab es schon vor ein paar Jahren ein ähnliches Problem und die Empörung hält bis heute an. Die amerikanische Zeichentrickserie “Avatar: Herr der Elemente” ist einzigartig. Die erzählten Geschichte und Charaktere sind ausgereift und können jede Altersgruppe ansprechen. Als man sich entschied, einen Realfilm zu produzieren, war die Erwartung groß und die Empörung größer. Die Produzenten hatten es gewagt, die dunkelhäutigen Charaktere von weißen Schauspielern spielen zu lassen. Es folgte der übliche linke Scheißsturm und bis heute wird der Film verachtet. Auch die Macher vom Prequel zu der Hobbit und Herr der Ringe, “Ringe der Macht” hat eine diverse Besetzung. Dabei basieren die Werke von Tolkien auf nordischer Mythologie. Schlaue Marathonschauer denken außerdem zurecht: Was ist denn bitte später mit den nicht-weißen Menschen, Elben und Zwergen passiert? Wurden sie von einem rassistischen Monster ausgelöscht? Immerhin gibt es sie in den zeitlich später spielenden Filmen nicht mehr. 

 

Eine Königstochter, die keinen Bock hat zu heiraten 

Doch zurück zu “House of the Dragon” und der Protagonistin Rhaenyra Targaryen. Schon zu Beginn der Serie wird der Zuschauer belehrt: Die ach so wunderbare, vorlaute, kecke Rhaenyra wurde mit allem geboren, was das Herz begehrt – außer einem Penis. Die Tennie-Thronfolgerin ist unglücklich: Sie möchte nicht bloß eine Ehefrau und Mutter werden, sondern eine Königin, die tun lassen kann, was sie möchte. Dabei stößt sie auch ihrer engsten Freundin vor den Kopf – was man ein bisschen verstehen kann, immerhin ist sie mit ihrem Vater, dem König in die Kiste gestiegen und wird kurz darauf seine Frau und Königin. Rhaenyra belästigt den Zuschauer geradezu mit der neu-feministischen Idee, dass Frauen ihre Femininität über Bord werfen sollten und Männer nachahmen sollten. Auch Rey aus den Star Wars Sequel Filmen sowie Captain Marvel folgen diesem Modell. Damit wurden beide jedoch zu äußerst unbeliebten Charakteren. Männer haben ein Problem mit starken Frauen, so die These der Verfechter des woken Zeitgeistes. Dass das Blödsinn ist, weiß wohl jeder Leser dieses Blogs. 

 

Es gibt genug faszinierende, starke Frauen in Filmen und Serien, die mutig und gleichzeitig weiblich sind. Ellen Ripley, die Protagonistin aus dem Film Alien (1979), ist das beste Beispiel. Ripley kehrt zurück in eine gefährliche Situation, welcher sie gerade erst entkommen ist, um ein junges Mädchen zu retten. Dabei wird auf ihre Feminität angespielt und auf ihre Beschützerrolle als Mutter. Auch in der von J.K. Rowling geschaffenen “Harry Potter”-Welt gibt es eine solche Szene. Molly Weasley stellt sich schützend vor ihre Tochter im Duell gegen die Todesserin Bellatrix Lestrange, welche vermutlich zu den stärksten Hexen ihrer Zeit gehörte. „Get away from her you bitch“ und „Not my daughter you bitch“, sind unvergessliche Zeilen, welche die Hingabe der beiden Frauen ausdrücken.

Es geht also auch anders: starke Frauen können authentisch geschrieben werden. Molly hat uns berührt, weil sie nicht woke war. Rhaenyra wiederum nervt einfach nur.

 


Giorgia Melonis Wahlsieg bedeutet Umbruch in Italien

Von Elena Klagges | Italien hat gewählt. Und Giorgia Melonis Partei Fratelli d’Italia (FdI) kommt in etwa auf 26% der Stimmen. Mit Abstand folgt der sozialistische Partito Democratico (PD) mit 19% und auf dem dritten Platz ein nach den Umfragen etwas erstarkter Movimento 5 Stelle (M5S) mit dem Ex-Ministerpräsidenten Conte bei um die 15%. Die Lega kommt auf ca. 8% geschätzt genauso wie sowohl Berlusconis Forza Italia (FI) als auch auf die Azione-Italia Viva von Di Maio.

Somit kommt das Mitte-Rechts-Bündnis insgesamt auf ca. 45% der Stimmen, die Linken liegen abgeschlagen bei etwa 25%. Der in den deutschen Medien bis zuletzt erhoffte ,,große Überraschungssieg’’ des Linksbündnisses blieb damit aus, und es wird immer wahrscheinlicher für Giorgia Meloni, die 68. Regierungspräsidentin zu werden.

Währenddessen werden die internationalen Medien nicht müde, in ihren Berichten zu betonen, was für eine rechte Gefahr jetzt aus Italien drohe. Die CNN wird zitiert mit ,,faschistischer Gefahr’’, die BBC schließt sich dem an und tenoriert, dass die extreme Rechte auf einen Wahlsieg zusteuern. Der spanische El Pais spricht von einem ,,politischen Erdbeben’’, bei dem die ultra-rechten Parteien zum ersten Mal die Wahlen in Italien gewannen.

Und auch die deutschen Medien sitzen im selben Boot. So konnte es die Zeitung Die Welt mal wieder nicht lassen, die Verbindung und Herkunft der FdI aus der ,,faschistischen MSI Bewegung’’ zu erwähnen. Doch sei an dieser Stelle mal darauf hingewiesen, dass in Deutschland die Partei Die Linke offen eine direkte Nachfolgepartei der SED ist. Die Partei, die die DDR geführt hat – heutzutage auch häufig als ,,Unrechtsstaat’’ bezeichnet. Dieser Fakt scheint aber nicht besonders nennenswert zu sein; wahrscheinlich, weil diese Leute ,,auf der richtigen Seite’’ des Parteienspektrums stehen.

Die Wahlbeteiligung lag bei dieser Wahl bei einem historischen Rekordtief von 65%. Im Vergleich: 2018 gingen noch 72% der Wahlbeteiligten zur Urne. Zum einen könnte es daran liegen, dass eine pessimistische Stimmung herrscht und ein wahrer Kurswechsel im Palazzo Chigi nicht wirklich erwartet wird. Die Strukturen sind zu steif und dem Lager aus FdI, FI und Lega wird das Regieren sicherlich besonders schwer gemacht werden.

Starker Gegenwind wird auch aus Europa erwartet. So mischte sich Ursula van der Leyen –  die nicht gewählte und somit eigentlich sogar weniger demokratisch legitimierte EU-Kommissionspräsidentin als das Rechtsbündnis – noch zwei Tage vor der Wahl in den Wahlkampf ein. Sie drohte gegen Italien mit Werkzeugen wie in Ungarn und Polen vorzugehen, falls das eigentlich nicht erwünschte siegreiche rechte Lager demokratische Grundsätze verletzen sollte.

Damit sind an erster Stelle Kürzungen der finanziellen EU-Mittel gemeint. Zurecht hagelte es scharfe Kritik an dieser Äußerung und es wurden Forderungen laut, das italienische Votum müsse selbstverständlich respektiert werden und es sei auf keinen Fall eine automatische Gegebenheit, dass das rechte Bündnis irgendwelche Grundsätze verletzen würde.

Und dann ist da noch die letzte These: Dass das traditionelle zweite Wiesn-Wochenende, typischerweise auch als das ,,Italiener-Wochenende in München’’ bekannt, die Wähler von ihrer Stimmabgabe abgehalten haben könnte.




Das iranische Volk kämpft gegen sein Regime – aus Deutschland kommt nur verhaltene Unterstützung

Von Boris Cherny | Nach der Ermordung Mahsa Aminis durch die iranische Sittenpolizei, kommt es im Iran seit nun mehr als einer Woche zu massiven Protesten. Innerhalb  der letzten Tage nahm sowohl die Anzahl der Protestteilnehmer als auch die Repressalien gegen sie zu. Derweil bleibt die Reaktion des Westens zögerlich und bedeutungslos. 

Seit inzwischen mehr als einer Woche gehen iranische Bürger gegen das Kopftuch und die Kopftuchpflicht auf die Straße. Doch genauso wie das Protestgebiet haben sich die Ziele der Demonstranten massiv ausgeweitet. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um die Gleichberechtigung der Frau oder weniger Polizeigewalt, sondern gar um die Abschaffung der Scharia und das Ende des Mullah-Regimes. 

Massendemonstrationen gegen das fundamental-islamische Regime sind im Iran kein Novum. Zuletzt gab es sie 2019, als mehr als 1000 Menschen ihr Leben bei den Protesten verloren. Damals verpufften die Demonstrationen allerdings. Dass diesmal nicht das Gleiche passiert, scheint zunehmend wahrscheinlich. Die gebildete Mittelschicht des Landes lechzt nach mehr Freiheiten, unterdessen hat die Unterschicht die katastrophalen wirtschaftlichen Bedingungen im Land satt. Diese gleichzeitige Unzufriedenheit war in den letzten Jahren in diesem Ausmaß nie vorhanden. 

Außerdem erscheinen die Widerständler entschlossen wie nie. Trotz der noch sehr  lebendigen Erinnerung an die brutale Niederschlagung der Proteste von 2019 (die Ereignisse  sind im Iran als blutiger November bekannt), schrecken die Demonstranten nicht vor zivilem  Ungehorsam und Widerstand gegen die Staatsgewalt zurück. Auch die aktuellen Drohungen des Präsidenten Ebrahim Raisi, mit voller Härte gegen die Proteste vorzugehen, laufen ins Leere. Die Aktionen der Polizei kosteten bereits mehr als 50 Menschen das Leben. 

Jetzt wächst der Druck auf das Regime. Die Proteste ebben nicht ab, und moderate Elemente innerhalb des Regimes zeigen sich bereit, sich auf Kompromisse mit den Demonstranten einzulassen. Das sind keine guten Vorzeichen für den sich abzeichnenden Machtkampf, der im Falle des Ablebens des greisen obersten Führers Ali Khamenei eintreten könnte. 

Zahnlose Reaktion des Westens

Doch auch wenn intern die Chancen der iranischen Demokraten immer besser werden,  können sie sich kaum auf internationale Solidarität stützen. Die USA kündigten zwar leichte  Sanktionen gegen die Sittenpolizei und ihre Hauptakteure an und versuchen, den stark eingeschränkten Zugang zum Internet für die iranischen Bürger zu erleichtern, trotzdem stellt die Biden-Regierung keine signifikante Unterstützung dar. Das deutsche Außenministerium schwieg währenddessen tagelang bezüglich der Geschehnisse im Iran. Zwar hat die Außenministerin  Baerbock das Vorgehen der iranischen Regierung inzwischen verurteilt, doch Sanktionen oder sonstige Hilfen für die Regimegegner bleiben aus. Stattdessen verhandelt man mit dem Iran-Deal seit Monaten darüber Sanktionen gegen den Iran aufzuheben. „Feministische Außenpolitik“ sieht anders aus.

ZDF verteidigt Kopftuch

Auch die deutsche Presse schafft es, sich abermals zu blamieren. Verzweifelt versuchten  Journalisten des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks den frauenfeindlichen Islam und das Kopftuch als sein Symbol zu verteidigen. Die ZDF-Autorin Yasmin Poesy behauptete  beispielsweise, der Iran repräsentiere eine „durchaus aggressive Form der orientalischen  Kultur“, aber keinesfalls den Islam. Dass die Scharia und damit auch große Teile des  iranischen Rechtssystems aus dem Koran abgeleitet sind, scheint die Journalistin nicht zu  kümmern. Auch abseits dessen spielt die Berichterstattung über Iran, wo möglicherweise  bald eine Revolution vonstattengeht, für die Öffentlich-Rechtlichen nur eine untergeordnete  Rolle. In der Tagesschau werden die Proteste meist erst gegen Ende thematisiert oder  komplett ausgelassen. 

Die verhaltene deutsche Reaktion auf einen furchtlosen demokratischen Protest gegen ein  menschenverachtendes Regime lässt einen ratlos zurück. So setzen sich deutsche  Journalisten eigentlich doch gerne für die internationale Demokratie ein, wie beispielsweise  nach den Wahlen in Italien, nach denen sie eine demokratisch gewählte Ministerpräsidenten diffamieren und delegitimieren. Doch die ernüchternde mediale und politische Resonanz in Deutschland kann den Freiheitskämpfern in Teheran wohl unwichtig sein. Die iranische  Demokratiebewegung macht massive Fortschritte, und ihre Stunde könnte, wenn nicht schon heute, sehr bald schlagen. Spätestens nach dem Tod des obersten Führers und der Galionsfigur des Regimes Ali Khamenei – der radikale Islamist ist bereits gesundheitlich  angeschlagen – kann sich die Gelegenheit für einen Systemwechsel bieten.

Bildquelle: Wikimedia Commons via BY-SA 4.0




WDR: Wie wäre es mit einmal Duschen pro Woche?

Von Anna Graalfs | Was machen wir eigentlich, wenn die Energiekrise so schlimm wird, dass wir nicht einmal mehr ohne schlechtes Gewissen den Wasserhahn aufdrehen können? Der WDR-Instagram-Kanal “KugelZwei” hat die Lösung: Wir duschen einfach nur noch einmal die Woche! Jetzt fühle ich mich wirklich intellektuell unterlegen: Dass die Lösung so einfach ist – warum ist mir das nicht früher eingefallen? In einem nicht einmal einminütigem Video wird vom WDR aufgeklärt: Tägliches Waschen zur Körperhygiene — das ist ein Mythos. Mit süßen Animationen und belehrenden Beschriftungen wird gezeigt, wie der Alltag des 21. Jahrhunderts perfekt mit den Hygienemaßnahmen des Mittelalters harmonieren kann. 

WDR meint: Wasser ist schlecht für die Haut

Die Begründung für einmal in der Woche unter der Dusche stehen: “Häufiges Duschen und Baden kann laut Dermatolog:innen der Haut schaden.” Dazu wird ein Mädchen beim Haare waschen gezeigt, welches förmlich mit schmerzverzehrtem Gesicht im Badeschaum untergeht. Tja, duschen ist eben mit sehr viel Stress verbunden. Folglich hätten wir bei seltenerem Duschen bessere Haut und Haare. Diesen “Dermatolog:innen” würde ich persönlich nicht vertrauen. Es stimmt zwar, dass zu viel Wasser die Haut austrocknen und den natürlichen Säureschutzmantel der Haut beschädigen kann, aber – und da ist sich zumindest jeder “Dermatologe” einig – das hängt auch von vielen anderen Faktoren ab. Wie heiß ist das Wasser beim Duschen? Wie mild sind die Pflegemittel die benutzt werden? Doch der WDR macht’s für uns ganz einfach: Wasser = schlecht

Ein toller neuer Alltag

Für den Rest des Videos wird veranschaulicht wie wunderbar unser neuer Alltag wäre nachdem wir zu stinkenden Höhlenmenschen mutiert sind. Als erstes kommt ein ganz wichtiger Punkt: Wir hätten viel mehr Zeit für anderes, weil wir nicht mehr so viel Zeit im Bad verbringen würden. Natürlich! Hätte ich heute nicht meine Dusche ausfallen lassen, hätte ich nie die Zeit dazu gehabt diesen Artikel erst zu schreiben! Dann kommt das Beste: Wir hätten vielleicht mehr Toleranz bei natürlichen Körpergerüchen. Und jeder weiß, dass Toleranz in unserem Zeitalter von ganz wichtiger Bedeutung ist. Jetzt wird auch endlich der fehlenden Toleranz bei Körpergerüchen Aufmerksamkeit geschenkt. Die Frage ist jedoch, was denn der WDR als “natürliche” Körpergerüche definiert. Was ist, wenn Rainer aus der Redaktion die nackten Füße aus seinen Schuhen nimmt und sie auf dem Bürotisch ausbreitet? Man bekommt so den Eindruck Angestellte beim WDR hatten noch nie das Glück im prallvollen Bus unter die Achsel eines schwitzenden 1,90-Typen gequetscht zu sein.

Glauben Sie mir, lieber WDR, dann sind Sie nicht mehr tolerant bei Körpergerüchen. Doch “KugelZwei” macht uns selbstverständlich auch mit ein paar Vorschlägen bekannt, wie man die “1-Duschen-pro-Woche“-Kultur im Alltag einbetten kann. In Fitnessstudios könnte es dann zum Beispiel nur noch Waschbecken statt Duschkabinen geben. Waschbecken sind ja auch schließlich alles was es braucht, nach einem anstrengenden Händeworkout, nachdem die WDR-Redakteure sich wieder schlagfertig zurück vor ihre Computertastaturen setzen können. Und wenn Karen aus dem Recherche-Team ihr Kniebeugen-Hampelmänner Workout macht, reicht es danach auch vielleicht aus sich einen Waschlappen ins Gesicht zu klatschen. Außerdem könnte es zu einem richtigen Highlight werden, wenn man nur einmal in der Woche duscht.

Das glaube ich gern, wenn ich nach einer Woche vom WDR verhängtem Duschverbot endlich wieder duschen darf. Wir würden Duschrituale zusammen mit “Freund:innen” in öffentlichen Badehäusern zelebrieren. Moment, das sagt mir etwas… Ach ja, Badehäuser gab es vor Allem vom 13. Bis 16.Jahrhundert und teilweise auch weiter, weil sich gerade die Arbeiterklasse kein eigenes Badezimmer leisten konnte. Aber wir geben gerne freiwillig ein Stück von unserem riesigen Luxus ab. Schließlich freut man sich doch immer, sich nackt zwischen den Bierbäuchen von Hans-Günther und Klaus-Joachim zu tummeln. 

Ich könnte dem WDR nicht dankbarer sein, dieses Video im Internet verbreitet zu haben. Endlich wird darüber aufgeklärt, dass einmal die Woche duschen völlig ausreicht. Egal ob man gerade einen Marathon gelaufen ist und man einen Tag lang bei 35 Grad im Büro saß, überlegt es euch lieber zweimal unter die Dusche zu springen! Denn wer nachhaltiger leben will, muss eben auch die Körperhygiene etwas reduzieren. Wer sich noch mehr zur Natur verbunden fühlen will, dem empfehle ich es mit saftigen, grünen Blättern statt Duschgel zu probieren. Einfach in die Hand nehmen und über den Körper reiben – das Ergebnis ist fast dasselbe!




Italien wählt das „weiter-so“ ab

Von Jonas Kürsch | Die Wahlkabinen in Italien sind geschlossen und inzwischen steht ein erstes  Zwischenergebnis fest: der konservative Block liegt aller Voraussicht nach mit deutlichem  Abstand vor der linken Allianz. Das italienische Medienportal „La Repubblica“ berichtet,  dass Giorgia Meloni’s erzkonservative Fratelli D’Italia (dt. Brüder Italiens) die Wahl mit  26,2% haushoch gewonnen haben. Deutlich abgeschlagen liegt die Partito Democratico  (dt. Demokratische Partei) mit gerade einmal 19% auf dem zweiten Platz. In Umfragen  wurde die Partei noch bei weit über 20% eingeschätzt. 

Der wirtschaftsliberal-konservative Block aus Meloni’s Fratelli D’Italia, Mateo Salvini’s  Lega, Silvio Berlusconi’s Forza Italia und der moderaten Sammelbewegung „Noi  Moderati“ wird daher mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl im Senat, als auch in der  Abgeordnetenkammer eine regierungsfähige Mehrheit abbilden. Das bestehende linke  Bündnis aus der Satirepartei Movimiento 5 stelle und die Partito Democratico verblieb  weit abgeschlagen hinter den Konservativen.  

Der Wind dreht sich in Europa  

Nach dem massiven Wahlerfolg des konservativen Blocks in Schweden und der Wahl  einer kapitalistischen Premierministerin in Großbritannien, hat sich nun auch das  italienische Volk für eine Richtungsänderung in der Politik entschieden. Maßgeblich  entscheidend waren vor allem die paternalistische Bevormundung des Landes durch die  Europäischen Union sowie die wirtschaftsfeindliche Lockdownpolitik der  Vorgängerregierungen. Auch die Einführung des „Covid-Green-Pass“ und einer  wahnwitzigen, partiellen Impfpflicht hatten schon im Vorjahr in Italien zu großen Protesten  geführt, die besonders durch Giorgia Meloni als de facto Oppositionsführerin unterstützt  wurden. Auch die katastrophale Situation an den Stränden Italiens, die durch die  Flüchtlingskrise ausgelöst wurde, gab Meloni einen großen Popularitätsaufschwung. 

Vor einigen Stunden gab die Parteivorsitzende eine erste Pressekonferenz zum  Wahlausgang ab. Sie erklärte, dass die Projektionen zwar noch recht volatil seien, durch  die Wahl aber klar geworden sei, dass das italienische Volk sich für einen  Regierungswechsel mit Fratelli D’Italia an der Spitze entschieden habe. Die deutsche  Presse warnt schon jetzt vor den gefährlichen Plänen der „ultrarechten“ Parteienallianz,  die vor allem mit einer liberaleren Finanz- und Wirtschaftspolitik geworben haben.

Von der Leyen steht unter Kritik  

Im Rahmen der Wahl sorgte vor allem ein Statement der europäischen  Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen (CDU) für große Unruhe. Während einer  Veranstaltung an der amerikanischen Princeton University erklärte Von der Leyen mit  Hinblick auf die italienischen Parlamentswahlen und den möglichen Sieg des  konservativen Parteinblocks: „Wenn sich die Dinge in eine schwierige Richtung  entwickeln (…), dann verfügen wir über Instrumente.“ Damit bezog sich die Präsidentin  vor allem auf die Möglichkeit schwerwiegender Sanktionsmaßnahmen seitens der  Europäischen Union, wie sie im Moment auch gegenüber Polen und Ungarn angewandt  werden. Oder möchte Von der Leyen die Wahl „rückgängig machen“, wie es  Altbundeskanzlerin Angela Merkel vor einigen Jahren in Thüringen nach der Wahl von  Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten gefordert hatte? 

Besonders aus der italienischen Politik wurde diese Formulierung stark kritisiert. Von der  Leyen wird nun die öffentliche Einmischung in den demokratischen Wahlprozess und  damit eine klare Überschreitung ihrer Kompetenzen vorgeworfen. Der italienische  Oppositionspolitiker und frühere Innenminister Mateo Salvini (Lega) warf der  Kommissionspräsidentin eine „beschämende Arroganz“ vor und forderte ihren Rücktritt.


Religionskrieg in Leicester: Multikulti-Scheitern in Großbritannien

Von Leon Hendryk | In der englischen Industriestadt Leicester ließ sich in den letzten Wochen das Scheitern der europäischen Migrationspolitik beobachten. Gruppen von Hunderten Muslimen und Hindus, eingewandert aus Indien und Pakistan, bekriegen sich dort schon seit Ende August. Den Konflikt den sie austragen, die jahrhundertealte Feindschaft zwischen Islam und Hinduismus, haben sie vom indischen Subkontinent mitgebracht. In den deutschen Medien hört man indes nichts von diesem importierten Konflikt der nun auf englischen Straßen ausgetragen wird – keine einzige Zeitung aus dem deutschsprachigen Raum berichtet darüber. 

 

Leicester (gesprochen „Lester“) liegt im Herzen Englands, nahe Birmingham, und ist mit 350.000 Einwohnern etwa so groß wie Bonn oder Wuppertal. Die Stadt ist als Multikulti-Hochburg bekannt. Nur 45% der Einwohner sind noch ethnisch britisch, etwa 40% stammen aus Südasien. Von diesen sind wiederum etwa die Hälfte Muslime, die andere Hälfte Hindus. Und genau diese beiden Gruppen stehen seit mehreren Wochen auf Kriegsfuß. Immer wieder kommt es zu Massenprügeleien und Aufmärschen der beiden Gruppen, sowie zu Beschädigungen an Tempeln und Moscheen. 

 

Nun ist es kein Geheimnis, dass das Zusammenleben von Muslimen und Hindus auf dem indischen Subkontinent von Gewalt und gegenseitiger Abneigung geprägt ist. Immer wieder kommt es in Indien zu Ausbrüchen von Unruhen zwischen den beiden Gruppen, mit teils hunderten Todesopfern. Zudem betrachten sich das mehrheitlich hinduistische Indien und das muslimische Pakistan als Erzfeinde, schon mehrfach kam es zum Krieg. Nun ist dieser Konflikt auch in Leicester angekommen, sozusagen im Reisegepäck der Millionen von Migranten, die in den letzten Jahrzehnten aus diesem Teil der Welt nach Großbritannien strömten. 

 

Zuerst flammte die Gewalt nach einem Cricket-Spiel zwischen Indien und Pakistan am 28. August auf. Den Sieg ihres Landes feiernde Hindus waren nach dem Spiel in einem muslimischen Viertel von Leicester attackiert worden. In den Tagen und Wochen danach kam es immer wieder zu gewalttätigen Demonstrationen und Sachbeschädigungen an Hindu Tempeln sowie Moscheen. Erst vor etwa einer Woche beruhigte sich die Lage wieder. In den britischen Medien werden Mitglieder der Hindu-nationalistischen „Hindutva“-Bewegung für die Eskalation der Gewalt verantwortlich gemacht. Die „Hindutva“-Bewegung steht der indischen Regierungspartei BJP unter Narendra Modi nahe und fordert den Umbaus Indiens zu einem autoritär regierten Staat mit dem Hinduismus als Staatsreligion. BJP-nahe Journalisten aus Indien berichteten auf Twitter und in den indischen Medien über die Ereignisse in Leicester und schürten die Flammen. Aber auch Aktivisten aus dem islamistischen Spektrum waren an den Demonstrationen und Gewalttaten gegen Hindus involviert. Sie bekamen ihrerseits ideologische Rückendeckung aus Pakistan. In Pakistan braucht man gar nicht erst nach einem Äquivalent zur „Hindutva“-Bewegung suchen. Der Islam ist dort bereits seit Jahrzehnten Staatsreligion, 97% der Einwohner des Landes gehören ihm an. Die verbliebenen 3% an Hindus und Christen sind weitgehend entrechtet und religiöser Verfolgung ausgesetzt. Von der im Westen oft propagierten, „diversen“ Multikulti-Gesellschaft scheint man in Pakistan nicht viel zu halten.

 

Die Frage nach der Schuld für die Ausschreitungen ist also schwer zu beantworten. Doch letztendlich ist es zweitrangig wer nun mehr Schuld an den Ausschreitungen trägt, radikale Hindus oder radikale Muslime.
Warum werden solche Kämpfe überhaupt auf europäischem Boden ausgetragen? Das ist die eigentliche Frage, die die Ereignisse in Leicester hervorrufen sollte! England ist nicht Pakistan, es ist auch nicht Indien. Ethnisch-religiöse Konflikte aus dem Ausland haben auf unserem Kontinent nichts zu suchen. Dass sie dennoch hier ausgetragen werden ist eine Folge der verfehlten Migrationspolitik der letzten Jahrzehnte – obwohl die Hindus und Muslime Leicesters teils in zweiter oder dritter Generation dort leben, nehmen sie sich selbst nicht als Briten war. Stattdessen stellen sie ihre religiöse Identität über alles und tragen religiöse Kämpfe aus, so als würden sie sich noch immer in Indien oder Pakistan leben. Anders als manche Linke uns weismachen wollen, legen Migranten ihre Kultur und ihre religiöse Überzeugung nicht einfach ab, wenn sie die Grenze überqueren oder die Staatsbürgerschaft eines europäischen Landes annehmen. Stattdessen ist die religiöse Identität von Migranten selbst in zweiter oder dritter Generation noch maßgeblich für Selbstverständnis und Verhalten dieser Menschen. Dementsprechend verschwinden auch die Konflikte aus der Heimat nicht. Anstatt sich auf den Straßen von Jaipur oder Lakhnau zu prügeln, tut man es nun eben in Leicester. 

 

Der naive Traum vieler Linker von der friedliebenden Multikulti-Gesellschaft wird so Lügen gestraft. Es ist darum kein Wunder, dass deutsche Medien in keiner Weise über die Ausschreitungen in Leicester berichten. Denn spätestens seit 2015 ist offensichtlich, dass in der deutschen Medienlandschaft nur äußerst ungern über die negativen Effekte von Massenmigration und der resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen gesprochen wird. 

 

Doch auch hier in Deutschland kommt es immer wieder zu Szenen die denen in Leicester ähneln, nur mit anderen Akteuren. Statt Hindus und Muslimen finden die Ausschreitungen hier in der Regel zwischen Türken und Kurden statt. In wiederkehrender Regelmäßigkeit kommt es zu Demonstrationen und anschließender Massenprügeleien, oft ausgelöst durch Ereignisse im kurdisch besiedelten Teil der Türkei. Auch gegenseitige Brandanschläge auf türkische und kurdische Einrichtungen sind keine Seltenheit. Man muss also nicht erst den Ärmelkanal überqueren, um die Auswirkungen von aus anderen Teilen der Welt importierten Konflikten zu beobachten.

 

Bild: „NotFromUtrecht“ via Wikimedia Commons (Lizenz)




Die Grünen und ihr dystopischer Traum vom Ende des Wachstums

Von Jonas Aston | „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, das wusste schon Mark Twain. Der Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ erschien vor 50 Jahren und markiert die Geburtsstunde der Umweltbewegung. Der Club of Rome machte auf die Endlichkeit aller Ressourcen aufmerksam und befürchtete den Kollaps der Weltwirtschaft, wenn das Wirtschaftswachstum nicht gestoppt wird. Der Club of Rome ging das Wagnis der Prognose ein und scheiterte grandios. Die weltweiten Ölbestände sollten bis 1990, die Erdgasbestände bis 1992 verbraucht sein. Heute übertreffen die Bestände beider Bodenschätze die von 1970 bei weitem. Metalle wie Zink, Zinn, Wolfram, Aluminium, Kupfer, Gold, Blei und Quecksilber sollten bis spätestens 2013 erschöpft sein. Auch war zu lesen, dass das BIP pro Kopf bis 2000 in Japan doppelt so hoch wie in den Vereinigten Staaten sei. Das BIP der Sowjetunion sollte das der Bundesrepublik überholen und die Volksrepublik China sei – nicht etwa auf drauf und dran die Weltwirtschaft umzukrempeln – sondern noch immer ein armer Agrarstaat. 

Prognosen hängen stets einige Paradoxien an. Sie können sich selbst widerlegen, weil die Menschen in Kenntnis der Prognose anders handeln. Prognosen können aber auch zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Zum Beispiel animieren Prognosen über steigende Inflationsraten einen höheren Verkaufspreis beziehungsweise. ein höheres Gehalt einzufordern. So entsteht schnell eine Lohn- Preisspirale, die oft nur durch hohen Kraftaufwand durchbrochen werden kann. Prognosen sind Extrapolationen von Trends. Es gibt jedoch nach Joseph A. Schumpeter „die grundsätzliche Unmöglichkeit der Extrapolation des Trends“. Das heißt: Durch die schlichte mathematische bzw. lineare Fortschreibung eines in der Vergangenheit festgestelltem Wachstum kann die Zukunft nicht prognostiziert werden. Dies gelte insbesondere im „wirtschaftlichen Fall“. 

Bei längerfristigen Prognosen ist das Problem noch grundsätzlicher. Schumpeter unterscheidet hier zwischen Wachstum und Entwicklung. Entwicklung ist die Entstehung von neuem. Neues zu prognostizieren ist jedoch eine Anmaßung von Wissen und setzt die Absurdität voraus, das Neue zu kennen, bevor das Neue überhaupt entstanden ist. Auch John Maynard Keynes: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass menschliche Entscheidungen die Zukunft beeinflussen, ob es persönliche, politische oder ökonomische sind. Und diese Entscheidungen sind keine mathematisch berechenbaren Erwartungen, da es keine Grundlage gibt, die solche Berechnungen möglich machen.“ Trends können beschrieben werden, haben aber nur eine eingeschränkte Aussagekraft, da sie von Bedingungen abhängen, die sich jederzeit ändern können.

Gottfried Wilhelm Leibniz war der erste der erklärte, dass sich sowohl die physikalische als auch die geistige Welt durch stete „Verwandlung“ auszeichnen. Die Vorstellung eines „Wandels“ konnte im abendländischen Denken schon im späten 17. Und frühen 18. Jahrhundert Fuß fassen. In gewisser Weise nahm Leibniz damit Darwins Begründung der Evolutionstheorie vorweg.  

Die Entstehung und Entwicklung des Menschen ist keinem Schöpfer zu verdanken. Aus diesem Grund ist der Mensch auch nicht vollkommen. Die Evolution des Menschen – wie auch der Natur und des Lebens als solches – erfolgte wildwüchsig. Ordnung ergab sich durch die natürliche Selektion, die alles abstieß, was dem Selektionsdruck nicht standhielt. Überleben konnte nur derjenige, der an die natürlichen Umstände gut angepasst war und wandlungsfähig war, um sich auch an geänderte Umstände anzupassen. Ebenso wurde Kultur und Zivilisation nicht von oben „kreiert“, sondern entwickelte sich pfadlos und spontan ganz ohne Wegweiser oder Plan aus sich heraus. 

Die Sprache als Kommunikationswerkzeug entstand nicht, weil ein Stammesführer seinen Stamm anwies sich mit Lauten zu verständigen. Die Erfindung des Rads war sicherlich nicht Folge einer Versammlung von Dorfversammlung, auf der beschlossen wurde, die Mobilität ihrer Bürger zu erhöhen. Ebenso wenig hat Nikolaus August Otto den Verbrennungsmotor auf Befehl von Reichskanzler Bismarck entwickelt. Wohl aber wurde er angetrieben von einem geistigen Klima des Aufbruchs. In „Über die Freiheit“ schreibt John Stuart Mill: „Die menschliche Natur ist keine Maschine, die nach einem Modell gebaut wird und die eine genau vorgeschriebene Arbeit verrichten kann; sie gleicht vielmehr einem Baum, der wachsen und sich nach allen Seiten ausbreiten möchte“. 

Wachsen und nach allen Seiten ausbreiten, ist jedoch genau das, was Grüne verbieten wollen, nur sagen sie das oftmals nicht deutlich. Zum Glück ist nun jedoch ein neues Buch von Ulrike Herrmann mit dem Titel Das Ende des Kapitalismus: Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden“, erschienen. Herrmann ist Wirtschaftsexpertin der taz und außerdem Mitglied bei den Grünen. In ihrem „Werk“ macht sie den gleichen Fehler wie der Club of Rome und glaubt basierend auf einigen Prognosen nun Forderungen nicht nur nach dem Ende des Wachstums stellen zu müssen. Herrmann möchte die Wirtschaft schrumpfen. Damit hängt sie einer totalitären Ideologie an. 

Die Wirtschaftsleistung ist stets ein Ergebnis aus der eingesetzten Arbeitsmenge (abhängig von Zahl und Arbeitszeit der Erwerbstätigen) und ihrer Produktivität. Die Wirtschaftsleistung kann (vereinfacht) folglich nur dann wachsen, wenn die eingesetzte Arbeitskraft oder die Arbeitsproduktivität erhöht wird. Produktivitätszuwächse ergeben sich aus dem menschlichen Erfindergeist. Wirtschaftswachstum wird also unvermeidlich dann entstehen, wenn mehr Menschen einer bezahlten Arbeit nachgehen, wenn Erwerbstätige ihre Arbeitszeit verlängern oder wenn durch menschliche Erfindung neue Produkte entwickelt oder Produktionsmethoden vereinfacht werden.. Auch dies ist jedoch nur teilweise richtig. Fakt ist, dass bei steigender Nachfrage steigende Preise registriert werden. Der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ ist nichts weniger als ein Plädoyer für die geschlossene Gesellschaft. Grundlage für eine offene Gesellschaft ist ihre Ergebnisoffenheit, das ewige Spiel von Versuch und Irrtum. 

Wer Wirtschaftswachstum verhindern will, wird nicht umhinkommen, die Bürger zu zwingen entweder weniger zu arbeiten oder weniger zu erfinden. Dies würde massive Eingriffe in die individuelle Handlungsfreiheit bedeuten. Ein Versuch ihrer Umsetzung würde auf ein totalitäres System hinauslaufen. Nach außen müsste der Staat hermeneutisch abgeriegelt werden, damit Innovation nicht durch das Ausland in den Staat dringen können. Nach innen müsste die Wirtschaft geplant werden, um die Arbeitsmenge zu kontrollieren und Erfindungen zu unterbinden. Der Versuch ein solches System zu errichten würde scheitern. Es ist wider der menschlichen Neugier, wider seinem Erwerbstrieb, wider seiner menschlichen Natur. Das Wirtschaftswachstum kann nicht einfach ausgeschaltet werden. Dem Erfindergeist des Menschen kann kein Staat und keine Obrigkeit Grenzen setzten. Grenzen setzen kann dem Menschen nur sein Geist und dieser ist unbegrenzt. 




Charles der Dritte ist König – wer waren die beiden anderen Charles’s?

Von Jonas Kürsch | Mit dem Tod von Königin Elisabeth II. ist ihr Sohn Charles, der „ewige Thronfolger“, mit  über siebzig Jahren zum britischen Monarchen ausgerufen wurden. Damit trägt der  ehemalige Prince of Wales nun den offiziellen Titel „His Majesty King Charles III. of the  United Kingdom and other Commonwealth realms“. Doch die Tatsache, dass er bereits  der dritte britische Monarch mit dem Namen Charles ist, ließ auch in Deutschland das  historische Interesse an seine beiden berühmt-berüchtigten Namensvettern wieder  aufleben. Wer also waren die beiden „Karls“ vor dem jetzigen King Charles? Es folgt der  Versuch einer kurzen Zusammenfassung: 

Der Anfang einer neuen Dynastie  

Nachdem die kinderlose Königin Elisabeth I. aus dem Hause Tudor im Jahr 1603 verstarb,  wurde der ihr am nächsten stehende Blutsverwandte zum neuen König ausgerufen. Die  Erblinie der Tudors war damit an ihrem Ende angelangt. Elisabeths nächster Verwandter  fand sich in der Gestalt des schottischen Königs Jakob VI. wieder, dessen Mutter Maria  Stuart auf Anordnung der Königin vor vielen Jahren im Rahmen eines dramatischen  Machtkampfes enthauptet wurde. 

Jakob VI. war damit nicht nur der erste englische König des Hauses Stuarts, sondern  auch der erste Monarch überhaupt, der Schottland, Irland und England gleichzeitig  regierte. Als strenggläubiger Protestant pflegte er ein angespanntes Verhältnis zum  englischen Parlament, das schon im siebzehnten Jahrhundert großen Einfluss auf die  politischen Geschehnisse im Land nahm: beispielsweise mussten vom Regenten  benötigte Staatsgelder erst vom Parlament genehmigt werden, bevor sie für die  Aufrüstung der Armee oder eine Vertiefung des Handels verwendet werden durften. Jakob  VI. vertrat jedoch die Auffassung, dass ein gottgegebener Königstitel die absolute  Kontrolle über einen Staat mit sich brachte, und lehnte es daher ab, die Ausgaben mit  seinem Parlament abzusprechen. 1625 starb der König, doch seine Abneigung  gegenüber der parlamentarischen Beteiligung lebte im Geiste seines Sohnes Karl I. weiter. 

Karl I. und die englischen Bürgerkriege  

Karl I. sah die eigene Königswürde ebenfalls im Lichte des sogenannten  Gottesgnadentums, also der Annahme, dass die Legitimation eines monarchistischen  Souveräns ganz allein auf dem Willen Gottes beruhe. Daher war das Weltbild des jungen  Königs stark vom Gedanken einer absolutistischen Herrschaft geprägt, mit der er ohne  Parlament und ohne die Einschränkungen anderer institutioneller Instanzen hätte regieren 

wollte. König Karl nahm das Parlament nicht besonders ernst, er ließ sich hohe  Geldsummen durch die Parlamentarier auszahlen um seine teuren Kriege zu finanzieren,  erfüllte jedoch häufig die mit den Parlamentariern ausgehandelten Vereinbarungen nicht.  Es ist historisch umstritten, doch viele Experten gehen davon aus, dass der König sogar  eine neue Kirchenverfassung etablieren und dadurch England in ein absolutistisches  Regime verwandeln wollte. Das Parlament hätte er vermutlich im Rahmen dieser  Reformen dauerhaft abgeschafft. 

Als sich eine Aneinanderreihung von Aufständen im irischen Königreich ereignete, war  das Parlament bereit dem König Gelder zu deren Bekämpfung zur Verfügung zu stellen.  Man sorgte sich jedoch davor, dass Karl die Armee im Rahmen dieses Einsatzes  missbrauchen und das Parlament überfallen würde. Der königskritische Abgeordnete  John Pym unternahm daher im Jahr 1641 den Versuch, dem König die Kontrolle über das  Heer im Rahmen einer Protestnote zu entreißen. Der Monarch empfand diesen Vorschlag  als Angriff auf seine Autorität und erlaubte sich einen unvergleichlichen Tabubruch: mit  bewaffneten Truppen stürmte der König das Unterhaus, um den aufsässigen  Abgeordneten Pym zu verhaften. Die Festnahme scheiterte kläglich, stattdessen löste  sein Angriff auf das Parlament große Protestwellen in London aus, die zur Flucht des  Königs und zum Ausbruch des ersten englischen Bürgerkriegs führte.  

Die „Cavaliers“ um Karl I. konnten zu Beginn des Krieges zwar kleinere Erfolge erzielen,  gegen die fortschrittliche Kriegsführung des puritanischen Heerführers Oliver Cromwell  und seiner „Ironsides“ konnte der König sich dennoch nicht behaupten. Das Ende des  ersten und der Beginn des zweiten Bürgerkrieges sind von nun an fließend. Der König  versuchte mit dem englischen Parlament und der schottischen Armee zu verhandeln, sein  Plan war es, beide Verhandlungspartner gegeneinander auszuspielen und so den eigenen  Machterhalt zu sichern. Letztlich konnte er mit der schottischen Armee eine Einigung  erreichen und so die ehemaligen Gegner auf seine Seite holen. Zu diesem Zeitpunkt  gingen die Puritaner um Cromwell und Pym noch davon aus, man könne mit dem König  verhandeln und letztlich die englische Monarchie mit einer bürgerlichen Verfassung  reformieren. 

Als der König im Mai des Jahres 1648 die Engländer durch sein schottisches Heer  angreifen ließ, erkannte Cromwell, dass der Monarch niemals von seiner  Wunschvorstellung eines absolutistischen Königreichs abweichen würde. Schon im 

August gelang es Cromwell mit seiner New Model Army die Truppen des Königs  entscheidend zu schlagen. Obwohl das Parlament weiter mit Karl I. verhandeln wollte,  empfand Cromwell das Überleben des Königs als zu hohes politisches Risiko. Er glaubte  nicht mehr daran, dass sich die absolutistische Überzeugung von Karl ändern ließe. 

Der König wurde unter Hausarrest gestellt und in einem provisorischen Gerichtsverfahren  in der Westminster Hall wegen Hochverrats gegen die eigene Bevölkerung angeklagt. Das  Gericht befand den uneinsichtigen Monarchen (dieser hatte selbst auf der Anklagebank  die Autorität der Justiz verleugnet und die Gerichtsverhandlung als illegitim bezeichnet)  für schuldig und verurteilte ihn zum Tode durch die Axt. 

Am 30. Januar 1649 wurde Karl I. als erster und einziger König in der britischen  Geschichte durch das eigene Volk hingerichtet. Selbst in seiner letzten Rede auf dem  Schafott verteidigte er das eigene Verhalten und erklärte, seine Regentschaft sei  gottgewollt gewesen, weshalb er auch nie eine Straftat vor Gott selbst begangen habe.  Aus rechtlicher Sicht ist man sich auch heute noch uneins, ob die Verhandlung mit der  damaligen Verfassung im Einklang war. 

Karl II. und ein Leben für die Lust  

Der englische Thronnachfolger Karl II. und Sohn des hingerichteten Monarchen ergriff die  Flucht aus seinem Königreich und lebte während der republikanischen Periode Englands  im Exil. Unter „Lordprotektor“ Oliver Cromwell wurde die Monarchie zwar abgeschafft,  freiheitlicher wurde der umbenannte Staat allerdings keineswegs. Im Gegenteil, unter  seiner Herrschaft entwickelte sich das Land immer mehr zu einer christlich fundamentalistischen Militärdiktatur. Als strenggläubiger Puritaner zwang Cromwell seine  Untertanten zum radikalen Verzicht auf alles, was in irgendeiner Art und Weise Freude  bereitete und demnach sündhaft sein musste: Ballspiele, Make-Up, bunte Kleidung,  Alkohol, Musik, Tanz und sogar das Weihnachtsfest waren unter seiner harten Führung  verboten. Würde man gegen die Gesetze verstoßen, drohten Folter und schlimmeres. Er  selbst soll sich jedoch an kaum eines seiner Gesetze gehalten haben. Vor allem ist  Cromwell auch heute noch für die brutalen, von ihm verübten Massaker an der irischen  Bevölkerung bekannt, die sich gegen seine Gewaltherrschaft auflehnten. Immerhin: die  ihm vom Parlament angebotene Königswürde hatte er abgelehnt, die Monarchie wollte er  also nicht wiedereinführen.

Im Jahr 1658 verstarb der Lordprotektor dann überraschend an den Folgen einer  unentdeckten Malariainfektion. Sein unerfahrener und willenloser Sohn Richard wurde  kurzzeitig zum neuen Herrscher der Republik, dankte allerdings auf Forderung des  Parlaments schon nach wenigen Monaten wieder ab. Das „Commonwealth of England“  galt als gescheitert und daher bemühten die Parlamentarier sich um eine vollständige  Restauration des alten Königreichs. Karl II. durfte nun nach London zurückkehren und  bestieg im Jahr 1660 den englischen Thron im Rahmen der staatlichen Wiederherstellung.  Als Monarch heiratete er kurzerhand die katholische Prinzessin Katharina von Braganza  aus Portugal, durch die er letztlich dazu gezwungen wurde, die Religionsfreiheit sowie die  wirtschaftliche Selbstverantwortung des einzelnen Bürgers gesetzlich in seinen  Königreichen zu verankern. Karl II. ist der Nachwelt aber vor allem wegen seines Images  als epikureischer Lebemann in Erinnerung geblieben. Den Großteil seiner Lebenszeit  verbrachte der König mit unzähligen Mätressen, edlem Wein und teuren Kunstwerken.  

Das wohl wichtigste historische Ereignis zu seiner Regierungszeit war der große Brand  von London im Jahre 1666, bei dem weite Teile der Stadt zerstört wurden. Die Beziehung  zum Parlament hatte sich unter seiner Regentschaft nicht wirklich verbessert, denn auch  er hat das Parlament zwischen 1679 und 1681 mehrere Male aufgelöst, um die  sogenannte Exclusion Bill der Parlamentarier zu verhindern. Damit wollte man die  Thronbesteigung des katholischen Bruders Jakob verhindern, der aufgrund des Mangels  an (legitimen) Königskindern in der Erblinie an nächster Stelle stand. Vor allem sorgte man  sich, bei der Thronbesteigung eines Katholiken um die mögliche Vollstreckung neuer  Volksmassaker, wie es sie bereits unter Königin Maria I. Aus dem Hause Tudor vor etwas  mehr als einem Jahrhundert gegeben hatte. Die hitzige Stimmung mündete im Jahr 1683  sogar zur Planung eines (weiteren) Mordkomplotts gegen den König, welcher letztlich  fehlschlug. Nur zwei Jahre später starb Karl II. dann eines natürlichen Todes. 

Der erste „Charles“ in mehr als 300 Jahren!  

Der historische Name des neuen Königs verbirgt viel mehr, als häufig angenommen wird.  Er beinhaltet die volle Bandbreite der englischen Geschichte und kann mit einer langen  Reihe von geschichtlichen Anekdoten assoziiert werden. Nach dem Tod des zweiten  König Charles dauerte es mehr als 300 Jahre bis ein weiterer britischer Monarch diesen  Namen tragen würde. Man kann daher mit großer Spannung das zukünftige Wirken des  dritten König Charles beobachten!

God save the King!


Kunstbanause vs. Kunstmensch – das große Apollo-Battle

Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Ist Moderne Kunst eine Bereicherung für die Galerien der Welt oder gehört sie doch eher in die Abfalltonne? Modernitäts-Banause Sven stellt sich dem Duell mit Dadaismus-Anbeter Jonas. Wer ist ihr Sieger: Team Das-Kann-Weg oder Team Her-Damit? 

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder stümperhafte Kunstbanausen noch gaga-dadaistische Kunstmenschen wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.


Moderner Müll – Ist das Kunst oder kann das weg?

Von Sven Justin Verst | Um kritisch über moderne Kunst zu reden, muss man erst mal definieren, was damit gemeint ist. Nicht alles derzeit produzierte ist modern, nur weil es zeitgenössisch ist. Moderne Kunst hat einen gewissen anspruchslosen Charakter. Eine leere Leinwand, ein Haufen Schrott, in dem keinerlei Muster zu erkennen ist, aber auch Farbkotze qualifizieren als moderne Kunst. In allen lässt sich eine gewisse Faulheit erkennen, es braucht kein Können und kein Wissen, um diese Werke zu produzieren. Eine generelle Regel kann sein: Kunst ist auch Kunst, wenn sie nicht in einem Museum, einer Galerie oder präsentiert steht. Das vermutlich bekannteste Kunstwerk, das Porträt der Mona Lisa, würde auch auf einem verstaubten Dachboden als Kunst gelten. Für eine leere Leinwand gilt das nicht – genauso wenig für einen Haufen Schrott oder in anderen Worten: moderne Skulpturen.

 

Von der Kunst, Müll als Kunst zu verkaufen

Doch trotzdem benötigt es Talent, um erfolgreich zu werden mit moderner Kunst. Eine blanke Leinwand zu präsentieren und damit auch noch Erfolg zu haben, kann nicht jeder. Dafür braucht es ein gewisses Geschick, vielleicht sogar eine Gabe, eine gute Geschichte zu erzählen. Was soll einem eine blanke Leinwand sonst auch sagen? Diese Frage konnte mir bisher niemand verraten. Lediglich theoretisieren, was es alles ausdrückt, können die Kritiker. Die Künstler selbst schweigen entweder oder schreiben einen Aufsatz darüber, weshalb ihr Haufen Schrott patriarchale Strukturen im globalen Süden kritisiert. Ein bizarres Schauspiel, welches in sich selbst eine gewisse Kunstform ist: Kabarett.

Wer moderne Kunst – zurecht – nicht versteht und keine Stunde vor einer leeren Leinwand sitzen und nach dem Sinn des „Kunstwerkes“ suchen möchte, lässt sich prima als bildungsfern diffamieren. Die natürliche Schönheit von Landschaften, Porträts oder auch gewaltigen Malereien wie in der Sixtinischen Kapelle sind zwar nicht jedermanns Sache, aber alle erkennen eine gewisse Tiefe und halten einen Moment inne. Doch trotzdem hängen leere Leinwände in Ateliers und Menschen zahlen tatsächlich Eintritt für den Mist. Akademiker, Kritiker und die sonstige elitäre Schickeria lassen sich gerne verwundern von solch anspruchsvoller „Kunst“, über welche man nachdenken muss. Man solle bedenken, den Kontext, die Zeit und Intention, unter welcher die Leinwand leer gelassen wurde. Nur dann lässt sich das Kunstwerk verstehen. Eine gewisse Verbildung ist also Voraussetzung.

Moderne Kunst ist auf eine Weise ein Symptom unserer Zeit. Wirre Theorien kursieren im politischen Diskurs. Eigentlich immer getrieben von verbildeten Akademikern, welche aus dem Elfenbeinturm die Welt in grandiosen Theorien erklären wollen. Diese Theorien sind dann meist in sich geschlossen und jegliche Kritik kann entweder durch die Theorie selbst diffamiert werden oder man gilt wie bei der modernen Kunst, als ungebildet, unwoke. Auch moderne Kunst greift gerne diese Theorien auf und gilt in einigen Szenen als Aktivismus. Dieser Aktivismus, häufig als „gegen Rechts“ geframed, wird gerne staatlich gefördert.

 

Die Putzfrau als Alltagsheld

Auch wegen dieses Aspekts ist moderne Kunst eine Art Steuerbetrug. Linker intellektueller Müll wird von normalen Bürgern finanziert, um eine überdrehte und verbildete Elite zu bespaßen. Doch es gibt einen weiteren. Durch den enorm inflationären Kunsthandel können sich die weniger Schönen und Reichen Steuervorteilen durch Kunstspenden an Museen profitieren. Zwar handelt es sich dabei nicht ausschließlich um moderne Kunst, doch besonders leere Leinwände offenbaren ein korruptes System. Ein System der hohen Steuersätze mit zahllosen Schlupflöchern, damit die einigen wenigen, die es sich leisten können, Steuern entkommen.

Glücklicherweise gibt es regelmäßig unwissende Alltagshelden, welche sich unabsichtlich gegen das System moderne Kunst stellen. Reinigungskräfte, welche meist selbst Migrations- und „Menstruationshintergrund“ haben, tatsächlich über keinen hohen Bildungsabschluss verfügen, die moderne Kunstwerke entfernen. So verschwindet die Installation über patriarchale Unterdrückung des globalen Südens im Müll. Nicht aus Hass oder Missgunst, sondern schlicht, weil sie erkennen, was es wirklich ist: Abfall.


Von wegen Müll – Ihr seid doch nur Barbaren!

Von Jonas Kürsch | Allzu oft musste ich mich schon für meine Liebe zu exzentrischer Musik, abstrakten Plastiken und außergewöhnlichen Gemälden belächeln lassen. Gerade in diesen kulturlosen – fast schon barbarischen – Zeiten bin ich daher nichts anderes gewohnt,  lieber Sven! Den meisten Menschen fehlt es leider an Geschmack und menschlichem  Einfühlungsvermögen, um die komplexe Schönheit von vielen modernen und  zeitgenössischen Künstlern zu verstehen. Besonders aufgrund der Tatsache, dass in meiner Heimatstadt Krefeld eine ganze Reihe von international anerkannten (zumeist sehr radikalen und ausdrucksstarken) Künstlern geboren wurde, sehe ich es als meine lokalpatriotische Pflicht an, die fälschlich verpönte Komplexität abstrakter Kunst vor Kulturbanausen wie dem Sven zu verteidigen. 

 

Naturalismus ist Kunstfaschismus  

Das häufigste Argument, mit dem ich mich im Rahmen dieses Themas konfrontiert sehe, ist die Aussage, man könne in kubistischen oder abstrahierten Gemälden keine wahre Technik mehr erkennen. So seien Picassos weinende Damen zu kindlich gemalt oder Joan Mirós Konstellationen nicht deutlich genug als „echte“ Motive identifizierbar. Menschen wie Sven vertreten ein in vielerlei Hinsicht veraltetes Kunstideal, dem zufolge Kunst nur dann als Kunst zu bezeichnen ist, wenn sie in unkreativer Manier das Seiende im Rahmen eines naturalistischen Objekts darstellt, oder kurz gesagt: wenn sie eine  oberflächliche und leicht erkennbare „Schönheit“ widerspiegelt. Caspar David Friedrich oder Hans Holbein, die alten Meister der Malerei, werden damit unwiderruflich zum absoluten Inbegriff der „schönen Kunst“ fetischisiert. Alles, was davon abweicht, wird  dann schnell als Kitsch verrufen. 

Aber wie, lieber Sven, will man die Gefühle und Gedankengänge eines hochkomplexen Wesens wie dem Menschen nur darstellen, die sich kaum mit Worten und noch weniger mit den Gegenständen der physischen Realität erfassen lassen? Der Naturalismus, das gebe ich gerne zu, kann helfen, um Dinge zu dokumentieren, in diesem Sinne halte ich auch einen Hans Holbein durchaus für einen wichtigen Vertreter der Kunstgeschichte. Ab dem 19. Jahrhundert aber wurde den Künstlern klar, dass es nicht ihre Aufgabe war zu beschreiben, was mit Sicherheit existierte. Es geht im künstlerischen Bildungsprozess um so vieles mehr: vor allem strebt ein Künstler danach, eine Bindung zwischen dem  Menschen und den transzendentalen Werten aufzubauen. Der Naturalismus verhindert  diese sehr intime Auseinandersetzung mit der Tiefe der menschlichen Existenz und ist daher in vielerlei Hinsicht zu einem faschistischen System der gedanklichen Geradlinigkeit degeneriert.  

 

Moderne Kunst als Kampf gegen den Elitarismus  

Und ich weiß schon, der Sven wird vermutlich davon schreiben, wie bürgerfremd und elitär die moderne Kunst in vielerlei Hinsicht geworden sei. Ich möchte aber darum bitten zwischen dem Kunstmarkt und der Kunst an sich zu unterscheiden. Will also heißen: Das, was von den Eliten in edlen Galerien gekauft wird, hat nicht unbedingt viel mit den  mutigen und neuen Motiven von idealistischen Künstlern zu tun. Im Gegenteil, echte moderne und zeitgenössische Kunstrichtungen sind zumeist ein klares Zeichen gegen ausufernde Dekadenz und Elitarismus. Die Expressionisten, Existenzialisten sowie andere Vertreter der subversiven „Dekadenzbewegung“ im 18. Jahrhunderten (u.a. Friedrich  Nietzsche und Edvard Munch) wollten gerade mit ihren bewusst von den  gesellschaftlichen Normen abweichenden Literatur- und Kunstwerken der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und die elitäre Überfeinerung der zeitgenössischen Kunst  kritisieren.  

Ähnlich verhält es sich mit der hochpolitischen Aktions- und Performancekunst des 20. Jahrhunderts. So verfolgte Hannah Höch mit ihren dadaistischen Zeitungskollagen nie das Ziel, „handwerklich schöne“ Arbeiten hervorzubringen. Sie wollte ihren Frust über eine irrationale und menschenfeindliche Kriegseuphorie zu Zeiten des ersten Weltkriegen mit dieser untraditionellen Methode zum Ausdruck bringen. Ein gutes Beispiel dafür ist auch Joseph Beuys, der mit seinen kontroversen Fett- und Filzarbeiten eine Erweiterung  im menschlichen Denken an sich bewirken wollte, sprich mit seiner Arbeit wesentlich erkenntnistheoretischer arbeitete, als es die „schönen“ Maler der alten Tage taten. Diese „Erweiterung des tradierten Kunstbegriffes“ sollte eine grundlegende Veränderung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung an sich erreichen und somit die individuellen  Fähigkeiten des denkenden und fühlenden Menschen wieder in den Vordergrund stellen. Das, lieber Sven, hat nichts mit Dekadenz zu tun, sondern mit dem ehrlichen Wunsch nach einer Verbesserung des menschlichen Lebens! 

 

Die Kunst ist tot, es lebe Dada!  

Schon Joseph Beuys wusste, dass nur die Kunst den Menschen und die Gesellschaft zu bessern vermag. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es eben unkonventioneller  Herangehensweisen, wie sie im Rahmen moderner Kunst häufig angewandt werden. Das veraltete Kunstweltbild von Sven ist daher etwas aus der Zeit gefallen. Ich bin da bei Beuys, für den jeder Mensch ein Künstler war, oder bei den Dadaisten, die gleich den Tod gesamten Kunst verkündet hatten. Denn sollten die modernen Formen der Kunst wirklich nicht länger als solche anerkennt werden, dann wäre mir vor allem letztere These  mehr als recht.




WDR Tip: Duschen als Wochenhighlight – oder: lang lebe das Stinken!

Von Simon Ben Schumann | Heterosexuelle, weiße „cis-males“ wie ich sind keine Geruchsexperten – schon klar. Nach der 8-Stunden-Schicht unter Tage kippen wir hier im Ruhrpott bekanntlich erstmal ein paar Liter Bier herunter und machen Frauen und Minderheiten schlecht, während wir so vor uns hindünsten. An Hygiene ist da nicht zu denken. Ein bisschen Deo ist für uns das Höchste der Gefühle.

Trotzdem finde ich die „Waschtipps“ des WDR doch eher skurril. Im Format „KugelZwei“, welches auf Instagram veröffentlicht wird, postete der Sender vor gut einer Woche seine Hygiene-Tipps. Die – pun intended – stinken zum Himmel. Der Video-Post beginnt mit der Frage, wie unser Alltag aussehen würde, wenn wir nur noch einmal die Woche duschen oder baden würden. Richtig gelesen: Entweder – oder, höchstens einmal die Woche. „Sonst bleiben die veganen Sojagummibärchen im Giftschrank, Jan-Filipp!“

Die Welt der Schmutzigen – ein Utopia?!

Bei der Eingangsfrage dachte ich sofort an ekligen Schweißgeruch, fettige Haare und das große Comeback der Pest. Nicht so die Macher von „KugelZwei“. Bei ihnen heißt es: „Häufiges Duschen und Baden kann laut Dermatolog:innen der Haut schaden.“ Daher wären „bessere“ Haut und Haare eine mögliche Folge der Wasch-Abstinenz. Ich bezweifle, dass hier irgendwelche Hautärzte befragt wurden. Und selbst wenn, wären bestimmt auch sie gegen ein Duschverbot. In dem Video wird außerdem argumentier -oder propagiert-, dass wir endlich mehr Zeit für „anderes“ hätten. Klar! Mit Freunden unterwegs sein macht natürlich doppelt Spaß, wenn es riecht wie im Zoo und man am besten eine Packung Penicilin dabei hat – nur zur Sicherheit. Aber: Kein Problem! Schließlich werden wir laut Video dann einfach toleranter bei „natürlichen Körpergerüchen“, wenn jeder weniger badet. Damit hätte sich der Stinke-Faktor erledigt.

Ein absolut logischer Gedankengang. Man kann ihn gut auf andere Lebensbereiche anwenden. Kein Brot mehr im Handel? Iss halt Kuchen! Heizung geht nicht? Sei weniger kälteempfindlich, du Frostbeule! Karl Lauterbach ist Gesundheitsminister? Gib deine Grundrechte einfach ab, alter Meckerfritz!

„KugelZwei“ schlägt auch konkrete Änderungen der „Waschkultur“ vor. So könnte man in Fitnessstudios statt Duschen einfach „Waschkabinen“ einführen, in denen es dann nur Waschbecken gibt. Das Duschen und Baden könnte man als „wöchentliches Highlight“ zelebrieren (wörtliches Zitat), gemeinsam mit „Freund*innen“ im „öffentlichen Badehaus“.

Ein Intendant des ÖRR im „öffentlichen Badehaus*in“ – das möchte ich gerne sehen. Bestimmt wären die Video-Ersteller angetan, wenn ihr Chef schnell noch den Porsche um die Ecke parkt, um dann – nach dem Abscannen seines Social-Credit-Scores – gemeinsam in eine komplett verdreckte, braune Plörre zu steigen. Ich für meinen Teil stelle mich lieber täglich unters Wasser und manage meine Sauberkeit selbstständig.